Quinn Sullivan – Wide Awake – CD-Review

cover Quinn Sullivan - Wide Awake

Review: Jörg Schneider

Am 4. Juni bringt der hierzulande noch relativ unbekannte Quinn Sullivan sein inzwischen viertes Album heraus und das mit jugendlichen 22 Jahren. Dabei kann der junge Kerl auf einen durchaus beachtlichen musikalischen Werdegang zurückblicken. Immerhin wurde er bereits im Alter von 8 Jahren von der Blueslegende Buddy Guy entdeckt und gefördert.

In der Folge spielte er u. a. mit so großartigen Gitarristen und Bluesern wie Joe Bonamassa, Eric Gales, B.B. King und Carlos Santana, um nur ein paar zu nennen. Und in 2013 durfte er gar zusammen mit Buddy Guy und Robert Randolph auf Eric Claptons Crossroads Guitar Festival auftreten. Welch Ehre für den damaligen Teenager!

Obwohl seine musikalischen Wurzeln tief im Blues verankert sind, geht Sullivans neuer Longplayer „Wide Awake“ mehr in Richtung softem Blues Rock bis fast hin zu Singer/Songwriter-Pop-Gefilden. Umso mehr aber lassen die genretypisch eingängig arrangierten Songs seine herausragenden Fähigkeiten als Gitarrist und Texter hervortreten.

Die zwölf Songs des Albums erstrecken sich über melodische Pop-Songs („Baby Please“, „Real Thing“, „Jessica“) bis hin zu Rock- und Pop-Balladen („All Around The World“, „She’s Gone…“, „You’re The One“, „Wide Awake“ und dem im Refrain beatlesken „Strawberry Rain“), wobei aber auch funkige („She Is So Irresistible“), soulige (“How Many Tears“) und Latin- („In A World Withou You“) Versatzstücke auftauchen. Schließlich endet das Werk mit dem schönen Slow Blues „Keep Up“.

Musikalisch gesehen ist „Wide Awake“ also ein mit frischen Arrangements und ungetrübter Spiellaune überzeugendes Pop-Blues Rock-Album. Leider hat sich Quinn Sullivan dadurch von seinen klassischen Blueswurzeln entfernt und sieht dies als einen Schritt seiner musikalischen Weiterentwicklung an: „Die Künstler, die mich inspirieren, sind immer hungrig nach dem Neuen und sie wiederholen sich nie. Sie wachsen und werden immer einzigartiger – und das ist es, was ich für mich als Künstler ebenfalls anstrebe.“

Schade, dass Sullivan aus Sicht des Rezensenten seine überragenden Fähigkeiten als Gitarrist nun in den Dienst des eher gewinnbringenden Mainstreams stellt. Damit ist das vorliegende Album, sicherlich keine schlechte, aber dennoch nur eine rockige Version der Musik á la Ed Sheeran, James Blunt & Co. Ob die Scheibe nun so gefällt oder nicht, ist letztendlich eine Frage der musikalischen Vorlieben eines Jeden. Von daher wird die Scheibe aber mit Sicherheit seine Anhänger finden.

Label: Mascot Label Group
Stil: Pop Blues Rock

Tracks:
01. All Around The World
02. She Is So Irresitible
03. How many Tears
04. In A World Without You
05. She’s Gone (& She Ain’t Coming Back)
06. Baby Please
07. Real Thing
08. You’re The One
09. Wide Awake
10. Strawberry Rain
11. Jessica
12. Keep Up

Quinn Sullivan
Quinn Sullivan bei Facebook
Mascot Records
Another Dimension

Quinn Sullivan – Midnight Highway – CD-Review

Sullivan, Midnight_300

Ich musste am Anfang schon ein wenig schmunzeln. Wenn man die Einleitung des Beipackzettels zu Quinn Sullivans neuem Album „Midnight Highway“ liest, könnte man meinen, dass man es hier mit einem Künstler zu tun hat, der sich glatt schon so um die 30 Jahre im Geschäft befindet.

Er hat bereits mit Leuten wie u. a. Buddy Guy, Eric Clapton, Los Lobos, der Tedeschi Trucks Band, Joe Bonamassa und Albert King die Bühne geteilt, bei berühmten Festivals wie Montreaux oder Mahindra in Indien mitgewirkt, ist in der Jay Leno Show aufgetreten – ok, das wäre für die lange Zeit jetzt ein bisschen wenig – hat mit o. a. Werk, seinen dritten Longplayer veröffentlicht.

Aber dieser Bursche aus Massachusetts zählt gerade mal unglaubliche 17 Lenze! Und was hat der für ein Talent. Er ist ein Super-Gitarrist, das Songwriting kann sich sehen lassen (hat immerhin drei Tracks kreiert) und auch der Gesang passt für das junge Stadium schon ganz gut (man hört es aber doch ein wenig – klingt oft wie ein ganz ganz junger Robert Plant).

Wie vor kurzem auch Joe Bonamassa, hat Quinn sich in Sachen Produktion, unter die Fittiche vom uns bestens bekannten Tom Hambridge in den berühmten Blackbird Studios in Nashville begeben. Hambridge bearbeitete auch das Schlagzeug und stellte dem Jüngling erfahrene Musiker wie Michael Rhodes, Tom MacDonald, Rob McNelley und Keyboard-Legende Reese Wynans an die Seite.

Schon der Opener „Something For Me“ mit herrlicher E-Gitarre (tolli Soli) und klimpernden HT-Piano-Einlagen, lässt Led Zeppelin-, ZZ Top– und Skynyrd-Indegrienzien zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Melodische Stücke wie „Tell Me I’m Not Dreaming“ und  das funkige „Lifting Off“ haben einen gewissen Popfaktor“, mit letztgenanntem kann man  jede Party in Schwung bringen.

Quinn mit seinen unzähligen quirligen, energiegeladenen, aber auch voller Seele befindlichen E-Gitarren-Soli (hat scheinbar eine sehr große Vorliebe für das Spiel der Allman Brothers-Akteure) und Wynans (mit variablen Keys-Parts) setzen natürlich insgesamt die meisten Akzente.

Absolut klasse  das atmosphärische „She Gets Me„, grandios die im allmanesken Instrumental-Stil abgewickelten Songs wie  „Big Sky“ und der Rausschmeißer „Buffalo Nickel“, aber auch das besungene Titelstück „Midnight Highway„. Hier beweist der Bursche, dass er neben dem Blues auch beste Southern Rock-Gene im Körper hat. Und mit was für einem Gefühl!

Ein Schmankerl und Höhepunkt zugleich ist die gelungene Coverversion von George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“, das man so originalgetreu wie möglich, wie auf dem „White Album“ der Beatles, abzubilden versucht hat. Hambridge hat dafür sogar recherchiert, wie die Musiker und Mikrophone damals im Studio standen. Quinn setzt natürlich mit furiosen Gitarren-Soli noch hier einen drauf.

Mentor Buddy Guy gab seinem Sprössling einst den Rat, raus zugehen und allen zu zeigen, wer er ist, die Leute sollen sich an ihn erinnern. Mit seinem tollen neuen Album „Midnight Highway“ hat er jedenfalls beim Autor (und sicherlich auch allen, die sich mit diesem Teil beschäftigen werden), schon bleibende Spuren hinterlassen. Eine abwechslungsreiche, kurzweilige, jederzeit melodische und auch instrumentell anspruchsvolle CD, die von vorne bis hinten Spaß macht, nicht zuletzt auch wegen der vielen Southern Rock-Bezüge.

Da fällt mir eigentlich zu Jungspund Quinn Sullivan am Ende spontan nur noch ein altbekannter Schimanski-Spruch in abgewandelter Form ein: Noch keine Haare auf der Brust, aber schon im Blues Rock drängeln…

Mascot Label Group (2017)
Stil: Blues Rock

01. Something For Me
02. Tell Me I’m Not Dreaming
03. Midnight Highway
04. Crazy Into You
05. Eyes For You
06. Lifting Off
07. She Gets Me
08. Rocks (Bonus track)
09. Going
10. Graveyard Stone (Bonus track)
11. Big Sky (Bonus track)
12. While My Guitar Gently Weeps
13. Buffalo Nickel

Quinn Sullivan
Quinn Sullivan bei Facebook
Mascot Records
Netinfect Promotion
Bärchen Records