Vaudeville Etiquette – Divisions – EP-Review

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Review: Stephan Skolarski

Erfolgreiche Singer/Songwriter Duos gab es in der Musikgeschichte viele: Lennon/McCartney, Jagger/Richards, Forster/McLennan, um nur einige zu nennen. Von daher dürfte es auch kein Zufall sein, dass die kreativen Köpfe von Vaudeville Etiquette, Tayler Lynn und Bradley Laina, über die gemeinsame Begeisterung für „Exile On Main Street“ und damit durch eines dieser Duos zueinander gefunden haben.

Das US-Amerikanische Quintett hat nach zwei überzeugenden Studioalben den beschwerlichen Schritt ins Musikbusiness geschafft und bereits den Weg über den großen Teich auf die Konzertbühnen in Europa gefunden. Jetzt sind sie mit einer neuen EP am Start und bewegen sich auf den vier Tracks gekonnt durch unterschiedlichste Musikgenres.

Beispielhaft hierfür das Midtempo-Neo-Folk-Synthie Stück „Divisions“, ergänzt durch fein abgestimmten, harmonischen Gesang, ist als erstes Lied ein wenig zurückhaltend, aber das voluminöse „Ontario“, mit eindringlichem Synthie-Intro und Florence + The Machine-Instrumentalisierung, kommt sofort aus den Startlöchern.

Was den ersten beiden Songs noch an Durchschlagskraft gefehlt hat, bügelt das Stoner-getränkte „White Horse“ aus. Wuchtige Drums, die man zuletzt so perfekt noch zu „White Stripes“-Zeiten gehört hat und ein markantes Gitarren-Riff sollten den Song auf jede Blues Rock-Playlist pushen. Im dem vierten Song „Swamp Witch“ ist Tayler Lynn dann im Patti Smith-Modus und ein feuriges E-Gitarrensolo bringt den letzten Schwung für ein tolles Uptempo-Finale.

Auf dieser EP gleicht kein Stück dem nächsten. Diese abwechslungsreiche Zusammenstellung spricht die unterschiedlichsten Musikgeschmäcker an und man darf daher mit großer Zuversicht und Vorfreude auf ein neues Album der jungen Band um das Singer/Songwriter Duo Lynn/Laina aus Seattle gespannt sein.

Sunvata Records (2018)
Stil: Classic Rock

01. Divisions
02. Ontario
03. White Horse
04. Swamp Witch

Vaudeville Etiquette
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Black Pike Favorites

Sons Of Bill – Oh God Ma’am – CD-Review

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Die musikalische Karriere von James Wilson, Sänger und Gitarrist der in Virginia beheimateten Band Sons Of Bill, war im vergangenen Sommer nach einer Handverletzung akut gefährdet. Aber zum Glück konnte er das ‚Handicap‘ gut auskurieren und damit auch die Erfolgsgeschichte der Band fortsetzen. Jetzt führen sie auf ihrem fünften Studioalbum das weiter, was The War On Drugs auf „A Deeper Understanding“ im letzten Jahr begonnen haben: eingängigen, melancholischen 80er Rock!

Aufgenommen in zwei Musikhauptstädten der USA: Seattle, „Quelle“ des Grunge und in der Country-Hochburg Nashville, haben sie sich mit Phil Ek (u.a. Fleet Foxes), Peter Katis (u.a. The National) und Sean Sullivan (u.a. Sturgil Simpson), erfahrene Produzenten an die Seite geholt. Auf dieser Platte entfernen sich die Virginia-Boys deutlich von den früheren Americana-Rock Klängen und flirten mit entspanntem Indie/Alternative Rock bis hin zu sphärischem Dream Pop und Ambient.

Sie selbst beschreiben den neuen Sound als Cinematic-Rock. Vergleichbar sind hier z.B. The Shins oder auch das aktuelle Jonathan Wilson (nicht verwandt mit den Bandmitgliedern!) Album „Rare Birds“.

Mittlerweile sind sie aus ihrer unbekümmerten Jugendphase rausgewachsen und legen ein reifes Werk vor, wie auch James Wilson anmerkt: „Wir hatten alle die Unschuld der Jugend verloren, jeder auf seine Weise, und in vielerlei Hinsicht ist diese Unschuld ein essentieller Teil davon, überhaupt in einer Band zu sein. Zu viel Realität ist der Tod für eine bestimmte Art der Kunst – besonders für Rockmusik.

Sie braucht eine gewisse infantile Grandiosität, den Mut zu ihren Illusionen und Träumen. Deshalb lieben wir sie ja so, und deshalb wird es immer schwieriger lebendige Musik zu schreiben, wenn man älter wird und die fiesen Nichtigkeiten des Alltags dir immer mehr den Blick versperren.“ Diese Lebenserfahrung mit leidenschaftlicher Begeisterung in ihren Songs zu verarbeiten, haben Sons Of Bill durchgehalten.

Der bittersüße Opener „Sweeter, Sadder, Farther Away“, das wunderschöne Duett „Easier“ mit der US-Amerikanischen Sängerin Molly Pardon oder das spärlich ausgestaltete „Old And Gray“, verdeutlichen diesen „Imagewandel“. Mit „Believer/Pretender“ gelingt der Band um die drei Wilson-Brüder, Bassist Seth Green und Drummer Todd Wellons eines der Lieder des Jahres, das durch seinen eindringlichen und anziehend-hypnotischen Rhythmus in jedem Jahrespoll einen Platz verdient hätte. Es sind die sehnsüchtigen Töne, die sie in „Firebird ʹ85“ oder „Where We Stand“ anschlagen und die den Longplayer so zu einem Hörerlebnis machen.

Nach dem starken Americana-Album „Love & Logic“ kommt mit Oh „God Maʹam“ ein gleichwertiger Nachfolger, voller Ideenreichtum. Der Stilwechsel vom unbeschwerten Heartland-Country-/Roots-Rock zu tiefgründigen Songs wurde perfekt gemeistert. So können die Sons Of Bill gerne weitermachen!

Loose Music (2018)
Stil: Alternative Rock

01. Sweeter, Sadder, Farther Away
02. Firebird ʹ85
03. Believer/Pretender
04. Easier (feat. Molly Pardon)
05. Where We Stand
06. Good Mourning (They Canʹt Break You Now)
07. Before The Fall
08. Green To Blue
09. Old and Gray
10. Signal Fade

Sons Of Bill
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Oktober Promotion

SweetKiss Momma – Get Ready For The Getdown – EP-Review

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Review: Michael Segets

Im Gegensatz zum Vorgänger „What You’ve Got“ finden sich auf der aktuellen EP von SweetKiss Momma „Get Ready For The Getdown“ wieder mehr Southern-Einflüsse. Die neue Scheibe ist zudem deutlich abwechslungsreicher als die vorher veröffentlichte EP aus dem Jahr 2015. Besonders auffällig ist der ausgiebige Einsatz der Keyboards, der sich auf den früheren Scheiben von SweetKiss Momma so nicht findet. Musikalisch erweitert die Band um Kopf und Sänger Jeff Hamel damit ihren Sound, ohne dass ihr Wiedererkennungswert verloren geht.

Temporeich wird die EP von den beiden Rock ’n Roll-Stücken „Old Dry Bones“ und „Go On, Get Off“ eröffnet. Der erste Song kommt schön erdig daher. Jeff Hamel bläst in die Mundharmonika, Aaron Arnold steuert ein Gitarrensolo bei und Tyson Lickert traktiert das Schlagzeug vor allem gegen Ende so energisch, dass alle Rocker ihre Freude haben. Beim zweiten Titel kommt Dan Walker an den Tasten das erste Mal zum Einsatz, wobei die Keyboards dem Song einen vollen Klang geben.

Nach dem bereits sehr gelungen Einstieg folgt mit „Just Have You“ der Höhepunkt des Albums. Hier ist das typische Songwriting von Jeff Hamel durch den Wechsel von Gesang, akzentuierten Gitarrenriffs und kurzen Breaks deutlich erkennbar. Die Instrumentalpassage, unterlegt von einem treibenden Schlagzeug, versprüht ordentlich Southern Rock-Flair.

Eine dunkle Atmosphäre entwickelt „Woman Of Wickedness“ vor allem durch härtere Gitarrenriffs und den durch die Keyboards erzeugten Klangteppich. Spannung wird zudem durch Varianz im Rhythmus aufgebaut. Jake Melius überzeugt dabei am Bass.

„Between The Flood And The Fire“ fängt als Gospel an, bei dem Jeff von seinen Familienmitglieder Kim und JT Hamel unterstützt wird. Danach verliert sich das Stück über vier Minuten in einem unspektakulären Instrumentalgeplänkel.

Mit Ausnahme dieses Tracks sind die einzelnen Songs tolle Nummern, auch wenn sie vielleicht nicht ganz an die Highlights der ersten beiden Longplayer heranreichen. In der Gesamtschau bietet „Get Ready For The Getdown“ – zieht man die fünf Minuten des Abschlussstücks ab – eine gute Viertelstunde Rockmusik, wie man sie von SweetKiss Momma hören möchte.

Die Band aus Seattle nutzt die neue Veröffentlichung, um zum dritten Mal Europa zu besuchen. Die Tour im November und Dezember führt SweetKiss Momma diesmal leider nicht in die Krefelder Kulturrampe, wo sie mich letztes Jahr noch mehr als Daniel begeisterte. Diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, sich an einem vorweihnachtlichen Konzertbesuch zu erfreuen, können sich mit „Santa’s Got Bad Intentions“, einem Track von SweetKiss Momma auf dem Sampler „A Band In Seattle“, trösten.

Eigenproduktion (2017)
Stil: Rock/Southern Rock

01. Old Dry Bones
02. Go On Get Off
03. Just Have You
04. Woman Of Wickednesss
05. Between The Flood And The Fire

SweetKiss Momma
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Black Pike Favorites

Dudley Taft – 22.04.2017, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

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Der Ur-Groß-Neffe des 27. Amerikanischen Präsidenten spielte, an seinem zweiten Abend der Europatour, mit seinen Mitstreitern (Kasey Williams am Bass und Darin Watkins am Schlagzeug) ein zweigeteiltes Set, das keine Wünsche offen ließ. Neben einem Querschnitt aus seinen letzten drei Alben präsentierte er solche Klassiker wie: „Leland Mississippi Blues“ (Johnny Winter), „When The Levee Breaks“ (Led Zeppelin), If Heartaches Were Nickels“ (Warren Haynes, Joe Bonamassa), „Backdoor Man“ (Willie Dixon) und „Oh Well“ (Fleetwood Mac). Die Musik, eine Mischung aus Rock-, Blues-, Blues Rock- sowie Grunge-Einflüssen, von einigen als Seattle Blues bezeichnet, kam jedenfalls beim Publikum richtig gut an.
CD Tipp: „Live in Europe“

Bilder: Peter Schepers

Dudley Taft
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Blue Notez Dortmund

Sweetkiss Momma, 24.03.2016, Kulturrampe, Krefeld, Konzertbericht

Die Southern Roots Rocker Sweetkiss Momma im Rahmen ihrer Europatournee zum zweiten Mal in Krefeld in der Kulturrampe! Das Quintett brachte ihre brandneue EP „What You’ve Got“ mit, leider aber nicht die bei uns auch hoch angesehenen und besprochenen Moss Brothers, die ja bei der Einspielung des Werkes tatkräftig mitgewirkt hatten. Bandleader Jeff Hamel (lead vocals, guitar, harp) hatte aber mit Paul Beadry (bass), Kevin ‚Kubby‘ White (drums), Skylar Mehal (lead guitar) und Keyboarder Ray Hayden, noch rechtzeitig zur Tour, adäquaten Ersatz gefunden.

So gerne, wie ich immer wieder in die Kulturrampe gehe, als Rezensent und Fotograf in einer Person, sind gerade bei ausverkaufter Hütte, die beengten Gegebenheiten und schwierig abzubildenden Lichtverhältnisse (dazu kommt dann noch immer auch noch schöner Dampf aus einer Rauchmaschine…), bei Bands, die man eher nur oberflächlich kennt, Stress pur. So richtig vom Konzert hat man da leider als Berichterstatter eher weniger was. Von Sweetkiss Momma besitze ich nur das Erstwerk, in die Soundfiles ihrer neuen EP hatte ich zur Vorbereitung zumindest mal reingeschnuppert.

Als sie um ca. 21:15 Uhr mit dem krachenden „Hot Mess“ aus diesem Werk loslegten, wurde auch schon klar die musikalische Richtung des Abends vorgegeben. Es wurde eher Seattle-mäßig abgerockt, als zu den Temperaturen im Raume passend, schwülen Südstaaten-Groove mit seinen musikalischen Facetten in den Fokus zu rücken. Lead-Gitarrist Skylar Mehal gab sich zwar mit einigen quirligen Soli ordentlich Mühe, aber das typische Südstaaten-Flair, wie es die Moss Brothers sicher eingeflochten hätten, wurde eher nur marginal verbreitet. Auch die typischen Twin-Einlagen waren eher rar gesät. Es ging doch recht konstant in die Vollen, Zeit zum Durchatmen gab es, soweit ich mich erinnere, kaum. Die Leute, hatten zur Freude der Band, aber viel Spaß am Gebotenen. Die Stimmung war von vorne bis hinten prächtig.

Aufgrund o. a. Gegebenheiten, hatten für mich persönlich natürlich Stücke wie „Ready To Go“, „Son Of The Mountain“ und „Rocket Ride“
den höchsten Wiedererkennungswert. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde aber auch das neue Werk (besteht ja auch nur aus fünf Titeln) komplett ‚abgearbeitet‘, „Like You Mean It“ inklusiv einer Basseinlage von Beadry. Frontmann Hamel ist mit seinem Rauschebart, der kräftigen Statur, seinem barschen Stimmorgan und Art zu Performen, durchaus ein gewisses Charisma zu attestieren. Er steuerte sein frisch aufgestelltes Quintett bis zum, den Hauptteil abschließenden „Mercy Love“, sicher durch den Abend. Ach ja eine „Another Brick In The Wall“-Einlage gab es kurz zuvor auch noch, muss ich bei solchen Bands aber eigentlich nicht haben. Den Leuten gefiel es.

Die stürmischen Zugabeforderungen wurden dann aufgrund der guten Stimmung nochmal mit vollem Einsatz befriedigt. „Dirty Uncle Deezer“, ein instrumentales „La Grange“-Intermezzo (damit Hamel noch schnell an der Theke hinten ein Bierchen trinken konnte), das endlich mal ruhige „Same Old Stories“ und eine recht gelungene Version vom Stones-Klassiker „Gimme Shelter“ (mit schönem Slide Solo von Mehal) machten dann satte zwei Stunden mit Sweetkiss Momma-Musik ‚voll‘.
Fazit: Ein launiger Abend mit einer sympathischen Truppe, bei dem der Southern Rock, wie ich ihn liebe, aufgrund der kurzfristigen Personal-Rochaden, verständlicherweise etwas zu kurz kam. Trotzdem eine Band, die man bei Auftritten hier in unserem Land immer unterstützen sollte.

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