Nikki Lane – Denim & Diamonds – CD-Review

Review: Michael Segets

Nach „Highway Queen” (2017) verspürte Nikki Lane erst mal keine Lust mehr, ein weiteres Album aufzunehmen. Stattdessen widmete sie sich Ihrem Vintage-Laden. Ganz vom Musikgeschäft sagte sie sich aber nicht los, sondern arbeitete in der Zwischenzeit mit einigen Künstlern wie Lana Del Rey und Brent Cobb zusammen. Vor zwei Jahren führte ein Telefonat zwischen ihr und Joshua Homme zu dem Plan, einen neuen Longplayer in Angriff zu nehmen. Mit Homme als Produzenten fühlte sich Lane motiviert, ihre schlummernden Ideen zu konkretisieren und in neue Songs zu gießen. Als Ergebnis finden sich auf „Denim & Diamonds“ nun zehn von Lane – teilweise in Kollaboration mit Homme, Gabe Simon und Alain Moschulski – geschriebene Stücke.

Homme stellte sein Pink Duck Studio im kalifornischen Burbank als Aufnahmeort zur Verfügung und engagierte mit Alain Johannes, Dean Fertita und Michael Shuman seine Bandkollegen der Queens of the Stone Age. Mit von der Partie sind ebenso Matt Helders (Arctic Monkeys), Carla Azar (Autolux, Jack White) und Matthew Pynn (Dwight Yoakam, Miley Cyrus). Die deutlichsten soundtechnischen Spuren hinterlässt Homme wohl auf dem Titeltrack. Insgesamt versuchte er Impulse in Richtung Rock’n Roll zu setzen.

Tatsächlich sind auf der Scheibe einige frische, gradlinige roots-rockige Nummern vertreten. Die klassischen Riffs auf „Born Tough“ sowie die beiden Singles „First High“ und „Black Widow“ sprechen da eine klare Sprache. Auch „Try Harder“ hat einen rockigen Einschlag, obwohl Lane den Song etwas langsamer anlegt. Mit seinem eingängigen Refrain geht er direkt ins Ohr und zählt ebenfalls zu den Beiträgen, bei denen die Qualität von Lanes Songwriting offenkundig ist.

Wurde Lane früher als moderne Vertreterin des Outlaw-Country gehandelt, die auch eine Affinität zum Rock hat, stehen die Verbindungen zum Country auf „Denim & Diamonds“ nicht im Vordergrund. Zwar klingen diese gelegentlich an, wie bei „Pass It Down“, aber lediglich mit „Good Enough“ hat ein reines Country-Stück den Weg auf das Album gefunden. Die countryfizierten Titel zählen ebenso wie das etwas dramatisch geratene „Chimayo“ allerdings nicht zu meinen Favoriten.

Die ruhigeren Songs sind eher dem Americana zuzuordnen. „Live/Love“ sticht durch die Mandoline heraus. Zudem punktet Lane hier erneut mit dem Refrain. Sie legt zudem mit „Faded“ eine wunderbar gefühlvolle Ballade vor. In einem Vers des Songs spricht sie davon, dass ihr Zerstörung im Blut liegt. Ob dies so ist, weiß ich natürlich nicht, aber Erwartungen und Konventionen scheinen sie wenig zu stören. Lanes Lebensweg verlief jedenfalls nicht gradlinig. Sie rieb sich an der Religion, die in ihrem Elternhaus eine Rolle spielte, verließ früh die Schule und versuchte sich als Designerin, bevor sie zur Musik fand.

Wenn man sich Lanes Portrait auf dem Cover ansieht, mit dem neckischen Hütchen, dem braven Pony auf der einen Seite und den knallroten Lippen, dem traurigen Blick der kalten blauen Augen auf der anderen Seite, dann lässt sich eine gewisse Widersprüchlichkeit nicht leugnen. Aber diese Widersprüchlichkeiten machen Menschen interessant und sind womöglich ein Antrieb dafür, Kunst zu schaffen.

In den Texten setzt sich Lane mit Widerständen in ihrer Jugend auseinander, die aber nicht nur schlecht war, wie sie sich bei „First High“ erinnert. Wer wünscht sich nicht selbst nochmal die großen Gefühle und Hoffnungen seiner Sturm-und-Drang-Zeit zurück? Wenn man dann wie Lane an Springsteen – beziehungsweise die 501 – denkt, muss sie zumindest teilweise glücklich gewesen sein.

Nikki Lane widersetzte sich dem Zwang des Musikbusiness, in kurzen Abständen Material auf den Markt zu werfen. So ließ sie sich fünf Jahre für „Denim & Diamonds“ Zeit. Das Album bietet eine ausgewogene Mischung aus starken Rocksongs, gefühlvollen Balladen und einer Prise Country. Wenn man in Lanes Fall von einem Comeback sprechen will, dann ist es gelungen.

New West Records (2022)
Stil: Rock/Americana

Tracks:
01. First High
02. Denim & Diamonds
03. Faded
04. Born Tough
05. Try Harder
06. Good Enough
07. Live/Love
08. Black Widow
09. Pass It Down
10. Chimayo

Nikki Lane
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New West Records
Oktober Promotion

Billy Ray Cyrus – Thin Line – CD-Review

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Neuer Stoff von Billy Ray Cyrus! Nach vier Jahren Abstinenz, zumindest was die Neuveröffentlichung von Musik in eigener Sache angeht, hat es den umtriebigen Allround-Künstler erneut gepackt, wieder ins Studio zu gehen und ein weiteres Album aufzulegen.

Cyrus besitzt ja schon seit einiger Zeit mit Blue Cadillac Music sein eigenes Label und genügend finanziellen Spielraum, frei von irgendwelchem Druck, Musik zu komponieren und umzusetzen, wie es ihm gerade in den Sinn kommt.

Diesmal hat er schöne Mischung aus Neukreationen und Altstücken zusammengestellt, bei denen zum Teil in Wertschätzung, Einflussgrößen gehuldigt („Stop Pickin‘ On Willie“, „Hey Elvis“ – beides launige Uptemponummern) oder gecovert (Don Williams- „Tulsa Time“ , Kris Kristofferson – „Help Me Make It Through The Night“, Merle Haggard – „Going Where The Lonely Go“) werden.

Zur Umsetzung hat er dazu ein imposantes Aufgebot an Mitmusikern eingebunden, (teilweise Leute, die man auf einem Countryalbum nicht unbedingt erwarten würde) die dem Ganzen natürlich eine interessante Zusatzwürze geben.

Zunächst hat Shelby Lynne, beim wunderbar melancholischen Opener und Titelsong „Thin Line“ (großartiges Highlight) und dem, an Billys Mega-Hit „Some Gave All“ erinnernden „Sunday Morning Coming Down“, starke Gesangseinsätze, die ganz hervorragend mit Billy Rays Raspel-Organ (übrigens sehr tolle vokale Gesamtleistung  von ihm) in Einklang stehen.

Aerosmith-Gitarrist Joe Perry gibt dem rockig stampfenden „Tulsa Time“ mit furiosen Wah-Wah-E-Gitarreneinlagen einen herrlichen Drive. Shooter Jennings ist bei „Killing The Blues“ und „I’ve Always Been Crazy“ samt seiner schroffen Art mit an Bord und hat die Stücke auch produziert, letzteres wird durch Lee Roy Parnells klirrende Slide-Künste veredelt.

Dem nicht genug. Für den stimmungsreichen, rhythmischen, Fuß-wippenden Country Rocker „Hey Elvis“ bitten Rock-Superstar Bryan Adams und Ex-Deep Purple Bassist, sowie Ex-Black Sabbath-Sänger Glenn Hughes  mit inbrünstigen Harmoniegesängen (ihre markante Stimmen wurden deutlich hörbar zugesteuert) um die ersehnte Rückkehr des Rock’N’Roll Königs („…Hey Elvis,  come back to Memphis, you’re still the king“). Hughes musste dann auch beim balladesken „Hope (Let It Find You)“ nochmal ans Mikro. Jungstar Kenley Shea Holm assistiert beim Klassiker „Help Me Make It Through The Night“.

Das Ende steht dann ganz im Zeichen der Familie Cyrus: Sohnemann Braison beweist sein geerbtes Talent mit Harmoniegesängen und E-Gitarrenspiel auf dem klasse umgesetzten Haggard-Country-Schwofer „Going Where The Lonely Go“. Tochter Miley lässt den Hörer beim ‚Outstanding Track‘ „Angels Protect This Home“ quasi an einer spirituellen Sitzung mit Vater Billy teilhaben. Stoische Klangschalentöne  und tibetanisch anmutende Gesänge von beiden  (dazu ein paar Akustikgitarrenklänge von Billy Ray) fordern imaginär nahezu auf, in den Lotussitz überzugehen und den 9-Minuten währenden Abschluss-Track in Yoga-ähnlichen Sphären zu begleiten – Om!

Eine recht extravagante Zusatz-Geschichte, auf die man sich einlassen kann oder nicht, die aber nichts daran ändert, dass Billy Ray Cyrus mit „Thin Line“ wieder ein richtig starkes Country (Rock)-Werk abgeliefert hat. Der Mann bleibt ein toller authentischer Musiker, dem es immer wieder zuzuhören lohnt. Wir ziehen eine ganz dicke Linie unserer Hochachtung unter dieses gelungene Album!

Blue Cadillac Music (2016)
Stil: New Country

01. Thin Line (feat. Shelby Lynne)
02. Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)
03. They’re Playin Our Song
04. My Heroes Have Always Been Cowboys
05. Stop Pickin‘ On Willie
06. Sunday Morning Coming Down (feat. Shelby Lynne)
07. Tulsa Time (feat. Joe Perry)
08. Hillbilly On
09. Killing The Blues (feat. Shooter Jennings)
10. I’ve Always Been Crazy (feat. Shooter Jennings & Lee Roy Parnell)
11. Hey Elvis (feat. Bryan Adams & Glenn Hughes)
12. Help Me Make It Through The Night (feat. Kenley Shea Holm)
13. Hope (Let It Find You)
14. Going Where The Lonely Go (feat. Braison Cyrus)
15. Angels Protect This Home (feat. Miley Cyrus)

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Billy Ray Cyrus – Change My Mind – CD-Review

Billy Ray Cyrus mit seinem neuen Werk – eine ganz starke Scheibe! Knackig, frisch, dynamisch, emotional – Billy Ray Cyrus in seinem Element. Dass der Mann ein Tausendsassa ist, dürfte jedem Musikkenner geläufig sein. Fast 20 Jahre nach seinem Debüt „Some Gave All“ mit der Mega Hit-Single „Achy Breaky Heart“ veröffentlicht der in Flatwoods, Kentucky, geborene Musiker, Singer/Songwriter und Schauspieler mit „Change My Mind“ jetzt sein bereits 12. Album.

Seine künstlerische Vielseitigkeit wie auch der o. a. Superhit brachten für den mittlerweile 51-Jährigen allerdings auch diverse (Luxus-) Probleme mit sich. Obwohl Billy Ray eigentlich seit Beginn seiner Musikkarriere durchgehend Alben von hoher Qualität ablieferte (und auch „Change Your Mind“ ist wieder richtig klasse), blieb ihm ein weiterer echter Hit (trotz genügenden Potentials) bis dato verwehrt.

Die Gründe liegen auf der Hand. Durch seine parallele Schauspielkarriere (mittlerweile auch Drehbuchautor) ist der öffentliche Fokus zum Teil auf diesen Bereich gelenkt, vor allem seine Vaterrolle in „Hannah Montana“ im Zusammenwirken mit Tochter Miley, die dann zudem auch in jüngeren Kreisen nahezu hype-mäßig verehrt wurde, lenkte von seiner eigenen musikalischen Tätigkeit gehörig ab, aber auch die Tatsache, nur mit einem „besonderen Lied“ in Verbindung gebracht zu werden, kann manchmal auch zum Fluch werden (das berühmte, hier allerdings völlig zu unrecht angeführte „One-Hit Wonder“…).

Nachdem Cyrus auf seinem letzten Silberling „I’m American“ doch stark die patriotische Schiene gefahren ist (er besuchte ja auch 2009 die Truppen im Irak), hat „Change Your Mind“ jetzt wieder einen deutlich persönlicheren Bezug. Er wirkt hier, wie das Cover es auch ein wenig suggeriert, wie ein einsamer Wolf in den weiten Steppen seines Landes. Was man Billy Ray Cyrus hoch anrechnen muss, ist, dass er immer versucht hat, sein eigenes Ding durchzuziehen und stets eine sehr authentisch wirkende Musik abgeliefert hat. Hier ist seine finanzielle Unabhängigkeit von großem Vorteil.

Mittlerweile ein eigenes Label (Blue Cadillac Music) besitzend, konnte er sich auf „Change Your Mind“ kompromisslos nach eigenem Gusto austoben. So hat Billy alle zehn Tracks selbst komponiert (nur bei dreien mit Co-Writern) und mit Brandon Friesen einen Produzent seiner Wahl angeheuert. Er verzichtet somit diesmal fast völlig auf kommerzielle Avancen – ein Album mit vielen Ecken und Kanten, das sich angenehm von üblicher Nashville-Kost abhebt. So steckt der Opener und Titelsong „Change Your Mind“ voller Outlaw- und Southern Rock-Attitüde (klasse Banjo-Untermalung, quietschende Fiddel, starke quirlige E-Gitarren-Arbeit inkl. klasse Soli, swampige Saxofon-Fills), so ein bisschen im Stile von Shooter Jennings.

Nicht von ungefähr hat auch dessen langjähriger Gitarrist Leroy Powell auf diesem Werk ein „gewichtiges Wörtchen mitgeredet“ (Lead guitar, Dobro, Pedal steel). „Once Again“ kommt schon fast progressiv, mit teilweise regelrecht hypnotischer Passage im Schlussteil daher, ein sehr ungewöhnlicher aber stark konstruierter Song für dieses Genre. Für die ruhigeren Momente sorgen Stücke wie „Tomorrow Became Yesterday“ (sehr introvertiert, tolles Wah-Wah-E-Gitarrenspiel am Ende), „That’s What Daddys Do“ (äußerst emotional, Backs von Tochter Noah) oder „Hope Is Just Ahead“ (Willie Nelson-Flair, Steel, Piano, E-Gitarren-Solo).

Das zu Anfang erwähnte Hitpotential hat wohl am ehesten das sehr relaxte und melodische „Forgot To Forget“ (Piano, weibliche Harmonies). „Hillbilly Heart“ (cooler, groovender Southern Rocker, klasse Gitarren), „Good As Gone“ (fröhlicher Stampfer, quietschendes Fiddle-Solo), „I’m So Miserable“ (bluesig, retro, erinnert gar ein wenig an Stevie Ray Vaughan) und das finale „Stomp“ (polternder Country-Rocker, E-Gitarren-Solo plus Wah-Wah, Dobro, Banjo, Backs, Harmonies, leichte „Achy Breaky Heart“-Note) zeigen den energiegeladenen Billy Ray Cyrus, mit richtig kräftig abgehender, stampfender Countryrock-Mucke, die auch immer wieder sein großes Herz für den Southern Rock offenbart.

Durchgehend starke Arbeit mit den diversen Saiteninstrumenten (Banjo, Dobro, Akustik-, E-, und Steelgitarre), HonkyTonk-Piano, weibliche Backs, z. T. als integrierte „Crowd“-Gesänge und ein ungemein kraftvoll trommelnder Drummer Kenny Aronoff. Billy Ray Cyrus liefert mit „Change Your Mind“ sein stärkstes Werk seit langem ab. Country/New Country/Southern Rock sowie Outlaw Country mit viel Tradition. Was seine Person betrifft, gilt unsere Meinung unverändert. Billy Ray Cyrus ist und bleibt ein toller, ehrlicher und vielseitiger Musiker!

Blue Cadillac Music (2012)
Stil:  New Country

01. Change My Mind
02. Once Again
03. Hillbilly Heart
04. Tomorrow Became Yesterday
05. Good As Gone
06. Forgot To Forget
07. That’s What Daddys Do
08. Hope Is Just Ahead
09. I’m So Miserable
10. Stomp

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Billy Ray Cyrus – Home At Last – CD-Review

Die Alben von Billy Ray Cyrus waren schon immer mit sehr viel persönlichen Flair behaftet und zum Teil von großer Emotionalität gekennzeichnet. Wir erinnern uns beispielsweise an den Song „Hey Daddy“ vom starken Vorgänger „Wanna Be Your Joe„, der Billy Rays an Krebs verstorbenem Vater gewidmet ist. In seinem neuesten Werk „Home At Last“ steht diesmal die eigene Familie im Fokus seiner Betrachtungen. Der Hintergrund. Er und seine Tochter Miley haben als Schauspieler in der beliebten Disney-Serie „Hannah Montana“ tragende Rollen für weitere 26 Episoden übernommen, was zu einer räumlichen Trennung der gesamten Familie führt. Die zog nach Kalifornien, wo Tochter Miley wohl auch wohnen bleibt, während Billy weiterhin schwerpunktmässig in Tennessee lebt.

All das geht nicht spurlos an Billy Ray vorbei. Seinen ganzen Trennungsschmerz diesbezüglich entlud er im Center-Stück der CD (Co-Writer Casey Beathard) „Ready, Set, Don’t Go“, einem wunderbar melancholisch-melodischen Midtempo-Countrysong (klasse Gitarren-/Mandolinenspiel, Akkordeonartige Fills), das auch in der ersten Folge der bereits erwähnten Serie gefeatured wird. Neben einigen Neukompositionen hat sich Cyrus auf „Home At Last“ auch einiger absoluter Klassiker der Pop-/Rock-Historie angenommen (u. a. „Brown-Eyed Girl“/Van Morrison; „You’ve Got A Friend“/Carole King/James Taylor – hier ist mit Emily Osment ein weiterer Co-Star von „Hannah Montana“ im Background zu hören; „You Can’t Lose Me“/Diane Warren; der von Eva Cassidy inspirierte July Garland-Klassiker „Over The Rainbow“), die er überaus gelungen in seiner typisch emotionalen Art und Weise neu interpretiert.

Grandios hier besonders die Fassung von Jackie DeShannons „Put A Little Love In Your Heart, die Cyrus in einen soulig groovenden Countrysong mit herrlicher Gospelchorbegleitung umwandelt. Ohne Zweifel einer der vielen Höhepunkte des Albums! Aber auch die neuen Songs überzeugen wieder auf der ganzen Linie, wie beispielsweise, der rhythmische, dezent poppige Countryrocker „The Buffalo“, der gar das Temperament eines Bryan Adams, wie er einmal in seinen besten Tagen geklungen hat, besitzt. „Flying By“ stammt aus der Feder des Erfolgs-Schreiber-Trios Tom Hambridge (singt auch im Background), Joanna Smith und Jeffrey Steele, die ja vor einiger Zeit mit „What’s Hurt Most“ Rascal Flatts einen Nr. 1-Hit bescherten.

Das Lied erinnert sehr stark an Steeles „Twenty Years Ago“ von seiner ersten Solo-Scheibe „Outlaw“. Ebenfalls recht groovig und rhythmisch kommt „Don’t Give Up On Me“ daher – hier setzt das Banjo- und Mandolinenspiel von John Jorgenson und John Willis wunderbare Trademarks. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sicherlich auch das ganze „Paradeheer“ von etablierten Nashville-Studiogrößen (Buchanan, Duncan, Johnson, Willis, Greenberg, Bennett, Morrow, Leim, Darken, Bukovac und und und), die dem Album von der instrumentellen Umsetzung ein Qualitätssiegel der allerersten Güte verleihen. Ein Kracher sicherlich auch noch „I Can’t Live Without Your Love“ (klasse E-Spiel der Gitarrenkönner Tom Bukovac und Kenny Greenberg), das entfernte Ähnlichkeiten zu U2s „One“ aufzuweisen scheint.

Auf die sonst üblichen Cyrus-typischen Honkytonk-Rocker wurde diesmal aufgrund des stark gefühlsbetonten Konzeptes (weitere Ausführungen dazu gibt’s im Booklet nachzulesen) wohl verzichtet. Die werden aber sicher wieder für’s nächste Werk des umtriebigen Künstlers fest gebucht sein. Und so verharrt auch die zweite Cyrus-Eigenkomposition „My Everything“ (stark hier Dean Parks an Mandoline und Dobro) eher im ruhigen Country-Bereich. Der abschließende Bonus-Track „Stand“ ist bereits von „I Wanna Be Your Joe“ bekannt.

Auch in dieser neuen, etwas Slide-Gitarren-betonteren Version ist Tochter Miley wieder im Background mit eingebunden. Insgesamt ist Billy Ray Cyrus mit „Home At Last“ erneut ein starkes New Country-Album gelungen, das zum einen von seiner starken emotionalen Gesangsperformance, von der hervorragenden instrumentellen Umsetzung, zum anderen aber auch von dem großartigen Songmaterial lebt. Aufgrund der vielen Klassiker nicht nur für Countryfans, sondern auch die „adult-orientated“ Poprock-„Crossover“-Gemeinde geeignet!

Walt Disney (2007)
Stil:  New Country

01. Ready Set Don’t Go
02. The Beginning
03. The Buffalo
04. Flying By
05. Brown Eyed Girl
06. Don’t Give Up On Me
07. You’ve Got A Friend
08. You Can’t Lose Me
09. Can’t Live Without Your Love
10. My Everything
11. Put A Little Love In Your Heart
12. Over The Rainbow
13. Stand

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