Sister Hazel – Lighter In The Dark – CD-Review

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Absolut stark – Sister Hazel auf Nashville-Pfaden! Aber nicht auf den ‚üblichen‘, oft so überproduzierten Mainstream Country-Pfaden, sondern vielmehr mit einer hinreißenden, klassischen Countryrock-Vorstellung, bei einigen Stücken frappierend an die Großtaten der Eagles erinnernd. Nach einer für Sister Hazel-Verhältnisse ungewöhnlich langen Kreativpause ist das Quintett aus Florida jetzt mit „Lighter In The Dark“ nach knapp fünf Jahren endlich wieder mit einer brandneuen CD am Start. Und nach den beiden eher unspektakuläreren Vorgängern „Release“ und „Heartland Highway“ (obwohl auch die immer noch sehr gut gelungen waren), kehren sie jetzt stärker denn je zurück.

„Lighter In The Dark“ ist ein absolutes Klasse-Album geworden. Die tollen Melodien, samt der starken Gesangsleistungen und flockigen Gitarrenläufe sprudeln wieder nur so aus ihnen heraus. Im Hinblick, dass der Begriff ‚Konstanz‘ das wohl am besten passende Attribut zur Umschreibung des Bandfünfers, der jetzt mittlerweile seit 1993 mit Ken Block, Drew Copeland, Ryan Newell, Jett Beres und Mark Trojanowski in unveränderter Formation besteht, ist, erscheint der bewusste Schwenk zum Countryrock zunächst doch ein wenig überraschend. Auffällig dabei die gute Planung: Es wurden einige der erfahrenen und erfolgreichen Songwriter aus Nashville, wie u.a. Ashley Gorley, Chris de Stefano, Tom Douglas, Hillary Lindsay, Gordie Sampson angeheuert und mit dem Steel-Virtuosen Steve Hinson, Barry Dean, Darius Rucker, Jillian Jaqueline Nashville-erprobte Musikerkollegen mit eingebunden.

Bandmitglied und Multiinstrumentalist Ryan Newell (Lead guitar, acoustic guitar, banjo, mandolin, dobro) hat eh alle spielerischen Voraussetzungen und die Stimmen von Ken Block und Drew Copeland (auffällig: mittlerweile sind sie fast gleichberechtigt singend) sind als Allrounder in nahezu allen Genres höchst ansprechend einsetzbar. Somit konnte eigentlich kaum etwas schief gehen. Selbstredend, dass sich natürlich auch die gewohnten Westcoast-, Southern Rock-, Pop-, Folk- und Rootsrock-Elemente in den Songs partiell immer wieder finden. Die Gesamtmischung passt einfach ideal. Produzent Chip Matthews hat darüber hinaus mit den Musikern ein äußerst angenehmes, warmes Soundambiente geschaffen. Mit 14 neuen Liedern wurde zudem auch nicht auf Sparflamme gefahren. Schon der herrlich, mit wundervoller, surrender Slide durchzogene Opener „Fall Off The Map“ lässt es dem etatmäßigen Sister Hazel-Fan richtig warm ums Herz werden. Was für eine knackige, traumhaft melodische Hammer Countryrock-Nummer. Da sind wieder Blocks markante Stimme, die tollen Harmoniegesänge im Zusammenschluss mit einer herrlich flockigen Instrumentierung und diesem unwiderstehlichen Ohrwurm-Charakter.

Auch das folgende, von Drew Copeland und Ken zusammen vorgetragene „That Kind Of Beautiful“ (mit zwei starken E-Gitarren-Soli) steht dem Vorgänger in nichts nach. Richtig hitverdächtig ist der „Karaoke Song“, bei dem Darius Rucker (einstiger Frontmann der Sister Hazel durchaus verwandten Band Hootie & The Blowfish, mittlerweile solo selbst ein Star der Szene) und Ken Block ein Duett der Extra-Klasse abliefern. Ein eingängiger, fröhlicher „Sing-A-Long“-Track, der gerade im Sommer auf keiner Party (ob mit oder ohne Karaoke-Darbietungen) fehlen sollte. So richtig countrylastig wird es bei „Kiss Me Without Whikey“. Block kannf sich mit launigem Sprechgesang zu flotten, Retro-beschwingten E-Gitarren und klimperndem Piano so ein wenig in Bakersfield-Sphären beweisen. Drew Copeland darf sein Faible für Piano-Herz/Schmerz- Balladen auf „Almost Broken“ ausleben. Unterstützung erhält er dabei von der bezaubernd singenden Jillian Jaqueline. Das waltzartige „Take It With Me“ hat ein wenig Ähnlichkeit mit Blackberry Smokes schönem Countryschwofer „One Horse Town“.

Die erste Single „We Got It All Tonight“ (komponiert vom Nashville-Erfolgsautorentrio Chris DeStefano, Ashley Gorley und Rodney Clawson) ist dagegen ein wenig auf die Bedürfnisse der Charts zugeschnitten, aber richtig klasse. Vermutlich ein erster Test, wie Sister Hazel vom Nashville-Markt angenommen werden. „Danger Is Real“ wird von einer großartigen Mandoline untermalt, mit „Prettiest Girl At The Dance“ folgt ein grandioser Ohrwurm in allerbester Eagles-Manier, und zwar zu deren besten Zeiten, zudem auch an der Schnittstelle zur Marshall Tucker Band und den Outlaws zu „Hurry Sundown„-Zeiten gelegen. Toll!! Ein wenig früheres Poco-Flair verbreitet das mit Mandoline und Dobro versehene „Thoroughbread Heart“, das wieder ganz in Zeichen Newells instrumentellen Könnens steht, während das mit großartigem Banjo unterlegte „Run Highway Run“ als so etwas wie der legitime Nachfolger des einstigen Eagles-Klassikers „Already Gone“ durchgeht. Herrlich!

„Back To Me“, von einer markanten E-Gitarren-Hook sowie Hinsons weinender Steel umgarnt, bietet dann zu Blocks einzigartiger Stimme typisches Sister Hazel-„Wellness-Programm“. Am Ende überzeugt das dezent keltisch gewürzte, von einer sirenenartigen Fiddle angeführte „Ten Candle Days“ aus der Feder von Jett Beres schließlich in Sachen „Team-Spirit“. Die Country-typischen Saiteninstrumenten musizieren und es hört sich so an, als wenn hier auch Newell und Beres gesangstechnisch mit eingebunden wären. Typischer Front Porch- oder lagerfeuertauglicher, schön traditionell gehaltener Country.

Insgesamt ein ganz exzellentes Album von Sister Hazel. Man wünscht dem Quintett von ganzem Herzen, dass „Lighter In The Dark“ auch von entsprechendem kommerziellen Erfolg gekrönt sein wird. Das hätten sie wirklich verdient. Ein äußerst geschmackvolles Cover-Artwork mit allen Texten rundet dieses einfach wunderschöne Werk in passendem Rahmen ab. Gratulation Sister Hazel! Ein echter Lichtstreifen an Nashvilles Counttryrock-Horizont!

Rock Ridge Music/Croakin‘ Poet Records (2016)
Stil: New Country

01. Fall Off The Map
02. That Kind Of Beautiful
03. Karaoke Song (feat. Darius Rucker)
04. Something To Believe In
05. Kiss Me Without Whiskey
06. Almost Broken (feat. Jillian Jacqueline)
07. Take It With Me
08. We Got It All Tonight
09. Danger Is Real
10. Prettiest Girl At The Dance
11. Thoroughbred Heart
12. Run Highway Run
13. Back To Me
14. Ten Candle Days

Sister Hazel
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Bärchen Records

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