Jim Lauderdale – Time Flies – CD-Review

Lauerdale_300

Review: Michael Segets

Yep Roc Records/H’Art bringt zeitgleich das 30. und 31. Album von Jim Lauderdale heraus. Neben einer frühen Aufnahme aus dem Jahr 1979, die zusammen mit Roland White entstand, steht das aktuelle Werk „Time Flies“ nun in den CD-Regalen.

Das erste Mal bin ich auf Jim Lauderdale aufmerksam geworden, als er gemeinsam mit Buddy Miller (Steve Earle) das Album „Buddy und Jim“ veröffentlichte. Dabei kann Lauderdale auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken, die durch Bluegrass, Country und Americana geprägt ist.

Der zweifache Grammy-Gewinner ist besonders als Songschreiber für andere Musiker erfolgreich. Unter anderem hat er für Georg Strait, Mark Chesnutt, Elvis Costello, Patty Loveless und The Dixie Chicks Material geliefert. Er arbeitete zudem mit den North Mississippi Allstars und Robert Hunter (Greatful Dead) zusammen.

Produziert wurde das aktuelle Album dann auch stilecht in Nashville, wobei sich Lauderdale, Jay Weaver als Unterstützung in das Blackbird Studio beziehungsweise das House of Blues Studio holte. Der starke Titeltrack „Time Flies“ reiht sich als moderner Americana-Song nahtlos in Lauderdales bisheriges Schaffen ein. Auch das folgende „The Road Is A River“ weiß durch einen eingängigen Refrain mit schönen Harmoniegesängen und einem kurzen Gitarrensolo zu überzeugen.

Mein Favorit der Scheibe ist aber die dunkle Ballade „When I Held The Cards”. Schellen und Schlagzeug-Besen erzeugen mit der tiefen Gitarre eine schön staubige Atmosphäre. Das süßliche „Violet“ und das getragene „If The World’s Still Here Tomorrow” fallen im direkten Vergleich etwas ab.

Mit „It Blows My Mind” und „Where The Cars Go By Fast” greift Lauderdale in die Country-Schublade. Vor allem der letztgenannte Song nimmt mit Bar-Piano, tollen Harmonien, Geige und etwas Slide ordentlich Fahrt auf.

Wie schon auf dem Album „London Southern” aus dem vergangenen Jahr mischen sich auch Soul- und Swing-Elemente in die Kompositionen von Lauderdale. Auf „Time Flies“ gibt Lauderdale dem Swing nun noch mehr Raum. So lässt Frank Sinatra bei den flotten „Wild On Me Fast“ und „While You’re Hoping“ grüßen. Auch „Slow As Molasses“ versetzt nach Los Angeles in eine gepflegte Bar der fünfziger Jahre. Bei einem Longdrink kann der Song durchaus genossen werden, obwohl der Musikstil fernab von dem liegt, was ich sonst so höre.

Fast schon in Richtung Jazz geht „Wearing Out Your Cool” vor allem durch den Einsatz der Bläser. Obwohl die Klangfarbe Lauderdales Stimme nicht mit der von Chris Rea vergleichbar ist, weckt das Stück hinsichtlich des Songwritings doch Assoziationen zu dem Briten.

„Time Flies“ erfüllt nicht ganz die Erwartungen, die ich mit dem Album verbunden habe. Country und Americana überwiegen zwar stilistisch und einige Songs liegen deutlich über der Qualität vieler anderer Genrebeiträge. Durch die wiederholten Ausflüge in den Swing erscheint der Longplayer im Gesamteindruck aber konzeptionell nicht so stringent wie andere Werke Lauderdales.

Das heißt in einer positiven Wendung allerdings, dass Jim Lauderdale trotz seiner zahlreichen Veröffentlichungen immer noch für Überraschungen gut ist. Er erweitert seine Kompositionen durch neue Elemente und beweist damit, dass er seine musikalische Flexibilität erhalten hat. „Time Flies“ ist ein Album, das ich wohl selten durchgängig hören werde, bei dem es sich aber lohnt, die Highlights herauszupicken.

Yep Roc Records/H´Art (2018)
Stil: Americana, Country and more

01. Time Flies
02. The Road Is A River
03. Violet
04. Slow As Molasses
05. Where The Cars Go By Fast
06. When I Held The Cards
07. Wearing Out Your Cool
08. Wild On Me Fast
09. While You’re Hoping
10. It Blows My Mind
11. If The World’s Still Here Tomorrow

Jim Lauderdale
Jim Lauderdale bei Facebook
H’ART Musik-Vertrieb GmbH

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert