Drift Mouth – Little Patch Of Sky – CD-Review

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Beeindruckend starkes Debüt der recht neuen und selbst bei Kennern noch wenig bekannten (was sich mit diesem Werk schnell ändern sollte) Southern Rock-Band Drift Mouth, deren kraftvolles, sattes, im vollmundigen, saftigen Mehr-Gitarren-Sound präsentiertes Gemisch aus Roots- und Southern Rock, mit einem Hauch von Red-Dirt-, Countryrock- und auch Classic Rock-Anlagen, gleich voll einschlägt. Southern Rock ist einfach nicht klein zu bekommen – und das gut so!

Das Gerüst der Band bilden die beiden befreundeten Musiker Lou Poster (lead vocals, guitar) und Brad Swiniarski (drums, vocals), die zunächst für Posters Vater, ein Minenarbeiter in West Virginia, ein paar Stücke für dessen Abschiedsfeier aufnahmen, als dieser nach 37 Jahren in den Ruhestand versetzt wurde.

Beide trafen sich danach zwar immer mal wieder bei verschiedenen, waren aber immer in diverse andere Projekte (Poster bei der Cowpunk Band Grafton und The Ferals, Swiniarski bei Acts wie Bob City, The Means und Bigfoot) eingebunden.

Als es mit den Ferals nicht mehr so richtig funktionierte, entsann man sich der Kooperation und gründete im Rahmen eines fruchtenden Songwriting-Prozesses Drift Mouth. Mit dem Dazustoßen des starken Lead-Gitarristen Mark Spurgcon, dem Bassisten Josh „Roscoe“ Draher, den weiteren Gitarristen Brett Burleson und Craig Davidson sowie der Backgroundsängerin Regan Tonti (dazu auch Percussion) wurde dann im Kollektiv der Southern Rock als größter gemeinsamer musikalischer Nenner ausgelotet.

Der schon erwähnte, überwiegend warmherzige, riffig, im postitivsten Sinne ’schrammelige‘ und balladeske E-Gitarrensound (manchmal dezent an Crazy Horse erinnernd) und die angenehme, oft mit dezenter Melancholie unterlegte, angeraute Stimme Posters (Richtung Eddie Montgomery oder Pat Terranova) lassen unweigerlich Reminiszenzen zu Acts wie, den allerdings auch nur Insidern bekannten, Rambler und Montgomery Gentry (nur längst nicht so Country-orientiert) aufkommen, wobei die starke Fokussierung auf Harmoniegesänge mit der hervorragend agierenden Regan Tonti hier den Unterschied ausmacht. Auch Parallelen, bzw. Anlehnungen an Bands wie Lynyrd Skynyrd, Hogjaw (nur nicht so hart und ruppig, viel melodischer, harmonischer und gesanglich stärker) sind zu erahnen.

Vom direkt aufrüttelnden, satten Rocker „Wake You Up„, bis zum finalen, mit klirrender Akustikgitarre und E-Gitarrenfills bestückten, atmosphärischen „This Part Of Town“, wissen alle Tracks durch die wunderbaren Melodien, die ineinander greifenden E-Gitarrenparts (viel surrendes Slide), samt der klasse Soli, und die vokalen Harmonien der beiden Protagonisten am Mikro, ausnahmslos zu gefallen, ja zu begeistern.

Eine Scheibe die, obwohl schön kraftvoll, vornehmlich zum Genießen und Relaxen einlädt. Dass die Jungs, wen wundert es bei Posters Vergangenheit, auch ordentlich Dampf ablassen können, beweisen, neben dem Opener, weitere Songs wie die kernige Hard Southern Rock-Ballade „The Straw Thief’s Way“ (mit ein wenig „Cortez The Killer“-Flair), „Porch Cat“, die fluffige Single „Franklin County Nights“, oder das fast wie ein live performtes Stück rüberkommende „West Virginia Hitchhiker“.

Die mit einer von Poster untermalten Akustikgitarre und im Storytelling-Gewand gebrachten „The Ballad Of Frank Hayes“, „The Prettiest Girl Of All Time“ und „This Part Of Town“ stehen für die nicht minder bestens gelungene countryeske Seite des Sextetts.

Drift Mouth haben mit „Little Patch Of Sky“ ein Klasse-Debüt hingelegt. Die starken gesanglichen Leistungen und der unpolierte, fast wie live im Studio eingespielt klingende, raue und zugleich warme Sound, lassen auf weitere Großtaten der West Virginia-/Ohio-basierten Band hoffen. Dieses Werk ist jedenfalls jetzt schon deutlich mehr als nur ein kleiner Lichtblick am Southern Rock-Firmament. Tolle Scheibe, die man bei Bärchen Records ganz unkompliziert erwerben kann!

Wild Frontier (2018)
Stil: Country Rock

01. Wake You Up
02. Starling
03. The Straw Thief’s Way
04. Angeline
05. The Ballad Of Frank Hayes
06. Porch Cat
07. Franklin County Nights
08. The Prettiest Girl Of All Time
09. West Virginia Hitchhiker
10. This Part Of Town

Drift Mouth
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Bärchen Records

Brent Cobb – Providence Canyon – CD-Review

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Wenn ein Southern Rock-Fan den Namen Cobb hört, assoziert er vermutlich erstmal J.R. Cobb, den einstigen Songwriter und Gitarristen der Atlanta Rhythm Section. Um ihn ist es in den letzten Jahren aber ziemlich still geworden. So sind es mittlerweile eher zwei andere Cobbs, die auf musikalischem Gebiet in der momentanen Zeit für Furore sorgen, und zwar Brent Cobb und sein Cousin Dave.

Letztgenannter macht in Nashville als umtriebiger und gefragter Produzent vieler bekannter Interpreten wie u. a. Jason Isbell, Chris Stapleton, Whiskey Myers, Zac Brown Band, Shooter Jennings u.v.m. einen tollen Job. Was liegt da näher, als auch die Scheiben seines nicht minder talentierteren Cousins Brent zu betreuen?

Der ist ebenfalls längst kein unbeschriebenes Blatt mehr und hat sich in punkto Songwriting für ebenso bekannte Künstler wie  Luke Bryan („Tailgate Blues), Kellie Pickler („Rockaway (The Rockin‘ Chair Song)“), Kenny Chesney („Don’t It“), Miranda Lambert („Sweet By And By“, „Old Shit“), Little Big Town („Pavement Ends“, „Stay All Night“), oder David Nail („Grandpa’s Farm“) hervorgetan. Jetzt verwirklicht er sich mit „Providence Canyon“ zum dritten Male in eigener Sache.

Und was soll man sagen, es ist eine absolute Knaller-Scheibe dabei herausgekommen. Southern-, Roots- und Country Rock- und Americana-Einflüsse nahezu perfekt in harmonischen Einklang gebracht, ein saustarkes Teil!

Während das eröffnende Titelstück noch relativ bedächtig und Steel-getränkt durch die Country-Prärie trabt (könnte aus einer der ganz frühen Outlaws-Scheiben stammen). Das folgende „King of Alabama„, über einen erschossenen Freund, mit schön gurrender Orgel, würde die Band Of Heathens nicht besser hinkriegen. In diesem Song entpuppt sich die auch im weiteren Verlauf der CD fleißig  in den Harmony-Parts mitsingende Kristen Rogers als zweites heißes Eisen im Feuer.

Ziemlich cool, so ein bisschen im Cadillac Three-Stil, geht es mit „Mornin’s Gonna Come“ weiter um dann mit meinem Lieblingslied „Come Home Soon„, einem echten Country-Ohrwurm, fortzufahren. Mit Lorene“ folgt später noch ein ähnlicher Track. Damit ist dann auch der Country-Anteil weitestgehend abgefrühstückt, in den restlichen sechs Tracks dominiert weitestgehend der Southern Rock.

Während  Stücke wie „High In The Country“ („The Whippoorwill“-Flair), das funkig angehauchte „.30-06“ (klingt ein wenig nach „Shakey Ground“ – herrlich trockener Bass, schöne Stratocaster-Töne) und das rootsige „When The Dust Settles“ (wieder BOH-lastig – Slide, HT-Piano) Cobbs kreative Vieleseitigkeit demonstrieren,  dürften das swampige „Sucker For A Good Time“, „If I Don’t See Ya“ (irgendwo zwischen „Call Me The Breeze“ und „I Got The Same Old Blues“ liegend) und das finale „Ain’t A Road Too Long“ die Skynyrd-Fans in Schwärmereien versetzen.

Insgesamt ist Brent Cobbs drittes Werk „Providence Canyon“ eine durchgehend hörenswerte Platte geworden, die wie im Fluge vergeht. Perfektes Zusammenspiel der beiden Cobbs! Dürfte bei uns hierzulande noch als echter Geheimtipp durchlaufen.

Erfreulich zu lesen war kürzlich, dass der Bursche im September für zwei Gigs nach Deutschland kommen wird, unter anderem auch in das schnuckelige Studio 672 in Köln. Wir werden dann natürlich voraussichtlich auch präsent sein und berichten. Bärchen Records freut sich über eure Bestellung.

Low Country Sound/Elektra (2018)
Stil: (Southern) Country Rock

01. Providence Canyon
02. King of Alabama
03. Mornin’s Gonna Come
04. Come Home Soon
05. Sucker For A Good Time
06. High In The Country
07. If I Don’t See Ya
08. .30-06
09. Lorene
10. When The Dust Settles
11. Ain’t A Road Too Long

Brent Cobb
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Scooter Brown Band – American Son – CD-Review

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Review: Michael Segets

Beim Durchstöbern der Bärchen-Records-Homepage bin ich auf die kürzlich erschienene CD „American Son” der Scooter Brown Band gestoßen. Die mir bis dato unbekannte Truppe bietet genau das, was sich auch SoS auf die Fahne geschrieben hat: ehrlichen, handgemachten Southern Rock. Dreizehn hochklassige Songs, bei denen jeder für sich die Zutaten dieser Musikrichtung gekonnt kombiniert, schaffen zusammen einen Longplayer, der zu den bemerkenswertesten des Jahres gehört. Da ist von einem guten Sänger, über energiegeladene Gitarren, klimpernde Tastenmelodien und wuchtige Rhythmen bis hin zum mehrstimmigen weiblichen Backgroundgesang alles dabei, was das für den Süden schlagende Herz zum Pumpen bringt.

Bandleader, Sänger und Gitarrist Scott Brown hat, neben Steven Southerland am Bass und Matt Bledsoe am Schlagzeug, mit Nathan Lockhart einen exzellenten zweiten Gitarristen an seiner Seite. Das Quartett wird durch einige Gastmusiker unterstützt, so durch Casey Woods für ein ergänzendes Schlagzeug und Percussion sowie Carrigan Shields für Orgel und Piano. Produzent Casey Wood fängt den satten und kraftvollen Sound der Musiker sauber ein.

Das Titelstück bildet den rockigen Auftakt mit einer gehörigen Prise Red Dirt. Veredelt wird „American Son“ zusätzlich durch Charlie Daniels‚ kurzen Gesangspart, dessen tiefer Sprechgesang einen gelungen Kontrast zur angenehmen Stimme von Scott Brown bildet. Auf das stampfende „This Time“ mit schönen Gitarrenläufen und einem tollen Slide-Solo folgt das ebenso mitreisende „Won’t Back Down“, bei dem Carrigan Shields am Klavier glänzt.

Das sehr melodische „Never Met A Heart I Wouldn’t Break“ hat nicht nur durch seinen harmonischen Refrain Hitqualitäten. Brown gibt seiner Stimme hier eine besonders warme Färbung. Akzentuierte Klavieruntermalung und feine Gitarrenläufe in Kombination mit dezenten Tempowechseln sorgen dafür, dass der Song direkt ins Ohr geht und in Erinnerung bleibt. Auch „Pistols And Pearls“ besticht durch einen eingängigen Refrain. Die Rootsrock-Nummer beweist, dass bei ausgefeiltem Songwriting auf klangtechnische Spielereien gut verzichtet werden kann.

Bei „Broken Arrow“ treten die vier Background-Sängerinnen besonders in Aktion. Herausragend ist das Duell von Gitarre und Klavier am Ende des Midtempo-Stücks. „Georgia” markiert die Mitte des Albums. Die sieben Minuten Ballade gibt der Band mehr Zeit für ausgedehntere Soli. Diese passen sich harmonisch in den Song ein, ohne aufgesetzt zu wirken. Brown und Lockhart beherrschen ihre Instrumente, was sie auch bei den Soli in den anderen Stücken beweisen. Dabei stellen sie ihre Fertigkeiten immer in den Dienst des jeweiligen Songs und verzichten auf exzessive Selbstdarstellung. Zudem lässt das Twin-Gitarrenspiel der beiden vermuten, dass sie perfekt eingespielt sind und als Einheit funktionieren.

Mit akustischer Gitarre und verzerrter Stimme startet Brown in das druckvolle „Story Of My Life“. Das einsetzende Schlagzeug, die starken Gitarrenriffs und der ausgeprägte Background-Gesang machen die Nummer zu einem weiteren Kracher, der es versteht, Energie und Gefühl zu vereinigen. Dass die Scooter Brown Band weiß, worauf es beim Southern Rock ankommt, zeigt der Titel „Guitars, Guns And Wiskey“, den sie dann auch treffend mit klarem Klavier und etwas Slide musikalisch umsetzen.

Die Band beherrscht ebenfalls die leiseren Töne, was sie auf der gefühlvollen Ballade „Time Is Money“ zum Ausdruck bringt. Auch hier kommt die Slide-Gitarre erneut zum Einsatz. Scott Brown schiebt mit seinen Mitstreitern das locker und straight gespielte „Rise Up“ nach, das die rockige Grundanlage der CD wieder aufnimmt.

Mit „New York City King Size Rosewood Bed“ covert die Scooter Brown Band einen Song ihres Gastsängers Charlie Daniels. Alle anderen Songs hat Scott Brown (mit-)geschrieben. So auch das abschließende „Huntsville“, bei dem er seine Stärke als Sänger nochmal ausspielt. Das Stück beginnt reduziert mit Gesang und Klavier, um dann mit einem fulminanten Gitarrensolo durchzustarten und so einen würdigen Schlusspunkt unter diesen großartigen Longplayer zu setzen.

(Cowboy-)Hut ab vor dem Werk! „American Son“ ist ein Album, mit dem sich die Scooter Brown Band als Southern-Größe definiert, die man zukünftig im Auge behalten sollte. Bärchen Records freut sich auf die Bestellung.

Red River Entertainment/BFD Distribution (2017)
Stil: Southern Rock/Red Dirt Rock

01. American Son
02. This Town
03. Won’t Back Down
04. Never Met A Heart I Wouldn’t Break
05. Pistols And Pearls
06. Broken Arrow
07. Georgia
08. Story Of My Life
09. Guitars, Guns And Wiskey
10. Time Is Money
11. Rise Up
12. New York City King Size Rosewood Bed
13. Huntsville

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