Jochen Volpert – Eight – CD-Review       

Review: Gernot Mangold

Jochen Volpert bringt mit „Eight“ ein Album auf den Markt, dass seine Songs bis ins kleinste Detail, perfekt arrangiert und mit hervorragend aufeinander abgestimmten Instrumente ins Licht setzt. Manche Nuancen werden dem Zuhörer dabei eventuell erst beim zweiten oder dritten Zuhören so richtig bewusst werden.

Bei den Songs verzichtet er vollständig auf Gesang, was vermutlich bei der Komplexität und der Songstruktur auch gut ist, sodass man sich ganz auf die Musik konzentrieren kann und nicht von einer überbordenden Stimme, von der spielerischen Finesse der Musiker abgelenkt ist.

Oft wird versucht, Musik einem bestimmten Genre zuzuordnen, was manchmal schwierig ist und auch auf Volperts Album „Eight“, der spielerischen Vielfalt nicht gerecht werden würde. Im Vordergrund steht bei den meisten Tracks das klare und virtuose Gitarrenspiel, untermalt von Keyboards und Bläsersegmenten.

Grundlage sind (bis auf die eher ruhigen Songs wie „Rollin“, das verträumt bluesig beginnende „Flow“ und das zuweilen meditativ wirkende „Flight“), tanzbare Bass- und Schlagzeugrhythmen. Was mit „I Am Too Funky“, wie es der Titel schon aussagt, groovig funkig beginnt und mit dem Part 2 auch so endet, hat dazwischen, neben den ruhigen Songs, auch solche, die eher dem breiten Begriff der Jazzmusik zuzuordnen sind.

Tricky ist dabei, wie der Anfang von „Your Guitar Is Too Loud“ Erinnerungen an den Beginn von Jimi Hendri’„Crosstown Traffic“ wach werden lässt, ohne dass der Verdacht besteht, hier würde ein alter Hit als Grundlage eines indirekten Covers genutzt, da sich Volpert hier schnell wieder auf eigene Wege begibt.

Schön auch, wie es ihm gelingt, den Zuhörer bei „Desert Rock’n Roll“ gedanklich mit einem leicht orientalischen Hauch, in die Weiten einer Wüste zu entführen.

Fazit: Volpert ist mit „Eight“ ein Album gelungen, das musikalisch und vom Arrangement her stark ist, aber auch vom Konsumenten angenommen werden muss: Der muss sich dabei vom Mainstream verabschieden und konzentriert zuhören, um die kleinen Feinheiten in den Songs auch orten zu können.

Das heißt jedoch nicht, dass man die Scheibe nicht auch als Hintergrundmusik laufen lassen kann. Allerdings würde dem Zuhörer dann der eigentliche Charme der Platte verborgen bleiben.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues/Jazz

Tracklist:
01. I Am Too Funky
02. Rolling
03. Desert Rock’n Roll
04. New Soul
05. Your Guitar Is Too Loud
06. Flow
07. The Telecaster Is In Town
08. Broken Rumba
09. Riot
10. Flight
11. In Between
12. Mr. King
13. I Am Too Funky – Part 2

Jochen Volpert
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Little Caesar, 23.05.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Nach den Delta Saints sorgte Little Caesar innerhalb von zehn Tagen wieder für eine frühzeitig ausverkaufte Kulturrampe. Die Band aus Los Angeles hat sich auf den letzten Touren durch Europa eine solide Fanbasis quer durch alle Altersgruppen erspielt. So freute sich Frontmann Ron Young, dass sehr viele Besucher an dem Abend mit Band-T-Shirt angereist waren.

Der jüngste Fan, der wohl gerade erst als Teenager durchgeht, wurde vom Bandleader standesgemäß mit der Ghetto-Faust begrüßt. Daneben konnten im Publikum sowohl mehrere jüngere Frauen als auch ältere Stammgäste der Rampe ausgemacht werden.

Aufgrund ihrer Auftritte in den vergangenen Jahren sind die Konzerte in Krefeld für Little Caesar fast schon Heimspiele. Mario Scholten kündigte die Band um 20.45 Uhr an und die legte dann richtig los. „Vegas“, „Rock-N-Roll State Of Mine“, „Hard Times“, „Sick And Tired” und „21 Again” wurden ohne Unterbrechung hintereinander weg gespielt. Die Rock-Kracher heizten unmittelbar die Stimmung auf und brachten die Leute in Wallung.

Nach dem rasanten Einstieg richtete Ron Young zur Einstimmung auf „In Your Arms“ einige Worte an den randvollen Saal. Die schöne Ballade wurde von einigen textsicheren Fans komplett mitgesungen. Das starke „Dirty Water“ folgte mit einem gehörigen Blues-Touch, den Youngs technisch verzerrte Stimme zum Einstieg in den Song verstärkte.

Danach ging es mit den von Chuck Berry und Johnny Thunders inspirierten Rock-N-Roll-Stücken „Stand Up“ und „Real Rock Drive“ druckvoll weiter. Dazwischen streute die Band ihren Klassiker „Down And Dirty“ ein. Young animierte die Besucher bei den Songs zum Klatschen und nicht wenige ließen ihre Haare kräftig fliegen oder legten sich mit der Luftgitarre ins Zeug.

Young zelebriert seine Bühnenauftritte und will gemeinsam mit dem Publikum einzigartige Momente erleben. Mit der Aufforderung, den Augenblick zu genießen, leitete der Bandleader die Ballade „Time Enough For That“ von der neuen Scheibe „Eight“ ein. Darauf folgte das obligatorische „Chain Of Fools“ mit mehrstimmigem Gesang. Mark Tremalgia steuerte hier ein ausgiebiges Gitarrensolo bei und wurde dafür frenetisch gefeiert.

Mit Country-Anleihen rockte anschließend „Mama Tried“ – mein Favorit des neuen Albums. Nach einem kurzen Exkurs über durchlebte Exzesse lieferten sich Loren Molinare und Mark Tremalgia ein mitreißendes Gitarrenduell bei „Rum And Coke“. Nach 75 Minuten endete mit „Drive It Home“ das Hauptset.

Der Applaus holte die Band für eine Viertelstunde zurück auf die Bühne. „Cajun Panther“, „Nobody Said“ und das Medley „Every Picture Tells A Story – Happy“ bildeten die Zugabe. Bei dem letztgenannten Titel übernahm Bassist Pharoah Barrett zeitweise die Lead Vocals. Der Hüne mit knallig rot gefärbtem Bart sorgte zusammen mit Tom Morris am Schlagzeugt für den Rhythmus. Mark Tremalgia glänzte bei einigen Gitarrensolos. Loren Molinare sorgte mit seinen Posen für Bewegung auf der Bühne.

Während Ron Young bei seinem letzten Besuch in Krefeld 2016 gesundheitlich angeschlagen war, präsentierte er sich nun wieder stimmlich in Topform und trug wie gewohnt Sonnenbrille und Schlägerkappe. Vielleicht erzählte Young während des Konzerts insgesamt weniger als bei den zuvor besuchten, aber er interagierte gewohnt charismatisch und mit seiner ihm eigenen Begeisterung packte er die Zuschauer auch diesmal.

Mit sieben Titeln ihres Debüt-Albums aus dem Jahr 1990 setzte Little Caesar auf bewährtes. Von dem aktuellen Longplayer wählte die Band die fünf richtigen Stücke aus. Lediglich „Good Times“ habe ich auf der Setlist vermisst. Live gespielt gefiel mir „Time Enough For That“ noch besser als auf der CD. Vielleicht lag das auch daran, dass die Ballade eine der Verschnaufpausen während des temporeichen und ziemlich lauten Auftritts darstellte.

Der gradlinige, ehrliche und erdige Rock-N-Roll von Little Caesar garantiert kurzweilige Konzerte. Teenage Head Music hat mit der Truppe eine klasse Band im Programm, die man mal auf der Bühne gesehen haben sollte.

Line-up:
Ron Young (lead vocals)
Mark Tremalgia (electric guitar, vocals)
Pharoah Barrett (bass, vocals)
Tom Morris Williams (drums)
Loren Moulinare (electric guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Little Caesar
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Little Caesar – 8 – CD-Review

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Review: Michael Segets

In meinem CD-Regal steht das hoch gelobte Debütalbum aus dem Jahr 1990. Danach hatte ich Little Caesar lange Zeit aus den Augen verloren. Erst 2014 bekam ich sie anlässlich eines Konzerts in der Krefelder Kulturrampe wieder auf den Schirm. Auf der Bühne räsonierte Frontmann Ron Young darüber, dass der Band der ganz große Durchbruch verwehrt blieb, er aber damit zufrieden sei, dass er die Freiheit habe, seine Musik zu machen und sie vor Publikum zu spielen.

Die Karriere von Little Caesar verlief tatsächlich wechselhaft. Nach zwei bei Geffen herausgebrachten Longplayern löste sich die Truppe aus Los Angeles 1993 auf. Eine Reunion um die Jahrtausendwende war nur von kurzer Dauer. Erst 2009 folgte mit „Redemption“ ein neues Studioalbum. Nun liegt „Eight“ vor, dessen Titel sich wohl auf die Anzahl der Veröffentlichungen bezieht, wobei die beiden EPs der Band mitgezählt wurden.

Von den Gründungsmitgliedern sind noch Sänger Ron Young, Gitarrist Loren Molinare und Schlagzeuger Tom Morris übrig. Neu hinzugekommen sind Pharoah Barrett am Bass und Mark Tremalgia als zweiter Gitarrist. Musikalisch liegt die neue Scheibe wie gewohnt auf der Grenze zwischen kraftvollem Rock und melodiösem Hard Rock. Little Caesar machen keine Experimente, sondern konzentrieren sich auf das, was sie können.

Nach den ersten Takten des Anfangsstücks „21 Again“ wird die Pegel nochmal hochgeregelt. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Scheibe laut gehört werden will. In ordentlichem Tempo legen die Jungs los und halten das Tempo fast durchgängig bis zum Fade-out des zehnten Tracks. Der erdige Sound des Schlagzeugs, melodische Strophen, eingängiger Refrain und fulminanter Schluss machen „Mama Tried“ zum besten Song des Albums.

„Vegas“ hat einen Chorus, der auf Konzerten zum mitgrölen einlädt. Die Gitarrenriffs, einschließlich eines typischen Gitarrensolos, und die ausgiebigen Schläge auf das Becken weisen deutlich in Richtung Hard Rock. Das Gleiche gilt für „Good Times“, das mit Youngs kraftvollem Gesang das Zeug zu einer Live-Hymne hat. Zwischen den beiden Tracks reduziert Little Caesar die krachenden Elemente. „Crushed Velvet“ erinnert an ZZ Top, einschließlich des obligatorischen Gitarrenparts.

Nach der Hälfte des Albums nimmt sich Little Caesar dann doch noch Zeit für eine Ballade. „Time Enough For That“ wurde vorab ausgekoppelt und täuscht etwas über die rockige und temporeiche Anlage der CD hinweg. Gerade wenn sich die Band wie hier auf die Melodien konzentriert, ist sie aber besonders stark. Das zweite langsamere Stück „Morning“ entwickelt zwar nicht den Drive und die Intensität der Single, dennoch sorgt es für einen willkommenen Tempowechsel auf dem Longplayer.

Bei „Straight Shooter“ ist der Name nämlich Programm und auch „That´s Alright“ hat ordentlich Fahrt. In der zweiten Hälfte des Albums ragt „Another Fine Mess“ besonders heraus. Durch das Piano und den weiblichen Backgroundgesang erhält der harmonisch rockende Song eine Leichtigkeit, die ihn von den anderen unterscheidet.

Das Cover zieren ein Totenkopf mit Schläger-Keppi, dem Markenzeichen von Ron Young, eine schwarze Billard -Acht und zwei karierte Ziel-erreicht-Flaggen aus dem Motorsport. Die Symbolik verbreitet also Endzeitstimmung. Da der Schädel aber eine glühende und rauchende Zigarre zwischen den Zähnen hält, scheint noch nicht alles zu Ende zu sein.

Little Caesar gibt jedenfalls mit „Eight“ ein beeindruckendes Lebenszeichen von sich. Die Hälfte der Songs weiß zu begeistern, die andere Hälfte ist – wie ein guter Freund von mir gerne formuliert – völlig im Geltungsbereich. Die Band kommt im Mai und Juni für fünf Konzerte nach Deutschland. Mich freut, dass sie dabei auch der Kulturrampe in Krefeld die Treue hält.

Golden Robot Records (2018)
Stil: Hard Rock

01. 21 Again
02. Mama Tried
03. Vegas
04. Crushed Velvet
05. Good Times
06. Time Enough For That
07. Straight Shooter
08. Another Fine Mess
09. Morning
10. That’s Alright

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