Robert Connely Farr – Shake It – CD-Review

Review: Michael Segets

Nach „Dirty South Blues“ (2018) wurde bei Robert Connely Farr Krebs diagnostiziert. Obwohl diese Erkrankung überwunden ist, mag sie den Impuls gegeben haben, am laufenden Band Alben zu produzieren. Vor „Country Supper“ (2020) warf Farr eine Zusammenstellung von B-Seiten beziehungsweise Raritäten sowie ein Live-Album raus. Danach folgte „Ain‘t Enough“ (2022) und jetzt „Shake It“. Auch auf seinem neunten Longplayer spielt er wie gewohnt den Blues mit einem besonderen Southern Accent.

Farr orientiert sich am Bentonia-Stil, einer Form des Delta Blues, der in seiner Geburtsstadt Bolton, Mississippi, einen festen Bestandteil der Musikszene bildet. Charlie Patton und Jimmy „Duck” Holmes gelten als dortige Heroen. Farr covert jeweils ein Stück der beiden Musiker. Pattons „Screaming & Hollering Blues“ eröffnet das Album. Farr sagt, dass dieser Song ihn direkt ins Mark getroffen habe. Ich kenne das Original nicht, aber der Blues springt bei Farrs Version über. Expressive Gitarre und klagender Gesang kennzeichnet ebenso das von Holmes geschriebene „Going Away To Leave You“. Ebenfalls schroff, aber intensiv singt Farr „Sugar Momma“. Der Titel stammt von Tommy McClennan und steht am Ende des Albums. Zwischen den drei Covern finden sich sechs Eigenkompositionen auf der Scheibe.

Farr konzentriert sich auf einen erdigen Sound. Für die Aufnahme verließ er sich lediglich auf seine langjährigen Begleiter Drummer Jay Bundy Johnson und Bassisen Tom Hillifer. Auf zwei Tracks wirkt noch Liam Moes im Hintergrund mit. In den Hipposonic Studios in Vancouver, die schon AC/DC, Bon Jovi und Aerosmith als Aufnahmeort dienten, spielte die kleine Truppe 14 Songs ein, von denen neun den Weg auf die CD fanden. Das Album mit seinen knapp dreißig Minuten Laufzeit wirkt dementsprechend dicht und wie aus einem Guss.

Eine düstere, swampige Atmosphäre durchzieht den Longplayer, die Farrs knarziger Gesang transportiert. Dieser erzeugt vor den meist gleichförmigen Rhythmen die Spannung in den Songs, wie „Ain’t No Other Way“ und „Going Down South“. „Miss My Baby“, das im Sprechgesang vorgetragen wird, bleibt hingegen ohne Höhen und Tiefen und bleibt daher eher monoton. Stark sind allerdings die beiden Ausflüge, die Farr in den Bluesrock unternimmt. Bei „Lefty“ und dem Titeltrack „Shake It“ legen Farr und seine Mannen Schmackes in die Performance. Mit kämpferischen Texten und aggressivem Drive zeigt sich Farr dabei von einer anderen Seite.

Eine gewisse Schwere liegt über „Shake It“ von Robert Connely Farr. Farrs Stimme und Gitarrenspiel erwecken den Blues in seiner puren Form. Wie bisher setzt er auf eine Mischung aus Covern und Eigenkompositionen. Unter den Songs stechen zwei druckvolle Bluesrock-Nummern hervor, die sowohl als knackige Einzeltitel funktionieren, als auch dem Gesamteindruck des Albums zugutekommen.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues

Tracks:
01. Screaming & Hollering Blues
02. Going Away To Leave You
03. Ain’t No Other Way
04. Miss My Baby
05. Knock On Wood
06. Going Down South
07. Lefty
08. Shake It
09. Sugar Momma

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Robert Connely Farr – Country Supper – CD-Review

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Der aus Bolton, Mississippi, stammende, aber mittlerweile in Vancouver, Kanada, lebende Robert Connely Farr mit zweiten Album. Während er noch für das Debüt unter Robert Connely Farr & The Rebeltone Boys firmierte, hat er sich nun vermutlich voll auf sich selbst fokussiert, um jetzt noch kompromissloser, den eigenen musikalischen Intentionen folgen zu können.

Wie im Review-Fazit des geschätzten Kollegen Segets zu „Dirty South Blues“, das ihm immerhin Nominierungen für den ‚Maple Blues Award 2019‘, sowie als ‚Songwriter of the Year‘ und ‚New Artist of the Year‘ einbrachte, beschrieben („es schlägt eher ruhigere Töne an, entwickelt dabei aber eine hohe Intensität“), scheint der Protagonist an dieser strategisch atmosphärischen Ausrichtung, auch auf dem Nachfolger „Country Supper“, weiter Gefallen zu finden. Mitgewirkt haben außer ihm lediglich noch Jon Wood (guitar), Tom Hillifer (bass) und Jay Bundy Johnson (drums).

Grantelnder, mürrischer Gesang auf knochigem Bass-Drum-Untergrund, und immer wieder messerscharf, aber recht monoton klingende Gitarrenriffs und-soli, erzeugen eine oft angespannte, recht düstere, teilweise psychedelische Stimmung („Cadillac Problems“) in meist swampiger Deltablues-Umgebung.

Wer in diesen nervenzehrenden Corona-Zeiten mit all seinen negativen Folgen, dazu noch in dieser ungemütlichen dunklen Jahreszeit, psychisch von eher instabiler Natur ist, sollte sich doch lieber etwas fröhlicher anmutender Mucke zuwenden.

Typische kauzige Eigenbrötler wie Steve Earle oder Tony Joe White, weitestgehend auch noch John Mellencamp („I Ain’t Dying“), Bob Dylan oder Neil Young, beileibe ja alles keine schlechten Adressen, fallen mir aus meinem aktuellen Wissensspektrum, zu dieser roots-bluesigen Kost ein.

Wie bei all den Genannten, legt auch Robert Connely Farr spürbar großen Wert auf ein hohes Maß an Authentizität, statt zunächst einer größtmöglichen Klientel zu schmeicheln. Das macht ihm ungemein sympathisch.

Trotzdem sind so Nashville-verwöhnte Luftikusse wie meinereiner zwischenzeitlich froh, wenn Robert bei eingängigeren Tracks wie „Girl In The Holler“ (mit einem Hauch von CCR), „Bad Bad Feeling“ (ZZ Top-Note), meinem Lieblingsstück des Albums „If It Was Up To Me“ (mit unterschwelligen Skynyrd– und Marshall Tucker-Ingredenzien, stimmlich mich hier, wie auch bei einigen anderen Tracks, an Phil Hamilton erinnernd), dem progressiven „Lately“ (David Gilmour lässt grüßen), oder „Bad Whiskey“ (steel-durchtränkter Countryschwofer), das stoisch bedrückende Grundschema der meisten Lieder durchbricht.

Letztendlich serviert uns Robert Connely Farr auf dem satt gefüllten „Country Supper“-Teller eher deftig aufgetischte Kotletts mit Bratkartoffeln und scharfem Barbecue-Dip, anstatt grazil pochiertem Rehrücken mit karamellisierten Birnen an Preiselbeer-Rotwein-Sauce.

Nichts für zartbesaitete Musik-Gourmets, sondern eher was für Liebhaber schroffer ehrlicher Southern Roots-/Delta Blues-Hausmannskost. Ich würde aber sagen, Hauptsache es schmeckt und macht satt, und das tut es am Ende wirklich gut.

Eigenproduktion (2020)
Stil: Southern Alt Country/Blues

Tracks:
01. Cypress Grove
02. Girl In The Holler
03. Catfish
04. Water’s Rising
05. Cadillac Problems
06. Train Train
07. I Ain’t Dying
08. Can’t Be Satisfied
09. All Good
10. Must’ve Been The Devil
11. Bad Bad Feeling
12. If It Was Up To Me
13. Gimme Yo Money
14. Lately
15. Bad Whiskey
16. I Know I Been Changed

Robert Connely Farr
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