Jackie Venson – 18.06.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

Venson_haupt

Ich muss konstatieren, dass ich ziemlich unvoreingenommen, böse Zungen könnten auch sagen ‚unvorbereitet‘, mit dem Kollegen Mangold zum Jackie Venson-Gig in den Yard Club nach Köln gefahren bin. Nachdem sie vor geraumer Zeit bei den Austin Music Awards zur besten Gitarristin der Stadt ausgezeichnet wurde, und Austin ist in musikalischer Hinsicht nun wahrlich nicht Kleinkleckersdorf, war ich eigentlich von einer E-Gitarren-lastigen, klassischen texanischen Blues Performance ausgegangen. Um ein wenig Gefühl für die Titel ihre Lieder zu bekommen, hatte ich lediglich mal ihre jüngeren Setlisten durchstöbert.

Angekommen in der Domstadt, war schon vom Bühnenaufbau zu erkennen, dass es nur eine Zwei-Personen-Performance geben würde, allerdings war am Rande des Mikros der Protagonistin ein Sampler-Gerät positioniert (ähnliches kannten wir bereits z. B. von den Lindsay Ell-Vorstellungen), von dem Jackie dann im Verlauf des Gigs auch reichhaltig Gebrauch machte.

Was die Zuschauerzahlen an einem Dienstag in der etwas abseits des pulsierenden Kölner Lebens gelegenen Location betrifft, wurden meine bösen Vorahnungen bestätigt, es hatten sich gerade mal 30 Leute eingefunden. Nichtsdestotrotz lieferte die junge sympathische Texanerin mit ihrem blinden Drummer Rodney Hyder, eine unterhaltsame Show, bei der besonders ihre spielerischen Qualitäten an der E-Gitarre (unzählige quirlige Soli) nachhaltig untermauert wurden.

Aufgrund der vielen Synthie-Sequenzen, die sie mit dem Sampler einspielte, dem Sade-ähnlichen und auch ziemlich hall-lastigen Gesang, Phil Collins-mäßiger Drum-Intermezzi, fühlte man sich in Verbindung mit claptonesken Saiteneinlagen in die Achtziger Jahre zurückversetzt. Alben wie „August“ oder „Behind The Sun“ von Mr. Slowhand, aber auch Santana mit Sachen der Marke „Zebob“, „Shango“, & Co. aus Zeiten meines gerade beginnenden Erwachsenenalters, kamen aus den längst verborgen gedachten Sparten des Langzeitgedächtnis wieder zum Vorschein.

Auch die nicht unwesentlich eingestreuten Reggae- und R&B-Elemente, bildeten mit Vensons fulminanter E-Gitarrenarbeit eine interessante, teilweise groovige und funkige Symbiose, und ließen so manche rhythmisch-motorische Fähigkeiten, der, wie wir, überwiegend in die Jahre gekommenen Besucher, wieder aufblühen.

Jackie stieg mit Tracks wie u. a. „Mysterious“ aus diesen Stilrichtungen in den Gig ein und beendete im Zugabenteil mit Stücken wie „Lost In Time“ oder „Back To Earth“ ihr Köln-Debüt auf ähnlicher Linie.

Klar, dass vieles aus ihrem im April veröffentlichten Werk „Joy“ angeboten wurde, das, soweit es meine Notizen richtig vermerkt haben, fast komplett, bis auf ganz wenige Ausnahmen, vollständig abgearbeitet wurde (u. a. mit „Never Say Die“, „Next Life“, „Joy“, „Afterglow“).

Richtig klassisch-bluesig (rockig) wurde es eigentlich nur in einer über zwei Tracks währenden Phase mittels „Try To Believe“ und „Rollin‘ On“.

Am Ende wurde die junge Texanerin allerdings mit viel Beifall zum Merchandising-Stand entlassen, wo sie noch so einige CDs aus ihrem bisherigen Fundes veräußern konnte. Mir persönlich kam das Ganze, bei aller Sympathie und tollem Gitarrenwirken, insgesamt doch etwas zu ’synthetisch‘ rüber, ich würde die wild-gelockte Musikern zukünftig lieber gerne mal im klassischen Line-up, ergänzt um einen echten Bassisten und gegebenenfalls einen richtigen Keyboarder (ohne den technischen Firlefanz) sehen.

Line-up:
Jackie Venson (lead vocals, electric guitar, sampling)
Rodney Hyder (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Jackie Venson
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Yard Club Köln

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