Billy Ray Cyrus – Change My Mind – CD-Review

Billy Ray Cyrus mit seinem neuen Werk – eine ganz starke Scheibe! Knackig, frisch, dynamisch, emotional – Billy Ray Cyrus in seinem Element. Dass der Mann ein Tausendsassa ist, dürfte jedem Musikkenner geläufig sein. Fast 20 Jahre nach seinem Debüt „Some Gave All“ mit der Mega Hit-Single „Achy Breaky Heart“ veröffentlicht der in Flatwoods, Kentucky, geborene Musiker, Singer/Songwriter und Schauspieler mit „Change My Mind“ jetzt sein bereits 12. Album.

Seine künstlerische Vielseitigkeit wie auch der o. a. Superhit brachten für den mittlerweile 51-Jährigen allerdings auch diverse (Luxus-) Probleme mit sich. Obwohl Billy Ray eigentlich seit Beginn seiner Musikkarriere durchgehend Alben von hoher Qualität ablieferte (und auch „Change Your Mind“ ist wieder richtig klasse), blieb ihm ein weiterer echter Hit (trotz genügenden Potentials) bis dato verwehrt.

Die Gründe liegen auf der Hand. Durch seine parallele Schauspielkarriere (mittlerweile auch Drehbuchautor) ist der öffentliche Fokus zum Teil auf diesen Bereich gelenkt, vor allem seine Vaterrolle in „Hannah Montana“ im Zusammenwirken mit Tochter Miley, die dann zudem auch in jüngeren Kreisen nahezu hype-mäßig verehrt wurde, lenkte von seiner eigenen musikalischen Tätigkeit gehörig ab, aber auch die Tatsache, nur mit einem „besonderen Lied“ in Verbindung gebracht zu werden, kann manchmal auch zum Fluch werden (das berühmte, hier allerdings völlig zu unrecht angeführte „One-Hit Wonder“…).

Nachdem Cyrus auf seinem letzten Silberling „I’m American“ doch stark die patriotische Schiene gefahren ist (er besuchte ja auch 2009 die Truppen im Irak), hat „Change Your Mind“ jetzt wieder einen deutlich persönlicheren Bezug. Er wirkt hier, wie das Cover es auch ein wenig suggeriert, wie ein einsamer Wolf in den weiten Steppen seines Landes. Was man Billy Ray Cyrus hoch anrechnen muss, ist, dass er immer versucht hat, sein eigenes Ding durchzuziehen und stets eine sehr authentisch wirkende Musik abgeliefert hat. Hier ist seine finanzielle Unabhängigkeit von großem Vorteil.

Mittlerweile ein eigenes Label (Blue Cadillac Music) besitzend, konnte er sich auf „Change Your Mind“ kompromisslos nach eigenem Gusto austoben. So hat Billy alle zehn Tracks selbst komponiert (nur bei dreien mit Co-Writern) und mit Brandon Friesen einen Produzent seiner Wahl angeheuert. Er verzichtet somit diesmal fast völlig auf kommerzielle Avancen – ein Album mit vielen Ecken und Kanten, das sich angenehm von üblicher Nashville-Kost abhebt. So steckt der Opener und Titelsong „Change Your Mind“ voller Outlaw- und Southern Rock-Attitüde (klasse Banjo-Untermalung, quietschende Fiddel, starke quirlige E-Gitarren-Arbeit inkl. klasse Soli, swampige Saxofon-Fills), so ein bisschen im Stile von Shooter Jennings.

Nicht von ungefähr hat auch dessen langjähriger Gitarrist Leroy Powell auf diesem Werk ein „gewichtiges Wörtchen mitgeredet“ (Lead guitar, Dobro, Pedal steel). „Once Again“ kommt schon fast progressiv, mit teilweise regelrecht hypnotischer Passage im Schlussteil daher, ein sehr ungewöhnlicher aber stark konstruierter Song für dieses Genre. Für die ruhigeren Momente sorgen Stücke wie „Tomorrow Became Yesterday“ (sehr introvertiert, tolles Wah-Wah-E-Gitarrenspiel am Ende), „That’s What Daddys Do“ (äußerst emotional, Backs von Tochter Noah) oder „Hope Is Just Ahead“ (Willie Nelson-Flair, Steel, Piano, E-Gitarren-Solo).

Das zu Anfang erwähnte Hitpotential hat wohl am ehesten das sehr relaxte und melodische „Forgot To Forget“ (Piano, weibliche Harmonies). „Hillbilly Heart“ (cooler, groovender Southern Rocker, klasse Gitarren), „Good As Gone“ (fröhlicher Stampfer, quietschendes Fiddle-Solo), „I’m So Miserable“ (bluesig, retro, erinnert gar ein wenig an Stevie Ray Vaughan) und das finale „Stomp“ (polternder Country-Rocker, E-Gitarren-Solo plus Wah-Wah, Dobro, Banjo, Backs, Harmonies, leichte „Achy Breaky Heart“-Note) zeigen den energiegeladenen Billy Ray Cyrus, mit richtig kräftig abgehender, stampfender Countryrock-Mucke, die auch immer wieder sein großes Herz für den Southern Rock offenbart.

Durchgehend starke Arbeit mit den diversen Saiteninstrumenten (Banjo, Dobro, Akustik-, E-, und Steelgitarre), HonkyTonk-Piano, weibliche Backs, z. T. als integrierte „Crowd“-Gesänge und ein ungemein kraftvoll trommelnder Drummer Kenny Aronoff. Billy Ray Cyrus liefert mit „Change Your Mind“ sein stärkstes Werk seit langem ab. Country/New Country/Southern Rock sowie Outlaw Country mit viel Tradition. Was seine Person betrifft, gilt unsere Meinung unverändert. Billy Ray Cyrus ist und bleibt ein toller, ehrlicher und vielseitiger Musiker!

Blue Cadillac Music (2012)
Stil:  New Country

01. Change My Mind
02. Once Again
03. Hillbilly Heart
04. Tomorrow Became Yesterday
05. Good As Gone
06. Forgot To Forget
07. That’s What Daddys Do
08. Hope Is Just Ahead
09. I’m So Miserable
10. Stomp

Billy RayCyrus
Billy Ray Cyrus bei Facebook
Bärchen Records

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert