Fred Chapellier & The Gents featuring Dale Blade – Set Me Free – CD-Review

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Puh, nach dem ersten Song „Ain’t No Fool“ dieses oben abgebildeten Werkes hatte ich zunächst die Befürchtung, mir so eine richtige Altherren-Blues-Scheibe eingefangen zu haben. Aber spätestens mit dem nachfolgenden würzig soulig rockenden Titelstück „Set Me Free“ und dem weiteren Verlauf der CD lösten sich diese wieder schnell in Wohlgefallen auf.

Das Projekt des französischen Gitarrsiten Fred Chapellier und des aus New Orleans stammenden Blues-Veteranen Dale Blade (genannt auch ‚die Stimme Louisianas‘), zusammen mit den weiteren Musikern Christophe Garreau (bass), Guillaume Destarac (drums), Philippe Biloir (keys) und Pascal Mikaelian (im Kollektiv als The Gents firmierend), birgt seinen Ursprung im Jahr 2014, als Chapellier und Blade beim Cahors Blues Festival den, auch auf diesem Werk vertretenen Song „The Clock“ (souliger Blues) vorführten und fortan, den Drang nach einer intensivierten Zusammenarbeit verspürten.

Dieser mündet jetzt in ein insgesamt sehr ansprechendes Blues Rock-Werk, das, vermutlich dank Blades Integration, immer wieder auch dezent von südstaatlichem Flair durchzogen wird. Er hat eine wirklich gutes Gesangsorgan, das sich irgendwo in Sphären zwischen einem Malford Milligan (Storyville) und auch Steve Winwood bewegt.

Der Bandleader zeigt sich als starker songdienlicher E-Gitarrist, der alle klassischen Blues Rock-Spielarten und -Soli in petto hat (klasse z. B. sein claptoneskes Wirken bei „Old School Blues“), aber auch durch aus mal in südstaatliche Gefilde a la Dickey Betts, bzw. der Allmans abdriftet (beim Instrumental „The Gents“, „Crying With The Blues“ oder dem Atlanta Rhythm Section nahestehenden „I’m Back“).

Dass es eine richtige Entscheidung war, Blade den Part am Mikro zu überlassen, offeriert übrigens ganz gut der finale Track des Albums „Thank You Lord“, der sich gesangstechnisch als keine Offenbarung Chapelliers erweist (das einzig von ihm besungene Lied).

Ein weiterer, viele Akzente setzender Musiker auf dieser Scheibe ist Pascal Mikaelian. Bei seinem variantenreichen Harpspiel werden z. T. Erinnerungen an Topper Price oder auch an Magic Dick von der J. Geils Band geweckt.

Insgesamt ist „Set Me Free“ von Fred Chapellier & The Gents featuring Dale Blade trotz kleinerer, aber verschmerzbarer Schwächen zu Beginn und Ende, ein überzeugendes Album, mit guten gestandenen Musikern und einer gelungenen Mischung aus traditionellem und modernem Blues Rock, das sicher zum Teil auch bei Südstaaten Rock-Fans Anklang finden wird (Storyville oder Savoy Brown sind vielleicht so ähnlich gepolte Vergleichskandidaten).

Erwähnenswert zudem das ansprechend edel gestaltete Coverartwork des DigPaks mit eingeklebtem Hochglanzbooklet samt der Songtexte und schönen Portraitfotos aller Bandmitglieder.

Dixiefrog Records/H’art (2018)
Stil: Blues Rock

01. Ain’t No Fool
02. Set Me Free
03. My Reason To Live
04. Love Holiday
05. Crying With The Blues
06. The Gents
07. I’m Back
08. I Don’t Wanna Know
09. The Clock
10. Old School Blues
11. Bet On The Blues
12. 3’45 AM
13. Thank You Lord

Fred Chapellier & The Gents featuring Dale Blade
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H’ART Musik-Vertrieb GmbH

US Rails – Support: Mark Olson – 11.03.2018, Wesel, Karo – Konzertbericht

Raios_Haupt

Wie bei fast jeder Tour der letzten Jahre, war auch 2018 das Jugendzentrum Karo wieder Veranstaltungsort für die US Rails.

Im Vergleich zum letzten Besuch der Truppe hatte sich einiges getan und die gesamten Bühnenwände waren mit schwarzen Theatervorhängen verkleidet, was ich zunächst als sehr positiv empfand. Allerdings hätte dann etwas mehr Beleuchtung gut getan, da die meist spärliche Bühnenausleuchtung so fast vollends geschluckt wurde. Dies war auch der einzige Makel, in einem ansonsten schönen Konzertabend, der mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Besonders hervorzuheben ist, dass es dem Soundmixer gelungen ist, einen wunderbar transparenten Klang in den Ort des Geschehens zu transportieren.

Zu Beginn spielte Mark Olson, bekannt von den Jayhawks zusammen mit Ingunn Ringvold einen etwa 50 minütigen Set, mit meist neuen Sachen und nur zwei alten Jayhawks-Songs, welche aber, in ein neues Gewand gesetzt, kaum als solche erkennbar waren. Besonders hervorzuheben ist die Vielfalt der von den beiden eingesetzten Instrumente, und der gelungene zweistimmige Gesang, der zum Teil als Kanon eingesetzt wurde

Ingunn Ringvold spielte bei einigen Songs auf einer armenische Harfe, Olson neben seiner Fender E-Gitarre einen Dulcimer, sodass sich ein keltischer, dezent psychedelischer Einschlag, durch den Act zog. Olson moderierte gut gelaunt und humorvoll durch die Stücke und das Publikum lauschte fast staunend den zum Teil unkonventionell eingesetzten Instrumenten.

Auch hier wäre mehr Licht schön gewesen, um die Handarbeit der Künstler besser beobachten zu können. Selbst Ringvold fragte nach etwas mehr Helligkeit, da sie zu wenig sehen würde. Nach einer frenetisch geforderten Zugabe zogen sich die beiden Protagonisten zurück, um den US Rails die Bühne zu übergeben, welche diese, nach einer angenehm kurzen Umbauphase, auch betraten.

Im Gepäck hatte die Band die neue CD „We Have All Been Here Before“, auf der Coversongs von ihnen favorisierter Bands in ein US Rails-Kostüm gesteckt wurden. Diese sorgten, bei dem einen oder anderen Zuhörer, sogar für etwas Wehmut. Unterstützt wurde das Quartett um Tom Gillam, Matt Muir an den Drums, Scott Bricklin (Gitarre und Keyboards) und Ben Arnold (Keyboards und Gitarre) von Cliff Hillis am Bass. Zudem wechselten sich alle vier im Lead-, mehrstimmigen und Background-Gesang ab, was durch die unterschiedlichen Tonlagen, jedem Song einen eigenständigen Charakter gab.

Zum Teil fühlte man sich an die Eagles mit deren Harmoniegesängen erinnert. Schön war, dass alle 4 Hauptprotagonisten gleichberechtigt ihre Anteile sowohl in der Anmoderation, wie auch als Hauptakteur der Songs hatten und so ein etwa zweistündiges, sehr abwechselungsreiches Konzert die Folge war.

Neben den eingestreuten Coversongs „Train in Vain“ von The Clash, „Second Hand News“ der legendären Fleetwood Mac (hier besonders hervorzuheben der mehrstimmige Harmoniegesang, der bewies, dass der Song auch ohne Stevie Nicks funktionieren kann) „Poor Poor Pitiful Me“ von Warren Zevon und „Running On Empty“ von Jackson Browne, spielte die Band eine bunte Mischung von Tracks aus den letzten 8 Jahren.

Besonders hervorzuheben sind dabei „Lucky Stars“ und „Rainwater“ vom 2010er-Album “US Rails”, “Colorado” und „Declaration“ vom 2016er-Werk “Ivy” sowie “Don’t Take Me Now” und der Raußschmeißer “Old Song On The Radio” von “Southern Canon”.

Den gelungenen Konzertabend rundete die Band ab, in dem alle Bandmitglieder sich die Zeit für Autogrammwünsche und Unterhaltungen mit den Fans nahmen. Gillam bat mich, die Fotos doch so auszuwählen, dass er darauf jung aussieht. Wenn man von der erfrischenden Musik auf das Alter der Musiker schließen sollte, hätte sich, meiner Ansicht nach, eine Bearbeitung über Photoshop eh erübrigt.

Wer auf authentische Westcoast-Musik mit inspirierten Akteuren steht, dem sei angeraten, zu schauen, ob die US Rails in der Nähe auftreten. So hat man mit einem Konzertbesuch die Gelegenheit,  sowohl die Liveclubs, als auch die Band zu unterstützen.

Line-up: Mark Olson
Mark Olson (lead vocals, guitars)
Ingunn Ringvold (lead vocals, harp, mellotron, percussion)

Line-up:
Tom Gillam (lead vocals, guitars, bgv)
Ben Arnold (lead vocals, keys, acoustic guitar, bgv)
Scott Bricklin (lead vocals, acoustic and electric guitar, keys, bgv)
Matt Muir (lead vocals, drums, bgv)
Cliff Hillis (bass)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Mark Olson
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US Rails
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Karo Wesel

Little Caesar – 8 – CD-Review

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Review: Michael Segets

In meinem CD-Regal steht das hoch gelobte Debütalbum aus dem Jahr 1990. Danach hatte ich Little Caesar lange Zeit aus den Augen verloren. Erst 2014 bekam ich sie anlässlich eines Konzerts in der Krefelder Kulturrampe wieder auf den Schirm. Auf der Bühne räsonierte Frontmann Ron Young darüber, dass der Band der ganz große Durchbruch verwehrt blieb, er aber damit zufrieden sei, dass er die Freiheit habe, seine Musik zu machen und sie vor Publikum zu spielen.

Die Karriere von Little Caesar verlief tatsächlich wechselhaft. Nach zwei bei Geffen herausgebrachten Longplayern löste sich die Truppe aus Los Angeles 1993 auf. Eine Reunion um die Jahrtausendwende war nur von kurzer Dauer. Erst 2009 folgte mit „Redemption“ ein neues Studioalbum. Nun liegt „Eight“ vor, dessen Titel sich wohl auf die Anzahl der Veröffentlichungen bezieht, wobei die beiden EPs der Band mitgezählt wurden.

Von den Gründungsmitgliedern sind noch Sänger Ron Young, Gitarrist Loren Molinare und Schlagzeuger Tom Morris übrig. Neu hinzugekommen sind Pharoah Barrett am Bass und Mark Tremalgia als zweiter Gitarrist. Musikalisch liegt die neue Scheibe wie gewohnt auf der Grenze zwischen kraftvollem Rock und melodiösem Hard Rock. Little Caesar machen keine Experimente, sondern konzentrieren sich auf das, was sie können.

Nach den ersten Takten des Anfangsstücks „21 Again“ wird die Pegel nochmal hochgeregelt. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Scheibe laut gehört werden will. In ordentlichem Tempo legen die Jungs los und halten das Tempo fast durchgängig bis zum Fade-out des zehnten Tracks. Der erdige Sound des Schlagzeugs, melodische Strophen, eingängiger Refrain und fulminanter Schluss machen „Mama Tried“ zum besten Song des Albums.

„Vegas“ hat einen Chorus, der auf Konzerten zum mitgrölen einlädt. Die Gitarrenriffs, einschließlich eines typischen Gitarrensolos, und die ausgiebigen Schläge auf das Becken weisen deutlich in Richtung Hard Rock. Das Gleiche gilt für „Good Times“, das mit Youngs kraftvollem Gesang das Zeug zu einer Live-Hymne hat. Zwischen den beiden Tracks reduziert Little Caesar die krachenden Elemente. „Crushed Velvet“ erinnert an ZZ Top, einschließlich des obligatorischen Gitarrenparts.

Nach der Hälfte des Albums nimmt sich Little Caesar dann doch noch Zeit für eine Ballade. „Time Enough For That“ wurde vorab ausgekoppelt und täuscht etwas über die rockige und temporeiche Anlage der CD hinweg. Gerade wenn sich die Band wie hier auf die Melodien konzentriert, ist sie aber besonders stark. Das zweite langsamere Stück „Morning“ entwickelt zwar nicht den Drive und die Intensität der Single, dennoch sorgt es für einen willkommenen Tempowechsel auf dem Longplayer.

Bei „Straight Shooter“ ist der Name nämlich Programm und auch „That´s Alright“ hat ordentlich Fahrt. In der zweiten Hälfte des Albums ragt „Another Fine Mess“ besonders heraus. Durch das Piano und den weiblichen Backgroundgesang erhält der harmonisch rockende Song eine Leichtigkeit, die ihn von den anderen unterscheidet.

Das Cover zieren ein Totenkopf mit Schläger-Keppi, dem Markenzeichen von Ron Young, eine schwarze Billard -Acht und zwei karierte Ziel-erreicht-Flaggen aus dem Motorsport. Die Symbolik verbreitet also Endzeitstimmung. Da der Schädel aber eine glühende und rauchende Zigarre zwischen den Zähnen hält, scheint noch nicht alles zu Ende zu sein.

Little Caesar gibt jedenfalls mit „Eight“ ein beeindruckendes Lebenszeichen von sich. Die Hälfte der Songs weiß zu begeistern, die andere Hälfte ist – wie ein guter Freund von mir gerne formuliert – völlig im Geltungsbereich. Die Band kommt im Mai und Juni für fünf Konzerte nach Deutschland. Mich freut, dass sie dabei auch der Kulturrampe in Krefeld die Treue hält.

Golden Robot Records (2018)
Stil: Hard Rock

01. 21 Again
02. Mama Tried
03. Vegas
04. Crushed Velvet
05. Good Times
06. Time Enough For That
07. Straight Shooter
08. Another Fine Mess
09. Morning
10. That’s Alright

Little Caesar
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Oktober Promotion

Black River Delta – Vol. II – CD-Review

Black River Delta_300

Review: Stephan Skolarski

Mit der Musikindustrie in Schweden verbindet man seit den 1970er Jahren im Allgemeinen Disco-Pop lastige Sounds mit Vertretern wie ABBA oder Roxette. Anfang der 2000er wurde dann eine euphorische Indie Rock-Welle los getreten, die mit Bands wie Mando Diao oder The Hives Schweden auch international wieder ins Rampenlicht beförderte.

Black River Delta vertreten mit ihrem schwerem Blues-, Stoner- und Garage Rock-Sound mal so gar nicht diese erfolgreiche Musikszene, sind aber ein weiterer Exportschlager, der besonders in den USA für Aufsehen sorgen könnte.

„Gun For You“, die Vorab-Single, hat sich als Opener nicht nur die erste Position auf dieser Scheibe verdient, sondern ist auch mit Abstand der beste Song des Albums. Der Song verkörpert alles, was die drei jungen Schweden auszeichnet: rauer Blues Rock verbunden mit überzeugend leidenschaftlicher Ausgelassenheit.

„Better Man“ ist ein blues-rockiger Titel im Rolling Stones-„Midnight Rambler“-Style mit strammer Mundharmonika Begleitung. „Keeps Me Bleeding“ ist das verhältnismäßig ruhigste Stück und bewegt sich im langsamen Slow-Blues Tempo. Das Lärmspektakel geht aber auf dem Garage Rock typischen „Bye Bye Birde“ sofort weiter, das an die Vorreiter des Genres „The Sonics“ erinnert. „Traveling“ zeigt unverkennbar, dass die Songwriting-Wurzeln im tiefsten US-amerikanischen Süden liegen.

Alle Lieder sind kurz und knapp, eingängig und bieten abwechslungsreiche und interessante Gitarrenriffs. Dabei treibt das Schlagzeug die Songs vorwärts und scheppert mit den Gitarren um die Wette. Auch wenn teilweise der recht simple Aufbau der Songs: Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, agile Gitarrenparts, kritisiert werden kann, spiegelt er doch den wesentlichen Bestandteil der Platte wieder und wird von der überschäumenden und ansteckenden Spielfreude der zwei Gitarristen und des Schlagzeugers überdeckt.

Eine persönliche Hymne, darf auch nicht fehlen und „Black River“ kommt so rasant an, wie sich die Gitarristen ihre Riffs aus den flinken Fingern „zaubern“. „Bound To Stay“ erscheint wie ein nachträglicher Beitrag zum Soundtrack der Mississippi-Odyssee „O Brother, Where Art Thou?“, mit monotonem Arbeiter-Gesang: „Oh please Lord, won’t you help me now“.

Auf dem abschließenden „The Lost One“ müssen die Rezeptoren nochmal so einiges aushalten und der Sänger weicht in den Strophen teilweise in einen inbrünstigen Sprechgesang ab. Das Durchhalten lohnt sich aber, auch wenn man am Ende des Albums eine leichte Überdosis Gitarrenrock intus hat (zum Weiterhören sind die „Black Keys“ und „BRMR“ empfohlen).

Black River Delta kommen zum Glück ohne überfrachtete, patriotische Südstaaten-Rock-‚Homegrown‘-Parolen aus und konzentrieren sich auf ihre ausschweifenden Noiserock-Eskapaden. Für alle Gitarrenfreaks lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch der Band-Website, auf der sie ihre Gitarrenmodelle ausführlich vorstellen. Das starke Debutalbum „Devil On The Loose“ (2016) war schon hervorragend und ganz bestimmt nicht leicht zu toppen, aber mit „Vol. II“ legen sie die Messlatte nochmal ein ganzes Stück höher.

Eigenproduktion (2018)
Stil: Blues Rock/Stoner Rock

01. Gun For You
02. Neon Truck Stop Sign
03. Better Man
04. Keeps Me Bleeding
05. Bye Bye Birde
06. Velvet Clouds
07. Rodeo
08. Traveling
09. Betty
10. Cigarettes
11. Black River
12. Bound to Stay

Black River Delta
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Colter Wall – Imaginary Appalachia – EP-Review

CW

Review: Michael Segets

„Imaginary Appalachia“ wurde ursprünglich 2015 auf Vinyl und als Download herausgebracht. Nach dem selbstbetitelten Debüt-Album von Colter Wall aus dem letzten Jahr liegen die sieben Tracks der EP jetzt auch als Silberling vor.

Die sparsam instrumentierten Songs leben von der dunklen Stimme Colter Walls, die an einigen Stellen sehr stark an die von Johnny Cash erinnert. Gelegentlich setzt Wall interessante Intros ein – ebenfalls ein Element, das ihn mit dem ‚Man In Black‘ verbindet. Die Parallelen treten bei „Johnny Boy’s Bones“, einem klassischen Country-Titel im mittleren Tempo, besonders deutlich zutage. Das Stück geht unmittelbar ins Ohr und wirkt trotz der bekannten Ingredienzien frisch.

Für die wunderschöne Ballade „Caroline“ möchte man sich einen Schaukelstuhl auf die Terrasse stellen und auf einen Sommerabend warten. Weiblicher Harmoniegesang begleitet zeitweise Walls Stimme und gibt dem Werk eine zusätzliche Wärme.

Mit wenigen Mitteln, seiner Stimme und Gitarre, zaubert Wall eine dichte Atmosphäre auf „Living On The Sands“. Etwas Zittern im Gesang reicht aus, um einen starken und bewegenden Song hervorzubringen. Ähnliches gelingt ihm bei „Nothin’“, bei dem Anflüge von Hall-Effekten eingesetzt werden. Eingängiger und mit Schlagzeug unterlegt, aber nicht weniger packend, ist „Sleeping On The Blacktop“.

Die drei Titel transportieren eine ursprüngliche Energie, die „Ballad Of A Law Abiding Sophisticate“ so nicht zu bieten hat. Wall legt hier eine gehörigen Portion Vibration in seine Stimme. Etwas Twang und viel leidende Geige ergänzen diese, heben das Stück aber nicht über das Mittelmaß hinaus. Zum Abschluss nimmt Colter Wall eine Kurve in Richtung Blues. Das macht er ordentlich, aber „The Devil Wears A Suit And Tie” entwickelt nicht die Intensität der anderen reduzierten Songs.

Das erste musikalische Lebenszeichen von Colter Wall durch die Veröffentlichung als CD nochmal in Erinnerung zu rufen, ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass es „Sleeping On The Blacktop“ auf den Soundtrack zum Neo-Western Hell ‚Or High Water‘ (mit Jeff Bridges als Texas Ranger) geschafft hat. Wall präsentiert sich mit „Imaginary Appalachia“ als unverbrauchter und ungeschliffener Musiker. Auch wenn nicht jeder Song ein Volltreffer ist, bleiben doch einige herausragende Titel im Gedächtnis.

Gerade dort, wo Colter Wall sich auf Gesang und Gitarre konzentriert, zeigt er sein Potential als Sänger und Songwriter, der sich – anders als auf seinem Debüt-Album – noch nicht auf den ausgetretenen Pfaden eines schwülstigen Country bewegt.

Thirty Tigers/Young Mary’s Record Co. (Alive) (2015/2018)
Stil: Country

01. Sleeping On The Blacktop
02. Johnny Boy’s Bones
03. Caroline
04. Living On The Sands
05. Ballad Of A Law Abiding Sophisticate
06. Nothin‘
07. The Devil Wears A Suit And Tie

Colter Wall
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High Valley – Support: American Young and Jarrod Dickenson – 07.03.2018, Köln, Luxor – Konzertbericht

HV_Haupt

Endlich mal wieder Nashville-Zeit in unserer Gegend! Da will man sich nach einem Arbeitstag im Büro und 80 km langer Reise in die Domstadt, samt Kampf durch deren dicht befahrenen Feierabendverkehr bei Regenwetter, einen runden und entspannten New Country-Abend mit High Valley und den Supportern American Young und Jarrod Dickenson gönnen, aber Pustekuchen.

Nachdem wir um kurz vor halb Acht einen Parkplatz direkt in der Nähe des Luxors gefunden hatten, mussten wir beim Opener Jarrod Dickenson leider passen. Trotz des eigentlich avisierten Konzert-Beginns von 20:00 Uhr hatte dieser und seine Frau Claire schon zum Einlass-Termin vor spärlicher Kulisse für nicht mal eine halbe Stunde angefangen zu spielen, so dass wir nur noch wenige Sekunden des letzten Liedes mitbekamen. Ganz zu schweigen davon, dass Kollege Gernot noch seine Objektive aufschrauben und knipsen konnte.  Viele waren vermutlich genauso wie wir überrascht worden. Schade – von Dickensons toller Stimme hätte ich gerne mehr gehört.

Auch das nächste Duo, American Young, bestehend aus Kristy Osmunson und Jon Stone  machte schon um 19:35 Uhr weiter, auch hier füllte sich das Auditorium erst merklich gegen Ende ihrer Performance.

Die sympathische Blondine mit ihren geflochten Zöpfen an der Fiddle und ihr Hut-tragender Begleiter an der Gitarre, Jon Stone, präsentierten eine schöne Mischung aus bewährten („Be Here“, „Love Is War“, „Something To You“, „Point Of View“, „Soldiers Wife“, „American Dream“) und einigen brandneuen Stücken („Closest Faraway Place“, das herrlich groovige „Last Night Alone“ und „What Are You Working For“ – Angaben der Titel ohne Gewähr) in Singer/Songwriter-Manier. Als einziges Cover wurde Bill Withers‘ „Just The Two Of Us“ in einer smooth-grassigen Version klasse interpretiert.

Wechselseitige Leadvocals (Stones Stimme war für mich übrigens die überragende des ganzen Abends), tolle Harmoniegesänge, garniert mit den Instrumenten der beiden, waren Garant für eine unterhaltsame Dreiviertelstunde. Starke Leistung von American Young!

Auch hier ist eine ärgerliche Sache anzumerken: Direkt vor der Bühne hatte sich eine ganze Horde spät-pubertierender Mädels postiert, deren Großteil bis zum Ende scheinbar an allem interessiert waren, außer der Musik (vielleicht marginal). Es wurde in einer Tour geschnattert, und mit Pocketkameras oder Handies geblitzt, was das Zeug hielt. Aber hier den Exemplaren dieser Gattung in der heutigen Zeit mit ein wenig ‚Anstand und Respekt gegenüber den Musikern‘ zu kommen, wäre vermutlich eh absolut zum Scheitern verurteilt gewesen…

Um 20:40 Uhr ging es mit den Headlinern, Brad und Curtis Rempel, alias High Valley, zügig weiter (vermutlich der bevorstehenden Reise zum bombastischen Country2Country-Festival in London geschuldet, wo man Teil des Line-ups sein wird). Inzwischen war das Luxor mit rund 150 Zuschauern für einen Termin inmitten der Woche, durchaus passabel gefüllt.

Meine Befürchtungen, auch hier eventuell nur minimalistische Kost serviert zu bekommen, hatten sich schon durch den Voraufbau auf der Bühne neutralisiert. Die beiden Brüder traten mit ihren Kumpeln Andrew Hemmerling, Dave Myers, Clint Milburn und Raymond Klassen in voller Besetzung an und spielten sich durch ein launiges Set, das demnach wie im Fluge vorüber ging.

Klar, dass sich natürlich ihr aktuelles Major-Werk „Dear Life“ (der Titelsong bildete zugleich auch den Opener des Gigs) mit Tracks wie „Soldier“, „I Be U Be“, The Only“, das hymnische „Young Forever“, „Roads We’ve Never Taken“ und „She’s With Me“, absolut im Mittelpunkt ihrer Vorstellung befand.

Gut gefiel, dass die beiden Protagonisten, auch den Nebendarstellern immer wieder Spielraum gaben, ihr instrumentales Können in vorderster Linie einzubringen. So hatten vor allem Clint Milburn (an der E-Gitarre und Banjo) und auch Raymond Klassen mit schön knarzigen Dobro-Einlagen mehrere starke Szenen.

Mit „Be My Baby Tonight“ (dabei wurde als nette Geste ein kleiner Junge zur tänzerischen Unterstützung auf die Bühne geholt und am Ende dafür mit einem HV-Cap belohnt) und „Way Down Deep“ huldigten sie ihre Vorbilder John Michael Montgomery  und Country-Ikone Vern Goslin (hier versammelte sich die gesamte Band vor der Bühnenfront zum launigen Traditional-Stelldichein) . Bei „Father’s Love“ gab es den Dank der Rempel-Söhne in Richtung Daddy, ohne dessen Unterstützung in jeder Hinsicht, diese Karriere nicht möglich gewesen wäre.

Das launige „Make You Mine“ war mit den inbrünstigen ‚Oohooh‘-Gesängen der ideale Rausschmeißer, bei dem es dann auch im textsicher mitsingenden Publikum kein Halten mehr gab. Somit ein kurzweiliger und auch musikalisch ansprechender Gig mit den Rempel-Brüdern und ihrer spielstarken Truppe, der dann am Merchandising-Stand noch seine Fortsetzung fand, wo auch noch für Selfies, Autogramme, etc.,  Zeit gefunden wurde (u. a. auch für ein Bild für unsere VIP-Galerie).

Eigentlich ein toller, gut durchorganisierter Abend mit drei gut gewählten Acts, dem vielleicht nur, eine etwas eindeutigere Kommunikation, bzw. Transparenz im Vorfeld gut getan hätte, z. B. was die Luxor-Hompage betrifft). So hätten dann vermutlich auch die beiden Supporter von vorne herein mehr Zuschauerzuspruch erhalten. Danke an das concert team nrw für die Akkreditierung.

Line-up: High Valley
Brad Rempel (lead vocals, acoustic guitar)
Curtis Rempel (mandolin, acoustic guitar, vocals)
Andrew Hemmerling (drums)
Dave Myers (bass, vocals)
Clint Milburn (electric guitar, acoustic guitar, banjo, vocals)
Raymond Klassen (dobro, banjo, vocals)

Line-up: American Young
Kristy Osmunson (lead vocals, fiddle, vocals)
Jon Stone (lead vocals, acoustic guitar, vocals)

Line-up: Jarrod Dickenson
Jarrod Dickenson (lead vocals, guitar)
Claire Dickenson (vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

High Valley
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American Young
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Jarrod Dickenson
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concert team nrw
Luxor Köln

Laurence Jones – The Truth – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

An musikalischer Erfahrung dürfte es Laurence Jones ganz bestimmt nicht mangeln. Er durfte international schon als Support-Act für Blues Größen wie Joe Bonamassa, Kenny Wayne Shepherd und Van Morrison spielen und hat mit seinen erst 25 Jahren bereits sein fünftes Studioalbum veröffentlicht.

Auf diesem Werk „The Truth“ schlägt er neue Wege ein und entfernt sich vom Blues Rock eher in die Richtung eines massentauglichen Mainstream Pop-Rock-Sound, der seine Stärken im emotionalen Songwriting hat, aber leider weniger Raum für sein Gitarrenspiel lässt.

„Keep Me Up At Night“ ist einer der wenigen Tracks, die wirklich herausragen. Der Titelsong „The Truth“ besticht durch feine Keyboardakzente und verbreitet eine große Leichtigkeit. Auf „Take Me“ hört man mittlerweile auch Jones sehr gute stimmlichen Qualitäten. Diese hat er extra mit einem persönlichen Vocal Coach trainiert, um viele Tonlagen und Stimmungen in seinen Songs beeindruckend und facettenreich präsentieren zu können.

Thematisch befassen sich die Songs größtenteils mit Herzschmerz-zerreißenden Texten, wie z.B. „Hold Me Close“, Can’t Go On Without You“ oder „Give Me Your Time“. Alle Titel sind Eigenkompositionen von Jones, der besonders mit „Keep Me Up At Night“ Hitgespür beweist, und damit vielleicht auch Chart-Erfolge anpeilt.

Auf einigen Tracks kommt noch ein leichter Blues Rock Sound zum Ausdruck („Take Me“, „Gone Away“). In diesen Phasen erinnert Jones Stil u.a. an einen John Mayer oder Gary Clark Jr. Leider hat das Album nur eine Laufzeit von knapp 35 Minuten und die wenigen Gitarren-Soli lassen diese Kreativität der vorherigen Alben nicht offen erkennen.

Was Jones neues Album deutlich vermissen lässt, sind die ausgiebigen, gitarrenlastigen Tracks mit ausgefeilten Solobeiträgen, wie z.B. auf den vorherigen Longplayern „What‘s It Gonna Be“ und „Take Me High“ (hier mit Kult-Produzent Mike Vernon). Insgesamt ist das Album ein wenig zu glatt produziert und hat viel vom konturenreichen Sound der letzten Jahre verloren. Die Songs sind zwar angenehm zu hören, zeigen aber leider seine künstlerische Hinwendung in eine gängige Cross-Over-Blues Vorliebe.

Aufgrund der Vorgängeralben hatte ich andere Erwartungen an das neue Werk. Vom treibenden Blues-Rhythmus ist nicht mehr viel vorhanden. Dennoch ist dieser starke, konzeptionelle Stilbruch nicht schlecht zu bewerten, sondern stellt auch eine Imageänderung dar: Weg vom ungeschliffenen Blues Rock, hin zu seichten Ed Sheeran-artigen, wolkigen und leichten Pop-Rock Songs, eine bewusste Herausforderung für den traditionellen Bluesfreund.

Top Stop Music (2018)
Stil: Blues Rock

01. What Would You Do
02. Don’t You Let Me Go
03. Hold Me Close
04. Keep Me Up At Night
05. Give Me Your Time
06. The Truth
07. Take Me
08. Gone Away
09. Can’t Go On Without You
10. Never Good Enough

Laurence Jones
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Brooke Lynn Promotion

Broken Witt Rebels – Same – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Vor anderthalb Jahren haben die US-Rocker von Kings of Leon ihr letztes Studioalbum veröffentlicht. Die Wartezeit auf das nächste verkürzen uns die jungen, englischen Southern Rocker von Broken Witt Rebels bravourös mit ihrem gleichnamigen Debütalbum, das den Stil der Followill Brüder imitiert, ohne ein billiger Abklatsch zu sein. Im Gegenteil, sie sind ein mindestens gleichwertiger Ersatz!

Eine erste Kostprobe für unser Magazin gab es, als sie Ende letzten Jahres als Support von The Cadillac Three im Kölner Luxor auftraten. Die vier Musiker aus Birmingham haben aber 2013 bereits ihre erste EP „This Town Belongs To Me“ veröffentlicht. Nach den weiteren Kurzwerken „Howlin“ und „Georgia Pine“, fassen sie diese, nun mit vier neuen Songs, zu ihrem ersten Longplayer zusammen. An der Seite von Tom Gittins, der bereits mit Robert Plant zusammengearbeitet hat, erschaffen sie ein straightes und kurzweiliges Rockalbum.

Der starke Einstieg „Loose Change“ ist ein offensiver, auf den Punkt getimter Hard Rock-Opener von knapp drei Minuten. Auf dem folgenden Track „Georgia Pine“ hört man sofort die klaren Kings Of Leon-Einflüsse heraus. Sowohl stimmlich, als auch musikalisch ist die Band um Sänger Danny Core mit den US-Amerikanern voll auf gleicher Höhe. Der Song besticht durch seine typischen Southern Rock-Akzente. „Shake Me Down“ ist etwas souliger, mit hymnenartigem Refrain, der Stadionrock-Potenzial aufweist. „Snake Eyes“ erweist sich dagegen wieder als purer, gelebter Hard Rock, eingängiges Gitarrenriff inklusive.

Satte Gitarren und die intensive Stimme kommen auf „Howlin“ sehr stark zur Geltung, durch einen markanten Refrain („Howlin“-Rufen) und Anleihen beim Ram Jam-Hit „Black Betty“. „Breathless“ startet mit poppigen Synthesizer-Sound und geht dann über in melodischen Hard Rock à la Black Stone Cherry.

Es ist schwierig einen Track des Albums hervorzuheben, aber die rauchige Hymne „Guns“ an ihre industriell, von der Metall- und Waffenindustrie, geprägte Heimat Birmingham, „lodert“ auf diesem Album am hellsten. Die authentischen Textzeilen „Sparks burn bright where the guns are made“ […] „Born and raised where the guns are made“, erinnern eindrucksvoll an Chris Reas „Steel River“.

„Getaway Man“ ist der erste ruhigere Song, mit schnörkellosem Midtempo-Charakter und interessanten Rhythmuswechseln in der Schlagzeug-clapping fokussierten Bridge. Das abschließende „Wait For You“ besticht mit einem melodischen soft-rockigen Background-Gesang und wurde kürzlich von Mick Jagger in seine persönliche Musikplaylist aufgenommen.

Broken Witt Rebels sind DIE britische Antwort auf Kings of Leon und sie reiten auf einer Soundwelle, die sie hoffentlich noch viel weitertragen wird. Das ist geradliniger Rock auf hohem Niveau und es gibt keinen Grund davon abzuweichen. Der kompakte Sound von Broken Witt Rebels lässt sich treffend als ausfüllend, voluminös, mit wuchtiger, gitarrenlastiger Durchschlagskraft, beschreiben. Aus der Kombination ihrer Natürlichkeit und Unbekümmertheit ist ein vielversprechendes Debütalbum entstanden, mit dem sich die Band den Grundstein für eine großartige Zukunft legt.

Snakefarm Records/Caroline-Universal Music (2018)
Stil: Rock

01. Loose Change
02. Georgia Pine
03. Shake Me Down
04. Snake Eyes
05. Howlin
06. Breathless
07. Guns
08. Getaway Man
09. Low
10. Wait For You

Broken Witt Rebels
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Oktober Promotion

Corey Hunt Band – North Of Low Water – EP-Review

Hunt_300

Das sind die Dinge, die mir in diesem Magazin am meisten Spaß bereiten: Mit Corey Hunt einen hier absolut unbekannten Künstler im Netz entdeckt, einfach mal angemailt, und schon baute sich ein von spürbarer gegenseitiger Empathie gezeichnetes Verhältnis auf. So geschehen 2016 im Rahmen seines Albums „The Tower„.

Umkomplizierter E-Mail-Verkehr, Daten- und Info-Austausch, schließlich der Review zu einer schönen Scheibe, und so hatte jeder etwas davon. Der Künstler generiert schon mal ein bisschen Aufmerksamkeit in unserem Lande, mein musikalischer Horizont wurde wieder ein kleines Stück erweitert und unsere Leserschaft hat einen potentiellen Geheimtipp erhalten. Die typische Win-Win-Situation.

So jetzt auch beim Nachfolger „North Of Low Water“, diesmal eine EP. Ich schickte Corey eine kurze Nachricht per Facebook und schon war eine weitere Kooperation eingestielt. Auch ein paar Fragen zum Background wurden anstandslos und schnell beantwortet, da kann sich so mancher Interpret mal eine Scheibe von abschneiden.

Wie schon beim Vorgänger serviert der in Asheboro, North Carolina, ansässige, frisch vermählte Musiker, sechs melodische Red Dirt-Songs, die sich im Fahrwasser von Leuten wie Jack Ingram, Wade Bowen, Phil Hamilton & Co. bewegen. Hunt hat diese leicht angeraute, perfekt zu dieser Art von Musik passende Stimme, instrumentell kompetent unterstützt wurde er diesmal von Spezi Eric Wise (drums, bgv), Robert Smith (guitar, bass, bgv), Steel-Koryphäe Brouce Bouton und Kyle Mann (keys, bass, bgv), der dieses Kurzwerk auch produziert hat.

Den Opener bildet das gitarrebetonte (tolles E-Solo), flockige „Wild Heart Gypsy“. Bei „I Don’t Want You“ kommen unweigerlich Assoziationen zu Interpreten wie Tom Petty oder Will Hoge auf. Klasse hier Manns gurgelndes Orgelspiel. Mein Favorit des Werkes ist das eingängige „I’m Doing Fine“ (knackige Akustik-und Zwischen-E-Gitarren, wunderbar dosierte Orgel, toller Refrain mit Harmoniegesängen). Und wenn ein Könner wie Bruce Bouton beim finalen „Uwharrie River“ seine Steel-Gitarre herumjammern lässt, möchte man direkt die Repeat-Taste drücken.

Auf meine Frage, was denn der Titel der EP zu bedeuten hätte, lautete Coreys unverzügliche Antwort: „In unmittelbarer Nähe meines Hauses steht eine Brücke mit dem Namen ‚Low Water Bridge‘. Als ich aufwuchs, hing ich dort meistens mit meinen Freunden ab. Noch heute ist es die Stelle, wo wir den Uwharrie River betreten, wenn wir mit den Kajaks campen gehen.

Aber es ist nicht allein die Tatsache, dass ich nördlich der Low Water Bridge lebe, sondern auch eine Art Metapher. Ich fühle das erste Mal in meiner Musik-Karriere so etwas wie eintretende Fortschritte. So bin ich der Meinung, dass der Titel zum einen sehr schön zu den Songs passt als auch diesen Abschnitt unserer Schaffensphase gut repräsentiert.“ Momentane Auftritte als Support von einem arrivierten Act wie der Eli Young Band scheinen diese These nachhaltig zu belegen.

„North Of Low Water“ von der Corey Hunt Band kann bei uns in diesen Tagen auf den gängigen Download-Portalen erworben werden. Eine kurzweilige Geschichte, Antesten, bzw. Kaufen lohnt sich ganz bestimmt.

Uwharrie Music Group (2018)
Stil: Red Dirt

01. Wild Heart Gypsy
02. I Don’t Want You
03. Crime Of love
04. I’m Doing Fine
05. Shelby Jean
06. Uwharrie River

Corey Hunt Band
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Danny McMahon – Making Memories – EP-Review

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Just in den Tagen, wo in Großbritannien wieder aufgrund des bevorstehenden pompösen C2C-Festivals, das amerikanische Musikfieber grassiert, bin ich eher per Zufall auf einen talentierten britischen Jung-Songwriter namens Danny McMahon gestoßen, der erst seit kurzem seine Passion fürs (New) Country-Genre entdeckt hat.

Auslöser für ihn war der Headliner des letztjährigen Großevents, Brad Paisley, und speziell dessen Song „Letter To Me“, der Danny dazu bewegte, sowohl sein Songwriting in diese Richtung zu lenken, als auch, sich aktiv als Künstler zu betätigen.

Sein aus nur vier Songs bestehendes Kurzwerk „Making Memories“ bestätigt durchaus seine Ambitionen, zumindest, was die Mainstream-Sparte des Genres betrifft. Sehr melodisches, absolut radiotaugliches und demnach eingängiges Material, was der Brite produziert und mit Drummer Jay Cook eingespielt hat. Die britische Presse zeigt sich begeistert.

Parallelen zu derzeit vornehmlich im weiblichen Sektor angesagten Burschen wie u. a. Canaan Smith, Brett Young, Thomas Rhett & Co. sind unverkennbar, von mir persönlich wird aufgrund der Songstrukturen (gemäßigte Strophen, kräftigere Refrains) und der stimmlichen Ähnlichkeiten zu Gary LeVox, noch der Name Rascal Flatts in den Ring geworfen, wie man es vielleicht am Beispiel „What’s It Like“ nachempfinden kann.

Auf einem US-Festival in St. Diego im Januar wurden erste, viel versprechende Kontakte nach Nashville geknüpft, daraus resultierend ist eine US-UK-Tour im kommenden Sommer. „Making Memories“ erfüllt somit seinen Zweck als Vorstellung und erster gelungener Kurzeindruck von Danny McMahon. Ob es irgendwann mal für nachhaltige Erinnerungen in Sachen seiner Person im mittlerweile hart umkämpften Genre reichen wird, kann dann erst der Zahn der Zeit beweisen.

Puzzle Maker Records (2017)
Stil: New Country

01. The Other Sides
02. What’s It Like
03. Hide Away
04. Worth Waiting For

Danny McMahon bei Reverbnation UK
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