Robert Jon & The Wreck, 21.06.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

RJ_haupt

Gerade in den Tagen, wo Lynyrd Skynyrd, nochmal einen mustergültigen Versuch gestartet haben, den letzten verklärten Southern Rock-Fans in Deutschland mit ihrem unsäglichen Coverprogramm von sich selbst, noch einige Euronen aus der Tasche zu ziehen (Ronnie Van Zant wird sich angesichts des lieblosen Treibens wohl vermutlich ständig im Grabe rumdrehen…), tut es gut zu wissen, dass es auch noch diverse hungrige und kreative Acts im Genre gibt, bei denen monetäre Aspekte, zunächst mal, hinten angestellt werden.

Ein Glücksfall hierbei sind Robert Jon & The Wreck, deren wirklich famose Entwicklung ich von Anfang an mitverfolgt habe. Mit begonnen hat ihre Geschichte zweifellos an dem Ort, wohin sie jetzt zum wiederholten Male zurückgekehrt sind, unserer geliebten Kulturrampe. Auch nicht zu vergessen der lange Atem und der Glaube an die Kalifornier seitens Teenage Head Music, der sich mittlerweile immer mehr zu rentieren scheint.

Zunächst wurde aber zu Konzertbeginn, Rampenchef Markus ‚Pille‘ Peerlings in seiner frisch renovierten Location, mit einem Ständchen zum 50-jährigen Geburtstag, lauthals beglückwünscht. Nach seiner Ansage gab das Quintett um seinen charismatischen Leader Jon Burrison mit „Going Down“ vom neuen Werk „Take Me Higher“ sofort Vollgas.

Das schöne an den Jungs: Trotz kontinuierlicher Präsenz bei uns, schaffen es die Kalifornier bisher immer wieder, neue Akzente zu setzen. Letztes Mal war es die brillante Einführung der Neumitglieder Warren Murrel und des Leadgitarristen Harry James, jetzt halt wieder mit einer neuen Scheibe mit Eigenkreationen, die dann mit Tracks wie u. a. „Makes Me Wanna Yell“, „Take Me Higher“, „Something To Remember Me by“ und „Coming Home“ gebührend vorgestellt wurde. Und auch spielerisch scheint die Truppe erneut eine kleine Schippe oben drauf gelegt zu haben.

Whiskey-Liebhaber Robert Jon (superbe vokale Präsenz, tolle Gitarrenzuarbeit) und Keyboarder Steve Maggiora (mit gewohnt variablen Keys-Einsätzen) bilden das erfahrene Grundgerüst, die beiden ‚Hungerhaken‘ Henry James, diesmal mit etwas gestutzter Afro-Mähne, wieder in hippiesker Montur (mit unzähligen konventionellen als auch Slide-Soli) und Drummer Andrew Espantman (was für  ein Trommelwirbler) sorgen mit der treibenden Bedienung ihrer Instrumente, für den immensen Drive, der das Kollektiv letztendlich so auszeichnet, und der fleißig zupfende Bassist Warren Murrell tummelt sich vergnügt irgendwo mitten drin.

Die Stücke „Cannonball“ und „Whipping Post“ zum Ende des ersten, beziehungsweise Beginn des zweiten Sets, boten rein instrumentelle Finesse und Spielfreude pur im allmanesken Ambiente. Das herrliche „Old Friend“, das fantastische „Cold Night“ (der wie entfesselt spielende James nicht mehr zu bremsen) gegen Ende und die beiden Zugaben „Mary Anne“ sowie „On The Run“ hatten die Rampenbesucher längst zu frenetischen Begeisterungsstürmen hingerissen.

Ganz großes Southern Rock-Kino in der aufgehübschten Kulturrampe. Lynyrd Skynyrd war gestern, die Zukunft des Genres müsste, wenn es so etwas wie Gerechtigkeit gibt, eigentlich Robert Jon & The Wreck vorbehalten sein!

Line-up:
Robert Jon Burrison (lead vocals, electric guitar)
Henry James (electric guitar, vocals)
Warren Murrel (bass)
Andrew Espantman (drums, vocals)
Steve Maggiora (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Robert Jon & The Wreck
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Kulturrampe Krefeld

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