The Broadcast – 31.08.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

Broadcast_Haupt

Nach nicht ganz zwei Jahren kehrten The Broadcast aus der Teenage Head Music-Familie wieder in unsere geliebte Kulturrampe zurück. Obwohl die Band um ihre Masterminds Caitlin Krisko und Aaron Austin keinen ‚frischen‘ Tonträger mit am Start hatte, gab es jedoch einiges an interessanten Neuigkeiten im Rahmen dieses Gigs zu vermerken.

Zunächst durfte sich Rampen-Chef über ein so gut wie volles Haus freuen, was sich aber nach ordentlichem Vorverkauf und der starken Leistung beim letzten Mal, vermutlich auch schon abgezeichnet hatte.

Um 21:15 betrat das neu formierte Quintett die trapez-förmig verlaufende Bühne der Rampe zu ihrem letzten Deutschland-Auftritt der noch laufenden Europa-Tournee. Im Vergleich zum Konzert davor gab es mit William Seymour (bass, vocals), Michael W. Davis (drums) und Mike Runyon (keys) gleich drei Umbesetzungen zu vermelden, wobei besonders Letztgenannter mit seinen diversen Keyboard-Ingredienzien einen starken Anteil am viel progressiveren und jammigeren, aber auch in Teilen immer wieder dezent southern-rockig ausgerichteten Stil der Band beitrug.

Klar natürlich, dass das mich ein wenig an eine junge Wynonna erinnernde, charismatische Energiebündel Caitlin Krisko mit ihrer famosen Röhre und der spielfreudige Gitarrist Aaron Austin, hier immer noch eindeutig den Ton angeben, aber auch der herrlich trocken agierende, sympathische Drummer Michael W. Davis und sein agiler Rhythmus-Kollege William Seymour sorgten für viel frischen, angenehmen Wind im Bandgefüge.

Das in zwei Sets angelegte Konzert verflog im ersten Part mit Tracks wie „Eyes Of A Woman“, ihrem Paradelied „Battle Cry“, dem Instrumental „Tires“ und einer saustarken Allman Brothers-Adaption, „Try It One More Time“, wie im Fluge. Zur Überbrückung einer gerissenen Seite an Aaron Austins Stratocaster wurde mit „Today I Sing The Blues“ die kürzlich verstorbene ‚Queen of Soul‘, Aretha Franklin, gewürdigt.

Im zweiten Teil legte das immens dynamische Quintett nochmals an Intensität und Ausstaffierung ihrer Stücke wie u. a.  „Fighting The Feeling“, „Half Asleep“, „Loving You“, Led Blood“ bis zum finalen „Whipping Post“ zu. Apropos Allmans. Nach zwei Besuchen des Devon Allman Projects mit den damit verbundenen Jam-Schlachten kurz zuvor und starker beruflicher Belastung in Kombination mit recht wenig Schlaf, ging mir persönlich, der präferenzmäßig eigentlich eher auf 3-5 minütige Songs gepolt ist, ein wenig die Puste aus.

Nichtsdestotrotz, die versammelte Audienz, inklusive des wieder fleißig knipsenden SoS-Kollegen Gernot Mangold, äußerte ihre Begeisterung zurecht in frenetischen Zugabebekundungen, die mit dem knackigen, Black Crowes-umwehten Rocker „Don’t Waste It“ und der fulminanten Coverversion von „With A Little Help From My Friends“ erfüllt wurden.

Wie in der Rampe üblich, gab es anschließend im Bluebird Cafe der Location noch die fälligen Smalltalks, Verkäufe und Autogramme am Merchandising-Stand. The Broadcast ziehen jetzt weiter in Richtung Belgien, Spanien (schwerpunktmäßig) und Frankreich. Die Leute in Europa können sich glücklich schätzen, eine Band mit soviel anstehendem Potential, noch auf dieser recht persönlichen Ebene begleiten zu dürfen. Alles Gute liebe Broadcasts für den Rest der Tour und alles, was noch folgen wird…!

Line-up:
Caitlin Krisko (lead vocals, percussion)
Aaron Austin (guitar, vocals)
William Seymour (bass, vocals)
Michael W. Davis (drums)
Mike Runyon (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Broadcast
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Devon Allman Project – Support: Wynchester- 29.08.2018, Yard Club, Köln – Konzertbericht

Obwohl ich das Devon Allman Project ja schon letzte Woche in Dortmund erlebt hatte, gab es, neben der unbestrittenen Klasse und reizvollen Konstellation des Projekts, genügend triftige Gründe, um noch einen weiteren Besuch im Kölner Yard Club anzuschließen.

Da spielte unter anderem unsere Verbundenheit zu deren engagiertem Club-Chef Marcus Neu eine gewichtige Rolle, der immer ein herzlicher Gastgeber ist, aber auch, dass Sounds Of South Hof-Fotograf Gernot Mangold in der westfälischen Metropole noch urlaubsbedingt passen musste und sich den Gig natürlich jetzt nicht entgehen lassen wollte. Dazu hatte er noch eines seiner Highlight-Bilder von Devon vom Konzert vor knapp zwei Jahren, auf großwandiger Leinwand abgebildet, mit zum Unterzeichen dabei.

Dazu gab es diesmal mit dem Duo Wynchester, bestehend aus Mike Bray und John Konesky einen reizvollen Support. Gerade letztgenannter John Konesky hat durch Mitwirkung bei Bands wie Trainwreck, Tenacious D, der Kyle Gass Band und als Gitarrist beim Soundtrack von The Hangover Part II eine höchst interessante Vita zu Buche stehen.

Das Duo spielte mit u. a. „Gospel Of Good Times“, dem schön swampigen “Two Man Job” , „My Glass Is Half Full” und “High Desert Rambler”, Stücke aus ihrer aktuellen CD. Dazu gab es mit „Easy“ (Lionel Richie) und „Reelin‘ In The Years“ (Steely Dan) zwei klasse Cover-Nummern im ungewohnten Akustik-Gewand. Bray sorgte für die gesanglichen Akzente, Konesky deutete mit vielen quirligen Soli auf seiner Klampfe und einigen Harmonie-Parts an, warum seine musikalischen Dienste gern in Anspruch genommen werden. Eine unterhaltsame, kurzweilige halbe Stunde.

Wie schon in Dortmund, bekam dann Duane Betts zunächst die Gelegenheit, seine Künste als Fronter zu präsentieren. Das Programm war bis auf eine Jam-Instrumental-Version von „Whipping Post“ (statt “In Memory Of Elizabeth Reed“) nahezu identisch. Er und sein kongenialer Gitarrenpartner Johnny Stachela ließen wieder einige herrliche Soli (Twin, Slide) ab. Lustig anzusehen war immer Duanes ‚Schnute‘, wenn er sich in seine Spielkünste ganz vertiefte. Mein Favorit war das mit einer markanten E-Gitarren-Hook und dezentem Eagles-Flair bedachte „Ride It Out“, das man auch auf seiner aktuellen EP „Sketches Of American Music“ finden kann.

Der auffällig von seinem flauschigen Backenbart befreite und somit glatt rasierte Devon Allman begann seine Vorherrschaft auf der Bühne mit dem Instrumental „Mahalo“, wo er auf seiner Strat auch ordentlich Gas gab. Das soulig-funkige „I’ll Be Around“ mit integrierter Leisespiel-Phase und brachialem Übergang, begeisterte ebenso wie die Royal Southern Brotherhood-Nummer „Left My Heart In Memphis“.

Mit „Blue Sky“ und dem grandios performten Klassiker “In Memory Of Elizabeth Reed“ (für mich das Highlight des Gigs) stieg der Betts-Sprössling wieder ein. Im ruhigeren Part (auch hier waren wieder Hocker auf der Bühne) gefielen das Grateful Dead-Cover „Friend Of The Devil“ und eines von Vater Greggs Paradestücken „Melissa“.

Nach der gospeligen, wieder von Keyboarder Nicolas David angeführten Bill Withers-Einlage „Lean On Me“ beendete ein weiterer berühmter Song aus der Feder von Gregg Allman, „Midnight Rider“, das Hauptprogramm. Die Zugabe-Rufe der restlos begeisterten Yard Club-Audienz wurde dann mit einer Hammer-Version vom Prince-Klassiker „Purple Rain“ bedient, bei der alle Musiker nochmals auftrumpften und gleich vier E-Gitarristen involviert waren. Am Ende des Liedes ließ der ‚Chef‘ des Projekts, Devon Allman, nochmals ein sattes Solo ab.

Fazit: Auch der zweite Besuch hatte sich absolut gelohnt. Während in Dortmund die Musik voluminöser rüber kam, stand an diesem Abend in Köln eher das intensivere, direktere Club-Feeling im Vordergrund. Was das Zuschauerinteresse hierzulande betrifft, ist es für Devon und Duane allerdings noch ein weiter Weg, um die Fußstapfen ihrer Väter treten zu können.

Bild-TextDie hatten nämlich in der Domstadt damals locker die legendäre Sporthalle, wie auch später das E-Werk bis zum Rande gefüllt. Aber ein kleiner Anfang ist zumindest gemacht. In jedem Fall war es eine tolle Werbung für den Southern Rock. Und am Ende war dann auch Gernot noch wunschlos glücklich, als die Unterschrift Devons sein wunderschönes Bild zierte.

Danke, wie immer, an Marcus Neu für die gewohnt freundliche und lockere Aufnahme in ’seinem‘, immer wieder gern besuchten Yard Club.

Line-up: Wynchester
Mike Bray (lead vocals, acoustic guitar)
John Konesky (acoustic lead guitar, vocals)

Line-up: Devon Allman Project
Devon Allman (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Duane Betts (lead vocals, electric guitar)
Tyler Jackson Stokes (electric guitar, vocals)
Johnny Stachela (electric guitar, slide guitar, vocals)
Justin Corgan (bass)
John Lum (drums)
Nicholas David (keys, vocals)
R. Scott Bryan (percussion, acoustic guitar, keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Wynchester
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Yard Club Köln

Devon Allman Project – 23.08.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Die Vorfreude war natürlich riesengroß! Dass es Jenny Dore gelungen war, die beiden Sprösslinge der berühmten einstigen Allman Brothers-Protagonisten, Devon und Duane, im Rahmen des Devon Allman Projects vereint ins Musiktheater Piano zu lotsen, kam ja fast einer kleinen Sensation gleich.

Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass doch ziemlich viele Southern Rock-Sympathisanten an einem Donnerstag-Abend den Weg in die schöne, Jugendstil-verzierte Dortmunder Location gefunden hatten, zumal auch einige vermutlich noch die starke Leistung von Devon Allman vor gut zwei Jahren an gleicher Stelle in Erinnerung hatten.

Auch wir hatten schon vorher die Werbetrommel gerührt und ich war doch überrascht, so manchen unserer Leser, im Publikum zu erkennen.  Pünktlich um 20:00 Uhr betrat zunächst Dickey Betts-Sohnemann Duane mit seinem starken Co-Gitarristen Johnny Stachela, dem agilen Bass-Spieler Justin Corgan und dem Kraftbündel John Lum am Schlagzeug die Bühne, um mit „Downtown Run Around“, im Rahmen eines 40-minütigen Gigs, loszulegen.

Als meine Favoriten entpuppten sich dabei das mit einer Eagles-Note versehene „Ride It Out“ und die furiose Version des legendären, von seinem Daddy geschriebenen Allman-Jams „In Memory Of Elizabeth Reed“ (mein Gott, ging da in Sachen E-Gitarren und Rhtythmus-Sektion die Lutzi ab). Der Gesang von Duane weißt vielleicht noch nicht ganz die Markanz seines Vaters Dickey auf (vermutlich dem noch jungen Alter und dem deutlich gesünderen Lebenswandel geschuldet), aber im Gitarrespielen steht der Bursche ihm in nichts nach. Trotzdem eine immens starke Vorstellung von Betts & Co.!

Nach einer Pause, die zum Lüften des brütend warmen Pianos und zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlust genutzt wurde, schob Devon, begleitet zunächst von Tyler Jackson Stokes als zweitem Gitarristen, mit „Mahalo“ noch ein Instrumental hinterher.  Im Gegensatz zu dem eher introvertierten Betts-Jüngling, brachte dieser mit seiner impulsiven Art sofort Stimmung in die Bude.

Mit dem souligen, herrlich groovenden Spinners-Song „I’ll Be Around“ aus dem Jahre 1972 wurde so richtig Schwung in die Beine der Besucher gebracht, auch Devon und die beiden Gitarristen hatten mit ein paar einstudierten synchronen Seitschritten ihren Spaß. Wunderbar dann das folgende „Left My Heart In Memphis“ bei dem der kauzige Nicholas David mit Bruce Hornsby-ähnlicher Piano-Einlage glänzte.

Für den ABB-Klassiker „Blue Sky“ war Duane Betts am Mikro wieder zur Stelle, die beiden grandiosen E-Gitarren-Soli im langen Instrumentalteil des Liedes von Stachela und ihm waren Weltklasse.

Zum countryesken „Friend Of The Devil“ (mit schönem Solo von Stokes) wurden Hocker auf der Bühne platziert. Das anschließende, von Gregg für Devons Mutter geschriebene „Multi Colored Lady“ offerierte die sanfte und melancholische Seite des Haupt-Protagonisten. Melodie-verliebte Leute wie mich fixte dann das wunderbare „Live From The Heart“ natürlich besonders an.

Beim gospeligen Bill Withers-Klassiker „Lean On Me“ hatte erneut Nicholas David seinen Auftritt, diesmal sogar mit tiefer Stimme am Frontmikro. Das Piano glich, nicht nur der heißen Temperaturen wegen, einer Südstaaten-Kapelle. Mit „Hot ‚Lanta“ wurde zum Abschluss des Hauptteils nochmals kräftig gejammt und der legendären Band der Väter Ehre erwiesen.

Zum heftig eingeforderten Zugabenteil stand dann alles was Spielen konnte auf der Bühne. Mit dem Don Henley-Stück „The Boys Of Summer“ und dem „Midnight Rider“ (nochmal für Vater Gregg) wurde ein vermutlich denkwürdiger Abend für hiesige Verhältnisse unter frenetischem Applaus beendet.

Im Anschluss gaben sich die Akteure publikumsnah und unterzeichneten wohl-gelaunt am Merchandising-Stand die diversen Kauf-Utensilien und hatten auch noch ganz relaxt Zeit für Fotos, was wir natürlich für unser Bild für die VIP-Galerie nutzten. Unser Dank gilt wie immer Jenny Dore und Thomas Falke vom Piano, die sich, wie immer, als tolle Gastgeber mit viel Musik-Sachverstand präsentierten.

Line-up:
Devon Allman (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Duane Betts (lead vocals, electric guitar)
Tyler Jackson Stokes (electric guitar, vocals)
Johnny Stachela (electric guitar, slide guitar, vocals)
Justin Corgan (bass)
John Lum (drums)
Nicholas David (keys, vocals)
R. Scott Bryan (percussion, acoustic guitar, keys, vocals)

Bilder: Adam Zegarmistrz Glagla
Text: Daniel Daus

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Duane Betts
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

The Band Of Heathens, 10.07.2018, Yard Club, Köln – Konzertbericht

BOH_haupt

Wenn die Band Of Heathens in unserer Gegend präsent ist, ist das für uns natürlich ein Pflichtbesuch, besonders in einer Location wie im Yard Club in Köln, zu dem wir ja dank ihres ‚Chefs‘ Marcus Neu ein besonders herzliches Verhältnis pflegen.

Der Termin zu Anfang der Woche, dazu mit dem Fußballweltmeisterschafts-Halbfinalspiel Frankreich-Belgien ein weiterer Störfaktor, ließ in Sachen Zuschauerresonanz nichts Gutes erahnen. Dennoch fanden sich um die 50 musik-begeisterte Leute ein, sodass der Club kein tristes Erscheinungsbild abgab.

Ich persönlich war erfreut, mal wieder Jürgen Thomä von Bärchen Records zu treffen, dem ich ja zumindest auch einen Teil meines musikalischen Wissenshorizontes zu verdanken habe und natürlich auch meine Fan-Freunde von Rot Weiss Essen (u. a. RWE Uralt-Ultras-Präsident Happo), die BOH seit Beginn ihres Treibens, ihre Treue halten und sie immer wieder besuchen, sofern sich die Gelegenheit ergibt.

20.15 Uhr stieg das mit Jesse Wilson um einen neuen Bassspieler modifizierte Quintett mit „Should Have Known“ in den Gig ein. Mit „Sugar Queen“ gab es das erste Stück aus ihrer aktuellen EP „Live Via Satellite“, dem im späteren Verlauf noch das wunderbare semi-akustische „Ruby (Ed Jurdi und Gordy Quist auf der Akustikgitarre, alle mit Eagles-mäßigen Satzgesängen), das poppige „All I’m Asking“ und das herrlich umgesetzte Neil Young-Cover „Alabama“ (der fleißig fotografierende Kollege Gernot als großer NY-Fan war absolut verzückt) folgen sollten.

„Jackson Station“ und der „L.A. County Blues“, die ja schon zu den Klassikern der Texaner zählen, der stark gespielte „Judas Iscariot Blues“, das soulig-melodische, von Ed gesungene „DC 9“ und das famos performte „Hurricane“ zum Abschluss des Hauptteils, wo übrigens zwei Mädels, die hinter mir standen, so textsicher und klasse mitsangen, dass man sie als Verstärkung auf die Bühne hätte holen können, zählten zu meinen Favoriten des Abends.

Der wechselseitige Gesang und das vorzügliche E-Gitarrenspiel der beiden ‚Anführer‘ Gordy Quist und Ed Jurdi ist immer noch eine Reise wert. Trevor Nealon ließ immer wieder seine Klimperqualitäten aufblitzen und Drummer Richard Millsap verlieh vielen Stücken besonders in den Schlussphasen Kraft und Dynamik.

Zum Finale gab es mit „Baby, You’re A Rich Man“ als einzige Zugabe noch ein Beatles-Stück, das die zum Teil etwas poppigere Ausrichtung des Fünfers seit dem Ausstieg von Colin Brooks nochmals unterstrich. Nach 90 kompakten Minuten war dann Feierabend. Am Ende konnten wir Ed und Gordy noch für das obligatorische Bild mit dem SoS-Logo für die VIP-Galerie gewinnen. Unterm Strich ein ordentlicher Band Of Heathens-Gig, bei dem man aber den einen oder anderen Track (z. B. „Look At Miss Ohio“) vermisst hat.

Line-up:
Ed Jurdi (lead vocals, electric, slide and acoustic guitars, vocals)
Gordy Quist (lead vocals, electric, slide and acoustic guitars, vocals)
Jesse Wilson (bass, vocals)
Richard Millsap (drums, vocals)
Trevor Nealon (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

The Band Of Heathens
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Yard Club Köln

Ryan McGarvey – 27.05.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Ryan McGarvey machte mit seiner Band, wie bei jeder Tour auch diesmal Station im Rheinberger Schwarzen Adler. Begleitet wurde er dabei von Carmine Rojas am Bass, der auch bei der letzten Tour in 2016 den Tieftöner bearbeitete und Logan Miles Nix an den Drums, der diesmal wieder mit von der Partie war. Ich erinnere mich noch an das letzte Konzert in 2016 in Rhede, als Rojas ziemlich ärgerlich über den Sound war.

Diesmal im Adler stimmte alles. Schon bei den ersten Bassanschlägen und im Gitarrensound waren die Töne sehr differenziert und klar erkennbar. Auch die mit den Jahren kräftiger gewordene Stimme McGarveys war gut ausgesteuert, sodass alle wichtigen Elemente entsprechend abgebildet wurden. Hier schon ein Kompliment an den Soundmixer, der an diesem Abend einen entsprechenden Anteil am Gelingen des Konzertes hatte. Auch lichttechnisch war die Bühne gut ausgeleuchtet. Alle Musiker und das Bespielen der Instrumente waren somit bestens zu erkennen.

Schön, dass McGarvey fast pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne betrat und nach einer zunächst kurzen Begrüßung mit „Little Red Riding Hood“, mit ziemlich hard-rockendem Blues direkt für die entsprechende Stimmung im Saal sorgte. Das folgende „Feeling Like I do“ spiegelte auch die emotionale Situation McGarveys an dem Abend wieder. In mehreren Ansagen zwischen den Songs ließ er erkennen, mit welcher Freude er den Schwarzen Adler mit seinem begeisterungsfähigen Publikum einen erneuten Besuch abstattete.

McGarvey begeisterte in den Songs mit ausladenden Soli, auf den Grundlagen der Rhytmussektion um Carmine Rojas, der schon bei Größen wie David Bowie, Tina Turner, Rod Stewart oder Joe Bonamassa den Bass spielte. Bei seiner Vorstellung und McGarveys Lob für dessen Arbeit bei anderen Künstlern, konnte man den Stolz in Rojas Gesicht ablesen, er stellte aber sehr eindeutig klar, dass an diesem Abends McGarvey der Protagonistist. Logan Miles Nix stellte McGarvey als einen seiner besten Freunde und großartigen Musiker vor und sagte augenzwinkernd, dass er von diesem für jedes Kompliment fünf Dollar bekäme. Seine Fähigkeiten durfte Mix dann auch in einem mehrminütigen Schlagzeugsolo beweisen.

Im Laufe des Konzertes spielte McGarvey Songs aller seiner bisher erschienen drei Studiowerke. Im Gepäck hatte er diesmal ein jetzt veröffentlichtes Livealbum, wobei er eine Spur härter spielte als auf den vorherigen Touren. Die akustische Gitarre, die sonst immer in zwei bis drei Songs ausgepackt wurde, hatte er diesmal nicht dabei. Es kamen nur eine  Fender Stratocaster und die Gibson Les Paul zum Einsatz.

Mit „Pennies“, „Drunken Dreams“ und „My Heart To You“, das er in seiner Anmoderation den Besuchern im Adler widmete, performte er aber auch einige etwas ruhigere Bluessongs, die als Verschnaufpause während des energiegeladenen Auftritts dienten.

Nach etwa 80 Minuten fragte McGarvey seine Audienz, ob es einen Heavy-Song haben will, was lautstark bejaht wurde. Es folgte „Memphis“, das ein Finale-Furioso einläutete. Mix wirbelte an den Drums, dass man den Sticks kaum noch folgen konnte (einige verschlissene landeten als Souvenirs im Publikum), Rojas bearbeitete den Bass sowohl mit Härte als auch mit Eleganz und McGarvey spielte, wie gefordert, seine Gibson im Hardrockstil. Ein Großteil der Besucher rockte im Saal mit. Selten habe ich eine so ausgelassene Stimmung im im bunt gemischten Adler-Publikum erlebt.

Es waren viele jüngere und auch mehr weibliche Fans als sonst im Adler. Ob die Zusammensetzung an McGarveys Generationen-übergreifendem Blues-Stil oder an seinem recht jungen Alter für einen Bluesmusiker lag, war hier die Frage. Nach dem Knaller „Memphis“ wurde es psychedelisch. Es folgte das Instrumental „Mysic Dream“, einer meiner Lieblingssongs von ihm. Beginnend, eher ruhig mit orientalischen Klängen, steigerten Ryan und Band das Tempo, um samt infernalischen Soli schließlich im Led Zeppelin-Klassiker „Kashmir“ zu landen.

Beendet wurde die Version von „Mystic Dream“ schließlich damit, dass McGarvey alle Regler und Schalter an der Gibson, wie ein Gitarrenfetischist sagen würde, maltetrierte. Meiner Meinung nach zeigte McGarvey nur auf, welche Töne man einer Gitarre entlocken kann. Nach etwa 15 Minuten war der mystische Traum, wie auch das Konzert, zunächst leider beendet.

Mit Ovationen und Zugaberufen wurde das Trio verabschiedet, Der Musiker aus New Mexico betrat angesichts der ausgelassenen Stimmung zunächst alleine die Bühne, um ein Intro zu spielen, welches immer näher an den Rory Gallagher Klassiker „A Million Miles Away“ heranlangte. Nix und Rojas stießen dann dazu, um zum Ende noch einen emotionalen Höhepunkt beizusteuern, eben diesen vielsagenden Song eines der größten Bluesmusiker aller Zeiten.

Klasse war dabei die Passage, bei der sich McGarvey an der Gibson Les Paul und Rojas  eine kleine Soloschlacht lieferten. Es handelte sich dabei lobenswerter Weise nicht um einen Abklatsch des Liedes, sondern um eine Version im typisch leicht psychedelischen McGarvey-Gewand. Nach knapp zwei Stunden verabschiedete sich die Band nun endgültig von einem begeisterten Publikum.

McGarvey, Rojas und Nix gelang es, den Bluestempel am Niederrhein, den Schwarzen Adler, zu begeistern und einen schönen Ausklang der Pfingstferien zu gestalten. Mit etwa 170 Besuchern war der Adler zwar nicht ausverkauft, aber doch recht gut gefüllt, was eventuell dem Termin in den Ferien und dem Wetter geschuldet war. Der Stimmung tat dies aber letztendlich keinen Abbruch.

Nach dem Konzert fand sich die Band noch am Merchandise-Stand ein, um den zahlreichen Autogrammwünschen nachzukommen. Jeder der Musiker nahm sich auch noch die Zeit für einen Smalltalk während die Autogramme geschrieben wurden. Diesmal war aber die herausragende Stellung von Rojas klar zu erkennen. Einige der Fans ließen sich nicht nur McGarvey-Platten signieren, sondern hatten auch verschiedenste, alte David Bowie-Schätze zum Unterzeichnen dabei.

Ich selbst kann mich noch an eine Bowie-Tour kurz nach „Lets Dance“ und eine Auftritt des Briten bei Rock am Ring, im Rahmen von „Glassspider“ erinnern, wo Rojas den Bass bediente. Das ist jetzt knapp 30 Jahre her, McGarvey war da noch nicht geboren.

Wer noch Zeit hat, sollte es sich nicht entgehen lassen, eines der noch ausstehenden Konzerte der Springtour 2018 zu besuchen. Ein Dankeschön auch an Ernst Barten für die kurzfristige Akkreditierung und sein Adler-Team, das durch seine freundliche Art, auch einen großen Anteil zum Gelingen des Abends beitrug.

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Carmine Rojas (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Ryan McGarvey
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Schwarzer Adler

Sari Schorr & The Engine Room, 22.04.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Schade, obwohl Sari Schorr und ihre Begleitband The Engine Room vor gut einem Jahr an gleicher Stelle hier im Musiktheater Piano zu Dortmund einen tollen Gig hingelegt hatten, war auch diesmal das Zuschauerinteresse deutlich steigerungsfähig. An der geänderten Besetzung ihrer Mitstreiter wird es wohl kaum gelegen haben.

Auch wenn Gitarrenhexer Ines Sibun samt der anderen Kollegen komplett nicht mehr vertreten war, hatte sich das New Yorker ‚Cowgirl‘, wie sie sich vor „Oklahoma“ selbst betitulierte, mit Bassist Mat Beable (Stevie Nimmo, Ben Poole), Drummer Roy Martin (Snowy White, Robert Palmer, Jimmy Barnes, Patricia Kaas), Singer/Songwriter/Gitarrist Ash Wilson und Ex-King King-Keyboarder Bob Fridzema, ebenbürtige Manpower als Ersatz in den ‚Maschinenraum‘ geholt.

Aber zunächst sah es so aus, als wenn Piano-Chefin Jenny Dore einen großen Coup gelandet hätte, als zwei Musiker schon um 19:15 Uhr, sich auf den beiden bereitgestellten Stühlen niedergelassen hatten. Waren Justin Timberlake (schien maskenbildnerisch, um vermutlich nicht gleich erkannt zu werden, alterstechnisch etwas modifiziert) und Chris Stapleton extra nach Dortmund gereist, um ihren aktuellen Megahit „Say Something“ im Piano zu performen?

Na ja, ganz so war es dann doch nicht, Spaß beiseite, es handelte sich um die beiden Bremer Blues-Musikanten Frank Rihm (Gesang und Harp) und den rauschebärtigen Michael Dühnfort (E-Gitarre), die in der Tradition des einstigen US-Harmonika-Spezialisten Little Walter, für knapp 20 Minuten, Stücke wie u. a. „Just Your Fool“ zum Besten gaben und somit die Wartedauer zwischen Einlasszeit und Beginn des Schorr-Gigs kurzweilig verminderten.

Pünktlich um 20:00 Uhr (vorbildlich, die Zuschauer brauchten erst garnicht, wie bei so manchen anderen Acts, mit den Hufen zu ’schorren’…) fand sich der Hauptact, zunächst ohne Sari, auf der Bühne ein, die dann aber schon kurz danach in schwarzer Rocker-Kluft (ihr darunter liegendes T-Shirt zierten die Worte ‚Lipstick & Diamonds & Champagne & Rock’n’Roll‘), beim starken Opener zur „Revolution“ bat. Ash Wilson führte sich direkt mit einem schönen Southern Rock-mäßigen Solo auf seiner schneeweißen Duesenberg-E-Gitarre ansprechend ein.

Mit dem atmosphärischen „Damn Your Reason“ und dem Blues-Stampfer „Demolition Man“ rückte neben Saris Röhre auch Fridzemas gurgelndes Orgelspiel mehr in den Fokus. Toll die Version des eher durch Bad Company bekannt gewordenen Klassikers „Ready For Love“, bei der die Schorr natürlich ihre vokale Stärke wie einst Paul Rodgers perfekt ausspielen konnte.

Nach bereits angeführtem, groovig-souligen „Oklahoma“ (mit toller Instrumentalpassage und Tanzeinlage von Sari) und dem rockigen Aufguss vom Willie Dixon-Blues-Schinken „I Just Wanna Make Love To You“, konnte Ash Wilson bei „Peace And Love“, neben seinen vielen quirligen und knarzigen Gitarrenkünsten, auch am Front-Mikro überzeugen.

Nicht fehlen im Programm darf natürlich die entschleunigte Version des Ram Jam-One Hit Wonder „Black Betty“. Das kräftige „Kiss Me“, die emotional besungene Barroom-Ballade „Ordinary Life“ und das oft gecoverte „Rock’n’Roll“ von Led Zeppelin (Fridzema mit HT-Piano) hielten den Unterhaltungswert weiter auf hohem Niveau.

Mit dem krawalligen „Maybe I’m Foolin‘“ gab es einen ersten Ausblick auf neues Schorr-Material, ebenso wie bei „I Thank You“ (erinnerte an Sachen von Robin Beck), das als erste Zugabe spontan eingestreut wurde. Zuvor hatte das famose „Ain’t Got No Money“ (samt Vorstellung der Band) den Hauptteil beendet. „Aunt Hazel“ eines der naturgewaltigen Highlights ihres momentan immer noch aktuellen Werkes „A Force Of Nature“ bildete dann das endgültige Finale.

Als sich das Piano zu lichten begann, hatten wir noch kurz die Gelegenheit, mit Bob Fridzema über die Beweggründe seines Ausstiegs bei King King zu sprechen (er möchte in Zukunft zeitlich und musikalisch flexibler agieren können), als auch ihn, Sari, das Bremer Duo und Jenny Dore mit unserem Logo abzulichten. Somit ein runder, musikalisch intensiver und überzeugender Abend mit Sari Schorr & The Engine Room, der wieder jede Menge Spaß gemacht hat. Also, liebe Leute, beim nächsten Mal gibt es absolut keine Ausreden mehr – Hingehen!!!

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals)
Mat Beable (bass)
Roy Martin (drums)
Ash Wilson (electric guitar, vocals)
Bob Fridzema (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Sari Schorr
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Band Of Friends – 17.03.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Wenn sich die Band Of Friends im Schwarzen Adler zu Vierbaum angesagt hat, ist für sämtliche Beteiligte eigentlich schon vorab klar, dass ein schweißtreibender Abend garantiert ist. Und dass Schwitzen gesund ist und bei den fast meisten Dingen auch Spaß macht, ist ja allseits bekannt, die Musik um das Energiebündel Gerry McAvoy, der nimmer müde zu sein scheint, dass Erbe seines verstorbenen Kumpels Rory Gallagher aufrecht zu erhalten, gehört zweifelsfrei dazu.

Im Vergleich zum Konzert an gleicher Stelle vor gut zehn Monaten ersetzte diesmal Brendan O’Neill, den sich zur Zeit mit Michael Schenker auf seiner USA-Tournee befindlichen Ted McKenna. Dem aus Belfast stammenden Nordiren, der ja ebenfalls lange bei Gallagher getrommelt hat und auch für seine Mitwirkung bei namhaften Interpreten wie Nine Below Zero, Alvin Lee, Allanah Myles, Sting, ZZ Top oder Joe Cocker bekannt ist, fiel die Integration demnach nicht schwer. Er erledigte seinen Job naturgemäß wie aus einem Guss.

Der wieder aus zwei Sets bestehende Gig brachte gegenüber 2017 wenig neues, hier gilt es vornehmlich den Moment zu leben und zu genießen. „The Man I Am“, „The Last Of The Independance“, „Shin Kicker“ (Marcel mit kurz angedeuteter Chuck Berry-Einlage), „Follow Me“ (dezente ABB-Note in Scherpezeels Solo), das erneut sensationell gespielte „Do You Read Me“ wieder mit ‚Leisespiel‘-Bridge (diesmal mit kleinen Scharmützeln zwischen beiden Frontern), das straight rockende „Moonchild‘, „Key Train“ (laut Gerry erst zum 3. Mal live performt) und das melodische „Homeland“ (McAvoy diesmal am Frontmikro, Marcel mit starken Harmoniegesängen) sorgten schon für einen kurzweiligen und gewohnt temperamentvollen Part 1.

Nach gut zwanzig-minütiger Pause ging es mit „Double Vision“ in der ‚Best Of Rory Gallagher‘-Show weiter. „Bought And Sold“, das von Gerry den weiteren verstorbenen Blues Rock-Größen wie Gary Moore, Alvin Lee & Co. gewidmete „A Million Miles Away“, „Philby“ (mit den begleiteten obligatorischen ‚Yeah, Yeah, Yeah‘- Gesängen), das feurige „Tattoo’d Lady“, „Bad Penny“ (mit Tanzeinlage samt Dame aus dem Publikum) und das famose „Shadow Play“ komplettierten die mittlerweile ins Kochen geratene, stimmungsvolle Band Of Friends-Party (natürlich von McAvoy wieder bis zum Anschlag gepusht).

Mit den, von der Audienz weitergeführten ‚Oohohoh‘-Gesängen vom „Shadow Play“-Ende, wurden die Akteure für zwei Slide-trächtige Zugaben (Scherpenzeel spielte jetzt eine Telecaster) aus den Katakomben des Adlers wieder hervorgelockt, wobei der wie immer zelebrierte „Bullfrog Blues“ den krönenden Abschluss bildete. Nicht nur Marcels und Gerrys Hemden (selbst nach Wechsel in der Pause) waren zu diesem Zeitpunkt klatsch nass gepowert.

Wie schon anfangs erwähnt, es ist halt so ’ne schweißtreibende Angelegenheit,  mit dieser Band Of Friends…

Line-up:
Marcel Scherpenzeel (lead vocals, electric guitar)
Gerry McAvoy (bass, lead vocals)
Brendan O’Neill (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Band Of Friends
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Schwarzer Adler

Patricia Vonne – Top Of The Mountain – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die multikulturellen Wurzeln Patricia Vonnes spiegeln sich abermals auf „Top Of The Mountain”, ihrem achten Album seit 2003, wider. Aufgewachsen in San Antonio und mittlerweile in Austin lebend integriert Vonne ein breites Spektrum an Musikstilen, die in der Grenzregion der Vereinigten Staaten und Mexikos lebendig sind.

Der Longplayer ist dementsprechend abwechslungsreich. Neben den unterschiedlichen Musikrichtungen tragen eine variable Instrumentalisierung und die Unterstützung – vor allem beim Songwriting – von prominenten Musikern zu einem kurzweiligen Ausflug nach Texas bei. Die überwiegende Anzahl der Titel ist dabei im Roots Rock zu verorten.

Patrica Vonne ist ihr bislang reifstes Album gelungen. Einen großen Anteil daran hat Rick Del Castillo, der mit zwei Ausnahmen alle Songs produzierte und Vonne dazu bewegte, in einer tieferen Stimmlage zu singen. Dies vermeidet den schrillen Cowgirl-Pop-Eindruck, der einigen Titeln ihrer bisherigen Veröffentlichungen anhaftete. In den drei spanischen Liedern zeigt Vonne ihre Verbundenheit mit dem lateinamerikanischen Erbe ihrer musikalischen Sozialisation.

Der Walzer „Cancion De La Boda” – mit Akkordeon und Geige begleitet sowie anfangs mit dem Knistern einer alten Schallplatte unterlegt – erweckt den Anschein, als stamme er aus einer früheren Zeit. „Madre De Perla” widmet Vonne ihrer Mutter. Passend zu dem Flamenco-Feeling klappert Vonne mit den Kastagnetten. Ihre bevorzugten Instrumente setzt sie auch auf „Illuminaria“ ein.

Michael Ramos produzierte das Tejano-Stück mit der Folge, dass Vonnes Gesang höher als auf den anderen Titeln ausfällt. Wenn man wenig mit den deutlichen mexikanisch-spanischen Stileinflüssen anfangen kann, bleiben immer noch zehn hörenswerte Tracks.

Allen voran steht das Duett mit Joe King Carrasco „Lil´ Lobo“. Vonne und ihr Partner heulen sich unterstützt von krachenden Gitarren die Seele aus dem Leib. Der Vergleich mit den anderen Wölfen von Los Lobos drängt sich bei dem Tex-Mex „Graceland Trip“ auf. Hier zeigt Vonne, dass sie auch ohne fremde Unterstützung treibende Rocksongs schreiben kann. Dennoch zahlt sich bei „City Is Alive“ die Zusammenarbeit mit der New Yorker Rockgröße Willie Nile aus. Neben der Nummer mit härteren Gitarren-Riffs findet sich mit „Lekker Ding“ ein lockerer Old-School-Rock-n-Roll auf der Scheibe.

Von den schnelleren Stücken fällt einzig der Opener „Citatel“ durch die Dramatik im Gesang etwas ab. Bei dem von Alejandro Escovedo mitgeschriebenen „Tidal Wave“ passt das Pathos hingegen besser.

Mit akustischen Gitarren und Geige widmet sich Vonne auf dem titelgebenden „Top Of The Mountain“ dem Country. Die windumwehte und staubige Landschaft eines Westernfilms kommt bei „Western Blood“ unwillkürlich in den Sinn. Patricia Vonne lässt ihre E-Gitarre auf dem mit Steven Medina Hufsteter von den Cruzados komponierten Instrumentalstück melodiös klirren.

Den regulären Abschluss des Albums bildet die kraft- und gefühlvolle Ballade „God´s Hand“. Vonnes Stimme wird hier nur von einem Klavier begleitet. Als Bonustrack gibt es noch die weitere Ballade „Stop The Madness“, die für eine texanische Organisation gegen häusliche Gewalt verfasst ist. Ihr soziales Engagement und ihr Einsatz für Frauenrechte brachte Vonne schon bei den früheren Titeln „Missing Women“ beziehungsweise „Mujeres Desaparecidas“ zum Ausdruck.

Auf ihrer neuen CD „Top Of The Mountain“ hat Patricia Vonne Pop-Elemente zugunsten eines erdigeren Sounds aufgegeben, was den Freunden von Sounds Of South gefallen wird. Vonne tourt in den nächsten Monaten ausgiebig durch Deutschland und präsentiert ihr neues Werk live. Da man den Berichten von Daniel Glauben schenken kann, lohnt ein Konzertbesuch auf alle Fälle.

MIG (2018)
Stil: Rock / Americana

01. Citadel
02. City Is Alive
03. Illuminaria
04. Top Of The Mountain
05. Lil‘ Lobo
06. Madre De Perla
07. Tidal Wave
08. Graceland Trip
09. Western Blood
10. Cancion De La Boda
11. Lekker Ding
12. God’s Hands
13. Stop The Madness

Patricia Vonne
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M. i. G.-Music
Indigo Musikproduktion + Vertrieb

US Rails – Support: Mark Olson – 11.03.2018, Wesel, Karo – Konzertbericht

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Wie bei fast jeder Tour der letzten Jahre, war auch 2018 das Jugendzentrum Karo wieder Veranstaltungsort für die US Rails.

Im Vergleich zum letzten Besuch der Truppe hatte sich einiges getan und die gesamten Bühnenwände waren mit schwarzen Theatervorhängen verkleidet, was ich zunächst als sehr positiv empfand. Allerdings hätte dann etwas mehr Beleuchtung gut getan, da die meist spärliche Bühnenausleuchtung so fast vollends geschluckt wurde. Dies war auch der einzige Makel, in einem ansonsten schönen Konzertabend, der mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Besonders hervorzuheben ist, dass es dem Soundmixer gelungen ist, einen wunderbar transparenten Klang in den Ort des Geschehens zu transportieren.

Zu Beginn spielte Mark Olson, bekannt von den Jayhawks zusammen mit Ingunn Ringvold einen etwa 50 minütigen Set, mit meist neuen Sachen und nur zwei alten Jayhawks-Songs, welche aber, in ein neues Gewand gesetzt, kaum als solche erkennbar waren. Besonders hervorzuheben ist die Vielfalt der von den beiden eingesetzten Instrumente, und der gelungene zweistimmige Gesang, der zum Teil als Kanon eingesetzt wurde

Ingunn Ringvold spielte bei einigen Songs auf einer armenische Harfe, Olson neben seiner Fender E-Gitarre einen Dulcimer, sodass sich ein keltischer, dezent psychedelischer Einschlag, durch den Act zog. Olson moderierte gut gelaunt und humorvoll durch die Stücke und das Publikum lauschte fast staunend den zum Teil unkonventionell eingesetzten Instrumenten.

Auch hier wäre mehr Licht schön gewesen, um die Handarbeit der Künstler besser beobachten zu können. Selbst Ringvold fragte nach etwas mehr Helligkeit, da sie zu wenig sehen würde. Nach einer frenetisch geforderten Zugabe zogen sich die beiden Protagonisten zurück, um den US Rails die Bühne zu übergeben, welche diese, nach einer angenehm kurzen Umbauphase, auch betraten.

Im Gepäck hatte die Band die neue CD „We Have All Been Here Before“, auf der Coversongs von ihnen favorisierter Bands in ein US Rails-Kostüm gesteckt wurden. Diese sorgten, bei dem einen oder anderen Zuhörer, sogar für etwas Wehmut. Unterstützt wurde das Quartett um Tom Gillam, Matt Muir an den Drums, Scott Bricklin (Gitarre und Keyboards) und Ben Arnold (Keyboards und Gitarre) von Cliff Hillis am Bass. Zudem wechselten sich alle vier im Lead-, mehrstimmigen und Background-Gesang ab, was durch die unterschiedlichen Tonlagen, jedem Song einen eigenständigen Charakter gab.

Zum Teil fühlte man sich an die Eagles mit deren Harmoniegesängen erinnert. Schön war, dass alle 4 Hauptprotagonisten gleichberechtigt ihre Anteile sowohl in der Anmoderation, wie auch als Hauptakteur der Songs hatten und so ein etwa zweistündiges, sehr abwechselungsreiches Konzert die Folge war.

Neben den eingestreuten Coversongs „Train in Vain“ von The Clash, „Second Hand News“ der legendären Fleetwood Mac (hier besonders hervorzuheben der mehrstimmige Harmoniegesang, der bewies, dass der Song auch ohne Stevie Nicks funktionieren kann) „Poor Poor Pitiful Me“ von Warren Zevon und „Running On Empty“ von Jackson Browne, spielte die Band eine bunte Mischung von Tracks aus den letzten 8 Jahren.

Besonders hervorzuheben sind dabei „Lucky Stars“ und „Rainwater“ vom 2010er-Album “US Rails”, “Colorado” und „Declaration“ vom 2016er-Werk “Ivy” sowie “Don’t Take Me Now” und der Raußschmeißer “Old Song On The Radio” von “Southern Canon”.

Den gelungenen Konzertabend rundete die Band ab, in dem alle Bandmitglieder sich die Zeit für Autogrammwünsche und Unterhaltungen mit den Fans nahmen. Gillam bat mich, die Fotos doch so auszuwählen, dass er darauf jung aussieht. Wenn man von der erfrischenden Musik auf das Alter der Musiker schließen sollte, hätte sich, meiner Ansicht nach, eine Bearbeitung über Photoshop eh erübrigt.

Wer auf authentische Westcoast-Musik mit inspirierten Akteuren steht, dem sei angeraten, zu schauen, ob die US Rails in der Nähe auftreten. So hat man mit einem Konzertbesuch die Gelegenheit,  sowohl die Liveclubs, als auch die Band zu unterstützen.

Line-up: Mark Olson
Mark Olson (lead vocals, guitars)
Ingunn Ringvold (lead vocals, harp, mellotron, percussion)

Line-up:
Tom Gillam (lead vocals, guitars, bgv)
Ben Arnold (lead vocals, keys, acoustic guitar, bgv)
Scott Bricklin (lead vocals, acoustic and electric guitar, keys, bgv)
Matt Muir (lead vocals, drums, bgv)
Cliff Hillis (bass)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Mark Olson
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US Rails
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Karo Wesel

Julian Sas – 24.02.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Mit Julian Sas feierten wir unsere diesjährige Premiere, was die Berichterstattung aus unserem heimischen Schwarzen Adler angeht. Auch für den beliebten Rheinberger Blues-Kult-Tempel, war es der erste ‚Hochkaräter‘ in diesem, sich noch im Anfangsstadium befindlichen Jahr 2018.

Da der letzte Sas-Gig im Adler erst gefühlt wenige Momente her ist (tatsächlich sind es nicht mal neun Monate), hatte ich über meinen, in unserer Hauptstadt lebenden, früheren Rocktimes-Kollegen Mike Kempf, der zu Julian ein privates und freundschaftliches Verhältnis pflegt, und mittlerweile mit Soundanalyse, auch ein eigenes Rockmusikmedium sein Eigen nennt, versucht, einige Infos zu ‚ziehen‘, was denn so zu erwarten sei.

Von seiner ansonsten gewohnten ‚Berliner Schnauze‘ und Diplomatie, ganz zu Schweigen, keine Spur! Lediglich, dass Sas in letzter Zeit 27 Kilo abgenommen hatte, war ihm zu entlocken. So ging es dann halt, frei nach dem Motto eines früher beliebten holländischen Entertainers, ‚Lass Dich überraschen‘, ab nach Vierbaum.

In der Tat sah man dem Protagonisten den üppigen Gewichtsverlust deutlich an, als er um 20:15 Uhr mit seinen gewohnten Begleitern Roland Bakker an den Keys (wieder mit vielen wüsten Orgel- und HT-Piano-Einlagen), und seiner starken Rhythmusfraktion, Fotis Anagnostou und Rob Heijne, die Bühne im ziemlich vollen Adler betrat.

Das Überraschungsmoment blieb an diesem sehr schönen Blues Rock-typischen Abend dann doch eher aus, außer, dass sich vielleicht auch ein paar jüngere Menschen, im überwiegend von der gewohnten Ü55-Generation besiedelten Saal, eingefunden hatten…

Das Quartett stieg nach kurzem, aber furiosem Instrumental-Intro, mit den im ersten Abschnitt oft gebrachten „Swamplands“ und „Mercy“ ein – natürlich zwei ideale, rhythmische und stampfende Tracks, um direkt Stimmung in die Bude zu bringen.

„Jump For Joy“, das mit ein bisschen Moore- und Gilmour-Flair behaftete „Shame On You“, Bound To Roll“, das mit einer markanten E-Hook geführte, atmosphärische „That’s Enough For Me“, das überragende „Helping Hand“ (mit ZZ Top-, Allman Brothers- und auch dezenten Santana-Anleihen in den schier endlosen Soli von Sas) und der fulminante „Blues For The Lost And Found“ standen für einen ersten Set, der jetzt schon kaum an Spielfreude und Leidenschaft der Beteiligten zu überbieten war.

Zu erwähnen ist vielleicht, dass Julian, der zunächst mit einer rot-weißen Fender-Stratocaster überwiegend spielte, im Verlauf, auf so alle typischen, bekannten E-Gitarren-Modelle im Blues- und Southern Rock , wie zum Beispiel, die Les Paul, Firebird und ES aus der Gibson Familie, als auch am Ende noch die Telecaster für die Zugaben „Walkin‘ Blues“ (Muddy Waters) und das obligatorische „Bullfrog Blues“, bei denen heftig geslidet wurde, zurückgriff.

Das dem „Statesboro Blues“ ‚verwandte‘ „Stranger Blues“ wurde dann zu Beginn der zweiten, mehr Cover-dominierten Hälfte, auch mit einem kurzen Intermezzo des berühmten Willie McTell-Klassikers, durchzogen. „Twighlight Of The Skies“ (Peter Green-Flair), das herrlich melodische „Coming Home“ (mein Favorit des Abends), ein weiterer Rory Gallagher-Cover-Song und „Hey Joe“ quasi in einer ‚Hendrix 2.0 Version‘, hielten das hohe Level weiter aufrecht.

Am Ende nach den bereits oben angeführten Zugaben, konnten wir Julian dann noch für das mittlerweile obligatorische Bild mit unserem Logo für die VIP-Galerie gewinnen. Hier attestierte er uns dann auch seine Passion für unser bevorzugtes Genre, speziell für das Gitarrenspiel von Dickey Betts, was man bei so manchem seiner Soli auf der Les Paul bestätigt bekam.

Ein toller Jahresauftakt im Adler mit Julian Sas und seiner Truppe (danke nochmals an das Team um Ernst Barten), dem mit u. a.  Band Of Friends, Ana Popovic, der Vega-Strauss Band, Danny Bryant, Ryan McGarvey, Josh Smith, Vdelli, Mike Anderson und  Sari Schorr illustre Gäste im Verlauf der nächsten Monate folgen werden.

Line-up:
Julian Sas (lead vocals, electric & slide guitar)
Roland Bakker (piano, organ)
Fotis Anagnostou (bass)
Rob Heijne (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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