Blues Caravan – 2018 – CD-/DVD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der Blues Caravan von Ruf Records kann mittlerweile als eine Institution gesehen werden, bei der jährlich drei Bluesmusiker gemeinsam einen Abend gestalten. Somit ist eine Abgrenzung zu den ‚klassischen‘ Festivals zu erkennen. Jeder Akteur hat die Möglichkeit, eigene Songs zu performen, wobei immer wieder auch andere Künstler dazu stoßen können  oder alle gemeinsam zu einer Einheit verschmelzen.

Bisher war es so, dass drei aufstrebenden Bluesmusikern die Möglichkeit gewährt wurde, sich einem größerem Publikum zu zeigen und so ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.

In diesem Jahr ist Thomas Ruf von dieser Tradition abgewichen und hat mit Mike Zito und Bernard Allison zwei musikalische Schwergewichte der Bluesszene in den Caravan gesteckt und ihnen mit der Kroatin Vanja Sky eine noch junge Bluesmusikerin zur Seite gestellt.

Grund dafür ist vermutlich, dass Ruf mit Luther Allison 1984 in das Bluesgeschäft einstiegen war und sich dieses Jahr der Tod von Luther zum 20ten Mal jährt.

Soviel zu Vorgeschichte über das Projekt Blues Caravan 2018. Im Frühjahr 2018 gaben die drei Protagonisten auch in Dortmund ein begeisterndes Konzert, über welches wir berichteten.

Es kann vorweg genommen werden, dass sich die Eindrücke aus der westfälischen Metropole, auch auf dem Package, bestehend aus CD und DVD, gut wiedergegeben werden. Auf der DVD wird den Musikern bei vielen Nahaufnahmen schön auf die Finger geschaut, aber meist eine Perspektive gewählt, als stände man in einer der ersten Reihe vor der Bühne. Auf unnötigen technischen Aufnahme-Schnickschnack wird lobenswerterweise verzichtet.

Die Aufnahmen sind chronologisch zum realen Ablauf des Konzertes so gewählt, dass alle drei, unabhängig vom Bekanntheitsgrad, mit der selben Zahl von Stücken auf der DVD und auch der CD zu finden sind. Ausnahme ist die Begleitband, bestehend aus Roger Inniss am Bass und Mario Dawson an den Drums, die den Set durchspielen und auch visuell immer wieder in Szene gesetzt werden.

Nach einleitenden Worten von Thomas Ruf und der Vorstellung der Künstler spielen alle drei zusammen, wie könnte es passender sein, mit „Low Down Dirty“ einen Luther Allison-Klassiker. Die wechselnden Gesangsparts von Mike Zito, Vanja Sky und Bernard Allison geben dem Song dabei einen besonderen Charme und alle drei wissen in den Soloparts mit ihrer Fingerfertigkeit zu brillieren.

Die folgenden vier Songs, alle aus dem Soloalbum „Bad Penny“ von Vanja Sky, läuten einen bluesrock`n`rollenden Teil des Konzertes ein. Unschwer ist zu erkennen, dass Rory Gallagher und Stevie Ray Vaughan musikalische Vorbilder der jungen Kroatin sind. Alle vorgetragenen Tracks sind von einem kraftvollen, fast schon hard rockenden, aber immer sehr melodischen Blues geprägt und Sky zeigt ihre vielfältigen Spieltechniken. Dabei beweist sie im Einklang mit ihrer prägnanten Stimme, dass sie durchaus das Zeug hat, bedeutender Bestandteil der aufstrebenden weiblichen Blues-Szene zu werden.

Hier Songs fällt kein Stück ab. Beim kraftvollen „Crossroads Of Life“ offeriert sie ihre jammenden Qualitäten, in „Married Man“, mit Unterstützung vom slidenden Mike Zito, dass sie auch ruhig und gefühlvoll kann. Der erste Gitarrenanschlag ihres letzten Songs reicht, und der Bluesfan weiß, was kommt: Eine kraftvolle Coverversion des Titelsongs ihres Albums „Bad Penny“. Auch eine entsprechende weibliche Stimme kann also zur Musik von Rory Gallagher ganz gut passen.

Die nächsten vier folgenden Tracks gehören Mike Zito, der schon in seiner Ansage ankündigt, was den Zuhörer erwartet. Blues mit texanischen und damit auch einhergehenden Southern-Einflüssen. Ein sehr schöner Kontrast zum etwas raueren Part von Sky. Bei „One More Train“ legt Mike die Latte schon im ersten seiner Songs hoch. Sehr schön kommt die klare Stimme Zitos zum Tragen und ein sichtlich gut gelaunter Musiker lässt Blues und Southern Rock miteinander verschmelzen. Er glänzt mit gefühlvollen Soli an seiner mit dem Peace-Symbol verzierten Gitarre.

Die hier auf der DVD widergespiegelte friedvolle Stimmung könnte mit Sicherheit auch der Welt gut tun. Das folgende „Keep Coming Back“ steht im Zeichen seiner Stärke als einer der besten Slidegitarristen. Mit „Wasted Time“ folgt ein klassischer Bluestrack, gespickt mit texanischen Rock-Elementen. „Make Blues Not War“ von seiner gleichnamigen Platte aus 2016 ist sein letzter Song, der in der Tradition des Blues, sowohl als Programm für das Konzert, als auch als Botschaft an die Menschheit gesehen werden kann.

Nach einem kurzen Break, der bei der Aufnahme durch den Übergang deutlich wird, setzt Bernard Allison die Show fort. Mit „In The Open“ vom 1997 Album „Keepin‘ The Blues Alive“ bringt er zunächst ein Instrumental, das direkt seine Qualitäten an der Gitarre in den Mittelpunkt stellt.

Mit „Rocket 88“ folgt ein Coverstück, das vielfach als eines der ersten im Rock’n’Roll gilt und Anfang der 50er Jahre von Ike Turners Band Kings Of Rhythm unter dem Pseudonym Jackie Brenston And His Delta Cats genutzt wurde.

Allison interpretiert den Song rau und mit furiosen Soli. „The Way Love Was Meant To Be“, eine sehr schöne, 1997 selbst geschriebene, melodisch-ruhige Nummer, wird in ihrer leichten Melancholie nur von mehreren Soli, dann aber jäh, unterbrochen.

Zum Abschluss seines Soloparts lässt Allison im Instrumental „Testify“ noch einmal seine ganze Klasse an seinem Paradeinstrument raus – ganz im Sinne der geerbten musikalischen Gene seines Vaters.

Danach sitzen die Musiker wieder in einem Boot oder besser gesagt, in einem Caravan. Mike Zito stößt im nächsten Lied dazu, um danach auch Vanja Sky wieder miteinzubinden. Zito und Allison würdigen im Medley „Bad News Is Coming“ und „Bad Love“ die beiden Bluesgrößen Luther Allison und Eric Clapton.

Überhaupt stehen die gemeinsamen Songs im Zeichen von Luther Allison. Bei einer knackigen Version von „Life Is A Bitch“ haben alle drei Künstler sowohl ihren stimmlichen wie instrumentalen Anteil, wodurch der Song eine ganz eigene, Strahlkraft bekommt.

Stilistisch zieht sich dieser wechslende Gesang auch durch die folgenden , „Move From The Hood“, „Serious (As A Heartattack)“, einer melancholischen Version des Stückes, das Bernard Allison in seiner Ansage seinem Vater widmet und „Give Me Back My Wig“, welches anfangs fast hymnisch den Abschluß einer gelungenen DVD bildet, um im weiteren Verlauf noch einmal in einer Mischung aus Rock’n’Roll und Blues mit mehreren Gitarrenduellen, inclusive Bass zu enden.

Als Fazit kann gesagt werden, dass Ruf Records mit der DVD/CD zum Bluescaravan 2018 eine, auch in der Songauswahl vortreffliche Kompilation zur Tour gelungen ist, die in der Sammlung eines Bluesfans nicht fehlen sollte, da hier auf einer Scheibe drei sehr unterschiedliche Künstler, verschiedene Arten des Blues miteinander verschmelzen lassen.

Auch nach Veröffentlichung des Packages wird der Blues Caravan mit mehreren Konzerten in Europa, auch in den Niederlanden fortgesetzt und der geneigte Fan hat noch einmal die Möglichkeit diese Spitzenzusammensetzung live zu erleben und sich eventuell einen erstandenen Silberling unterzeichnen zu lassen. In dem Zusammenhang macht es mich persönlich stolz, dass ich einen kleinen Anteil an dem Album, in Form einiger Bildaufnahmen, hatte.

Line-up:
Vanja Sky (lead vocals, electric guitar)
Bernard Allison (lead vocals, electric guitar)
Mike Zito (lead vocals, electric guitar)
Roger Inniss (bass, vocals)
Mario Dawson (drums, vocals)

Ruf Records (2018)
Stil: Blues Rock

DVD:
01. Intro Tom
02. Low Dowwn And Dirty
03. All Night
04. Crossroads Of Life
05. Married Man
06. Bad Penny
07. One More Train
08. Keep Coming Back
09. Wasted Time
10. Make Blues Not War
11. In The Open
12. Rocket 88
13. The Way Love Was Meant To Be
14. Testify
15. Bad News Is Coming / Bad Love (Medley)
16. Life Is A Bitch
17. Move From The Hood
18. Serious (As A Heart Attack)
19. Give Me Back My Wig

CD:
01. Low Dowwn And Dirty
02. All Night
03. Do You Wanna?
04. Married Man
05. Keep Coming Back
06. Wasted Time
07. Make Blues Not War
08. In The Open
09. Rocket 88
10. The Way Love Was Meant To Be
11. Life Is A Bitch
12. Serious (As A Heart Attack)

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Ruf Records

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