The Kris Barras Band – The Divine and Dirty – CD-Review

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Mit Kris Barras vereint mich eine ähnliche Vita. Wir beide haben lange Zeit auf relativ hohem Niveau Sport getrieben, bis wir für uns die Musik als tiefergründigere Beschäftigung entdeckten.

Während meine Wenigkeit fast 30 Jahre einen kleinen weißen Zellouloidball, oftmals gegen die Größen der europäischen und asiatischen Spitzenklasse, über die Platte jagte und sich danach der inhaltlichen und schriftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Rock-Musik widmete, verdiente Kris zunächst seine Brötchen auf eher schmerzhafte Weise als Mixed-Material-Arts-Profi (da traktieren sich, zur Freude einer gaffenden Meute, Leute im Ring, mit Schlägen und Tritten, bis zum Teil der Arzt kommt…), bevor er sich ab 2014 schwerpunktmäßig seinen weiteren Passionen, dem Gitarre spielen, Singen und Komponieren zuwendete.

Nach zunächst einer EP und CD in Eigenregie hat Kris jetzt für sein Album „The Devine And Dirty“ mit der Mascot Label Group einen potenten Partner gefunden und befindet sich jetzt plötzlich in bester Gesellschaft mit Größen wie Walter Trout, Joe Bonamassa, Kenny Wayne Sheperd & Co.

Der mit heroischen ‚Ohohoh‘-Gesängen durchzogene straight rockende Opener „Kick Me Down“ würde perfekt zum Einmarsch in den Kampf-Ring passen, wie man es von größeren medialen Events, wie z. B. beim Boxen, her kennt. Beim, mit Acapella-artigen Gesängen bestückten „Hail Mary„, wie auch u. a.  bei „Lovers Or Losers“ („Dead Or Alive“-Flair“) sowie „Hold On For Tomorrow“, kommen, aufgrund ähnlicher Stimmlage, Assoziationen zu Bon Jovi in den Sinn (allerdings zu deren richtig guten Zeiten).

Freude bereitet immer wieder Kris‘ Hang zu Southern Rock-artigen E-Gitarren-Hooks,-Riffs und -Soli (der Bursche kann wirklich toll in die Saiten greifen), unterstützt von Josiah J. Manning mit seinem überragenden Piano- und Orgelspiel (viel herrliches Geklimper und Gegurgel), in dessen Studio in Plymouth, die Platte auch aufgenommen wurde.  Elliott Blackler (bass) und Will Beavis (drums) als Rhythmusfraktion vervollständigen das agile Quartett. Auch Freunde von weiblichen Backgroundgesängen (wie ich)  kommen auf diesem Werk bei so manchen Tracks voll auf ihre Kosten.

Beste Beispiele sind hier das knarzig mit Slide stampfende „I Don’t Owe Nobody Nothing“ als auch die Black Crowes-umwehten „She’s More Than Enough“ und „Stitch Me Up“ (klasse HT-Piano von Manning). Eines meiner absoluten Lieblingsstücke ist das cool und doch recht explosiv groovende „Propane“ (inkl. schönem E-Gitarren-Solo), das in Richtung britischer Blues Rock-Kollegen wie Ben Poole oder King King eingestuft werden kann.

Das Melodic Rock-artige, im Survivor-/Toto-Gewand stampfende „Blood On Your Hands“ passt erneut gut zu Barras‘ martialischem Kämpfernaturell, gefolgt vom grandiosen, in progressiver Pink Floyd-Manier gebrachten, grandiosen „Watching Over Me“ (hier ziehen alle Beteiligten nochmal sämtliche Register), bilden den Abschluss eines durchgehend kurzweiligen und abwechslungsreichen starken Longplayers.

Klasse finde ich auch das Coverfoto, wo der rauschebärtige Protagonist zur einen Hälfte skelettiert und zur anderen in seinem drahtig tätowierten realen Erscheinungsbild abgelichtet ist.

In Anbetracht dieses tollen Albums „The Divine and Dirty“ der Kris Barras Band, das sicherlich am Ende mit zu den absoluten Highlights des Jahres zählen wird, kann man den Protagonisten nur zu seinem Entschluss beglückwünschen, den musikalischen Weg eingeschlagen zu haben.

Hier ist viel kreatives und starkes spielerisches Potential vorhanden, das nach intensiver Fortführung nahezu schreit. Und irgendwo sind auf Dauer ein paar verhornte Fingerkuppen und strapazierte Stimmbänder doch sicherlich etwas angenehmer als sich ständig ’ne blutende Nase abzuholen, oder? Ok Kris, der Schlauberger der schreibenden Zunft hält jetzt besser seine Klappe. Ich weiß, noch so’n Spruch – Kieferbruch…!

Mascot Label Group/Provogue (2018)
Stil: (Southern) Rock

01. Kick Me Down
02. Hail Mary
03. I Don’t Owe Nobody Nothing
04. Propane
05. Wrong Place, Wrong Time
06. Lovers Or Losers
07. She’s More Than Enough
08. Stitch Me Up
09. Hold On For Tomorrow
10. Blood On Your Hands
11. Watching Over Me

The Kris Barras Band
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Jordan Davis – Home State – CD-Review

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Rein optisch hätte ich bei Jordan Davis mit seinem opulenten Rauschebart auf eine Mucke fernab jeden Mainstreams getippt. Die meisten Typen mit ähnlichem Erscheinungsbild, die ich in letzter Zeit, musikalisch unter die Lupe genommen habe, bewegten sich meist in irgendwelchen Insider-Sphären zwischen zünftigen Honkytonk Country-, Roots- und Southern Rock.

Gut, wir haben es hier mit einem Debüt auf einem Major-Label tun, wo eigentlich immer ein größeres Publikum als Adressat im Fokus steht. Vielleicht geht es daher ja eventuell in Richtung Chris Stapleton, war der zweite Gedanke, aber die Parfüm-Fotografie-ähnliche Aufmachung des Coverbildes hegte die ersten Zweifel. Und in der Tat, mit Jordan Davis haben wir es mit einem Neuling zu tun, der sich dem massenkompatiblen Country Pop verschrieben hat, wobei das ‚Country‘ eher marginalen Charakter aufweist (etwas Mandoline, Banjo, aber kaum wahrnehmbar).

Der aus einer, wie so oft, musikbegeisterten Familie (sein Onkel hat Songs für keinen geringeren als Tracy Lawrence geschrieben) stammende Künstler aus Louisiana, hat nun mal einfach eine, eher dem Pop und R&B zuträgliche Stimme. Warum sollte man solche Fakten dann einfach ignorieren? Trotzdem ist „Home State“ ein tolles Album geworden!

Ich mag es  eigentlich immer, wenn die Protagonisten auch kompositorisch stark involviert sind, was hier der Fall ist. Davis hat alle Tracks mitgeschrieben zum Teil mit Leuten, die man nicht so oft in den Credits findet (u. a. Ben Daniel, Pawel Dovgalyuk, Steven Dale Jones, Justin Ebach, Jamie Paulin), aber auch mit arrivierten Songwritern wie Blair Daly, Jeff Middleton, Scooter Carouso oder Jonathan Singleton, die einem alle Nase lang bei Nashville-Veröffentlichungen über den Weg laufen.

Schon mit dem Opener „Take It From Me“ lässt sich Davis‘ Händchen für feine Hooks, Melodien und eingängige Refrains ausmachen. Bestes Beispiel ist „Singles You Up„, ein Song, dem man sofort anmerkt, dass er Hitcharakter in sich trägt und auch prompt unter den ersten 15 der Billboard-Charts landete. Weitere Kandidaten sind vielleicht Stücke wie „Selfish“, „So I Do“ oder das, wie für Tim McGraw geschaffene „Dreamed You Did“. Im Prinzip haben die Entscheidungsträger hier durchgehend die Qual der Wahl .

Produziert hat Paul di Giovanni, Gitarrist von Boys Like Girls, der in Nashville als Schreiber von Dan+Shays  No.1-Hit „How Not To“ bisher von sich Reden machte. Den Löwenanteil am Gelingen des Werkes aber haben die involvierten Nashville Star-Musiker wie Ilya Toshinsky, Tony Lucido, Bryan Sutton, Nir Z & Co., aber auch di Giovanni und Derek Wells sorgen mit ihren auf den Punkt gebrachten, filigranen E-Gitarren-Soli (in fast allen Liedern) für das Salz in der Suppe.

Deshalb ist „Home State“ eine flockige, launige Scheibe geworden, die ideal für die kommenden wärmeren Tage geeignet ist. Im Prinzip zwar mehr auf die weibliche Klientel zugeschnitten oder für Leute aus unserer Kundschaft, die ab und zu mal zwischendurch für unkomplizierte, aber gut gemachte Musik offen sind (wie gesagt, in fast jedem Stück ist ein E-Gitarren-Solo präsent). Wer mit Interpreten wie David Nail, Brett Young, Canaan Smith, Sam Hunt oder besagten Dan+Shay etwas anfangen kann, wird ganz sicher auch bei Jordan Davis seine Freude haben. Der Rolling Stone deklarierte ihn übrigens als ‚Artist You Need To Know‘.

MCA Nashville (2018)
Stil: New Country Pop

01. Take It From Me
02. Goin‘ Round
03. More Than I Know
04. Slow Dance In A Parking Lot
05. Singles You Up
06. Sundowners
07. Tough To Tie Down
08. Selfish
09. Made That Way
10. So I Do
11. Dreamed You Did
12. Leaving New Orleans

Jordan Davis
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Universal Music

Band Of Friends – 17.03.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Wenn sich die Band Of Friends im Schwarzen Adler zu Vierbaum angesagt hat, ist für sämtliche Beteiligte eigentlich schon vorab klar, dass ein schweißtreibender Abend garantiert ist. Und dass Schwitzen gesund ist und bei den fast meisten Dingen auch Spaß macht, ist ja allseits bekannt, die Musik um das Energiebündel Gerry McAvoy, der nimmer müde zu sein scheint, dass Erbe seines verstorbenen Kumpels Rory Gallagher aufrecht zu erhalten, gehört zweifelsfrei dazu.

Im Vergleich zum Konzert an gleicher Stelle vor gut zehn Monaten ersetzte diesmal Brendan O’Neill, den sich zur Zeit mit Michael Schenker auf seiner USA-Tournee befindlichen Ted McKenna. Dem aus Belfast stammenden Nordiren, der ja ebenfalls lange bei Gallagher getrommelt hat und auch für seine Mitwirkung bei namhaften Interpreten wie Nine Below Zero, Alvin Lee, Allanah Myles, Sting, ZZ Top oder Joe Cocker bekannt ist, fiel die Integration demnach nicht schwer. Er erledigte seinen Job naturgemäß wie aus einem Guss.

Der wieder aus zwei Sets bestehende Gig brachte gegenüber 2017 wenig neues, hier gilt es vornehmlich den Moment zu leben und zu genießen. „The Man I Am“, „The Last Of The Independance“, „Shin Kicker“ (Marcel mit kurz angedeuteter Chuck Berry-Einlage), „Follow Me“ (dezente ABB-Note in Scherpezeels Solo), das erneut sensationell gespielte „Do You Read Me“ wieder mit ‚Leisespiel‘-Bridge (diesmal mit kleinen Scharmützeln zwischen beiden Frontern), das straight rockende „Moonchild‘, „Key Train“ (laut Gerry erst zum 3. Mal live performt) und das melodische „Homeland“ (McAvoy diesmal am Frontmikro, Marcel mit starken Harmoniegesängen) sorgten schon für einen kurzweiligen und gewohnt temperamentvollen Part 1.

Nach gut zwanzig-minütiger Pause ging es mit „Double Vision“ in der ‚Best Of Rory Gallagher‘-Show weiter. „Bought And Sold“, das von Gerry den weiteren verstorbenen Blues Rock-Größen wie Gary Moore, Alvin Lee & Co. gewidmete „A Million Miles Away“, „Philby“ (mit den begleiteten obligatorischen ‚Yeah, Yeah, Yeah‘- Gesängen), das feurige „Tattoo’d Lady“, „Bad Penny“ (mit Tanzeinlage samt Dame aus dem Publikum) und das famose „Shadow Play“ komplettierten die mittlerweile ins Kochen geratene, stimmungsvolle Band Of Friends-Party (natürlich von McAvoy wieder bis zum Anschlag gepusht).

Mit den, von der Audienz weitergeführten ‚Oohohoh‘-Gesängen vom „Shadow Play“-Ende, wurden die Akteure für zwei Slide-trächtige Zugaben (Scherpenzeel spielte jetzt eine Telecaster) aus den Katakomben des Adlers wieder hervorgelockt, wobei der wie immer zelebrierte „Bullfrog Blues“ den krönenden Abschluss bildete. Nicht nur Marcels und Gerrys Hemden (selbst nach Wechsel in der Pause) waren zu diesem Zeitpunkt klatsch nass gepowert.

Wie schon anfangs erwähnt, es ist halt so ’ne schweißtreibende Angelegenheit,  mit dieser Band Of Friends…

Line-up:
Marcel Scherpenzeel (lead vocals, electric guitar)
Gerry McAvoy (bass, lead vocals)
Brendan O’Neill (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Band Of Friends
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Schwarzer Adler

Patricia Vonne – Top Of The Mountain – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die multikulturellen Wurzeln Patricia Vonnes spiegeln sich abermals auf „Top Of The Mountain”, ihrem achten Album seit 2003, wider. Aufgewachsen in San Antonio und mittlerweile in Austin lebend integriert Vonne ein breites Spektrum an Musikstilen, die in der Grenzregion der Vereinigten Staaten und Mexikos lebendig sind.

Der Longplayer ist dementsprechend abwechslungsreich. Neben den unterschiedlichen Musikrichtungen tragen eine variable Instrumentalisierung und die Unterstützung – vor allem beim Songwriting – von prominenten Musikern zu einem kurzweiligen Ausflug nach Texas bei. Die überwiegende Anzahl der Titel ist dabei im Roots Rock zu verorten.

Patrica Vonne ist ihr bislang reifstes Album gelungen. Einen großen Anteil daran hat Rick Del Castillo, der mit zwei Ausnahmen alle Songs produzierte und Vonne dazu bewegte, in einer tieferen Stimmlage zu singen. Dies vermeidet den schrillen Cowgirl-Pop-Eindruck, der einigen Titeln ihrer bisherigen Veröffentlichungen anhaftete. In den drei spanischen Liedern zeigt Vonne ihre Verbundenheit mit dem lateinamerikanischen Erbe ihrer musikalischen Sozialisation.

Der Walzer „Cancion De La Boda” – mit Akkordeon und Geige begleitet sowie anfangs mit dem Knistern einer alten Schallplatte unterlegt – erweckt den Anschein, als stamme er aus einer früheren Zeit. „Madre De Perla” widmet Vonne ihrer Mutter. Passend zu dem Flamenco-Feeling klappert Vonne mit den Kastagnetten. Ihre bevorzugten Instrumente setzt sie auch auf „Illuminaria“ ein.

Michael Ramos produzierte das Tejano-Stück mit der Folge, dass Vonnes Gesang höher als auf den anderen Titeln ausfällt. Wenn man wenig mit den deutlichen mexikanisch-spanischen Stileinflüssen anfangen kann, bleiben immer noch zehn hörenswerte Tracks.

Allen voran steht das Duett mit Joe King Carrasco „Lil´ Lobo“. Vonne und ihr Partner heulen sich unterstützt von krachenden Gitarren die Seele aus dem Leib. Der Vergleich mit den anderen Wölfen von Los Lobos drängt sich bei dem Tex-Mex „Graceland Trip“ auf. Hier zeigt Vonne, dass sie auch ohne fremde Unterstützung treibende Rocksongs schreiben kann. Dennoch zahlt sich bei „City Is Alive“ die Zusammenarbeit mit der New Yorker Rockgröße Willie Nile aus. Neben der Nummer mit härteren Gitarren-Riffs findet sich mit „Lekker Ding“ ein lockerer Old-School-Rock-n-Roll auf der Scheibe.

Von den schnelleren Stücken fällt einzig der Opener „Citatel“ durch die Dramatik im Gesang etwas ab. Bei dem von Alejandro Escovedo mitgeschriebenen „Tidal Wave“ passt das Pathos hingegen besser.

Mit akustischen Gitarren und Geige widmet sich Vonne auf dem titelgebenden „Top Of The Mountain“ dem Country. Die windumwehte und staubige Landschaft eines Westernfilms kommt bei „Western Blood“ unwillkürlich in den Sinn. Patricia Vonne lässt ihre E-Gitarre auf dem mit Steven Medina Hufsteter von den Cruzados komponierten Instrumentalstück melodiös klirren.

Den regulären Abschluss des Albums bildet die kraft- und gefühlvolle Ballade „God´s Hand“. Vonnes Stimme wird hier nur von einem Klavier begleitet. Als Bonustrack gibt es noch die weitere Ballade „Stop The Madness“, die für eine texanische Organisation gegen häusliche Gewalt verfasst ist. Ihr soziales Engagement und ihr Einsatz für Frauenrechte brachte Vonne schon bei den früheren Titeln „Missing Women“ beziehungsweise „Mujeres Desaparecidas“ zum Ausdruck.

Auf ihrer neuen CD „Top Of The Mountain“ hat Patricia Vonne Pop-Elemente zugunsten eines erdigeren Sounds aufgegeben, was den Freunden von Sounds Of South gefallen wird. Vonne tourt in den nächsten Monaten ausgiebig durch Deutschland und präsentiert ihr neues Werk live. Da man den Berichten von Daniel Glauben schenken kann, lohnt ein Konzertbesuch auf alle Fälle.

MIG (2018)
Stil: Rock / Americana

01. Citadel
02. City Is Alive
03. Illuminaria
04. Top Of The Mountain
05. Lil‘ Lobo
06. Madre De Perla
07. Tidal Wave
08. Graceland Trip
09. Western Blood
10. Cancion De La Boda
11. Lekker Ding
12. God’s Hands
13. Stop The Madness

Patricia Vonne
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M. i. G.-Music
Indigo Musikproduktion + Vertrieb

John Illsley – 15.03.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Das war doch mal eine dicke Überraschung! Als Gernot und ich uns, aus rein nostalgischen Gründen, auf den Weg ins schmucke Musiktheater Piano in Dortmund gemacht hatten, war die Erwartungshaltung bezüglich des anstehenden John Illsley-Konzerts, relativ entspannt, was da wohl auf uns zukommen würde.

Dire Straits, bei denen John ja mit die treibende Kraft neben Mark Knopfler war, haben uns natürlich seit frühster Jugend auf unserem musikalischen Weg begleitet (ihr Debüt kam damals bei meinen LP-Käufen so ziemlich direkt nach der ‚Grundausstattung‘ mit Lynyrd Skynyrd– und Allman Brothers-Scheiben). Wir beide hatten die Briten allerdings nie live erlebt und freuten uns einfach mal, die Songs auf der Bühne leibhaftig präsentiert zu bekommen.

Da Illsley natürlich mit Leuten wie Robbie McIntosh (die McCartneys, Norah Jones, John Mayer), Paul Stacey (Oasis, The Black Crowes), Steve Smith (Robert Plant, Pete Townshend) und Stuart Ross (Mark Owen/Take That, Nik Kershaw), ein Line-up der Extraklasse um sich versammelt hat, war ein schöner Abend auf entsprechend hohem Niveau eigentlich vorprogrammiert.

Pünktlich um kurz nach 20:00 Uhr trat der Protagonist mit seiner charismatisch-sympathischen Erscheinung samt Begleitschaft vor ein dicht gefülltes Auditorium. Von Beginn an, als Steve Smith direkt die Kirmesorgel-Hook zum Opener „Walk Of Life“ ertönen ließ und die Band den Song in ein unterschwellig  countryesk rockendes Gewand geschmückt hatte, war eine angenehm  fröhliche und herzliche, ja, regelrecht begeisterte Stimmung im Saale präsent, die den, in zwei Sets gesplitteten Auftritt, bis zur letzten Zugabe umwehen sollte.

Illsley verstand es blendend, einen unterhaltsamen Mix aus Klassikern (u. a. „Private Investigations“, Romeo And Juliet“, „Sultans Of Swing“, „Calling Elvis“, „Tunnel Of Love“) und  ausnahmslos starken Kreationen aus dem eigenen Fundus (das slide-trächtige „Run For Cover“, „Testing The Water“ mit „Great Gig In The Sky-mäßiger Gesangseinlage von Hannah Robinson, das stoneske „Long Shadow“) in Szene zu setzen, was dem Gig, nicht nur der Unvorhersehbarkeit wegen, spürbar gut tat.

Der Hammer war natürlich besonders das Wirken der beiden Lead-Gitarristen McIntosh und Stacey, sei es individuell, als auch im Zusammenspiel. Ein Gedicht, wie sie die typischen Stratocaster-Klänge produzierten, aber auch immer wieder mit anderen Gitarren Akzente setzten (Robbie zum Beispiel mit Slide auf einer Resonator-Gitarre. Stacey ließ es vor allem in der ‚Gibson Les Paul-Phase‘ („Long Shadow“, „Money For Nothing“ mit den berühmten Kanon-Gesängen gegen Ende) in Set 2 mörderisch raunzen und knarzen.

Auch die vielseitige Gastsängerin Hannah Robinson war nicht nur ein optischer Blickfang, sondern brachte mit ihren weiblichen Harmoniegesängen eine differnzierte Note in die Stücke, besonders was die altbekannten Straits-Sachen anbelangte. Leader John Illsley führte ohne den auf sich selbst fokussierten Leader zu geben, sang vielleicht nicht ganz mit der Markanz in der Stimme eines Mark Knopflers, aber sehr solide, und beackerte seinen Bass noch nach guter alter Zupfart.

Im Zugabenteil gab es mit „Brothers In Arms“, „The Bug“ („Lay Down Sally-Flair“-Flair) und dem überragenden „Where Do You Think You’re Going“ (was für ein grandioses E-Gitarrenfinish von Mc Intosh und Stacey – ich musste mir fast Tränen der Begeisterung wegdrücken) nochmals das volle Dire Straits-Brett.

Nach der Show erfüllte John, in britischer Gentleman-Manier, stoisch sämtliche Autogrammwünsche, bis der letzte Besucher zufrieden gestellt war, durfte sich über viele Tonträger-Käufe freuen und nahm sich auch noch Zeit für ein Bild mit unserem Logo.

Fazit: Ein herrlicher Abend mit John Illsley und Band, der bereits jetzt auf meinem Notizzettel als großes Highlight des Jahres notiert ist. Wer  noch mit dem Gedanken spielt, eines der verbleibenden Konzerte bei uns zu besuchen, sollte nicht zögern, die Hufe zu schwingen. Famose musikalische Unterhaltung ist garantiert. Danke an Jenny Dore  für die, wie immer, freundliche Aufnahme im Piano.

Line-up:
John Illsley (lead vocals, bass)
Robbie McIntosh (electric guitars, vocals)
Paul Stacey (electric guitars)
Steve Smith (keys, vocals)
Stuart Ross (drums)
Hannah Robinson (vocals, acoustic guitar, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

John Illsley
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Michael Landau Liquid Quartet – 14.03.2018, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

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Einer der größten Gitarristen gab sich am Donnerstag die Ehre – Michael Landau. Dem einen oder anderen wird der Name nicht so geläufig sein. Aber guckt mal in euren Plattenschrank. Als gefragter Sessionmusiker hat er schon bei fast allen Größen der Welt mitgespielt. Ich selbst bin fündig geworden bei Pink Floyd, Joe Cocker, Rod Stewart und einigen mehr.

Was macht so einen Gitarristen außergewöhnlich? Das erklärte er in einem Workshop, der völlig ausgebucht war! Er verriet Tricks und Kniffe, führte spezielle Akkorde und Scalen vor. Die anwesenden Gitarristen, zum Teil aus lokalen Bands, waren für alles sehr aufgeschlossen und dankbar.

Mit seiner Band Liquid Quartet spielte er dann ein aus zwei Sets bestehendes Konzert. War es am Nachmittag schon sehr voll, so wurde dies jetzt nochmal gewaltig übertroffen. Die Gelegenheit, solch einen Gitarristen mal aus der Nähe zu hören und zu sehen, wollten sich die anwesenden Besucher, die zum Teil eine weite Anreise hatten, nicht entgehen lassen.

Auf dem Parkplatz fanden sich sogar Autos aus den Niederlanden. Sie wurden auch nicht enttäuscht. Der sympathische Musiker und seine Band zeigten ein breites Spektrum seiner Musik. Zwischen Workshop und Konzert und anschließend nach dem Konzert, bot sich die Gelegenheit zum Plaudern, Fotos machen und Autogrammwünsche erfüllen zu lassen. So gingen die Zuschauer restlos begeistert und zufrieden nach Hause.

CD Tipp: Michael Landau – Rock Bottom

Line-up:
Michael Landau (lead vocals, guitars, vocals)
Ian Thomas (drums)
David Frazee (lead vocals, guitars)
Andy Hess (bass)

Text und Bilder: Peter Schepers

Michael Landau
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Blue Notez Dortmund

Fred Chapellier & The Gents featuring Dale Blade – Set Me Free – CD-Review

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Puh, nach dem ersten Song „Ain’t No Fool“ dieses oben abgebildeten Werkes hatte ich zunächst die Befürchtung, mir so eine richtige Altherren-Blues-Scheibe eingefangen zu haben. Aber spätestens mit dem nachfolgenden würzig soulig rockenden Titelstück „Set Me Free“ und dem weiteren Verlauf der CD lösten sich diese wieder schnell in Wohlgefallen auf.

Das Projekt des französischen Gitarrsiten Fred Chapellier und des aus New Orleans stammenden Blues-Veteranen Dale Blade (genannt auch ‚die Stimme Louisianas‘), zusammen mit den weiteren Musikern Christophe Garreau (bass), Guillaume Destarac (drums), Philippe Biloir (keys) und Pascal Mikaelian (im Kollektiv als The Gents firmierend), birgt seinen Ursprung im Jahr 2014, als Chapellier und Blade beim Cahors Blues Festival den, auch auf diesem Werk vertretenen Song „The Clock“ (souliger Blues) vorführten und fortan, den Drang nach einer intensivierten Zusammenarbeit verspürten.

Dieser mündet jetzt in ein insgesamt sehr ansprechendes Blues Rock-Werk, das, vermutlich dank Blades Integration, immer wieder auch dezent von südstaatlichem Flair durchzogen wird. Er hat eine wirklich gutes Gesangsorgan, das sich irgendwo in Sphären zwischen einem Malford Milligan (Storyville) und auch Steve Winwood bewegt.

Der Bandleader zeigt sich als starker songdienlicher E-Gitarrist, der alle klassischen Blues Rock-Spielarten und -Soli in petto hat (klasse z. B. sein claptoneskes Wirken bei „Old School Blues“), aber auch durch aus mal in südstaatliche Gefilde a la Dickey Betts, bzw. der Allmans abdriftet (beim Instrumental „The Gents“, „Crying With The Blues“ oder dem Atlanta Rhythm Section nahestehenden „I’m Back“).

Dass es eine richtige Entscheidung war, Blade den Part am Mikro zu überlassen, offeriert übrigens ganz gut der finale Track des Albums „Thank You Lord“, der sich gesangstechnisch als keine Offenbarung Chapelliers erweist (das einzig von ihm besungene Lied).

Ein weiterer, viele Akzente setzender Musiker auf dieser Scheibe ist Pascal Mikaelian. Bei seinem variantenreichen Harpspiel werden z. T. Erinnerungen an Topper Price oder auch an Magic Dick von der J. Geils Band geweckt.

Insgesamt ist „Set Me Free“ von Fred Chapellier & The Gents featuring Dale Blade trotz kleinerer, aber verschmerzbarer Schwächen zu Beginn und Ende, ein überzeugendes Album, mit guten gestandenen Musikern und einer gelungenen Mischung aus traditionellem und modernem Blues Rock, das sicher zum Teil auch bei Südstaaten Rock-Fans Anklang finden wird (Storyville oder Savoy Brown sind vielleicht so ähnlich gepolte Vergleichskandidaten).

Erwähnenswert zudem das ansprechend edel gestaltete Coverartwork des DigPaks mit eingeklebtem Hochglanzbooklet samt der Songtexte und schönen Portraitfotos aller Bandmitglieder.

Dixiefrog Records/H’art (2018)
Stil: Blues Rock

01. Ain’t No Fool
02. Set Me Free
03. My Reason To Live
04. Love Holiday
05. Crying With The Blues
06. The Gents
07. I’m Back
08. I Don’t Wanna Know
09. The Clock
10. Old School Blues
11. Bet On The Blues
12. 3’45 AM
13. Thank You Lord

Fred Chapellier & The Gents featuring Dale Blade
Fred Chapellier & The Gents feat. Dale Blade bei Facebook
H’ART Musik-Vertrieb GmbH

US Rails – Support: Mark Olson – 11.03.2018, Wesel, Karo – Konzertbericht

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Wie bei fast jeder Tour der letzten Jahre, war auch 2018 das Jugendzentrum Karo wieder Veranstaltungsort für die US Rails.

Im Vergleich zum letzten Besuch der Truppe hatte sich einiges getan und die gesamten Bühnenwände waren mit schwarzen Theatervorhängen verkleidet, was ich zunächst als sehr positiv empfand. Allerdings hätte dann etwas mehr Beleuchtung gut getan, da die meist spärliche Bühnenausleuchtung so fast vollends geschluckt wurde. Dies war auch der einzige Makel, in einem ansonsten schönen Konzertabend, der mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Besonders hervorzuheben ist, dass es dem Soundmixer gelungen ist, einen wunderbar transparenten Klang in den Ort des Geschehens zu transportieren.

Zu Beginn spielte Mark Olson, bekannt von den Jayhawks zusammen mit Ingunn Ringvold einen etwa 50 minütigen Set, mit meist neuen Sachen und nur zwei alten Jayhawks-Songs, welche aber, in ein neues Gewand gesetzt, kaum als solche erkennbar waren. Besonders hervorzuheben ist die Vielfalt der von den beiden eingesetzten Instrumente, und der gelungene zweistimmige Gesang, der zum Teil als Kanon eingesetzt wurde

Ingunn Ringvold spielte bei einigen Songs auf einer armenische Harfe, Olson neben seiner Fender E-Gitarre einen Dulcimer, sodass sich ein keltischer, dezent psychedelischer Einschlag, durch den Act zog. Olson moderierte gut gelaunt und humorvoll durch die Stücke und das Publikum lauschte fast staunend den zum Teil unkonventionell eingesetzten Instrumenten.

Auch hier wäre mehr Licht schön gewesen, um die Handarbeit der Künstler besser beobachten zu können. Selbst Ringvold fragte nach etwas mehr Helligkeit, da sie zu wenig sehen würde. Nach einer frenetisch geforderten Zugabe zogen sich die beiden Protagonisten zurück, um den US Rails die Bühne zu übergeben, welche diese, nach einer angenehm kurzen Umbauphase, auch betraten.

Im Gepäck hatte die Band die neue CD „We Have All Been Here Before“, auf der Coversongs von ihnen favorisierter Bands in ein US Rails-Kostüm gesteckt wurden. Diese sorgten, bei dem einen oder anderen Zuhörer, sogar für etwas Wehmut. Unterstützt wurde das Quartett um Tom Gillam, Matt Muir an den Drums, Scott Bricklin (Gitarre und Keyboards) und Ben Arnold (Keyboards und Gitarre) von Cliff Hillis am Bass. Zudem wechselten sich alle vier im Lead-, mehrstimmigen und Background-Gesang ab, was durch die unterschiedlichen Tonlagen, jedem Song einen eigenständigen Charakter gab.

Zum Teil fühlte man sich an die Eagles mit deren Harmoniegesängen erinnert. Schön war, dass alle 4 Hauptprotagonisten gleichberechtigt ihre Anteile sowohl in der Anmoderation, wie auch als Hauptakteur der Songs hatten und so ein etwa zweistündiges, sehr abwechselungsreiches Konzert die Folge war.

Neben den eingestreuten Coversongs „Train in Vain“ von The Clash, „Second Hand News“ der legendären Fleetwood Mac (hier besonders hervorzuheben der mehrstimmige Harmoniegesang, der bewies, dass der Song auch ohne Stevie Nicks funktionieren kann) „Poor Poor Pitiful Me“ von Warren Zevon und „Running On Empty“ von Jackson Browne, spielte die Band eine bunte Mischung von Tracks aus den letzten 8 Jahren.

Besonders hervorzuheben sind dabei „Lucky Stars“ und „Rainwater“ vom 2010er-Album “US Rails”, “Colorado” und „Declaration“ vom 2016er-Werk “Ivy” sowie “Don’t Take Me Now” und der Raußschmeißer “Old Song On The Radio” von “Southern Canon”.

Den gelungenen Konzertabend rundete die Band ab, in dem alle Bandmitglieder sich die Zeit für Autogrammwünsche und Unterhaltungen mit den Fans nahmen. Gillam bat mich, die Fotos doch so auszuwählen, dass er darauf jung aussieht. Wenn man von der erfrischenden Musik auf das Alter der Musiker schließen sollte, hätte sich, meiner Ansicht nach, eine Bearbeitung über Photoshop eh erübrigt.

Wer auf authentische Westcoast-Musik mit inspirierten Akteuren steht, dem sei angeraten, zu schauen, ob die US Rails in der Nähe auftreten. So hat man mit einem Konzertbesuch die Gelegenheit,  sowohl die Liveclubs, als auch die Band zu unterstützen.

Line-up: Mark Olson
Mark Olson (lead vocals, guitars)
Ingunn Ringvold (lead vocals, harp, mellotron, percussion)

Line-up:
Tom Gillam (lead vocals, guitars, bgv)
Ben Arnold (lead vocals, keys, acoustic guitar, bgv)
Scott Bricklin (lead vocals, acoustic and electric guitar, keys, bgv)
Matt Muir (lead vocals, drums, bgv)
Cliff Hillis (bass)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Mark Olson
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US Rails
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Karo Wesel

Little Caesar – 8 – CD-Review

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Review: Michael Segets

In meinem CD-Regal steht das hoch gelobte Debütalbum aus dem Jahr 1990. Danach hatte ich Little Caesar lange Zeit aus den Augen verloren. Erst 2014 bekam ich sie anlässlich eines Konzerts in der Krefelder Kulturrampe wieder auf den Schirm. Auf der Bühne räsonierte Frontmann Ron Young darüber, dass der Band der ganz große Durchbruch verwehrt blieb, er aber damit zufrieden sei, dass er die Freiheit habe, seine Musik zu machen und sie vor Publikum zu spielen.

Die Karriere von Little Caesar verlief tatsächlich wechselhaft. Nach zwei bei Geffen herausgebrachten Longplayern löste sich die Truppe aus Los Angeles 1993 auf. Eine Reunion um die Jahrtausendwende war nur von kurzer Dauer. Erst 2009 folgte mit „Redemption“ ein neues Studioalbum. Nun liegt „Eight“ vor, dessen Titel sich wohl auf die Anzahl der Veröffentlichungen bezieht, wobei die beiden EPs der Band mitgezählt wurden.

Von den Gründungsmitgliedern sind noch Sänger Ron Young, Gitarrist Loren Molinare und Schlagzeuger Tom Morris übrig. Neu hinzugekommen sind Pharoah Barrett am Bass und Mark Tremalgia als zweiter Gitarrist. Musikalisch liegt die neue Scheibe wie gewohnt auf der Grenze zwischen kraftvollem Rock und melodiösem Hard Rock. Little Caesar machen keine Experimente, sondern konzentrieren sich auf das, was sie können.

Nach den ersten Takten des Anfangsstücks „21 Again“ wird die Pegel nochmal hochgeregelt. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Scheibe laut gehört werden will. In ordentlichem Tempo legen die Jungs los und halten das Tempo fast durchgängig bis zum Fade-out des zehnten Tracks. Der erdige Sound des Schlagzeugs, melodische Strophen, eingängiger Refrain und fulminanter Schluss machen „Mama Tried“ zum besten Song des Albums.

„Vegas“ hat einen Chorus, der auf Konzerten zum mitgrölen einlädt. Die Gitarrenriffs, einschließlich eines typischen Gitarrensolos, und die ausgiebigen Schläge auf das Becken weisen deutlich in Richtung Hard Rock. Das Gleiche gilt für „Good Times“, das mit Youngs kraftvollem Gesang das Zeug zu einer Live-Hymne hat. Zwischen den beiden Tracks reduziert Little Caesar die krachenden Elemente. „Crushed Velvet“ erinnert an ZZ Top, einschließlich des obligatorischen Gitarrenparts.

Nach der Hälfte des Albums nimmt sich Little Caesar dann doch noch Zeit für eine Ballade. „Time Enough For That“ wurde vorab ausgekoppelt und täuscht etwas über die rockige und temporeiche Anlage der CD hinweg. Gerade wenn sich die Band wie hier auf die Melodien konzentriert, ist sie aber besonders stark. Das zweite langsamere Stück „Morning“ entwickelt zwar nicht den Drive und die Intensität der Single, dennoch sorgt es für einen willkommenen Tempowechsel auf dem Longplayer.

Bei „Straight Shooter“ ist der Name nämlich Programm und auch „That´s Alright“ hat ordentlich Fahrt. In der zweiten Hälfte des Albums ragt „Another Fine Mess“ besonders heraus. Durch das Piano und den weiblichen Backgroundgesang erhält der harmonisch rockende Song eine Leichtigkeit, die ihn von den anderen unterscheidet.

Das Cover zieren ein Totenkopf mit Schläger-Keppi, dem Markenzeichen von Ron Young, eine schwarze Billard -Acht und zwei karierte Ziel-erreicht-Flaggen aus dem Motorsport. Die Symbolik verbreitet also Endzeitstimmung. Da der Schädel aber eine glühende und rauchende Zigarre zwischen den Zähnen hält, scheint noch nicht alles zu Ende zu sein.

Little Caesar gibt jedenfalls mit „Eight“ ein beeindruckendes Lebenszeichen von sich. Die Hälfte der Songs weiß zu begeistern, die andere Hälfte ist – wie ein guter Freund von mir gerne formuliert – völlig im Geltungsbereich. Die Band kommt im Mai und Juni für fünf Konzerte nach Deutschland. Mich freut, dass sie dabei auch der Kulturrampe in Krefeld die Treue hält.

Golden Robot Records (2018)
Stil: Hard Rock

01. 21 Again
02. Mama Tried
03. Vegas
04. Crushed Velvet
05. Good Times
06. Time Enough For That
07. Straight Shooter
08. Another Fine Mess
09. Morning
10. That’s Alright

Little Caesar
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Oktober Promotion

Black River Delta – Vol. II – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Mit der Musikindustrie in Schweden verbindet man seit den 1970er Jahren im Allgemeinen Disco-Pop lastige Sounds mit Vertretern wie ABBA oder Roxette. Anfang der 2000er wurde dann eine euphorische Indie Rock-Welle los getreten, die mit Bands wie Mando Diao oder The Hives Schweden auch international wieder ins Rampenlicht beförderte.

Black River Delta vertreten mit ihrem schwerem Blues-, Stoner- und Garage Rock-Sound mal so gar nicht diese erfolgreiche Musikszene, sind aber ein weiterer Exportschlager, der besonders in den USA für Aufsehen sorgen könnte.

„Gun For You“, die Vorab-Single, hat sich als Opener nicht nur die erste Position auf dieser Scheibe verdient, sondern ist auch mit Abstand der beste Song des Albums. Der Song verkörpert alles, was die drei jungen Schweden auszeichnet: rauer Blues Rock verbunden mit überzeugend leidenschaftlicher Ausgelassenheit.

„Better Man“ ist ein blues-rockiger Titel im Rolling Stones-„Midnight Rambler“-Style mit strammer Mundharmonika Begleitung. „Keeps Me Bleeding“ ist das verhältnismäßig ruhigste Stück und bewegt sich im langsamen Slow-Blues Tempo. Das Lärmspektakel geht aber auf dem Garage Rock typischen „Bye Bye Birde“ sofort weiter, das an die Vorreiter des Genres „The Sonics“ erinnert. „Traveling“ zeigt unverkennbar, dass die Songwriting-Wurzeln im tiefsten US-amerikanischen Süden liegen.

Alle Lieder sind kurz und knapp, eingängig und bieten abwechslungsreiche und interessante Gitarrenriffs. Dabei treibt das Schlagzeug die Songs vorwärts und scheppert mit den Gitarren um die Wette. Auch wenn teilweise der recht simple Aufbau der Songs: Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, agile Gitarrenparts, kritisiert werden kann, spiegelt er doch den wesentlichen Bestandteil der Platte wieder und wird von der überschäumenden und ansteckenden Spielfreude der zwei Gitarristen und des Schlagzeugers überdeckt.

Eine persönliche Hymne, darf auch nicht fehlen und „Black River“ kommt so rasant an, wie sich die Gitarristen ihre Riffs aus den flinken Fingern „zaubern“. „Bound To Stay“ erscheint wie ein nachträglicher Beitrag zum Soundtrack der Mississippi-Odyssee „O Brother, Where Art Thou?“, mit monotonem Arbeiter-Gesang: „Oh please Lord, won’t you help me now“.

Auf dem abschließenden „The Lost One“ müssen die Rezeptoren nochmal so einiges aushalten und der Sänger weicht in den Strophen teilweise in einen inbrünstigen Sprechgesang ab. Das Durchhalten lohnt sich aber, auch wenn man am Ende des Albums eine leichte Überdosis Gitarrenrock intus hat (zum Weiterhören sind die „Black Keys“ und „BRMR“ empfohlen).

Black River Delta kommen zum Glück ohne überfrachtete, patriotische Südstaaten-Rock-‚Homegrown‘-Parolen aus und konzentrieren sich auf ihre ausschweifenden Noiserock-Eskapaden. Für alle Gitarrenfreaks lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch der Band-Website, auf der sie ihre Gitarrenmodelle ausführlich vorstellen. Das starke Debutalbum „Devil On The Loose“ (2016) war schon hervorragend und ganz bestimmt nicht leicht zu toppen, aber mit „Vol. II“ legen sie die Messlatte nochmal ein ganzes Stück höher.

Eigenproduktion (2018)
Stil: Blues Rock/Stoner Rock

01. Gun For You
02. Neon Truck Stop Sign
03. Better Man
04. Keeps Me Bleeding
05. Bye Bye Birde
06. Velvet Clouds
07. Rodeo
08. Traveling
09. Betty
10. Cigarettes
11. Black River
12. Bound to Stay

Black River Delta
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