Ally McMirror – Never – CD-Review

Die Anfänge zu Ally McMirrors Scheibe „Never“ gehen vermutlich ins Jahr 2011 oder noch eher zurück. Da brachten die Herren Fred Zahl und Jimi Jamison unter dem Namen One Man’s Trash eine schöne, sich auch in meinem Portfolio befindliche Melodic Rock-Platte namens „HiStory“ heraus.

Das war mit einer Scheibe aus dem gleichen Jahr in Zusammenarbeit mit Bobby Kimball wohl auch das letzte musikalische Lebenszeichen des legendären Survivor-Sängers, der ja bekanntlich 2014 an einem Herzinfarkt verstorben war.

Da sich die beiden One Man’s Thrash-Stücke „She Shines“ und „Long Time“ auch auf dieser CD in modifizierter Form ebenfalls unter Mitwirkung Jamisons wiederfinden, gehe ich stark davon aus, dass hier Gesangsspuren von damals, mit in die jetzt von Ally McMirror besungenen Tracks hinzugefügt, beziehungsweise integriert wurden.

Kommen wir nun aber zur Protagonistin des Werkes. Hinter Ally McMirror verbirgt sich eine gebürtige Berlinerin namens Ute Spiegel, die lange Zeit als Krankenschwester tätig war, bis sie ihre eigentliche Passion fürs Ranchreiten und Singen entdeckte.

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die beste Sängerin im ganzen Land?“ hieß es wohl schon einige Zeit später. Und so wurde sie 2018 von Fred Zahl für die achte Staffel von ‚The Voice Of Germany‘ angemeldet, kam aber mit der Performance von Chers „Heart Of Stone“ allerdings nicht über die ‚Blind Auditions‘ hinaus.

Ihr nun von Fred Zahl komplett eingespieltes und produziertes Debüt „Never“ bietet eine schöne, weitestgehend angenehm ins Ohr fließende Mischung aus melodischem Rock, manchmal mit einem ganz dezenten Countrytouch.

Der Opener „Hellride“ erinnert mich irgendwie an einstige Sachen von Roxette („Joyride“). Sass Jordan, Texas, Eve Selis, Robin Beck, Chrissie Hynde oder Sari Schorr sind weitere Namen die mir beim Durchlaufen der Lieder in den Sinn kommen.

Als Highlights entpuppen sich dann auch die beiden o. a. Stücke mit ‚Jamison-Beteiligung‘, das eingängige balladeske Titelstück „Never“ und besonders die Schlussphase mit den letzten vier Tracks, in der der das Countryfeeling omnipräsenter wird.

Was mir nicht so gefällt, ist die sehr gesangslastige und auch etwas, wie am PC, zusammengestellt wirkende Produktion. Bei Songs wie „I Told You“ oder „Matter Of Passion“ hört sich McMirrors Stimme zudem ein wenig ‚leiernd‘ an.

Trotzdem ist „Never“ eine Platte, die sich insgesamt sehen lassen kann und einen lang gehegten Wunsch der Künstlerin, und zwar Dinge, die man sich erträumt, nicht aufzuschieben, sondern in die Tat umzusetzen, authentisch reflektiert.

Band Line-up:
Fred Zahl: all instruments
Ally McMirror: voice

Starhouse Records (2018)
Stil: Melodic Rock / Country Rock

Tracklist:
01. Hellride
02. She Shines
03. Never
04. I Told You
05. Anyway
06. What If
07. Matter Of Passion
08. Prayer
09. Red Rabbit
10. Long Time
11. Quiet

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Sister Hazel – Fire – EP-Review

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Wenn ich Ken Blocks einzigartige, so herrlich ‚näselnde‘ Stimme, samt eines der weiteren, vielen vielen Sister Hazel-Ohrwürmer aus den Boxen erklingen höre, weiß ich, dass meine persönliche musikalische Welt immer noch Ordnung ist.

Jetzt gibt es nach „Water“ und „Wind“ mit „Fire“ die dritte EP aus ihrem vierteiligen Elemente-Zyklus. Und die lässt es einem, mit dem wunderbar melodischen Opener „Every Heartbreak“, direkt wieder warm ums Herz werden.

Ein typischer Sister Hazel-Track mit den gewohnten Komponenten wie einer markanten Eingangshook, eben Blocks markantem Gesang, Tempi- und Stimmungswechseln, toller Gitarre von Ryan Newell (hier mit Slide), Harmoniegesänge und alles dann noch schön eingängig zusammen geschnürt.

Das folgende von Rhythmus-Gitarrist Drew Copeland gesungene dynamische „On And On“ offeriert ein weiteres Luxusproblem des so beständigen, durch Jett Beres (Bass) und Mark Trojanowski (Drums) vervollständigtem Quintetts, das mittlerweile auch bei uns verdient hätte, über ihren Insiderstatus hinaus, bekannt zu werden. Copeland ist nämlich ebenfalls ein außerordentlich guter Lead-Sänger, der hier mit „Fire“ und „She’s All You Need“ auch einen fast gleichwertigen Anteil am Frontmikro hat.

Das Titelstück ist diesmal klar der Mittelpunkt der EP (selbst von der Platzierung her). Ein sehr schön atmosphärischer Midtemposong mit einem dezenten Southern Rock-Touch, der sich am Ende in Newells tollem E-Gitarren-Solo in Marshall Tucker-Manier äußert. Auch das roots-poppige „She’s All You Need“ mit seinen pettyesken Zügen im Refrain und der Bruce Hornsby-angelehnten Piano-Passage, hat Chartpotential, sofern es von den Radiostationen mal erkannt werden würde.

Block glänzt dann bei den restlichen „Life And Love“ (Tex-Mex-Flair), dem herz-Schmerz-Lovesong „Here With You“ und dem ziemlich krawallig verlaufenden Finalstück „Elements III (Growin‘ Up)“, das, man glaubt es im Zusammenhang mit Sister Hazel kaum, anfangs an alte Queen-Zeiten erinnert (Mercury-ähnelnde Stimme und May-mäßig aufbrausende E-Gitarre) und dann in eine kurze Uptempophase mit schnellem Gesang und Honkytonk-Piano mündet, um dann abrupt zu enden.

Auch das dritte ‚Element‘ von Sister Hazel zündet von vorn bis hinten. Sieben tolle Lieder in gewohntem Sister Hazel-Ambiente! Schön zu sehen, beziehungsweise zu hören, dass das Feuer von Block, Copeland & Co. noch lange nicht erloschen zu sein scheint.

Croakin‘ Poet Records (2019)
Stil: Southern (Rock) Pop

01. Every Heartbreak
02. On And On
03. Life And Love
04. Fire
05. She’s All You Need
06. Here With You
07. Elements Part III (Growin‘ Up)

Sister Hazel
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Kaylor Girl Promotion

Wille & The Bandits – Paths – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Im Südwesten Englands entwickelt sich eine Band zum Exportschlager, die man mit ihrem rauen Blues- und Roots-Rock rein musikalisch eher den USA zuordnen würde. Wille & The Bandits sind aber ein Rock-Trio aus Plymouth, UK, dem es gelingt, verschiedene Musik-Genres zu verschmelzen, einen einzigartigen Sound zu kreieren und diesen hoffentlich auch fernab von GB weiter zu verbreiten.

Seit dem Jahr 2010 haben sie bereits vier Studioalben veröffentlicht und konnten durch Auftritte im Rockpalast oder bei den legendären Isle of Wight und Glastonbury Festivals auf sich aufmerksam machen und dort auch ihre außerordentliche Qualität als Live-Band unter Beweis stellen. Kein Wunder also, dass sie für Deep Purple die beste Support-Band sind und Blues-Größe Joe Bonamassa die Musik der Engländer in den höchsten Tönen lobt und Wille Edward als fantastischen Slide-Spieler bezeichnet.

Der Opener „One Way“ des neuen Albums „Paths“, startet wie ein altes Chicago-Blues-Stück und geht dann über in erdigen Roots-Rock, der durch die fesselnden Gitarrenriffs an Rory Gallagher erinnert. „Make Love“ ist rhythmisch ein wenig abgehackt und geht Richtung schwerem Blues begleitet von Funk-Elementen. Mit „Victim of the Night“ und „Four Million Days“ folgen zwei melodische Rock-Pop Songs.

Der erste, in seichte Gitarren-Passage gekleidet und der zweite, balladenartig mit Akustik-Intro und Streicher-Verstärkung. „Keep it on the Down-Low“ ist der ungewöhnlichste Song des Longplayers. Hier werden in den Strophen teils starke Hip-Hop und Funk Akzente gesetzt. Die zusätzliche Pedal Steel Guitar von Wille Edward lässt den Song beinahe experimentell wirken.

Der swingende Ohrwurm-Refrain von „Judgement Day“ ist CCR-Rock vom feinsten. „Find My Way“ ist hingegen purer Hard-Rock in Black Stone Cherry Manier. Das lange Intro zu „Watch You Grow“ ist psychedelisch aufgebaut, setzt sich wechselhaft fort und mündet in einem Dire-Straits-artigen, gitarren-forcierten, Midtempo-Stück. Der abwechslungsreiche Weg dieses Albums endet bei der ausgefeilten Southern-Rock-Nummer „Retribution“, die im schweißtreibenden Retro-Sound ein musikalisches Südstaaten-Feeling aufkommen lässt.

Die Vielseitigkeit der Band ist auch an der technischen Versiertheit bei der Produktion des neuen Werkes zu erkennen: Wille Edwards an fünf verschiedenen Gitarrentypen, inklusive Dobro und Lap-Steel-Gitarre. Matt Brooks am Six- und Five-String-Bass und Cello. Drummer Andrew Naumann trommelt dabei auf allen Percussion-Werkzeugen, mit denen man Töne erzeugen kann. Neben seinem Schlagzeug bringt er typische Weltmusik-Instrumente, wie z.B. Djembes, Congas, Tongue Drums oder Udu ein.

Ab April wird das Rock-Trio auch in Deutschland live zu sehen sein und ihr neues Werk „Paths“ im Gepäck haben – dann können sie auch ihrem vorauseilenden Ruf als Power-Jam-Band gerecht werden. Aktuell geht es aber erst einmal nur in eine Richtung für Wille & The Bandits: Mit „Paths“ befinden sie sich auf dem direkten Weg zum Album des Jahres!

Farm Hand Records/Rough Trade (2019)
Stil: Roots-Rock, Blues-Rock

Tracklist:
01. One Way
02. Make Love
03. Victim of the Night
04. Four Million Days
05. Chakra
06. Keep it on the Down-low
07. Judgement Day
08. How Long
09. Find My Way
10. Watch You Grow
11. Retribution

Wille & The Bandits
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Starkult Promotion

Vanderlinde – Entering The Circus – CD-Review

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Vanderlinde, um ihren Mastermind Arjen van der Linde, betreten zum siebten Male in Sachen neuen Album, den heute schier endlos und unübersichtlich erscheinenden Musikzirkus.

„Entering The Circus“ heißt demnach das mit satten 18 neuen Eigenkreationen randvoll gefüllte neue Werk und wurde diesmal in Waimes, einem kleinen beschaulichen Ort in den belgischen Ardennen, von Erwin Musper (u. a. David Bowie, Van Halen, Chicago, Def Leppard) produziert.

Dezenz, Ästhetik und Regeneration sind Attribute, die mir spontan bei der Gesamt-Charakterisierung der Stücke einfallen. Alles wirkt so angenehm unaufgeregt, schön und relaxt instrumentiert. In hektischen Zeiten wie diesen, wo man sich größtenteils wie ein Getriebener fühlt, eine willkommene Gelegenheit, mal einfach abzuschalten und ‚Fünfe gerade sein zu lassen‘.

Die Band, im Grundgerüst bestehend aus Arjen van der Linde, Wietze Koning, Bart Schwertmann , Christof Bauwens und Fokke de Jong, ergänzt um Musiker wie JB Meijers, Roel Spanjers und Dana Keller (Marvin Gaye/Stevie Wonder), sowie dem Noordpool String Quartet, serviert uns vornehmlich eine Reise von den sechziger bis achtziger Jahren, allerdings unter den heutigen modernen Produktionsbedingungen.

Assoziationen zu Acts wie den Beatles, Crosby, Stills & Nash, Smokie, Eric Carmen, Poco, Eagles, David Bowie, Del Amitri, Venice und Doc Walker oder Acoustic Garden aus aktuelleren Gefilden werden automatisch sich in so manchen Hooks, Melodien und Songschnipseln geweckt.

Als meine persönlichen Favoriten in einem harmonisch zusammengestellten Konstrukt entpuppen sich eingängige und wunderbar melodische Lieder wie der Ohrwurm „Is It You Babe?“, countryesk angehauchte Stücke wie „Over The Moon And The Stars“ und „All She Ever Knew“, das smoothe „Yes I’m Home“ und das southern-soulige „Where I Belong“ (mit herrlichem Akkordeon).

Und selbst wenn es bei Tracks der Marke „Dixie Down Blues (Last Night On Earth)“, „Clutch And Drive“ und „Beat Of The Street“ mal etwas (southern) rockiger und E-Gitarrenlastiger (zum Teil mit schönen Slides) zugeht, wartet man auf ein Durchdringen oder Erschüttern der stoischen Ausrichtung des Gesamtwerkes vergebens.

Aufgeschlossene Passionisten von Rockmusik der härteren Gangart sollten  lieber zunächst mal reinschnuppern, alle, die sich gerne mal zum Abschalten auf die Couch ‚hauen‘, um sich von wunderbaren Melodien und stilvollen Instrumentierungen betören lassen, finden in Vanderlindes neuem Longplayer ihren Stoff,  um wieder ‚in die Spur zu kommen‘ oder ‚den Akku neu aufzutanken‘.

Vanderlinde präsentieren sich auf  „Entering The Circus“ als die personifizierte rockmusikalische Alternative zur Entschleunigung unseres von steter Unruhe und Wandel geprägten Lebens. Balsam für die Seele und somit unter Umständen auch therapeutisch von Nutzen.

Snakebite Records (2019)
Stil: Rock

01. World War Avenue
02. Over The Moon And The Stars
03. Is It You Babe?
04. When White Is Your Only Colour
05. All She Ever Knew
06. Bury The Hatchet
07. Floating On Water
08. Dixie Down Blues (Last Night On Earth)
09. When Will You?
10. To Your Door
11. Dwell With Me
12. Watch Your Game
13. Soaring
14. Clutch And Drive
15. Yes I’m Home
16. Where I Belong
17. Beat Of The Street
18. Your Tenderness

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Jesse Kinch – I’m Not Like Everybody Else – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Musik-Castingshows gibt es mittlerweile wie „Sand am Meer“. In allen erdenklichen Formaten werden neue Superstars gesucht. Allein in Deutschland konkurrieren mit „DSDS“, „Voice of Germany“ oder „Das Supertalent“ regelmäßige Sendungen, um die nächste große Entdeckung zu präsentieren. International, vor allem im englischsprachigen Raum, sind Castingshows ebenso zahlreich im TV vertreten. Die Erfolgreichen dieser Shows können den schnellen Erfolg jedoch meistens nicht lange aufrechterhalten und bleiben oft nur als One-Hit-Wonder im Gedächtnis.

Der Sieger der US-Show „Rising Star“, Jesse Kinch, musste sich 2014 dem Urteil der Jury aus US-Country-Star Brad Paisley, Pop-Sternchen Kesha und Rapper Ludacris stellen. Entgegen der weit verbreiteten Methode, Gewinner solcher Sendungen sofort zu vermarkten und Alben zu veröffentlichen, beschritt Kinch, teils unfreiwillig, einen anderen Weg. Aufgrund von Unstimmigkeiten mit seinem früheren Label über seine musikalische Ausrichtung konnte sein Debüt-Album leider erst vier Jahre (inklusive Label-Wechsel) nach seinem TV-Erfolg erscheinen.

Die Vorab-Single „Preaching Like The Pope“, zu der auch ein Musikvideo aufgenommen wurde, ist für diese Platte ein stimmiger, rockiger Opener mit überzeugendem Refrain. Im 90er ‚Take That-Stil‘ wirkt die schöne Rock-Ballade „How Do I Reach You (The Last Veil)“ besonders eindrucksvoll. Die Auswahl des Ray Davies-Covers und Titelstücks „I’m Not Like Everybody Else“ kann auch als persönliches Statement verstanden werden, da der 24-jährige als Casting-Show-Gewinner nicht den üblichen Einstieg ins Musikbusiness hatte. Der ursprüngliche Beat-Song begeistert als sehnsuchtsvolle Rock-Ballade mit Streicher-Arrangement. Auf „After All These Lovers“ kommt seine Bariton-Stimme voll zum Einsatz. Die Spencer Davies Group-Adaption „I’m A Man“ bleibt hingegen sehr nah am Original.

Bis auf das Schlagzeug hat Kinch in Lenny Kravitz-Manier alle Instrumente selbstständig eingespielt. Insgesamt werden acht Eigenkompositionen und fünf Cover-Songs angeboten, deren Schwerpunkt in den 1960er Jahren liegt, eine Phase, die Kinch auch als sehr wichtig für seine Musik erachtet und dabei bekannte Größen, wie Jim Morrison, Jimi Hendrix oder CCR als Vorbilder nennt.

„No Reason At All“ hat einen 1960er-Beat-Anstrich und „Nighttime New York City“ ist viel bluesiger als die anderen Songs. Der Michael-Jackson-Pop-Hit „Billie Jean“ verwandelt sich bei Jesse Kinch in eine einfühlsame Rock-Ballade und wird von Streichern im langsamen Rhythmus begleitet. Das vielfach neu aufgelegte „I Put A Spell On You“ ragt leider nicht aus der Masse der zahlreichen Versionen heraus. An den Beatles Song „This Boy“ von der „Meet the Beatles“-LP (1964) wagt sich Kinch ebenfalls heran, weicht aber nicht bedeutend von der Lennon/McCartney-Originalausgabe ab. Der letzte Track „Tamed“ ist vielschichtig komponiert, Gitarrensolo, Schlagzeug- und Keyboard-Parts bringen die Scheibe rockig zum Ende.

Auf seiner Debüt-Platte „I’m Not Like Everybody Else“ beweist Jesse Kinch, dass er aus der Menge der Casting-Show Teilnehmer qualitativ herausragt. Es ist zu hoffen, dass er sich zukünftig mit seinen musikalischen Ideen und Fähigkeiten behaupten kann.

Curb Records (2018)
Stil: (Retro) Rock-Pop / Singer/Songwriter

Tracks:
01. Preaching Like The Pope
02. How Do I Reach You (The Last Veil)
03. I’m Not Like Everybody Else
04. After All These Lovers
05. I’m A Man
06. Rain On The Dog
07. Masami (The Elegant Beauty)
08. No Reason At All
09. Nighttime New York City
10. Billie Jean
11. I Put A Spell On You
12. This Boy
13. Tamed

Jesse Kinch
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Red Beard, 20.12.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

RB-haupt

Das Musikjahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen und was kann es Schöneres geben, als die Konzertsaison nochmals mit einem verheißungsvollen Teenage Head Music-Southern Rock-‚Jung-Act‘ in unserer geliebten Kulturrampe abzuschließen.

Zunächst möchte ich kurz ein paar salbende Worte über diese beiden langjährigen Kooperationspartner verlieren. Das Label Teenage Head Music um ihren Mastermind Manny Montana hat auch 2018 wieder einen unermesslichen Beitrag geleistet, den Southern Rock in Europa präsent zu halten. Besonders lobenswert aus meiner Sicht, dass man sich nicht auf den Lorbeeren funktionierender arrivierter Bands ausruht, sondern immer bestrebt ist, neuen jungen, nicht minder talentierten Combos, eine Plattform zu bieten.

Gar nicht oft genug kann man den Einsatz von Markus ‚Pille‘ Peerlings hervorheben, dem es auch dieses Jahr wieder mit unermesslichem Einsatz, trotz der begrenzten Möglichkeiten seiner Krefelder Kult-Location, gelungen ist, ein Wahnsinnsprogramm auf die Beine zu stellen, und der auch für 2019 schon wieder die Weichen für tolle Musik gestellt hat. Danke lieber Pille, wo wäre bodenständige Rockmusik heute ohne Typen wie dich und solche Clubs?

Kommen wir aber nun zu Red Beard, eine mir bis dato nur namentlich bekannte Band von den Kanaren (mit denen ich in meinem bisherigen Leben nur urlaubstechnisch in Berührung gekommen bin). Die hatten mit ihrem, vom geschätzten Kollegen Michael Segets reviewten Album „Dakota„, einen aktuellen Longplayer am Start.

Nachdem Bandchef Jaime Jiménez Fleitas und der quirlige Lead-Gitarrist Fabio La Perna ihre Arbeitsgeräte bei einem kurzen Intro im Twin-Modus ‚vorgeglüht‘ hatten, wurde mit „Something Real“ durch ein ein kurzweiliges Gemisch aus Southern- und Country Rock-Ingredienzien losgestampft.

Soweit ich meine handschriftlichen Notizen überschauen kann, wurde in dem gut 20 Stücke umfassenden Programm (inklusiv der beiden launigen Zugaben „I’m Trying To Do My Best“ und „Hold On“) bis auf zwei Cover-Nummern („Can’t You See“ und „Midnight Rider“), auf den Fundus ihrer bestens anhörbaren Eigenkreationen gesetzt.

Auffälig war, das bei vielen Stücken eingestreute Stones-Gitarrenriff-Fundament als Rhythmus-Untermalung, das dann mit den typischen Zutaten à la Skynyrd, Marshall Tucker, Georgia Satellites oder auch Blackberry Smoke (bei Country-lastigeren Sachen wie zum Beispiel „I Can’t Slow Down“) kombiniert wurde.

Das neue Album „Dakota“ wurde dabei lobenswerter Weise komplett vorgestellt. Klasse hier u. a. der Opener des Werkes „A Place To Settle Down“ mit seinen „Sweet Home Alabama“-Reminiszenzen oder der schunklige Footstomper „Begging For More“. Wenn es dem regelrecht bescheiden wirkenden Fronter Jaime Jiménez Fleitas vielleicht gelingt, noch etwas kommunikativer (vielleicht mal mit ein paar Ansagen oder Anekdoten vor den Songs) und mitreißender auf das Publikum zuzugehen, kann hier in Zukunft ein äußerst verheißungsvoller Southern Rock-Live-Act gedeihen.

Insgesamt aber ein musikalisch überzeugendes Debüt von Red Beard in der Krefelder Kulturrampe, das von etwa 50 Zuschauern zurecht mit viel Applaus und teilweise fast ekstatischem ‚Updancen‘ anerkannt wurde. Die Spanier reihen sich damit würdig in Liste von Bands der jungen New Southern Rock-Generation wie Robert Jon & The Wreck, Voltage, The Trongone Band, Them Dirty Roses, The Vegabonds & Co. ein, deren Entwicklung mit Spannung weiterverfolgt werden darf. Ein sehr gelungenes Jahresfinale in der Rampe!

Line-up:
Jaime Jiménez Fleitas (lead vocals, electric guitar)
Fabio La Perna (electric guitar, vocals)
Francisco Marrero Fajardo (bass)
Josiño Perez (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Red Beard
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider Webseite

Adam Toms – Where Were You? – CD-Review

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Review: Michael Segets

Adam Toms’ „Where Were You?” schoss in seinem Heimatland Australien auf Platz 9 der itunes-Country-Charts. Dass Toms der Country-Ecke zugeordnet wird, verdankt er wohl hauptsächlich dem Vorgänger „Rich Man“ (2013). Musikalisch ist die überwiegende Anzahl der Songs seines aktuellen Werks stärker am Rock orientiert. Dennoch führt der sozial engagierte Singer/Songwriter als Grenzgänger zwischen Country und Rock einen Weg fort, der bereits auf seinem 2010er Debüt „Holding My Breath“ angelegt ist.

Die beiden Singles „Too Young To Know Better“ und „Josephine“ sowie „Weak Is This Man“ sind stadiontaugliche Rockhymnen, bei denen sich Toms mit seiner Band kräftig ins Zeug legt. Vielleicht ist Adam Toms, als er während der Halbzeit eines Rugby-Spiels vor 10.000 Menschen auftrat, auf den Geschmack gekommen. Bon Jovi lässt jedenfalls auch bei den Rock-Balladen „Where Were You When“ – ebenfalls als Single ausgekoppelt –, „Signs” und „Never Not Ever“ grüßen.

Toms beweist bei seiner Entscheidung, welche Songs er als Single herausbringt ein sicheres Händchen. Als dritte von bislang vieren wählte er das gefühlvolle „Say You Love Me“. Hier legt er am Anfang zerbrechliche Vibes in seine Stimme, die stellenweise an Willie Nile erinnern. Der Song baut, unterstützt von weiblichen Harmoniegesängen, einen schönen Spannungsbogen auf.

Am deutlichsten werden die Country-Einflüsse bei „Too Busy“ und „Something Borrowed“, das ein Backgroundchor deutlich aufwertet. Beide sind in einem gleichförmigen Midtempo gehalten. Ebenfalls in Richtung Country weist „This Old Mandolin“. Sanft und entsprechend des Titels instrumentalisiert entwickelt es einen leicht schwermütigen Zauber, dem man sich kaum entziehen kann. Es steht in einem gelungen Kontrast zu dem locker flockigen „Coffee“. Der Anschlag der Gitarre und der Grundrhythmus, wenn auch etwas langsamer gespielt, ähneln „Count On Me“ von Bruno Mars.

Quasi als Bonus gibt es den live aufgenommenen Blues „Walkin Over Me“ zum Abschluss der CD. Die stärkere Akzentuierung der Rock-Anteile in seinen Songs zahlt sich aus. Adam Toms gelingen eingängige und mitreißende Titel. „Where Were You?”, für das er sich fünf Jahre Zeit gelassen hat, stellt meines Erachtens sein bislang bestes Album dar. Es begeistert wohl eher die Rock- als die Country-Fans, aber die letztgenannten kommen auch nicht zu kurz. Auf der abwechslungsreichen Scheibe dürfte jeder fündig werden und sich die Rosinen nach seinem Geschmack rauspicken. Von denen gibt es einige.

William Osland Consulting (2018)
Stil: Rock, Country Rock

Tracks:
01. Too Young To Know Better
02. Where Were You When
03. Josephine
04. Say You Love Me
05. Too Busy
06. Signs
07. Coffee
08. This Old Mandolin
09. Weak Is This Man
10. Never Not Ever
11. Something Borrowed
12. Walkin Over Me (Live)

Adam Toms
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Eamonn McCormack – 25.11.2018, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Im Rahmen seiner Herbst- Tour machte Eamonn McCormack Halt in Köln. Leider scheint der sympathische Ire dem Kölner Publikum kein Begriff zu sein, da der Besuch ausbaufähig ist. Schön ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass der Manager des Yard Clubs, Marcus Neu, wegen der Fähigkeiten des mittlerweile 56 jährigen McCormack, auch in Zukunft Konzerte mit plant, da er den Grundsatz lebt, dass Qualität sich letztendlich durchsetzt. Eben diese war an diesem Abend zur Genüge vorhanden.

Pünktlich um 20:15 Uhr betrat McCormack mit seiner Band die Bühne in klassischer Blues-Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, um mit „From Town To Town“ die Anwesenden auf eine Reise durch den irisch-keltischen Blues zu nehmen, wie er seinen Stil in einem Gespräch nach dem Konzert definierte. Schon beim Opener war seine Affinität zu seinem Vorbild, dem legendären Rory Gallagher, zu erkennen. Gradliniger, zuweilen ungezügelter Blues Rock ohne irgendwelche Effekthascherei, vorgetragen von einem McCormack in Höchstform, mit einer unvergleichlichen Spielfreude, die letztendlich in ein fast zweieinhalbstündiges Konzert mündete, das die leider zu wenig Anwesenden sprichwörtlich von den Hockern der aufgestellten Stehtische riss.

Einen großem Anteil daran hatten auch seine beiden Begleitmusiker, Eddy Karg am Bass und Max Jung Poppe an den Drums, die mit ihrer starken Rhythmusarbeit, die Grundlage für viele Uptempo- bis Highspeed-Soli McCormacks lieferten.

Nach einigen Songs gelang McCormack vom Aufbau des Konzertes her ein kleiner Geniestreich. Direkt nach „Missing You“ folgte mit „Calling Card“ einer der großen Gallagher-Klassiker. Spätestens jetzt hatte er alle Anwesenden in seinen Bann gezogen, die teils mittanzend oder nur still genießend, den stark arrangierten Liedern folgten.

Danach kamen mit „Funky Town“ und „Rock Me Baby“ zwei Stücke von „Kindred Spirits“, einem zu empfehlenden Album, mit in den 90er Jahren aufgenommenen Liedern, in welchen er von schillernden Größen wie Rory Gallagher, Jan Akkerman, Hermann Brood und Keith Donald unterstützt wurde.

An das klassische Blues-Stück „Nite In The Life Of An Old Blues Singer“ wurde ein Medley aus alten Rock’n’Roll-Highlights angeschlossenf, bei dem die Band bewies, dass Blues und Rock schön miteinander verknüpft werden können.

Nach  „When You Cross The Line“ und „Heal My Faith“, in guter alter Gallagher-Manier vorgetragen, kam es zu einem kurzen Bruch im sonst vor Dynamik strotzenden Konzert. Poppe und Karg verließen die Bühne und Eamonn performte mit der Akkustikgittarre und Harp zwei sehr gefühlvolle Tracks. Einer fast rührenden Version des Hendrix Klassikers „Angel“ folgte mit „No Airs And Graces“ eine Hommage an sein Vorbild Gallagher. Bis auf zwei Besucher, die sich munter unterhielten, hörten alle verträumt zu, was eine der  Anwesenden dazu veranlasste, sie sprichwörtlich zusammenzustauchen.

Danach war bis auf das schöne Gitarrenspiel, den harmonischen Gesang und eingestreute Harpklänge nichts mehr zu hören. Manches regelt sich auch oft, wenn mal ein Machtwort gesprochen wird…

Mit „That’s Rock’N’Roll“ nahm das Konzert wieder Fahrt auf, um mit dem Instrumental „Mystica“ stilistisch kurz vom Blues der Marke Gallagher abzuweichen. Augen zu und man hätte meinen können, Gary Moore hätte mit auf der Bühne gestanden!

“Internet Star”, “Lousy Day” und “Down And Out” wurden in bewährter Manier vorgetragen, wobei sich McCormack bei einem Lied durchs Publikum bewegte, und scheinbar für jeden Einzelnen ein paar Noten spielte, um mit einer Bierflasche als Bottlenack den Song zu beenden. Mehr Publikumsnähe bei einem Konzert geht nicht.

„Mit My Saving Angel“ wurde es noch einmal ruhiger. McCormack  setzte sich auf eine Box und trug den Song ohne elektronische Verstärkung seiner Stimme leise begleitet von seiner E-Gitarre, den ehrfurchtsvoll lauschenden Zuschauern im Storytelling-Stil vor.

Der Ausklang mit den Highlights „Falsely Accused“ und „Shadow Play“, mit einem ausladenden Solo zum Ende, stand wieder ganz im Zeichen Gallaghers.

Als Zugaben legte die Band noch „Moving On“ und „Johnny Be Good“ nach, wobei Eamonn in einem Refrain dem Johnny noch ein Winter folgen ließ.
Nach positiv turbulenten knapp zweieinhalb Stunden verabschiedete sich McCormack vom Publikum, um den gebührenden Applaus zu empfangen. Im Anschluss stand der Ire für Smalltalks und Fotos am Merchandising-Stand bereit und erwies sich trotz des leider geringen Zuschauerzuspruchs bestens gelaunt und erfreut über ein ansonsten tolles Blues Rock-Konzert in Yard Club. Er gab sich dabei als charmanter Mensch mit dem viel über Vergangenes in seiner Karriere aber auch über die Gegenwart geklönt werden konnte.

Es ist zu hoffen, dass in der Zukunft, nach diesem fulminanten Auftritt viele Blues Rock-Fans die Chance nutzen, einem solchen Abend beizuwohnen. Mein Dank gilt zudem Marcus Neu, der es wieder möglich gemacht hat, dass handgemachte Musik im Yard Club geboten wird. Sowohl der Sound- und Licht-Techniker als auch der Mann an der Theke, der während der Show bei der Band anfragte, ob sie noch etwas zu trinken haben wollen, machten einen hervorragenden Job.

Line-up:
Eamonn McCormack (lead vocals, electric guitars)
Eddy Karg (bass)
Max Jung Poppe (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Eamonn McCormack
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Yard Club, Köln

Drift Mouth – Little Patch Of Sky – CD-Review

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Beeindruckend starkes Debüt der recht neuen und selbst bei Kennern noch wenig bekannten (was sich mit diesem Werk schnell ändern sollte) Southern Rock-Band Drift Mouth, deren kraftvolles, sattes, im vollmundigen, saftigen Mehr-Gitarren-Sound präsentiertes Gemisch aus Roots- und Southern Rock, mit einem Hauch von Red-Dirt-, Countryrock- und auch Classic Rock-Anlagen, gleich voll einschlägt. Southern Rock ist einfach nicht klein zu bekommen – und das gut so!

Das Gerüst der Band bilden die beiden befreundeten Musiker Lou Poster (lead vocals, guitar) und Brad Swiniarski (drums, vocals), die zunächst für Posters Vater, ein Minenarbeiter in West Virginia, ein paar Stücke für dessen Abschiedsfeier aufnahmen, als dieser nach 37 Jahren in den Ruhestand versetzt wurde.

Beide trafen sich danach zwar immer mal wieder bei verschiedenen, waren aber immer in diverse andere Projekte (Poster bei der Cowpunk Band Grafton und The Ferals, Swiniarski bei Acts wie Bob City, The Means und Bigfoot) eingebunden.

Als es mit den Ferals nicht mehr so richtig funktionierte, entsann man sich der Kooperation und gründete im Rahmen eines fruchtenden Songwriting-Prozesses Drift Mouth. Mit dem Dazustoßen des starken Lead-Gitarristen Mark Spurgcon, dem Bassisten Josh „Roscoe“ Draher, den weiteren Gitarristen Brett Burleson und Craig Davidson sowie der Backgroundsängerin Regan Tonti (dazu auch Percussion) wurde dann im Kollektiv der Southern Rock als größter gemeinsamer musikalischer Nenner ausgelotet.

Der schon erwähnte, überwiegend warmherzige, riffig, im postitivsten Sinne ’schrammelige‘ und balladeske E-Gitarrensound (manchmal dezent an Crazy Horse erinnernd) und die angenehme, oft mit dezenter Melancholie unterlegte, angeraute Stimme Posters (Richtung Eddie Montgomery oder Pat Terranova) lassen unweigerlich Reminiszenzen zu Acts wie, den allerdings auch nur Insidern bekannten, Rambler und Montgomery Gentry (nur längst nicht so Country-orientiert) aufkommen, wobei die starke Fokussierung auf Harmoniegesänge mit der hervorragend agierenden Regan Tonti hier den Unterschied ausmacht. Auch Parallelen, bzw. Anlehnungen an Bands wie Lynyrd Skynyrd, Hogjaw (nur nicht so hart und ruppig, viel melodischer, harmonischer und gesanglich stärker) sind zu erahnen.

Vom direkt aufrüttelnden, satten Rocker „Wake You Up„, bis zum finalen, mit klirrender Akustikgitarre und E-Gitarrenfills bestückten, atmosphärischen „This Part Of Town“, wissen alle Tracks durch die wunderbaren Melodien, die ineinander greifenden E-Gitarrenparts (viel surrendes Slide), samt der klasse Soli, und die vokalen Harmonien der beiden Protagonisten am Mikro, ausnahmslos zu gefallen, ja zu begeistern.

Eine Scheibe die, obwohl schön kraftvoll, vornehmlich zum Genießen und Relaxen einlädt. Dass die Jungs, wen wundert es bei Posters Vergangenheit, auch ordentlich Dampf ablassen können, beweisen, neben dem Opener, weitere Songs wie die kernige Hard Southern Rock-Ballade „The Straw Thief’s Way“ (mit ein wenig „Cortez The Killer“-Flair), „Porch Cat“, die fluffige Single „Franklin County Nights“, oder das fast wie ein live performtes Stück rüberkommende „West Virginia Hitchhiker“.

Die mit einer von Poster untermalten Akustikgitarre und im Storytelling-Gewand gebrachten „The Ballad Of Frank Hayes“, „The Prettiest Girl Of All Time“ und „This Part Of Town“ stehen für die nicht minder bestens gelungene countryeske Seite des Sextetts.

Drift Mouth haben mit „Little Patch Of Sky“ ein Klasse-Debüt hingelegt. Die starken gesanglichen Leistungen und der unpolierte, fast wie live im Studio eingespielt klingende, raue und zugleich warme Sound, lassen auf weitere Großtaten der West Virginia-/Ohio-basierten Band hoffen. Dieses Werk ist jedenfalls jetzt schon deutlich mehr als nur ein kleiner Lichtblick am Southern Rock-Firmament. Tolle Scheibe, die man bei Bärchen Records ganz unkompliziert erwerben kann!

Wild Frontier (2018)
Stil: Country Rock

01. Wake You Up
02. Starling
03. The Straw Thief’s Way
04. Angeline
05. The Ballad Of Frank Hayes
06. Porch Cat
07. Franklin County Nights
08. The Prettiest Girl Of All Time
09. West Virginia Hitchhiker
10. This Part Of Town

Drift Mouth
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Bärchen Records

Sari Schorr & Band, 15.11.2018, Schwarzer Adler – Konzertbericht

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Sari Schorr zum ersten Mal im Schwarzen Adler! Wir hatten das weibliche Energiebündel zuvor bereits 2017 und vor gut einem halben Jahr im voluminöseren Musiktheater Piano in Dortmund erlebt. Diesmal war für uns die spannende Frage, wie ihre Musik in der mehr beengten Clubatmosphäre der Rheinberger Kultstätte wirken würde.

Dazu kam, dass die aus Brooklyn, New York, stammende Sängerin mit „Never Say Never“  mittlerweile ihr, von der allgemeinen Kritikerschaft, als auch uns, hochgelobtes zweites Album im Schlepptau hatte.

Begleitet wurde sie, inklusiv einer Veränderung, von der bewährten ‚Klasse-Mannschaft‘ mit dem, an den diversen E-Gitarren, wieder furios auftrumpfenden Ash Wilson, dem niederländischen Tastenvirtuosen Bob Fridzema und dem britischen Parade-Drummer Roy Martin. Am Bass erwies sich der musikalische Tausendsassa Roger Inniss – wen wundert es –  als ideale Verstärkung der Rhythmusfraktion.

Mit „New Revolution“ als Opener gab es zwar keine musikalische Aufruhr im Adler, aber ihre eher auf klassischen Rock basierende Ausrichtung war in der überwiegend Blues-verwöhnten Vierbaumer Location, ein durchaus mutiges Unterfangen. Schön, dass Ernst Barten und sein Team immer auch ein offenes Ohr für ‚frisches Blut‘ bei ihrer Programm-Zusammenstellung beweisen.

Spaß bereitete mir bei diesem Stück direkt das Skynyrd-angelehnte E-Gitarren-Solo von Ash Wilson. Nach dem dezent Whitesnake-behafteten „Damn Reason“ (typische Orgel von Fridzema), der emotionalen Widmung in Richtung Robert Johnson mit „King Of Rock And Roll“, gab es mit dem schön bluesig umgesetzten „Demolition Man“ (Bob lässt seine Hammond herrlich ‚durchgurgeln‘) erstmals so richtig Wasser auf die Mühlen des Adler-Publikums (später nochmals vor allem bei der dritten Zugabe).

Das shufflige „Ain’t Got No Money“ zollte ihrer einstig finanziell etwas klammeren Zeit Tribut, als Sari noch in Paris lebte. Der Mott The Hoople-/Bad Company-Rock-Evergreen „Ready For Love“ begeistert aus dem Munde  einer solchen Stimm-Charismatikerin ebenso, wie es einst bei Paul Rodgers der Fall war.

In „I Just Wanna Make Love To You“ brillierte Roger Inniss mit einem starken Bass-Solo und legte mehr als eindeutig klar, warum er zu einem der meist gebuchtesten Akteure im Tieftönerbereich zählt.

Über „Kiss Me“ (Schorr hier wie eine rockige Melissa Etheridge), „Maybe I’m Fooling“ (erneut mit southern-rockigem E-Solo) und dem ein wenig auf sich selbst ironisch gemünzten „Valentina“, ging es mit dem Ian McLagan-Ohrwurm und zugleich Titelstück des neuen Werkes, „Never Say Never“, in die Schlussphase des Gigs.

Nach Vorstellung ihrer wieder bärenstark agierenden Begleitband nutzte Sari beim Schlusslied „Freedom“ die Gelegenheit, auf den in der USA existierenden Waffenwahn aufmerksam zu machen, der sich unter der Vorherrschaft eines Donald Trumps und wem auch immer danach, aber vermutlich kaum beseitigen lassen wird.

Drei lautstark eingeforderte Zugaben, u. a.  mit der eigenwilligen Schorr- Interpretation des One-Hit Wonders „Black Betty“ waren ein bestes Indiz dafür, dass sich im Adler oft auch ein Blick über den Tellerrand lohnt, auf dem der Blues diesmal eher als dekorierende Beilage präsent war.

Sari Schorr und ihre Begleittruppe haben an diesem Abend mit einer engagierten und couragierten Leistung eine beeindruckende Visitenkarte abgegeben. Ich bin mir relativ sicher, dass man sie nicht zum letzten Mal in Vierbaum erlebt haben wird.

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals)
Roger Inniss (bass)
Roy Martin (drums)
Ash Wilson (electric guitar, vocals)
Bob Fridzema (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Sari Schorr
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Schwarzer Adler Rheinberg