Doyle Bramhall II zum zweiten Mal in diesem Jahr im Musiktheater Piano in Dortmund! Nachdem er bereits im Juni im schönen Club gespielt hatte, überraschte er Jenny Dore wohl mit dem Angebot, jetzt noch mal einen Zwischenstopp an der Lütgendortmunder Straße tätigen zu wollen.
An diesem nasskalten November-Abend musste allerdings auch der prominente Texaner, der ja immerhin von Leuten wie Roger Waters oder Eric Clapton als Gitarrist gebucht wird, zur Kenntnis nehmen, dass es mitten in der Woche, nur sehr schwer bei uns ist, richtig viele Leute vom heimischen Sofa wegzulocken. Die Zuschauerzahl hätte wie letzte Woche schon bei Laurence Jones, bei solch einer Qualität, doch gerne etwas höher ausfallen dürfen.
Mit 20-minütiger Verspätung kam das Trio auf die Bühne. Nach kurzem Warmspielen zum psychedelisch angehauchten Opener „Love & Pain“ ließ es der wieder recht egozentrisch, introvertiert und wortkarg rüberkommende Protagonist (so hatte ich ihn auch bei meinem ersten Besuch in Erinnerung), zunächst mit Tracks wie „Mama Can’t Help“, „November“, „Everthing You Need“ oder „Searching For Love“ recht melodisch angehen.
Der neue Drummer Tony Leone ist ja ähnliche Charaktere von der Chris Robinson Brotherhood gewohnt und auch Bramhalls konstanter Mitstreiter Adam Minkoff (mit Haaren wie Schafswolle auf dem Kopf), der wieder durch seine Vielseitigkeit glänzte (Keys und Bass, einmal sogar gleichzeitig) und diesmal stärker bei den Vocals eingebunden war, scheinen den Protagonisten bei seinem filigranen Gitarrenwirken ziemlich gelassen hinzunehmen.
Ab dem Hendrix-Cover „Izabella“ und spätestens mit dem Stooges-Song „I Wanna Be Your Dog“ wurde es ziemlich psychedelisch, jammig, teilweise punkig (auch bei „Green Light Girl“ als Abschluss des Hauptteils) und für meine Gehörgänge oft zu frickelig und technisch. End-60er-/Anfang-70er-Rock-affine Leute, die wohl auch die größte Gruppe unter den Anwesenden darstellten, werden demnach ganz gut auf ihre Kosten gekommen sein. Auch Doyle hatte in dieser Phase zumindest ab und zu Spass in den Backen und lächelte kurzzeitig in Richtung seiner Begleitmusiker. Er ließ sich sogar mal zu einer Ansage wie „What day is it?“ hinreißen.
Erst mit den Zugaben, dem weiteren Hendrix-Klassiker „Angel“, der allerdings mit zunehmender Dauer im Gitarrenpart auch sehr kräftig aufbrauste und dem atmosphärischen „So You Want It To Rain“ (Bramhall temporär mit dezentem Southern-Spiel), wurde der Gig wieder wieder etwas gemäßigter beendet. Ich persönlich hätte mir mal ein zwei Stücke aus seiner Arc Angels-Zeit gewünscht, aber es geht ja hier nicht um meine Befindlichkeiten.
Immerhin ließ der Meister sich dann am Merchandising-Stand sehen, und wirkte da eigentlich ganz herzlich, weniger unnahbar als auf der Bühne und erfüllte ganz gelassen Autogramm- und Fotowünsche (u. a. auch einen schönen großformatigen Schnappschuss des Kollegen Mangold). Insgesamt also ein qualitativ hochwertiger musikalischer Abend (Doyle spielt schon toll Gitarre), der aber eher dem Charakter einer ‚Vorlesung‘ für Musikstudenten von einem in sich gekehrten Lehrmeister glich. Für eine packendere Stimmung und mehr Begeisterung an einem nasskalten ungemütlichen Mittwoch-Abend in der Arbeitswoche muss man ein Publikum letztendlich doch deutlich mehr mitnehmen.
Line-up:
Doyle Bramhall II (lead vocals, electric guitar, vocals)
Tony Leone (drums, vocals)
Adam Minkoff (bass, keys, vocals, lead vocals)
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Doyle Bramhall II
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