Robert Jon & The Wreck – Wreckage Vol. 2 – CD-Review

Review: Michael Segets

Robert Jon & The Wreck touren regelmäßig durch Europa und haben stets neues Material im Gepäck. Wenn sie kein aktuelles Album am Start haben, dann gibt es halt eine Kompilation von Sidetracks. Für die Songperlen, die nicht den Weg auf einen regulären Longplayer gefunden haben, riefen sie 2017 die „Wreckage“-Reihe ins Leben. Dieses Jahr lag die Fortsetzung „Wreckage Vol. 2“ am Merchandise-Stand.

Die zehn Songs stammen von vier Studiosessions in Kalifornien, Tennessee und New York. Während die ersten beiden Tracks nachträglich mit zusätzlichen Background-Vocals versehen wurden, spielte die Band die anderen Aufnahmen direkt live ein. Die Scheibe klingt daher streckenweise etwas rauher als die letzten. Robert Jon & The Wreck vergrößerten in den zurückliegenden Jahren ihre musikalische Bandbreite und entfernten sich stückchenweise von dem erdig-rockenden Sound, der „Glory Bound“ (2015) prägte. Dadurch erschloss sich die Band neue Hörerschichten, was sich auch bei dem gemischten Publikum der Konzerte zeigt.

„Wreckage Vol. 2“ spiegelt die Facetten der Truppe wider und bedient so die Fans jedweder Glaubensrichtung. Für die Rocker sind die straighten „She’s A Fighter“, „Waiting For Your Man“, das auch in der Kulturrampe performt wurde, und „On The Run“ die herausragenden Stücke. Bei „On The Run“ ist der Titel Programm. Herrlich ist hier das fingerfertige Klimpern von Steve Maggiora. Wer eher die soulige Seite von Robert Jon mag, der wird mit „Rescue Train“ und dem leichten „The Weight“ glücklich. Die Instrumental-Fetischisten kommen mit den beiden rund zehnminütigen Beiträgen „Cannonball“ und „Witchcraft“ auf ihre Kosten.

Auf dem Longplayer finden sich darüber hinaus mit „Old Hotel Room“ und „Dark Roses“ zwei langsamere Southern-Tracks. Beide sind stimmungsvoll und entwickeln dennoch dynamische Spannungskurven, wobei „Dark Roses“ noch mehr Energie versprüht. Bei dem vielleicht stärksten Stück des Longplayers legt Robert Jon Burrison viel Gefühl in seinen Gesang. Andrew Espantman bearbeitet kräftig Felle und Becken und gibt zusammen mit dem Bassisten Warren Murrel den Rhythmus vor. Henry James Schneekluth und Steve Maggiora sorgen dann an Gitarre beziehungsweise Keys für die melodischen Feinheiten. Schließlich geben Robert Jon & The Wreck „Something To Remember Me By“ eine funkige Ausrichtung, die ich so noch nicht bei ihnen gehört habe.

Nach dem Ende der Europatour lässt sich mit „Wreckage Vol. 2“ die Wartezeit auf das nächste Album von Robert Jon & The Wreck gut überbrücken. Die Zusammenstellung von Sidetracks bietet eine bunte Mischung aus gradlinigen Rockstücken, spannungsvolle Balladen bis hin zu verspielten Instrumentalepen. Hinzu treten etwas Soul und Funk. So dürfte für jeden Fan der Band etwas dabei sein, was den Kauf lohnt.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Southern Rock and more

Tracks:
01. She’s A Fighter
02. Waiting For Your Man
03. Rescue Train
04. The Weight
05. Old Hotel Room
06. Dark Roses
07. On The Run
08. Cannonball
09. Something To Remember Me By
10. Witchcraft

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Kulturrampe

Robert Jon & The Wreck – Live From Hawaii – CD-Review

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Review: Michael Segets

Robert Jon And The Wreck gehören nach einhelliger Meinung der SoS-Redaktion zu den derzeitigen Top-Acts des Southern Rocks. Seit 2015 macht die Band auf ihren Europatouren regelmäßig Station in der Krefelder Kulturrampe sowie im Dortmunder Blue Notez. Zu jeder Tour hatte sie eine neue Veröffentlichung im Gepäck. Im letzten Oktober brachten Robert Jon And The Wreck ihre erste Live-CD „Live From Hawaii“ mit.

Die Kalifornier kommen am Wochenende erneut nach Krefeld und Dortmund, was für mich Anlass war, die Live-Aufnahme in letzter Zeit öfter aufzulegen. Dabei ist mir aufgefallen, dass eine Besprechung der Scheibe – eigentlich Chefsache – (Aufruhr gegen den Vorgesetzten, Herr Segets? – Anmerkung, der Red.) auf SoS bislang ausstand. Diese soll nun nachgeholt werden.

Die Aufnahme aus Hawaii fängt die Atmosphäre, die Robert Jon And The Weck live versprühen, sehr gut ein und bietet acht bereits von den Studioalben bekannte Stücke. Auf der Bühne nehmen sich die Bandmitglieder mehr Zeit, um sich an ihren Instrumenten auszutoben. Das ist für Bands aus dem Genre nicht ungewöhnlich und reißt die Fans im Publikum häufig zu Begeisterungsstürmen hin.

Robert Jon And The Wreck zelebrieren über siebzehn Minuten hinweg „Tightrope“. Bei dem reinen Instrumentalstück zeigen die Neuzugänge Henry James, der für Kristopher Butcher die Lead Gitarre übernimmt, und Bassist Warren Murrel, der Dave Pelosi ersetzt, dass sie sich perfekt in das Bandgefüge einpassen. Auch Band-Urgestein Andrew Espantman erhält hier Gelegenheit zu einem ausgiebigen Solo an seinem Schlagzeug.

Der Klassiker „Cold Night“ knackt die zwölf Minutenmarke. Ich bekenne mich dazu, dass ich kein Liebhaber ausgedehnter Instrumentalpassagen bin. Bei Konzerten sind sie meist noch im Toleranzbereich – wenn man den Musikern bei der Arbeit zusieht, hat man ja auch noch ein visuelles Erlebnis. Auf ein Live-Album der Band gehören die langen Stücke, die in gewohnt souveräner Art performt werden, aber selbstverständlich drauf.

Ansonsten trifft die Songauslese vollständig meinen Geschmack. Von ihrem stärksten Album „Glory Bound“ (2015) wählen Robert Jon And The Wreck die besten Songs: „Blame It On The Whiskey“, „The Devil Is Your Only Friend“ und „When I Die“. Vor allem das letztgenannte Stück unterscheidet sich deutlich von der Studioversion. Der Sound wird hier von Steve Maggioras Keyboards hervorragend getragen.

Von ihrem damals aktuellen, selbstbetitelten Studioalbum aus dem Jahr 2017 nimmt die Band lediglich das lockere „I Know It’s Wrong“ auf, trifft damit allerdings eine weitere gute Entscheidung. „Hey Hey Mama“ und „Rollin‘“ – bei dem Sänger Robert Jon Burrison seine Mitstreiter vorstellt – stammen von „Good Life Pie“ (2016) und gehören mittlerweile zu dem klassischen Live-Repertoire der Band. Einzig die Ballade „Mary Anne“, bei der sich die Band auf Konzerten von einer anderen Seite zeigt, kann bei der Auswahl vermisst werden.

Die Versionen auf „Live From Hawaii“ sind sehr nah an denen, die ich auf den letzten beiden Touren in der Kulturrampe gehört habe. Die CD ist nicht nur für die Besucher der Konzerte ein Erinnerungsstück, sondern bietet hervorragenden Southern Rock. Bei den erfrischenden, alternativen Interpretationen zu den Studioaufnahmen kommen Liebhaber ausgedehnter Instrumentalpassagen ebenso auf ihre Kosten wie die, die es etwas straighter mögen. Der Mitschnitt bietet zudem eine gelungene Einstimmung auf die kommenden Auftritte, für die Robert Jon And The Wreck bereits neues Material am Start haben.

Eigenproduktion (2018)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Blame It On The Wiskey
02. Hey Hey Mama
03. The Devil Is Your Only Friend
04. Cold Night
05. When I Die
06. I Know It’s Wrong
07. Tightrope
08. Rollin’

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