Billy Ray Cyrus – Thin Line – CD-Review

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Neuer Stoff von Billy Ray Cyrus! Nach vier Jahren Abstinenz, zumindest was die Neuveröffentlichung von Musik in eigener Sache angeht, hat es den umtriebigen Allround-Künstler erneut gepackt, wieder ins Studio zu gehen und ein weiteres Album aufzulegen.

Cyrus besitzt ja schon seit einiger Zeit mit Blue Cadillac Music sein eigenes Label und genügend finanziellen Spielraum, frei von irgendwelchem Druck, Musik zu komponieren und umzusetzen, wie es ihm gerade in den Sinn kommt.

Diesmal hat er schöne Mischung aus Neukreationen und Altstücken zusammengestellt, bei denen zum Teil in Wertschätzung, Einflussgrößen gehuldigt („Stop Pickin‘ On Willie“, „Hey Elvis“ – beides launige Uptemponummern) oder gecovert (Don Williams- „Tulsa Time“ , Kris Kristofferson – „Help Me Make It Through The Night“, Merle Haggard – „Going Where The Lonely Go“) werden.

Zur Umsetzung hat er dazu ein imposantes Aufgebot an Mitmusikern eingebunden, (teilweise Leute, die man auf einem Countryalbum nicht unbedingt erwarten würde) die dem Ganzen natürlich eine interessante Zusatzwürze geben.

Zunächst hat Shelby Lynne, beim wunderbar melancholischen Opener und Titelsong „Thin Line“ (großartiges Highlight) und dem, an Billys Mega-Hit „Some Gave All“ erinnernden „Sunday Morning Coming Down“, starke Gesangseinsätze, die ganz hervorragend mit Billy Rays Raspel-Organ (übrigens sehr tolle vokale Gesamtleistung  von ihm) in Einklang stehen.

Aerosmith-Gitarrist Joe Perry gibt dem rockig stampfenden „Tulsa Time“ mit furiosen Wah-Wah-E-Gitarreneinlagen einen herrlichen Drive. Shooter Jennings ist bei „Killing The Blues“ und „I’ve Always Been Crazy“ samt seiner schroffen Art mit an Bord und hat die Stücke auch produziert, letzteres wird durch Lee Roy Parnells klirrende Slide-Künste veredelt.

Dem nicht genug. Für den stimmungsreichen, rhythmischen, Fuß-wippenden Country Rocker „Hey Elvis“ bitten Rock-Superstar Bryan Adams und Ex-Deep Purple Bassist, sowie Ex-Black Sabbath-Sänger Glenn Hughes  mit inbrünstigen Harmoniegesängen (ihre markante Stimmen wurden deutlich hörbar zugesteuert) um die ersehnte Rückkehr des Rock’N’Roll Königs („…Hey Elvis,  come back to Memphis, you’re still the king“). Hughes musste dann auch beim balladesken „Hope (Let It Find You)“ nochmal ans Mikro. Jungstar Kenley Shea Holm assistiert beim Klassiker „Help Me Make It Through The Night“.

Das Ende steht dann ganz im Zeichen der Familie Cyrus: Sohnemann Braison beweist sein geerbtes Talent mit Harmoniegesängen und E-Gitarrenspiel auf dem klasse umgesetzten Haggard-Country-Schwofer „Going Where The Lonely Go“. Tochter Miley lässt den Hörer beim ‚Outstanding Track‘ „Angels Protect This Home“ quasi an einer spirituellen Sitzung mit Vater Billy teilhaben. Stoische Klangschalentöne  und tibetanisch anmutende Gesänge von beiden  (dazu ein paar Akustikgitarrenklänge von Billy Ray) fordern imaginär nahezu auf, in den Lotussitz überzugehen und den 9-Minuten währenden Abschluss-Track in Yoga-ähnlichen Sphären zu begleiten – Om!

Eine recht extravagante Zusatz-Geschichte, auf die man sich einlassen kann oder nicht, die aber nichts daran ändert, dass Billy Ray Cyrus mit „Thin Line“ wieder ein richtig starkes Country (Rock)-Werk abgeliefert hat. Der Mann bleibt ein toller authentischer Musiker, dem es immer wieder zuzuhören lohnt. Wir ziehen eine ganz dicke Linie unserer Hochachtung unter dieses gelungene Album!

Blue Cadillac Music (2016)
Stil: New Country

01. Thin Line (feat. Shelby Lynne)
02. Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)
03. They’re Playin Our Song
04. My Heroes Have Always Been Cowboys
05. Stop Pickin‘ On Willie
06. Sunday Morning Coming Down (feat. Shelby Lynne)
07. Tulsa Time (feat. Joe Perry)
08. Hillbilly On
09. Killing The Blues (feat. Shooter Jennings)
10. I’ve Always Been Crazy (feat. Shooter Jennings & Lee Roy Parnell)
11. Hey Elvis (feat. Bryan Adams & Glenn Hughes)
12. Help Me Make It Through The Night (feat. Kenley Shea Holm)
13. Hope (Let It Find You)
14. Going Where The Lonely Go (feat. Braison Cyrus)
15. Angels Protect This Home (feat. Miley Cyrus)

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Billy Ray Cyrus – Time Flies – CD-Review

„Time Flies“ ist von den vier CDs, die ich von Billy Ray Cyrus mittlerweile kenne, eindeutig die beste. 15 Songs innerhalb einer knappen Stunde fliegen an einem regelrecht vorüber, ohne dass man merkt, wie die Zeit vergangen ist. Es liegt an der Vielseitigkeit der Lieder und einem Sänger, der unheimlich frisch und kämpferisch wirkt. Ein Grund dafür wahrscheinlich die Querelen im Vorfeld der Veröffentlichung, auf die ich noch am Ende zu sprechen kommen werde.

Das Werk, im Konsens gesehen, ist eigentlich gar nicht new-country-typisch. Ich würde es eher als äußerst variables Rockalbum einstufen, das sich harmonisch der einen oder anderen Strömung bedient, aber nie Gefahr läuft, seine Linie zu verlieren.

So ist das Titelstück eine wunderschön relaxte Westcoastballade, getragen von einer lockeren Akustikgitarre, herrlichem Slidespiel und dezent eingebrachten E-Gitarren im Hintergrund. Poco hätte das nicht besser bringen können. In die gleiche Kerbe schlägt „Tell Me“. Man könnte meinen, Glenn Frey und Don Henley hätten mal wieder einen Schlichtungsversuch für ein Eagles-Comeback hinter sich.

Da gibt es zwei so unwiderstehliche Honkytonkrocknummern wie „I Luv Ya“ (über Frauen, die jeder mag, aber die soviel Herzschmerz verursachen; Cindy Crawford und Julia Roberts werden als Lehrbeispiele angeführt) und „Hard To Leave“, der vielleicht legitime Nachfolger seines größten Hits. Klingt wie eine Mischung aus „Achy Breaky Heart“ und der Chuck Berry-Nummer „C’est la vie“. Ein toller Rocker, der sich zur Endlos-Abfeier-Live-Nummer bestens eignet, mit herrlichem Pianogeklimper a là Billy Powell im Mittelteil.

Wer Southern Rock nicht unbedingt mit Gitarren-Soli-Orgien verbindet, wird auch bei einigen Liedern auf seine Kosten kommen. Eine ganze Reihe von Songs bieten genretypische Stilelemente, allerdings immer relativ wohl dosiert. In manchen ‚weich‘ gesungenen Strophen ist Billy Rays Stimme mit der von Johnny Van Zant vergleichbar, zahlreiche Slide- und E-Gitarrenparts sind unverkennbar Südstaaten-Rock-orientiert („Bread Alone“, „The Way It Is“, „I Still Believe“ – sehr 38 Special-ähnlich vom Grundmuster her).

Dazu gesellen sich natürlich auch die eine oder andere Ballade, mal stärker („What Else Is There“ und die Akustikversion von „Some Gave All“, das dank frischer Stimme – es wird nicht so rumgeknödelt wie beim Original – und kraftvoller Akustikgitarre irgendwie moderner und peppiger rüber kommt), mal etwas schwächer, weil ein wenig schmalzig („Nobody“/“Without You“).

Zwei richtige straighte Rocker lassen gegen Ende erneut die Lucie richtig abgehen. „Close To Gone“ könnte die Bottle Rockets und The Beatfarmers als Inspirationsquelle gehabt haben; „Stand Still“ erinnert mit seinen treibenden Pianopassagen an „The Fire Inside“ von Bob Seger.

Ach ja, wo bleiben eigentlich die Country-Elemente? Am ehesten noch beim Auftaktstück „What Else Is There“ die dezenten Steeleinlagen oder die Fiddelbegleitung bei „Back To Memphis“, eine Art Heartlandballade, keltisch angehaucht, Gesang wieder JVZ-ähnlich, „Tomorrow’s Goodbye“ von Skynyrds „Edge Of Forever“ Album kommt mir dabei melodiemäßig in den Sinn.

Insgesamt ein tolles Album, das jedoch auch wieder einmal die Schattenseiten des Business offenbart. BRC ist für mich neben Garth Brooks nach wie vor einer der Initialzünder eines mittlerweile millionenschweren Musikindustriezweiges, vergleichbar eventuell mit einem Boris Becker im Tennissport. Und dass ein Künstler, der eigentlich bis jetzt immer durch solide Arbeit geglänzt hat, von Sony auf ein No-Name-Label verbannt wurde, ja sogar um die Veröffentlichung lange Zeit zittern musste, ist schon der blanke Hohn.

Der Gipfel von allem ist das lieblose Ein-Blatt-Cover, mit Angabe der Songtitel als einziger Info. So was hat ein Billy Ray Cyrus ganz sicher nicht verdient. Aber Kopf hoch. Leistung hat sich im Groben und Ganzen immer am Ende durchgesetzt und es gibt ohne Zweifel auch andere Firmen, die einen längeren Atem besitzen, und nicht nur auf den schnellen Dollar fixiert sind…

Sony Music, Madacy Label Group (2003)
Stil:  New Country

01. What Else Is There
02. Bread Alone
03. The Way It IS
04. She Don’t Love Me
05. Time Flies
06. I Luv Ya
07. I Still Believe
08. Without You
09. Hard To Leave
10. Nobody
11. Tell Me
12. Close To Gone
13. Stand Still
14. Back To Memphis
15. Some Gave All (Acoustic version)

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Billy Ray Cyrus – Change My Mind – CD-Review

Billy Ray Cyrus mit seinem neuen Werk – eine ganz starke Scheibe! Knackig, frisch, dynamisch, emotional – Billy Ray Cyrus in seinem Element. Dass der Mann ein Tausendsassa ist, dürfte jedem Musikkenner geläufig sein. Fast 20 Jahre nach seinem Debüt „Some Gave All“ mit der Mega Hit-Single „Achy Breaky Heart“ veröffentlicht der in Flatwoods, Kentucky, geborene Musiker, Singer/Songwriter und Schauspieler mit „Change My Mind“ jetzt sein bereits 12. Album.

Seine künstlerische Vielseitigkeit wie auch der o. a. Superhit brachten für den mittlerweile 51-Jährigen allerdings auch diverse (Luxus-) Probleme mit sich. Obwohl Billy Ray eigentlich seit Beginn seiner Musikkarriere durchgehend Alben von hoher Qualität ablieferte (und auch „Change Your Mind“ ist wieder richtig klasse), blieb ihm ein weiterer echter Hit (trotz genügenden Potentials) bis dato verwehrt.

Die Gründe liegen auf der Hand. Durch seine parallele Schauspielkarriere (mittlerweile auch Drehbuchautor) ist der öffentliche Fokus zum Teil auf diesen Bereich gelenkt, vor allem seine Vaterrolle in „Hannah Montana“ im Zusammenwirken mit Tochter Miley, die dann zudem auch in jüngeren Kreisen nahezu hype-mäßig verehrt wurde, lenkte von seiner eigenen musikalischen Tätigkeit gehörig ab, aber auch die Tatsache, nur mit einem „besonderen Lied“ in Verbindung gebracht zu werden, kann manchmal auch zum Fluch werden (das berühmte, hier allerdings völlig zu unrecht angeführte „One-Hit Wonder“…).

Nachdem Cyrus auf seinem letzten Silberling „I’m American“ doch stark die patriotische Schiene gefahren ist (er besuchte ja auch 2009 die Truppen im Irak), hat „Change Your Mind“ jetzt wieder einen deutlich persönlicheren Bezug. Er wirkt hier, wie das Cover es auch ein wenig suggeriert, wie ein einsamer Wolf in den weiten Steppen seines Landes. Was man Billy Ray Cyrus hoch anrechnen muss, ist, dass er immer versucht hat, sein eigenes Ding durchzuziehen und stets eine sehr authentisch wirkende Musik abgeliefert hat. Hier ist seine finanzielle Unabhängigkeit von großem Vorteil.

Mittlerweile ein eigenes Label (Blue Cadillac Music) besitzend, konnte er sich auf „Change Your Mind“ kompromisslos nach eigenem Gusto austoben. So hat Billy alle zehn Tracks selbst komponiert (nur bei dreien mit Co-Writern) und mit Brandon Friesen einen Produzent seiner Wahl angeheuert. Er verzichtet somit diesmal fast völlig auf kommerzielle Avancen – ein Album mit vielen Ecken und Kanten, das sich angenehm von üblicher Nashville-Kost abhebt. So steckt der Opener und Titelsong „Change Your Mind“ voller Outlaw- und Southern Rock-Attitüde (klasse Banjo-Untermalung, quietschende Fiddel, starke quirlige E-Gitarren-Arbeit inkl. klasse Soli, swampige Saxofon-Fills), so ein bisschen im Stile von Shooter Jennings.

Nicht von ungefähr hat auch dessen langjähriger Gitarrist Leroy Powell auf diesem Werk ein „gewichtiges Wörtchen mitgeredet“ (Lead guitar, Dobro, Pedal steel). „Once Again“ kommt schon fast progressiv, mit teilweise regelrecht hypnotischer Passage im Schlussteil daher, ein sehr ungewöhnlicher aber stark konstruierter Song für dieses Genre. Für die ruhigeren Momente sorgen Stücke wie „Tomorrow Became Yesterday“ (sehr introvertiert, tolles Wah-Wah-E-Gitarrenspiel am Ende), „That’s What Daddys Do“ (äußerst emotional, Backs von Tochter Noah) oder „Hope Is Just Ahead“ (Willie Nelson-Flair, Steel, Piano, E-Gitarren-Solo).

Das zu Anfang erwähnte Hitpotential hat wohl am ehesten das sehr relaxte und melodische „Forgot To Forget“ (Piano, weibliche Harmonies). „Hillbilly Heart“ (cooler, groovender Southern Rocker, klasse Gitarren), „Good As Gone“ (fröhlicher Stampfer, quietschendes Fiddle-Solo), „I’m So Miserable“ (bluesig, retro, erinnert gar ein wenig an Stevie Ray Vaughan) und das finale „Stomp“ (polternder Country-Rocker, E-Gitarren-Solo plus Wah-Wah, Dobro, Banjo, Backs, Harmonies, leichte „Achy Breaky Heart“-Note) zeigen den energiegeladenen Billy Ray Cyrus, mit richtig kräftig abgehender, stampfender Countryrock-Mucke, die auch immer wieder sein großes Herz für den Southern Rock offenbart.

Durchgehend starke Arbeit mit den diversen Saiteninstrumenten (Banjo, Dobro, Akustik-, E-, und Steelgitarre), HonkyTonk-Piano, weibliche Backs, z. T. als integrierte „Crowd“-Gesänge und ein ungemein kraftvoll trommelnder Drummer Kenny Aronoff. Billy Ray Cyrus liefert mit „Change Your Mind“ sein stärkstes Werk seit langem ab. Country/New Country/Southern Rock sowie Outlaw Country mit viel Tradition. Was seine Person betrifft, gilt unsere Meinung unverändert. Billy Ray Cyrus ist und bleibt ein toller, ehrlicher und vielseitiger Musiker!

Blue Cadillac Music (2012)
Stil:  New Country

01. Change My Mind
02. Once Again
03. Hillbilly Heart
04. Tomorrow Became Yesterday
05. Good As Gone
06. Forgot To Forget
07. That’s What Daddys Do
08. Hope Is Just Ahead
09. I’m So Miserable
10. Stomp

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Billy Ray Cyrus – Home At Last – CD-Review

Die Alben von Billy Ray Cyrus waren schon immer mit sehr viel persönlichen Flair behaftet und zum Teil von großer Emotionalität gekennzeichnet. Wir erinnern uns beispielsweise an den Song „Hey Daddy“ vom starken Vorgänger „Wanna Be Your Joe„, der Billy Rays an Krebs verstorbenem Vater gewidmet ist. In seinem neuesten Werk „Home At Last“ steht diesmal die eigene Familie im Fokus seiner Betrachtungen. Der Hintergrund. Er und seine Tochter Miley haben als Schauspieler in der beliebten Disney-Serie „Hannah Montana“ tragende Rollen für weitere 26 Episoden übernommen, was zu einer räumlichen Trennung der gesamten Familie führt. Die zog nach Kalifornien, wo Tochter Miley wohl auch wohnen bleibt, während Billy weiterhin schwerpunktmässig in Tennessee lebt.

All das geht nicht spurlos an Billy Ray vorbei. Seinen ganzen Trennungsschmerz diesbezüglich entlud er im Center-Stück der CD (Co-Writer Casey Beathard) „Ready, Set, Don’t Go“, einem wunderbar melancholisch-melodischen Midtempo-Countrysong (klasse Gitarren-/Mandolinenspiel, Akkordeonartige Fills), das auch in der ersten Folge der bereits erwähnten Serie gefeatured wird. Neben einigen Neukompositionen hat sich Cyrus auf „Home At Last“ auch einiger absoluter Klassiker der Pop-/Rock-Historie angenommen (u. a. „Brown-Eyed Girl“/Van Morrison; „You’ve Got A Friend“/Carole King/James Taylor – hier ist mit Emily Osment ein weiterer Co-Star von „Hannah Montana“ im Background zu hören; „You Can’t Lose Me“/Diane Warren; der von Eva Cassidy inspirierte July Garland-Klassiker „Over The Rainbow“), die er überaus gelungen in seiner typisch emotionalen Art und Weise neu interpretiert.

Grandios hier besonders die Fassung von Jackie DeShannons „Put A Little Love In Your Heart, die Cyrus in einen soulig groovenden Countrysong mit herrlicher Gospelchorbegleitung umwandelt. Ohne Zweifel einer der vielen Höhepunkte des Albums! Aber auch die neuen Songs überzeugen wieder auf der ganzen Linie, wie beispielsweise, der rhythmische, dezent poppige Countryrocker „The Buffalo“, der gar das Temperament eines Bryan Adams, wie er einmal in seinen besten Tagen geklungen hat, besitzt. „Flying By“ stammt aus der Feder des Erfolgs-Schreiber-Trios Tom Hambridge (singt auch im Background), Joanna Smith und Jeffrey Steele, die ja vor einiger Zeit mit „What’s Hurt Most“ Rascal Flatts einen Nr. 1-Hit bescherten.

Das Lied erinnert sehr stark an Steeles „Twenty Years Ago“ von seiner ersten Solo-Scheibe „Outlaw“. Ebenfalls recht groovig und rhythmisch kommt „Don’t Give Up On Me“ daher – hier setzt das Banjo- und Mandolinenspiel von John Jorgenson und John Willis wunderbare Trademarks. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sicherlich auch das ganze „Paradeheer“ von etablierten Nashville-Studiogrößen (Buchanan, Duncan, Johnson, Willis, Greenberg, Bennett, Morrow, Leim, Darken, Bukovac und und und), die dem Album von der instrumentellen Umsetzung ein Qualitätssiegel der allerersten Güte verleihen. Ein Kracher sicherlich auch noch „I Can’t Live Without Your Love“ (klasse E-Spiel der Gitarrenkönner Tom Bukovac und Kenny Greenberg), das entfernte Ähnlichkeiten zu U2s „One“ aufzuweisen scheint.

Auf die sonst üblichen Cyrus-typischen Honkytonk-Rocker wurde diesmal aufgrund des stark gefühlsbetonten Konzeptes (weitere Ausführungen dazu gibt’s im Booklet nachzulesen) wohl verzichtet. Die werden aber sicher wieder für’s nächste Werk des umtriebigen Künstlers fest gebucht sein. Und so verharrt auch die zweite Cyrus-Eigenkomposition „My Everything“ (stark hier Dean Parks an Mandoline und Dobro) eher im ruhigen Country-Bereich. Der abschließende Bonus-Track „Stand“ ist bereits von „I Wanna Be Your Joe“ bekannt.

Auch in dieser neuen, etwas Slide-Gitarren-betonteren Version ist Tochter Miley wieder im Background mit eingebunden. Insgesamt ist Billy Ray Cyrus mit „Home At Last“ erneut ein starkes New Country-Album gelungen, das zum einen von seiner starken emotionalen Gesangsperformance, von der hervorragenden instrumentellen Umsetzung, zum anderen aber auch von dem großartigen Songmaterial lebt. Aufgrund der vielen Klassiker nicht nur für Countryfans, sondern auch die „adult-orientated“ Poprock-„Crossover“-Gemeinde geeignet!

Walt Disney (2007)
Stil:  New Country

01. Ready Set Don’t Go
02. The Beginning
03. The Buffalo
04. Flying By
05. Brown Eyed Girl
06. Don’t Give Up On Me
07. You’ve Got A Friend
08. You Can’t Lose Me
09. Can’t Live Without Your Love
10. My Everything
11. Put A Little Love In Your Heart
12. Over The Rainbow
13. Stand

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Billy Ray Cyrus – Wanna Be Your Joe – CD-Review

Nach dreijähriger Auszeit, die unter anderem mit recht erfolgreicher Schauspieltätigkeit überbrückt wurde, hat Billy Ray Cyrus musikalisch nun endlich wieder richtig Feuer gefangen und die Fans, deren Liebe zwischen traditionell fundamentiertem, aber auch modernem New Country und fetten southern-würzigen Countryrockern hin und her pendelt, dürfen sich die Hände reiben: Sie erleben einen Billy Ray Cyrus, dem es gelingt, seine ohnehin schon beeindruckenden Werke von 2003 „Time Flies“ und „The Other Side“ sogar noch einmal zu toppen.

Das Cyrus-typische Grundrezept aus wohltuenden, zum Teil mit emotionalem Teint behafteten Balladen, melodischen, flotten Midtemposongs und einigen kraftvollen, stampfenden Rockern mit den schon erwähnten Southern- und Honkytonk-Attitüden ist dabei erhalten geblieben. Unglaublich gute Instrumentalisten (herausragend vor allem die Gitarren-Spieler Terry Shelton, Brent Mason und Pat Buchanan), kleinere, musikalische Experimente, wie das Einbinden von dezenten Saxophon-Parts (glänzend hier Max Abrams), sowie Kombinationsgesang mit legendären Größen wie George Jones und Loretta Lynn („Country Music Has The Blues“; schöner, stampfender, traditioneller Country-Blues) oder mit seiner Tochter Miley (bei „Stand“, einem geradlinigen, melodischen Rocker), sorgen noch mal für das Tüpfelchen ‚on top’. Die Produktion, für die sich Billy mit diversen Co-Produzenten verantwortlich zeigt, ist wunderbar knackig, klar und sehr modern gehalten.

Apropos modern: Bei „I Want My Mullet Back“ (starker, fett Gitarren-lastiger Countryrocker mit viel Southern-Flair) wird der legendären 80iger-Frisur (vorne kurz, mit langer Hintermatte), die einem mittlerweile modischen Haarschnitt gewichen ist, humorvoll hinterhergetrauert. Seine eigentliche Kraft für dieses Album scheint Billy Ray im übrigen aus der Trauer um seinen Vater zu schöpfen, der im Februar dieses Jahres an Krebs verstorben ist. So ist es keine Überraschung, daß er ihm dieses Album in großer Dankbarkeit widmet, insbesondere aber den Song „Hey Daddy“.

Doch auch Rennfahrer-Legende Dale Earnhardt und Billy Rays musikalischer Held, Lynyrd Skynyrds Ronnie Van Zant werden bei „The Man“ (Akustikgitarren-, Mandolinen-,Steel-betonter Midtemposong) und „The Freebird Fell“ mit emotional berührenden Texten gewürdigt. Gerade das zweitgenannte Stück (übrigens eine Gemeinschafts-Komposition von Cyrus und den ex-Lynyrd Skynyrd-Mitgliedern Ed King und Artimus Pyle) ist eines der absoluten Highlight dieses Werkes. Ein lang gezogenes E-Gitarren-Riff, klasse Akustikgitarre, ein sehr emotionales Organ von Billy Ray, sowie herrliche, weibliche Backgrounds im Refrain erzeugen eine dieser mitreißenden, country-infizierten Southern-Hymnen, wie man sie leider viel zu selten zu hören bekommt. Und wenn die Nashville-E-Gitarren-Asse Brent Mason und Pat Buchanan dann so richtig Southern-typisch in die Saiten greifen, läuft einem auch nach so vielen Jahren noch ein Gänsehaut-erzeugender Schauer den Rücken herunter. Der Song ist ein klares Muss für jeden Südstaaten-Fan!

Aber auch „Ole What’s Your Name“ besitzt mit seinem straighten Rhythmus (Kuhglocken-mäßiges Klackern im Drumming, klasse hier Greg Morrow) und seinen Skynyrd-typischen E-Riffs enormes Spaßpotential für diese Klientel, wie auch für die Freunde des angerockten New Countrys der Sorte Van Zant oder Montgomery Gentry. Das partytaugliche „Lonely Wins“ mit seinem stampfenden Slide-Rhythmus und den forschen Saxophon-Einlagen dürfte selbst so manchen Tanzmuffel aufs Parkett treiben. Natürlich präsentiert Cyrus auch seine sanftere Seite. So fließt uns das wunderbare, etwas poppige (wirkt hier überaus angenehm) Titelstück „Wanna be your Joe“ bei exzellenter Instrumentierung (tolle Gitarren von Terry Shelton und brillantes Lap Steel-Spiel von Dan Dugmore) und einer tollen Melodie völlig locker und flockig ins Ohr, „Wouldn’t Be Me“ kommt bluesig balladesk rüber (klasse hier die integrierten Sax-Fills und ein tolles E-Gitarren-Solo) und bei „How’ve Ya Been“ handelt es sich um einen nachdenklichen Love-Song (Slide/Steel/Piano) ohne jeglichen Kitsch-Faktor.

Beim Bonustrack „A Pain In The Gas“ gibt sich Billy zum Abschluss im Stil eines „Straßenmusikers“. Dabei demonstriert er gekonnt seine Qualitäten an der Akustikgitarre und gibt sogar noch eine kleine Pfeif-Einlage zum Besten. Das 20-seitige Booklet enthält im übrigen sämtlich Texte der ausnahmslos von Cyrus komponierten, bzw. co-komponierten Songs! Der Mann ist in einer blendenden Verfassung und scheint, obwohl ihm der große kommerzielle Erfolg der frühen „Achy Breaky Heart“-Tage schon länger versagt bleibt, immer besser zu werden. Eine absolute Top-Leistung, Mr. Cyrus!

New Door Records (2006)
Stil:  New Country

01. Wanna Be Your Joe
02. I Want My Mullet Back
03. Man (Tribute To Dale Earnhardt)
04. I Wouldn’t Be Me
05. What About Us
06. Country Music Has The Blues
07. Freebird Fell
08. I Wonder
09. Lonely Wins
10. How’ve Ya Been
11. Ole What’s Her Name
12. Hey Daddy
13. Stand
14. Pain In The Gas (Bonus Track)

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