Glenn Hughes – 24.10.2018, Zeche, Bochum – Konzertbericht

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Nachdem 3 Dog Entertainment schon einige Tage vor dem Konzert nur noch einige wenige verfügbare Karten für das Glenn Hughes Konzert meldete, gingen die letzten sieben Karten am Konzerttag über den Tresen, und die Zeche war restlos ausverkauft.

Punktgenau um 20:00 Uhr betrat Glenn mit seiner Band die Bühne. Der symphatische, mittlerweile 67-jährige Hughes hat dieses oft nervige Hinauszögern eines Konzertbeginns eben nicht nötig!

Schon direkt zu Beginn beschrieb er, was die Zuschauer an diesem Abend erwarten sollte. In großen Teilen ein Querschnitt der Deep Purple-Ära Mitte der 70er Jahre, wo er in der Mark 3 und Mark 4 Besetzung als Sänger und Bassist Bestandteil des Hartdrockdinosauriers war. Als Reminiszenz an diese Zeit war er auch mit einer stylischen 70er Jahre-Jeans, einem bunten hippieähnlichen Hemd und der obligatorischen leicht pinken Sonnenbrille mit kreisrunden Gläsern gestylt.

Der Einstiegssong „Stormbringer“ war auch vom Titel her geschickt gewählt, die Gemäuer der Zeche wurden an diesem Abend noch einmal von typischen Hardrock der Marke Deep Purple umweht. Hughes nahm dabei immer wieder Kontakt zu den Fans auf und poste wie zu alten Zeiten. Auch gesanglich war der Auftritt bemerkenswert gut, was für einem Hardrocksänger in dem Alter nicht selbstverständlich ist.

Von der ersten Sekunde an war auch spürbar, mit welcher Freude Hughes die Musik präsentierte und auch die Resonanz aus dem gut mitgehenden Publikum genoss. Bei „Gettiin‘ Tighter“ bewies er in einem ausgedehnten Solo auch noch einmal, wie gut er seinen E-Bass beherrscht.

Schön war, dass Glenn, der auch lichttechnisch meist im Vordergrund stand, seinen Mitstreitern für mehrminütige Passagen die Bühne überließ, wo diese sich als Solisten zeigen konnten. Vor „You Fool No One“ legte Jesper Bo Hansen ein monumentales Keyboardsolo hin, das an die Jon Lord-Ära erinnerte.

Ich meine ganz zu Beginn dabei einige Klänge gehört zu haben, die musikalisch in die skandinavische Region gehören. Soren Anderson, der mir schon als Gitarrist bei Jesper Binzer im Frühjahr bei einem Konzert in Essen positiv aufgefallen war, legte ein mehrminütiges Gitarrensolo hin, konnte aber auch in fast allen anderen Tracks glänzen.

In „High Ball Shooter“ hatte Drummer Fernando Escobedo seinen großen Auftritt. Über mehrere Minuten bearbeitete er seine Drums zum Teil mit einem solchen Tempo, dass das Auge den Drumsticks nicht mehr folgen konnnte, um dann aber in langsameren Passagen mit seinen Stöcken zu jonglieren.

Als vorletzten Song kündigte Hughes eine Bluesnummer an, philosophierte in der Ansage über die Funktion von Musik im friedlichen Zusammenleben von Menschen. Dazu erwähnte er, dass er immer gerne in Deutschland ist, da er durch seine Frau eine familiäre Bindung hier hin hat. Taktisch klug, aber auch ehrlich gemeint. Die ‚Extendet Version‘ von „Mistreated“, einer der besten und intensivsten Purple-Songs für mich, war auch vom frenetischen Applaus der Fans her, eines der absoluten Highlights eines ganz starken Auftritts.

Als letzten Track des Hauptteils durfte das furios gespielte „Smoke On The Water“ natürlich nicht fehlen, an das sich eine schöne Version von „Georgia On My Mind“ anschloss, in der Hughes seine stimmlichen Fähigkeiten auch in höhern Tonlagen zum Besten gab. Am Ende schaute er durch die Decke der Zeche, die bei „Smoke On The Water“, wie von ihm vorher in der Ansage versprochen, angehoben wurde. Dabei schien er ein kurzes Gebet abgeschickt zu haben.

Als die Band die Bühne verlassen hatte, forderten die Fans in der Zeche, welche mit der kleinen Tribüne und der Empore immer ein schönes Ambiente bietet, lautstark Zugaben.

Hughes und seine Band ließen sich auch nicht lange bitten und brachten mit „Burn“ und dem fetzigen „Highway Star“ die Zeche noch einmal zum Kochen.

Nach etwa zwei Stunden guten alten Hard Rocks war die Show dann vorbei. Hughes hatte aber vorher schon angekündigt, auch nächstes Jahr wieder zukommen. Die zufriedenen Fans hatten allen Anschein nach genau das geboten bekommen, was sie erwartet hatten. Auch mit fast 70 ist es noch möglich, ordentlich abzurocken und sich nicht auf den balladesken Songs auszuruhen.

Ein Dank geht an Jenny Dore, für die problemlose Akkreditierung zu diesem Ereignis/Erlebnis, dass Sie es mit 3 Dog Entertainment immer wieder schafft, namhafte und wirklich gute Künstler in die Region um Dortmund zu holen. Und wenn das eigene Piano halt zu klein ist, gibt es genügend Lokalitäten in der Region, wie eben die Bochumer Zeche, wo dann die Post abgehen kann.

Line-up:
Glenn Hughes (lead vocals, bass)
Soren Anderson (guitar)
Fernando Escobedo (drums)
Jesper Bo Hansen (keyboards)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Glenn Hughes
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Zeche Bochum
3Dog Entertainment

Black Country Communion – BCCIV – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Hardrock Fans, Headbanger und Liebhaber des gepflegten 70’ger Jahre Bombastrocks aufgepasst: Black Country Communion is back! Seit ihrer Gründung in 2009 hatten die Hardrocker um Glenn Hughes (Deep Purple, Trapeze) bis zu ihrer Trennung in 2013 drei Alben veröffentlicht. Und nun 4 Jahre später sind Sie wieder auf Betreiben von Joe Bonamassa in Originalbesetzung ins Studio gegangen, um ihre neue Scheibe „BCCIV“ einzuspielen. Produziert wurde das Teil wieder von Kevin Shirley, der auch die drei Vorgängeralben der Band auf den Weg gebracht hatte und schon für Hits von Led Zeppelin, Iron Maiden, Aerosmith und Journey verantwortlich war.

Seit der Ankündigung in 2016 über eine geplante Reunion der Band warten die Fans gespannt auf ein neues Album der vier Hardrocker. Und jetzt im September 2017 ist es endlich soweit. Das, was die Mannen um Glenn Hughes (Blueser Joe Bonamassa; Jason Bonham, Sohn des legendären Led Zeppelin-Drummers John Bonham; Keyboarder Derek Sherinian) nun abliefern, ist purer Hardrock allerfeinster Qualität.

Das Album ist der lebende Beweis dafür, dass der 70’ger Classic-Rock noch lange nicht tot ist und auch im 21. Jahrhundert seine Daseinsberechtigung hat. Die Tracks auf dem Album sind daher gewohnt hart, teils auch melodiös oder einfach nur bombastisch. Hinzu kommt Glenn Hughes charakteristische Stimme, die mitunter an Stimmlage und Intonation von Robert Plant erinnert. So zu hören auf „Collide“ dessen Mittelteil bezeichnenderweise auch Anleihen von Led Zeps Song „Black Dog“ aufweist.

Andere Songs mit härterer Gangart sind „Sway‘“, ein waschechtes, bombastisches 70’ger Jahre Hardrockstück oder auch das etwas hektische, an den Titelsong „Black Country“ von BCC’s Debütalbum erinnernde „The Crow“ mit treibenden Riffs und einer wilden Synthezisereinlage im Mittelteil.

Einen schönen Kontrapunkt zu den härteren Stücken bildet „The Last Song For My Resting Place“, ein zu Beginn und Ende ruhiger Song mit dramatischem Mittelteil, zu dem Glenn Hughes von Wallace Hartley (dem bis zum bitteren Ende spielenden Geiger und Bandleader der Titanic-Kapelle) inspiriert wurde, mit Gesang und einem feinen von einer Geige begleiteten Mandolinenintro gespielt von Joe Bonamassa.

Auch das groovige „Over My Head“ kommt mit seinen kurzen choralen Einlagen recht melodiös daher und ist von allen Songs dieses Albums am ehesten radiotauglich.

Bereits seit Jahren engagiert sich Glenn Hughes in einem Projekt zum Schutz und zur Rettung von Delfinen. In dem Song „The Cove“ thematisiert er das sinnlose Abschlachten dieser großartigen Tiere durch japanische Fischer. Entsprechend bedächtig und düster ist dieses basslastige Stück.

„Wanderlust“ startet sehr harmonisch mit einem eingängigen Rhythmus und steigert sich dann im weiteren Verlauf mit Bonamassas flirrendem Gitarrenspiel und dem von Sherinian eindringlich gespielten Piano zu einem epischen Rocksong mit harten Riffs gegen Ende. Auch der Song „Love Remains“, ein Stück das Hughes seinen Eltern gewidmet hat, ist ähnlich angelegt, wenn auch mit härterem Einstieg und sanfterem Ende. Den Abschluss des Werks bildet dann das für BCC-Verhältnisse ruhige und während der Gesangspassagen zum Träumen anregende „When The Morning Comes“.

Insgesamt entspricht das Album stilistisch, wie nicht anders zu erwarten, den ersten drei Vorgängern von BCC. Dennoch ist es bei weitem kein Aufguss bewährter Riffs. Es ist stärker, reifer und kraftvoller, die musikalischen Feinheiten wollen aber entdeckt werden. Dafür gefällt es beim wiederholten Hören von mal zu mal besser. Für alle Fans von BCC und Liebhaber des gepflegten Bombast-Hardrocks ist die Scheibe sicherlich ein Must-Have. Und vielleicht finden sogar auch die Ohren des einen oder anderen ‚Normalhörers‘ Gefallen an dem Werk.

Line-Up:
Glenn Hughes – Vocals, Bass
Joe Bonamassa – Gitarre, Vocals
Jason Bonham – Drums
Derek Sherinian – Keyboards

Provogue – Mascot Label Group – (2017)
Stil: Hard Rock

01. Collide
02. Over My Head
03. The Last Song For My Resting Place
04. Sway
05. The Cove
06. The Crow
07. Wanderlust
08. Love Remains
09. Awake
10. When The Morning Comes

Walter Trout
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Billy Ray Cyrus – Thin Line – CD-Review

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Neuer Stoff von Billy Ray Cyrus! Nach vier Jahren Abstinenz, zumindest was die Neuveröffentlichung von Musik in eigener Sache angeht, hat es den umtriebigen Allround-Künstler erneut gepackt, wieder ins Studio zu gehen und ein weiteres Album aufzulegen.

Cyrus besitzt ja schon seit einiger Zeit mit Blue Cadillac Music sein eigenes Label und genügend finanziellen Spielraum, frei von irgendwelchem Druck, Musik zu komponieren und umzusetzen, wie es ihm gerade in den Sinn kommt.

Diesmal hat er schöne Mischung aus Neukreationen und Altstücken zusammengestellt, bei denen zum Teil in Wertschätzung, Einflussgrößen gehuldigt („Stop Pickin‘ On Willie“, „Hey Elvis“ – beides launige Uptemponummern) oder gecovert (Don Williams- „Tulsa Time“ , Kris Kristofferson – „Help Me Make It Through The Night“, Merle Haggard – „Going Where The Lonely Go“) werden.

Zur Umsetzung hat er dazu ein imposantes Aufgebot an Mitmusikern eingebunden, (teilweise Leute, die man auf einem Countryalbum nicht unbedingt erwarten würde) die dem Ganzen natürlich eine interessante Zusatzwürze geben.

Zunächst hat Shelby Lynne, beim wunderbar melancholischen Opener und Titelsong „Thin Line“ (großartiges Highlight) und dem, an Billys Mega-Hit „Some Gave All“ erinnernden „Sunday Morning Coming Down“, starke Gesangseinsätze, die ganz hervorragend mit Billy Rays Raspel-Organ (übrigens sehr tolle vokale Gesamtleistung  von ihm) in Einklang stehen.

Aerosmith-Gitarrist Joe Perry gibt dem rockig stampfenden „Tulsa Time“ mit furiosen Wah-Wah-E-Gitarreneinlagen einen herrlichen Drive. Shooter Jennings ist bei „Killing The Blues“ und „I’ve Always Been Crazy“ samt seiner schroffen Art mit an Bord und hat die Stücke auch produziert, letzteres wird durch Lee Roy Parnells klirrende Slide-Künste veredelt.

Dem nicht genug. Für den stimmungsreichen, rhythmischen, Fuß-wippenden Country Rocker „Hey Elvis“ bitten Rock-Superstar Bryan Adams und Ex-Deep Purple Bassist, sowie Ex-Black Sabbath-Sänger Glenn Hughes  mit inbrünstigen Harmoniegesängen (ihre markante Stimmen wurden deutlich hörbar zugesteuert) um die ersehnte Rückkehr des Rock’N’Roll Königs („…Hey Elvis,  come back to Memphis, you’re still the king“). Hughes musste dann auch beim balladesken „Hope (Let It Find You)“ nochmal ans Mikro. Jungstar Kenley Shea Holm assistiert beim Klassiker „Help Me Make It Through The Night“.

Das Ende steht dann ganz im Zeichen der Familie Cyrus: Sohnemann Braison beweist sein geerbtes Talent mit Harmoniegesängen und E-Gitarrenspiel auf dem klasse umgesetzten Haggard-Country-Schwofer „Going Where The Lonely Go“. Tochter Miley lässt den Hörer beim ‚Outstanding Track‘ „Angels Protect This Home“ quasi an einer spirituellen Sitzung mit Vater Billy teilhaben. Stoische Klangschalentöne  und tibetanisch anmutende Gesänge von beiden  (dazu ein paar Akustikgitarrenklänge von Billy Ray) fordern imaginär nahezu auf, in den Lotussitz überzugehen und den 9-Minuten währenden Abschluss-Track in Yoga-ähnlichen Sphären zu begleiten – Om!

Eine recht extravagante Zusatz-Geschichte, auf die man sich einlassen kann oder nicht, die aber nichts daran ändert, dass Billy Ray Cyrus mit „Thin Line“ wieder ein richtig starkes Country (Rock)-Werk abgeliefert hat. Der Mann bleibt ein toller authentischer Musiker, dem es immer wieder zuzuhören lohnt. Wir ziehen eine ganz dicke Linie unserer Hochachtung unter dieses gelungene Album!

Blue Cadillac Music (2016)
Stil: New Country

01. Thin Line (feat. Shelby Lynne)
02. Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)
03. They’re Playin Our Song
04. My Heroes Have Always Been Cowboys
05. Stop Pickin‘ On Willie
06. Sunday Morning Coming Down (feat. Shelby Lynne)
07. Tulsa Time (feat. Joe Perry)
08. Hillbilly On
09. Killing The Blues (feat. Shooter Jennings)
10. I’ve Always Been Crazy (feat. Shooter Jennings & Lee Roy Parnell)
11. Hey Elvis (feat. Bryan Adams & Glenn Hughes)
12. Help Me Make It Through The Night (feat. Kenley Shea Holm)
13. Hope (Let It Find You)
14. Going Where The Lonely Go (feat. Braison Cyrus)
15. Angels Protect This Home (feat. Miley Cyrus)

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