Doyle Bramhall II – Shades – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Für den hiesigen musikalischen Mainstream ist der mittlerweile fast 50-jähhrige Doyle Bramhall ll eher einer Randerscheinung. Wer sich aber mit der Vita des amerikanischen Musikers genauer befasst, wird erkennen, dass Doyle durchaus als eine absolute Größe zu sehen ist.

Schon mit Anfang 20 begann seine musikalische Karriere mit den Arc Angels, wo seine Mitstreiter Chris Layton und Tommy Shannon alias Double Trouble keine geringeren als die damalige Rhythmussektion  von Stevie Ray Vaughan waren. Danach brachte Bramhall II zwei Soloalben auf den Markt und etliche namhafte Musikkoryphäen erkannten seine Qualitäten als Gitarrist, Songwriter, aber auch als Produzent.

So arbeitete er in verschiedenen Funktionen unter anderem für Sheryl Crow, Roger Waters, der Dereck Trucks Band, der Tedeschi Trucks Band, Gregg Allman und nicht zuletzt lange Zeit bei Eric Clapton mit. 2016 brachte er mit „Rich Man“ sein viertes Soloalbum heraus, welches von den Kritikern schon hochgelobt war.

Nun erscheint mit „Shades“ der Nachfolger, in dem Bramhall II wieder seine Klasse als Songwriter, Gitarrist und auch Sänger beweist. Die 12 Songs sind so vielfältig, wie die Stile der Musiker, mit denen er zusammen gearbeitet hat.

Als Einstieg in die Platte wählte der Texaner mit „Love And Pain“ einen psychedelisch angehauchten Rocksong, der in machen Phasen auch an David Bowie erinnert, und in dem er die Waffengewalt in den USA thematisiert, was ihn für mich, unabhängig von seiner Musik, in ein sehr positives Licht stellt. „Hammer Ring“ setzt die Art des Opener fort, wird aber in ein Gewand von härteren Gitarren gelegt.

Danach wird es etwas ruhiger und bei „Everything You Need“ kann sehr schön herausgehört werden, dass der Protagonist nicht umsonst jahrelang als die musikalisch rechte Hand Claptons galt, was nicht nur daran liegt, dass Mr. Slowhand selbst bei dieser sehr melodischen R&B-Nummer als Unterstützer mitwirkt.

„London To Tokyo“ fährt ähnlich fort, wobei dieser Track fast schon episch daherkommt. Ein Lied zum Träumen. Das bluesige Duett „Searching For Love“ mit Norah Jones als Gastmusikerin lässt Reminiszenzen an langsame Songs von Derek and the Dominos aufkommen.

Seine Kollegen von The Greyhounds aus Austin unterstützen ihn bei „Live Forever“, um den Zuhörer jäh aus seinen Phantasien zu reißen. Es wird schneller und rockiger. Die Gitarren werden „dreckiger“ gespielt, leichte psychedelische Züge sind wieder zu erkennen.

Mit „Break Apart To Mend“ wird es wieder ruhiger und DB2 reduziert die Begleitung auf das notwendigste, wobei ein Piano im Vordergrund steht und Gitarren nur vereinzelt im Hintergrund bemerkbar sind. Eine fast schon melancholische, aber wunderschöne Ballade, die dann mit einem virtuosen Gitarrensolo beendet wird.

Das folgende „She’ll Come Around“ eine bluesrockiges Midtempo-Stück, ähnelt in machen Passagen der Musik, als Jeff Lynne Größen wie George Harrisson produzierte, was sich auch bei „The Night“ fortsetzt.

„Parvanah“ unterbricht die vorherige Ruhe und musikalische Harmonie erneut. Es wird psychedelisch, zum Teil orientalische Einklänge und fast jazzige Züge zum Ende sind ein Alleinstellungsmerkmal auf diesem Album, ohne dass man den Eindruck hat, es wäre einfach dazugeschustert. In „Consciousness“ gelingt es Bramhall II verschiedenste Stile, vom Blues, über Americana, Folk, Pop oder Polka zu verschmelzen. Man ist überrascht, dass bei diesem Mix eine Harmonie gelingen kann.

Den Abschluss dieses großen Albums bildet eine bluesige Country-Southern-Nummer mit epischen Ausprägungen. „Going Going Gone“, eingespielt mit einer der zur Zeit größten amerikanischen Acts, der Tedeschi Trucks Band, kann fast schon als Hymne des Albums gesehen werden. Besonders beeindruckend die verschiedenen Soli, die zum Teil auch bei Pink Floyd gefallen würden. Diesen Song stelle ich mir in einer ‚Extended Version‘ als Hammerabschluss eines Livekonzertes vor.

Diese CD ist eine absolute Kaufempfehlung für Fans der Musik, an der Doyle Bramhall II mitgewirkt hat. Gespannt darf man sein, wie er diese Sachen live präsentieren wird. Er hat auf jedem Fall angekündigt, sich sehr zu freuen, sie für seine Fans auf der Bühne zu performen. Wenn dies der Fall ist, ist ein Besuch mit Sicherheit ein musikalischer Hochgenuss, was er schon bei seinem Dortmunder Konzert vor gut anderthalb Jahren bewiesen hatte.

Mascot Label Group (2018)
Stil: Rock & More

01. Love And Pain
02. Hammer Ring
03. Everything You Need
04. London To Tokyo
05. Searching For Love
06. Live Forever
07. Break Apart To Mend
08. She’ll Come Around
09. The Night
10. Parvanah
11. Consciousness
12. Going Going Gone

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Layla Zoe – 05.03.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Nach ungestümem Tatendrang, personifiziert durch die Mädels von Jane Lee Hooker, war für den Rest des weiblich dominierten Abends, ‚Diven-Time‘ angesagt. Fotograf Gernot und ich haben die charismatische Kanadierin Layla Zoe jetzt zum dritten Mal in noch gar nicht so lange zurückliegender Zeit erlebt.

Zum einen bei der vorletzten Rheinberger Bluesparty in der voluminösen Stadthalle, dann im Zentrum Altenberg in Oberhausen, einer mittelgroßen Location, und nun im eher Club-trächtigen Schwarzen Adler, quasi zum Anfassen. Bei allen drei Gigs stand ihr starker Gitarrist Jan Laacks als einzige Konstante zur Seite, gewechselt wurde jedes Mal die Rhythmusfraktion, die in Vierbaum diesmal mit dem rein deutschen Duo Claus Schulte und Christoph Hübner vertreten war.

Layla Zoe aktueller Silberling ist nach wie vor „Breaking Free“ und aus dem Fundus dieses Werkes bediente sie sich auch größtenteils.  Mit dem kräftigen „Backstage Queen“ ging’s los,  das shufflige, dezent progressive „Runaway“ (Laacks entlockte seiner Stratocaster z. T. Pink Floyd-ähnliche Klänge), das Southern-soulige „A Good Man“ (gefiel uns natürlich besonders), sowie das Hendrix-umwehte „Pull Yourself Together“ folgten samt der variablen Stimmgewalt der Protagonistin.

„Workinghorse“ mit Peter Frampton-Talkbox-Gedächtnis-Einlage  und das mit einem, in Southern Rock-Tradition gespieltem langen E-Gitarrensolo, verzierte „Why Do We Hurt The Ones We Love“, standen im Zeichen von Jan Laacks, der sich spielerisch noch einmal verbessert zu haben scheint (tolle Leistung!). Über das krachende „Why You So Afraid“ und das retrobehaftete „“Never Met A Man Like You“ ging es schon auf den Höhepunkt des Gigs zu.

„Highway Of Tears“, ein Stück, in dem es um verschwundene Frauen und deren verzweifelte Angehörige in Kanada geht, war dann am Ende das hoch-emotionale und auch das spielerisch stark dargebotene Finale, nach dem jeder andere Track, kaum noch hätte Wirkung entfalten können. Von daher ein absolut richtiger und stimmiger Ausklang.

Am Ende waren Gernot und ich uns einig, in der eher gedrungenen Räumlichkeit des Adlers, den bisher besten Auftritt des Rotschopfes erlebt zu haben. Layla Zoes Musik und einnehmende Aura kam einfach intensiver rüber, nicht nur aufgrund ihres Gangs von der Bühne ins Publikum bei der, unter die Haut gehenden Ballade „Sweet Angel“ (ein Song für ihre ehemals beste Freundin Marsha, die 2010 aufgrund eines Hirnaneurysmas gestorben ist).

So wurde der Sonntag-Abend mit Jane Lee Hooker und Layla Zoe , der unter dem Motto ‚Double Trouble‘ gestartet war, am Ende eher ein ‚Twice the Fun‘ für alle Beteiligten. Danke dafür natürlich auch explizit an Ernst Barten und Ruf Records!

Line-up:
Layla Zoe (lead vocals)
Jan Laacks (electric guitar, vocals)
Christoph Hübner (bass, vocals)
Claus Schulte (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Layla Zoe
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Ruf Records
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