Sons Of Bill – Oh God Ma’am – CD-Review

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Die musikalische Karriere von James Wilson, Sänger und Gitarrist der in Virginia beheimateten Band Sons Of Bill, war im vergangenen Sommer nach einer Handverletzung akut gefährdet. Aber zum Glück konnte er das ‚Handicap‘ gut auskurieren und damit auch die Erfolgsgeschichte der Band fortsetzen. Jetzt führen sie auf ihrem fünften Studioalbum das weiter, was The War On Drugs auf „A Deeper Understanding“ im letzten Jahr begonnen haben: eingängigen, melancholischen 80er Rock!

Aufgenommen in zwei Musikhauptstädten der USA: Seattle, „Quelle“ des Grunge und in der Country-Hochburg Nashville, haben sie sich mit Phil Ek (u.a. Fleet Foxes), Peter Katis (u.a. The National) und Sean Sullivan (u.a. Sturgil Simpson), erfahrene Produzenten an die Seite geholt. Auf dieser Platte entfernen sich die Virginia-Boys deutlich von den früheren Americana-Rock Klängen und flirten mit entspanntem Indie/Alternative Rock bis hin zu sphärischem Dream Pop und Ambient.

Sie selbst beschreiben den neuen Sound als Cinematic-Rock. Vergleichbar sind hier z.B. The Shins oder auch das aktuelle Jonathan Wilson (nicht verwandt mit den Bandmitgliedern!) Album „Rare Birds“.

Mittlerweile sind sie aus ihrer unbekümmerten Jugendphase rausgewachsen und legen ein reifes Werk vor, wie auch James Wilson anmerkt: „Wir hatten alle die Unschuld der Jugend verloren, jeder auf seine Weise, und in vielerlei Hinsicht ist diese Unschuld ein essentieller Teil davon, überhaupt in einer Band zu sein. Zu viel Realität ist der Tod für eine bestimmte Art der Kunst – besonders für Rockmusik.

Sie braucht eine gewisse infantile Grandiosität, den Mut zu ihren Illusionen und Träumen. Deshalb lieben wir sie ja so, und deshalb wird es immer schwieriger lebendige Musik zu schreiben, wenn man älter wird und die fiesen Nichtigkeiten des Alltags dir immer mehr den Blick versperren.“ Diese Lebenserfahrung mit leidenschaftlicher Begeisterung in ihren Songs zu verarbeiten, haben Sons Of Bill durchgehalten.

Der bittersüße Opener „Sweeter, Sadder, Farther Away“, das wunderschöne Duett „Easier“ mit der US-Amerikanischen Sängerin Molly Pardon oder das spärlich ausgestaltete „Old And Gray“, verdeutlichen diesen „Imagewandel“. Mit „Believer/Pretender“ gelingt der Band um die drei Wilson-Brüder, Bassist Seth Green und Drummer Todd Wellons eines der Lieder des Jahres, das durch seinen eindringlichen und anziehend-hypnotischen Rhythmus in jedem Jahrespoll einen Platz verdient hätte. Es sind die sehnsüchtigen Töne, die sie in „Firebird ʹ85“ oder „Where We Stand“ anschlagen und die den Longplayer so zu einem Hörerlebnis machen.

Nach dem starken Americana-Album „Love & Logic“ kommt mit Oh „God Maʹam“ ein gleichwertiger Nachfolger, voller Ideenreichtum. Der Stilwechsel vom unbeschwerten Heartland-Country-/Roots-Rock zu tiefgründigen Songs wurde perfekt gemeistert. So können die Sons Of Bill gerne weitermachen!

Loose Music (2018)
Stil: Alternative Rock

01. Sweeter, Sadder, Farther Away
02. Firebird ʹ85
03. Believer/Pretender
04. Easier (feat. Molly Pardon)
05. Where We Stand
06. Good Mourning (They Canʹt Break You Now)
07. Before The Fall
08. Green To Blue
09. Old and Gray
10. Signal Fade

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