Jordan Davis – Home State – CD-Review

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Rein optisch hätte ich bei Jordan Davis mit seinem opulenten Rauschebart auf eine Mucke fernab jeden Mainstreams getippt. Die meisten Typen mit ähnlichem Erscheinungsbild, die ich in letzter Zeit, musikalisch unter die Lupe genommen habe, bewegten sich meist in irgendwelchen Insider-Sphären zwischen zünftigen Honkytonk Country-, Roots- und Southern Rock.

Gut, wir haben es hier mit einem Debüt auf einem Major-Label tun, wo eigentlich immer ein größeres Publikum als Adressat im Fokus steht. Vielleicht geht es daher ja eventuell in Richtung Chris Stapleton, war der zweite Gedanke, aber die Parfüm-Fotografie-ähnliche Aufmachung des Coverbildes hegte die ersten Zweifel. Und in der Tat, mit Jordan Davis haben wir es mit einem Neuling zu tun, der sich dem massenkompatiblen Country Pop verschrieben hat, wobei das ‚Country‘ eher marginalen Charakter aufweist (etwas Mandoline, Banjo, aber kaum wahrnehmbar).

Der aus einer, wie so oft, musikbegeisterten Familie (sein Onkel hat Songs für keinen geringeren als Tracy Lawrence geschrieben) stammende Künstler aus Louisiana, hat nun mal einfach eine, eher dem Pop und R&B zuträgliche Stimme. Warum sollte man solche Fakten dann einfach ignorieren? Trotzdem ist „Home State“ ein tolles Album geworden!

Ich mag es  eigentlich immer, wenn die Protagonisten auch kompositorisch stark involviert sind, was hier der Fall ist. Davis hat alle Tracks mitgeschrieben zum Teil mit Leuten, die man nicht so oft in den Credits findet (u. a. Ben Daniel, Pawel Dovgalyuk, Steven Dale Jones, Justin Ebach, Jamie Paulin), aber auch mit arrivierten Songwritern wie Blair Daly, Jeff Middleton, Scooter Carouso oder Jonathan Singleton, die einem alle Nase lang bei Nashville-Veröffentlichungen über den Weg laufen.

Schon mit dem Opener „Take It From Me“ lässt sich Davis‘ Händchen für feine Hooks, Melodien und eingängige Refrains ausmachen. Bestes Beispiel ist „Singles You Up„, ein Song, dem man sofort anmerkt, dass er Hitcharakter in sich trägt und auch prompt unter den ersten 15 der Billboard-Charts landete. Weitere Kandidaten sind vielleicht Stücke wie „Selfish“, „So I Do“ oder das, wie für Tim McGraw geschaffene „Dreamed You Did“. Im Prinzip haben die Entscheidungsträger hier durchgehend die Qual der Wahl .

Produziert hat Paul di Giovanni, Gitarrist von Boys Like Girls, der in Nashville als Schreiber von Dan+Shays  No.1-Hit „How Not To“ bisher von sich Reden machte. Den Löwenanteil am Gelingen des Werkes aber haben die involvierten Nashville Star-Musiker wie Ilya Toshinsky, Tony Lucido, Bryan Sutton, Nir Z & Co., aber auch di Giovanni und Derek Wells sorgen mit ihren auf den Punkt gebrachten, filigranen E-Gitarren-Soli (in fast allen Liedern) für das Salz in der Suppe.

Deshalb ist „Home State“ eine flockige, launige Scheibe geworden, die ideal für die kommenden wärmeren Tage geeignet ist. Im Prinzip zwar mehr auf die weibliche Klientel zugeschnitten oder für Leute aus unserer Kundschaft, die ab und zu mal zwischendurch für unkomplizierte, aber gut gemachte Musik offen sind (wie gesagt, in fast jedem Stück ist ein E-Gitarren-Solo präsent). Wer mit Interpreten wie David Nail, Brett Young, Canaan Smith, Sam Hunt oder besagten Dan+Shay etwas anfangen kann, wird ganz sicher auch bei Jordan Davis seine Freude haben. Der Rolling Stone deklarierte ihn übrigens als ‚Artist You Need To Know‘.

MCA Nashville (2018)
Stil: New Country Pop

01. Take It From Me
02. Goin‘ Round
03. More Than I Know
04. Slow Dance In A Parking Lot
05. Singles You Up
06. Sundowners
07. Tough To Tie Down
08. Selfish
09. Made That Way
10. So I Do
11. Dreamed You Did
12. Leaving New Orleans

Jordan Davis
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Universal Music