Joe Bonamassa – Live At The Greek Theatre – CD-/DVD-Review

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Was für ein monumentales Rockmusikwerk in allen Belangen! Joe Bonamassa, gefilmt bei einem Konzert im altehrwürdigen Greek Theatre in Los Angeles, einer imposanten, 1929 errichteten Freiluftbühne, angelehnt an einen griechischen Tempel.

2 DVDs (eine enthält den Konzertfilm, die zweite einige Bonus-Features (u. a.  ein ausführliches Interview mit Joes Eltern), dazu das Ganze noch auf zwei CDs (identisch mit dem Konzertmitschnitt), bieten eine Allround-Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau. Hier heißt es wirklich, es sich wie im Kino, mit irgendwelchen Leckereien und Getränken vor der heimischen Anlage gemütlich zu machen und dann einfach nur das Gebotene zu genießen. Ich persönlich habe seit geraumer Zeit einen  relativ großen Fernseher, da wirkt alles fast doppelt phänomenal!

Hier wurde an nichts gespart, grandiose Aufnahmen aus allen Perspektiven, ein regelrechter Bilder- und nicht zu vergessen, natürlich auch Musikrausch. Ich hatte zunächst immer ein wenig Probleme mit dem Protagonisten. Seine Stimme sagte mir nicht ganz so zu, dazu bin ich nicht der Freund von übertriebenen Frickeleien, gerade in diesem Genre oft zur Selbstinszenierung dienend. Erst seine letzte Scheibe „Blues Of Desperation„, die er ja mit Nashville-Musikern eingespielt hatte, brach eigentlich das letzte Eis.

Auch bei diesem Gig sind mit Reese Wynans (keys) und Michael Rhodes (bass) zwei gestandene Recken aus Music City dabei, ein Genuss ihrer unaufgeregten, aber spielerisch umso brillanteren Art zu Musizieren beizuwohnen. Rhodes bildet mit dem erfahrenen, kraftvoll an den Trommeln agierenden, Anton Fig die Rhythmusfraktion. Als Liebhaber von weiblichem Backgroundgesang, wurde hier mit den drei australischen Damen Juanita Tippins, Jade MacRae und Mahalia Barnes (diese mit kurzen lead vocals-Parts – sehr beeindruckeende Röhre), groß aufgefahren. Die drei schlängeln sich zumeist, schön anzusehend, synchron zum Takt ihrer gesungenen Uuhs und Aahs.

Dem nicht genug. Mit Lee Thornburg (trumpet), Ron Dziubla und Paulie Cerra (beide saxophone) gibt‘ dazu noch eine fett plusternde Bläser-Fraktion, jeder auch mal zwischendurch mit individuellem Solo. Lediglich Kirk Fletcher (The Mannish Boys) kann Einem als Zweit-Gitarrist ein wenig Leid tun, ihm ist natürlich die Postion des sich unterordnenden Teamplayers, in Form von Rhythmus-Gitarrenspiel, zugeteilt. Er hat aber auch zwei unaufgeregte Solo-Einsätze.

Irgendwelche Songs (22 Stücke in Form einer Hommage an die Blueser Albert King, B.B. King und Freddie King) explizit herauszunehmen macht wenig Sinn, im Prinzip ist jedes Stück gelungen. Bonamassa streift hier den Blues der drei Kings mit rockigen, rhythmischen, mal souligen, als auch swingenden (teilweise erzeugen die Bläser einen voluminösen Big Band Sound) Interpretationen, dies teilweise demnach oft  im Retro-Ambiente (einige Songclips kann man sich vorab in unseren Musiknachrichten ansehen).

Seine Stimme wurde hervorragend zur Musik ausgesteuert, gefällt mir diesmal sogar richtig gut. Seine filigranen Saitenzaubereien präsentiert er dabei auf einem sich abwechselnden Arsenal von hoher Beanspruchung gezeichneter, arg gebeutelt, aussehender E-Gitarren. Joe lässt natürlich in jedem Lied ein bis zwei fulminante Soli los, hat aber in Nashville wohl mittlerweile auch gelernt, wann die Zeit zum Loslassen gekommen ist.

So fühlt man sich nach dem abschließenden herrlichen „Thrill Is Gone“ innerlich fast genötigt, sich vor dem Fernseher mit dem im Greek Theatre anwesenden begeisterten Publikum zu erheben und den zurecht erspielten Standing Ovations ebenfalls Folge zu leisten. Absolut grandios. À la bonne heure, Herr Bonamassa, samt Ensemble! Ganz großes Kino, passender Weise, anders kann man es wirklich nicht formulieren. Vergleichbar ungefähr mit Claptons Geschichte in der Royal Albert Hall. Joe Bonamassa ist mit diesem Werk endgültig in den Sphären der ganz großen Blueser aller Zeiten angekommen.

Im Bonus-Material gibt es ein Interview mit Joes sympatischen, auf dem Teppich gebliebenen Eltern, wobei  Joes Step by Step-Entwicklung von der ersten kleinen Mini-Gitarre bis zum großen Blues Rock-Star fachmännisch reflektiert wird (sein Vater ist/war ja selbst Musiker). U. a. wird Joes heimatliches Zimmer gezeigt und seine ersten Auftrittsorte. Dazu gibt es filmische Impressionen mit der ganzen Band im Vorfeld des Konzertmitschnittes und eine Bildergalerie mit erstklassigen Konzertschnappschüssen (tolles Lehrmaterial für und anstehende Konzertfotografen).

Ein weiterer Leckerbissen ist der Videoclip zu „Riding With The Kings“. Hier stiehlt die o. a. Mahalia Barnes im Studio dem Protagonisten mit ihrem unglaublich rotzigen Gesang die Show. Joe erkennt weise, die Sinnlosigkeit nach der ersten Strophe, sich mit diesem Vulkan vokal zu messen und belässt es dann damit, sich auf sein Gitarren-Können zu beschränken. Toller Song.

Filmisch und organisatorisch verantwortlich zeigen sich Joes-Langzeit-Begleiter Kevin Shirley und Ron Wiseman, die hier ebenfalls einen exzellenten Job erledigt haben. Dieses Gesamtkunstwerk ist ein Muss für jeden Fan guter Musik. Sounds Of South verneigt sich vor Joe Bonamassa und seinem Team. Nie wurden Begriffe wie ‚Weltklasse‘ und ‚Perfektion‘ in Sachen Blues exakter definiert!

Mascot Label Group (2016)
Stil: Blues Rock

DVD1:
01. Beginnings
02. See See Baby
03. Some Other Day, Some Other Time
04. Lonesome Whistle Blues
05. Sittin‘ On The Boat Dock
06. You’ve Got To Love Her With A Feeling
07. Going Down
08. I’ll Play The Blues For You
09. I Get Evil
10. Breaking Up Somebody’s Home
11. Angel Of Mercy
12. Cadillac Assembly Line
13. Oh, Pretty Woman
14. Let The Good Times Roll
15. Never Make You Move Too Soon
16. Ole Time Religion
17. Nobody Loves Me But My Mother
18. Boogie Woogie Woman
19. Hummingbird
20. Hide Away
21. Born Under A Bad Sign
22. The Thrill Is Gone
23. Riding With The Kings

DVD2:
01. Growing Up Joe (A conversation with Joe’s parents)
02. Riding With The Kings (Official Music Video)
03. Caveman’s Hacked iPhone (Behind The Scenes)
04. Joe’s Big Fat Greek (Photo gallery)

Joe Bonamassa
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Netinfect Promotion

J.P. Harris & The Tough Choices – 07.09.2016, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Die Kulturrampe in Krefeld hat sich mit ihrem breitgefächerten Spektrum an Konzertangeboten abseits des heute üblichen Mainstreams, zu einer, aus unserer Sicht, der besuchenswertesten  und auch förderungswürdigsten Locations in unserer Gegend entwickelt. Hierzu gehört bei der Auswahl der Acts ein gehöriges Maß an Fingerspitzengefühl und sicherlich auch teilweise ordentlich Mut. Dass dies leider noch lange nicht von allen Leuten so gesehen und honoriert wird, beklagte KR-Macher Pille Peerlings in seiner Ansage zum aktuell anstehenden Gig von J.P. Harris & The Tough Choices – zu Recht.

Auch im Falle dieser Combo um ihren, aus Montgomery, Alabama (berühmtes Zitat übrigens von Ronnie Van Zant über die Stadt: „Montgomery’s got the answer…“ mit dem er sich in Skynyrds oft missinterpretiertem „SHA“-Hit, eindeutig zur damaligen Rassenproblematik  positionierte), stammenden  Bandleader J.P. Harris,  beweist die Rampe erneut ihren Faible für außergewöhnliche Kost. Purer authentischer, absolut traditionell performter Country, gespielt von talentierten und kreativen jungen Burschen an einem Tag inmitten in der Arbeitswoche.

Immerhin knapp 50 Zuschauer zollten mit ihrem Besuch Wertschätzung für solch lobenswertes Engagement und ließen sich in den präsentierten Retro-Schunklern, Schwofern und Uptempoheulern, von flammendem Erzählgesang des Hauptprotagonisten, typischen Pedal Steel- und Telecaster-Soli-Gewittern, in Nashville-Stimmung versetzen und verwandelten die kleine Location in ein zwischen Honky Tonk und Dancehall wandelndes Ambiente.

Harris und seine Kumpanen stiegen mit „California Turnarounds“ ein und boten im weiteren Verlauf einen bunt gemischten Mix aus Stücken seiner beiden Alben „I’ll Keep Calling“ und „Home Is Where The Hurt Is“ (das Titelstück in herrlicher Waltz-Manier gespielt, weitere Tracks u. a. „Badly Bent“, Two For The Road“ aus dem Film „At Any Price“ mit Dennis Quaid“, „South Oklahoma“, etc.) sowie einem brandneuen Song „Hard Road“ (satter HT-Feger), und hierzulande mehr oder weniger bekannter Cover-Stücke von Genre-Einflussgrößen wie u. a. Red Simpson („Happy Travelin‘ Man“), Terry Allen („Amarillo Highway“) oder Waylon Jennings („Ain’t Living Long Like This“).

Als Markenzeichen des Quintetts erwiesen sich das charismatische Auftreten des bunt-tätowierten und mit einem, immens wild in Länge und Breite sprießenden Bartwuchs, bestückten Frontmannes, samt seines obligatorischen Gesangs, aber auch mannschafts-trächtigem Rhythmus-Gitarrenspiels, sowie die ständigen quirligen Duelle des meist introvertiert erscheinenden Pedal Steel-Players ‚Smokin‘ Brett Resnick und dem äußerst zart und zierlich wirkenden Lead-Gitarristen Mark Sloan, der auch Harmoniegesänge in fast femininen Sphären beisteuerte.

Zum Ende des Hauptteils gab es bei der furiosen Uptempo-Nummer „Gear Jammin‘ Daddy“ kein Halten mehr, dass selbst Resnick aus seiner Haut fuhr und sein Arbeitsgerät wild schüttelte. Die unweigerlichen Zugabeforderungen, des ebenfalls in Wallung geratenen Publikums wurde dann mit drei launigen Zugaben (u. a. Dave Dudleys „Six Days On The Road“ und Merle Haggards „Closing Time“) honoriert.

Fazit: Ein lohnenswerter und wunderbarer Abend, der selbst für einen Country-erprobten Menschen wie mich (ich zähle ja eigentlich aber eher zu den Liebhabern der moderneren Interpretation der Sparte) in dieser Form außergewöhnlich war.  J.P. Harris und seine Tough Choices konnten letztendlich auch mich (und natürlich SoS-Fotografen Gernot Mangold) überzeugen, haben meines Erachtens nach sogar, mit der Hinzunahme von Instrumenten wie Keyboards, Banjo oder Fiddle, weiteren optionalen Spielraum, um noch mehr Alarm zu bei ihren Live-Gigs zu veranstalten. Eine Wiederkehr im nächsten oder übernächsten Jahr wäre nicht nur aus diesem Grund begrüßenswert. Hat aber auch so erst Mal richtig Spaß gemacht!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

J.P. Harris & The Tough Choices
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Kulturrampe Krefeld

Justin Moore – Kinda Don’t Care (Deluxe Edition) – CD-Review

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Justin Moore kann dem weiteren Leben eigentlich gelassen entgegen sehen. Alles, was er seit seinem Debütalbum 2009 in musikalischer Hinsicht angepackt hat, scheint blendend zu funktionieren. Während dieses sich noch ’nur‘ mit Rang 3 in den Billboard Country Album-Charts begnügen musste, haben alle Nachfolger die Nr. 1 problemlos gemeistert, parallel auch noch in den allgemeinen US Charts immer die Top-10-Ränge erreicht.

Dies gilt auch für sein neustes und viertes Werk „Kinda Don’t Care. Da schert es den Protagonisten vermutlich einen feuchten Kehricht, was so mancher Kritiker über ihn los lassen wird. Fakt ist, dass Moore, auch auf seinem neuen Silberling, wie schon beim starken Vorgänger „Off The Beaten Path„, mit satten 16 Stücken in der Deluxe-Version, wieder richtig reinklotzt und seine Muskeln, gegenüber der nicht schlafenden Konkurrenz, ordentlich spielen lässt.

Produziert haben in großen Teilen Scott Borchetta und Jeremy Stover und bei zwei Tracks wurde zusätzlich Julian Raymond involviert. Selbstredend, dass bei einem solchen Werk das große Besteck (und dies in mehrfacher Hinsicht) an Nashville-Musikern  und Songwritern (Moore hat zwei Lieder mitkomponiert) aufgefahren wurde.

Fest steht, dass sich Nashville seit dem Auftauchen von Interpreten wie Georgia Floriada Line, Sam Hunt & Co. verändert hat, und das nicht unbedingt zum Positiven. Trotzdem hat der immense Erfolg dieser Künstler natürlich einen gewissen Druck auf die bisherigen Platzhirsche des Genres ausgeübt. Acts wie Luke Bryan, Keith Urban, Thomas Rhett, Little Big Town lassen sich mittlerweile zu Sachen hinreißen, wo man zum Teil wirklich den Kopf schüttelt.

Auch an Justin Moore ist diese Entwicklung natürlich nicht spurlos vorbei gegangen. Selbst bei ihm sind mittlerweile Loops, ein paar Synthies, soulige Grooves und diese heroischen ‚Ooohoh-Gesänge‘  in seine Stücke (z. B. „Goodbye Back“,  das dezent epische „Between You And Me“, „Spendin‘ The Night“), eingezogen (er hatte das ja bis zu einem gewissen Zeitpunkt, immer kategorisch abgelehnt), haben aber nicht störend Überhand genommen. Akustik- und E-Gitarren haben hier weiter das Sagen und er hat den großen Vorteil, dass  seine großartige Stimme einfach Country ist. Ich glaube, er könnte auch einen Punksong singen und trotzdem wäre das noch irgendwie Genre-kompatibel.

Der Rest hat mit tollen Tracks wie u. a. dem satten Opener „Robbin‘ Trains“ (Country Rocker mit viel Wums), dem starken Titelsong (wunderbar lässig gespielt und gesungen), der ersten Single, dem stonesken „You Look Like I Need A Drink“, dem Aldean-mäßigen „Somebody Else Will“, den Southern-Power-Balladen „Rebel Kids“ und „Life In The Livin'“, dem Redneck-umwehten, launigen, Mittelfinger zeigenden Duett mit Spezi Brantley Gilbert „More Middle Fingers“, dem pfiffigen „Middle Class Money (die Pfeif-/Mundhamonika-Kombi-Hookline verleitet unweigerlich zum Mitpfeifen – dazu herrlich heulende Steel), dem Heartland-Rocker „Pick-Up Lines“ (fettes E-Solo) und dem melancholischen, voller Pathos getränkten Country-Schwofer „When I Got Home“ zum Abschluss, einiges an starker Musik zu bieten.

Justin Moore erntet mit seinem neuen Werk erneut die Früchte, seiner, von Fleiß und Qualität, gezeichneten Arbeit. Verdienter Lohn: Auch „Kinda Don’t Care“ hat sofort die Spitze der Billboard Country-Album Charts belegt. Er ist neben Leuten wie Blake Shelton, Jason Aldean, Luke Bryan, Dierks Bentley, Gary Allan & Co. im Kreise der ganz Großen mittlerweile fest etabliert.

Auch wenn so manche Kritiker, ihm vermutlich Verrat an den wirklichen Fans der ersten Stunde vorwerfen werden, sollte man hier doch schön fair sein und die Kirche im Dorf lassen. Der Spagat zwischen heutigen Trends und gutem neo-traditionalistischem New Country ist ihm erneut hervorragend gelungen.  Ich persönlich finde seine neue Scheibe abermals richtig toll! Dicke Kaufempfehlung!

Valory Records/Universal (2016)
Stil: New Country

01. Robbin‘ Trains
02. Put Me In A Box
03. Kinda Don’t Care
04. Hell On A Highway
05. Goodbye Back
06. You Look Like I Need A Drink
07. Somebody Else Will
08. Between You And Me
09. Got It Good
10. Rebel Kids
11. More Middle Fingers (feat. Brantley Gilbert)
12. Life In The Livin‘
13. Middle Class Money
14. Pick-Up Lines
15. Spendin‘ The Night
16. When I Get Home

Justin Moore
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Universal Music Group

Drake White – Spark – CD-Review

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Wieder ein äußerst vielversprechendes Debüt im Nashville-Circus: Drake White, ursprünglich aus Hokes Bluff, Alabama, stammend, seit 2013 auf musikalischen Pfaden in Music City unterwegs. Big Machine-Chef Scott Borchetta zeichnete ihn letztendlich für das wieder ins Leben gerufene Unterlabel Dot Records, das auch Aerosmith-Chef Steven Tyler unter Vertrag hat. Zur Zeit ist White als Support von Zac Brown (der singt hier im Background auf „Back To Free“), auf dessen ‚Black Out The Sun‘-Tour unterwegs.

Produziert haben bis auf eine Ausnahme (Andrew Petroff/Adam Schwind bei „Waitin‘ On The Whiskey To Work“), die für ihre kommerziell erfolgreichen Veröffentlichungen bekannten Russ Copperman und Jeremy Stover, die hier natürlich auch alle notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen haben (mit einem Heer an arrivierten Nashville-Schreibern und Klasse-Musikern an Drakes Seite ), sich aber, was technischen Schnickschnack (Loops, Synthies) angeht, sehr angenehm zurückhalten.

Sie setzen bei Drake White eher auf eine recht hohe stilistische Bandbreite, was sich bei dessen toller, charismatischer Stimme auch anbietet. So pendelt das eröffnende, im Erzählstil gesungene „Heartbeat“ irgendwo zwischen Eric Church und Kip Moore (dezente Heartland-Elemente, Powerrefrain), das dem amerikanischen Durchschnittsbürger gewidmete „Story“ in herrlich traditionellen Countrygefilden (klasse Banjoeinlagen) und die starke Ballade „Makin‘ Me Look Good Again“ (großartiges Backsinging von Carolyn Dawn Johnson, herrliches E-Gitarrensolo) im bluesigen Southern Soul-Bereich. Direkt drei völlig unterschiedliche,  Tracks. Allesamt gelungen!

Fulminant auch Whites und Dawn Johnsons gesangliches Zusammenwirken auf dem von knarziger Mandoline, Ukulele, Slide und quäkender Mundhamonika begleiteten „It Feels Good“ (dezentes Little Big Town-Flair). Einer der vielen Höhepunkte des Albums. Der zur Zeit omnipräsente Cadillac Three-Chef Jaren Johnston setzt kompositorische und gesangliche Akzente beim fluffigen „Livin‘ The Dream“.

Ein Hauch von Southern Rock-infizierten New Country bietet „I Need Real“ (Marshall Tucker-mäßige Gitarren-Fills und Solo), „Back To Free“ und das folkige „Live Some“ wandeln auf Chris Stapeltons/Eric Churchs Spuren, das humorvolle angejazzte „Equator“ (was für ein Titel für eine Countryscheibe – tolle Piano- und Bläser-Einlagen) macht unglaublich Laune. Der musikalische Appel an das Durchhaltevermögen im Leben, „Elvis“ (…Rome wasn’t built in no day and Elvis wasn’t born the king…), rockt ordentlich und das finale poltrige „Take Me As I Am“ groovt nochmal richtig schön lässig und bluesig-soulig,  (wieder fantastischer Gesang von Drake, klasse E-Solo) hat aufgrund des Stadion-tauglichen Mitsing-Refrains (mit Crowd-Harmonies) aber auch hymnischen Charakter. Ein Song mit weiterem Hit-Potential am Schluss.

Fazit: Mit Drake White erleben wir einen sehr vielversprechenden  und überaus variablen Newcomer im Bereich (New) Country, Countryrock. Natürlich eine Gewinn-orientierte Nashville-Produktion, die aber ungemein viel Spirit und Seele aufweist. Der Kerl ist ein toller Songwriter (hat fast alle Stücke mitgeschrieben) und charismatischer Performer mit einer fantastischen, angerauten Stimme. Viel Southern-, Soul- und gar ein wenig bluesige Momente, und eine tolle Gratwanderung zwischen traditionellen Country-Elementen und kernigen, erdigen, satten Rockeinflüssen. Sein vielschichtiges Debüt „Spark“ erinnert zuweilen ein wenig an Eric Church, aber eben mit rauerer Stimme und nicht ganz so experimentell, zumindest, wenn man dessen „Outsider“-Werk betrachtet. Super Einstand von Drake White!

Dot Records (2016)
Stil: New Country

01. Heartbeat
02. Story
03. Makin‘ Me Look Good Again
04. It Feels Good
05. Livin‘ The Dream
06. I Need Real
07. Back To Free
08. Equator
09. Live Some
10. Waitin‘ On The Whiskey To Work
11. Elvis
12. Take Me As I Am

Drake White
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Bärchen Records

Casey Donahew – All Night Party – CD-Review

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6. Studioalbum von Casey Donahew, sein erstes Nashville-Rendevouz! Herrlich, wie diese Songs ins Ohr gehen und losrocken. Das ist satter, knackiger Countryrock ala Cross Canadian Ragweed, Reckless Kelly, Will Hoge oder der frühen Eli Young Band, offeriert dabei aber auch eine gewisse Nashville New Country(rock)-Kompatibilität, das an dieser Stelle als ausschließlich positiv verstanden werden soll, denn auf die momentan in Music City angesagten, hippen Mainstream-Spielereien, wird gänzlich verzichtet. Hier wird schnörkellos geradeaus und mit absolut traumhaft schönen Melodien ‚Country-gerockt‘ – und der unwiderstehliche, rootsige, staubige, texanische Red Dirt-Spirit ist dabei allgegenwertig. Die angesprochene Nashville-Kompatibilität ist eine logische Folge des Aufnahmeprozesses, denn „All Night Party“, eingespielt ohne Caseys übliche Casey Donahew Band, wurde in Nashville mit dortigen Genre-Größen aufgenommen.

Nachdem die beiden Vorgänger „Double-Wide Dream“ und „StandOff“ unter den Top-10 der Country Billboard Charts gelandet waren, geht der beliebte, aus der Nähe von Fort Worth stammende Künstler jetzt konsequenter Weise den Weg, den zuvor auch andere Interpreten wie Randy Rogers, Wade Bowen oder die Eli Young Band aus seinem Red Dirt-Zirkel beschritten haben. Er begab sich für die Aufnahme seines neuen Werkes „All Night Party“ direkt in die ‚Höhle des Löwen‘.

Im Gegensatz zu seinen o. a. Kollegen, hat er sich aber nicht von einem Major-Label vereinnahmen lassen, sondern mit dem solventen und großzügigen Thirty Tigers Vertriebslabel im Rücken, das Donahew schon lange begleitet, die Variante einer Eigenproduktion gewählt, um jederzeit die Oberhand über seine Musik zu behalten und seine kontinuierlich, in gesundem Maße, gewachsene, mittlerweile aber doch immense Fan-Basis (vor allem in Texas) nicht vor den Kopf zu stoßen.

Dieser Spagat, ist ihm, um es vorwegzunehmen, prächtig gelungen. Er hat mit Josh Leo einen exzellent zu ihm passenden Produzenten engagiert und mit der Creme de la Creme der Nashville-Studiomusiker (Nir Z, Steve Mackay, Tony Harrell, Bob Terry, Kenny Greenberg, Rob McNelley und Aubrey Haynie) ein Star-Ensemble gefunden, das sich wunderbar auf seine Art zu Musizieren einließ, gleichzeitig mit seinem ungemeinem handwerklichen Können, ganz neue Ebenen eröffnete. Leo und sein Team haben an Donahews Sound nur marginal und ganz unmerklich gefeilt und ihm einfach nur deutlich mehr Drive und Klasse beschert.

Der fluffige und eingängige Opener „Kiss Me“ stellt für Donahew, mit seiner ersten, national veröffentlichten Single, ebenfalls ein Novum dar. Ein sehr melodischer und von einer markanten Banjo-Linie untermalter Red Dirt-Song, der auch in den Radiostationen Nashvilles auf offene Ohren stoßen sollte (lustig: seine texanische Live-Begleitband musste sich, laut einem Interview, extra ein Banjo für diesen Song neu zulegen). Auch das vom Hitschreiber-Duo Jon Nichols und Craig Wiseman kreierte  sommerlich launige „That Go The Girl“ (grooviges  Piano und Orgel) dürfte große Chart-Ambitionen haben.

Ansonsten belässt es der Protagonist bei seinen Eigenkompostionen, in seiner traditionellen Art zu performen:  Mit „Cowboy Song“ und „What Cowboys Do“ zwei knackige Red Dirt-Tracks mit Western-Appeal, „Feels This Right“  und  die Fortsetzung seiner White Trash-Lieder, „White Trash Bay“, zwei Nummern, die auch ins Entertainment-Repertoire von Garth Brooks perfekt passen würden, mit „College Years“ eine euphorische Rückbesinnung an alte Zeiten und einem herrlichen, nach Strandbar, Corona, Tequila und dunkelhaarigen Schönheiten Sehnsüchte weckenden Tex-Mex-Schunkler „Josie Escalido“ (tolle Gestaltung mit Mariachi-Trompeten, Akkordeon, Mandoline, spanischer Akustikgitarre).

Den absoluten Kracher gibt es dann mit „Going Down Tonight“ als Rausschmeißer am Ende. Ein wüster, dreckiger und angriffslustiger Southern Rocker, bei dem der auch ansonsten alles überragende E-Gitarrist Kenny Greenberg (was für großartige und auf den Punkt gebrachte Einlagen und Soli) und seine Mitstreiter nochmal alles aus sich herausholen. Grandios hier auch die an Bekka Bramlett erinnernden sexy und frech gesungenen Uuh und Aah-Backs (die ausführende Dame ist in den Credits leider nicht genannt), was für eine Rakete. Donahews vielleicht bester Song seiner Karriere!

Casey Donahews Trip nach Nashville ist absolut gelungen. Mit „All Night Party“ könnte diesmal der ganz große nationale Wurf gelingen. Ein wunderbarer Kompromiss aus knackigem ehrlichen New Country und traditionellem Donahew-typischen Texas Red Dirt. Das sicherlich beste Album des Texaners bisher. Große und lange Donahew-Feier-Nächte dürften damit vorprogrammiert sein! So let’s party all night long (with Casey Donahew)!

Thirty Tigers (2016)
Stil: Red Dirt

01. Kiss Me
02. Country Song
03. College Years
04. What Cowboys Do
05. Feel This Right
06. That’s Why We Ride
07. That Got The Girl
08. Josie Escalido
09. White Trash Bay
10. Going Down Tonight

Casey Donahew
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Bärchen Records

Gewinnspiel – David Nail

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Das Gewinnspiel ist beendet.

Nachdem es beim letzten Mal noch recht überschaubar zuging, gab es diesmal doch eine sehr ordentliche Resonanz. Typische Gewinnspieljäger, ganze Familien-Clans und auch viele Genre-Liebhaber waren diesmal dabei.

Die schwierig zu beantwortende Lösung lautete ‚Baseball‘.

Über eine angenehme New Country-CD darf sich

Judith Sperber aus Neustadt

freuen, die das Werk in den nächsten Tagen zugeschickt bekommt!

Sounds Of South wünscht viel Spaß damit!

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Universal Music zeigte sich großzügig, Sounds Of South gibt sich, wie immer, betont uneigennützig.

Kaum hatten wir den Review zu David Nails starkem neuen Album „Fighter“ online, da trudelte auch schon ein zweites Exemplar des Musikers ins Haus. Sounds Of South, das Magazin, das immer nur an seine Leser denkt, zögerte keine Sekunde, und ermöglicht einem interessierten Glückspilz, diese schöne New Country-Scheibe zu ergattern.

Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:

Welchen US-typischen Sport übte David Nail erfolgreich aus, bis er aus gesundheitlichen Gründen passen musste und schließlich im New Country-Business landete?

a) Tischtennis
b) Judo
c) Baseball

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 17.08.2016 an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, der/die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

David Nail
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Universal Music Group

The Cadillac Three – Bury In My Boots – CD-Review

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2. Album von The Cadillac Three! Das Trio um seinen charismatischen Bandleader Jaren Johnston, macht dort unverhohlen weiter, wo es 2014 mit seinem Debüt „Tennessee Mojo“ so herrlich unbekümmert begonnen hatte: Eine coole Mischung aus relativ einfach und wild gespieltem/gesungenem Southern Rock mit unterschwelliger Redneck-Attitüde, sowie dezenten New Country-Bezügen.

Apropos New Country: Dieser Jaren Johnston ist schon eine interessante Person. Namhafte Größen der Nashville-Zunft wie u. a. Tim McGraw, Keith Urban, Eric Church als auch zuletzt Aerosmith-Chef Steven Tyler bei seinem Erstlingsexperiment in dieser Sparte, vertrauten bereits bei diversen Adaptionen auf die kreativen Kräfte des umtriebigen Songwriters und landeten Nr.1-Hits.

Beim TC3-Projekt scheinen die Uhren aber anders zu ticken. Auch wenn Big Machine Records sicherlich ebenfalls ein Label ist, dass gerne Charterfolge feiert, lässt man Johnston sowie seine beiden Mitstreiter und Langzeitkumpels Kelby Ray und Neil Mason hier eher an der langen Leine. Die dürfen sich eigentlich im Rahmen ihrer Ideen relativ freizügig in Wort und Musik austoben und das ist gut so.

Anführer Jaren Johnston erweist sich neben seinen beiden Bandkumpanen natürlich bei den, fast ausschließlich von ihm erdachten und gesungenen Texten (dazu kommen noch einige prominente Co-Writer wie Luke Laird, John Nite, Jimmy Robbins, Brent Anderson, Jerrod Niemann), als wahrer Wortakrobat, in dessen Lieblingsvokabular Begriffe wie ‚Whiskey‘ und ‚Hips‘ eine überaus gern gewählte Option darstellen.

Produziert hat der Dreier sechs Stücke selbst, bei den restlichen haben die beiden Koryphäen auf diesem Gebiet, Dan Huff (spielt hier auch Bouzouki und Gitarre) und Justin Niebank, Hand angelegt. Niebank hatte ja schon seiner Zeit bei Blackberry Smoke, die musikalisch durchaus als Seelenverwandte zu TC3 durchgehen (zumal Johnston und Charlie Starr auch recht ähnlich singen), für den entscheidenden Impuls in Sachen Karrieresprung gesorgt.

Die 14 Stücke des Albums bieten wieder, wie schon beim Vorgänger, unterhaltsame und abwechslungsreiche, frech und frei von der Seele weg gespielte Stücke, bei denen aber Johnstons Fähigkeiten, eingängige und markante Refrains und Hooks zu kreieren, offenkundig in Erscheinung treten. Diverse Stücke wären prädestiniert für andere Kollegen der Nashville-Garde. Kein Wunder, dass die sich teilweise um seine Songs reißen. Die neue Sprayer-Hymne „Graffitti“ oder das poppige „This Accent“ sind ganz heiße Kandidaten.

Toll das Titelstück mit seinen Stimmungswechseln und satten E-Gitarrentushs, atmosphärische Sachen wie „Drunk Like You“, „Buzzin'“ (herrliche Bariton-E-Gitarre) oder „Runnin‘ Red Lights“, der relaxte Abhängsong „Ship Faced“ (klasse hier das lustige Namenswortspiel ‚Bimmy Juffett‘ zu Ehren eines der Hauptvertreter dieser chilligen Song-Gattung) oder hippe rhythmische Tracks (teilweise mit angerappten Sprechgesang) wie „Slide“, „Party Like You“, das knackige „Soundtrack To A Six Pack“ (man kann sich denken, welcher bei den Jungs gemeint ist…) oder anzügliche „Hot Damn“.

Heimatverbundenheit wird im swampig stampfenden „Peace Love & Dixie“ bekundet. Gleiches gilt für „The South“, bei dem mit Georgia Florida Line, Dierks Bentley und Mike Eli (Eli Young Band) in den Acapella-umwehten Gesangsbridges ein großes, namhaftes Gastaufgebot zugegen ist. „White Lightning“ (auf dem Vorgänger im Akustik-Ambiente) ist jetzt in einer schönen Vollversion präsent.

Fazit: The Cadillac Three haben sich mit „Bury Me In My Boots“ als Kollektiv wieder ein Stück weiterentwickelt. Zum Trübsal blasen gibt es wahrlich keinen Anlass! Sounds Of South freut sich schon jetzt auf das Konzert der Burschen im November in Köln, über das natürlich berichtet wird. Sollten die Jungs ähnlich drauf sein, wie bei ihrem Gig als Support von Eric Church vor zwei Jahren, wird ein ebenfalls geplantes Interview sicherlich eine eine Mordsgaudi werden… Fürs Album gibt es jetzt schon mal ’ne Bestnote! These boots rock…, and don’t forget the whiskey!

Big Machine Records (2016)
Stil: Country Rock

01. Bury Me In My Boots
02. Slide
03. Drunk Like You
04. Graffiti
05. Buzzin‘
06. Party Like You
07. Ship Faced
08. Soundtrack To A Six Pack
09. White Lightning
10. The South
11. This Accent
12. Peace Love & Dixie
13. Hot Damn
14. Runnin‘ Red Lights

The Cadillac Three
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Oktober Promotion

David Nail – Fighter – CD-Review

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David Nail hatte als vielversprechendes Talent im Baseball recht früh gelernt, dass man für seine anvisierten Ziele oft auch kämpfen muss. Nachdem es, wie hinlänglich beschrieben, mit der großen Sportkarriere aus gesundheitlichen Gründen nicht klappte, zog es den aus Kennett, Missouri, stammenden heute 37-jährigen 2002 zur Country-Musik. Auch hier bewies Nail bisher seine außergewöhnlichen Qualitäten. Nach drei starken Major-Alben, fightet er heute mit den Großen der Zunft um die Spitzenpositionen in den Charts. Mit dem Song „Let I Rain“ landete er 2011 seinen ersten Nr. 1-Hit.

Die beiden letzten Werke „Sound Of A Million Dreams“ und „I’m A Fire“ landeten im Album-Bereich unter den Top-10. Jetzt will der sympathische Frauentyp mit seinem brandneuen Silberling „Fighter“ endgültig Nägel mit Köpfen machen und auch in dieser Sparte endlich die Pole-Position erklimmen. Die Aussichten stehen nicht schlecht, es ist erneut ein starkes Werk mit tollen Stücken geworden. Dazu kommen viele schillernde beteiligte Personen und der Einstieg direkt auf Platz 3 kann sich auch sehen lassen.

Nail eröffnet mit dem kraftvollen, von satten Akustik-, E-Gitarren, Mandolinen- und Akkordeonklängen getragenen „Good At Tonight“, das in seiner folkig-/Heartland-beschwingten Art ein wenig an die Hooters erinnert. Im mehrstimmig intonierten Refrain erhält er dabei Unterstützung von den zur Zeit in Nashville ebenfalls angesagten Brothers Osborne, die auch beim Komponieren assistierten.

Das von Jonathan Singleton und dem auch uns bekannten Deric Ruttan verfasste, recht poppige „Night’s On Fire“ kommt mit seinem Powerrefrain im Stile der Rascal Flatts daher, klasse hier das Banjo-Spiel von Ilya Toshinsky. Das Stück konnte als Single allerdings nicht bis nach ganz oben durchbrechen. Chris Stapeltons Handschrift ist beim atmosphärischen, recht reduziert instrumentierten „Ease Your Pain“, als einer der Co-Autoren unverkennbar.

Ganz großes Kino ist die Piano-umwehte Ballade „Home“, bei dem Lori McKenna (geschrieben von ihr, David und Barry Dean) eine kongeniale Gesangspartnerin zum Protagonisten abgibt. Großartig allein schon das von Reed Pittman gespielte Intro. Der Gesang setzt erst nach fast 1 1/2 Minuten ein. Paul Franklin lässt seine Steel wunderbar einfühlsam wimmern. Ein unter die Haut gehender Song, mit einer der stärksten in Nails Karriere.

Dem angenehmen Midtempo-Track „Lie With Me“ folgt eine Phase, in der David sein momentanes Seelenleben dem aufmerksam folgenden Hörer öffnet: Zunächst mit einem weiteren Highlight der CD, der bluesig souligen Ballade „I Won’t Let you Go“, bei der Vince Gill seine unnachahmlichen Harmoniegesänge mit einbringt (klasse E-Gitarrenbegleitung inkl. Solo von Jerry McPherson und Ilya Toshinsky, Piano und plusternde Bläser kommen im Verlauf dazu). Das Titelstück „Fighter“ ist, seiner Frau Catherine gewidmeter Lovesong, „Babies“ steht natürlich im Zeichen seiner jüngst geborenen Zwillinge und das kammermusikartig dargebotene „Old Man’s Symphony“ (mit Streicherbegleitung) ist als ehrliche Hommage an seinen Vater konzipiert. Bei diesem, wieder sehr zurückgenommenen Lied unterstützen ihn Bear und Bo Rinehart von der Christian Rockband Needtobreathe.

Davor liegen mit dem fluffig poppigen „Got Me Gone“ (single-tauglich) und dem relaxt groovenden „Champagne Promise“ zwei Stücke, die durch klasse Backgroundgesänge von Sarah Buxton und Logan Brill ihren Zusatzreiz erhalten. Nicht nur bei letztgenanntem Song mit seinem angenehmen soften Touch frage ich mich bei David Nail oftmals, warum mir bei ihm immer wieder der Name Christopher Cross als Referenzgröße in den Sinn kommt.

Insgesamt wieder ein ganz tolles Werk, auf dem David Nail als großartiger Sänger und starker Songwriter brilliert. Durchgehend tolle Songs eingespielt von exzellenten Musikern, produziert von Frank Lidell (Eli Young Band) z. T. mit Glenn Worf und Chuck Ainley. Einziger kleiner Kritikpunkt ist das Booklet (zumindest das meinem Exemplar inne liegende). Hier frage ich mich, warum die Songinformationen (Texte/ Musiker Credits) nur bis Stück 7 abgedruckt wurden und dann völlig fehlen (ist das Keinem aufgefallen?). Das ist irritierend und sollte bei einem Majorwerk eigentlich nicht Usus sein, zumal man den Platz bei einseitiger Gestaltung von zwei integrierten Nail-Bildern, durchaus hätte frei machen können. Ist aber nur eine kleine Randnote.

Mit „Fighter“ könnte David Nail jetzt, auch was Alben betrifft, der ganz große Wurf gelingen. Verdient hätte er es in jedem Fall, nach vier durchgängig guten Scheiben, alle Male. Toller Stoff, dessen einnehmender Wirkung man sich kaum entziehen kann. Nie wurde Mainstream-Country stilvoller, authentischer und hochwertiger in Szene gesetzt!

MCA Nashville (2016)
Stil: New Country

01. Good At Tonight
02. Night’s On Fire
03. Ease Your Pain
04. Home
05. Lie With Me
06. I Won’t Let You Go
07. Fighter
08. Babies
09. Got Me Gone
10. Champagne Promise
11. Old Man’s Symphony

David Nail
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Universal Music Group

The Delta Saints – 12.07.2016, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Die Delta Saints begeistern in Krefeld! Zum Ende ihrer Europa-Tournee hatten sich die vier Jungs aus Nashville in der Kulturrampe gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen angesagt. Gernot und ich hatten uns für den letzten Gig ihres Aufenthaltes in unseren Breitengraden entschieden und sollten unser Kommen nicht bereuen, nachdem der Gig vom Vorabend in den sozialen Medien bereits in höchsten Tönen gelobt worden war.

Ich persönlich habe die Burschen, seit meinem schon etwas länger zurückliegenden Review zu ihrer EP „A Bird Called Angola„, ehrlich gesagt, etwas aus den Augen verloren, allerdings ihre allerseits angepriesene Weiterentwicklung schon zur Kenntnis genommen. Von daher, schön, dass jetzt die Gelegenheit da war, die Band mal persönlich live zu erleben.

Die Kulturrampe war auch bei der zweiten Auflage wieder sehr gut gefüllt, um 20:45 Uhr griff sich Pille Peerlings das Mikro für die Ansage und das Quartett, bestehend aus Frontmann Ben Ringel (lead vocals, guitars), den barfüßig agierenden Dylan Fitch (guitars, vocals) und David Supica (bass) sowie dem starken Drummer Vincent Williams, ließen mit „Chicago/Boogie“ direkt mal ihre Groove- und Jam-Qualitäten auflodern.

Für mich immer wieder faszinierend, welch großartige Reife und Spielkunst diesen doch recht jungen Typen aus den Staaten zu attestieren ist. Ok, irgendwo ist klar, wer aus Music City kommt und sich dort durchzusetzen weiß, der muss einfach was drauf haben.

Und so spielten sich die vier, unter Führung ihres burschikosen Leaders Ben Ringel (meist eine markant erscheinende Resonator-Gitarre bedienend), durch einen sehr abwechslungsreichen gestalteten und instrumentell anspruchsvollen Gig. Ringel und Fitch tauschten dabei zum Teil ihre Gitarren auch mal untereinander aus. Der diesmal fehlende Keyboarder wurde insgesamt eigentlich ganz gut kompensiert.

Über das dezent psychedelisch angehauchte „Momma“, zwei brandneue Stücke (u. a. „California“), das zeppelineske „Sometimes I Worry“ (klasse Slide-Solo) und dem shuffligen „Heavy Hammer“ ging es in einen eher akustisch dominierten Part über.

Hier performte Ringel das seiner Frau gewidmete „Out Of Sea“ sehr schön emotional im Alleingang und „Paradise“ zusammen mit Fitch, der hier die Resonator-Gitarre spielte und Ben auch vokal ergänzte. Klasse hier ebenfalls sein Slide-Solo. In diesem Fahrwind begann auch das megastarke Fleetwood Mac-Cover „The Chain“ (mit ein wenig unterschwelligem Neil Young-Flair in Szene gesetzt), bei dem Supica und Williams dann nach gewisser Zeit für eine starke Instrumentalpassage wieder dazu stießen. Toller Song!

Mit dem atmosphärischen „Butte La Rose“ und einem furiosen Stück, bei dem David Supica solierte und das am Ende so richtig abging (was für ein fetter Groove), kam schon die Zielgrade in Sicht. Das mit tollen Tempo- und Rhythmuswechseln bedachte „Deathletter Jubilee“ (dazwischen mit Acapella-umwobenen Gesangsbridge) beendete um 22:05 Uhr den tollen Hauptteil.

Die begeisterten Zuschauer ließen die Schutzpatronen des Deltas erst gar nicht von der Bühne und bekamen dann mit „Take Me Home“ noch eine Zugabe geboten, bei der Vincent Williams in seinem integrierten Drum-Solo (in einer Hand ein Tambourine schüttelnd und in der anderen mit dem Drumstick sein Arbeitsgerät gleichzeitig beackernd) mit eigenwilliger und anspruchsvoller Vorstellung glänzte. Das war’s, die Burschen hatten spielintensive Wochen hinter sich und waren sichtlich froh, den letzten Abend dann noch ein wenig unter den Leuten bei Bierchen und Smalltalk ausklingen lassen zu können.

Fazit: Ein tolles Konzert, das Spaß machte und allseits strahlende Gesichter hinterließ. Man darf sich schon jetzt wieder auf ihre hoffentlich stattfindende Rückkehr im nächsten Jahr freuen. Bis dann und gute Heimkehr, Delta Saints!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Delta Saints
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Steven Tyler – We’re All Somebody From Somewhere – CD-Review

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Eigentlich hat sich mein Magazin ja auf die Fahne geschrieben, Bands und Interpreten zu supporten, die in unseren Gefilden eher nur von Insidern wahrgenommen werden oder für solche interessant sein könnten. Aber, wenn ein ein Superstar wie Aerosmith-Frontmann Steven Tyler ein Country-Album in Angriff nimmt, geht das natürlich auch an Sounds Of South nicht spurlos vorbei.

Und alles, was in Nashville in Sachen Produzenten (T-Bone Burnett, Dan Huff, Marti Fredriksen, Jaren Johnston), an Musikern (eine ganze Armada u. a. mit Tom Bukovac, Stuart Duncan, Ilya Toshinsky, Fred Eltringham, Chris McHugh, Dennis Crouch, Rebecca Lovell) und Songwritern (The Warren Brothers, Hillary Lindsey, Rhett Akins, Chris DeStefano, Brett James, Troy Verges, Eric Paisley, etc.) Rang und Namen hat, stand für den schillernden hochdekorierten Sänger Spalier.

Man merkt sofort, dass das ganze Projekt von absolut gegenseitigem Respekt gekennzeichnet ist. Tyler, der fast alle Tracks mitgeschrieben hat, ist der Spaß sichtlich anzuhören, er fühlt sich im Rahmen all dieser Nashville-Könner pudelwohl, und legt ein vokale Performance hin, die ihres Gleichen sucht. Er hängt sich sprichwörtlich ‚richtig rein‘. Und auch die Musiker und Mitschreiber aus dem Country-Mekka haben ihm die Songs quasi auf den Leib zugeschnitten, bzw. so einfühlsam eingespielt, dass sich sein (immer ein wenig rotzig klingender) Gesang optimal entfalten kann. Es hat alles wirklich ‚Hand und Fuß‘. Absolute Profis eben!

Nachdem er mit der ersten vorab veröffentlichten Single „Love Is Your Name“ direkt die Top-20 der Billboard Country Hot Songs erreicht hatte, hat man bei den restlichen 14 Songs quasi die ‚Qual der Wahl‘, was da noch so an Zählbarem rausgeholt werden kann. Schon der atmosphärische Opener „My Own Worst Enemy“ mit dem toll unterlegten Akkordeon nimmt absolut gefangen. Klasse hier direkt der selbstironische Teint, der auch bei einigen anderen Tracks wie die z. T. kammermusikartigen „It Ain’t Easy“ und „Somebody New“ (mit Mandoline, Fiddle), „What Am I Doin‘ Right“ (mit etwas Tesla-Unplugged-Feeling) oder das stonesk rockende „The Good, The Bad The Ugly In Me“ immer wieder zum Vorschein kommt. Tyler weiß um seine kleinen Schwächen und kann sich selbst in den Texten ein wenig auf die Schippe nehmen. Das hat echt was Sympathisches.

Weitere Highlights sind Stücke wie der Titelsong, bei dem der ebenfalls ‚bunte Vogel‘, Cadillac Three-Chef Jaren Johnston maßgeblich involviert ist (schönes Intro: Johnston fragt, ob Steven eine Botschaft für die heutigen Kids hätte, der antwortet keck: „We’re All Somebody From Somewhere“ und dann legt der schön rebellisch klingende Song mit einer klirrenden Mandoline los), das mit sommerlicher Ukulele und Dobro bestückte „Make My Own Sunshine“, das eingängige „Gypsy Girl“ (Gast an der Akustikgitarre: Lindsay Buckingham), das hitverdächtige „Only Heaven“ (mit typischem Dan Huff E-Gitarren-Solo), das poppige „Red White & You (schönes Wortspiel) oder das Cajun-gefärbte „Sweet Lousiana“.

Am Ende zeigt der Protagonist beim unter die Haut gehenden, mit fröstelnden mit Cello und Violine unterlegten „Jamie Got A Gun“ Flagge für Opfer von häuslichem Missbrauch oder Gewalt. Hierzu hat er mit der Organisation Youth Villages eine wohltätige Stiftung namens ‚Janie’s Fund’ins Leben gerufen. Vorbildlich! Den starken Abschluss einer durchgehend fesselnden CD bildet das viel gecoverte und vornehmlich durch Janis Joplin berühmt gewordene „Piece Of My Heart“. Ob Tyler dieser Version das Wasser reichen kann, möge jeder für sich selbst entscheiden, Fakt ist, dass diese Fassung auch klasse ist (grandiose Backings von der auch bei uns geschätzten Rebecca Lynn Howard).

Fazit: Die spannende Frage, ob Steven Tyler Country kann, ist abschließend mit einem eindeutigen ‚Ja‘ zu beantworten. Hier passt alles bis ins kleinste Detail zusammen (dazu noch ein aufwendiges Cover-Artwork mit tollen Bildern von Steven und allen Texten). Absolute Kaufempfehlung. Experiment gelungen!

P.S.

Was habe ich eigentlich soviel geschrieben? Der Meister persönlich hat das Ganze sehr komplex so zusammengefasst:
MY OWN WORST ENEMY discovered that WE’RE ALL SOMEBODY FROM SOMEWHERE but HOLD ON he (WON’T LET GO), like everything else, IT AIN’T EASY but when LOVE IS YOUR NAME it helps, yet I still find I need to MAKE MY OWN SUNSHINE with assistance from a GYPSY GIRL and maybe SOMEBODY NEW, however, it’s ONLY HEAVEN that really sees THE GOOD, THE BAD, THE UGLY AND ME but I see the RED, WHITE & YOU all the way down to SWEET LOUISIANA I ask myself, WHAT AM I DOIN’ RIGHT? because JANIE’S GOT A GUN but this world has a PIECE OF MY HEART. Noch Fragen?

Dot Records (2016)
Stil: New Country

01. My Own Worst Enemy
02. We’re All Somebody From Somewhere
03. Hold On (Won’t Let Go)
04. It Ain’t Easy
05. Love Is Your Name
06. I Make My Own Sunshine
07. Gypsy Girl
08. Somebody New
09. Only Heaven
10. The Good, The Bad, The Ugly & Me
11. Red, White & You
12. Sweet Louisiana
13. What Am I Doin‘ Right?
14. Janie’s Got A Gun
15. Piece Of My Heart (feat. The Loving Mary Band)

Steven Tyler
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