Billy Ray Cyrus – Home At Last – CD-Review

Die Alben von Billy Ray Cyrus waren schon immer mit sehr viel persönlichen Flair behaftet und zum Teil von großer Emotionalität gekennzeichnet. Wir erinnern uns beispielsweise an den Song „Hey Daddy“ vom starken Vorgänger „Wanna Be Your Joe„, der Billy Rays an Krebs verstorbenem Vater gewidmet ist. In seinem neuesten Werk „Home At Last“ steht diesmal die eigene Familie im Fokus seiner Betrachtungen. Der Hintergrund. Er und seine Tochter Miley haben als Schauspieler in der beliebten Disney-Serie „Hannah Montana“ tragende Rollen für weitere 26 Episoden übernommen, was zu einer räumlichen Trennung der gesamten Familie führt. Die zog nach Kalifornien, wo Tochter Miley wohl auch wohnen bleibt, während Billy weiterhin schwerpunktmässig in Tennessee lebt.

All das geht nicht spurlos an Billy Ray vorbei. Seinen ganzen Trennungsschmerz diesbezüglich entlud er im Center-Stück der CD (Co-Writer Casey Beathard) „Ready, Set, Don’t Go“, einem wunderbar melancholisch-melodischen Midtempo-Countrysong (klasse Gitarren-/Mandolinenspiel, Akkordeonartige Fills), das auch in der ersten Folge der bereits erwähnten Serie gefeatured wird. Neben einigen Neukompositionen hat sich Cyrus auf „Home At Last“ auch einiger absoluter Klassiker der Pop-/Rock-Historie angenommen (u. a. „Brown-Eyed Girl“/Van Morrison; „You’ve Got A Friend“/Carole King/James Taylor – hier ist mit Emily Osment ein weiterer Co-Star von „Hannah Montana“ im Background zu hören; „You Can’t Lose Me“/Diane Warren; der von Eva Cassidy inspirierte July Garland-Klassiker „Over The Rainbow“), die er überaus gelungen in seiner typisch emotionalen Art und Weise neu interpretiert.

Grandios hier besonders die Fassung von Jackie DeShannons „Put A Little Love In Your Heart, die Cyrus in einen soulig groovenden Countrysong mit herrlicher Gospelchorbegleitung umwandelt. Ohne Zweifel einer der vielen Höhepunkte des Albums! Aber auch die neuen Songs überzeugen wieder auf der ganzen Linie, wie beispielsweise, der rhythmische, dezent poppige Countryrocker „The Buffalo“, der gar das Temperament eines Bryan Adams, wie er einmal in seinen besten Tagen geklungen hat, besitzt. „Flying By“ stammt aus der Feder des Erfolgs-Schreiber-Trios Tom Hambridge (singt auch im Background), Joanna Smith und Jeffrey Steele, die ja vor einiger Zeit mit „What’s Hurt Most“ Rascal Flatts einen Nr. 1-Hit bescherten.

Das Lied erinnert sehr stark an Steeles „Twenty Years Ago“ von seiner ersten Solo-Scheibe „Outlaw“. Ebenfalls recht groovig und rhythmisch kommt „Don’t Give Up On Me“ daher – hier setzt das Banjo- und Mandolinenspiel von John Jorgenson und John Willis wunderbare Trademarks. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sicherlich auch das ganze „Paradeheer“ von etablierten Nashville-Studiogrößen (Buchanan, Duncan, Johnson, Willis, Greenberg, Bennett, Morrow, Leim, Darken, Bukovac und und und), die dem Album von der instrumentellen Umsetzung ein Qualitätssiegel der allerersten Güte verleihen. Ein Kracher sicherlich auch noch „I Can’t Live Without Your Love“ (klasse E-Spiel der Gitarrenkönner Tom Bukovac und Kenny Greenberg), das entfernte Ähnlichkeiten zu U2s „One“ aufzuweisen scheint.

Auf die sonst üblichen Cyrus-typischen Honkytonk-Rocker wurde diesmal aufgrund des stark gefühlsbetonten Konzeptes (weitere Ausführungen dazu gibt’s im Booklet nachzulesen) wohl verzichtet. Die werden aber sicher wieder für’s nächste Werk des umtriebigen Künstlers fest gebucht sein. Und so verharrt auch die zweite Cyrus-Eigenkomposition „My Everything“ (stark hier Dean Parks an Mandoline und Dobro) eher im ruhigen Country-Bereich. Der abschließende Bonus-Track „Stand“ ist bereits von „I Wanna Be Your Joe“ bekannt.

Auch in dieser neuen, etwas Slide-Gitarren-betonteren Version ist Tochter Miley wieder im Background mit eingebunden. Insgesamt ist Billy Ray Cyrus mit „Home At Last“ erneut ein starkes New Country-Album gelungen, das zum einen von seiner starken emotionalen Gesangsperformance, von der hervorragenden instrumentellen Umsetzung, zum anderen aber auch von dem großartigen Songmaterial lebt. Aufgrund der vielen Klassiker nicht nur für Countryfans, sondern auch die „adult-orientated“ Poprock-„Crossover“-Gemeinde geeignet!

Walt Disney (2007)
Stil:  New Country

01. Ready Set Don’t Go
02. The Beginning
03. The Buffalo
04. Flying By
05. Brown Eyed Girl
06. Don’t Give Up On Me
07. You’ve Got A Friend
08. You Can’t Lose Me
09. Can’t Live Without Your Love
10. My Everything
11. Put A Little Love In Your Heart
12. Over The Rainbow
13. Stand

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Bärchen Records