Will Hoge – My American Dream – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

In Zeiten weitgehender sozialer Umwälzungen in den USA hat die Auseinandersetzung mit der politischen Ausrichtung des Landes auch in der Musikszene Einzug gehalten. Protestsongs gegen Donald Trump von Eminem („Campaign Speech“), Bruce Springsteen & Joe Grushecky („That’s What Makes Us Great“) oder Ryan Adams („Doomsday“) sind auch in den Charts erfolgreich.

Die zum Teil konservativ geprägte Country-Szene hielt sich bislang aus dem Politikfeld eher zurück. Will Hoge hingegen, ist einer der wenigen Stars des Country-Business, die immer wieder ihre politische Meinung auf Platten und im Social Media-Bereich zum Ausdruck bringen. Grund genug für Hoge in turbulenten Zeiten jetzt eine neue Scheibe zu veröffentlichen.

Auslöser für die Produktion dieses Longplayers war das Schulmassaker von Parkland, Florida. Als Vater von zwei Kindern war Hoge besonders von diesem Amoklauf betroffen und wollte seine Kritik gegenüber den bestehenden Waffengesetzen auch öffentlich äußern. Die Angst und die Sorge um seine Söhne (11 und 7 Jahre alt) und seine Ehefrau, die als Lehrerin arbeitet, trieb Hoge zum Schreiben.

Die Themen dieses Protest-Albums, mit denen Hoge sich auf „My American Dream“ auseinandersetzt, sind aber vielschichtiger und betreffen nicht nur die unzureichenden Waffengesetzte, sondern auch die Arbeit der Grenzpolizei, die Korruption in der Politik, die Armut breiter Bevölkerungsteile und das vernachlässigte Bildungssystem. Themen, die regelmäßig in den USA u.a. von Neil Young, Rich Hopkins oder Billy Bragg in England aufgegriffen werden.

Die schöne Akustik-Ballade „Thoughts and Prayers“ war der erste Song, den er fertiggestellt hatte und der als Vorab-Single erfolgreich war. Der Opener-Track „Gilded Walls“ ist mit klaren Vorwürfen und Aufforderungen an die Politik gespickt: “It’s clear you don’t care about the folks down here. Indside your Gilded Walls.“ Auf „Stupid Kids“ unterstützt er die Parkland Schüler-Bewegung, die sich gegen die laschen Waffengesetze richtet („Keep your feet marching. Raise up your voice don’t quit. Keep doin‘ what you’re doin‘. Keep being stupid kids“).

„Still A Southern Man“ ist ein nachdenklicher Song über seine Kindheit, als er in der Schule regelmäßig mit Rassismus konfrontiert wurde. In den Stücken „My American Dream“ und „The Illegal Line“ befasst sich Will Hoge mit der Einwanderungsproblematik und den Arbeitsverhältnissen in den USA und versetzt sich in die Charaktere von Betroffenen, ähnlich wie es Bruce Springsteen 1995 auf „Ghost Of Tom Joad“ getan hatte.

Der „Wut-Track“ auf der Platte ist der letzte Song „Nikki’s A Republican Now“, der durch seinen aufwühlenden Sound nachwirkt und von der Machart an den Musik-Aktivisten Tom Morello erinnert.

Das Album verkörpert Hoges Trauer und Wut über die bestehenden sozialen und politischen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten. Immer wieder singt er sich den Frust und seine Unzufriedenheit von der Seele und adressiert seine Lieder an Politik und Regierung. „My American Dream“ ist daher nicht nur ein musikalisches Ausrufezeichen, sondern vielmehr auch ein politisches Statement eines besorgten und engagierten Künstlers.

EDLO Records (2018)
Stil: Alternative Country / Southern Rock

01. Gilded Walls
02. Stupid Kids
03. Still A Southern Man
04. Oh Mr. Barnum
05. Thoughts & Prayers
06. My American Dream
07. The Illegal Line
08. Nikki’s A Republican Now

Will Hoge
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Oktober Promotion

John Campbelljohn – 01.10.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Pünktlich um 20:30 betrat der Kanadier John Campbelljohn nach der Anmoderation vom Kulturrampenchef „Pille“ Peerlings zusammen mit seinem langjährigen Schlagzeuger Neil Robertson die dreieckige Bühne der Kulturrampe. Zuletzt war er dort vor ca. vier Jahren zu Gast und muß wohl beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, die Kulturrampe war jedenfalls für einen Montagabend erstaunlich gut gefüllt.

Das Duo benötigte kaum Zeit zum Warmlaufen, die Funken sprangen direkt auf die anwesenden Zuhörer über. Geboten wurde ein kurzweiliger und Dank der Kommunikationsfreudigkeit von John Campbelljohn unterhaltsamer Abend, bestehend aus zwei einstündigen Sets mit kurzer Pause und natürlich einigen Zugaben.

Musikalisch bestachen die beiden durch ihre immense Spielfreude, mit der sie ihre Setlist, gefüllt mit Songs aus den Bereichen Blues, Rock’n’Roll und Blues Rock, zu Gehör brachten. Selbst Klassiker wie „Whole Lotta Love“, „You Can’t Always Get What You Want“, „Hey Joe“ und „Shake Your Moneymaker“ wirkten, im neuen Blues-Gewand und mit Slidegitarre gespielt, erfrischend neu. Dabei produzierten die beiden klanglich erstaunlich viel Druck, und das ganze ohne Verstärkung durch einen Bassisten.

Alles in allem ein tolles Konzert in der Kulturrampe mit vernünftiger Lautstärke, das lange in Erinnerung bleiben wird.

Line-up:
John Cambelljohn (lead vocals, electric guitar, lap steel)
Neil Robertson (drums,vocals)

Text und Bilder: Jörg Schneider

John Campbelljohn
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Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider Webseite

Doyle Bramhall II – Shades – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Für den hiesigen musikalischen Mainstream ist der mittlerweile fast 50-jähhrige Doyle Bramhall ll eher einer Randerscheinung. Wer sich aber mit der Vita des amerikanischen Musikers genauer befasst, wird erkennen, dass Doyle durchaus als eine absolute Größe zu sehen ist.

Schon mit Anfang 20 begann seine musikalische Karriere mit den Arc Angels, wo seine Mitstreiter Chris Layton und Tommy Shannon alias Double Trouble keine geringeren als die damalige Rhythmussektion  von Stevie Ray Vaughan waren. Danach brachte Bramhall II zwei Soloalben auf den Markt und etliche namhafte Musikkoryphäen erkannten seine Qualitäten als Gitarrist, Songwriter, aber auch als Produzent.

So arbeitete er in verschiedenen Funktionen unter anderem für Sheryl Crow, Roger Waters, der Dereck Trucks Band, der Tedeschi Trucks Band, Gregg Allman und nicht zuletzt lange Zeit bei Eric Clapton mit. 2016 brachte er mit „Rich Man“ sein viertes Soloalbum heraus, welches von den Kritikern schon hochgelobt war.

Nun erscheint mit „Shades“ der Nachfolger, in dem Bramhall II wieder seine Klasse als Songwriter, Gitarrist und auch Sänger beweist. Die 12 Songs sind so vielfältig, wie die Stile der Musiker, mit denen er zusammen gearbeitet hat.

Als Einstieg in die Platte wählte der Texaner mit „Love And Pain“ einen psychedelisch angehauchten Rocksong, der in machen Phasen auch an David Bowie erinnert, und in dem er die Waffengewalt in den USA thematisiert, was ihn für mich, unabhängig von seiner Musik, in ein sehr positives Licht stellt. „Hammer Ring“ setzt die Art des Opener fort, wird aber in ein Gewand von härteren Gitarren gelegt.

Danach wird es etwas ruhiger und bei „Everything You Need“ kann sehr schön herausgehört werden, dass der Protagonist nicht umsonst jahrelang als die musikalisch rechte Hand Claptons galt, was nicht nur daran liegt, dass Mr. Slowhand selbst bei dieser sehr melodischen R&B-Nummer als Unterstützer mitwirkt.

„London To Tokyo“ fährt ähnlich fort, wobei dieser Track fast schon episch daherkommt. Ein Lied zum Träumen. Das bluesige Duett „Searching For Love“ mit Norah Jones als Gastmusikerin lässt Reminiszenzen an langsame Songs von Derek and the Dominos aufkommen.

Seine Kollegen von The Greyhounds aus Austin unterstützen ihn bei „Live Forever“, um den Zuhörer jäh aus seinen Phantasien zu reißen. Es wird schneller und rockiger. Die Gitarren werden „dreckiger“ gespielt, leichte psychedelische Züge sind wieder zu erkennen.

Mit „Break Apart To Mend“ wird es wieder ruhiger und DB2 reduziert die Begleitung auf das notwendigste, wobei ein Piano im Vordergrund steht und Gitarren nur vereinzelt im Hintergrund bemerkbar sind. Eine fast schon melancholische, aber wunderschöne Ballade, die dann mit einem virtuosen Gitarrensolo beendet wird.

Das folgende „She’ll Come Around“ eine bluesrockiges Midtempo-Stück, ähnelt in machen Passagen der Musik, als Jeff Lynne Größen wie George Harrisson produzierte, was sich auch bei „The Night“ fortsetzt.

„Parvanah“ unterbricht die vorherige Ruhe und musikalische Harmonie erneut. Es wird psychedelisch, zum Teil orientalische Einklänge und fast jazzige Züge zum Ende sind ein Alleinstellungsmerkmal auf diesem Album, ohne dass man den Eindruck hat, es wäre einfach dazugeschustert. In „Consciousness“ gelingt es Bramhall II verschiedenste Stile, vom Blues, über Americana, Folk, Pop oder Polka zu verschmelzen. Man ist überrascht, dass bei diesem Mix eine Harmonie gelingen kann.

Den Abschluss dieses großen Albums bildet eine bluesige Country-Southern-Nummer mit epischen Ausprägungen. „Going Going Gone“, eingespielt mit einer der zur Zeit größten amerikanischen Acts, der Tedeschi Trucks Band, kann fast schon als Hymne des Albums gesehen werden. Besonders beeindruckend die verschiedenen Soli, die zum Teil auch bei Pink Floyd gefallen würden. Diesen Song stelle ich mir in einer ‚Extended Version‘ als Hammerabschluss eines Livekonzertes vor.

Diese CD ist eine absolute Kaufempfehlung für Fans der Musik, an der Doyle Bramhall II mitgewirkt hat. Gespannt darf man sein, wie er diese Sachen live präsentieren wird. Er hat auf jedem Fall angekündigt, sich sehr zu freuen, sie für seine Fans auf der Bühne zu performen. Wenn dies der Fall ist, ist ein Besuch mit Sicherheit ein musikalischer Hochgenuss, was er schon bei seinem Dortmunder Konzert vor gut anderthalb Jahren bewiesen hatte.

Mascot Label Group (2018)
Stil: Rock & More

01. Love And Pain
02. Hammer Ring
03. Everything You Need
04. London To Tokyo
05. Searching For Love
06. Live Forever
07. Break Apart To Mend
08. She’ll Come Around
09. The Night
10. Parvanah
11. Consciousness
12. Going Going Gone

Doyle Bramhall II
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Colin James – Miles To Go – CD-Review

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Von Colin James besaß ich bis dato genau eine Scheibe und zwar „Fuse“ aus dem Jahr 2000. Ein heute immer noch zeitloses, durchgehend starkes Rock-Album, mit u. a. den zwei Killerballaden „Hated When I See You Cry“ und „Of All The Things To Throw Away“, das ich auch heute noch jedem Hörer guter Musik nur wärmstens empfehlen kann.

Warum ich mich mit dem aus Regina, Sasketchawan, stammenden Kanadier danach nicht weiter beschäftigt habe, ist mir teilweise selbst ein Rätsel, aber wohl größtenteils meinem schnelllebigen Rezensenten-Leben geschuldet. Wenn man aus irgendwelchen Gründen mit so manchen Künstler nicht wieder direkt konfrontiert wird, fällt er im Wust der ganzen heutigen Veröffentlichungen manchmal einfach durchs Raster, sollte er auch noch so einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.

Mittlerweile sind jetzt fast 20 Jahre vergangen und da liegt vor kurzem tatsächlich ein neues Werk, des umtriebigen und vielseitigen Musikers in meinem Briefkasten. Der Beipackzettel offeriert mir, dass Colin sich in letzter Zeit altbekannter Blues-Recken verschrieben hat und dies schon auf seinem letzten Silberling „Blue Highways“, als auch jetzt, mit „Miles To Go“ ‚dokumentiert‘ hat.

Und so stammen „One More Mile“, das quasi als Center-Stück, den Longplayer in einer elektrischen und akustischen Version zu Anfang und Ende einrahmt, sowie „Still A Fool“  von einem gewissen McKinley Morganfield, Blues-Anhängern natürlich als Muddy Waters in Haut und Haare übergegangen.

Für die Instrumentierung auf seinem 19. Longplayer hat sich James, der natürlich singt und die elektrischen Gitarrenparts vornehmlich auf einer Gibson ES-335 eingespielt hat, Leute wie Geoff Hicks, Steve Pelletier, Jesse O’Brien, Chris Cadell, Steve Mariner (mit markanter Harmonica-Präsens), Jerry Cook, Rod Murray, The Sojourners (BGV), Colleen Rennison und Colin Nairne ins Studio geholt. Aus alten „Fuse“-Zeiten halten ihm auch heute noch Simon Kendall (Hammond Organ) und Steve Hiliam (Tenor Saxophone) die Treue.

Die neu arrangierten Tracks von damaligen Größen wie u. a. Howlin‘ Wolf, Blind Willie Johnson, John Mertis und Little Willie John (mit dem Southern Rock-Fans auch durch die Allman Brothers bestens bekannten „Need Your Love So Bad“)  oder Robert Johnson, haben ihren besonderen Reiz durch die wesentlich modernere und kräftigere Umsetzung  (teilweise mit zünftig plusternder Bläserfraktion) und Wirkung, auch natürlich dank heutiger technischer Aufnahmestandards.

Highlights für mich persönlich sind allerdings die beiden Stücke aus James‘ eigener Feder. Das slow-bluesige „I Will Remain“ eröffnet sofort Assoziationen an Peter Greens „In The Sky“-Comeback-Zeiten und „40 Light Years“ groovt leicht und lässig in bester J.J. Cale-Manier zu Stratocaster-Klängen vor sich hin.

Auch wenn mir persönlich, ehrlich gesagt, ein Colin James im „Fuse“-Stil etwas mehr zusagt, ist „Miles To Go“ doch ein Album, das im Blues-Kontext für sich gesehen, natürlich ein Klasse-Teil geworden ist und der geneigten Klientel bestens gefallen sollte. Bleibt zu hoffen, dass der Weg des Kanadiers noch viele musikalische Meilen beinhalten wird, und, sofern man mich hoffentlich mit der Nase drauf stößt, gerne dann auch wieder mit der einen oder anderen zukünftigen Rezension…

True North Records (2018)
Stil: Blues Rock

01. Miles To Go
02. Still A Fool
03. Dig Myself A Hole
04. I Will Remain
05. 40 Light Yeras
06. Ooh Baby Hold Me
07. Black Night
08. Soul Of A Man
09. See That My Grave Is Kept Clean
10. I Need Your Love So Bad
11. Miles To Go (Acoustic version)

Colin James
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Dirt River Radio – 21.09.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Die australische Band Dirt River Radio spielte nach ihrem furiosen 2016er-Auftritt in diesem Jahr wieder in der sehr gut gefüllten Kulturrampe. Im Gepäck hatten sie den gerade erschienen Longplayer „Just For Kicks“. Nicht dabei allerdings Sänger und Gitarrist Danger Alexander und Sängerin Sarah Fagan, was im Vorfeld aber schon bekannt war.

Es kann vorab aber schon gesagt werden, dass der Rest der Band das Fehlen der beiden Protagonisten sehr gut kompensierte. Da die Gesangsparts auf alle Vier verteilt wurden, gab es  in dieser Hinsicht sehr viel Abwechslungsreichtum zu vermelden. Die zweite Gitarre wurde natürlich etwas vermisst und hätte den Sound etwas komplexer machen können.

Mit der akademischen Viertelstunde Verspätung stellte Pille Peerlings die Band kurz vor und um 21.15 begann der erste Set mit „Chase The Sun“ vom 2010er Werk „Beer Bottle Poetry“, das zusammen mit den aktuellen Album „Just For Kicks“ die meisten Songs stellte. Das Quartett nahm mit dieser rasanten Country-Rock’n’Roll-Nummer direkt das Publikum mit.

Heath Brady moderierte nun fast jeden Song mit einer kleinen Anekdote an, wobei sich aber auch die anderen Bandmitglieder immer wieder humorvoll einbrachten. Zur Belustigung des Publikums machte Sarah Fagan öfters mal mit einem Augenblinzeln eine Bemerkung in seine Richtung, dass er nur Geschichten erzählt.

Mit „Kill Everyone In The Room“ folgte dann direkt der Opener des aktuellen Albums, wobei der Titel auch als Metapher für das Konzert gesehen werden konnte, zumindest, wenn was die Dynamik der Songs angeht.

Im folgenden reichten sich Country-umwehte Midtempotracks wie „Broken English Girs“ oder „Blackhearted“ mit southernlastigen Songs wie „Devil On The Road“ und Stücken wie „I’ll Be The One“, bei dem durchaus zu erkennen war, dass CCR zu den Bands gehört, welche die Musik von Dirt River Radio beeinflussen, die Klinke in die Hand. Mit dem rockenden „Dangerous“, auch vom neuen Silberling, wurde dann der erste knapp 50 minütige Set unter dem Applaus der Anwesenden beendet.

Nach etwa 20 Minuten Pause begann dann das zweite Set mit dem ruhigen country-southern-mäßigen „Black Eyed Mondays“ vom 17er-Album „Sun City White“. Brady trug nun seine Mähne für ein paar Songs offen und hätte so auch in die Hippie-Woodstock-Ära gepasst. Mit „Kiss Of The Year“ gab es eine brandneue Nummer.

Nachdem Brady sich über die fragwürdige Qualität amerikanischen Biers ausgelassen hatte, folgte selbstredend die  Ballade „American Beer“, einer der stärksten Songs des Konzertes, wobei es schwer fällt, einen explizit hervorzuheben, da es keinen, nennen wir es einmal so, unnötigen Lückenfüller gab.

Nach „The River“ erzählte Brady von einem Erlebnis im Himalaya und Freundschaften, die auch zu Ende gehen können, um dies in der Countryballade „All My Friends“ dann entsprechend charismatisch zu vertonen. Nachdem er im Anschluss seine Neutralität in Sachen Fußball zur Sprache gebracht hatte, präsentierten die Vier das starke „Public Bar“.

Kurz danach kam dann bei einer zunächst sehr slow beginnenden Version von „Proud Mary“ der große Auftritt von Kellie Fernando, die stimmgewaltig das dann immer rasanter werdende Stück intonierte.

Mit „Coooksucking Blues“, einem Hard Rock-Song, in dem Elemente von AC/DC und Led Zeppelin zu erkennen waren, beendeten Dirt River Radio in furioser Manier das Konzert, um nach kurzer Zeit für zwei Zugaben die Bühne wieder zu betreten (welche sie aber eigentlich gar nicht richtig verlassen hatten).

Eine dieser war das schmalzige, mit viel Humor gebotenen Cover „Unchained Melody“ von den Righteous Brothers. Nach knapp zwei Stunden war dann der Gig, aber nicht der Arbeitstag der Band endgültig vorbei, denn die vier Australier nahmen sich noch ausgiebig Zeit,  mit den Fans in der Kneipe der Kulturrampe Smalltalk zu halten.

Ein Dank geht wie immer an das freundliche Team der Rampe, aber auch an Manny Montana von Teenage Head Music, der diese Band wieder nach Krefeld gebracht hat und es sich nicht nehmen ließ einer seiner Lieblingslocations einen Besuch abzustatten.

Wer eine authentische Band mit Rock-, Country- und Southern-Einflüssen erleben will, wird bei einem Dirt River Radio-Konzert mit Sicherheit auf seine Kosten kommen.

Line-up:
Heath Brady – Vocals, Guitar
Matt Bray – Drums, Vocals
Anthony Casey – Bass, Vocals
Kellie Fernando – Vocals, Percussion

Text und Bilder: Gernot Mangold

Dirt River Radio
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Blues Caravan – 2018 – CD-/DVD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der Blues Caravan von Ruf Records kann mittlerweile als eine Institution gesehen werden, bei der jährlich drei Bluesmusiker gemeinsam einen Abend gestalten. Somit ist eine Abgrenzung zu den ‚klassischen‘ Festivals zu erkennen. Jeder Akteur hat die Möglichkeit, eigene Songs zu performen, wobei immer wieder auch andere Künstler dazu stoßen können  oder alle gemeinsam zu einer Einheit verschmelzen.

Bisher war es so, dass drei aufstrebenden Bluesmusikern die Möglichkeit gewährt wurde, sich einem größerem Publikum zu zeigen und so ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.

In diesem Jahr ist Thomas Ruf von dieser Tradition abgewichen und hat mit Mike Zito und Bernard Allison zwei musikalische Schwergewichte der Bluesszene in den Caravan gesteckt und ihnen mit der Kroatin Vanja Sky eine noch junge Bluesmusikerin zur Seite gestellt.

Grund dafür ist vermutlich, dass Ruf mit Luther Allison 1984 in das Bluesgeschäft einstiegen war und sich dieses Jahr der Tod von Luther zum 20ten Mal jährt.

Soviel zu Vorgeschichte über das Projekt Blues Caravan 2018. Im Frühjahr 2018 gaben die drei Protagonisten auch in Dortmund ein begeisterndes Konzert, über welches wir berichteten.

Es kann vorweg genommen werden, dass sich die Eindrücke aus der westfälischen Metropole, auch auf dem Package, bestehend aus CD und DVD, gut wiedergegeben werden. Auf der DVD wird den Musikern bei vielen Nahaufnahmen schön auf die Finger geschaut, aber meist eine Perspektive gewählt, als stände man in einer der ersten Reihe vor der Bühne. Auf unnötigen technischen Aufnahme-Schnickschnack wird lobenswerterweise verzichtet.

Die Aufnahmen sind chronologisch zum realen Ablauf des Konzertes so gewählt, dass alle drei, unabhängig vom Bekanntheitsgrad, mit der selben Zahl von Stücken auf der DVD und auch der CD zu finden sind. Ausnahme ist die Begleitband, bestehend aus Roger Inniss am Bass und Mario Dawson an den Drums, die den Set durchspielen und auch visuell immer wieder in Szene gesetzt werden.

Nach einleitenden Worten von Thomas Ruf und der Vorstellung der Künstler spielen alle drei zusammen, wie könnte es passender sein, mit „Low Down Dirty“ einen Luther Allison-Klassiker. Die wechselnden Gesangsparts von Mike Zito, Vanja Sky und Bernard Allison geben dem Song dabei einen besonderen Charme und alle drei wissen in den Soloparts mit ihrer Fingerfertigkeit zu brillieren.

Die folgenden vier Songs, alle aus dem Soloalbum „Bad Penny“ von Vanja Sky, läuten einen bluesrock`n`rollenden Teil des Konzertes ein. Unschwer ist zu erkennen, dass Rory Gallagher und Stevie Ray Vaughan musikalische Vorbilder der jungen Kroatin sind. Alle vorgetragenen Tracks sind von einem kraftvollen, fast schon hard rockenden, aber immer sehr melodischen Blues geprägt und Sky zeigt ihre vielfältigen Spieltechniken. Dabei beweist sie im Einklang mit ihrer prägnanten Stimme, dass sie durchaus das Zeug hat, bedeutender Bestandteil der aufstrebenden weiblichen Blues-Szene zu werden.

Hier Songs fällt kein Stück ab. Beim kraftvollen „Crossroads Of Life“ offeriert sie ihre jammenden Qualitäten, in „Married Man“, mit Unterstützung vom slidenden Mike Zito, dass sie auch ruhig und gefühlvoll kann. Der erste Gitarrenanschlag ihres letzten Songs reicht, und der Bluesfan weiß, was kommt: Eine kraftvolle Coverversion des Titelsongs ihres Albums „Bad Penny“. Auch eine entsprechende weibliche Stimme kann also zur Musik von Rory Gallagher ganz gut passen.

Die nächsten vier folgenden Tracks gehören Mike Zito, der schon in seiner Ansage ankündigt, was den Zuhörer erwartet. Blues mit texanischen und damit auch einhergehenden Southern-Einflüssen. Ein sehr schöner Kontrast zum etwas raueren Part von Sky. Bei „One More Train“ legt Mike die Latte schon im ersten seiner Songs hoch. Sehr schön kommt die klare Stimme Zitos zum Tragen und ein sichtlich gut gelaunter Musiker lässt Blues und Southern Rock miteinander verschmelzen. Er glänzt mit gefühlvollen Soli an seiner mit dem Peace-Symbol verzierten Gitarre.

Die hier auf der DVD widergespiegelte friedvolle Stimmung könnte mit Sicherheit auch der Welt gut tun. Das folgende „Keep Coming Back“ steht im Zeichen seiner Stärke als einer der besten Slidegitarristen. Mit „Wasted Time“ folgt ein klassischer Bluestrack, gespickt mit texanischen Rock-Elementen. „Make Blues Not War“ von seiner gleichnamigen Platte aus 2016 ist sein letzter Song, der in der Tradition des Blues, sowohl als Programm für das Konzert, als auch als Botschaft an die Menschheit gesehen werden kann.

Nach einem kurzen Break, der bei der Aufnahme durch den Übergang deutlich wird, setzt Bernard Allison die Show fort. Mit „In The Open“ vom 1997 Album „Keepin‘ The Blues Alive“ bringt er zunächst ein Instrumental, das direkt seine Qualitäten an der Gitarre in den Mittelpunkt stellt.

Mit „Rocket 88“ folgt ein Coverstück, das vielfach als eines der ersten im Rock’n’Roll gilt und Anfang der 50er Jahre von Ike Turners Band Kings Of Rhythm unter dem Pseudonym Jackie Brenston And His Delta Cats genutzt wurde.

Allison interpretiert den Song rau und mit furiosen Soli. „The Way Love Was Meant To Be“, eine sehr schöne, 1997 selbst geschriebene, melodisch-ruhige Nummer, wird in ihrer leichten Melancholie nur von mehreren Soli, dann aber jäh, unterbrochen.

Zum Abschluss seines Soloparts lässt Allison im Instrumental „Testify“ noch einmal seine ganze Klasse an seinem Paradeinstrument raus – ganz im Sinne der geerbten musikalischen Gene seines Vaters.

Danach sitzen die Musiker wieder in einem Boot oder besser gesagt, in einem Caravan. Mike Zito stößt im nächsten Lied dazu, um danach auch Vanja Sky wieder miteinzubinden. Zito und Allison würdigen im Medley „Bad News Is Coming“ und „Bad Love“ die beiden Bluesgrößen Luther Allison und Eric Clapton.

Überhaupt stehen die gemeinsamen Songs im Zeichen von Luther Allison. Bei einer knackigen Version von „Life Is A Bitch“ haben alle drei Künstler sowohl ihren stimmlichen wie instrumentalen Anteil, wodurch der Song eine ganz eigene, Strahlkraft bekommt.

Stilistisch zieht sich dieser wechslende Gesang auch durch die folgenden , „Move From The Hood“, „Serious (As A Heartattack)“, einer melancholischen Version des Stückes, das Bernard Allison in seiner Ansage seinem Vater widmet und „Give Me Back My Wig“, welches anfangs fast hymnisch den Abschluß einer gelungenen DVD bildet, um im weiteren Verlauf noch einmal in einer Mischung aus Rock’n’Roll und Blues mit mehreren Gitarrenduellen, inclusive Bass zu enden.

Als Fazit kann gesagt werden, dass Ruf Records mit der DVD/CD zum Bluescaravan 2018 eine, auch in der Songauswahl vortreffliche Kompilation zur Tour gelungen ist, die in der Sammlung eines Bluesfans nicht fehlen sollte, da hier auf einer Scheibe drei sehr unterschiedliche Künstler, verschiedene Arten des Blues miteinander verschmelzen lassen.

Auch nach Veröffentlichung des Packages wird der Blues Caravan mit mehreren Konzerten in Europa, auch in den Niederlanden fortgesetzt und der geneigte Fan hat noch einmal die Möglichkeit diese Spitzenzusammensetzung live zu erleben und sich eventuell einen erstandenen Silberling unterzeichnen zu lassen. In dem Zusammenhang macht es mich persönlich stolz, dass ich einen kleinen Anteil an dem Album, in Form einiger Bildaufnahmen, hatte.

Line-up:
Vanja Sky (lead vocals, electric guitar)
Bernard Allison (lead vocals, electric guitar)
Mike Zito (lead vocals, electric guitar)
Roger Inniss (bass, vocals)
Mario Dawson (drums, vocals)

Ruf Records (2018)
Stil: Blues Rock

DVD:
01. Intro Tom
02. Low Dowwn And Dirty
03. All Night
04. Crossroads Of Life
05. Married Man
06. Bad Penny
07. One More Train
08. Keep Coming Back
09. Wasted Time
10. Make Blues Not War
11. In The Open
12. Rocket 88
13. The Way Love Was Meant To Be
14. Testify
15. Bad News Is Coming / Bad Love (Medley)
16. Life Is A Bitch
17. Move From The Hood
18. Serious (As A Heart Attack)
19. Give Me Back My Wig

CD:
01. Low Dowwn And Dirty
02. All Night
03. Do You Wanna?
04. Married Man
05. Keep Coming Back
06. Wasted Time
07. Make Blues Not War
08. In The Open
09. Rocket 88
10. The Way Love Was Meant To Be
11. Life Is A Bitch
12. Serious (As A Heart Attack)

Vanja Sky
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Mike Zito
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Ruf Records

Willie Nile – Children Of Paradise – CD-Review

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Review: Michael Segets

Willie Nile hält die Fahne des Rock ‘n Roll hoch! Nach seinem Tribute-Album für Bob Dylan legt Willie Nile Children Of Paradise mit zwölf Eigenkompositionen vor, die es allesamt in sich haben. Das siebzigjährige Energiebündel schreibt fetzige Rock-Nummern und gefühlvolle Balladen, von denen sich viele junge Bands eine Scheibe abschneiden könnten. Nicht nur Nachwuchsmusikern gibt er auf „Don‘t“ den Rat: „Don’t let the fucker’s kill your buzz!“

Die Begeisterung für die Musik ist bei Nile ungebrochen. Dabei versieht er seine Songs je nach Intention mit poetischen oder bissigen politischen Texten. Willie Nile hat Herz und Zunge auf dem rechten Fleck!

Im ersten Teil des Albums sind sozialkritische Stücke gesammelt, in dem zweiten Liebeslieder. Die erste Single „Earth Blues“, zu der ein Video im Netz steht, gibt einen guten Eindruck von der stilistischen Richtung des Albums. Dort werden die vom Menschen zu verantwortenden ökologischen Katastrophen vor Augen geführt und durch das starke Rock-Stück untermalt.

Auf dem Opener „Seeds Of A Revolution“ nimmt sich der New Yorker der Migrations-Problematik an. Dies tut er mit den typischen Zutaten seines bisherigen Werke: mit explosiven Gitarrenriffs, treibendem Rhythmus, eingängigen Refrains einschließlich mehrstimmigem Background und seiner markanten Stimme.

In die gleiche Kerbe schlagen „All Dressed Up And No Place To Go“, das schon erwähnte „Don’t“, der Titelsong „Children Of Paradise“ sowie „I Defy“. Alle Titel sind klasse Rocker, die vertraut und dennoch frisch wirken. „Gettin‘ Ugly Out There“ wird von akustischer Gitarre getragen und geht ebenfalls direkt ins Ohr.

Die wunderschöne Ballade „Have I Ever Told You“ leitet zu den Liebesliedern über, bei denen Nile einen Blick in sein Innenleben gewährt. Nahtlos schließt zunächst „Secret Weapon“ an, das im Refrain – getrieben durch das trockene Schlagzeug – dann an Dynamik zulegt. Das hohe Niveau der Scheibe hält Nile ebenfalls mit „Looking For Someone“, auf dem sanfte Mandolinen-Klänge zu hören sind.

Richtig Spaß macht „Rock ’N‘ Roll Sister“. Hier rockt – wie der Titel bereits verspricht – Nile kurz vor Schluss des Longplayers nochmal richtig los. Das dominierende Klavier bei „All God’s Children“ erinnert an sein Konzeptalbum „If I Was A River“ (2015). Der Song bildet den harmonischen und versöhnlichen Ausklang der CD.

Trotz seiner bitteren Abrechnung mit Politikern und Gesellschaft ist Willie Nile kein ‚Angry Old Man‘. Als Menschenfreund appelliert er in seinen Songs an die Menschlichkeit und ruft in Erinnerung, dass neben Geld und Profit wichtigere Werte existieren. „I hope you hear this loud and clear“, lautet eine Textzeile in „I Defy“. Dieser Hoffnung kann man sich nur anschließen. Willie Niles neuer Geniestreich verdient es, sowohl textlich als auch musikalisch wahrgenommen zu werden.

River House Records (2018)
Stil: Rock

Tracks:
01. Seeds Of A Revolution
02. All Dressed Up And No Place To Go
03. Don’t
04. Earth Blues
05. Children Of Paradise
06. Gettin’ Ugly Out There
07. I Dely
08. Have I Ever Told You
09. Secret Weapon
10. Lookin’ For Someone
11. Rock ‘N’ Roll Sister
12. All God’s Children

Willie Nile
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Jonathon Long – Same – CD-Review

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Auf dem Coverbild seiner nun mehr dritten CD ähnelt Jonathan Long vom rein äußerlichen Profil her ein wenig Ronnie Van Zant – finde ich jedenfalls. Und auch schon nach dem Hören des Openers „Bury Me“ hat man sofort das Gefühl, es hier mit einem ganz besonderen, nicht alltäglichen Musiker, zu tun zu haben.

Long, aus Baton Rouge, Louisiana, stammend, hat schon ganz früh die Schule verlassen, um sich ganz auf seine Passion konzentrieren zu können. 2011 gewann er unter 4.000 Mitbewerbern den prestige-trächtigen Guitar Center’s “King of the Blues“-Kontest. Mittlerweile hat er die Bühne mit klingenden Namen wie u. a. B.B. King, Robert Cray, Kenny Wayne Sheperd, Warren Haynes and Gov’t Mule, Jimmie Vaughan, Gregg Allman, ZZ Top, Dr. John, 3 Doors Down, Ann Wilson und Lou Marini (Blues Brothers Band) geteilt.

Das neue, nach sich selbst benannte Werk, ist nach seinem Debüt „Blues Revolution“ (2013) und „Trying To Get There“ (2016), sein bereits dritter Longplayer. Produziert und mitgewirkt hat übrigens die uns bestens bekannte Bluesdame Samantha Fish für ihr neu gegründetes Wild Heart Records-Label.

Die hat erstmal Longs Spitznamen ‚Boogie‘ aus dem Namen (mit dem hatte er noch auf den beiden Erstwerken firmiert) gestrichen, um vermutlich richtiger Weise, einer suggestiven Kategorisierung des Künstlers vorzubeugen. Denn die ist bei Long nur schwer vorzunehmen, auch wenn seine Wurzeln klar im Blues vorzufinden sind.

Das neue Album ist von seiner musikalischen Struktur nämlich recht variabel angelegt. Es tendiert insgesamt deutlich mehr zu bluesigem Southern Rock, mit kleineren Exkursen: Einmal in Richtung dezent folkigem Singer/Songwriter-Stoff („The Light“ – fast wie Simon & Garfunkel – schöne Fiddle hier von Michael Harvey), einem Barrom-Song („Pour Another Drink“), als auch mit „Where Love Went Wrong“ in dezent jazzig angehauchte Steely Dan-Gefilde.

Unter meinen Favoriten befinden sich die southern-soulige Ohrwurmballade „Shine Your Love“, das ein wenig Marshall Tucker-umgarnte „Living The Blues“ (Longs Stimme klingt der von Doug Gray übrigens auch sehr ähnlich), der Footstomper „Natural Girl“ (mit HT-Piano-Untermalung), das mit Samantha Fish im Duett performte, großartige „The River“ mit viel Slide und das im 70er Rock, Marke Free, verwurzelte Finalstück „Pray For Me“.

Jonathon, der Mikro, Akustik- und E-Gitarren bedient, wird ansonsten noch von Julian Civello (drums), Chris Roberts (bass) und Phil Breen (Keys) unterstützt. Samantha Fish ist es dabei  letztendlich (natürlich sicher auch im eigenen Interesse) mit relativ einfachen, aber sehr effektiven Mitteln gelungen, den Protagonisten breiter aufzustellen.

Schön wäre, wenn Samantha, die ja häufiger bei uns tourt, Jonathon Long mal mit ins Schlepptau nehmen würde. Fest steht jedenfalls, dass Frau Fish mit ihm einen richtig dicken Fisch an der Angel hat. Phänomenales Album und in unseren Breitengraden sicherlich ein echter Geheimtipp!

Wild Heart Records (2018)
Stil: (Southern) Blues Rock

01. Bury Me
02. Shine Your Love
03. That’s When I Knew
04. The Light
05. Living The Blues
06. Natural Girl
07. The River
08. Pour Another Drink
09. This Road
10. Where Love Went Wrong
11. Pray For Me

Jonathon Long
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The Broadcast – 31.08.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Nach nicht ganz zwei Jahren kehrten The Broadcast aus der Teenage Head Music-Familie wieder in unsere geliebte Kulturrampe zurück. Obwohl die Band um ihre Masterminds Caitlin Krisko und Aaron Austin keinen ‚frischen‘ Tonträger mit am Start hatte, gab es jedoch einiges an interessanten Neuigkeiten im Rahmen dieses Gigs zu vermerken.

Zunächst durfte sich Rampen-Chef über ein so gut wie volles Haus freuen, was sich aber nach ordentlichem Vorverkauf und der starken Leistung beim letzten Mal, vermutlich auch schon abgezeichnet hatte.

Um 21:15 betrat das neu formierte Quintett die trapez-förmig verlaufende Bühne der Rampe zu ihrem letzten Deutschland-Auftritt der noch laufenden Europa-Tournee. Im Vergleich zum Konzert davor gab es mit William Seymour (bass, vocals), Michael W. Davis (drums) und Mike Runyon (keys) gleich drei Umbesetzungen zu vermelden, wobei besonders Letztgenannter mit seinen diversen Keyboard-Ingredienzien einen starken Anteil am viel progressiveren und jammigeren, aber auch in Teilen immer wieder dezent southern-rockig ausgerichteten Stil der Band beitrug.

Klar natürlich, dass das mich ein wenig an eine junge Wynonna erinnernde, charismatische Energiebündel Caitlin Krisko mit ihrer famosen Röhre und der spielfreudige Gitarrist Aaron Austin, hier immer noch eindeutig den Ton angeben, aber auch der herrlich trocken agierende, sympathische Drummer Michael W. Davis und sein agiler Rhythmus-Kollege William Seymour sorgten für viel frischen, angenehmen Wind im Bandgefüge.

Das in zwei Sets angelegte Konzert verflog im ersten Part mit Tracks wie „Eyes Of A Woman“, ihrem Paradelied „Battle Cry“, dem Instrumental „Tires“ und einer saustarken Allman Brothers-Adaption, „Try It One More Time“, wie im Fluge. Zur Überbrückung einer gerissenen Seite an Aaron Austins Stratocaster wurde mit „Today I Sing The Blues“ die kürzlich verstorbene ‚Queen of Soul‘, Aretha Franklin, gewürdigt.

Im zweiten Teil legte das immens dynamische Quintett nochmals an Intensität und Ausstaffierung ihrer Stücke wie u. a.  „Fighting The Feeling“, „Half Asleep“, „Loving You“, Led Blood“ bis zum finalen „Whipping Post“ zu. Apropos Allmans. Nach zwei Besuchen des Devon Allman Projects mit den damit verbundenen Jam-Schlachten kurz zuvor und starker beruflicher Belastung in Kombination mit recht wenig Schlaf, ging mir persönlich, der präferenzmäßig eigentlich eher auf 3-5 minütige Songs gepolt ist, ein wenig die Puste aus.

Nichtsdestotrotz, die versammelte Audienz, inklusive des wieder fleißig knipsenden SoS-Kollegen Gernot Mangold, äußerte ihre Begeisterung zurecht in frenetischen Zugabebekundungen, die mit dem knackigen, Black Crowes-umwehten Rocker „Don’t Waste It“ und der fulminanten Coverversion von „With A Little Help From My Friends“ erfüllt wurden.

Wie in der Rampe üblich, gab es anschließend im Bluebird Cafe der Location noch die fälligen Smalltalks, Verkäufe und Autogramme am Merchandising-Stand. The Broadcast ziehen jetzt weiter in Richtung Belgien, Spanien (schwerpunktmäßig) und Frankreich. Die Leute in Europa können sich glücklich schätzen, eine Band mit soviel anstehendem Potential, noch auf dieser recht persönlichen Ebene begleiten zu dürfen. Alles Gute liebe Broadcasts für den Rest der Tour und alles, was noch folgen wird…!

Line-up:
Caitlin Krisko (lead vocals, percussion)
Aaron Austin (guitar, vocals)
William Seymour (bass, vocals)
Michael W. Davis (drums)
Mike Runyon (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Broadcast
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Marc Broussard – Easy To Love – CD-Review

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Mit Marc Broussard kam ich vor vielen Jahren durch einen Bekannten aus Österreich in Berührung, der mir u. a. seine Alben „Carencro“ (Marcs Heimatstadt, in der er immer noch mit seiner Familie wohnt) und „Keep Coming Back“ nahe brachte. Irgendwann hatte ich mir auch noch das 2015er-Werk „A Life Worth Living“ zugelegt.

Im gleichen Jahr nutze ich die Gelegenheit, ihn mir im Dortmunder Musiktheater Piano live anzuschauen. Die Kulisse war allerdings ziemlich spärlich, er ist in  unseren Gefilden – ich vermute auch heute leider immer noch – eher mit Insiderstatus bedacht.

Dabei hat der Mann neben seiner wunderbaren Stimme, ein tolles ‚Händchen‘ für das Schreiben von herrlich melodischen, sauber und stilvoll instrumentierten Liedern, die, der Herkunft Louisianas entsprechend, im südstaatlich soulig-bluesigen Pop- und Rockmusik-Bereich ansiedelt sind.

Auch auf „Easy To Love“ bekommt man wieder 14 hochklassig arrangierte Tracks geboten. Klare Akustik- und knarzige Bariton-E-Gitarren, gluckerndes E-Piano, hallende Orgel, gospelige weibliche Harmoniegesänge, ab und zu eine fiepende Steel-Gitarre, mischen sich samt Rhythmus-Sektion aus Bass und Drums unter seinen formidablen inbrünstigen Gesang (zum Teil an Malford Miligan erinnernd). Dabei gelingt es Broussard, diesen typischen ‚Louisiana-Sound‘, auch ohne Einsatz von Bläser-Sektionen, zu suggerieren.

Highlights aus meiner Sicht sind das grandiose Frankie Miller-Cover „Baton Rouge“, das dezent Steely Dan-umwehte „Anybody Out There“ und das mit einem herrlichen E-Slide-Solo bestückte „Don’t Be Afraid To Call Me“. Im hinteren Bereich der CD wird die Instrumentierung ein wenig sparsamer gehalten, und der Fokus mehr auf seine ausdrucksvolle Stimme gerichtet.

Marc Broussard legt erneut eine starke kreative Leistung hin.  Er macht es einem somit ziemlich leicht, sein neues Werk „Easy To Love“ zu lieben. Es wird von daher interessant sein, wie die Stücke im Rahmen seiner Anfang Oktober stattfindenden Europa-Tournee (auch mit einigen Deutschland-Terminen – wir werden am 12.10. in Düsseldorf zugegen sein), auf der Bühne zur Geltung kommen. Hingehen lohnt sich garantiert!

Big Lake Music
Stil: Soul Blues/Pop/Rock

Tracks:
01. Leave A Light On
02. Baton Rouge
03. Please Please Please
04. Rosé All Day
05. Easy To Love
06. Memory Of You
07. Stand By You
08. Anybody out There
09. Wounded Hearts
10. Don’t Be Afraid To Call Me
11. I Miss You
12. Send Me A Sign
13. Mercy Mercy Me
14. Gavin’s Song

Marc Broussard
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Music Matters