Doyle Bramhall II, 01.06.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Pünktlich zum meteorologischen Sommeranfang stiegen die Temperaturen im Ruhrgebiet auf entsprechende Werte. Trotz des guten Wetters und der Konkurrenz durch das Champions League-Finale, füllte sich das Piano ab 20:00 Uhr merklich, dass die Besucher den Liveclub zu etwa zwei Drittel füllten.

Um 20:30 Uhr betrat Bramhall, im Gegensatz zum letzten Konzert in Dortmund, wo er mit einer 5-Mann Band auftrat, diesmal in klassischer Dreierbesetzung auf. Im Publikum sah man auch das eine oder andere Eric Clapton-Shirt, auch als Hinweis auf die Qualität Bramhalls, der ja in verschiedensten Bands als Musiker mitwirkte, unter anderem auch bei Roger Waters und besagtem Mr. Slowhand, zu dessen Band er auch nach dem Dortmunder Konzert hinzustoßen wird, um ihn auf der anstehenden Europatour zu unterstützen.

Entsprechend groß waren auch die Erwartungen der Fans. Soviel schon einmal vorweg genommen, sie sollten nicht enttäuscht werden. Doyle Bramhall II mit dunkler Jeans, schwarzem T-Shirt, Hut mit breiter Krempe und Federn und einer Sonnenbrille bekleidet, seine Mitstreiter im Look der 60er bis 80er Jahre, sollten in der Show den Anwesenden stilgerecht zeigen, dass Musik, die ihre Wurzeln in dieser Zeit hatte, etwas aufgepeppt, immer noch attraktiv sein kann.

Mit „Problem Child“ vom Album „Welcome“ wurde das Publikum willkommen geheißen. Schon hier zeigte sich, dass Bramhall und seine zwei Mitstreiter auch in kleiner Besetzung einen voluminösen Sound auf die Bretter des schmucken Piano zaubern können. Man konnte der Band hier schon die Spielfreude anmerken. Die stressige Anreise mit Staus und Soundscheck, der noch andauerte, als sich die Pforten des Piano schon geöffnet hatten und die Besucher noch in der Kneipe verweilen mussten, ehe der Saal etwas verspätet dann geöffnet wurde, schien wie weggeflogen.

Mit der southern-umhauchten Ballade „So You Want It To Rain“ zeigte Bramhall bereits seine Extraklasse an der halbakustischen Gibson, später an verschiedenen Fender-Modellen. Auch Adam Minkoff am Bass, feste Größe als Bramhall-Mitstreiter und Chris St.Hilaire an den Drums, konnten schon hier die Anwesenden begeistern. Bramhall überzeugte hier, aber auch in vielen anderen Songs, nicht durch Saitenhexerei, wo manche Gitarristen versuchen Geschwindigkeitsrekorde im Saitenanschlag aufzustellen, sondern durch ausgefeilte Spieltechnik und absolut gefühlvolles, auf den Punkt gebrachtes Spiel.

Dies zeichnete auch die beiden Begleiter aus, wo das Schlagzeug nicht als Trommelbude zweckentfremdet wurde, sondern St. Hilaire seine Drumsticks mit Bedacht einsetzte, um in schnelleren Phasen, auch eine große Dynamik zu entwickeln. Adam Minkoff mit ganz starken Bassplel rundete den Sound gekonnt ab.

Schön waren auch die Harmoniegesänge der drei, die als belebendes Stilelement, gekonnt eingesetzt wurden. Dies kam auch beim Paradestück, dem bluesigen „November“ vom „Rich Man“ Album zum tragen, wo Adam Minkoff den Bass bei Seite legte und sich den Keyboards widmete.

Danach folgten mit „Love And Pain“, „Everything You Need“ und „Searchin‘ For Love“, drei Songs des aktuellen Albums „Shades“, von dem Bramhall selbst sagt, dass ihm damit das Werk gelungen ist, in dem er alles verknüpft wurde, was für ihn bedeutsam ist. Alles drei sehr gefühlvolle blues-soulig-emotionale Songs.

Dabei offerierte der slow gespielte Blues „Searching For Love“ eindrucksvoll, warum Bramhall seit 2000 festes Bestandteil der Clapton Band ist und auch einen Anteil am Songwriting und der Produktion hat. Diese ‚Liebe‘ zu Doyles Musikstil ging sogar soweit, dass Clapton, Bramhall-Songs auf seinen Studioalben coverte.

Nachdem er in diesem Stück sprichwörtlich nach Liebe gesucht hatte, fand er diese im folgenden „Izabella“, einem Hendrix-Cover (es muss ja nicht immer „Hey Joe“ oder „Purple Haze“ sein). Jimmy,  der bildlich neben der Bühne auf einem großen Bild an der Wand hängt, schaute Doyle Bramhall in Hochform genüsslich zu, wie er mit Band seine Musik wieder zum Leben erweckte.

Mit „The Veil“ einer ruhigen Ballade, dem bluesigen „Mama Can’t You Help Me“,  von „Rich Man“, deutete Bramhall an, dass er zumindest in musikalischer Hinsicht, ein reicher Mann ist. Einmal mehr starkes Songwiting, über die meist filigranen spielerischen Fähigkeiten braucht nichts mehr erwähnt zu werden, aber auch gesanglich mit differenzierenden Stimmlagen war sein Können omnipräsent. Interessant war, wie in einer Zwischenpassage von allen Dreien die Melodie von „Walk On The Wildside“ gesanglich intoniert wurde. Einfach passend zu einem von guter Laune geprägten Konzert.

Mit „Angel“ einem der schönsten Hendrix-Songs, war der emotionale Höhepunkt des Abends erreicht. Nach diesem sehr gefühlvollen Track, wurde es mit „Hands Up“ rauher, eingeläutet von Minkhoff mit einem starken Basssolo, während Bramhall und St. Hilaire dem Spiel nebeneinander sitzend lauschten, was zum Ende hin psychedelisch, fast Doors-ähnlich ausuferte und das Finale Grande einläutete.

Doyle kündigte einen Lovesong an und mancher der Besucher rieb sich zunächst verwundert die Augen. Schon beim ersten Anschlag der Gitarre fand ich mich ein paar Jahrzehnte zurückversetzt. Nachdem Matthias Johannson das Trio an den Keyboards zum Quartett erweitert hatte, folgte eine starke, vom Punk der Stooges umwehte Version des Klassikers „I Wanna Be Your Dog“. Eine absolut positive Überraschung im Set.

Als Zugabe gab es dann noch eine losgelöste Version der Beatles-Nummer „She Said“, die auch hart interpretiert wurde und das begeisterte Publikum nach 90 Minuten intensiver Livemusik in das restliche Wochenende schickte.

Bramhall ließ es sich trotz des engen Terminkalenders und der anstehenden Reise in Richtung Clapton nicht nehmen, am Merchandise-Stand nicht nur vorbei zu schauen. Er nahm sich alle Zeit, den zahlreichen Foto-und Autogrammwünschen bestens gelaunt und auch humorvoll nachzukommen. So hatte der Abend einen runden Abschluss gefunden und die Fans konnten entweder zufrieden beschwingt den Heimweg antreten oder noch auf ein paar Absacker in der gemütlichen Kneipe des Pianos verweilen.

Ein besonderer Dank wieder an Jenny Dore und 3Dog Entertainment für die Akkreditierung, aber auch an das gesamte Team des Pianos, das eine, wie immer, gastfreundliche Atmosphäre schaffte. Ein Freund von mir, der das erste Mal mit im Piano war, sagte auf der Rückfahrt, dass er selten einen Laden mit solch einem Flair und  einem dem Gast so zugewendeten Personal gesehen hat. Er, wie auch Doyle Bramhall II, werden vermutlich/hoffentlich nicht das letzte Mal dort gewesen sein, sodass Livemusik, dort wo sie ursprünglich hingehört, auch in Zukunft weiterleben wird.

Line-up:
Doyle Bramhall II (Lead vocals, electric guitar, vocals)
Chris St. Hilaire Cole (Drums, vocals)
Adam Minkoff (Bass, keys, vocals)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Doyle Bramhall II, 07.05.2017, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Dank meiner im Job angehäuften Überstunden, und des daraus resultierenden zweiwöchigen Urlaubs, hatte ich mal die Gelegenheit, die Arbeit für Sounds Of South zu intensivieren. So startete ich in die erste Woche mit drei gleich Konzerten in sechs Tagen! Und das jeweils mit ziemlich, vom Charakter her, unterschiedlichen Protagonisten und irgendwie auch recht anders gestrickter Musik.

Der dritte Kandidat im Bunde war Doyle Bramhall II im beliebten Musiktheater Piano in Dortmund. Der für seine Mitwirkung bei vielen großen Acts wie u. a. den Arc Angels, Eric Clapton, Fabulous Thunderbirds, Roger Waters, Tedeschi Trucks Band und Sheryl Crow bekannte Sänger, Gitarrist, Songwriter und Produzent, als auch Piano-Chefin Jenny Dore durften sich, über eine, für einen Sonntag erstaunlich, nahezu restlos gefüllte Location freuen (im Publikum übrigens auch Henrik Freischlader und Band, die sich das Konzert als Abschluss ihrer gerade beendeten Tour gönnten).

Der Halstuch-tragende Texaner entpuppte sich als recht in sich gekehrt und wortkarg (kaum Ansagen, außer ein paar der üblichen Standardfloskeln) und lenkte den Fokus, fast ausschließlich, auf seine Songs und das Treiben seiner Mitspieler, für die er ab und zu dann ein Lächeln erübrigte. Die Stimmung des Publikums war trotzdem ganz gut, aber eher eine Mischung aus Bewunderung und Anerkennung der musikalischen Klasse des Quartetts.

Doyle & Co. starteten mit dem schön groovenden „Keep You Dreamin'“ in das, für den Abend, festgelegte Programm, ein Stück aus dem aktuellen Album „Rich Man“, das wie so oft, dann auch im Mittelpunkt des Geschehens stand (mit weiteren Tracks wie „My People“, „Cries of Ages“, dem melodischen „November“ mit seinem R&B-Flair, „The Veil“, „Mama, Can’t Help You“, „Rich Man“, „New Faith“). Schon hier zeigte sich, dass Bramhall II nicht so großen Wert auf Darstellung seiner eigenen Person legte, sondern vordergründig, wie bereits oben erwähnt, eher eine recht gewichtige Einbindung seiner Mitstreiter favorisierte.

Die mussten dann auch ihre Multitasking-Fähigkeiten unter Beweis stellen: Basser Ted Pecchio, hatte neben seiner quirligen Fingerfertigkeit am Viersaiter, einige sporadische Vokaleinsätze, Ex JJ Grey-Schlagzeuger Anthony ‚AC‘ Cole, bediente neben seinem Parade-Instrument auch beim orientalisch anmutenden Instrumental „Saharan Crossing“ das Saxofon und hatte kurze Lead- und diverse Backgroundvocal-Einsätze.

Am schwersten musste der wild-gelockte Adam Minkoff schuften. Der wechselte ständig zwischen E-Gitarre und Keyboard, zeichnete sich für Harmoniegesänge verantwortlich, wurde als Cole-Ersatz beim o. a. „Saharan Crossing“ beim Drumming hart rangenommen und bewies bei der ersten Zugabe, dem The Impressions-Cover  „Choice Of Colors“, seine Frontgesangsqualitäten. Ein echtes Multitalent!

Höhepunkt war sicherlich das zum Finale des Hauptteils dargebotene, längste Stück,  „The Samanas“, das gegen Ende in einer nahezu psychedelischen Sound-Schlacht endete, bei der Doyle mit am Verstärker wedelnden Gitarrenbewegungen, haarsträubende, bis hin zu Tinnitus-fördernden Tönen erzeugte. Ein einziges infernalisches Klanggewitter! Da war der folgende Zugabenteil trotz des satt groovenden „Work To Do“ und der starken Uptemponummer „Green Light Girl“, bei dem Doyle nochmal auf der E-Gitarre solierte und brillierte, der reinste Erholungstrip.

Insgesamt ein gelungener Abend mit einem recht introvertierten Künstler Doyle Bramhall II, den man als Liebhaber von guter Rockmusik und Konzertbesucher einfach mal gesehen und gehört haben muss!

Line-up:
Doyle Bramhall II (Lead vocals, electric guitar, vocals)
Ted Pecchio (Bass, vocals)
Anthony ‚AC‘ Cole (Drums, saxophone, vocals)
Adam Minkoff (Electric guitar, keys, drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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Kenny Chesney – The Road And The Radio – CD-Review

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Kenny Chesney hat sich von seinen „alten blauen Stuhl“ erhoben und ist wieder in den Sattel zurückgekehrt! Die karibischen Musikträumereien (zumindestens weitgehend), wie auch seine nur vier Monate währende, medienträchtige Ehe mit Schauspielerin Renée Zellweger sind „Sonne (Schnee) von Gestern“. Der „Country-Entertainer des Jahres“ (eine seiner vielen Auszeichnungen) widmet sich mit seiner neuen CD „The Road And The Radio“ wieder dem Tagesgeschäft.

Während die Großen der Riege (und Chesney zählt schon seit einiger Zeit zum etablierten Kreis der Superstars) dies für gewöhnlich in der Art von Platzhirschen mit satten, fetten und vor Kraft strotzenden Werken, dem Führungsanspruch der Szene gerecht, zu untermauern gedenken, meldet sich Kenny diesmal mit einer angenehm unaufdringlichen Produktion zurück. Trotzdem sehr sauber abgemischt und natürlich von exzellenten Musikern eingespielt, kann man den Lautstärkeknopf auch ruhig mal etwas lauter drehen, ohne gleich erschlagen zu werden.

Grund dafür ist sicher auch die hervorragende Songauswahl, wobei, wie könnte es auch anders sein, alles vertreten ist, was in Nashville’s Schreiber-Riege Rang und Namen besitzt. Chesney hat im Gegensatz zum letzten Album nur ein Stück selbst komponiert („Beer In Mexico“), das aber mit zu den herausragenden Highlights auf diesem durchgehend starken Silberling zu zählen ist. Ein toller, schwungvoller, southern-inspirierter Uptempo-Countryrocker, mit Hornsection, Piano-Fills und jeder Menge starker Gitarrenarbeit. Die Idee zu diesem Stück kam Kenny auf einer Geburtstagsparty des „Red Rockers“ Sammy Hagar, der zu Chesneys guten Freunden gehört. (Man fragt sich da direkt in schmunzelnder Weise, ob Lemmy Kilmister eventuell auch zu Chesneys Bekanntenkreis zählt?…). Toller Song!

Übrigens gibt es im Booklet zu jedem Stück kleine Statements von Kenny selbst, die einen äußerst persönlichen Bezug zwischen Songauswahl und Künstler offenbaren. Jede Menge nachdenkliche Nummern, im balladesken bis midtempoträchtigen Bereich, die aber dann durch eine knappe Handvoll temperamentvoller Lieder aufgelockert werden. Der eröffnende, bedächtige, aber sehr melodische Titelsong „The Road And The Radio“ erinnert ein wenig an die Umsetzungen eines Tim McGraw, ohne dessen in letzter Zeit allzu sehr offenbarte, emotionale Note. Ein Stück zum Genießen!

Könnte die Nachfolge-Single vom ebenfalls sehr relaxt und ernst rüberkommenden „Who You’d Be Today“ werden. Dieser Stil scheint bei seinen Fans, und nicht nur dort, bestens anzukommen. Platz zwei in den Billboard-Singles-Charts spricht da bereits eine deutliche Sprache. Der absolute Knüller allerdings ist die roostig, verträumte Kleinstadt-Homage „In A Small Town“, im besten John-Mellenkamp-Stil. Klare Akustikgitarrenund am Synthesizer simulierte, täuschend ähnlich klingende Akkordeonunterlaung, werden nur durch Kenny’s bedächtigen Gesang und die tollen E-Gitarren-Fills unterbrochen. Wunderbarer Song zum Entspannen!

Ein wenig Karibikflair gibt es dann mit „Tequila Loves Me“ doch noch. Sämtliche flotteren Sachen wie „Living In Fast Forward“ (erinnert an die Gute-Laune-Nummern eines Billy Ray Cyrus), „Summertime“ (wahrscheinlich die dritte Single, wenn es wieder wärmer wird) und auch das aus der Feder von Radney Foster und Randy Rogers (was deren Bekanntheitsgrad hoffentlich etwas puscht) stammende „Somebody Take Me Home“ sind allesamt potentielle, spaßmachende Live-Kracher.

Bleibt noch das autobiografisch anmutende „Like Me“, das man im weitesten Sinne als eine countrytypische Antwort auf Bob Segers „Against The Wind“ interpretieren kann. Herrlich diese warm dahinfließende Untermalung aus Akustik- und akkordeonähnlichen Tönen, dazwischen das klare E-Piano mit schönem Solo. Wenn dann im abschließenden behutsamen Instrumental-Finish noch die southern-typischen E-Double-Leads gefühlvoll eingestreut werden, erfreut man sich genußvoll an einem würdigen Abschluß dieses klasse Albums und lehnt sich zufrieden zurück! „The Road And The Radio“ haben Kenny Chesney wieder, und zwar stärker denn je!

BNA Records (2005)
Stil:  New Country

01. The Road And The Radio
02. Living In Fast Forward
03. Who You’d Be Today
04. You Save Me
05. Summertime
06. In A Small Town
07. Beer In Mexico
08. Freedom
09. Tequila Loves Me
10. Somebody Take Me Home
11. Like Me

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