Bon Jovi – Lost Highway: The Concert – DVD-Review

Ich hatte ja bereits das Vergnügen die CD zu reviewen, die mir ehrlich gesagt schon zu jener Zeit gut gefallen hatte. Aus meiner Sicht war Lost Highway das Album, das mir von Bon Jovi in ihrer fast 25 Jahre währenden Karriere sogar mit am meisten zugesagt hat. Schön, dass ich jetzt auch die Gelegenheit habe, die hinterhergelegte Live-DVD beleuchten zu dürfen.

Zunächst fällt bei dieser limitierten Auflage erst mal die interessante Buch-Optik, mit der das Teil aufgemacht wurde, in den Blick. Beim Öffnen fliegen einem dann direkt fünf schön fotografierte Hochglanz-Postkarten (mit Motiven aus dem eingeklebten Booklet) in einer Banderole entgegen. Eigentlich viel zu schade um sie zu verschicken, wird wohl, vermute ich mal, auch keiner tun.

Positiv ist zu Beginn direkt zu vermerken, das der Gig in Chicago in einem recht überschaubaren Ambiente stattfand (400 Leute). Nicht alltäglich, wie ich finde, ist, dass das Konzert in der exakten CD Track-Reihenfolge abgearbeitet wurde. So entwickelt sich statt der bei Superbands so oft nervenden, überdrehten Massenhysterie, eine sehr entspannte, freundliche, aber natürlich auch begeisterte Atmosphäre, wie sie eigentlich bei Countrykonzerten auf gehobenem Niveau in kleineren Locations auch immer Gang und Gebe ist.

Das Bon Jovi-Standard Line-up mit Jon, Richie Sambora, David Bryan und Tico Torres wurde um ihren etatmäßigen Bassisten Hugh McDonald, den Zusatz-Gitarristen Bobby Bandiera (sporadisch mit toller Ganjo-Arbeit), dem Multiinstrumentalisten Kurt Johnston (Pedal Steel) und die in ihrem knappen, schwarzen Outfit recht nett anzuschauende Violinistin und Backgroundsängerin Lorenza Ponce, in eine countrykompatible Form aufgestockt. Vielleicht wäre es noch nett gewesen, die Duett-Partner der CD, Big & Rich und LeAnn Rimes mit einzubinden, was leider nicht geschah, aber auch letztendlich nur Insidern auffallen würde.

Gefilmt wurde mit dreizehn Kameras, so dass man einen recht umfassenden Einblick ins Geschehen des Abends erhält. Vor allem die Soundqualität in wahlweise Stereo oder Dolby-Surround ist exzellent. Die Antwort auf die Frage, ob man diese DVD braucht, wenn man die CD schon besitzt, ist schnell beantwortet. Ja! Sämtliche Songs wirken live doch wesentlich countrylastiger und die ganzen gut aufgelegten Musiker (auch Richie Sambora, der in letzter Zeit ja mal des öfteren daneben hing) lassen sie in der audiovisuellen Form viel natürlicher zur Geltung kommen. Man hat fast das Gefühl, live mit dabei zu sein.

Auch wenn letztendlich zwar die sichtlich vergnügten Jon (als absoluter Profi-Frontmann) und Richie (viele Klasse-E-Soli auf diversesten Gitarren) hier den Ton angeben, wurde doch eine erstaunlich gute Team-Leistung erbracht. Stellvertretend hierfür vielleicht der überragende Song des Abends „Any Other Day“ in einer annähernd acht-minütigen Version, bei der sich fast alle Musiker mit ausgedehnten Soli einbringen dürfen.

Und da eine Band wie Bon Jovi nach nur zwölf Stücken nicht so einfach aufhört, wurden dann mit „It’s My Life“ (trotz starker, rockiger Version hier im Gesamtkontext eher ein Fremdkörper), „Wanted Dead Or Alive“ (Richie mit kurzer Gesangspassage) und „Who Says You Can’t Go Home“ (stimmungsreich, mit wunderbarem Countryflair, Einbindung des Publikums) noch drei Klassiker der Truppe als Zugabe eingestreut.

Als Bonusmaterial gibt es noch mal eine Akustik-Session, die aber bis auf die Coverversion von Leonard Cohens „Hallelujah“ eher überflüssig ist, da die fünf anderen Stücke identisch zum Konzert ausgewählt wurden. Weiterhin jeweils ein Interview mit allen vier Bon Jovi-Musikern (deutsche Untertitel im Setup einstellbar), sowie ein paar Blickwinkel-Skizzen der Location, wohl als Grundlage für die diversen Kamerapositionierungen.

Alles in allem ist Bon Jovis „Lost Highway. The Concert“ ein Teil, das von der ersten Minute an Spaß bereitet und bei dem bis auf die meiner Ansicht nach überflüssige Songdoppelung im Bonusteil auch alles stimmt. Ein perfektes Weihnachtsgeschenk nicht nur für Bon Jovi-Anhänger, sondern auch für Musikfreunde, die sich mit dezent countryinfizierten Rocktönen anfreunden möchten. Absolute Kaufempfehlung!

Universal Music (2007)
Stil:  New Country / Rock

01. Lost Highway
02. Summertime
03. (You Want To) Make A Memory
04. Whole Lot Of Leavin
05. We Got it Going On
06. Any Other Day
07. Seat Next To You
08. Everbody’s Broken
09. Till We Ain’t Strangers Anymore
10. The Last Night
11. One Step Closer
12. I Love This Town
13. It’s My Life
14. Wanted Dead Or Alive
15. Who Says You Can’t Go Home

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Bon Jovi – Lost Highway – CD-Review

Ich muss gestehen, dass ich noch nie ein sonderlicher Freund von Bon Jovi-Werken gewesen bin, auch wenn (meist über Umwege) immer wieder ein paar ihrer Silberlinge den Weg in meine Sammlung gefunden haben. Die letzte CD „Have A Nice Day“ fand ich beispielsweise total enttäuschend. Als ich jetzt allerdings vernahm, dass er und seine Kumpels sich mal außer der Reihe spaßeshalber dem New-Country-Genre anzunähern versuchen, dies dazu noch unter der Regie von Klasse-Produzenten wie John Shanks und Dann Huff, wurde meine Neugier aber dann doch geweckt.

Da ich mich schon ein wenig mit New-Country in meinem Leben beschäftigt habe, war mir entgegengesetzt zu vielen anderen eigentlich schon von vorne herein klar, dass Shanks und Huff aus Jon Bon Jovi und Richie Sambora keine Alan Jacksons und George Straits zaubern würden. Schließlich waren beide sehr gute E-Gitarristen, haben selber ihre Banderfahrungen in eher rockig orientierten Bands gesammelt, und auch in diesem Bereich doch immer wieder Interpreten produziert, die durchaus mit anderen, New-Country-übergreifenden, Sparten harmonierten. So war der Weg in Sphären von Keith Urban eigentlich vorprogrammiert, und ich denke, dass dies auch die richtige Entscheidung gewesen ist.

Interessant war sicher, die beiden Hauptprotagonisten mit einigen arrivierten Nashville-Songwritern wie Brett James, Hillary Lindsay oder Gordie Sampson zusammenzubringen, aber anhand der Namen erkennt man auch hier, dass diese eigentlich Garanten für leicht ins Ohr gehende Songs abgeben würden. Für Spannung sorgten die darstellerische Kombination mit dem Spaß-Duo Big & Rich, sowie das Duett mit LeAnn Rimes. Dazu offeriert das Booklet noch jede Menge Nashville-Studio-Prominenz in Sachen Ergänzungsmusiker (Paul Franklin, Dan Dugmore, Steve Nathan, Jonathan Yudkin, Greg Leisz), die aber, um es vorwegzunehmen, allesamt recht sparsam, jedoch gut im Hintergrund mitwirken.

Und so beinhaltet „Lost Highway“ einen gut gewählten Mix aus flotten, sehr melodischen Mainstream-Rockern, meist mit ein wenig Heartland-Flair, die wesentlich höheren Wiedererkennungswert haben als der Vorgänger, und drei sehr dynamischen Power-Balladen („(You Want To) Make A Memory“, „Seat Next To You“ und „Till We Ain’t Strangers Anymore“). Bei letztgenanntem Lied beließ es Huff bei einer recht braven Performance von LeAnn Rimes, sich wohl noch gut daran erinnernd, wie die vormalige Bon Jovi-Duettpartnerin Jennifer Nettles von Sugarland den guten Jon vor einiger Zeit an die Wand gesungen hatte.

Trotzdem, gerade die rockigen Nummern gehen recht flockig von der Sohle, angenehm, dass tunlichst vermieden wurde, Jon Bon Jovi wie so oft zuvor in den Refrains in regelrechte Kreischorgien zu verwickeln. Stücke wie „We Got It Going On“ (mit Big & Rich, die hier ein wenig auf gewohnte Weise mitkaspern…), „Everybody’s Broken“ oder das abschließende „I Love This Town“ sind Gute-Laune-Kracher, genau richtig für die hoffentlich bald anstehenden warmen Tage, und dürften auf Parties den einen oder anderen Mitgröler produzieren. Sambora spielt übrigens sehr wohl dosierte und saubere Soli, da haben die beiden Produzenten sicher ihren Einfluss geltend gemacht. Hier und da verlieren sich zu den von satten Drums, Akustik- und E-Gitarren vorgegebenen Rhythmen mal ein Mandolinchen, Piano, Organ, eine Fiddle und eine Steel-Gitarrchen, ganz dezent mal Streicher, aber das war es dann auch an Nashville-Flair.

Fazit. Bon Jovi haben ein sehr schönes, melodisches Mainstream-Rock-Werk mit einer leichten Brise New-Country geschaffen, das dank guter Produzenten (Huff und Shanks je sechs Stücke), Co-Songwritern und Musikern zu ihren besten zählen dürfte. Wer hier auf staubigen Traditions-Country oder gar harten Country-Rock gehofft hat, sollte keinen Gedanken an einen Kauf verschwenden. Alle anderen werden mit einem sommerlichen Gute-Laune-Rock-Album der besseren Sorte belohnt. Geliefert wird der Silberling mit einem reichhaltig bebilderten Booklet, mit allen Texten in einer optisch ansprechenden Super-Jewel-Box. Zurecht Platz 1 in den CD-Charts!

Mercury/Island Records (2007)
Stil:  New Country / Rock

01. Lost Highway
02. Summertime
03. (You Want To) Make A Memory
04. Whole Lot Of Leavin‘
05. We Got It Going On
06. Any Other Day
07. Seat Next To You
08. Everybody’s Broken
09. Till We Ain’t Strangers Anymore
10. The Last Night
11. One Step Closer
12. I Love This Town

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