The Weight – Same – CD-Review

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Review: Michael Segets

In Sachen Rockmusik sind unsere südlichen Nachbarn momentan im Aufwind. Nahezu zeitgleich zu der neuen Scheibe der Basement Saints aus der Schweiz bringt das österreichische Quartett The Weight ihre Debüt-CD heraus. Ganz im Geist der 70er Jahre – die Wiener nennen Grand Funk Railroad, Deep Purple und Led Zeppelin als ihre Vorbilder – legt The Weight ein Rockalbum der härteren Gangart vor, bei dem den Hörern auch einige Verschnaufpausen zugestanden werden.

Der Longplayer beginnt mit „Hard Way“, dessen Titel zugleich Programm ist. Die härten Gitarrenriffs von Michael Böbel in der Kombination mit dem Shouter Tobias Jussel weisen den Weg, den The Wight auf ihrer CD einschlagen. Reminiszenzen zur Musikgeschichte verarbeitet die Band in dem witzigen Video zu „Trouble“. Bekannte Plattencover werden dort in lockerer Weise durch die Jungs verändert. Der Song selbst fügt sich stilistisch nahtlos zwischen den Vorgänger und das folgende „Inside“ an. Den letztgenannten Track kennzeichnet das eingestreute Piano. Im Zwischenteil fließen leicht psychedelische Klänge ein, die auch bei späteren Songs immer wieder mal auftauchen.

Während die ersten Stücke mit jeweils unter drei Minuten Spielzeit stramm durch gespielt werden, weist „Rich Man’s Pride“ ein ausgefeiltes Songwriting auf. Eine fast hypnotische Passage mit dennoch pochendem Grundrhythmus, für den sich Andreas Vetter am Schlagzeug und Patrick Moosbrugger am Bass verantwortlich zeichnen, zieht den Hörer in den Bann. Nach dem temporeichen Einstieg schalten The Weight mit „A Good Thing” einen Gang zurück, um dann bei „Money Ain’t For Keeping” wieder loszulegen. Bei dem Rocker sorgt neben dem kräftigen Schlagzeug die Orgel von Tobias Jussel für die nötige Power.

Eine Band, die sich dem Rock der siebziger Jahre verschrieben hat, muss natürlich auch zeigen, was sie im Instrumentalbereich so drauf hat. Dies löst das Quartett auf „Hammer, Cross & Nail” ein. Das achteinhalb Minuten Stück spart nicht an Einsatz von Orgel und Gitarre. Interessant sind dabei besonders die Tempowechsel und das Spiel mit der Lautstärke. Durch die Variation von sanften und aufbrausenden Passagen kommt keine Langeweile auf.

„Jam“ ist dem vorangegangenen Song ähnlich, auch hier dominiert zunächst die Orgel, bis Böbel dann mit einen ausgedehnten Gitarrensolo einsteigt. Da ich musikalisch einfach gestrickt bin, kann ich langen Instrumentalphasen oftmals nicht besonders viel abgewinnen. Die Songs bleiben aber melodisch, sodass sie auch für mich noch im Toleranzbereich liegen.

Frei von psychedelischen Zwischentönen zeigt sich „Get Some”. Der straight gespielte Rocker mit ausgeprägtem Background-Gesang knüpft an den Einstieg des Albums an. Das abschließende „Plenty Of Nothing” beginnt locker rockig, nimmt zwischenzeitlich das Tempo raus, um Intensität und Geschwindigkeit in Richtung Ende nochmal zu steigern.

Wer auf den Rock der siebziger Jahre steht, hat an der Neubearbeitung der Ingredienzien dieser Musikrichtung durch The Weight sicherlich seine Freude. Kurze komprimierte Rocksongs stehen dabei neben Stücken mit längeren Instrumentalanteilen und psychedelischen Anflügen.

Kurzentschlossene haben noch die Möglichkeit, sich auf den Konzerten im Kölner Yard Club (01.12.2017) oder im Dortmunder Blue Notez Club (02.12.2017) im Rahmen der „Heavy Rhythm & Roll Tour“ ein Bild von den Live-Qualitäten der Band zu machen.

Heavy Rhythm & Roll Records/Rough Trade (2017)
Stil: Rock

01. Hard Way
02. Trouble
03. Inside
04. Rich Man’s Pride
05. A Good Thing
06. Money Ain’t For Keeping
07. Hammer, Cross & Nail
08. Jam
09. Get Some
10. Plenty Of Nothing

The Weight
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Oktober Promotion

Tommy Castro & The Painkillers – Support: Eamonn McCormack – 25.11.2017, Blue Notez, Dortmund – Konzertbericht

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Der Konzertabend im renommierten Dortmunder Musikclub „Blue Notez“ ist mit dem kalifornischen, mehrfach ausgezeichneten Ausnahmegitarristen Tommy Castro für viele ein langerwarteter Termin. 2010 gewann Castro u.a. den begehrten „B.B. King Entertainer Of The Year Award“ und konnte mit seinem 2009 erschienen Album „Hard Believer“ gleich vier Blues Awards abräumen. Das Konzert in Dortmund ist die letzte Station von sechs Tourterminen in Deutschland.

Tommy hat dafür seine hervorragende Begleitband The Painkillers mitgebracht und das neue Studioalbum „Stompin Ground“ im Gepäck. Auf die ausgeprägten Bläserparts, die ihn bei vielen Songs des Albums unterstützen, muss heute Abend leider verzichtet werden, dafür rückt der heavy bluesige Sound seiner Band in den Vordergrund und gewährt viele spielerische Freiheiten.

The Painkillers und ihr Bandleader beginnen um 21:02 Uhr mit dem soul-groovigen „Shak-a-lak“. „Nasty Habits“ lässt dem ausgezeichneten Mike Emerson am Keyboard Raum für ein langes Solo. Das folgende „Nonchalant“, der Opener des neuen Albums, brachte die Location zum Brodeln. Mit „Lose Lose“ folgt die einzige wirklich ruhigere Bluesnummer an diesem Abend. Tommy spielt ein ausgiebiges Solo und geht auf Tuchfühlung zum Publikum. „Make It Back To Memphis“ ist ein Abstecher in Swamp-Rockige Rhythmen á la John Fogerty und CCR; gefolgt vom harten „The Devil You Know“ und dem Boogie „Enough Is Enough“ zeigt sich eine abwechslungsreiche Spielart, die bisweilen an Stevie Ray Vaughan erinnert, mit rhythmisch-melodischen Blues Rock.

Das slidige „Ride“ geht direkt über in eine sehr schöne Bluesrock Version des Tom Petty Hits „Breakdown“. Der funkig-soulige Sound „Further Down The Road“ zeigt weitere Facetten von Tommys exzellenter Spielkunst. Seine vielseitige Stimme kommt auf dem groovigen „Right As Rain“ besonders gut zum Ausdruck. „My Old Neighborhood“ ist eine bluesige, Midtempo-Hymne an seine Heimatstadt San Jose. Der vorletzte Song „Serves Me Right To Suffer“, ein Cover von John Lee Hooker, fesselt mit seinem „La Grange“ artigen Gitarrensolo, dem starken Keyboardsound, und macht aus dem Original eine eingängige Boogie-Nummer, mit traditionellem Charakter.

Für die Zugabe „Them Changes“, ein Buddy Miles-Stück, holt sich Tommy den irischen Bluesrockgitarristen Eamonn McCormack, der als Support Act bereits überzeugen konnte, zur Unterstützung auf die Bühne. Die beiden gleiten in eine Jam Session, mit ausgiebigen Soloparts von Keyboarder Mike Emerson und auch Randy McDonald am Bass und Schlagzeuger Bowen Brown bekommen die Gelegenheit ihr Können zu beweisen. Man merkt Tommy und seiner Band durchgängig die Spielfreude an, die vom Publikum dankbar aufgenommen wird. Er sucht immer wieder den Kontakt für ein wohlverdientes „Bad in der Menge“. Um kurz vor 23:00 Uhr verabschiedet sich die Band unter jubelndem und langanhaltendem Applaus von der Bühne.

Fazit: Tommy Castro & The Painkillers bieten tolle Samstagabendunterhaltung, die noch lange in Erinnerung bleiben wird. Man kann nur hoffen, dass der 62-jährige seine Intensität aufrechterhält und seinem rockigen „You Can’t Keep A Good Man Down“ bald wieder Taten folgen lässt.

Setlist:
Shak-A-Lak
Bad Luck
Nasty Habits
Nonchalant
Lose Lose
Can’t Keep A Good Man Down
Make It Back To Memphis
The Devil You Know
Enough Is Enough
Ride
Breakdown
Further On Down The Road
Right As Rain
My Old Neighborhood
She Wanted To Give It To Me
Serves Me Right To Suffer
Encore:
Them Changes

The Painkillers are:
Tommy Castro: Lead vocals, guitars
Randy McDonald: Bass
Mike Emerson: Keyboard
Bowen Brown: Drums

Bilder: Peter Schepers
Bericht: Stephan Skolarski

Tommy Castro & The Painkillers
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Eamonn McCormack
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Blue Notez Dortmund

Jess And The Bandits – Smoke & Mirrors – CD-Review

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Dass New Country Musik auch bei unseren britischen Freunden im Moment hoch im Kurs steht, ist seit den glamourösen Country2Country-Festivals, wo sich das Who Is Who der Nashville-Szene einfindet, kein Geheimnis mehr.

So passiert es in letzter auch schon mal, dass wir von dortigen Promotion-Agenturen und Managements angeschrieben werden, mit der Bitte, den einen oder anderen Review zu verfassen.

So geschehen auch im Fall der texanisch/britischen Kombination Jess And The Bandits, die vor geraumer Zeit ihr zweites Album „Smoke & Mirrors“ veröffentlicht haben.

Der Star dieses ‚Projekts‘ ist eindeutig die Stimme der texanisch abstammenden Frontfrau Jessica Clemens, eine echtes Charakter-Organ, die dazu rein äußerlich mit rotem Schopfe und wuchtigem Erscheinungsbild, sofort Assoziationen mit einer Wynonna Judd erweckt.

Das vierzehn Stücke umfassende Werk beinhaltet dann auch alle Nashville-typischen Ingredienzien: Wunderbare knackige, melodische und klar abgemischte Instrumentierung (mit u. a. fein gespielten E- und Akustikgitarren, Mandoline, Orgel und Piano), auf der sich Jessicas fulminanter Gesang (oft einer Jennifer Nettles, auch bekannt durch Sugarland, ähnelnd) so richtig ‚austoben‘ kann.

Stellvertretend für alles auf diesem Werk, kann man hier den großartigen Song „Sister“ umschreiben: Melodie-betonte Führung durch ein glasklares Piano, dezente Akustik- und E-Gitarrenfils sowie 90er-typische Synthie-Tupfer, pathetischer Gesang von Clemens, dazu chorale Harmoniegesänge, poltrige Drums und ein gospeliges Bridge.

Wer auf gut gemachten, weiblich gesangsfokussierten, sehr emotional gestrickten New Country mit gospeligem Touch steht,  dürfte bei Jess And The Bandits an „Smoke & Mirros“ sein Gefallen finden. Zum Teil echt beeindruckend!

After Midnight Girl Entertainment (2017)
Stil: New Country

01. I’m Not Going Home
02. Smoke And Mirrors
03. World Still Round
04. White Lies
05. Kings Of Summer
06. Kiss Me Quiet
07. Gone Girl
08. Sister
09. Start A War
10. The Bullet
11. Already Written
12. Game Changer
13. Line Of Fire
14. Fault Lines

Jess And The Bandits
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Sonnet Music

Josh Smith – 25.11.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Mein lieber Smithie, ähm Scholli, was war das für ein Abend im Schwarzen Adler! Der in Los Angeles ansässige Josh Smith hatte zum ersten Mal seine Visitenkarte in Rheinbergs Blues-Kultstätte abgegeben und überwiegend staunende Gesichter zurückgelassen. Was für ein Feuerwerk an Saitenartistik , man hatte teilweise das Gefühl, hier wurde die spielerische Quadratur des E-Gitarrenspiel-Kreises durchbrochen.

Smith wurde von den nicht minder grandios agierenden Nicholas ‚Nick‘ Ornelas  am Bass (bearbeitete sein elektrischen Tieftöner in seinen drei Soli-Parts teilweise wie einen Contrabass) und dem variablen, sich immer wieder in einen Rausch trommelnden Felix Pollard (einmal sogar mit cooler Armbanduhr-Einlage) begleitet, also quasi im klassischen Blues Rock-Trio-Gebilde.

Zum Lockern der Finger stieg die Band mit  „Fullfillment“, einem fast Fusion-artigen Instrumental aus seinem „Inception“-Werk (ein reines Instrumental Album) ein, von dem mit „Penance“ (mit Gary Moore-/Peter Green-Reminiszenzen)  und dem überragenden Genre-übergreifenden „Triple J Hoedown“ (Country/Fusion/ Blues- und Southern Rock), so richtig schön freaky performt, folgen sollten. Ein neben mir verweilender, gestandener Rheinberger Rock-Gitarrist rieb sich teilweise die Augen angesichts dessen, was er da geboten bekam. Sein Kommentar zu Smiths grandiosem Treiben: „Der beherrscht wirklich alles!“

Dass Josh auch ein starker Sänger ist, bewies er im, wie im Adler üblich, aus zwei Teilen bestehenden, jeweils über eine Stunde währenden Gig, bei Tracks wie „How Long“ (Opener seines immer noch aktuellen Lonplayers „Over Your Head“ von 2015 mit zwei langen E-Gitarrenpassagen), dem funkigen „Pusher“ (E-Solo teilweise Southern), „The Way You Do“ (mit beeindruckendem ‚Leisespiel‘-Bridge), „Lettting You Go“ (texanisch angehaucht),  dem psychedelischen „When I Get Mine“, sowie dem rockigen „Smoke & Mirrors“ (alle im 1. Set).

Auch im zweiten Part ging es mit Stücken wie „Charlie’s Ray“ (Instrumental zu Ehren von Ray Charles aus dem neuen Jazz-‚Seiten‘ Album „Still“ , „First Hand Look“ (progressive Note, E-Solo z. T. southern), „That Ain’t Me“ (erinnerte mich an Storyville-Sachen), der grandiosen Ballade „In The Middle“ (Solo zum Teil in Greg Koch-Manier) und dem launigen Abschluss „Where’s My Baby“ (Mitsing-Einbindung des Publikums) weiterhin sehr abwechslungsreich zur Sache.

Bei der fälligen Zugabe huldigte das Trio Jimi Hendrix‘ posthum veröffentlichtes „Angel“, wieder mit einem weiten Spektrum filigraner Saitenkunst. Smith benutze übrigens handgefertigte Gitarren aus der Leverkusener Schmiede Real Guitars.

Ein unglaublich starker Gig im Adler, bei dem das Team um Luise Theile, Norbert Henn und Ernst Barten knappe 100 Zuschauer zugegen hatte (für ein Debüt trotzdem ganz ordentlich). Beim nächsten Auftritt des Wahl-Kaliforniers an der Baerler Straße müsste die Hütte eigentlich voll werden.  Nicht auszudenken, was aus diesem Gitarren-Wizard Josh Smith werden würde, wenn er solch eine perfekte Vermarktungsmaschinerie wie Joe Bonamassa im Rücken hätte…

Line-up:
Josh Smith (lead vocals, electric guitar)
Nicholas ‚Nick‘ Ornelas (bass)
Felix Pollard (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Josh Smith
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Schwarzer Adler

Bob Seger – I Knew You When – CD-Review

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Review: Michael Segets

Fast 50 Jahre sind seit der Veröffentlichung des Debüts „Ramblin‘ Gamblin‘ Man“ verstrichen und der 72jährige Bob Seger steht immer noch auf der Bühne oder bringt neue Alben heraus. Den Durchbruch brachten ihm 1976 „Live Bullet“ und „Night Moves“. Sein Megaseller „Against The Wind“ (1980), der in Amerika auf Platz 1 schoss und sich über zwei Jahre in den Charts hielt, darf eigentlich in keiner Plattensammlung fehlen.

In Europa erlangte der Detroiter keinen so großen Bekanntheitsgrad wie in seiner Heimat. Dennoch dürfte „Old Time Rock And Roll“, die Titelmusik der Fernsehserie Alf, fast jedem im Ohr sein. Seine größten Single-Erfolge feierte er hingegen mit gefühlvollen Balladen wie „Still The Same“.

Auf „I Knew You When“ präsentiert sich Bob Seger sowohl von seiner rockigen als auch seiner sanften Seite. Seine markante Stimme gibt dabei jedem Stück – egal ob schnell oder langsam – eine typische und unverwechselbare Note. Mit dem neuen Album legt Seger im Anschluss an den Vorgänger „Ride Out“ (2014) eine weitere gelungene CD nach, die Erinnerungen an seine besten Zeiten wachruft, auch wenn das Spätwerk die Klassiker nicht durchgängig erreicht.

Dass dem Altmeister eine so runde Scheibe geglückt ist, mag auf den ersten Blick verwundern, bedenkt man, dass manche Songs für andere Alben geschrieben wurden und zum Teil aus den 1990er Jahren stammen. Andererseits spricht dies auch für die Konstanz in Bob Segers Schaffen. Große Innovationen oder Experimentierfreude kann und will man von ihm sowieso nicht erwarten: Bob Seger macht gradlinige, zeitlose Rockmusik, die er in seiner eigenen Weise darbietet und das ist gut so.

Das aktuelle Werk startet mit „Gracile“, einer überzeugender Rocknummer mit starken Gitarreneinsätzen von Rob McNelley und Kenny Greenberg. Danach folgt die erste Single „Busload Of Faith“. Der Song wurde von Lou Reed geschrieben. Seger hat den Text leicht verändert und dem Stück etwas mehr Drive gegeben, was vor allem dem vollen Klang durch Klavier, Bläsern und Gitarren zu verdanken ist. Im Anschluss rockt „The Highway“ mit durchgängig treibendem Schlagzeug von Chad Cromwell.

Der Titeltrack „I Knew You When“ ist ein typischer Bob-Seger-Song im Mid-Tempo. Schöne Piano-Passagen und die Sängerinnen im Background lassen ihn sehr harmonisch klingen. Mit dem folgenden „I’ll Remember You“ liefert Seger eine Ballade ganz im Stil seiner großen Erfolge ab. Dunkler wirkt „The Sea Inside“ durch die ungewohnt harten Riffs und dem Einsatz von Synthesizern, die John Jarvis und Jim „Moose“ Brown beisteuern.

Das sehr getragene und wehmütige „Marie“ wird von einem mit Flamenco-Gitarre unterlegten Sprechgesang unterbrochen. Der langgezogene Gesang im Refrain spricht mich ebenfalls nicht an, sodass das Stück nicht gänzlich überzeugt.

Mit „Runaway Train“ legt Bob Seger erneut richtig los. Das Saxophon von Alto Reed gibt dem kraftvollen Rocksong gegen Ende nochmal zusätzlichen Schwung. Noch deutlichere Akzente setzt das Saxophon im Zusammenspiel mit der E-Gitarre von J. T. Corenflos bei „Something More“. Die Ballade, bei der der reduziertere Klangteppich die Stimme von Seger voll zur Geltung bringt, stellt den intensivsten Song des Albums dar.

Mit dem zweiten Cover „Democracy“, das die Hoffnung auf Umsetzung demokratischer Werte zum Ausdruck bringt, schließt sich Seger der politischen Position von Leonard Cohen an, die angesichts der derzeitigen Zustände in den USA gegenüber dem Original aus dem Jahr 1992, eher noch an Aktualität gewonnen hat. In den anderen Texten überwiegt ebenfalls der nachdenkliche – wenn auch unpolitische – Grundton. Es werden vielmehr Grundstimmungen eingefangen, die sich um Freiheit, verpasste Chancen und Neuanfang drehen.

„I Knew You When“ klingt angenehm vertraut, ohne angestaubt oder langweilig zu wirken. Nicht nur in den Texten wirft Bob Seger einen Blick zurück, um dann wieder vorwärts zu schauen. Auch musikalisch weiß er, wo er herkommt und macht hoffentlich auch in Zukunft weiterhin solche CDs.

Einen Kritikpunkt heimst die Veröffentlichungspolitik ein. Das Album ist Glenn Frey gewidmet. Warum sich die Ballade „Glenn Song“ nur auf der lediglich um drei Tracks erweiterten Deluxe-Ausgabe findet, bleibt daher ein Rätsel.

Capitol Records/Universal Music(2017)
Stil: Rock

01. Gracile
02. Busload Of Faith
03. The Highway
04. I Knew You When
05. I’ll Remember You
06. The Sea Inside
07. Marie
08. Runaway Train
09. Something More
10. Democracy

Bob Seger
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Oktober Promotion
Universal Music

Ronnie Earl – The Luckiest Man – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Bereits 1988 gründete Ronnie Earl seine Band The Broadcasters. Seitdem hat er schon dreimal den Blues Music Award als bester Bluesgitarrist gewonnen. Es ist erstaunlich, dass ich diesen Barden des Genres bisher nicht auf dem Schirm hatte. Umso neugieriger war ich dann auch, als mich Daniel Daus um ein Review zu Ronnie Earls 25. Album (!)  namens „The Luckiest Man“ bat.

Während des Anhörens habe ich mich immer wieder gefragt, ob es sich bei dem Werk um bluesigen Jazz oder um jazzigen Blues handelt. Ich denke, Fusion ist wohl die richtige Umschreibung für den Musikstil auf dieser CD. Eingefleischte Blues-Traditionalisten werden daher mit der Scheibe wohl nicht wirklich glücklich werden, alle anderen dürften sie zumindest für interessant halten.

Entstanden ist dieser Longplayer zusammen mit der aktuellen Besetzung der Broadcasters, aber auch unter Mitwirkung ehemaliger Bandmitglieder. Alle einte der Wunsch den verstorbenen Bassisten der Band, Jim Mouradian, und engen Freund von Ronnie Earl mit diesem Album zu ehren.

Dabei herausgekommen sind zwölf, sehr schöne, jazzig-bluesige Songs mit Ronnie Earls klarem, teils sphärisch-cleanem Gitarrenpiel. Bestechend auch die Sängerin der Broadcasters, Diana Blue. Mit ihrer vollen Altstimme gibt sie den Songs die nötige Tiefe und Dosis an Emotionen. Besonders schön zu hören auf „Death Don‘t Have No Mercy“, einem gefühlvollen Slowblues mit einem fast psychedelisch anmutenden Gitarrenintro oder auch auf „You Don’t Know What Love Is“.

Ganz anders das gospelige „Heartbreak“, da swingt und groovt es ganz im Stil einer Bigband. „Long Lost Conversation“ ist ein 10 minütiger Slowblues mit Gastsänger und Harp-Spieler Sugar Ray Norcia sowie Anthony Geraci am Piano.

Aber auch die Instrumentals wie „Southside Stomp“ (jazzig), „Jim’s Song“ (Blues) oder das teils Piano-dominierte Traditional „Howlin‘ Blues“, zeigen Ronnie Earls Qualitäten als Blues- (oder vielleicht auch Jazz-?) Gitarrist.

Alles in Allem legt Ronnie Earl hier ein Genre-übergreifendes Album mit zwölf Songs vor, von denen jedes Stück fein arrangiert und abgemischt wurde. Prägend für alle Lieder ist Ronnie Earls einzigartiges, sauberes Gitarrenspiel, wodurch viele der Songs (insbesondere die Instrumentals) beim ersten Hören allerdings ähnlich klingen.

Die unterschiedlichen Nuancen und Facetten seiner Gitarrentechnik offenbaren sich aber beim nochmaligen, konzentrieren Zuhören. Insgesamt ist es eine Scheibe, die man sicherlich bei einem guten Glas Wein gern in Ruhe hören wird und sich dabei vielleicht auch mit seinen Gedanken treiben lässt.

The Broadcasters:
Ronnie Earl – Guitar
Dave Limina – Piano, Hammond B3
Diana Blue – Vocals
Forrest Padgett – Drums
Paul Kochanski – Bass

Gastmusiker:
Nicholas Tabarias – Guitar
Mark Earley – Baritone Sax
Mario Perrett – Tenor Sax
Peter Ward – Guitar
Michael „Mudcat“ Ward – Double Bass, Fender Bass

Außerdem auf „Long Lost Conversation“:
Sugar Ray Norcia – Vocals, Harp
Anthony Geraci – Piano
Mike Welch – Guitar
Neil Gouvin – Drums

Stony Plain Records/H’Art (2017)
Stil: Jazz/Blues/Fusion

01. Ain’t That Loving You
02. Southside Stomp
03. Death Don’t Have No Mercy
04. Jim’s Song
05. Heartbreak (It’s Hurting Me)
06. Howlin’ Blues
07. Never Gonna Break My Faith
08. Long Lost Conversation
09. Sweet Miss Vee
10. Blues For Magic Sam
11. So Many Roads
12. You Don’t Know What Love Is

Ronnie Earl
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H’ART Musik-Vertrieb GmbH

Aaron Einhouse – Interview

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Der texanische Singer/Songwriter/Musiker Aaron Einhouse, der letztes Jahr mit seinem saustarken Album „It Ain’t Pretty“ überzeugt hatte, berichtet uns über seine aktuelle Situation und sein derzeitiges Treiben.

Hallo Aaron, vielen Dank, dass du dich für ein Interview zur Verfügung stellst.

Sounds Of South: Ich hoffe deine Familie, Freunde, Bekanntschaften und Fans in Texas sind von den klimatischen Katastrophen der letzten Wochen verschont geblieben, wie ist die momentane Lage in Texas?

Aaron Einhouse: Glücklicherweise war niemand aus meiner Familie betroffen, auch allen meinen Freunden geht es soweit gut. Es gab aber einen erheblichen Schaden rund um Houston und um Teile der Küste. Wir sind sehr glücklich, dass es sehr viele hilfsbereite Leute gibt – innerhalb wie auch außerhalb der Musikszene. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie hart es ist, was da einige Leute zur Zeit durchmachen. Viele haben ihre Häuser und all ihre Besitztümer verloren.

Sounds Of South: Du bist in unseren Gefilden ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Erzähl mal bitte ein wenig über deinen musikalischen Werdegang.

Aaron Einhouse: Meine ersten musikalischen Berührungspunkte gab es, als ich die Vinyl-Sammlung meiner Mutter durchhörte. Meistens Classic Rock. Mit der Country Musik ging es auf der High School los. Dort begann ich mich auch in die texanische Musik einzutauchen und bekam kurze Zeit später eine Gitarre. Es dauerte dann nicht lang bis anfing, Songs zu schreiben.

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Sounds Of South: Dein aktuelles Album „It Ain’t Pretty“ fanden wir ‚pretty good‘, ja, wir zählten es zu den besten Veröffentlichungen unseres Jahres 2016. Wo siehst du überhaupt noch Steigerungspotential?

Aaron Einhouse: Danke Mann! Man versucht immer noch stärkere Stücke zu schreiben und ein besserer Musiker zu werden.

22490240_10155427791893855_2905757581140058955_nSounds Of South: Auf Facebook hast du erste Neukreationen in akustischen ‚Roh-Versionen‘ gepostet. Wann wird der Nachfolger fertig sein?

Aaron Einhouse: Ich werde zunächst ein paar Singles veröffentlichen, bevor es  an ein komplettes Album geht. Den Clip zur neuen Single „John’s Camaro“ kann man jetzt unter diesem Link sehen und hören – www.johnscamaro.com

Sounds Of South: Welche sind  deine bisherigen bevorzugten Live-Locations, auf welcher Bühne und mit welchen Musikern würdest in deinen Träumen du gerne mal unbedingt stehen?

Aaron Einhouse: Die Gruene Hall hier in New Braunfels natürlich. Einer meiner größten Lieblingsmusiker ist Robert Earl Keen. Er ist ein großartiger Storyteller. Tolle Geschichten haben mich auch schon immer angesprochen. Das ist auch das, was mich in die Americana- und Countrymmusik hineingezogen hat.

Sounds Of South: Würdest du ggfs. ähnlich wie z.B. die Randy Rogers Band, Wade Bowen & Co. einen Gang nach Nashville wagen, oder bleibst du da ganz Texaner?

Aaron Einhouse: Ich mache schon ein wenig in Nashville, zum Teil ein bisschen Schreiben und Aufnehmen. Da gibt es so viele talentierte Leute. Aber meine Planung läuft dahin, immer Texas als Heimat zu behalten.

Einhouse_profilSounds Of South: Wie findest du eigentlich unser Magazin?

Aaron Einhouse: Sounds Of South ist ein Killer Magazin! Ich finde es echt cool, dass ihr bei euch beleuchtet, was in unserer Szene passiert. Es ist klasse, dass ihr euch so in unsere Musik reinhängt, die wir soweit entfernt von euch machen. Dafür bin ich euch echt dankbar. Es ist in der heutigen Zeit sehr einfach zu vergessen, wie universell und verbindend Musik sein kann.

Sounds Of South: Eine politische Frage: Wie beurteilst du als Texaner die bisherige Amtszeit eures Präsidenten, die ja hier in Europa recht kritisch beäugt wird.

Aaron Einhouse: Ich bin kein Fan von ihm…

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Sounds Of South: Du bist ja ansonsten ein sehr bodenständiger Mensch. Wie bekommst du die Musik und die Familie mit deinen wilden Kindern unter ein Dach?

Aaron Einhouse: Ich versuche zurecht zu kommen. Es ist manchmal ganz schön hart, aber ich versuche immer Zeit zu finden, um Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie sind für mich das Wichtigste.

Sounds Of South: Welche Hobbies hast du noch, außer reichhaltig dekorierte Teller (wie du immer in Facebook postest) zu verspeisen…? 🙂

Aaron Einhouse: Haha, Jagen und Fischen, eigentlich überhaupt Zeit an der frischen Luft zu verbringen, wenn es die Zeit erlaubt.

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Das Interview in Englisch:

Hi Aaron, thanks for giving us an interview!

Sounds Of South: I hope your family, friends and fans, etc. in Texas weren’t affected concerning the climatic catastrophies of the last weeks. How is the actual situation in Texas?

Aaron Einhouse: Luckily, none of my family was affected and all of my friends relations are doing well. There was some very substantial damage done to Houston and parts of the coast. We are fortunate to have so many people who are willing to help in and out of the music scene. I can’t imagine how tough it would be to go through what some of those people went through. Many lost their homes and all of their posessions.

18446997_10155028980228855_2741428133959556265_nSounds Of South: In Germany you’ve been a ‚blank sheet‘ up to now. Please tell us a little bit of your musical background.

Aaron Einhouse: I first got into music listening to my mother’s vinyl collection. Classic Rock mostly. I got into country music in High School. Then I started getting into Texas music when I was in high school and got a guitar shortly after. Then not long afer that started writing songs.

Sounds Of South: We liked your common album „It Ain’t Pretty“ pretty much! From our point of view it was one of the best releases in 2016 . Where do you see any potential for improvement?

Aaron Einhouse: Thanks man! Ya always trying to write better songs and get better as a musician.

22712192_10155448947718855_2148664230335202500_oSounds Of South: You posted some new raw/acoustic creations on Facebook. What do you think when will the next album be ready?

Aaron Einhouse: Gonna release a few singles before I do another full length album. New single – www.johnscamaro.com

Sounds Of South: Which are your favourite live locations? Where and with what kind of musicians you would like to share the stage in your dreams?

Aaron Einhouse: Gruene Hall down here in New Braunfels for sure. One of my favorites is Robert Earl Keen. He’s a great storyteller. I’m always attracted to a good story. That’s what appeals to me about country/americana music.

Sounds Of South: Would you risk to go to Nashville like the Randy Rogers Band, Wade Bowen & Co, if there’s a chance or do you stay a Texican to the core?

Aaron Einhouse: I already do a little bit in Nashville, writing and a little recording. There’s so much talent up there. I plan to always keep my home in Texas.

Sounds Of South: What do you think about our Magazine ‚Sounds Of South‘?

Aaron Einhouse: Killer magazine!!! I just think it’s so cool that you cover what is going on in our scene over there. It’s pretty awesome to me that y’all are so into this music we make so far away. I am grateful for it. It’s easy to forget these days how universal and uniting music can be.

Sounds Of South: Can I just ask you a political question: What do you say about the work and the decisions of your current president so far? In Europe he has been critized a lot.

Aaron Einhouse: I’m not a fan.

19420495_10155045487393855_26005528010017555_nSounds Of South: As a down-home man, how do you manage your musical life  and your family?

Aaron Einhouse: I just try to get by. It’s tough sometime, but I do a lot to make sure I get to spend time with them. They are the most important thing to me.

 

 

20374235_10155178522283855_627694670999814263_nSounds Of South: What kind of hobbies do you have aside from eating rich and colourful decorated plates with food (facebook postings…)? 🙂

Aaron Einhouse: Ha! I like to hunt and fish and be outdoors when I have the time.

Aaron Einhouse
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Basement Saints – Bohemian Boogie – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die Gestaltung des Digipacks von „Bohemian Boogie” ist für ein Rockalbum ungewöhnlich: Ein naiv gemaltes Bild zeigt die drei Bandmitglieder chillend an einem Vorgebirgsfluss. Ein mittelalterlicher Ochsenwagen, eine idyllische Wassermühle, grüne mit Blumen übersäte Wiesen und eine Bergkette im Hintergrund lassen nicht vermuten, dass sich auf der Scheibe Musik verbirgt, die eher in die staubigen Weiten des amerikanischen Südwestens passt als in Schweiz, dem Herkunftsland der Basement Saints.

Die Eidgenossen Anton Delen (vocals, rhythm-guitar), Tobias Arn (lead-, slide-guitar. harmonica) und Samuel Jaussi (drums, percussion) gründeten ihre Band 2012 in Solothum. Die passionierten Skateboarder lassen ihre enge Verbindung zu der Sportart nicht nur in dem Opener „Skatopia“, sondern auch in dem Video zu der ersten Singleauskopplung „Rooftop Riddles“ durchscheinen. Sie räumen so mit mehreren Vorurteilen auf: dass Schweitzer nur aus Alphörner Töne herausbringen sowie dass Skateboarding und Rock nicht recht zusammenpassen.

Obwohl sich „Skatopia“ und das Titelstück „Bohemian Boogie“ am klassischen Rock ’n Roll orientieren, weht mit den Basement Saints frischer, aber rauer Wind von den Alpen herab. Bei „Shyness Highness” kommt die rauchige Stimme von Anton Delen voll zur Geltung. Auch auf „That Kind Of Lover” besticht er mit seinem kratzigen Gesang. Vor allem durch das Gitarrenspiel von Tobias Arn erhalten die beiden Songs ebenso wie „Buffalo Bay“, bei dem er auch noch kräftig in die Mundharmonika bläst, einen Southern Rock-Flair. Eine härtere Gangart schlägt „Snow On The Road“ an. Hier überzeugt der Gitarrist ein weiteres Mal mit seinem Solo.

Neben den drauflos rockenden Songs finden sich drei langsamere Nummern auf der CD. „Faith“ wirkt beinah zerbrechlich, wobei das Stück durch den Gesang, der im Kontrast zu der fast meditativen Instrumentalisierung steht, Spannung gewinnt. „Rooftop Riddles“ gefällt mit einem entspannten Refrain und erinnert mit leicht psychodelisch angehauchten Passagen an die siebziger Jahre. Die Single spiegelt allerdings nicht das rockige Grundkonzept des Longplayers wider. So ist „Free Time“ von der Geschwindigkeit ähnlich gelagert, erscheint aber durch das akzentuierte Schlagzeug deutlich kraftvoller.

Das Trio liefert insgesamt ein kurzweiliges Album ab. Dies liegt nicht an der Gesamtspielzeit von dreißig Minuten, sondern an den abwechslungsreichen Songs und der guten Performanz. Die Stärke der Band liegt in den schnellen Nummern, bei denen Gesang, Gitarrensoli und Rhythmus prima passen.

Neben Hank Shizzoe fällt mir spontan kein Schweizer ein, der zuvor den Weg in meine Musiksammlung geschafft hätte. „Bohemian Boogie“ von den Basement Saints ergänzt diese nun gebührend, sodass ich auch nach deren Debüt-EP „Free Souls“ und dem ersten Album „Get Ready“ Ausschau halten werde.

Wanted Men Recordings (2017)
Stil: Rock

01. Skatopia
02. Shyness Highness
03. Free Time
04. Snow On The Road
05. Buffalo Bay
06. Faith
07. Rooftop Riddles
08. That Kind Of Lover
09. Bohemian Boogie

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Kid Rock – Sweet Southern Sugar – CD-Review

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Kid Rock, alias Robert James Ritchie, lief bei mir immer so ein wenig unter der Kategorie ‚liebenswerter chaotischer Rüpel‘. Mit ihm verbinde ich irgendwie noch die guten alten Zeiten, als man selbst, vorwiegend Flausen im Kopf hatte, statt wie heute, der Vernunft zuliebe, sich schwerpunktmäßig der Status Quo wahrenden Arbeit (mit all ihren heutigen schnelllebigen Veränderungen) zu widmen, nur um größtenteils seine Fix-Kosten zu decken und hier ein paar wenige Menschen auf diesem Planeten, reicher und reicher werden zu lassen.

Der bei uns keineswegs unpopuläre, als politisch unkorrekt geltende, aber hier eher durch seine Kurzehe mit Pamela Anderson bekannt gewordene Künstler, hat seit seinem – aus meiner Sicht –  Paradealbum „Born Free„, einen musikalisch eingängigen Stil aus Rock-, Country-, Southern Rock und dezenten Hip Hop/Rap-Elementen (ohne dass es all zu sehr nervt) gefunden, der zwar auch einer gewissen Vorhersehbarkeit unterworfen ist, aber durchaus insgesamt immer zu gefallen weiß.

Und so bietet auch sein neues, zehn Stücke umfassendes Werk „Sweet Southern Sugar“, gewohnt kurzweilige, abwechslungsreiche Unterhaltung. Der brachiale Auftakt mit „Greatest Show On Earth“ (fast schon in Richtung AC/DC)  und  dem Mundharmonika-bestückten, swampig stampfenden „Po-Dunk“ (auch tolle weibliche Harmonie-Gesänge), kommt zunächst äußerst rau daher, bevor mit dem southern-souligen „Tennessee Mountain Top“ (herrliche Keys mit Orgel und E-Piano) in die melodie-bestimmtere Gangart geschaltet wird.

Die enthält mit dem Bob Seger-mäßigen „American Rock’n’Roll“, meinem absoluten Lieblingstrack „Raining Whiskey“, dem flockigen „Stand The Pain“ und dem melancholischen „Sugar Pie Honey Bunch,“ feinen angenehmen Stoff für die niveauvolleren Mainstream-Rock-Radio-Stationen.

Mit dem in James  Brown-Manier shuffelnden „I Wonder“ (mit etwas verstörend wirkenden Synthie-Einlagen), dem lässig-melodisch, southern hip-hoppenden „Back To The Otherside“ und dem am Ende prollig-knarzig rappenden „Grandpa’s Jam“ bedient Kid Rock sein bewährtes und gewohntes musikalisches Gesamtspektrum der letzten Veröffentlichungen.

Kid Rocks „Sweet Southern Sugar“ ist somit erneut ein empfehlenswerter Tonträger geworden, bei dem man ohne allzu große Bedenken, locker wieder zugreifen kann. Seine CD „Born Free“ bleibt aber, nach wie vor, für mich der absolute Karriere-Meilenstein!

BMG (Warner) (2017)
Stil: Rock

01. Greatest Show On Earth
02. Po-Dunk
03. Tennessee Mountain Top
04. I Wonder
05. American Rock’n’Roll
06. Back To The Otherside
07. Raining Whiskey
08. Stand The Pain
09. Sugar Pie Honey Bunch
10. Grandpa’s Jam

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The Sideshow Tragedy – The View From Nowhere – CD-Review

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Review: Michael Segets

In Austin blüht eine lebendige Musikszene, in der das Independent-Duo The Sideshow Tragedy ihre musikalische Heimat hat. Für die Aufnahmen zu „The View From Nowhere“ ging die Band allerdings in das New Yorker Old Souls Studio. Dort produzierte Kenny Siegal das neue Album. Er erweitert das Klangspektrum der Band durch den Einsatz von mehreren Tasteninstrumenten, wie der Hammond B3-Orgel. Dennoch steht auf der neuen Veröffentlichung weiterhin die Resonator Guitar von Nathan Singleton und das Schlagzeug von Jeremy Harrell im Vordergrund.

Nach dem Debüt im Jahr 2010 entschlossen sich Singleton und Harrell, The Sideshow Tragedy zu zweit weiterzuführen und haben seitdem zwei CDs veröffentlicht. Die Konzentration auf das Zusammenspiel von Gitarren und Schlagzeug in Verbindung mit dem Gesang von Singleton führt zu einem erdigen und schnörkellosen Sound, der das Duo kennzeichnet.

Die elf Tracks der CD bewegen sich zwischen Blues und Rock. Da ich eher dem Rock zugeneigt bin, ist „Nobody“ der herausragende Song der Scheibe, zu dem es im Netz ein gutes narratives Video gibt. Cooler Gesang und eingängiger Refrain garantieren, dass er auf die nächste Zusammenstellung für meine Autofahrten kommt. Zum Thema Auto passt auch das scheppernde „Gasoline“. Bei der kratzigen Rock ’n Roll-Nummer, die sich bereits auf dem Album „Persona“ findet, drückt die Band das Gaspedal richtig durch. „Piston Blues“ ist ebenfalls ein knackiger Rocksong. Harrell bearbeitet seine Drums über die knapp drei Minuten mit merkbar viel Spielfreude.

Mehrere Stücke sind durch langsame, fast schon gesprochene Gesangsparts geprägt, so der Opener „Lost Time“, „Afraid To Fall“, „Long Time Coming“ oder „For Your Love“. Der Wechsel von Gesang und Gitarreneinsatz ist für das Duo typisch. Für sich genommen entwickeln die Werke durchaus einen Reiz, insgesamt erscheint der Aufbau der Songs aber sehr ähnlich, sodass sie untereinander wenig unterscheidbar bleiben. Das dem Album den Titel gebende „The View From Nowhere“ hebt sich allerdings ab. In der Blues-angehauchten Ballade singt Singleton mehr als er spricht und wird dabei nur von einem etwas ausgedehnteren Gitarrensolo unterbrochen.

Ebenfalls bemerkenswert ist „Trust“, das leichte Funk-Einflüsse aufweist und mit mehrstimmigem Gesang sehr harmonisch wirkt. Es gehört sicherlich zu den Highlights der Scheibe. Weniger eingängig ist „Time To Taste“. Hier gehen die Funk-Anleihen schon in Richtung Jazz. Der Jam mit Saxophon-Sprengseln von Ben Senterfit ist nicht mein Fall. Mit „The Bet“, dem zweiten Bonus-Track von dem älteren Longplayer „Persona“, legen die Jungs zum Abschluss einen Blues mit gelungener Gitarrenarbeit und passendem Gesang hin.

Wie bereits erwähnt, erscheint das Songwriting nicht außerordentlich komplex und die Stücke sind oft gleichartig aufgebaut. Die Gradlinigkeit vieler Tracks macht andererseits auch deren Stärke aus und sorgt dafür, dass der Wiedererkennungswert von The Sideshow Tragedy gegeben ist. Nathan Singleton setzt bei der überwiegenden Anzahl der Songs auf einen fast gesprochenen Gesang, der zwar interessant, aber auf Dauer wenig abwechslungsreich ist. Wer auf Sprechgesang steht, ist bei der Band also richtig. Dort, wo Singleton etwas mehr Varianz in seinen Gesang bringt, gewinnen nach meiner Ansicht auch die Songs. Vor allem die schnelleren Nummern auf dem Longplayer „The View From Nowhere“ können daher überzeugen.

Dixie Frog/H’Art (2017)
Stil: Indie Blues-Roots-Rock

01. Lost Time
02. Piston Blues
03. Trust
04. Nobody
05. Time To Taste
06. Afraid To Fall
07. Long Time Coming
08. For Your Love
09. The View From Nowhere
10. Gasoline
11. The Bet

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