Cooder Graw – Wake Up – CD-Review

CGraw

Wenn es sich eine Band erlaubt, einen der besten Songs des Albums als „hidden-track“ zu bringen, der ohne Übertreibung schon allein das Geld wert ist, zeugt das von einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Zu recht, denn mit ihrem dritten Studioalbum „Wake Up“ ist Cooder Graw ein echter Meilenstein im Country/New Country/Alternate Country/Countryrock-Genre mit 14 ebenso prächtigen Liedern, die vor besagtem, nicht in der Tracklist aufgeführtem Bonusstück platziert sind, gelungen, was zu die Vermutung zulässt, dass noch jede Menge kreatives Potential in diesem Quintett schlummert.

Eigentlich wollte man sich vor sieben Jahren mal nur zu einem gemütlichen Bier treffen und ein wenig jammen, man spürte aber sofort, dass die Geschichte ausbaufähig sein würde. Sänger Matt Martindale eröffnete nach Abschluss des Debütalbums seiner zum zweiten Mal schwanger gewordenen Frau, dass er die Juristerei an den Nagel hängen wolle, und sich vollständig der Musik widmen werde. Ein weiser Entschluss!

Auch Gitarrist Kelly Turner hatte zunächst ausdrücklich nur für einen Gig seine Unterstützung zugesagt, ist mittlerweile aber aus der Band nicht mehr wegzudenken. Ein mit entscheidender Grund der außerordentlichen Beliebtheit von Cooder Graw dürfte auch die ständige Live-Präsenz sein. Man höre und staune: Die Jungs stehen seit sieben Jahren fast jedes Wochenende auf der Bühne, was ihnen in Kritikerkreisen den Spitznamen „Road Warriors“ einbrachte.

Zwei personelle Veränderungen gibt es auf dem aktuellen Album: Nick Worley (Fiddle, Mandoline) und Kelly West (Drums) sind mittlerweile fest im Line-up integriert und stellen eine spürbare Belebung dar. Die Stücke sind allesamt abwechslungsreich, mit vielen instrumentalen Finessen und textlich intelligent verpackt. Eigentlich hätte jedes für sich ein paar Zeilen verdient.

Eine kleine Auswahl: „Clarksdale“, ein knackig kratziger, rootsiger Countryrocker mit sattem Rhythmusteppich, bestehend aus druckvollen Drums, Slidegitarre und Fiddleelementen, heizt direkt mal richtig ein. Sicherlich ein tolles Live-Stück! „Lifetime Stand“, die erste Single, ein melodisches, auf traditionellen Countryelementen basierendes, lockeres New Country-Lied mit netter Akustikgitarrenbegleitung und dezenten Fiddleeinlagen handelt von der oftmals schwierigen Suche einsamer Menschen, den richtigen Partner zu finden. „That Girl Crystal“ ist der absolute Kracher der CD. Der Song wurde von allen Bandmitgliedern zusammen komponiert. Er variiert zwischen Mid- und Uptempobereich, Martindales Stimme pendelt irgendwo relaxt an der Schnittstelle zum Sprechgesang. Granaten-Stratocaster-E- und Slidegitarrenspiel von Kelly Turner, inklusive eines furiosen Abschluss-Solos. Rootsig, staubig, trocken… – Texas Red Dirt Countryrock vom Feinsten!

„Ugly Angel“ ist eine herrliche Ballade, wieder mit wunderbaren Akustik und E-Gitarren, sowie unaufdringlichen Hammond-Einsätzen von Gastmusiker Andy Langham. Ach ja, da war ja noch der eingangs erwähnte „hidden track“ mit dem Titel „Come Pick Me Up“, eine Power-Ballade, die nach bedächtigem Akustik-Intro mit Einsatz von Piano, E-Gitarre, Fiddle und Neil-Young-mäßigem Harmonika-Spiel immer mehr Fahrt aufnimmt. Herrlich! Also bitte ’ne gute Minute nach Stück 14 warten und keinesfalls vorher die Repeat-Taste drücken. Für Cooder-Graw-Neueinsteiger wären z.B. Cross Canadian Ragweed, Django Walker oder Jason Boland & The Stragglers weitere, vergleichbare Orientierungshilfen.

Erwähnenswert vielleicht auch noch das lustige Titelbild (sieht aus wie eine Werbung für Kellogs Cornflakes) vom Bassisten Paul Baker kreiert, der auch das komplette graphische Design übernommen hat. Neben der vermeintlichen Müsli-Schale steht etwas von „Wake up“ (der Titel des Albums), „Net wt. 14 songs“ (eigentlich sind’s ja 15) und „A great way to get thru your day“! In der Tat, mit diesem Album kommt man bestens durch den Tag! Und auch durch den nächsten, den übernächsten…! Insgesamt ein brillantes Team-Work mit einer Spieldauer von weit über einer Stunde, das anregend und entspannend zugleich wirkt. Texas Country/Countryrock von seiner allerbesten Seite!

Smith Entertainment (2004)
Stil: Country Rock

01. Clarksdale
02. Lifetime Stand
03. Wake Up
04. That Girl Crystal
05. He Ain’t Ever Gonna Leave Her
06. Ugly Angel
07. Next To The Truth (Chiclets)
08. Afraid Of The Dark
09. Tomorrow’s Milk
10. How Can I Sleep
11. (Welcome To The) End Of The Road
12. Dirty And Sober
13. I Got Kids
14. Many Moons
15. Come Pick Me Up (Hidden Track)

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Bärchen Records

Cooder Graw – Love To Live By – EP-Review

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Cooder Graw hatte ich seit ihrer hervorragenden “Wake Up”-Scheibe von 2004 irgendwie überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Ich dachte, die Band aus Lubbock, die ihren Stil seiner Zeit mal als ‚Loud Country‘ bezeichnet hatte, sei irgendwo auf ‚Nie mehr wieder sehen‘ in der texanischen Musik-Versenkung verschwunden.

Vor ca. zwei Wochen dann die Überraschung, es gibt wieder neue Musik der Truppe, die sich ursprünglich mal Coup de Grâce nannte und dann ihren Namen in die texanische Version Cooder Graw abänderte. So mailte ich ihnen ganz unverbindlich eine Review-Anfrage zu und schon kurze Zeit später lag die neue EP „Love To Live By“ in meinem Briefkasten. Vorbildlich, man merkt halt, dass Leute wie Bandleader Matt Martindale und Gitarrist Kelly Turner, im Gegensatz zu vielen anderen Musikern, zwischenzeitlich auch im ‚richtigen Leben‘ Fuß gefasst haben…

Auch die Rhythmusfraktion, bestehend aus Bass-Bediener Paul Baker und Drummer Kelly Test ist noch an Board. Neu im Line-up sind Carmen Acciaioli (mandolin, fiddle) und Danny Crelin an der Pedal Steel Gitarre. Dazu haben sich auf „Love To Live By“ mit dem Akkordeonspieler Joel Guzman, dem Gitarristen Brian Beken, dem Multinstrumentalisten Marty Muse, Stefan Intelisano (u. a. BoDeans, Patty Griffin, David Grissom – mittlerweile Mitglied in der neuen Supergruppe Big Cat mit Malford Milligan) und der starken Sängerin Leeann Atherton einige klingende Gäste der Texas Music Scene eingefunden.

Produziert hat der ebenfalls umtriebige Rich Brotherton (u. a. Robert Earl Keen, Rich O’Toole, Texas Renegade), der die schöne klare Produktion übernommen hat und sich auch instrumentell einbringt.

Die sechs Songs des neuen Werkes begleiten einen quasi von der Hölle bis ins Paradies. Vom Opener „Hello From Hell“ (entspannter texanisch gefärbter Country-Schwofer mit Akkordeon, Bariton-E-Gitarre und kurzem ’spanischem‘ Akustikgitarrensolo – Rich O’Toole-Flair) bis zum abschließenden „Adam And Eve“ (entspanntes Barroom-Relax-Feeling – richtig paradiesisch, pfeifende Steel, schön bluesige E-Solo-Parts mit Wah Wah-Komponente) präsentiert sich das Sextett in bestechender, ja, fast himmlischer Form.

Die darin eingebetteten und perfekt angeordneten vier anderen Stücke „Virgina Slims & Little Kings“ (schön southern rockig, starke Harmoniegesänge von Atherton, E-Gitarren-/Fiddle-Solo Kombi – ungewöhnlich: mit diesen beiden Instrumenten teilweise in Twin –Form), der Piano- und Steel-getränkte Country-Schleicher „Love To Live By“, der Akkordeon-trächtige, tolle „Mexican Blues“ und das flockige „Heart Of Breaking Up“ (erinnert irgendwie an Radney Foster) bieten extrem niveauvolle musikalische Unterhaltung.

Nicht zu vergessen Matt Martindales unverwechselbare Wohlfühlstimme, die den Songs ihr einzigartiges Esprit vermittelt. Der durch eine Bruderschaft mit Schauspieler Matthew McConnaughy verbundene Frontmann, der zwischenzeitlich auch mit seiner eigenen Matt Martinsdale Band immer wieder tätig war, hat alle sechs Tracks dieses tollen Silberlings komponiert.

Schade, dass es nicht für eine ganze CD gereicht hat. Stücke dieser abwechslungsreichen und kurzweiligen Art hätte ich gerne noch, in gleicher Anzahl oder mehr, so weiter hören können. Wie dem auch sei, hier liegt in der Kürze eindeutig die Würze. „Love To Live By“ erweist sich als tolle Rückmeldung von Cooder Graw. Sicherlich eine der ganz unverhofften Überraschungen dieses Jahres. Großartig!

Loud Country Records (2016)
Stil: Country Rock

01. Hello From Hell
02. Virginia Slims & Little Kings
03. Love To Live By
04. Mexican Blues
05. Heart of Breaking Up
06. Adam And Eve

Cooder Graw
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Brytny Spyrs – Southern Gyrl – CD-Review / Gewinnspiel

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Die aus McComb, Mississippi, stammende 34-jährige Künstlerin war, laut eigener Aussage, von frühster Kindheit an, eigentlich immer Southern Rock-Fan. „Wenn du aus einer Gegend kommst, in der die damalige Skynyrd-Flugzeugabsturz-Tragödie passierte, wirst du praktisch von ganz alleine durch solche Musik in den Bann gezogen. Ich bin mit Skynyrd, Charlie Daniels, der Marshall Tucker Band & Co. groß geworden, zumal diese Mucke dort an jeder Ecke und in jeder Kneipe auch gespielt wurde.“

„Aber was willst du machen, wenn plötzlich alles in eine andere Richtung läuft“, so die hübsche Blondine weiter. „Vor allem, wenn ein Kleinstadtmädel wie ich, plötzlich von Erfolg, Ruhm, Geld, Preisen und Anerkennung regelrecht zugeschüttet wird und dein Management dir komplett das Denken abnimmt. Das hat mich alles letztendlich total überfordert, zumal ich nie die Musik machen konnte, die mir wirklich im Blut liegt und das ist und bleibt der Southern Rock. Hier sind auch die Ursachen zu finden, aus denen meine vielen, nachfolgenden Probleme letztendlich resultierten.“

„Die Idee zu einer Southern-Scheibe kam 2014,“ so die auf dem ‚Walk Of Fame‘ verewigte Multimillionärin, „als ich für drei Tage mit schwarzer Kurzhaar-Perücke und dunkler Sonnenbrille getarnt, für die Mitreisenden inkognito, im VIP-Bereich auf der ‚Simple Man Cruise‘ mitgereist bin. Die beteiligten Musiker und ich hatten großen Spaß zusammen. Selbst der sonst so wortkarge Gary Rossington flachste mit mir rum und wollte sogar ein paar meiner Tanzschritte beigebracht haben. Da kam John ‚Sparky‘ Matejka (früher auch Hot Apple Pie), als er von meiner eigentlichen-Passion erfuhr, mit der Idee rüber, doch, just for fun, mal eine Southern Rock-Scheibe einzuspielen. Er hat dann kurze Zeit später, die Fäden in die Hand genommen und das Werk mit dem Titel „Southern Gyrl“ auch produziert.“

Um potentielle rechtliche Schwierigkeiten von vorne herein auszuschließen, läuft die ganze Geschichte allerdings unter dem Pseudonym Brytny Spyrs. Matejka schrieb in Zusammenarbeit mit Ex-Kumpel Brady Seals ein paar Stücke und trommelte einige der bewährten Nashville-Studiomusiker (u. a. Tom Bukovac, Kenny Greenberg, Greg Morrow, Michael Rhodes, Reese Wynans) zusammen. Auch Gary Rossington, Ehefrau Dale Krantz-Rossington und Johnny Van Zant steuerten mit „One Good Woman“ einen Track zum Album bei. Selbst Joe Bonamassa, der sein „Blues Of Desperation“ im gleichen Studio aufgenommen hatte, ließ es sich nicht nehmen, bei „You Can’t See“ sein virtuoses E-Gitarrenspiel mit einzubringen.

Klasse auch die Neuauflage von „Pure & Simple“ des „1991“-Skynyrd-Werkes, auf der Spyrs wahnsinnig viel Gefühl in ihren Gesang legt. Ein paar ihrer früheren Hits wie „…Baby One More Time“, “Gimme More”, „Womanizer“, “Circus” und „Hold It Against Me“, neu im Southern Rock-Gewand eingespielt, entwickeln plötzlich sogar ihren ganz eigenen Reiz. „Ich habe mich endlich mal in meiner Haut richtig wohlgefühlt, ich bin von meinem Herzen her nun mal ein ‚Southern Girl‘“, so die Sängerin. „Ich werde natürlich versuchen, den einen oder anderen Song, auch in meine Las Vegas-Show einfließen zu lassen.“ Tatsächlich trumpft sie mit einer richtig starken vokalen Performance auf. Und die Musiker haben sich auch spürbar für sie ins Zeug gelegt.

„Southern Gyrl“ von Brytny Spyrs ist nicht im öffentlichen Handel zu erwerben und wurde nur in einer limitierten Auflage produziert. Einigen ausgewählten Journalisten, die sich seit vielen Jahren um den Southern Rock verdient gemacht haben, wurden Exemplare für ein Review zur Verfügung gestellt. Dank meiner guten Kontakte zu Skynyrd-Background-Sängerin Carol Chase konnte ich drei Exemplare für eine Verlosung ergattern. Die ersten E-Mail-Einsendungen (bitte an: dan@sounds-of-south.de) mit der richtigen Beantwortung der Frage ‚Wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym Brytny Spyrs?‘ werden umgehend benachrichtigt und erhalten je ein Exemplar der Scheibe!

Walk Of Fame Records (2016)
Stil: Southern Rock

01. Gimme More
02. One Good Woman
03. I Love Southern Rock
04. Pure & Simple
05. Womanizer
06. Home Is Where My Heart Is
07. You Can’t See
08. …Baby One More Time
09. Hold It Against Me
10. Ramblin’ Woman
11. Circus
12. Lonesome Guitar Girl

Randy Houser – Fired Up – CD-Review

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Klasse, neues Album von Randy Houser. „Fired Up“ heißt sein Werk, das bisher vierte in seiner, seit 2008 anlaufenden Karriere, was im übertragenen Sinne ja sowas wie ‚hoch motiviert‘ bedeutet. Nach einer, für einen passionierten Songwriter wie Houser (schrieb ja unter anderem auch Trace Adkins‘ „Honky Tonk Badonkadonk“), schon fast unendlich lang erscheinenden Pause seit seiner letzten CD „How Country Feels“, von drei Jahren, merkt man ihm den hohen ‚Motivationsgrad‘ auch regelrecht an. Randy feuert nahezu eine Salve mit satten 17 neuen Songs ab, unter anderem auch seinen aktuellen Riesenhit „We Went“ (eingängiger, rhythmischer, sogar durchaus tanzbarer New Country), der in den Country Airplay-Charts auch sofort auf den ersten Platz geschossen ist.

Randy selbst war in fünf Tracks kompositorisch involviert und beweist auf „Chasing Down A Good Time“ (geschrieben zusammen mit Jeffrey Steele und Anthony Smith, markanter euphorischer Refrain, klasse Tempowechsel), „Senior Year“ (Akustikgitarrenuntermalung, Steel-Tupfer, Powerrefrain), „Lucky Me“ (tolle Melodie, Bariton-E-Gitarre, Steel-, Orgelfills, Slide-Solo, hitverdächtig), dem knackig rockenden „Before Midnight“ (Jason Aldean-Stil) und dem wahrhaften Lovesong „True“ (voller Emotionen, hinreißendes E-Solo), seine außergewöhnlichen Songwriter-Skills. Auch der Rest der Stücke wurde natürlich vom Who-Is-Who der Nashville-Schreiber kreiert (u. a. Dallas Davidson, Ben Hayslip, Rhett Akins, Craig Wiseman, Shane Minor, Brice Long, Michael Dulaney, Tony Martin, Ashley Gorley). Der 2. als Single vorgesehene „Song Number 7“ (hier demnach auch an siebter Stelle platziert, melodischer Midtempotrack, mitgeschrieben von Jungstar Chris Janson) dürfte aufgrund der markanten und leicht merkbaren/nachsingbaren Refrainzeile ebenfalls beste Aussichten auf Charterfolg haben.

Toll natürlich auch der Titelsong „Fired Up“ (Steel, Orgel, Southern E-Solo) mit seiner starken E-Hook und Housers zündendem Gesang (insgesamt auch sehr flexible und starke Leistung). Die wunderbare Southern Soul-Ballade „Little Bit Older“, mit dezentem „Knockin‘ On Heaven‘s Flair” bereitet unweigerlich Gänsehaut (inkl. fulminantem E-Solo). Highlight! Aus der Feder der Warren Brothers stammt der, mit ihrem eigenwilligen Humor, inszenierte Titel „Hot Beer And Cold Women“. Der in Nashville sich ‚in aller Munde‘ befindliche Chris Stapelton ist auf der Blockbuster-tauglichen Powerballade (Streicher, Piano, dramatisches E-Solo) sowohl kompositorisch als auch mit Background-Gesang involviert. Das zum Abschluss schön swampig, in Redneck-Manier groovende „Whiskeysippi River“ (erneut starkes E-Solo) hätte Trace Adkins auch wieder gut zu Gesicht gestanden und wird von Houser ebenso mit Bravour gemeistert. Ein tolles Ende eines bärenstarken Albums, das, gemessen an der hohen Anzahl der Lieder, eine ‚Hitdichte‘ aufweist, die ihresgleichen sucht.

Dabei gelingt Randy Houser und seinem Produzent Derek George ein fast perfekter Spagat zwischen kommerziellem Anspruch und musikalischem Ethos. Denn anders wie viele seiner Kollegen Bryan, Rhett & Co. in letzter Zeit, lässt Randy seine Country Roots weiterhin maßgeblich in seine Musik einfließen und nicht als reine Alibi-Funktion verkümmern. Das Werk erinnert in seiner Art ein wenig an Justin Moores starken Longplayer „Off The Beaten Path“. Der Mann aus Jackson, Mississippi (mittlerweile ja beim Broken Bow Unterlabel Stoney Creek Records beheimatet und sich wohl fühlend) hat sich somit längst zu Recht fest in der Elite Nashvilles etabliert, was „Fired Up“ sicher noch einmal deutlich untermauern wird. Starker Country-/New Country-Stoff, der in diesem Jahr in allen Belangen noch für viel Furore sorgen wird!

Stoney Creek Records (2016)
Stil: New Country

01. Back
02. We Went
03. Chasing Down A Good Time
04. Senior Year
05. Mine Tonight
06. Lucky Me
07. Song Number 7
08. Before Midnight
09. True
10. Yesterday’s Whiskey
11. Fired Up
12. Little Bit Older
13. Gotta Get You Home
14. Hot Beer And Cold Women
15. Same Ole Saturday Night
16. One Way (Bonus Track)
17. Whiskeysippi River

Randy Houser
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Bärchen Records

Sweetkiss Momma, 24.03.2016, Kulturrampe, Krefeld, Konzertbericht

Die Southern Roots Rocker Sweetkiss Momma im Rahmen ihrer Europatournee zum zweiten Mal in Krefeld in der Kulturrampe! Das Quintett brachte ihre brandneue EP „What You’ve Got“ mit, leider aber nicht die bei uns auch hoch angesehenen und besprochenen Moss Brothers, die ja bei der Einspielung des Werkes tatkräftig mitgewirkt hatten. Bandleader Jeff Hamel (lead vocals, guitar, harp) hatte aber mit Paul Beadry (bass), Kevin ‚Kubby‘ White (drums), Skylar Mehal (lead guitar) und Keyboarder Ray Hayden, noch rechtzeitig zur Tour, adäquaten Ersatz gefunden.

So gerne, wie ich immer wieder in die Kulturrampe gehe, als Rezensent und Fotograf in einer Person, sind gerade bei ausverkaufter Hütte, die beengten Gegebenheiten und schwierig abzubildenden Lichtverhältnisse (dazu kommt dann noch immer auch noch schöner Dampf aus einer Rauchmaschine…), bei Bands, die man eher nur oberflächlich kennt, Stress pur. So richtig vom Konzert hat man da leider als Berichterstatter eher weniger was. Von Sweetkiss Momma besitze ich nur das Erstwerk, in die Soundfiles ihrer neuen EP hatte ich zur Vorbereitung zumindest mal reingeschnuppert.

Als sie um ca. 21:15 Uhr mit dem krachenden „Hot Mess“ aus diesem Werk loslegten, wurde auch schon klar die musikalische Richtung des Abends vorgegeben. Es wurde eher Seattle-mäßig abgerockt, als zu den Temperaturen im Raume passend, schwülen Südstaaten-Groove mit seinen musikalischen Facetten in den Fokus zu rücken. Lead-Gitarrist Skylar Mehal gab sich zwar mit einigen quirligen Soli ordentlich Mühe, aber das typische Südstaaten-Flair, wie es die Moss Brothers sicher eingeflochten hätten, wurde eher nur marginal verbreitet. Auch die typischen Twin-Einlagen waren eher rar gesät. Es ging doch recht konstant in die Vollen, Zeit zum Durchatmen gab es, soweit ich mich erinnere, kaum. Die Leute, hatten zur Freude der Band, aber viel Spaß am Gebotenen. Die Stimmung war von vorne bis hinten prächtig.

Aufgrund o. a. Gegebenheiten, hatten für mich persönlich natürlich Stücke wie „Ready To Go“, „Son Of The Mountain“ und „Rocket Ride“
den höchsten Wiedererkennungswert. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde aber auch das neue Werk (besteht ja auch nur aus fünf Titeln) komplett ‚abgearbeitet‘, „Like You Mean It“ inklusiv einer Basseinlage von Beadry. Frontmann Hamel ist mit seinem Rauschebart, der kräftigen Statur, seinem barschen Stimmorgan und Art zu Performen, durchaus ein gewisses Charisma zu attestieren. Er steuerte sein frisch aufgestelltes Quintett bis zum, den Hauptteil abschließenden „Mercy Love“, sicher durch den Abend. Ach ja eine „Another Brick In The Wall“-Einlage gab es kurz zuvor auch noch, muss ich bei solchen Bands aber eigentlich nicht haben. Den Leuten gefiel es.

Die stürmischen Zugabeforderungen wurden dann aufgrund der guten Stimmung nochmal mit vollem Einsatz befriedigt. „Dirty Uncle Deezer“, ein instrumentales „La Grange“-Intermezzo (damit Hamel noch schnell an der Theke hinten ein Bierchen trinken konnte), das endlich mal ruhige „Same Old Stories“ und eine recht gelungene Version vom Stones-Klassiker „Gimme Shelter“ (mit schönem Slide Solo von Mehal) machten dann satte zwei Stunden mit Sweetkiss Momma-Musik ‚voll‘.
Fazit: Ein launiger Abend mit einer sympathischen Truppe, bei dem der Southern Rock, wie ich ihn liebe, aufgrund der kurzfristigen Personal-Rochaden, verständlicherweise etwas zu kurz kam. Trotzdem eine Band, die man bei Auftritten hier in unserem Land immer unterstützen sollte.

SweetKiss Momma
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Kulturrampe
Black Pike Favorites

Adam Eckersley Band – The Second Album – CD-Review

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Die Adam Eckersley Band aus Australien nennt die Dinge klar beim Namen. Einfach und konkret. Bei den Jungs, weiß man, woran man ist. So hieß ihr Debüt „The First Album“ und das hier zu besprechende Zweitwerk „The Second Album“. Mit der Beantwortung der (hochspekulativen) Frage nach dem Titel des nächsten Silberlings der Musiker, dürften selbst heutige deutsche Abiturienten mit Leistungsfach Englisch nicht überfordert sein…

Übrigens, Vollbart tragen ist als Mitglied der Band absolute Pflicht. Ob sich der, neu zum bisherigen Line-up, bestehend aus Frontmann Adam Eckersley (lead vocals, lead guitar), Scotty Greenaway (bass), Drummer Benny Elliot, und “Arizona” Dan Biederman (hammond organ, keys), dazu gekommene Duncan Toombs (guitar, banjo), einen wachsen lassen musste, konnte die Recherche final nicht klären.

Nicht unerwähnt bleiben darf auch, dass Adam mit Brooke McClymont verheiratet ist, die sich hier auf diesem Werk mit guten Harmoniegesängen als klare Belebung erweist und beim Neil Young-Klassiker „Comes A Time“ auch im Duett überzeugt. Sie ist Part der McClymonts (eine von drei Schwestern), die bei uns auch schon besprochen wurden.

Produziert hat Nick DiDia (Bruce Springsteen, The Wallflowers, Kasey Chambers, Powderfinger), der die Musiker teilweise ohne ihr Mitwissen mitschnitt, um auf diesem Werk das spielerisch toll harmonierende Bandgefüge herauszuarbeiten und stärker ins Rampenlicht zustellen.

Der Opener des Albums „Live On“ wird durch eine sakral hallende Orgel eingeläutet und mündet dann in einen atmosphärischen Rocksong mit dezent progressivem Einschlag Richtung Mike & The Mechanics, wobei Eckersleys Stimme auch fortwährend so ein wenig was von der angenehmen Aura eines Paul Carracks verströmt.

Das shufflige „Talk About Love“ erinnert an die Art der Dirty Guv’nahs, eine gurgelnde Orgel, Harp-Solo und slidende E-Gitarre
drücken diesem starken Song den Stempel auf. Von „Devils Lullaby“ (Akustikgitarrenuntermalung, schöne Twin-Parts) bis „Freedom“ (folkige Note, Banjo, angenehme E-Gitarren) wird eine etwas ruhigere Phase eingeläutet.

Das großartige, in Bakersfield-Manier abgehende „Mocha“ geht durch Mark und Bein (eine herrliche ‚Plapper‘-Gesangseinlage von Eckersley als Zwischenbridge inbegriffen), das quirlige E-Gitarrensolo hätte ein Vince Gill nicht besser spielen können. Mein persönliches Highlight! Die Black Crowes könnten beim psychedelisch rotzig groovenden „Good Night“ Pate gestanden haben. Klasse Harmonies von Brooke McClymont und fett kreischende E-Gitarren zu polternden Drums und hallender Orgel geben dem energiegeladenen Track ihre Würze.

Die piano-getränkte Ballade „Lost Time“ (famose Orgelglucker-Passage, herrliches atmosphärisches Southern E-Solo),und das, noch unter Eindruck der Geburt der Tochter stehende „Hey Little Daughter“ bieten nochmal Zeit zum Durchatmen und Entspannen, bevor das furiose 7:18 Minuten währende „Took That Woman“ erneut das Southern Rock-Gen (à la Zach Williams & The Reformation) des Quintetts zum Abschluss mit großartigen E-Gitarren eindrucksvoll freilegt.

Das zweite Album der Adam Eckersley Band beweist, dass man auch in Australien richtig guten, facettenreichen Southern Rock zu performen weiß. Die, auch im Studio, überzeugend dargebotene Spielfreude, dürfte live sogar noch besser zur Geltung kommen. Umso schöner, dass die Burschen um Adam Eckersley im Herbst auch in unseren Gefilden zu sehen sein werden. Hingehen absolute Pflicht!

Universal Australia (2015)
Stil: Roots/Southern Rock

01. Live On
02. Talk About Love
03. Devils Lullaby
04. Wheels
05. Comes A Time
06. For You
07. Mocha
08. Good Night
09. Lost Time
10. Hey Little Daughter
11. Took That Woman

Adam Eckersley Band
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Teenage Head Music

Andy Ross – Time To Fight – CD-Review

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Ich muss gestehen, dass selbst mir, als recht gut aufgestelltem Southern Rock-Experten, der Name Andy Ross, bis vor kurzem, nicht geläufig war. Dabei hat der Mann schon zwei CDs veröffentlicht und ist in den US-Staaten bekannt wie ein bunter Hund. Sein Videoclip zu „Cold Dead Hand“ wurde schon fast 120.000 mal angeklickt (bitte anschauen und Kopfschütteln!). Ja, dieser Andy Ross ist ein schlichtes Vermarktungsgenie in eigener Sache, dazu einer dieser typisch unbelehrbaren US-Patrioten, Waffennarr – und natürlich, sich auf die Verfassung berufend, Befürworter, sie tragen zu dürfen. Selbst Hardliner aus seiner Zunft wie Ted Nugent, Charlie Daniels oder Hogjaw dürften gegen ihn blass aussehen.

Ja, so sind ’se halt, die Amis. Andersherum, wenn man an die ganzen Pharisäer in unseren Breitengraden denkt, die angeblich zu unser aller Wohl handeln, wird einem auch nicht besser. Der hiesige Southern Rock-Liebhaber ist einfach gezwungen, so was wirklich ausklammern und irgendwie an das Gute im Menschen zu glauben… In diesem Falle geht es ja letztendlich auch um die Musik, und die ist zweifellos, trotz aller Klischees, richtig klasse.

Besondere Aufmerksamkeit erregte Ross vornehmlich als Gastgeber und Protagonist der Reality-TV-Serie ‚American Archery‘, wo Andy mit Pfeil und High-Tech-Bogen enthusiastisch, von Kameras begleitet, zur Freude aller Gleichgesinnten, durch die gesamte amerikanische Peripherie jagt. Eigentlich habe ich mit dem Burschen in dieser Hinsicht so gut wie nichts gemeinsam, mir läuft es heute noch eiskalt den Rücken runter, wenn ich an meine Zeit bei der Bundeswehr in der Grundausbildung zurückdenke, als ich G-3, Panzerfaust und Flugabwehrraketengeschütz bedienen musste. Die nahm ich übler Weise in Kauf, um dann nach drei Monaten, endlich überwiegend nur noch den Tischtennis-Schläger in der Sportkompanie als Waffe zu verwenden.

Ross hat sein eigenes Label ‚American Rebel‘ kreiert, ist dazu Vermarkter einer Wein-Linie sowie eines Gitarrenherstellers (Krossroad Guitars), und aber auch ein durchaus passabler Sänger, Songwriter und Musiker. Sein aktuelles Werk „Time To Fight“ bietet sogar Southern Rock par excellence. Eigentlich alles, was dem geneigten Verfechter des Genres so richtig Freude bereitet: Jede Menge starker Akustik- und E-Gitarren, ob in Slide-, Twin- oder in herkömmlicher Rhythmus-, Fill- oder Soli-Arbeit dargeboten, Banjo, Dobro, polternde Drums, pumpende Bässe, gurgelnde Orgel, klimperndes Piano, typische weibliche Backgroundgesänge, dazu in einer sehr sauber und klar klingenden, nicht, wie so oft üblich, altbackenen Produktion, abgemischt. Sein Gesang ähnelt dem von Donnie Van Zant, und auch die Musik weist viel Flair und Parallelen zum Wirkungsspektrum der gesamten VZ-Familie auf.

Dazu gesellt sich noch beim Opener „Back On The Back Roads“ das gesamte Line-Up von Little Texas, wobei Ross-Intimus Porter Howell auch Teile des Gesangs mit einbringt. „Like A Bullet From A Gun“ bewegt sich irgendwo zwischen 38 Special zum Ende der 80er und ZZ Tops „Eliminator“-Phase. Songs wie „Hot Lanta“, Chattahoochee“, „Sharp Dressed Man“ oder „Gimme All Your Lovin’“ lassen grüßen. Andy Ross kann es allerdings auch gefühlvoll. Schöne melodische, z. T. balladesk angehauchte Tracks wie „My Father’s Son“, „I Wrote This By Myself“ oder „Heaven Got A Hell Raiser“ bieten auch Southern Rockern die Gelegenheit, ihr eher raues Gemüt mal kurz beiseite zu schieben.

Ansonsten rockt Ross samt seiner Mitstreiter in bester zünftiger Southern Rock-Manier und lässt mit Titeln wie „American Rebel“ (mit schönen Twin-Einlagen), „Playing In The Mud“ (naturgemäß swampig mit Banjo und Dobro gestaltet), „It’s America, Son“ („Gimme Three Steps-Flair) oder dem abschließenden „Big Bad Loud Fast“ (flotter Sprechgesang, tempo-geladen, erinnert an „Last Ride“ von Doc Holliday), kein Zweifel an seiner musikalischen wie politischen Präferenz und Weltanschauung.

Fazit: Blendet man als mündiger Mensch mal alles andere, was nicht mit der Musik zu tun hat, aus, kann man mit der „Time To Fight“-Scheibe von Andy Ross richtig Spaß haben. Schöner Southern Rock für Liebhaber von Bands wie 38 Special, dem Van Zant-Clan allgemein, Hogjaw, dem ‚one CD wonder‘ Rambler, Jackson Stone Band, Rebel Pride, Doc Holliday, Preacher Stone, Montgomery Gentry, Dry County, Travis Tritt & Co. Musikalisch ein echter Insider-Tipp!

Buck Shot Records (2016)
Stil: Southern Rock

01. Back On The Backroads (feat. Little Texas)
02. Like A Bullet From A Gun
03. My Father’s Son
04. American Rebel
05. Heaven Got A Hell Raiser
06. Playing In The Mud
07. I Wrote This One Myself
08. It’s America, Son
09. Ain’t Running Out Of Ammo
10. Big Bad Loud Fast

Andy Ross
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Blackfoot Gypsies – Handle It – CD-Review

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Junge, Junge. Eigentlich bin ich ja von Interpreten aus Nashville recht feinfühlige, in der Regel perfekt eingespielte und produzierte Kost gewöhnt. Aber wie die Blackfoot Gypsies einem ihren brachialen Sound regelrecht um die Ohren plästern, sucht in Music City wohl seines Gleichen. Die Insassen irgendeines berüchtigten Südstaaten-Gefängnisses kriegen bei der Essensausgabe ihren Haferschleim vermutlich deutlich liebevoller vor den Latz geknallt!

Der Vierer, bestehend aus den, lange im Duo aufgetretenen Bandleadern Matthew Page (Lead vocals, guitars) und Zack Murphy (Drums), sowie den jetzt mit integrierten Dylan Whitlow (Bass) und Ollie Dogg (Harmonica), stellt den gediegenen Hörer wie mich, auf ihrem aktuellen Werk „Handle It“ auf eine harte Probe.

Ihr Stil ist recht schwierig zu charakterisieren. Eine Mischung aus klassischem Rock’n’Roll, gepaart mit Country-, Roots- und Southern Rock-Zutaten sowie Punk- und psychedelischen Eingaben der Seventies dürfte das Ganze einigermaßen annähernd beschreiben.

Pages anhaltend kreischende, rotzige Stimme, die mich ganz entfernt an die von Gordy Quist (The Band Of Heathens) erinnert (sorry Gordy…), sein meist schrammliges und surrendes (wenn der Bottleneck übergestreift wurde) E-Gitarrenspiel und Doggs quäkende Mundharmonika sind dabei in der Regel die Ton angebenden Elemente. Whitlow und Murphy entfachen mit pumpenden Bass und polternden Drums fast immer einen in Richtung Punk gehenden Rhythmusteppich.

Aus meinem Spektrum fallen mir als Vergleichsgrößen im weitesten Sinne Acts wie Delta Saints, die Black Crowes, Sachen aus dem Dan Baird-Dunstkreis („Pork Rind“ mal als Beispiel-Clip) oder Jackson Taylor & The Sinners & Co. ein. Am besten gefällt es mir, wenn wie bei „Spent All My Money“ (mit Akustikgitarre und Fiddle) oder „Dead On The Road“ so ein Hauch von Country durchschimmert.

Die meisten Stücke sind für jemanden meines Alters in den heimischen vier Wänden, angesichts des im trashigen Garagensound produzierten Ganzen und der fortwährenden ‚Wibbligkeit‘, doch ziemlich nervenzehrend, gipfelnd in dem wild zusammen geschusterten Abschlusstrack „Call Me After Midnight“. Lobenswert, die durchgehend vermittelte Authentizität, der selbstironische Teint und das gnadenlose Durchziehen ihres Konzeptes ohne kommerzielle Hintergedanken – für Nashville purer Horror.

Ich assoziiere bei „Handle It“ der Blackfoot Gypsies z. B. Bier-intensive Männer-Grillabende, um evtl. verhasste Nachbarn zu später Stunde zu ärgern (Polizeibesuch garantiert!) oder trunkenreiche Junggesellenabschiede, also alles Dinge, wo eine gehörige Portion alkoholischer Getränke bedingungslose Begleiterscheinungen sind. Am ehesten dürfte dieser Stoff live in beschriebenem Zustand seine Wirkung entfalten (die Band wird übrigens im Mai/Juni auch in unseren Gefilden auftreten). Wie du dieses Werk letztendlich händelst, steht aber natürlich auf einem anderen Blatt Papier…

Plowboy Records (2015)
Stil: Southern Rock’n’Roll

01. Scream My Name
02. Pork Rind
03. Under My Skin
04. Too Bad
05. Spent All My Money
06. In Your Mind
07. Dead on The Road
08. Snake Charmer
09. So Be It
10. Call Me After Midnight

Blackfoot Gypsies
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Teenage Head Music

King King, 03.03.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbilder

Line-up:
Alan Nimmo (Lead vocals, electric guitar)
Lindsay Coulson (Bass)
Wayne Proctor (Drums, backing vocals)
Bob Fridzema (Keys, backing vocals)

Konzertbericht bei unseren Freunden auf
Soundanalyse

King King
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Sister Hazel – Lighter In The Dark – CD-Review

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Absolut stark – Sister Hazel auf Nashville-Pfaden! Aber nicht auf den ‚üblichen‘, oft so überproduzierten Mainstream Country-Pfaden, sondern vielmehr mit einer hinreißenden, klassischen Countryrock-Vorstellung, bei einigen Stücken frappierend an die Großtaten der Eagles erinnernd. Nach einer für Sister Hazel-Verhältnisse ungewöhnlich langen Kreativpause ist das Quintett aus Florida jetzt mit „Lighter In The Dark“ nach knapp fünf Jahren endlich wieder mit einer brandneuen CD am Start. Und nach den beiden eher unspektakuläreren Vorgängern „Release“ und „Heartland Highway“ (obwohl auch die immer noch sehr gut gelungen waren), kehren sie jetzt stärker denn je zurück.

„Lighter In The Dark“ ist ein absolutes Klasse-Album geworden. Die tollen Melodien, samt der starken Gesangsleistungen und flockigen Gitarrenläufe sprudeln wieder nur so aus ihnen heraus. Im Hinblick, dass der Begriff ‚Konstanz‘ das wohl am besten passende Attribut zur Umschreibung des Bandfünfers, der jetzt mittlerweile seit 1993 mit Ken Block, Drew Copeland, Ryan Newell, Jett Beres und Mark Trojanowski in unveränderter Formation besteht, ist, erscheint der bewusste Schwenk zum Countryrock zunächst doch ein wenig überraschend. Auffällig dabei die gute Planung: Es wurden einige der erfahrenen und erfolgreichen Songwriter aus Nashville, wie u.a. Ashley Gorley, Chris de Stefano, Tom Douglas, Hillary Lindsay, Gordie Sampson angeheuert und mit dem Steel-Virtuosen Steve Hinson, Barry Dean, Darius Rucker, Jillian Jaqueline Nashville-erprobte Musikerkollegen mit eingebunden.

Bandmitglied und Multiinstrumentalist Ryan Newell (Lead guitar, acoustic guitar, banjo, mandolin, dobro) hat eh alle spielerischen Voraussetzungen und die Stimmen von Ken Block und Drew Copeland (auffällig: mittlerweile sind sie fast gleichberechtigt singend) sind als Allrounder in nahezu allen Genres höchst ansprechend einsetzbar. Somit konnte eigentlich kaum etwas schief gehen. Selbstredend, dass sich natürlich auch die gewohnten Westcoast-, Southern Rock-, Pop-, Folk- und Rootsrock-Elemente in den Songs partiell immer wieder finden. Die Gesamtmischung passt einfach ideal. Produzent Chip Matthews hat darüber hinaus mit den Musikern ein äußerst angenehmes, warmes Soundambiente geschaffen. Mit 14 neuen Liedern wurde zudem auch nicht auf Sparflamme gefahren. Schon der herrlich, mit wundervoller, surrender Slide durchzogene Opener „Fall Off The Map“ lässt es dem etatmäßigen Sister Hazel-Fan richtig warm ums Herz werden. Was für eine knackige, traumhaft melodische Hammer Countryrock-Nummer. Da sind wieder Blocks markante Stimme, die tollen Harmoniegesänge im Zusammenschluss mit einer herrlich flockigen Instrumentierung und diesem unwiderstehlichen Ohrwurm-Charakter.

Auch das folgende, von Drew Copeland und Ken zusammen vorgetragene „That Kind Of Beautiful“ (mit zwei starken E-Gitarren-Soli) steht dem Vorgänger in nichts nach. Richtig hitverdächtig ist der „Karaoke Song“, bei dem Darius Rucker (einstiger Frontmann der Sister Hazel durchaus verwandten Band Hootie & The Blowfish, mittlerweile solo selbst ein Star der Szene) und Ken Block ein Duett der Extra-Klasse abliefern. Ein eingängiger, fröhlicher „Sing-A-Long“-Track, der gerade im Sommer auf keiner Party (ob mit oder ohne Karaoke-Darbietungen) fehlen sollte. So richtig countrylastig wird es bei „Kiss Me Without Whikey“. Block kannf sich mit launigem Sprechgesang zu flotten, Retro-beschwingten E-Gitarren und klimperndem Piano so ein wenig in Bakersfield-Sphären beweisen. Drew Copeland darf sein Faible für Piano-Herz/Schmerz- Balladen auf „Almost Broken“ ausleben. Unterstützung erhält er dabei von der bezaubernd singenden Jillian Jaqueline. Das waltzartige „Take It With Me“ hat ein wenig Ähnlichkeit mit Blackberry Smokes schönem Countryschwofer „One Horse Town“.

Die erste Single „We Got It All Tonight“ (komponiert vom Nashville-Erfolgsautorentrio Chris DeStefano, Ashley Gorley und Rodney Clawson) ist dagegen ein wenig auf die Bedürfnisse der Charts zugeschnitten, aber richtig klasse. Vermutlich ein erster Test, wie Sister Hazel vom Nashville-Markt angenommen werden. „Danger Is Real“ wird von einer großartigen Mandoline untermalt, mit „Prettiest Girl At The Dance“ folgt ein grandioser Ohrwurm in allerbester Eagles-Manier, und zwar zu deren besten Zeiten, zudem auch an der Schnittstelle zur Marshall Tucker Band und den Outlaws zu „Hurry Sundown„-Zeiten gelegen. Toll!! Ein wenig früheres Poco-Flair verbreitet das mit Mandoline und Dobro versehene „Thoroughbread Heart“, das wieder ganz in Zeichen Newells instrumentellen Könnens steht, während das mit großartigem Banjo unterlegte „Run Highway Run“ als so etwas wie der legitime Nachfolger des einstigen Eagles-Klassikers „Already Gone“ durchgeht. Herrlich!

„Back To Me“, von einer markanten E-Gitarren-Hook sowie Hinsons weinender Steel umgarnt, bietet dann zu Blocks einzigartiger Stimme typisches Sister Hazel-„Wellness-Programm“. Am Ende überzeugt das dezent keltisch gewürzte, von einer sirenenartigen Fiddle angeführte „Ten Candle Days“ aus der Feder von Jett Beres schließlich in Sachen „Team-Spirit“. Die Country-typischen Saiteninstrumenten musizieren und es hört sich so an, als wenn hier auch Newell und Beres gesangstechnisch mit eingebunden wären. Typischer Front Porch- oder lagerfeuertauglicher, schön traditionell gehaltener Country.

Insgesamt ein ganz exzellentes Album von Sister Hazel. Man wünscht dem Quintett von ganzem Herzen, dass „Lighter In The Dark“ auch von entsprechendem kommerziellen Erfolg gekrönt sein wird. Das hätten sie wirklich verdient. Ein äußerst geschmackvolles Cover-Artwork mit allen Texten rundet dieses einfach wunderschöne Werk in passendem Rahmen ab. Gratulation Sister Hazel! Ein echter Lichtstreifen an Nashvilles Counttryrock-Horizont!

Rock Ridge Music/Croakin‘ Poet Records (2016)
Stil: New Country

01. Fall Off The Map
02. That Kind Of Beautiful
03. Karaoke Song (feat. Darius Rucker)
04. Something To Believe In
05. Kiss Me Without Whiskey
06. Almost Broken (feat. Jillian Jacqueline)
07. Take It With Me
08. We Got It All Tonight
09. Danger Is Real
10. Prettiest Girl At The Dance
11. Thoroughbred Heart
12. Run Highway Run
13. Back To Me
14. Ten Candle Days

Sister Hazel
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Bärchen Records