Cooder Graw – Love To Live By – EP-Review

Cood

Cooder Graw hatte ich seit ihrer hervorragenden “Wake Up”-Scheibe von 2004 irgendwie überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Ich dachte, die Band aus Lubbock, die ihren Stil seiner Zeit mal als ‚Loud Country‘ bezeichnet hatte, sei irgendwo auf ‚Nie mehr wieder sehen‘ in der texanischen Musik-Versenkung verschwunden.

Vor ca. zwei Wochen dann die Überraschung, es gibt wieder neue Musik der Truppe, die sich ursprünglich mal Coup de Grâce nannte und dann ihren Namen in die texanische Version Cooder Graw abänderte. So mailte ich ihnen ganz unverbindlich eine Review-Anfrage zu und schon kurze Zeit später lag die neue EP „Love To Live By“ in meinem Briefkasten. Vorbildlich, man merkt halt, dass Leute wie Bandleader Matt Martindale und Gitarrist Kelly Turner, im Gegensatz zu vielen anderen Musikern, zwischenzeitlich auch im ‚richtigen Leben‘ Fuß gefasst haben…

Auch die Rhythmusfraktion, bestehend aus Bass-Bediener Paul Baker und Drummer Kelly Test ist noch an Board. Neu im Line-up sind Carmen Acciaioli (mandolin, fiddle) und Danny Crelin an der Pedal Steel Gitarre. Dazu haben sich auf „Love To Live By“ mit dem Akkordeonspieler Joel Guzman, dem Gitarristen Brian Beken, dem Multinstrumentalisten Marty Muse, Stefan Intelisano (u. a. BoDeans, Patty Griffin, David Grissom – mittlerweile Mitglied in der neuen Supergruppe Big Cat mit Malford Milligan) und der starken Sängerin Leeann Atherton einige klingende Gäste der Texas Music Scene eingefunden.

Produziert hat der ebenfalls umtriebige Rich Brotherton (u. a. Robert Earl Keen, Rich O’Toole, Texas Renegade), der die schöne klare Produktion übernommen hat und sich auch instrumentell einbringt.

Die sechs Songs des neuen Werkes begleiten einen quasi von der Hölle bis ins Paradies. Vom Opener „Hello From Hell“ (entspannter texanisch gefärbter Country-Schwofer mit Akkordeon, Bariton-E-Gitarre und kurzem ’spanischem‘ Akustikgitarrensolo – Rich O’Toole-Flair) bis zum abschließenden „Adam And Eve“ (entspanntes Barroom-Relax-Feeling – richtig paradiesisch, pfeifende Steel, schön bluesige E-Solo-Parts mit Wah Wah-Komponente) präsentiert sich das Sextett in bestechender, ja, fast himmlischer Form.

Die darin eingebetteten und perfekt angeordneten vier anderen Stücke „Virgina Slims & Little Kings“ (schön southern rockig, starke Harmoniegesänge von Atherton, E-Gitarren-/Fiddle-Solo Kombi – ungewöhnlich: mit diesen beiden Instrumenten teilweise in Twin –Form), der Piano- und Steel-getränkte Country-Schleicher „Love To Live By“, der Akkordeon-trächtige, tolle „Mexican Blues“ und das flockige „Heart Of Breaking Up“ (erinnert irgendwie an Radney Foster) bieten extrem niveauvolle musikalische Unterhaltung.

Nicht zu vergessen Matt Martindales unverwechselbare Wohlfühlstimme, die den Songs ihr einzigartiges Esprit vermittelt. Der durch eine Bruderschaft mit Schauspieler Matthew McConnaughy verbundene Frontmann, der zwischenzeitlich auch mit seiner eigenen Matt Martinsdale Band immer wieder tätig war, hat alle sechs Tracks dieses tollen Silberlings komponiert.

Schade, dass es nicht für eine ganze CD gereicht hat. Stücke dieser abwechslungsreichen und kurzweiligen Art hätte ich gerne noch, in gleicher Anzahl oder mehr, so weiter hören können. Wie dem auch sei, hier liegt in der Kürze eindeutig die Würze. „Love To Live By“ erweist sich als tolle Rückmeldung von Cooder Graw. Sicherlich eine der ganz unverhofften Überraschungen dieses Jahres. Großartig!

Loud Country Records (2016)
Stil: Country Rock

01. Hello From Hell
02. Virginia Slims & Little Kings
03. Love To Live By
04. Mexican Blues
05. Heart of Breaking Up
06. Adam And Eve

Cooder Graw
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Bärchen Records

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