Colin James – Miles To Go – CD-Review

CJames_300

Von Colin James besaß ich bis dato genau eine Scheibe und zwar „Fuse“ aus dem Jahr 2000. Ein heute immer noch zeitloses, durchgehend starkes Rock-Album, mit u. a. den zwei Killerballaden „Hated When I See You Cry“ und „Of All The Things To Throw Away“, das ich auch heute noch jedem Hörer guter Musik nur wärmstens empfehlen kann.

Warum ich mich mit dem aus Regina, Sasketchawan, stammenden Kanadier danach nicht weiter beschäftigt habe, ist mir teilweise selbst ein Rätsel, aber wohl größtenteils meinem schnelllebigen Rezensenten-Leben geschuldet. Wenn man aus irgendwelchen Gründen mit so manchen Künstler nicht wieder direkt konfrontiert wird, fällt er im Wust der ganzen heutigen Veröffentlichungen manchmal einfach durchs Raster, sollte er auch noch so einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.

Mittlerweile sind jetzt fast 20 Jahre vergangen und da liegt vor kurzem tatsächlich ein neues Werk, des umtriebigen und vielseitigen Musikers in meinem Briefkasten. Der Beipackzettel offeriert mir, dass Colin sich in letzter Zeit altbekannter Blues-Recken verschrieben hat und dies schon auf seinem letzten Silberling „Blue Highways“, als auch jetzt, mit „Miles To Go“ ‚dokumentiert‘ hat.

Und so stammen „One More Mile“, das quasi als Center-Stück, den Longplayer in einer elektrischen und akustischen Version zu Anfang und Ende einrahmt, sowie „Still A Fool“  von einem gewissen McKinley Morganfield, Blues-Anhängern natürlich als Muddy Waters in Haut und Haare übergegangen.

Für die Instrumentierung auf seinem 19. Longplayer hat sich James, der natürlich singt und die elektrischen Gitarrenparts vornehmlich auf einer Gibson ES-335 eingespielt hat, Leute wie Geoff Hicks, Steve Pelletier, Jesse O’Brien, Chris Cadell, Steve Mariner (mit markanter Harmonica-Präsens), Jerry Cook, Rod Murray, The Sojourners (BGV), Colleen Rennison und Colin Nairne ins Studio geholt. Aus alten „Fuse“-Zeiten halten ihm auch heute noch Simon Kendall (Hammond Organ) und Steve Hiliam (Tenor Saxophone) die Treue.

Die neu arrangierten Tracks von damaligen Größen wie u. a. Howlin‘ Wolf, Blind Willie Johnson, John Mertis und Little Willie John (mit dem Southern Rock-Fans auch durch die Allman Brothers bestens bekannten „Need Your Love So Bad“)  oder Robert Johnson, haben ihren besonderen Reiz durch die wesentlich modernere und kräftigere Umsetzung  (teilweise mit zünftig plusternder Bläserfraktion) und Wirkung, auch natürlich dank heutiger technischer Aufnahmestandards.

Highlights für mich persönlich sind allerdings die beiden Stücke aus James‘ eigener Feder. Das slow-bluesige „I Will Remain“ eröffnet sofort Assoziationen an Peter Greens „In The Sky“-Comeback-Zeiten und „40 Light Years“ groovt leicht und lässig in bester J.J. Cale-Manier zu Stratocaster-Klängen vor sich hin.

Auch wenn mir persönlich, ehrlich gesagt, ein Colin James im „Fuse“-Stil etwas mehr zusagt, ist „Miles To Go“ doch ein Album, das im Blues-Kontext für sich gesehen, natürlich ein Klasse-Teil geworden ist und der geneigten Klientel bestens gefallen sollte. Bleibt zu hoffen, dass der Weg des Kanadiers noch viele musikalische Meilen beinhalten wird, und, sofern man mich hoffentlich mit der Nase drauf stößt, gerne dann auch wieder mit der einen oder anderen zukünftigen Rezension…

True North Records (2018)
Stil: Blues Rock

01. Miles To Go
02. Still A Fool
03. Dig Myself A Hole
04. I Will Remain
05. 40 Light Yeras
06. Ooh Baby Hold Me
07. Black Night
08. Soul Of A Man
09. See That My Grave Is Kept Clean
10. I Need Your Love So Bad
11. Miles To Go (Acoustic version)

Colin James
Colin James bei Facebook