Radney Foster – For You To See The Stars – CD-Review

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Abschließen möchte ich das Jahr mit einem der ganz großen Singer/Songwriter unseres Metiers, unserer Zeit, mit Radney Foster. Hier schon einige Male besprochen, hat der Anwaltssohn, geboren 1959 in Del Rio, Texas, im September mit „For You To See The Stars“ ein weiteres, unaufdringliches Meisterwerk geschaffen.

Bekannt wurde Radney zunächst Mitte der Achtziger Jahre mit seinem Partner Bill Lloyd als Duo Foster & Lloyd (übrigens 2011 auch mit einem durchaus passablen Comeback-Album „It’s Already Tomorrow“ kurzzeitig wieder präsent), bevor er sich 1992 auf eigene Pfade begab.

Seine Songs wurden durch viele Künstler wie u. a. Keith Urban, Sara Evans, Dixie Chicks oder Hootie & The Blowfish gecovert, nicht zu vergessen auch seine Tätigkeiten als Produzent zweier Alben für die Randy Rogers Band.

Mit dem Brille-tragenden Foster (einer der wenigen in der Branche), verbindet man schon von seinem rein äußerlichen Erscheinungsbild, einen gewissen Intellekt, der sich im Rahmen seiner Texte, in Kombination mit seinem immer etwas steif wirkenden Gesang (aber mit einer ungemeinen Markanz)  und der dezent introvertiert klingenden Musik bestätigt.

„For You To See The Stars“ (übrigens parallel von Radney auch als Buch mit zehn Kurzgeschichten aufgelegt), beginnt sofort mit dem Titelstück, einer Ode an das ‚Prinzip Hoffnung‘, das sich thematisch auch durch dieses Werk fortführt. Frei nach dem Motto, egal was auch passiert, es gibt irgendwo immer Licht am Ende des Tunnels.

Das grassige, familiäre „Greatest Show On Earth“ (wunderbar mit den typischen Instrumenten wie u. a. Akustikgitarre, Fiddle und Mandoline in Szene gesetzt) bildet mit seiner Spielfreude und dem fröhlichem Unterton, einen Ausgleich zum etwas schwermütigen  Vorsong.

„It Ain’t Done With Me“ erinnert sofort an countryrockige Sachen von Pat Green oder Jack Ingram. Die Skynyrd-umwehten Gitarren-Soli werden auch Southern Rock-Freaks begeistern. Das eher durch Keith Urban zu Bekanntheitsgraden gelangte „Raining On Sunday“ (hier jetzt als Neuauflage der Altversion Fosters von 1999 nochmals modifiziert) ist so ein Track, bei dem man sofort ein gewisses Etwas spürt und der auf dem Fuße (für immer) hängen bleibt. Zweifellos ein ganz großer Moment in Radneys kreativem Schaffensspektrum.

Mit dem der Veteranen-Thematik zugewendeten „Belmont And 6th“, dem Filmmusik-tauglichen „Rock And Roll Slow Dance“, der Ballade „While You Were Making Time“ (wäre ein Cover-Kandidat für Joe Cocker gewesen, wenn er noch leben würde), dem politischen Country-Storyteller „All That I Require“ und dem swampigen „Howlin‘ (Richtung CCR/Tony Joe White) bekommt man die geballte Ladung Fosterscher Musik-Divergenz, immer unter der Prämisse eines hohen Anspruchs, geboten.

Das melancholische „Sycamore Creek“ (plus instrumentelle Reprise im Anschluss) mit herrlichen weiblichen Harmoniegesängen, wunderbaren Piano- und Steelfills) interpretiere ich mal frei als Danksagung des dreifachen Familienvaters an die Toleranz und Ausdauer seiner Frau, seinem (genialen) musikalischen Treiben, über die Jahre hinweg, den nötigem Freiraum einzuräumen.

Fazit: Mit „For You To See The Stars“ untermauert Radney Foster erneut seinen Status als einer der ganz großen intellektuellen Musikpoeten des Country/Roots/Red Dirt-Genres und darüber hinaus. Am Ende dieses, in jeder Hinsicht packenden und faszinierenden Werkes, sind ‚goosebumbs on your skin‘ eine unweigerliche Begleiterscheinung!

Devil’s River Records (2017)
Stil: Country (Rock) / Singer/Songwriter

01. For You To See The Stars
02. Greatest Show On Earth
03. It Ain’t Done With Me
04. Raining On Sunday
05. Belmont And 6th
06. Rock And Roll Slow Dance
07. While You Were Making Time
08. All That I Require
09. Howlin‘
10. Sycamore Creek
11. Sycamore Creek (Instrumental Reprise)

Radney Foster
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Rob Baird – Wrong Side Of The River – CD-Review

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Drittes, wundervolles, ja geradezu umwerfendes Album des aus Memphis stammenden, heute aber in Texas lebenden Rob Baird. Welch eine Wonne! Hinreißender, genauso prächtig groovender, wie traumhaft melodischer Red Dirt Roots-, Americana- und Countryrock, der zu dem besten gehört, was das Genre zu bieten hat. Die Songs sind fantastisch! Vier Jahre war Rob Baird in sich gekehrt, um sich in seiner typischen Art mit aktuellen Dingen des Lebens wie Trubel, Ausdauer, Einsamkeit, Zurückweisung oder Depression thematisch in seinen neuen Songs auseinander zu setzen und betrieb damit auch ein wenig Selbstfindung in eigener Sache.

„Wrong Side Of The River“ heißt seine neue Scheibe und führt den Weg seiner beiden schon extrem starken Vorgänger konsequent fort. Das Album ist erneut ein zehn Stücke umfassendes, kleines Meisterwerk geworden, das einen von vorne bis hinten mit seiner Magie gefangen hält. Baird hat die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Scott Davis beendet und in Brian Douglas Philipps, einen neuen Multi-Instrumentalisten (guitars, keys, pedal steel, harmony vocals) als kongenialen Partner an seiner Seite gewonnen, der als Mitspieler, Songwriter und Produzent einen erheblichen Beitrag zu dem herausragenden Gesamtergebnis geleistet hat.

Die Musikerriege wurde zu früher komplett ausgetauscht und bewegt sich diesmal mit Jacob Hilddebrand (guitars, banjo), Z Lynch (bass, harmony vocals), Fred Mandujano (drums, percussion) und Jamie Harris (harmony vocals) in einem recht überschaubaren, aber umso kompetenteren Rahmen. Beim Songwriting ist aus älteren Tagen nur Rick Brantley als Co-Writer bei einem bärenstarken „Oklahoma“ übrig geblieben (unglaublich melodischer, dennoch herrlich „gritty“ und mit einem von effektvollen Gitarren- und Keyboard-Klängen und einem tollen Drive nach vorn getriebener, flüssiger Red Dirt Country-/Americana-Rocker), ansonsten assistierten Douglas Philipps und Leute wie Ruston Kelly und Ben Danaher.

Am typischen Rob Baird-Stil, einer dezent melancholisch und introvertiert klingenden Melange aus Country, Red Dirt, Americana und Roots Rock, wurde aber so gut wie nichts verändert. Gut so! Schon das Auftaktstück „Ain’t Nobody Got A Hold On Me“ (unterkühlte Retro Bariton-E-Gitarre, tolles Solo, hallende Orgel-Untermalung) mit seinen atmosphärischen Stimmungs- und Tempowechseln (starker Powerrefrain) lassen einen tief in Bairds Seelenleben eintauchen. Hat irgendwie den Vibe eines jungen Rodney Crowell. Ganz toller Song! Danach „bettelt“ Rob (immer noch so ein bisschen wie ‚Schwiegermutters Liebling‘ aussehend) in der, mit wundervoller Steelguitar verzierten, flockig, flotten Countryrocknummer „Mercy Me“ hingebungsvoll um Verzeihung (tolles Steel-/Bariton-Gitarren-Zusammenspiel, traumhafte Melodie).

Einer der wichtigsten Co-Writer dieses Albums ist der texanische Songwriter Mando Saenz. Der liefert in seiner extravaganten, rootsigen Manier die Ideen und Texte sowohl für das brillante, dezent Rockabilly-umwehte „Pocket Change“ als auch für die edle, ruhige, staubige, dabei wunderschöne Americana-Ballade „Horses“ (tolle Akustikgitarre). Zwei absolute Highlights! Herrlich auch die wunderbare, reduzierte Ballade „Run Of Good Luck“, bei dem sich die Instrumente wie Piano, Steel und Akustikgitarre sehr erhaben miteinander verbinden. Großartig hier zudem der Baird assistierende, texanisch gefärbte Harmonie-Gesang von Jamie Harris.

Der Titeltrack „Wrong Side Of The River“ begeistert mit leicht psychedelischem Teint, in einem klasse, ein wenig an Jason Isbell erinnernden Rootsrock-Ambiente mit kernigen Gitarren und Robs exzellenter Gesangsleistung. Das eingängige, mit einem sehr melodischen Refrain ausgestattete „Mississippi Moon“ wäre wohl eine potentielle Cover-Option für die Eli Young Band. Am Ende sinniert Baird voller Melancholie in „When I Go“, was wohl passieren würde, wenn er fortgeht. Die dritte Fremdkomposition des Werkes „Cowboy Cliche“ (Orgel, E-Gitarren-Fills, dezente Bläser), von dem bei Carnival Music unter Vertrag stehenden Songwriter Peter Hultquist, räumt mit Cowboy-Klischees auf und beendet sehr atmosphärisch und ruhig ein weiteres hervorragendes Baird-Exemplar.

„Wrong Side Of The Rive“ ist eine erneute absolute Glanzleistung des Protagonisten. Möge Rob Baird sich vielleicht in seinem Gefühlsleben auf der ‚falschen Seite des Flusses‘ wähnen, so hat der Texas-Troubadour musikalisch längst den richtigen Weg eingeschlagen. Welch ein beeindruckendes Teil.

Hard Luck Recording Co. (2016)
Stil: Country / Roots Rock

01. Ain’t Nobody Got A Hold On Me
02. Mercy Me
03. Pocket Change
04. Run Of Good Luck
05. Wrong Side Of The River
06. Oklahoma
07. Horses
08. Mississippi Moon
09. When I Go
10. Cowboy Cliche

Rob Baird
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Bärchen Records

Will Hoge – Solo & Live – CD-Review

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Dass Will Hoge, wie ich bereits im Vorfeld schon vermutete, ein netter und sympathischer Typ ist, bestätigte sich, als ich nach seinem starken Auftritt im Kölner Studio 672, kurz die Gelegenheit hatte, mit ihm ein paar Sätze zu wechseln. Im Anschluss überreichte er mir dann noch das vorliegende Werk zur Besprechung.

Wenn ich seine Ausführungen gegen Ende der CD richtig interpretiert habe, wurde im Dezember 2015 ein Konzert in Jackson, Mississippi, im Rahmen seiner Solo & Live Tour mitgeschnitten und auf diesem Silberling veröffentlicht, sowie, begleitend zu seinen Auftritten, jetzt in Europa mit vertrieben. Für mich eine schöne Gelegenheit, den gerade frisch erlebten Gig in Ruhe nachträglich reflektieren und verarbeiten zu können, auch wenn sich die beiden Setlisten doch ein wenig unterscheiden.

Will eröffnete hier mit dem knackigen „Too Old To Die Young“ (in Köln nicht gespielt) und servierte seiner Anhängerschaft in den Staaten im folgenden Verlauf eine bunte Mixtur von Songs aus seinen vielen diversen Studio-Veröffentlichungen, mal mit Akustik- oder E-Gitarre, Piano in Kombination mit einigen Harp-Einlagen. Dabei macht er, wie zum Beispiel an „Times Are Not Changing“ bestens zu erkennen, keinen Hehl daraus, dass er ein Faible für die großen Songwriter der Endsechziger/siebziger Jahre besitzt.

Deutlich vernehmbar immer wieder das anprangernde, attackierende Moment in seiner Stimme, wie es auch für die Dylans, Guthries oder Seegers & Co. typisch war. Klasse vor allem auch die herrlich kauzige Version von „Jesus Came To Tennessee“. Toll für mich persönlich, dass ich jetzt auch eine Fassung vom großartigen „Still A Southern Man“ in meiner Tonträger-Sammlung besitze. Die eingängigen Sachen wie „Middle Of America“ und „Even If It Breaks Your Heart“ sind natürlich auch präsent.

Beim vorletzten, seiner Frau Julia gewidmeten Stück, „Damn Spotlight (Julia’s Song)“, erzählt Will, wie auch in Köln, ein paar Details über die Entstehung des Liedes: Kurze Zeit nach Geburt seines Sohnes musste er seine Familie wieder für eine neun Wochen andauernde Tour verlassen. Von Sehnsucht getrieben in einem Hotelflur in Kansas City während eines Schneesturms, ließ er dann spontan seine Emotionen freien Lauf und verarbeitete sie in diesem schönen melancholischen Song.

Den Rausschmeißer gibt auf diesem Werk das flockig rockende „Til I Do It Again“. Insgesamt ist Will Hoges „Solo & Live-Scheibe, wie bereits oben erwähnt, eine schöne Ergänzung zum erlebten Konzert. Für alle, die es nicht geschafft haben, seinen drei Auftritten hier beizuwohnen, ein schöner Ersatz, für das, was sie verpasst haben.

Wie ich von Will und auch der Vertreterin seiner Konzertagentur erfuhr, stehen die Chancen recht gut, dass er sich zeitnah wieder in unserem Lande blicken lässt. Die Krönung wäre es dann natürlich, wenn er noch ein paar Könner aus Nashville mit im Schlepptau hätte und im Bandgefüge performen würde. Wie dem auch sei, es gibt zumindest schon mal einen Grund zur Vorfreude…

Eigenproduktion (2016)
Stil: Singer/Songwriter

01. Too Old To Die Young
02. Doesn’t Have To Be That Way
03. When I Can’t Afford To Lose
04. Times Are Not Changing
05. (Pretty Sure) I’m Over You
06. Jesus Came To Tennessee
07. Little Bitty Dreams
08. When I Get My Wings
09. Through Missing You
10. Trying To Be A Man
11. Middle Of America
12. Woman Be Strong
13. Still A Southern Man
14. Even If It Breaks Your heart
16. Damn Spotlight (Julia’s Song)
17. Til I Do It Again

Will Hoge
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Todd Thibaud – Broken – CD-Review

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Das fünfte Studioalbum von Todd Thibaud! Nachdem er mit seinem Meilenstein „Northern Skies“ die Messlatte in immense Höhen gelegt hatte, war ich gespannt, ob der umtriebige Musiker mit seinem neuen Werk „Broken“ auf diesem Level weiterfahren kann, einen Durchhänger abliefert oder etwa das Unmögliche zustande bringt und nochmals eine Schippe drauf legen kann. Ich nehme es vorweg. Nach den bisher erlebten Hördurchgängen ist der hochwertige Status Quo gewahrt.  Todd Thibaud – Broken – CD-Review weiterlesen

Madison Violet – 24.04.2009, Karo, Wesel – Konzertbericht

Das war für mich irgendwie ein ganz seltsamer Abend. Gefahren bin ich an diesem Freitag in mein geliebtes Weseler Karo wegen Madison Violet. Empfohlen hatte mir das Duo Karo-Leiter Mathias Schüller schon vor einigen Monaten beim Band Of Heathens-Konzert. Danach vergingen Wochen, ohne dass ich einen weiteren Gedanken an die kanadischen Mädels verschwendete (welch blöder Ausdruck…). Dann erreichte mich plötzlich ein Newsletter von der Promo-Agentur, die das neue MV-Album „No Fool For Trying“ ankündigte.

Ich mailte die Agentur an und bat um eine Akkreditierung für das Weseler Konzert und gleichzeitig um ein Rezensionsexemplar der CD – man möchte ja schließlich nicht unvorbereitet zu solch einem Gig. Prompt hatte ich zwei Tage später das Teil im Briefkasten. Der Konzerttermin war in meinem Kalender auf der Arbeit vermerkt. Unglücklicherweise brach ich mir vor 14 Tagen den Zeh meines rechten Fußes und überlegte, ob ich den Gig angesichts der zu erwartenden Standzeiten wahrnehmen sollte, zumal noch keine Akkreditierungszusage vorlag. Aber siehe da, die Agentur hatte sich bereits um alles gekümmert. Also hieß es doch auf die Zähne zu beißen.

Damit komme ich jetzt zum eigentlichen Anliegen des Abends, Madison Violet, alias Brenley MacEachern und Lisa MacIsaac, zwei hübsche und musikalisch sehr beschlagene Kanadierinnen. Die präsentierten ihr neues Werk „No Fool For Trying“, das auch schon im Studio recht sparsam (aber dafür umso exzellenter und filigraner) instrumentiert war, als reines Duo und reduzierten ihre Songs demnach vom Gehalt her auf ein Minimum, was der äußerst charmanten, sympathischen und humorvollen Performance aber keinen Abbruch tat.

Im Gegenteil, dem Zuschauer/Zuhörer wurde gerade deshalb ein konzentrierter Blick auf ihr umfassendes Können geboten. Beide zeichneten sich durch ihren hervorragenden Einzel-Gesang (federführend hier hauptsächlich die mit ihren geflochtenen Zöpfen superhübsch und countrygirlmäßig rüberkommende Brenley MacEachern) aus, der Knaller an sich waren aber die wirklich auf den Punkt gebrachten und fast schlafwandlerisch sicher sitzenden Harmoniegesänge (klasse hier Lisa McIsaac).

Nicht zu unterschlagen natürlich auch ihre instrumentellen Fertigkeiten in Sachen Akustikgitarren- (beide), Fiddle-, Mandoline- (Lisa) und Harp-Spiel (Brenley). Der Vortrag begann wie auf der CD mit dem wunderbar atmosphärischen „The Ransom“, über „Best Part Of Your Love“, gefolgt von Brenleys kurz skizzierter und in einem Song verfassten Abkehr von materiellen Werten bei „The Skylight“. Dem Titelsong ihres Silberlings „No Fool For Trying“ wurde Brenleys ‚Suche nach dem perfekten Schnitzel in Deutschland‘-Anekdote (süß ihr Akzent bei der deutschen Aussprache) vorgeschoben. Eine engagierte Zuschauerin überreichte ihr daraufhin Recherchematerial diesbezüglich… oder eine Speisekarte, was letztendlich nicht aufklärend zu erkennen war.

Die gesangstechnische Einbindung des Publikums entpuppte sich beim allerdings auch recht schwierig mitzusingenden „Men Who Love Women“ als gut gemeinter Vorsatz. Der wohl emotionalste Moment des Abends war, als die beiden das MacEacherns getötetem Bruder gewidmete „The Woodshop“ vortrugen, bei dem man Brenley deutlich den Kloß im Hals in der sichtlich berührten Gesangspräsentation anmerkte. Der Song ging unter die Haut.
Das berühmt berüchtigte Simon & Garfunkel-Cover „Mrs. Robinson“ (ich hasse Simon & Garfunkel…) und mein persönliches Lieblingsstück des aktuellen Albums, das flotte „Lauralee“ (herrlich hier einmal mehr die brillanten Harmonies) beendeten eine kurzweiliges Programm, das mit der Zugabe „Sore Heart“, einer Gemeinschaftsarbeit der beiden mit Ron Sexsmith, eine Spielzeit von einer guten Stunde erreichte.

Beide Mädels überzeugten als musikalisch glänzendes und harmonisches Team, die angenehme Optik gab’s noch obendrauf. Einem weiteren Besuch meinerseits (hoffentlich dann mal mit kompletter Bandunterstützung) steht demnach nichts im Wege, zumal weitere, zukünftige Auftritte in Wesel, angesichts der offensichtlichen Wohlbekundungen der beiden ‚Macs‘, als wahrscheinlich gelten dürften. Ich freu mich drauf!

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Karo Wesel
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Todd Thibaud – 27.03.2009, Karo, Wesel – Konzertbericht

Einen Tag zuvor bei Steve Lukathers Gitarrenkünsten auf Weltniveau in Bochum, bei prall gefüllter Location auf mittelgroßer Ebene noch beigewohnt, galt es am darauf folgenden Abend den inneren musikalischen Hebel wieder umzuschalten. Angesagt war eine Mischung aus Singer/Songwriter-Stoff und melodischem Roots Rock in intimer Wohnzimmeratmosphäre.

Einer meiner Lieblingskünstler auf dem Gebiet war einmal mehr in Wesel zu Gast, Todd Thibaud. Der hatte seine vor geraumer Zeit erschienene und von mir beleuchtete CD „Broken“ mit im Gepäck, die es hier und heuer vorzustellen galt. Es ist meine bis dato vierte Live-Begegnung mit dem sympathischen Songwriter (einmal als Part von Hardpan, einmal mit Joseph Parsons im Duo, zweimal mit Begleitband) und, um es vorwegzunehmen, es sollte die eindeutig stärkste Vorstellung werden. Der gewichtstechnisch im Vergleich zu den Vorjahren etwas ‚robuster‘ wirkende Thibaud (mit Pepita-Hütchen als Kopfverzierung), kam nach meinem subjektivem Empfinden vom Wesen und seiner Körpersprache deutlich lockerer rüber als bei den erlebten Vorveranstaltungen, da konnte er den Hauch des dezent introvertierten nachdenklichen Intellektuellen nie so ganz abstreifen (was aber seine sympathische Note nie übertünchte).

Vermutlich lag es an seinen Mitstreitern (scherzhaft von Todd bei der Vorstellung als ‚Sleeping Dogs‘ betituliert, also aus seiner Sicht Todd Thibaud & The Sleeping Dogs), die gut gelaunt und spielfreudig ihren Frontmann zu Bestleistungen animierten. Thibauds samtweiches, glasklares Stimmorgan verströmte eine einzigartige, wohlige Wärme, sein präzises Akustikgitarrenspiel gab den Takt vor; der wie eine tapezierte Fahrradspeiche anmutende, hagere Sean Staples und der Holzfäller-Typ, Thomas Juliano (von Seven Mary Three), zeigten sich für die solistischen Glanzlichter verantwortlich. Erstgenannter ließ wieder ein Mandolinengezwitscher vom feinsten vom Staples, ähm vom Stapel, das ihn in freier Natur vermutlich ins Fadenkreuz so manches Ornithologen geraten lassen würde, Juliano beeindruckte mit variabler E-Gitarrenkunst. Und er war es auch der diesen Thibaud-Auftritt zu meinem Favorit werden ließ.

Die Brandbreite reichte vom sattem Rhythmusspiel, über klassische E-Soli bis zu atmosphärischen Bariton-Klängen, sowie letztendlich einer surrenden Slide-Performance beim den Hauptset abschließenden „You & Me“. Sprich, Thomas Juliano machte den Unterschied! Der in drei Teile gesplittete Abend (Set 1 von 21:15 – 22:00 Uhr, Set 2 22:20 – 23:10 Uhr, Zugaben 23:15 – 23:30 Uhr) umfasste 25 Stücke, die im Großen und Ganzen ein Best Of seiner vier Studioalben „Little Mystery“ (u.a. großartig das Titelstück und das mandolinenverzierte „Anywhere“), „Squash“ (u.a. „Is It Love?“, das flockig dargebotene „St. Cecilia“), „Northern Skies“ (u.a. mein Thibaud-Lieblingsstück „Louisiana“, das rockige „Three Words“, das rhythmische „On My Own Again“ mit fetzigem E-Solo) und dem aktuellen Silberling „Broken“, der natürlich den Schwerpunkt bildete (bis auf vier Tracks alles, wobei das atmosphärische „Simple Man“, die countryeske Ballade „Man That I Am“, das mit Honkytonk-Flair behaftete „Stone I Can’t Roll“ und das Slide-trächtige „You & Me“ besonders zu gefallen wussten). Drei Stücke (enthalten auf einem Blue-Rose-Bootleg: „Give Back My Heart“, „That Wasn’t Me“ und „Sweet Destiny“) waren mir bisher nicht bekannt, überzeugten aber allesamt.

Der vom recht sachlichen Publikum eingeforderte Zugabenteil umfasste insgesamt fünf Songs. Darunter ein balladeskes Tom Waits-Cover und „Johanna’s Dreams“, das Todd recht intim, solo, und mit eigens gespielter Harp-Ergänzung performte. Das am Ende noch mal richtig mit kompletter Band abrockende „Finding Out“ von Thibauds damaligem Debüt beendete einen starken, intensiven, instrumentell anspruchsvollen und sehr melodiebetonten Abend. Todd Thibaud & Band sind von daher immer einen Konzertbesuch wert. Auch beim nächsten Mal werde ich sicherlich wieder mit von der Partie sein. Großartiger Live-Stoff!

Todd Thibaud
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Blue Rose Records
Karo Wesel

Stefanie Fix – Crooked Smile – CD-Review

Bei Stefanie Fix und ihrem aktuellen Album „Crooked Smile“, ist ihr Nachname, zumindest der Bedeutung im hiesigen Volksmund nach, auf gar keinen Fall Programm. Denn die nach Austin zugereiste Singer/Songwriterin frönt auf diesem Silberling überwiegend den recht langsam instrumentierten, nachdenklichen und schwermütigen Tönen.

Der bereits 2007 veröffentlichte Silberling (warum bekommen wir den eigentlich jetzt?), wurde von den Kritikern bisher durchgehend hochgelobt. Produziert wurde die Scheibe von Stephen Doster (Willie Nelson, Nancy Griffith, Dr. John) und Johnny Goudie. Die beteiligten Musiker Dony Wynn (Robert Palmer, Steve Winwood), Brad Houser, Stewart Cochran und John Sanchez liefern eine tadellose Leistung bei der instrumentellen Umsetzung ab, die jedoch in den meisten Fällen recht spartanisch ausfällt.

Die Songs pendeln in Bereichen von ruhigem, rootsigen Indie-Rock bis zu psychedelisch angehauchtem, aber sehr trockenen Pop. Als Eckpunkte sehe ich hier Damen wie Tori Amos und Kate Bush („Let The Sunshine Thru You“, „Holy Shit Ma“) bis zu einer unter Baldrianeinflüssen stehenden Melissa Etheridge („Far From You“, „Don’t Go, Don’t Stay“, „No Reason Now“, „The Secret I Keep“), also recht abenteuerlich und schwer vorstellbar, es kommt aber ungefähr hin.

Das ist Musik, so stelle ich es mir vor meinen geistigen Auge vor, die vielleicht Renate Künast, Jürgen Trittin & Co., spät nachts in der Lounge des Steigenbergers bei einem Gläschen Schampus zum Abschluss gefallen würde, bevor man am nächsten Tag auf dem Grünenparteitag dem Fußvolk der Delegierten mit trüber Oberlehrer-Miene wieder die heilende Wirkung von Müsli und Obstsäften anpreist.

Insgesamt ist „Crooked Smile“ von Stefanie Fix ein sehr spezielles Album, das man aus meiner Sicht nur bei ganz bestimmten Stimmungen und Gelegenheiten auflegen kann. Ein Werk für das intellektuell geprägte, weibliche Geschlecht und passionierte Frauenversteher, was den männlichen Part der Klientel betrifft, zu der ich mich, zugegebener Maßen, eher nicht zähle…

Hand To Mouth Recordings (2007)
Stil:  Singer/Songwriter

01. Let The Sunshine Thru You
02. (Baby) I Know You’re There
03. Far From You
04. Dancing With Ghosts
05. Holy Shit Ma
06. Don’t Go, Don’t Stay
07. No Reason Now
08. Crooked Smile
09. Walking Shoes
10. The Secret I Keep

Stefanie Fix
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Hemifran

Edwin McCain – Lost In America – CD-Review

Zwei Jahre nach seiner phänomenalen Live-DVD haben Edwin McCain und seine Mannen wieder den Weg zurück ins Studio gefunden und beglücken uns jetzt mit ihrem bereits 7. Album – erneut einem geradezu meisterlichen Werk, durchweg von herrlichen Melodien durchzogener, exzellenter, sich tief in den Gehörgängen festsetzender Songs zwischen moderner, amerikanischer Singer/Songwriter-Mentalität, knackigem angerautem Roots-/Heartland-Rock/-Pop, zuweilen dezentem, seiner Herkunft aus South Carolina entsprechenden Southern-Flair, und, trotz der kompakten Songstrukturen, spürbarer Spielfreude!

Der in USA über eine riesige Fanschar verfügende und unter Musiker-Kollegen äußerst anerkannte McCain (zählt bekanntermaßen zu den besten Freunden von Gov’t Mule’s Warren Haynes, auf dessen alljährlichen Christmas-Jams er auch heute noch regelmäßig auftaucht) in brillanter Verfassung! Immer wieder fragt man sich, warum ein so begnadeter Sänger, Musiker und Songwriter mit solch klasse Instrumentalisten im Rücken, der die Fähigkeit besitzt solch hinreißende Songs zu schreiben und zu performen in unseren hiesigen Gefilden nicht über einen Insider-Status hinauskommt.

Auch mit „Lost In America“ hat Edwin wieder einen Longplayer ins Rennen geworfen, der jedem zusagen müsste, der sich für niveauvolle, höchst melodische, rootsige Rockmusik begeistert. Zudem bekommt man diese großartigen Songs von einer unter die Haut gehenden, überaus angenehmen, dezent „staubigen“ Charakterstimme serviert, wie sie nur ganz wenige in dieser Sparte ihr eigen nennen dürfen. Die neue CD beinhaltet zehn Stücke, darunter mit dem überragenden „Gramercy Park Hotel“ und der dem leicht psychedelisch angehauchten Pop-Rocker „My Mystery“ zwei Nummern, die auch bereits auf der eingangs erwähnten DVD live vorgestellt wurden, jetzt als Studioversionen.

„The Kiss“ (schöne Rhythmuswechsel, starke E-Gitarren-Passagen), „Truly Believe“ (tolle Percussion-Arbeit der beiden Gastmusiker Nick Buda und Craig Wright) und „Black And Blue“ (fulminantes Sax-Solo von Craig Shields) stammen alle aus der Feder von McCain und Kollegin Maia Sharp, und bieten diesen typischen, unbeschwerten, melodischen, frischen Roots-Pop-Rock-Spund, den man schon lange von ihm kennt, mal sanft, mal dezent funkig, mal etwas flippiger, mit tollen Refrains, die sofort eindrucksvoll unsere Ohren verwöhnen.

Die einzige, „echte“ Ballade, „Losing Tonight“ (trotzdem recht kräftig), kommt, wie so oft bei Edwin McCain, völlig ohne Schmalz aus. Klasse E-Slide.Führungsriffs, schönes Akustikgitarrenspiel und ganz dezentes Piano verschmelzen mit der Reibeisenstimme des Frontmannes zur harmonischen Einheit. Herrlich auch das relaxt, aber dennoch kräftig groovende, von einer wunderbaren Southern-Roots-Atmosphäre geprägte Titelstück „Lost In America“. Insgesamt erscheint das Album ein wenig rockiger als seine Vorgänger.

Beste Beweise dafür sind der stampfende, von kraftvollen Drums und satten Gitarren getragene Kracher „Bitter And Twisted“, geschrieben von Edwin mit seinen beiden Gitarristen Larry Chaney (was spielt der Mann wieder für klasse Lead-Parts) und Pete Riley (am Ende kreischt McCain gar in Lenny-Kravitz-mäßiger Manier ins Mikro), sowie zwei Stücke, komponiert vom der Band sehr nahe stehenden, ex „Vigilantes Of Love“-Kopf Bill Mallonee. „Welcome To Struggleville“ (mit ungemein viel Power, Slide-trächtig, mit tollem, pumpendes Bass-Spiel von Lee Hendricks) und das das Album abschließende, mächtig kocjhende „Babylon“. Letztgenanntes „erschlägt“ einen regelrecht mit aggressiven, kantigen, lauten, riffigen „Gitarrenbrettern“, die ein ordentliches Southern Rock-Flair in der Art der frühen, rauen Laidlaw fabrizieren. Ganz große Klasse!

Sämtliche Lieder wurden mit viel Fingerspitzengefühl angeordnet, so das einem das Gesamtmenü sehr abwechslungsreich serviert wird. Mit „Lost In America“ ist Edwin McCain ohne Frage eine erneute Weiterentwicklung gelungen. Seine Stimme war nie besser, die Songs wirken ausgereifter und zeitgemäßer als je zuvor. Vielleicht sein bisher bestes und ausgeglichenstes Werk. Man merkt zu jeder Minute, dass er mit einem gut harmonierendem, homogenen, äißerst kompetenten und freudig aufspielenden Team zusammenwirkt. Auf dem Frontcover des Digi-Packs sieht man eine Hand mit nach oben ausgestreckten Daumen, in der Art eines Trampers! Auch wir richten den Daumen steil nach oben – für diese absolute Meisterleistung!

Vanguard Records (2006)
Stil:  Singer/Songwriter

01. Gramercy Park Hotel
02. The Kiss
03. Welcome To Struggleville
04. Trully Believe
05. Lost In America
06. My Mystery
07. Black And Blue
08. Bitter And Twisted
09. Losing Tonight
10. Babylon

Edwin McCain
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Bärchen Records

Kathy Mattea – Right Out Of Nowhere – CD-Review

Mit fast dreißig Jahren Bühnenerfahrung und über zwanzig-jähriger Präsenz in Nashville zählt die 1959 in Cross Lane, West Virginia geborene Kathy Mattea ohne Zweifel zu den etablierten Größen von Music City. Weit mehr als ein Dutzend Longplayer, eine gute Hand voll Top-Ten-Hits, zahlreiche Auszeichnungen, wie CMA-Awards oder Grammys in den unterschiedlichsten Kategorien gelten als Indiz dafür, dass ihr Name für Abwechslung, Ausdauer und Qualität bürgt. Mattea hat trotz ihrer Country-Singer/Songwriter-Attitüde immer wieder experimentiert und versucht, unterschiedlichste Arten und Stile in ihre Musik einzuflechten, manchmal mehr, manchmal weniger kommerziell ausgerichtet.

Mit „Right Out Of Nowhere“ hat sie diesmal ein wunderbares, recht selbstbezogenes Werk abgeliefert, obwohl sie nur bei einem einzigen Song als Co-Writerin in Erscheinung tritt. Als Hintergrund kann man den Tod beider Elternteile sowie das Scheitern ihrer langjährigen Ehe vermuten. In vielen Texten drängen sich autobiographische Bezüge zur Interpretation förmlich auf. Trotz der nachdenklichen und sehr persönlich anmutenden Atmosphäre, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht, ist ihr ein starkes Werk gelungen, das voller Abwechslung steckt Von Depression oder Resignation keine Spur.

Im Gegenteil, Stücke wie „Loving You, Letting You Go“, „I Hope You’re Happy Now“ oder „Give It Away“ gelten als Indiz für einen weit vorangeschrittenen, positiv zu bewertenden Verarbeitungsprozess. Kathy Matteas neue Scheibe lebt aber nicht nur von der textlichen Qualität, sondern, neben ihrer wie immer sehr variablen Gesangsperformance, auch von dem außergewöhnlichen, geradezu hervorstechenden, instrumentellen Können ihrer langjährigen großartigen Tour-Begleitband, die sich diesmal auch im Studio „austoben“ durfte.

Was Leute wie Bill Cooley (guitars, dobro), Carson Whitsett (keyboards), Eamonn O’Rourke (fiddle , mandolin), Jim Brock (drums, percussion), Rick Blackwell (bass), Randy Leago (keyboards, accordion, harmonica), Paul Martin (background vocals), Terry Wilson (background vocals), John Vezner (background vocals), aber auch Gäste wie Suzy Bogguss, Darrell Scott, die Settles Connection (alle background vocals) oder Jim Hoke (harmonica) an musikalischen Highlights abliefern, ist fast nicht zu toppen. Hier greift ein Instrument stimmungsvoll ins andere, immer wieder mit kleinen auf den Punkt gebrachten Solo-„Schlagabtäuschen“ als Sahnehäubchen vollendet.

Man merkt sofort, das hier eine richtig eingespielte Truppe zur Tat schreitet. Ein wahres Audio-Erlebnis, besonders mit dem Kopfhörer! Das Werk startet direkt mit zwei absoluten „Earcatchern“. „Right Outta Nowhere“, eine richtig entspannte Nummer, mit wunderschöner Orgeluntermalung, klasse Akkordeon-Fills und starker Gitarrenarbeit von Bill Cooley, anschließend außergewöhnlich gut gelungene Stones -Cover „Gimme Shelter“, das von einem kratzigen Akustik-Gitarrenrhythmus und fulminanter Percussion-Leistung getragen wird, inbegriffen Mandolinen-, Flöten- und Akustik-Solo-Einlagen. Prachtvoller Bluegrass-rooted Singer/Songwriter-Rock voller herrlicher Rhythmik! Toll!

Ihrem schottischen Folk-Studium Anfang der Neunziger zollt sie mit „Love’s Not Through With Me Yet“ Tribut, wo keltische Elemente (Whistle-Töne) und Country-spezifische Songstrukturen ineinander fließen. Bei Stücken wie „Hurt Some“ (mit klasse Dobrospiel), dem bluesigen CCR-Cover „Down on The Corner“ oder „Wade In The Water“ wird dank der Background Vocals der Settles-Familie (Connection) eine sehr dezente Gospel-Note mit eingeflochten, ohne aber allzu dominant zu wirken. Alles ist sinnvoll zusammengefügt!

Ein starkes, country-orientiertes, melodisches Singer/Songwriter-Album mit jederzeit präsenten Bezügen zu Nashville, jedoch weit entfernt vom Mainstream-Country! Kathy Matteas „Right Out Of Nowhere“ passt hervorragend in die nun beginnende herbstliche/winterliche Zeit, an der die Abende länger werden, wo man sich gerne mal bei dezenter Kerzenbeleuchtung auf der Couch in eine Decke kuschelt, um sich dann bei einem guten Gläschen Wein, Whisky oder Cognac zu herzerwärmend guter Musik die verdiente Entspannung zu gönnen.

Narada Records (2005)
Stil: Singer/Songwriter

01. Right Outta Nowhere
02. Gimme Shelter
03. Hurt Some
04. Love´s Not Through With Me Yet
05. Loving You, Letting You Go
06. Live It
07. I Hope You’re Happy Now
08. Down On The Corner
09. Only Heaven Knows
10. Give It Away
11. Wade In The Water

Kathy Mattea
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Bärchen Records

Lori McKenna – Unglamorous – CD-Review

Fünftes Album von Lori McKenna, zum ersten mal unter einer „Major-Flagge“ und produziert von Tim McGraw und Byron Gallimore! Wundervoller, höchst anspruchsvoller, von Loris grandioser Songwriter-Kunst, Melodik und vorzüglicher Stimme getragener, genauso rootsig veranlagter, wie modern und radiotauglicher Americana-/New Country-Rock-Pop, der sie endgültig in der „ersten Liga“ etablieren dürfte. Die sehr gefragte, geschätzte und äußerst beliebte Singer/Songwriterin hatte ja in den letzten Jahren schon des Öfteren mit dem Faith Hill-/Tim McGraw-Clan zusammengearbeitet.

So schrieb sie beispielsweise einige sehr erfolgreiche Songs für deren letzte Alben und partizipierte auch an der diesjährigen U.S.-Tour der beiden. Unter diesen Vorzeichen dürfte eine Polarisierung nicht nur der McGraw-/Hill-Klientel, sondern der gesamten New Country-Szene vorprogrammiert sein. Recht so, denn Lori hat eine Menge zu bieten, auch abseits des Nashville-Mainstreams! Diverse Kritiker werden sicher nun „aufschreien“, dass die 36-jährige fünffache Mutter möglicherweise ihre bisher bewahrte Zwanglosigkeit der „heilen Independent-Welt“ zugunsten eines Nashville Major-Deals aufgeben könnte, doch die Sorgen sind völlig unbegründet. Zudem hat sie es absolut verdient, irgendwann einmal die Früchte einer kontinuierlich guten Arbeit zu ernten.

McGraw und Gallimore halten sich angenehm zurück und lassen der Künstlerin wirklich genug Freiheit und Spielraum , ihre eigenen Ideen und Intensionen umzusetzen. Die Songs klingen vielleicht nicht mehr ganz so „rough“ und unbehandelt wie früher, sind zum Teil etwas moderner und „mainstreamiger“ gehalten, doch das kommt richtig gut, denn Lori bewahrt zu jeder Sekunde des Albums ihre rootsigen Wurzeln und findet somit die nahezu perfekte Synthese zwischen rootsiger Americana-/Alternate Country-Musik und sehr melodischem, Nashville-kompatiblen Top 40 New Country-Rock-/Pop! Als prallten die Philosophien von Lucinda Williams, Linda Ronstadt, Faith Hill und Sheryl Crow aufeinander!

Klasse! Natürlich hilft auch die große Schar erfahrener 1A-Musiker wie Shannon Forrest, Bryan Sutton, Glenn Worf, Dan Dugmore, Tom Bukovac, Tony Harrell, Stuart Duncan etc. in beeindruckender Selbstverständlichkeit diesen Balanceakt zu bewältigen, sich nicht zu sehr von McKennas Ursprünglichkeit wegzubewegen. Dazu kommt noch jede Menge Background-Gesangs-Prominenz wie von Hill, McGraw und Gallimore persönlich, aber auch von Greg Barnhill, Bekka Bramlett, Kelly Willis und Buddy Miller, die alle ebenfalls mit vornehmer Zurückhaltung, jedoch wunderbar harmonisch ihren Beitrag leisten. Loris Stimme klingt frisch und variabel. Es scheint ihr sichtlich Freude zu bereiten ihre bewährten kleinen Alltagsgeschichten zu präsentieren.

Der großartige Eröffnungstrack „I Know You“ beispielsweise, beginnend mit einem schönen kurzen Baritone E-Gitarren-Intro, entwickelt sich mit vielen integrierten Tempowechseln zu einem interessant und peppig gestalteten Roots-Pop-Rock-Song, bei dem eine klasse Akustik-, E-Gitarren- und Mandolinenarbeit hervorstechen. Phantastisch auch das anschließende Titelstück „Unglamorous“, eine flotte, dynamische, von einem tollen Bass-Groove angetriebene, herrlich melodische, Americana-angehauchte New Country-Pop-Nummer! Einige Gänge runtergeschaltet wird dann bei „Your Next Lover“, wobei das melancholische Country-Flair des Songs durch dezente, in keinster Weise störende Streicherpassagen hervorgehoben wird. „I’m Not Crazy“ bewältigt McKenna danach in lockerer Sheryl Crow-Manier. Bei „Falter“ einem wundervollen, introvertiertem Kleinod, ist sie dagegen wieder ganz sie selbst.

Etwas poppiger wird es dann wieder bei dem schönen „Witness For Your Life“, besonders im Refrain. Das Lied erinnert ein wenig an die Sachen von Stevie Nicks. Schön hier die Mandolinen-Fills und das herrliche E-Gitarren-Solo von Tom Bukovac. Eine tolle „Cryin’ In My Beer“-Countryballade der etwas anderen Art gibt’s dann mit dem starken „Drinkin’ Problem“ (klasse Mandolinen-/Gitarren-Begleitung). Hier wird nicht voller Selbstmitleid vor sich hingesäuselt, sondern sich in bester McKenna’scher Art unverblümter den Tatsachen gestellt. Stark die von Tim McGraw auf den Punkt eingestreuten Harmony-Parts. Ebenfalls mit feiner Countrynote (Fiddle, Steel) werden bei „How To Survive“ in humorvoller Weise die Probleme einer Alltags-Beziehung reflektiert.

Das für Loris Verhältnisse recht aggressiv vorgetragene „Written Permission“ überrascht dann mit einem leicht psychedelisch angehauchten, Roots-poppigen Ambiente. Der forsch dahinpreschende Rhythmus hat viel pep! Bei den beiden großartigen Schlussnummern „Confetti“ (in der Art einer Nanci Griffith oder Mindy Smith) und dem autobiographischen „Leaving This Life“ (hier wird der Tod ihrer Mutter behandelt, als Lori gerade mal sechs Jahre alt war) findet McKenna dann wieder zu ihrer ursprünglichen, nachdenkliche Singer-/Songwriter-Mentalität zurück.

Fazit: Trotz der durchaus etwas moderneren musikalischen Gangart hat Lori McKenna mit „Unglamorous“ in keinster Weise „ihre Seele verkauft“. Im Gegenteil, ihre Songs klingen glaubwürdig wie eh und je. Toller, manchmal zurückhaltender, nachdenklicher, dann aber auch wieder sehr peppiger, würziger und flotter Roots-, Country-,-Rock-, Pop-, Singer-/Songwriter-Stoff einer Interpretin, die auch unter der „Major-Regie“ eine Menge zu sagen hat. „Unglamarous“ und überaus beeindruckend! Daumen senkrecht nach oben für Lori McKenna!

Warner Records (2007)
Stil: New Country / Singer/Songwriter

01. I Know You
02. Unglamorous
03. Your Next Lover
04. I’m Not Crazy
05. Falter
06. Witness to Your Life
07. Drinkin’ Problem
08. How To Survive
09. Written Permission
10. Confetti
11. Leaving This Life

Lori McKenna
Bärchen Records