Rev. Peyton’s Big Damn Band – Honeysuckle – CD-Review

Da hat Pati DeVries und ihre Devious Planet Promotion Agentur aus Los Angeles, die uns nun schon seit Jahren regelmäßig mit tollen Scheiben, meist aus der US-Blues-Szene versorgt, zum Start des neuen Jahres mir direkt eine echte Aufgabe auferlegt.

Es handelt sich um die neue CD von Rev. Peyton’s Big Damn Band mit dem Titel „Honeysuckle“, die in den nächsten Tagen auf den Markt kommen wird. Peyton und seine beiden derzeitigen Mitstreiter, Ehefrau ‚Washboard Breezy‘ Peyton und Jacob ‚The Snakob‘ Powell genießen in den Staaten medienübergreifend ein sehr hohes Ansehen, die neue Scheibe ist die nunmehr die elfte Veröffentlichung.

Die maßgeblich vom Reverent  auf einer National Guitar überaus fingerfertig eingespielten und mit einer kreischenden und keifenden Stimme eingesungenen zwölf Tracks (hinzukommen noch vereinzelnd dezente Perkussionsklänge, mal eine Fiddle, ein Banjo oder eine Harp) sind nicht für den Mainstream ausgelegt und verlangen schon ein sehr country-bluesig geschultes Gehör, meine Frau würde mich beispielsweise, und das ist so sicher wie das Amen in der Kirche,  aller spätestens nach Ende des zweiten Tracks auf die Verwendung von Kopfhörern hinweisen.

Für Insider sind hier sicherlich die in ihren Bereichen prominenten Gäste der edle Messwein im musikalischen Gesamt-Kelch. Da wären die auch bei vielen Interpreten, im New Countrybereich vertretenen McCrary Sisters, die „Looking For A Manger“ mit tollen gospeligen Backingvocals veredeln, der Blues Music Hall of Famer und Grammy-nominierte Mundharmonica-Spieler Billy Branch, der auf dem Blind Lemon Jefferson-Song “Nell (Prison Cell Blues)“ nölt, der Grammy Award-Gewinner Michael Cleveland, mit einem furiosen Speed-Gefiddel in Kombination mit Peytons flinkem Saitenspiel bei dem, unserer Klientel vermutlich gut bekannten „Freeborn Man“ (vom legendären Outlaws-Live-Album) sowie Colton Crawford von The Dead South, der mit dem Banjo bei “The Good Die Young“ untermalt.

Textlich wissen viele Stücke mit doppeldeutigem Humor zu punkten (u. a. besonders das finale „Mama Do“. Die jederzeit spürbare Authentizität ist ein weiterer Sympathiepunkt. Produziert  hat diese. für eher zünftige Feste oder ‚dreckige‘ Honkytonks geeignete Musik der Reverent himself, gemixt hat das Ganze der sechsfache Grammy-Gewinner Vance Powell (Chris Stapleton, Jack White).

Mein Rat selbst an den gediegenen Countryblues-Nachtfalter wäre, in Rev. Peyton’s Big Damn Band „Honeysuckle“ zunächst mal reinzuschnuppern, der Gang durch diese zwölf Tracks ist sicherlich kein übliches musikalisches Zuckerschlecken!

Family Owned Records (2025)
Stil: Country Blues

Tracks:
01. Honeysuckle
02. If I Had Possession Over Judgement Day
03. Looking For A Manger (feat. The Mc Crary Sisters)
04. Like A Treasure
05. One Dime Blues
06. Nell (feat. Billy Branch)
07. Freeborn Man (feat. Michael Cleveland)
08. I Can’t Sleep
09. Let Go
10. The Good Die Young (feat. Colton Crawford of the Dead South)
11. Keep Your Lamp Trimmed And Burning
12. Mama Do

Rev. Peyton’s Big Damn Band
Rev. Peyton’s Big Damn Band bei Facebook

Robert Connely Farr – Country Supper – CD-Review

RCF_300

Der aus Bolton, Mississippi, stammende, aber mittlerweile in Vancouver, Kanada, lebende Robert Connely Farr mit zweiten Album. Während er noch für das Debüt unter Robert Connely Farr & The Rebeltone Boys firmierte, hat er sich nun vermutlich voll auf sich selbst fokussiert, um jetzt noch kompromissloser, den eigenen musikalischen Intentionen folgen zu können.

Wie im Review-Fazit des geschätzten Kollegen Segets zu „Dirty South Blues“, das ihm immerhin Nominierungen für den ‚Maple Blues Award 2019‘, sowie als ‚Songwriter of the Year‘ und ‚New Artist of the Year‘ einbrachte, beschrieben („es schlägt eher ruhigere Töne an, entwickelt dabei aber eine hohe Intensität“), scheint der Protagonist an dieser strategisch atmosphärischen Ausrichtung, auch auf dem Nachfolger „Country Supper“, weiter Gefallen zu finden. Mitgewirkt haben außer ihm lediglich noch Jon Wood (guitar), Tom Hillifer (bass) und Jay Bundy Johnson (drums).

Grantelnder, mürrischer Gesang auf knochigem Bass-Drum-Untergrund, und immer wieder messerscharf, aber recht monoton klingende Gitarrenriffs und-soli, erzeugen eine oft angespannte, recht düstere, teilweise psychedelische Stimmung („Cadillac Problems“) in meist swampiger Deltablues-Umgebung.

Wer in diesen nervenzehrenden Corona-Zeiten mit all seinen negativen Folgen, dazu noch in dieser ungemütlichen dunklen Jahreszeit, psychisch von eher instabiler Natur ist, sollte sich doch lieber etwas fröhlicher anmutender Mucke zuwenden.

Typische kauzige Eigenbrötler wie Steve Earle oder Tony Joe White, weitestgehend auch noch John Mellencamp („I Ain’t Dying“), Bob Dylan oder Neil Young, beileibe ja alles keine schlechten Adressen, fallen mir aus meinem aktuellen Wissensspektrum, zu dieser roots-bluesigen Kost ein.

Wie bei all den Genannten, legt auch Robert Connely Farr spürbar großen Wert auf ein hohes Maß an Authentizität, statt zunächst einer größtmöglichen Klientel zu schmeicheln. Das macht ihm ungemein sympathisch.

Trotzdem sind so Nashville-verwöhnte Luftikusse wie meinereiner zwischenzeitlich froh, wenn Robert bei eingängigeren Tracks wie „Girl In The Holler“ (mit einem Hauch von CCR), „Bad Bad Feeling“ (ZZ Top-Note), meinem Lieblingsstück des Albums „If It Was Up To Me“ (mit unterschwelligen Skynyrd– und Marshall Tucker-Ingredenzien, stimmlich mich hier, wie auch bei einigen anderen Tracks, an Phil Hamilton erinnernd), dem progressiven „Lately“ (David Gilmour lässt grüßen), oder „Bad Whiskey“ (steel-durchtränkter Countryschwofer), das stoisch bedrückende Grundschema der meisten Lieder durchbricht.

Letztendlich serviert uns Robert Connely Farr auf dem satt gefüllten „Country Supper“-Teller eher deftig aufgetischte Kotletts mit Bratkartoffeln und scharfem Barbecue-Dip, anstatt grazil pochiertem Rehrücken mit karamellisierten Birnen an Preiselbeer-Rotwein-Sauce.

Nichts für zartbesaitete Musik-Gourmets, sondern eher was für Liebhaber schroffer ehrlicher Southern Roots-/Delta Blues-Hausmannskost. Ich würde aber sagen, Hauptsache es schmeckt und macht satt, und das tut es am Ende wirklich gut.

Eigenproduktion (2020)
Stil: Southern Alt Country/Blues

Tracks:
01. Cypress Grove
02. Girl In The Holler
03. Catfish
04. Water’s Rising
05. Cadillac Problems
06. Train Train
07. I Ain’t Dying
08. Can’t Be Satisfied
09. All Good
10. Must’ve Been The Devil
11. Bad Bad Feeling
12. If It Was Up To Me
13. Gimme Yo Money
14. Lately
15. Bad Whiskey
16. I Know I Been Changed

Robert Connely Farr
Robert Connely Farr bei Facebook