Dean M. Collins – Land Where The Wishes Come True – CD-Review

Review: Michael Segets

In den letzten zehn Jahren brachte Dean M. Collins fünf Alben heraus. Auf dem jetzt erschienen „Land Where The Wishes Come True“ versammelt sich eine ansehnliche Riege von Musikveteranen. Kenny Aronoff (Johnny Cash, John Mellencamp), Smokin’ Brett Resnick (Kacey Musgraves, Brooks & Dunn), Justin Moses (Garth Brooks, Peter Frampton), Michael Clevelands (Alison Krauss) und Jimmy Zavalas (Bon Jovi, Tom Petty) sind einige von ihnen. Mit so viel Erfahrung im Hintergrund kann praktisch nichts schiefgehen.

Die drei Singles „Land Where The Wishes Come True”, „I Don’t Think She Knows” und „It Could Have Been Me” wurden am Anfang des Longplayers geschickt platziert. Sie stellen die stärksten Stücke des Werks dar. Bei den beiden ersten erzeugt vor allem das Schlagzeug von Aronoff eine erstklassige Dynamik. Nach dem folkrockigen Einstieg verliert das Album an Fahrt. In die folgenden Songs mischt sich gelegentlich etwas Westcoast („Here & Now“), Country („Still Gone“, „Small Worlds“) oder gar Pop („Time When We Were Close“) hinein. Die Titel sind gut hörbar und klar um die angenehme Stimme von Collins herum produziert.

Die Fidel von Michael Cleveland ist auf den meisten Tracks präsent und manchmal auch dominant („That’s All“, „Coming Home”, „Sorry (Closeout 602)”). Auffällig wimmert die Mundharmonika von Jimmy Zavala bei „Let It Go”. Neben den Singles sind das lockere „Nothing Lasts Forever” und das etwas dunklere, die Dynamik variierende „Athanasia“ hervorzuheben. Das letztgenannte Stück zählt definitiv zu den emotionalen Highlights des Albums. Insgesamt fehlen mir etwas die Ecken und Kanten in der Produktion, wobei sich auf der anderen Seite auch keine songtechnischen Ausfälle verzeichnen lassen.

Collins wuchs in Kentucky auf einer Farm auf. Später war er Pilot – zuerst beim Militär und dann bei einer privaten Fluggesellschaft. Mit seiner Karriere als Musiker lebt er einen weiteren Traum aus. Es ist alles in allem anscheinend ganz gut für ihn gelaufen, sodass der Albumtitel vermutlich sein tatsächliches Lebensgefühl widerspiegelt. In seinen Texten verarbeitet er seine Erinnerungen, die sich hauptsächlich um Familie und Beziehungen drehen. Da werden aber dann doch Rückschläge und das Bedauern von Entscheidungen thematisiert, sodass auch die Schattenseiten des Lebens anklingen.

Wenn auch nicht jeder Song von Dean M. Collins einen hohen Wiedererkennungswert aufweist, hält „Land Where The Wishes Come True” einige empfehlenswerte Tracks bereit. Mit einer beeindruckenden Line-up im Rücken präsentiert Collins sein fünftes Album, das vor allem mit den Folk Rock-Titeln punktet.

Dr. Music Records (2023)
Stil: Americana

Tracks:
01. Land Where The Wishes Come True
02. I Don’t Think She Knows
03. It Could Have Been Me
04. Here & Now
05. Nothing Lasts Forever
06. That’s All
07. Let It Go
08. Time When We Were Close
09. Still Gone
10. Athanasia
11. Coming Home
12. Small Words
13. Sorry (Closeout 602)

Dean M. Collins
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Dr. Music Records

Robert Connely Farr – Shake It – CD-Review

Review: Michael Segets

Nach „Dirty South Blues“ (2018) wurde bei Robert Connely Farr Krebs diagnostiziert. Obwohl diese Erkrankung überwunden ist, mag sie den Impuls gegeben haben, am laufenden Band Alben zu produzieren. Vor „Country Supper“ (2020) warf Farr eine Zusammenstellung von B-Seiten beziehungsweise Raritäten sowie ein Live-Album raus. Danach folgte „Ain‘t Enough“ (2022) und jetzt „Shake It“. Auch auf seinem neunten Longplayer spielt er wie gewohnt den Blues mit einem besonderen Southern Accent.

Farr orientiert sich am Bentonia-Stil, einer Form des Delta Blues, der in seiner Geburtsstadt Bolton, Mississippi, einen festen Bestandteil der Musikszene bildet. Charlie Patton und Jimmy „Duck” Holmes gelten als dortige Heroen. Farr covert jeweils ein Stück der beiden Musiker. Pattons „Screaming & Hollering Blues“ eröffnet das Album. Farr sagt, dass dieser Song ihn direkt ins Mark getroffen habe. Ich kenne das Original nicht, aber der Blues springt bei Farrs Version über. Expressive Gitarre und klagender Gesang kennzeichnet ebenso das von Holmes geschriebene „Going Away To Leave You“. Ebenfalls schroff, aber intensiv singt Farr „Sugar Momma“. Der Titel stammt von Tommy McClennan und steht am Ende des Albums. Zwischen den drei Covern finden sich sechs Eigenkompositionen auf der Scheibe.

Farr konzentriert sich auf einen erdigen Sound. Für die Aufnahme verließ er sich lediglich auf seine langjährigen Begleiter Drummer Jay Bundy Johnson und Bassisen Tom Hillifer. Auf zwei Tracks wirkt noch Liam Moes im Hintergrund mit. In den Hipposonic Studios in Vancouver, die schon AC/DC, Bon Jovi und Aerosmith als Aufnahmeort dienten, spielte die kleine Truppe 14 Songs ein, von denen neun den Weg auf die CD fanden. Das Album mit seinen knapp dreißig Minuten Laufzeit wirkt dementsprechend dicht und wie aus einem Guss.

Eine düstere, swampige Atmosphäre durchzieht den Longplayer, die Farrs knarziger Gesang transportiert. Dieser erzeugt vor den meist gleichförmigen Rhythmen die Spannung in den Songs, wie „Ain’t No Other Way“ und „Going Down South“. „Miss My Baby“, das im Sprechgesang vorgetragen wird, bleibt hingegen ohne Höhen und Tiefen und bleibt daher eher monoton. Stark sind allerdings die beiden Ausflüge, die Farr in den Bluesrock unternimmt. Bei „Lefty“ und dem Titeltrack „Shake It“ legen Farr und seine Mannen Schmackes in die Performance. Mit kämpferischen Texten und aggressivem Drive zeigt sich Farr dabei von einer anderen Seite.

Eine gewisse Schwere liegt über „Shake It“ von Robert Connely Farr. Farrs Stimme und Gitarrenspiel erwecken den Blues in seiner puren Form. Wie bisher setzt er auf eine Mischung aus Covern und Eigenkompositionen. Unter den Songs stechen zwei druckvolle Bluesrock-Nummern hervor, die sowohl als knackige Einzeltitel funktionieren, als auch dem Gesamteindruck des Albums zugutekommen.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues

Tracks:
01. Screaming & Hollering Blues
02. Going Away To Leave You
03. Ain’t No Other Way
04. Miss My Baby
05. Knock On Wood
06. Going Down South
07. Lefty
08. Shake It
09. Sugar Momma

Robert Connely Farr
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Flying Joes – Invincible – CD-Review

FJ _300

Review: Michael Segets

Mit „A War On Everything“ von The Glorious Sons wurde kürzlich das aktuelle Album einer aufstrebende Band aus Kanada vorgestellt. Diese zeigt, dass es sich durchaus lohnen kann, den Blick in die nördliche Hemisphäre schweifen zu lassen. Nun schwappt mit Flying Joes ein weiterer Import in Sachen Rock über den Atlantik.

„Invincible“ ist der zweite Longplayer der Flying Joes, den das Trio aus Montreal auf den Markt bringt. Nach ihrem Debüt „Let It Out“, für das sie den Produzenten Glen Robinson (AC/DC, Keith Richard, B.B. King) gewinnen konnten, ließen sich Sänger und Bassist Syd Bedard, Gitarrist JF Arsenault und Schlagzeuger Yves Côté fünf Jahre für den Nachfolger Zeit.

Flying Joes orientieren sich am Classic Rock der siebziger Jahre und führen Bands wie Led Zeppelin und Rival Sons als Referenzpunkte an. Dementsprechend steigt „Beat The Devil Out Out Of Me“ mit wimmernder Gitarre kräftig ein. Der Beginn der Scheibe mit den folgenden „Mean Little Mama“ und „Lay Me Down“ lässt keinen Zweifel daran, welche musikalische Richtung die Jungs favorisieren.

Die Songs bleiben jedoch melodisch und erzeugen ihre Power durch die Konzentration auf heavy Gitarrenriffs in Verbindung mit einem kraftvollen Rhythmus sowie durch den Hardrock-typischen Shouter-Gesang. Dabei überlädt die Band die Stücke nicht mit unnötigem Bombast.

In die gleiche Kerbe schlägt „Black Stone“. Das trocken stampfende Schlagzeug von Côté treibt den Song mächtig an. Der harmonische Refrain weckt Erinnerungen an Bon Jovi, wobei die experimentellere Zwischenpassage vielleicht verzichtbar gewesen wäre. Mit dem Titeltrack „Invincible“, bei dem Bedard mit dem Background in einen Call-And-Response-Modus wechselt, sowie „Valley Of Fallen“ – mit tollem Gitarrensolo von Arsenault – bleiben die Flying Joes ihrem Lieblingsgenre treu.

Im Verlauf der Scheibe zelebrieren die Kanadier bei „High Society“ den Hardrock in Reinform und streuen darüber hinaus das balladeske „Give It Back“ ein.

Liegt der Schwerpunkt des Albums auch auf dem Hardrock, so überschreiten die Flying Joes diesen jedoch und überraschen bei einigen Titeln mit einer größeren stilistischen Bandbreite. „Try“ geht als Southern durch, „Homeland“ als Stoner Rock.

Auf dem Abschlusstrack „Scavengers Over Me” wird die akustische Gitarre ausgepackt. Das Stück könnte sich auf einer Platte der Rolling Stones finden. Mit der Slide-Untermalung würde sich die Ballade auch auf einem Country-Rock-Album gut machen. Zuvor zeigt „Down By The Pirogue”, dass die Band eine gewisse Affinität zum Country hat und auch das instrumentale Intermezzo „À L’Aube“ versetzt atmosphärisch in eine staubige Wüstenlandschaft.

Die Flying Joes bevorzugen auf „Invincible“ eine härtere Gangart des Rock und spielen ihn mit dem nötigen Drive. Letztlich stärker erscheinen aber die Songs, in denen die Kanadier ihr Repertoire in Richtung Southern, Stoner oder sogar Country-Rock erweitern. Die zukünftige Entwicklung der Band zu verfolgen, ist daher kein schlechtes Vorhaben.

Comanche (2019)
Stil: Hard Rock & More

Tracks:
01. Beat The Devil Out Out Of Me
02. Mean Little Mama
03. Lay Me Down
04. Black Stone
05. Try
06. Homeland
07. High Society
08. Invincible
09. Give It Back
10. Down By The Pirogue
11. Valley Of Fallen
12. À L’Aube
13. Scavengers Over Me

Flying Joes
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Adam Toms – Where Were You? – CD-Review

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Review: Michael Segets

Adam Toms’ „Where Were You?” schoss in seinem Heimatland Australien auf Platz 9 der itunes-Country-Charts. Dass Toms der Country-Ecke zugeordnet wird, verdankt er wohl hauptsächlich dem Vorgänger „Rich Man“ (2013). Musikalisch ist die überwiegende Anzahl der Songs seines aktuellen Werks stärker am Rock orientiert. Dennoch führt der sozial engagierte Singer/Songwriter als Grenzgänger zwischen Country und Rock einen Weg fort, der bereits auf seinem 2010er Debüt „Holding My Breath“ angelegt ist.

Die beiden Singles „Too Young To Know Better“ und „Josephine“ sowie „Weak Is This Man“ sind stadiontaugliche Rockhymnen, bei denen sich Toms mit seiner Band kräftig ins Zeug legt. Vielleicht ist Adam Toms, als er während der Halbzeit eines Rugby-Spiels vor 10.000 Menschen auftrat, auf den Geschmack gekommen. Bon Jovi lässt jedenfalls auch bei den Rock-Balladen „Where Were You When“ – ebenfalls als Single ausgekoppelt –, „Signs” und „Never Not Ever“ grüßen.

Toms beweist bei seiner Entscheidung, welche Songs er als Single herausbringt ein sicheres Händchen. Als dritte von bislang vieren wählte er das gefühlvolle „Say You Love Me“. Hier legt er am Anfang zerbrechliche Vibes in seine Stimme, die stellenweise an Willie Nile erinnern. Der Song baut, unterstützt von weiblichen Harmoniegesängen, einen schönen Spannungsbogen auf.

Am deutlichsten werden die Country-Einflüsse bei „Too Busy“ und „Something Borrowed“, das ein Backgroundchor deutlich aufwertet. Beide sind in einem gleichförmigen Midtempo gehalten. Ebenfalls in Richtung Country weist „This Old Mandolin“. Sanft und entsprechend des Titels instrumentalisiert entwickelt es einen leicht schwermütigen Zauber, dem man sich kaum entziehen kann. Es steht in einem gelungen Kontrast zu dem locker flockigen „Coffee“. Der Anschlag der Gitarre und der Grundrhythmus, wenn auch etwas langsamer gespielt, ähneln „Count On Me“ von Bruno Mars.

Quasi als Bonus gibt es den live aufgenommenen Blues „Walkin Over Me“ zum Abschluss der CD. Die stärkere Akzentuierung der Rock-Anteile in seinen Songs zahlt sich aus. Adam Toms gelingen eingängige und mitreißende Titel. „Where Were You?”, für das er sich fünf Jahre Zeit gelassen hat, stellt meines Erachtens sein bislang bestes Album dar. Es begeistert wohl eher die Rock- als die Country-Fans, aber die letztgenannten kommen auch nicht zu kurz. Auf der abwechslungsreichen Scheibe dürfte jeder fündig werden und sich die Rosinen nach seinem Geschmack rauspicken. Von denen gibt es einige.

William Osland Consulting (2018)
Stil: Rock, Country Rock

Tracks:
01. Too Young To Know Better
02. Where Were You When
03. Josephine
04. Say You Love Me
05. Too Busy
06. Signs
07. Coffee
08. This Old Mandolin
09. Weak Is This Man
10. Never Not Ever
11. Something Borrowed
12. Walkin Over Me (Live)

Adam Toms
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Bon Jovi – Lost Highway: The Concert – DVD-Review

Ich hatte ja bereits das Vergnügen die CD zu reviewen, die mir ehrlich gesagt schon zu jener Zeit gut gefallen hatte. Aus meiner Sicht war Lost Highway das Album, das mir von Bon Jovi in ihrer fast 25 Jahre währenden Karriere sogar mit am meisten zugesagt hat. Schön, dass ich jetzt auch die Gelegenheit habe, die hinterhergelegte Live-DVD beleuchten zu dürfen.

Zunächst fällt bei dieser limitierten Auflage erst mal die interessante Buch-Optik, mit der das Teil aufgemacht wurde, in den Blick. Beim Öffnen fliegen einem dann direkt fünf schön fotografierte Hochglanz-Postkarten (mit Motiven aus dem eingeklebten Booklet) in einer Banderole entgegen. Eigentlich viel zu schade um sie zu verschicken, wird wohl, vermute ich mal, auch keiner tun.

Positiv ist zu Beginn direkt zu vermerken, das der Gig in Chicago in einem recht überschaubaren Ambiente stattfand (400 Leute). Nicht alltäglich, wie ich finde, ist, dass das Konzert in der exakten CD Track-Reihenfolge abgearbeitet wurde. So entwickelt sich statt der bei Superbands so oft nervenden, überdrehten Massenhysterie, eine sehr entspannte, freundliche, aber natürlich auch begeisterte Atmosphäre, wie sie eigentlich bei Countrykonzerten auf gehobenem Niveau in kleineren Locations auch immer Gang und Gebe ist.

Das Bon Jovi-Standard Line-up mit Jon, Richie Sambora, David Bryan und Tico Torres wurde um ihren etatmäßigen Bassisten Hugh McDonald, den Zusatz-Gitarristen Bobby Bandiera (sporadisch mit toller Ganjo-Arbeit), dem Multiinstrumentalisten Kurt Johnston (Pedal Steel) und die in ihrem knappen, schwarzen Outfit recht nett anzuschauende Violinistin und Backgroundsängerin Lorenza Ponce, in eine countrykompatible Form aufgestockt. Vielleicht wäre es noch nett gewesen, die Duett-Partner der CD, Big & Rich und LeAnn Rimes mit einzubinden, was leider nicht geschah, aber auch letztendlich nur Insidern auffallen würde.

Gefilmt wurde mit dreizehn Kameras, so dass man einen recht umfassenden Einblick ins Geschehen des Abends erhält. Vor allem die Soundqualität in wahlweise Stereo oder Dolby-Surround ist exzellent. Die Antwort auf die Frage, ob man diese DVD braucht, wenn man die CD schon besitzt, ist schnell beantwortet. Ja! Sämtliche Songs wirken live doch wesentlich countrylastiger und die ganzen gut aufgelegten Musiker (auch Richie Sambora, der in letzter Zeit ja mal des öfteren daneben hing) lassen sie in der audiovisuellen Form viel natürlicher zur Geltung kommen. Man hat fast das Gefühl, live mit dabei zu sein.

Auch wenn letztendlich zwar die sichtlich vergnügten Jon (als absoluter Profi-Frontmann) und Richie (viele Klasse-E-Soli auf diversesten Gitarren) hier den Ton angeben, wurde doch eine erstaunlich gute Team-Leistung erbracht. Stellvertretend hierfür vielleicht der überragende Song des Abends „Any Other Day“ in einer annähernd acht-minütigen Version, bei der sich fast alle Musiker mit ausgedehnten Soli einbringen dürfen.

Und da eine Band wie Bon Jovi nach nur zwölf Stücken nicht so einfach aufhört, wurden dann mit „It’s My Life“ (trotz starker, rockiger Version hier im Gesamtkontext eher ein Fremdkörper), „Wanted Dead Or Alive“ (Richie mit kurzer Gesangspassage) und „Who Says You Can’t Go Home“ (stimmungsreich, mit wunderbarem Countryflair, Einbindung des Publikums) noch drei Klassiker der Truppe als Zugabe eingestreut.

Als Bonusmaterial gibt es noch mal eine Akustik-Session, die aber bis auf die Coverversion von Leonard Cohens „Hallelujah“ eher überflüssig ist, da die fünf anderen Stücke identisch zum Konzert ausgewählt wurden. Weiterhin jeweils ein Interview mit allen vier Bon Jovi-Musikern (deutsche Untertitel im Setup einstellbar), sowie ein paar Blickwinkel-Skizzen der Location, wohl als Grundlage für die diversen Kamerapositionierungen.

Alles in allem ist Bon Jovis „Lost Highway. The Concert“ ein Teil, das von der ersten Minute an Spaß bereitet und bei dem bis auf die meiner Ansicht nach überflüssige Songdoppelung im Bonusteil auch alles stimmt. Ein perfektes Weihnachtsgeschenk nicht nur für Bon Jovi-Anhänger, sondern auch für Musikfreunde, die sich mit dezent countryinfizierten Rocktönen anfreunden möchten. Absolute Kaufempfehlung!

Universal Music (2007)
Stil:  New Country / Rock

01. Lost Highway
02. Summertime
03. (You Want To) Make A Memory
04. Whole Lot Of Leavin
05. We Got it Going On
06. Any Other Day
07. Seat Next To You
08. Everbody’s Broken
09. Till We Ain’t Strangers Anymore
10. The Last Night
11. One Step Closer
12. I Love This Town
13. It’s My Life
14. Wanted Dead Or Alive
15. Who Says You Can’t Go Home

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Universal Music

Bon Jovi – Lost Highway – CD-Review

Ich muss gestehen, dass ich noch nie ein sonderlicher Freund von Bon Jovi-Werken gewesen bin, auch wenn (meist über Umwege) immer wieder ein paar ihrer Silberlinge den Weg in meine Sammlung gefunden haben. Die letzte CD „Have A Nice Day“ fand ich beispielsweise total enttäuschend. Als ich jetzt allerdings vernahm, dass er und seine Kumpels sich mal außer der Reihe spaßeshalber dem New-Country-Genre anzunähern versuchen, dies dazu noch unter der Regie von Klasse-Produzenten wie John Shanks und Dann Huff, wurde meine Neugier aber dann doch geweckt.

Da ich mich schon ein wenig mit New-Country in meinem Leben beschäftigt habe, war mir entgegengesetzt zu vielen anderen eigentlich schon von vorne herein klar, dass Shanks und Huff aus Jon Bon Jovi und Richie Sambora keine Alan Jacksons und George Straits zaubern würden. Schließlich waren beide sehr gute E-Gitarristen, haben selber ihre Banderfahrungen in eher rockig orientierten Bands gesammelt, und auch in diesem Bereich doch immer wieder Interpreten produziert, die durchaus mit anderen, New-Country-übergreifenden, Sparten harmonierten. So war der Weg in Sphären von Keith Urban eigentlich vorprogrammiert, und ich denke, dass dies auch die richtige Entscheidung gewesen ist.

Interessant war sicher, die beiden Hauptprotagonisten mit einigen arrivierten Nashville-Songwritern wie Brett James, Hillary Lindsay oder Gordie Sampson zusammenzubringen, aber anhand der Namen erkennt man auch hier, dass diese eigentlich Garanten für leicht ins Ohr gehende Songs abgeben würden. Für Spannung sorgten die darstellerische Kombination mit dem Spaß-Duo Big & Rich, sowie das Duett mit LeAnn Rimes. Dazu offeriert das Booklet noch jede Menge Nashville-Studio-Prominenz in Sachen Ergänzungsmusiker (Paul Franklin, Dan Dugmore, Steve Nathan, Jonathan Yudkin, Greg Leisz), die aber, um es vorwegzunehmen, allesamt recht sparsam, jedoch gut im Hintergrund mitwirken.

Und so beinhaltet „Lost Highway“ einen gut gewählten Mix aus flotten, sehr melodischen Mainstream-Rockern, meist mit ein wenig Heartland-Flair, die wesentlich höheren Wiedererkennungswert haben als der Vorgänger, und drei sehr dynamischen Power-Balladen („(You Want To) Make A Memory“, „Seat Next To You“ und „Till We Ain’t Strangers Anymore“). Bei letztgenanntem Lied beließ es Huff bei einer recht braven Performance von LeAnn Rimes, sich wohl noch gut daran erinnernd, wie die vormalige Bon Jovi-Duettpartnerin Jennifer Nettles von Sugarland den guten Jon vor einiger Zeit an die Wand gesungen hatte.

Trotzdem, gerade die rockigen Nummern gehen recht flockig von der Sohle, angenehm, dass tunlichst vermieden wurde, Jon Bon Jovi wie so oft zuvor in den Refrains in regelrechte Kreischorgien zu verwickeln. Stücke wie „We Got It Going On“ (mit Big & Rich, die hier ein wenig auf gewohnte Weise mitkaspern…), „Everybody’s Broken“ oder das abschließende „I Love This Town“ sind Gute-Laune-Kracher, genau richtig für die hoffentlich bald anstehenden warmen Tage, und dürften auf Parties den einen oder anderen Mitgröler produzieren. Sambora spielt übrigens sehr wohl dosierte und saubere Soli, da haben die beiden Produzenten sicher ihren Einfluss geltend gemacht. Hier und da verlieren sich zu den von satten Drums, Akustik- und E-Gitarren vorgegebenen Rhythmen mal ein Mandolinchen, Piano, Organ, eine Fiddle und eine Steel-Gitarrchen, ganz dezent mal Streicher, aber das war es dann auch an Nashville-Flair.

Fazit. Bon Jovi haben ein sehr schönes, melodisches Mainstream-Rock-Werk mit einer leichten Brise New-Country geschaffen, das dank guter Produzenten (Huff und Shanks je sechs Stücke), Co-Songwritern und Musikern zu ihren besten zählen dürfte. Wer hier auf staubigen Traditions-Country oder gar harten Country-Rock gehofft hat, sollte keinen Gedanken an einen Kauf verschwenden. Alle anderen werden mit einem sommerlichen Gute-Laune-Rock-Album der besseren Sorte belohnt. Geliefert wird der Silberling mit einem reichhaltig bebilderten Booklet, mit allen Texten in einer optisch ansprechenden Super-Jewel-Box. Zurecht Platz 1 in den CD-Charts!

Mercury/Island Records (2007)
Stil:  New Country / Rock

01. Lost Highway
02. Summertime
03. (You Want To) Make A Memory
04. Whole Lot Of Leavin‘
05. We Got It Going On
06. Any Other Day
07. Seat Next To You
08. Everybody’s Broken
09. Till We Ain’t Strangers Anymore
10. The Last Night
11. One Step Closer
12. I Love This Town

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