Chantel McGregor, 04.12.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Montags in der Kulturrampe lagen bisher die Prioritäten auf Blues Rock. Pünktlich um 20:30 Uhr betrat Chantel McGregor die Bühne in der mit etwa 80 Besuchern für einen Montag gut besuchten Kulturrampe. Da die 31jährige Britin, mehrfach von den British Blues Awards als beste Jungmusikerin, beste weibliche Stimme und Gitarrist des Jahres, preisgekrönt wurde, war ein eher blueslastiger Abend zu erwarten. Die ersten beiden Songs, „Not Here With Me“ und „Anaesthetise“ spielte sie alleine auf einer akustischen Gitarre eher in einem folkigen Stil, zum Teil einer Heather Nova auch stimmlich ähnelnd.

Zu „Inconsolable“ gesellten sich dann die beiden Mitstreiter Adam Speare am Bass und Ollie Goss an den Drums zu ihr, hielten sich aber zunächst sehr im Hintergrund. Die Zuschauer stellten sich auf einen eher ruhigen Abend ein und hörten entspannt den Protagonisten zu. Diese Ruhe wurde aber jäh unterbrochen, als Chantel während des Songs die akustische Gitarre gegen ihre elektrische Musicman tauschte und diesen mit einem ersten sehr melodischen Solo beendete.

Von nun an wurde es rockig und McGregor zeigte ihren Wandel hin zum Hardrock, der auch das aktuelle Album „Loose Control“ in weiten Teilen prägt. Mit „Southern Belle“ setzte sie einige Southern Rock-Akzente und nahm das Publikum, auch durch ihre sympathische, manchmal schelmische Bühnenpräsenz mit auf eine progressive hardrockende Reise. Es folgten noch „Like No Other“, „Caught Out“ und „Your Fever“ und knapp 50 Minuten vergingen wie im Flug, als der erste Set endete.

Nach einer etwa 20-minütigen Pause, in der sich die zum Teil mittanzenden Zuschauern mit Erfrischungsgetränken stärken konnten, ging es weiter. Die Pause tat auch McGregor gut, die, von meisten Zuschauer nicht bemerkt, mit einer Erkältung zu kämpfen hatte. Bei dem mit Vollgas gespielten „Burn Your Anger“ war eine stilistische  Nähe zu einer rockigen Melissa Etheridgezu erkennen. Mit „I’m Not Good For You“ wurde erstmals das Montagsmotto ‚Blues‘ aufgenommen und die Band legte einen schönen Song dieser Sorte hin, um mit „Fabulous“ wieder rockiger Klänge einzuschlagen.

Mit dem bisher unveröffentlichten „April“, einem Instrmental, folgte einer der Höhepunkte das Abends. Psychedelisch, inklusiv eines fast durchgehenden Solos in verschiedenen Geschwindigkeiten, wurden manche Zuhörer sichtbar in einen ekstatischen Zustand versetzt. Die folgenden „Killing Time“ und „Walk On Land“ kamen wieder sehr rockig rüber und wurden,wie jeder Song, mit Humor angekündigt, wo Chantel auch über sich selbst lachen konnte. So versprach sie, falls genügend Zugaben gefordert würden, sie diesen auch nachkommen würde.

Die erste dieser Sorte, „Take The Power“, zeigte, dem Titel gemäß, welche Power in der jungen McGregor steckt und nach etwa gespielten 90 Minuten, verließ die Band die Bühne unter dem tosenden Applaus, der noch Minuten anhielt. Eine sichtlich gerührte McGregor spielte als Rausschmeißer mit „Avin A Giraffe“ eine mitreißende Bluesnummer und ließ nun endgültig sichtlich zufriedene Besucher zurück, um wenige Minuten später am Merchandise-Stand, gut gelaunt wieder präsent zu sein.
Fazit: McGregor nutzte den letzten Auftritt der Tournee, um ihren neuen Longplayer „Loose Control“ in Krefeld vorzustellen, wobei die meisten Songs sich in den zwei Sets wiederfanden und noch rockiger und rauher daherkamen, als auf der Platte.

Sie zeigte ihre vielfältigen spielerischen Fähigkeiten und setzte mit gezielten Gitarrensolis immer wieder Akzente. Bemerkenswert war auch der Beginn des Konzertes, mit zweieinhalb ruhigen folkigen Nummern einzusteigen und dann gemäß des Albumtitels die „Kontrolle“ in zum Teil psychedelischen Sequenzen zu verlieren. Das Konzert hat auch schon Vorfreude, für das, fürs nächste Jahr angekündigte neue Album ausgelöst.

Die Besucher dieses Gigs werden mit Sicherheit beim nächsten Mal auch wieder dabei sein. Positiv anzumerken ist, dass die Rampe trotz Wochenbeginns gut gefüllt war, was wieder einmal ein Zeichen dafür war, dass gute Livemusik immer sein Publikum findet. Gefreut hat es mich auch für Pille und sein Team, dass das Risiko der Montagsreihe, sich langsam auszuzahlen scheint und von den Rockfans aus Krefeld und Umgebung angenommen wird.

Line-up:
Chantel McGregor (lead vocals, electric guitar)
Adam Speare (bass)
Ollie Goss (drums)

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Chantel McGregor
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Kulturrampe Krefeld

Minor Cabinet – 10.11.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Heimspiel für die Krefelder Band Minor Cabinet in der heimeligen Kulturrampe bedeutet, wie zu erwarten, ein ausverkauftes Haus, was auch dem Betreiber Pille Peerlings sichtlich gut tat. Dies ist insbesondere deshalb positiv hervorzuheben, weil die Songs der Band, bis auf wenige Ausnahmen, aus der eigenen Feder stammen und nicht der momentane Boom der Coverbands bedient wurde, welche meist, unabhängig von der Qualität, für recht volle Hütten sorgen.

Pünktlich gegen 21:00 Uhr betraten Minor Cabinet die Bühne, um sich mit dem bluesigen „Daybreaker“ warm zu spielen. Direkt darauf folgte mit „Fly Into The Sun“ einer meiner Favoriten. Der Song ist ein Beweis, warum das letzte Album, der Kategorie Blues zugeordnet wurde. Enthalten war ein ganz starker, variantenreicher Gesang des Fronters Jasny, mit kurzen, Cocker-ähnlichen Schreieinlagen und starkem Sologitarrenspiel des neuen Leadgitarristen Robert Kaber, der die Lücke, die Clemens Bombien hinterließ, nahtlos schließen konnte. Sein Spiel hauchte den Songs einen stärkeren psychedelischen Touch ein.

Dies wurde spätestens bei „Waiting For The Morning Light“, einem der neuen bisher nicht veröffentlichten Tracks deutlich, wo auch Christian Peitz an den Keyboards, mit Doors-ähnlichen Klangteppichen, starke Akzente setzen konnte. Es folgten nun einige Songs, deren Tauglichkeit live überprüft werden konnte und die ungeteilt positiv vom Publikum aufgenommen wurden. Wenn diese Prototypen im Studio auf der fürs nächste Jahr angekündigten neuen Scheibe ihren Feinschliff erhalten, können sich die Minor Cabinet-Fans auf einen großen Nachfolger von „Black Ink On White Sheets“ freuen, der rockiger, psychedelischer daherkommen wird und vermutlich die Fangemeinde vergrößern müsste.

Im Folgenden wurden einige ältere Stücke präsentiert, bis es ungefähr zur Hälfte des Konzertes einen ersten emotionalen Höhepunkt gab. Mit „Mary Jane’s Last Dance“ und „Fee Fallin’“ spielten Minor Cabinet zwei Coverversion zu Ehren des leider viel zu früh verstorbenen Tom Petty. Dabei gelang es ihnen, das Flair der Gospelsongs wiederzugeben, ohne ihren eigenen Stil zu verlieren. Ganz stark das Gitarrensolo am Ende von „Mary Jane“ und die Fähigkeit von Jasny bei „Free Fallin“ das Publikum gekonnt zu inspirieren, bei den Gesangspassagen im Hintergrund zu unterstützen.

Nach einer ganz starken Version des Avicii-Covers „Addicted To You“ kamen die Minuten des Roman Dönicke, der sich für einige Minuten an seinen Drums austoben konnte, während der Rest der Band eine Pause einlegte. Dabei war die variantenreiche Spielart zu erkennen, die sich durch das ganze Konzert zog und sich auch darin widerspiegelte, dass er je nach Art der Lieder, Teile seiner Drums austauschte. Gemeinsam mit Roman am Schlagzeug, legte Paul Krobbach mit seinem Bassspiel, die rhythmische Basis für die drei anderen Mitstreiter, die mit Gitarren- und Keyboardsoli,  in fast allen Stücken, einprägende Nuancen setzen konnten.

Nach zwei neuen Songs „End Of Our Days“ und „Because You Are“ verabschiedeten sich die fünf Musiker, um nach kurzer Zeit für die Zugaben, nochmals auf die Bühne zu kommen. Mit „Secrets“ das von der Melodie her, in Richtung „All Along The Watchtower“ von Bob Dylan ging, spielten Minor Cabinet, den für mich stärksten Song, in dem das E-Gitarrensolo, dann eher zu Jimi Hendrix ausschlug. Nach dem eher raueren Vorsong, folgte das fast acapella-artig vorgetragene „Stationary“. Jasny begleitete an der akustischen Gitarre und der Rest der Band begab sich mitten ins Publikum, was für sie in emotionaler Hinsicht, vermutlich der Höhepunkt des Abends war.

Mit „Devotion“ verabschiedete sich das Quintett dann mit einer rockigen, psychedelischen Nummer vom Publikum. Man darf jetzt schon auf das neue Album gespannt sein, wobei der gestrige Abend gezeigt hat, dass Minor Cabinet eher eine absolute Liveband sind.  Mit dezenten Variationen zu den Studiosongs gelingt es ihnen meist, diesen auf der Bühne ein rockigeres Flair zu verpassen und durch ihre Spielfreude und Präsenz, die nicht nur auf den Fronter Jasny zutrifft, ihr Publikum mitzureißen. Sie haben auf jedem Fall schon das Release-Konzert für die neue Scheibe im nächsten Jahr avisiert, also unbedingt auf die Konzertankündigungen der Rampe achten.

Line-up:
Julian Jasny (lead vocals, guitars)
Robert Kaber (electric guitar)
Paul Krobbach (bass)
Roman Dönicke (drums)
Christian Peitz (keys)

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

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Kulturrampe Krefeld

Hannah Wicklund & The Steppin Stones, 02.11.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Die gerade mal knapp 21 Lenze zählende Hannah Wicklund gilt derzeit als eines der großen, kommenden Talente, was E-Gitarren-lastige (Blues) Rockmusik angeht.

Im Schlepptau unserer geschätzten Teenage Head Music-Freunde gab sie erstmals mit ihren Steppin Stones (Michael Comeaux und Michael Matthews) in der urigen Krefelder Kultstätte, der Kulturrampe, ihre Visitenkarte ab.

Die Besucher ließen KR-Chef ‚Pille‘ Peerlings im Vorverkauf zunächst ’schmoren‘, der durfte sich dann aber bei seiner Ansage des Trios, letztendlich über ca. gut 80 Anwesende freuen, was einer fast vollen Rampe, mit noch etwas angenehmer Bewegungsfreiheit, entspricht.

Das mittlerweile in Nashville ansässige Leichtgewicht mit den langmähnigen Engelslocken, ließ dann direkt mal beim eröffnenden Instrumental-Jam sofort die flinken Finger über ihr Saitengerät fliegen. Die adrigen Gelenke ihrer Hände offerierten bereits ein etliches Maß an intensiver Übung, Grundvoraussetzung, um sich in diesem breitgefächerten Metier an Meistern und Könnern, seinen kommenden Platz erfolgsträchtig zu erarbeiten.

Mit dem krachenden Stampfer „Bomb Through The Breeze“ gab Hannah eine erste Kostprobe aus ihrem für Januar 2018 anvisierten neuen Album. Aus den bereits bestehenden Steppin Stones-Alben servierte sie das shufflige  Titelstück „Looking Glass“ von 2013 sowie „False And Hollow“ (schöne Tempowechsel) sowie das mich ein wenig an Pat Travers erinnernde „Friends In The Dark“, jeweils aus 2015.

Mein Stück des Abends war der melodische Schwofer „Strawberry Moon“, einer der wenigen Momente zum Durchatmen in einem ansonsten furios abgehenden Programm, wie auch das von ihr solo performte „Shadow Boxes“.

Die erste Zugabe „Mama Said“ nutze sie zur Vorstellung der beiden Mitstreiter (mit Kurz-Soli), als auch zum Einsatz der durch Jeff Beck („Live In Japan“) und Peter Frampton auf seinem „Comes Alive“ zur Berühmtheit gelangten Talk Box, einem Schlauch, der quasi Gesang und E-Gitarre effektiv miteinander vermischt.

Mit den beiden Neil Young-Covern „Ohio“ (tolle, rassig rockige Version im Hauptteil mit mehrfachen, starken E-Gitarren-Soli) und der zweiten Zugabe „Rockin‘ In The Free World“ (wieder mit Talk Box-Einsatz) machte sie sowohl das begeisterte Publikum als auch Kollegen Gernot zu  glühenden Verehrern ihrer Spielkunst.

Hannah Wicklund und ihre Steppin Stones erfüllten in Krefeld die hohen Erwartungen im Vorfeld mit einer frischen, unverbrauchten, vielleicht noch ein wenig ungestümen und gesanglich auch noch nicht ganz perfekten Vorstellung.

Aber für ihr junges Alter war das schon ein klasse Auftritt bei ihrer Debüt-Tour hier in Europa. Beim nächsten Mal in der Kulturrampe wird man nicht drum herum kommen, sich Karten ganz frühzeitig zu besorgen, da ist ein ausverkauftes Haus sicherlich garantiert. Diesem kleinen weiblichen, aus South Carolina stammenden Wirbelwind, gehört ganz sicher die Zukunft!

Line-up:
Hannah Wicklund (lead vocals, electric guitar)
Michael Comeaux (bass)
Michael Matthews (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Teenage Head Music
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Ted Z And The Wranglers, 20.10.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Als eine der letzten Stationen ihrer ersten Europatournee machten Ted Z And The Wranglers in Krefeld halt. Bevor es bald zurück nach Costa Mesa, Kalifornien, geht, heizte die Truppe die Kulturrampe mit ihrem Qutlaw-Country mächtig auf. „Pille“ Peerlings versprach bei der Ankündigung der Band einen begeisternden Abend und behielt damit Recht. Unterbrochen von einer kurzen Pause präsentierte die Band zwei Sets, die es in sich hatten.

Das neue „Guest On Sunday Morning“ eröffnete den Abend. Danach folgte mit „Tightrope“ ein starkes Stück von dem ersten Longplayer „My Blood´s Still Red“ (2013), das von der Struktur und dem Gesang an Green On Red erinnert. Der langsamen Ballade „San Antoine“ steuerten Rachel Perry und Bassist Trevor Walton den Harmoniegesang bei. Bereits hier deutete sich die Extraklasse des Gitarristen Harrison Moore an. Der junge Mann, der mit seiner Baseball-Kappe direkt einem Manga entsprungen zu sein schien, überzeugte während des gesamten Konzerts mit seiner Fingerfertigkeit in allen Bereichen: ob beim Slide-Spiel, beim Picking oder bei rockigen Riffs. Wenn es Gerechtigkeit im Musikbusiness gäbe, müsste er zu einem der ganz Großen werden.

Ein Höhepunkt des ersten Sets war „Like A King“, Titelstück der zweiten EP der Band aus dem Jahr 2014. Der schnelle, staubtrockene Country-Song mit dem von Ted Z genölten Refrain ging direkt ins Tanzbein. „Lovin Blues“ rollte mit schönen Picking-Einlagen hinterher. Anschließend widmete Ted Z mit „Wiskey“ seinem Lieblingsgetränk einen Song. Während des Slide-Gitarrensolos von Harrison Moore brachte der Frontmann mit Stampfeinlagen ausdrucksstark Bewegung auf die Bühne. Bei „Cornerstore“ ergänzten sich die beiden elektrischen Gitarren von Rachel Perry und des Lead-Gitarristen prima. Die weibliche Stimme in den Harmoniegesängen wertet viele Songs nochmal auf. Besonders gelungen war der mehrstimmige Einstieg in „Johnny“, in dem ein tragischer Konflikt zweier Brüder thematisiert wird. Beim wunderschönen „Go Find Your Heaven“ stimmte dann auch – aufgemuntert durch Ted Z – das Publikum in den Refrain ein.

Tiefe Gitarrenklänge bereiteten das rockige „Setting Sun“ vor. Während „Bottles And Barrooms“ zum Schunkeln einlud, setzte „Kansas“ mit stampfendem Sound, abwechselndem Spiel der E-Gitarren und einer Lichtshow mit allem, was die Rampe hergibt, ein Ausrufezeichen zum Ende des ersten Sets.

Das zweite Set war insgesamt temporeicher angelegt. Mit schönem Slide-Intro nahm „Joseph Radcliff“ die Fahrt wieder auf. „Postcard“ setzte sie ungebrochen fort. Nach „Hold On“, das Erinnerungen an Tom Pettys „Wildflowers“-Album aufflackern ließ, folgte das langsame und bislang unveröffentlichte „Desiree“. Zu meinen Favoriten im Repertoire von Ted Z zählt „Shoot Em Up“, das Assoziationen zu Jason Ringenberg weckt. Harrison Moore zeigte hier wieder seine genialen Fähigkeiten an der Gitarre – diesmal mit härteren Riffs.

Das wehmütige „Ghost Train“ von der gleichnamigen CD (2015) wurde von Thor Fay am Schlagzeug und seiner Percussion treffend untermalt. Bei dem kraftvollen Rocker „Southland“ legte Ted Z einige Shuffle-Schritte aufs Parket. Das langsame Duett mit Rachel Perry „Sweet Loretta“ gönnte dem Publikum eine kurze Verschnaufpause, bevor mit „Rambler“ wieder Bewegung in die Menge kam. Der Song „Virginia“ – mit gelungenem Harmoniegesang – steigerte seine Geschwindigkeit und bereitete so auf den Boogie „Ball and Chain“ vor. Während des abschließenden Songs erfolgte die Vorstellung der Band.

Die Zuhörer bedachten die Musiker mit langem Applaus, sodass die Band als Zugabe noch „Trouble“ spielten. Zuvor vergewisserte sich Ted Z aber, dass keine Kinder im Saal anwesend waren, da der Text des Liedes nicht ganz jugendfrei ist. Ted lobte das Publikum als „bestes“ aufgrund von zwei Umständen: Die Leute würden so gut aussehen und vor allem seien sie zum Konzert gekommen.

Der freundliche und charismatische Ted Zakka hat neben Rachel Perry drei Wrangler zusammengetrieben, die trotz ihres jugendlichen Alters den Auftritt professionell gemeistert haben. Besonders hervorzuheben ist Gitarrist Harrison Moore, der mit seinem Spiel nicht nur mich, sondern auch Daniel und Gernot, die nun ja wirklich schon viele Virtuosen gesehen haben, zu Begeisterungsstürmen hinriss.

Der abwechslungsreiche Auftritt von Ted Z And The Wranglers hat meine Erwartungen übertroffen. Wenn überhaupt etwas zu optimieren ist, dann hätte im ersten Set die eine oder andere Uptempo-Nummer eingestreut werden können. Wirklich vermisst habe ich nur „Afraid Of Dying“, das gefühlvolle Titelstück der ersten EP, die mittlerweile ausverkauft ist.

Line-up:
Ted Zakka (vocals, acoustic guitar)
Rachel Perry (electric guitar, vocals)
Harrison Moore (electric and slide guitar)
Trevor Walton (bass, vocals)
Thor Fay (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Ted Z And The Wranglers
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Teenage Head Music
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Hogjaw, 13.10.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Nach dem, so ein wenig noch im Fahrwasser der guten alten klassischen Southern Rock-Zeiten schwimmenden Gig von Skinny Molly am letzten Wochenende, gab es gestern mit Hogjaw einen Abend aus der Abteilung ‚bedingungslose Attacke‘.

Die Band aus Arizona mit ihrem wuchtigen rauschebärtigen Frontmann Jonboat Jones (so in etwa stellt man sich einen typischen Holzfäller vor), Zweitgitarrist Jimmy Rose, dem agilen Derwisch am Bass, Evis DD, und Powertrommler J. ‚Kwall‘ Kowalski, hat sich im Laufe der letzten Jahre hier bei uns eine stetig wachsende Fangemeinde erarbeitet und so durfte sich Kulturrampenchef Pille Peerlings nach einer kleinen Durststrecke in den letzten Wochen, was die Besucherzahlen anging, endlich wieder über ein ausverkauftes Haus freuen.

Im Fokus stand an diesem Abend Hogjaws neues Album „Way Down Yonder“, das vom sehr selbstbewusst auftretenden Quartett natürlich auch ordentlich abgegrast wurde.

Zum Auftakt gab es direkt ein heftiges ‚Brett‘ mit ihrem dafür prädestinierten Opener „Rollin‘ Thunder“,  gefolgt von „Beast Of Burdon (Roll On)“, „Brown Water“ und „Where Have You Gone“.

Für mich ein Highlight des ersten Sets war „North County Way“. Zu meiner großen Überraschung erwies sich hier Jimmy Rose mit einer starken Lead vocals-Performance als ernst zu nehmende Ergänzung/Alternative zu Jonboats insgesamt doch immer sehr hölzern und monoton rüberkommenden, allerdings zum Sound der Band ganz gut passenden, Gesang.

Über „Am I Wrong“, „Build My Pride“,“Back Home Today“ wurde die Pause mit dem grandios gespielten „County Line“ (hier war wirklich alles drin, von Soli, über Twins bis zum obligatorischen langen Finish, was das Southern Rock-Gitarrenherz begehrt) anvisiert. Danach brauchte man dann auch ein kühles Bier!

Die zweite Phase wurde dann mit dem für Hogjaw-Verhältnisse recht ruhigen „The Fog“ begonnen. Aber Tracks wie „Never Surrender“ und „Hells Half“ bliesen dann sofort wieder zum Angriff. Das swampig stampfende Titelstück ihres neuen Werkes „Way Down Yonder“ (toller Song) war beste Absatz-Werbung zum Verkauf des Silberlings.

„Road Of Fools“ (gesungen von Drummer ‚Kwall‘, der insgesamt, vom seinem stetig krachenden Spiel her, fast besser in eine Heavy Metal-Truppe passen würde; etwas mehr Sensibilität würde zum Teil hier dem Sound der Band ganz gut tun), das bärenstarke, episch umwehte „I Will Remain“ und das zu dritt gesungene, überlaut ausgesteuerte, „Redemption“ (war schon grenzwertig, mein linkes Ohr dröhnt jetzt noch) läuteten die ganz heiße Endphase des Gigs ein.

Ihr berühmt berüchtigtes „Gitsum“ (das Video zu kennen, ist vermutlich bei jedem Einstellungsgespräch bei Heckler & Koch oder SIG Sauer ein existenzielles Muss – da verballern die schießwütigen Bandmitglieder in knapp 5 Minuten mit sämtlich erdenklichem Waffen-Arsenal mehr Munition, als ich, während meiner elf Monate in der Sportkompanie). Glück für Pille, dass während der obligatorischen Harmonieparts, nicht noch in die Decke der Rampe geschossen wurde…

Mit „This Whiskey“ von ihrem Debütwerk „Devil In The Details“ gab es dann zum Abschluss des Hauptteils noch mal fulminanten Southern Rock in bester Skynyrd-Tradition. Die frenetisch geforderten Zugaben wurden mit dem rhythmisch rockenden „Fire, Fuel & Air“ sowie dem atmosphärisch servierten „Blacktop“ bestens gekontert.

Fazit: Hogjaw erobern mit authentisch und dynamisch performten Southern Rock die Herzen der Anhänger und und untermauern ihren Status als einer der ‚Rising Acts‘ im Genre.

Line-up:
Jonboat Jones (lead vocals, electric guitar)
Jimmy Rose (electric guitar, vocals)
Elvis DD (bass)
J. ‚Kwall‘ Kowalski (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Hogjaw
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Jive Mother Mary, 16.09.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Nach Robert Jon & The Wreck im August präsentierten „Pille“ Peerlings und Teenage Head Musik mit Jive Mother Mary eine weitere hochkarätige Southern-Rock-Band in der Krefelder Kulturrampe. Frontmann Mason Keck und seine drei Mitstreiter zogen das Publikum von Beginn an in ihren Bann.

Der Titel „Feeling Fine“, mit dem die Band aus Alamance, North Carolina, loslegte, war zugleich Programm für die nächsten hundert Minuten. Die Begeisterung, mit der Jive Mother Mary den Auftritt bestritten, schwappte direkt auf die Gäste der Kulturrampe über. Dass mit „Long Odds“ und „Burning Up The Highway“ zwei bislang unveröffentlichte Songs auf den Opener folgten, ist zwar ungewöhnlich, tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Beim zweitgenannten übernahm Gitarrist Tyler Schulz anfänglich die lead vocals. Keck und Schulz legten sich anschließend bei „Down South Manifesto“ mit zweistimmigem Gesang und Twin-Gitarren mächtig in Zeug.

Perfekt eingespielt und voller Elan jamte die Band „Have A Cigar“. Die beiden Gründungsmitglieder Mason Keck und Schlagzeuger Seth Aldridge verstehen sich blind, was bei ihren Langhaarfrisuren sehr vorteilhaft ist. Bassist Will Sanders war nicht nur hier, sondern während des gesamten Konzerts in ständiger Bewegung und auch Tyler Schulz arbeitete kräftig, wie sein durchgeschwitztes T-Shirt bewies. Schön war, dass Sänger und Gitarrist Mason Keck immer wieder Kontakt zum Publikum aufbaute und auch physisch die Nähe zu ihm suchte. So stellte er sich bei seinen Gitarrensoli oft an den Bühnenrand und stieg auch zweimal von ihm herunter, sodass man sein filigranes Wirken unmittelbar beobachten konnte.

Einen ersten Höhepunkt erreichte das Konzert bei dem Rockstück „Outta Love“ von dem Album „All Fall Down“ (2009). Das folgende „I Tried To Let Go“, das Keck als „Southern Rock ’n Roll” bezeichnet, ließ den satten Klang des Schlagzeugs von Aldridge besonders gut zur Geltung kommen. Nach dem ruhigeren Song „The Ride“ kochte die Stimmung des Publikums bei dem kraftvollen „Move On Home“. Die aufgenommene Fahrt wurde durch das countryfizierte „Hollywood“ etwas abgebremst. Man hätte auch mit dem tanzbaren und melodischen Rocker „Save Me“ den Schwung direkt mitnehmen können. Hier spielte Mason Keck zunächst souverän mit einer gerissen Saite weiter, um dann doch noch auf seine zweite Gitarre umzusteigen.

Mit „Planes, Trains & Automobiles“, „Ba Dum“ und dem Eagles-inspirierten „Great Decline“ steuerte das Konzert auf sein Ende zu. Den Abschluss des Hauptsets bildete „Home“. Bei dem grandiosen Song setzt die Gitarre von Schulz gelungene Akzente in das Spiel von Keck, der zudem bewies, dass er auch in höheren Tonlagen gesanglich sicher unterwegs ist. Wenn darüber hinaus der Titel gemeinsam von den Bandmitgliedern in die Mikros gerufen wird, entwickelt der Song eine ungeheure Wucht. Eine Textzeile lautet wie die letzten EP: „Home Is Where Your Heart Is“.

Die Jungs von Jive Mother Mary spielen mit so viel Leidenschaft, dass sie auf der Bühne zuhause sein müssen! Die Band zählt in ihrer Heimat North Carolina zu den anerkanntesten Live-Acts und konnte in Krefeld beweisen, dass dieser Status berechtigt ist. Die Live-Versionen der Stücke haben mich zumeist mehr überzeugt, als die mir bekannten Studio-Aufnahmen.

„The Climb“ und das sofort wiederzuerkennende „Keep On Keepin‘ On“ stellten die erste Zugabe dar. Damit hatten die Amerikaner alle Tracks der letzten beiden EPs im Programm. Da das Publikum die Band noch nicht gehen lassen wollte, gab sie als spontane Zweit-Zugabe „I Can Still Be Your Man“. Der ältere Song, war wohl zeitweise in Vergessenheit geraten und wurde nun erstmals live performt.

Jive Mother Mary liefern Southern Rock auf hohem Niveau. In Erinnerung bleibt vor allem das virtuose Gitarrenspiel von Mason Keck, begleitet von seiner eindrucksvollen Mimik. Dabei hatten seine Instrumental-Einlagen genau das richtige Maß. Sie waren ausgedehnt, aber nicht so lang, dass die Grundanlage der Songs in den Hintergrund getreten wäre.

Nach Daniels fast überschwänglichem Lob der niederländischen Konzertkultur anlässlich des vortägigen Auftritts von Sass Jordan wollte ich heute eigentlich einen Hinweis auf die treue Fan-Basis der Kulturrampe einbauen. Allerdings fehlten viele der üblichen Verdächtigen. Zum Glück haben einige neue Liebhaber von guter Live-Musik den Weg zum Krefelder Großmarkt gefunden.

Jive Mother Mary und die unverzagten Veranstalter hätten ein volleres Haus verdient gehabt. Vielleicht hat der Umstand, dass dies die erste Deutschlandtour der Band ist – oder die verhältnismäßig geringe Anzahl an (aktuellen) Veröffentlichungen – dies verhindert. Die Band zeigte sich aber begeistert von Publikum und der Location. Schlagzeuger Seth Aldridge kündigte an, bald mit einer neuen CD im Gepäck zurückzukommen. Das wäre dann eine zweite Chance – die wirklich jeder nutzen sollte – um Jive Mother Mary live zu erleben.

Line-up:
Mason Keck (lead vocals, electric guitar, vocals)
Tyler Schulz (electric guitar, vocals, lead vocals)
William Sanders (bass, vocals)
Seth Aldridge (drums, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Michael Segets

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Krissy Matthews, 04.09.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Zum Auftakt seiner Europa-Sommer-Tour gab sich Krissy Matthews am 4. September mal wieder mit seiner Band (Sam Weston, bass und Kev Hickman, drums) in der Krefelder Kulturrampe, die Ehre. Schade nur, dass an diesem Abend auch Deutschland gegen Norwegen kickte und das Konzert wohl deshalb nur vor einer handvoll unverzagter Bluesrock-Fans stattfand.

Der Spielfreude, mit der Krissy Matthews mit seiner Band zu Werke ging und der Stimmung im Saal, tat dies allerdings keinen Abbruch. Das Trio gab in zwei Sets einen bunten Strauss älterer und neuer Songs zum Besten, die vom wenigen Publikum begeistert abgefeiert und abgetanzt wurden. Dabei konnte Krissy Matthews erneut seine Klasse als Blues-Gitarrist unter Beweis stellen.

Hervorzuheben sind auch seine beiden Mitstreiter. Kev Hickman verausgabte sich mit seinem Elan hinter der Schießbude, wobei ihm der Spaß am Trommeln förmlich ins Gesicht geschrieben stand und einen derart extrovertierten Bassisten wie Sam Weston dürfte es wohl schwerlich ein zweites Mal geben.

Nach rund zwei Stunden und zwei Zugaben war das Konzert dann zu Ende und die Gäste gingen glücklich und zufrieden nach Hause. Insgesamt war es ein toller Abend, auch wenn Band und Pille Peerlings als Macher der Kulturrampe, ein größeres Publikum verdient gehabt hätten. Und an alle Daheimgebliebenen: ihr habt echt was verpasst!

Line-up:
Krissy Matthews (lead vocals, electric guitar)
Sam Weston (bass, vocals)
Kev Hickman (drums)

Bericht und Bilder: Jörg Schneider

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Jörg Schneider

Robert Jon & The Wreck, 24.08.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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High Noon fürs SoS! Unsere Freunde Robert Jon & The Wreck kehrten zum dritten Mal in die Kulturrampe ein, was natürlich ausverkaufte Hütte bedeutete. Schon beim letztjährigen Auftritt wusste der Fünfer um Leader Jon Burrison mit einer fantastischen Vorstellung zu überzeugen, sodass die spannende Frage war, ob es da überhaupt noch ein gewisses Steigerungspotential gab.

Aber rollen wir das Feld von vorne auf. KR-Chef Pille Peerlings musste zurück zur Basis und Dienst an der Kasse schieben, während es Urgestein Mario Scholten diesmal vorbehalten blieb, die kalifornische Band anzusagen. Mario läutete den Gig mit der Bitte um ein Ständchen für Keyboarder Steve Maggiora ein, denn der hatte an diesem Tag Geburtstag, der das Publikum natürlich lauthals nachkam.

Dann ging es mit altbekannten Stücken wie „Good Lovin‘“ (klasse Maggioras ‚unterkühlte‘ Keyboard-Klänge), „The Devil Is Your Only Friend“ und „Blame It On The Whiskey“ direkt in die Vollen, wobei der Faible der Jungs für die Allman Brothers klar zum Ausdruck kam, was nicht nur bei Kristopher Butchers, an Duane Allmans angelehntes Slidespiel, zu erkennen war. Butcher hatte im Vergleich zum Vorjahr gewichtsmäßig ordentlich abgenommen und wirkte jetzt fast wie ein Strich in der Landschaft.

Die Burschen aus Orange County hatten aber auch ein neues 8-Stücke-Kurzwerk mit dabei (Besprechung folgt demnächst), aus dem dann allesamt starke Songs wie „Old Friend“, „Let It Go“, „I Know It’s Wrong“ oder „High Time“ erstmals präsentiert wurden. Also auch in kreativer Hinsicht, lassen die Burschen nicht locker. Highlight vor der Pause, die mit dem ebenfalls neuen „I Got My Eyes On You“ eingeläutet wurde, war sicherlich die sensationelle Version von „Cold Night“ von der „Good Life Pie“-Scheibe, bei der Kristopher Butcher sich mit gleich drei Solo-Passagen (am Ende mit kleinem „Jessica“-Intermezzo) in einen regelrechten Rausch spielte.

Nach dem Break wurde erstmal kräftig in Allman-Tradition gejammt. „Tightrope“ ist da der passende Song aus ihrem eigenen Fundus, an diesem Abend fast 20 Minuten lang. Hier hatte dann auch die Rhythmusfraktion, bestehend aud Dave Pelusi und dem spindeldürren, aber wie ein Kraftprotz trommelnder Andrew Espantman (überragend wieder sein agil wirbelndes Drumming) Gelegenheit zu ausgiebigem Solieren. Espantman wurde dann auch zurecht mit heftigen Klatschrhythmen der Anwesenden gefeiert.

Das schöne „Mary Anne“, der launige Schunkler „Old Friend“ (da schwang selbst Burrison das Tanzbein auf der Bühne) und das stoneske „Rollin‘“ (Maggiora mit klimperndem HT-Piano, Publikums-Einbindung beim Refrain) standen für Teil 2 dieses wahrlich grandiosen Gigs. Der lauthals ‚erzwungenen‘ Zugabe wurde mit einer regelrecht krachenden Version von „Gypsy Love“ (Butcher mit quirilgem Wah-Wah-Spiel) nachgekommen. Fettes Psychedelic-Rock-Feeling der 70er Jahre in der Rampe.

Ich glaube, sowohl alle Leute, die eigentlich durchgehend begeistert mitgegangen waren, als auch die anwesenden SoS-Kollegen Mangold und Segets, waren sich einig, mit Robert Jon & The Wreck das bisherige, und kaum zu toppende Konzert-Highlight des Jahres in der Kulturrampe gesehen und gehört zu haben.

Ach ja, da war doch noch die Frage nach dem Steigerungspotential. Uns gefiel, dass die Burschen, anders als bei den vorherigen Auftritten, wo sie sich doch mehr introvertiert gaben und um rein spielerische Klasse bemüht waren, diesmal den Austausch mit dem Publikum suchten. Gut, Jon redet immer noch nicht wie ein Wasserfall vor den Liedern, aber ihm und seinen Kumpels war der Spaß sichtlich anzumerken (es wurde viel gelächelt und auch zum Mitsingen und Klatschen animiert) was sich natürlich auf die tolle Atmosphäre bestens auswirkte. Somit war es ein nahezu perfekter Abend, der Robert Jon & The Wreck zum ganz heißen Kandidaten in unserem Magazin für den Titel ‚Konzert des Jahres‘ avancierte.

Kurz-Fazit: Großartiger, dynamischer Southern Rock in proppenvoller Rampe, die am Ende einem Hexenkessel glich. Ganz starker Live-Tobak!

Line-up:
Robert Jon Burrison (lead vocals, electric guitar)
Kristopher Butcher (electric guitar, vocals)
Dave Pelusi (bass, vocals)
Andrew Espantman (drums)
Steve Maggiora (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Robert Jon & The Wreck
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J.P. Harris & The Tough Choices – Support: Miss Tess – 17.08.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Hatte sich Kulturrampen-Macher Markus ‚Pille‘ Peerlings vor gut einem Jahr noch zurecht über das überschaubare Publikum anlässlich des Konzerts von JP Harris & The Tough Choices dezent echauffiert, durfte er sich diesmal über eine sehr gut gefüllte Rampe freuen. Die starke Leistung der Nashville-Band um ihren Leader aus Montgomery, Alabama, hatte vermutlich etliche damalige Besucher erneut angelockt und auch die anderen tollen Konzerte in diesem Sektor der letzten Zeit, in Verbindung mit Mundpropaganda (und unserer tollen Berichterstattung, ähm…), dürften noch ihr Übriges dazu getan haben.

Als Support hatte Harris die junge, von New York nach Nashville übergesiedelte Country-Chanteuse Miss Tess im Schlepptau, die samt ihres Mitspielers Thomas Bryan Eaton zunächst ihre eigene Musik präsentierte und anschließend dann, zusammen mit ihm, auch zum Line-up von Harris dazu stieß.

Beide, ausgerüstet mit den Telecaster E-Gitarren, die später von JP Harris und Mark Sloan geschultert wurden (Eaton mit vielen starken Soli), legten den Fokus auf eine gelungene Mischung von Tracks aus Tess‘ aktuellem Album „Baby We All Know“ (u. a. „Ride That Train“, „Little Lola“ mit schönem CCR-Flair, das flotte „Take You, Break You, Shake You“), einem Willie Dixon Cover („I Just Wanna Make Love To You“), einem Stück aus Eatons eigenem Fundus, das er auch selbst sang (Tess Harmonies), sowie einem brandaktuellen neuen Song namens „The Moon Is An Ashtray“.

Schön, dass gegen Ende noch Jon Whitlock an den Drums mit dazukam (Tess jetzt am Bass), so dass man auch ein wenig ihre Musik im ‚Vollversion‘-Ambiente vermittelt bekam. Ein gelungener sympathischer Auftakt!

Line-up:
Miss Tess (lead vocals, electric guitar, bass, vocals)
Thomas Bryan Eaton (electric guitar, pedal steel, vocals)
Jon Whitlock (guest drums)

Nach kurzer Pause, ein Umbau war im Prinzip gar nicht nötig, schritt JP Harris zur Sache, wie oben angeführt, im Vergleich zum Vorjahr mit Miss Tess am Bass und Tom Bryan Eaton an der Pedal Steel, in leicht modifizierter Besetzung.
Da er noch kein neues Album am Start hatte, ähnelte das Programm im Groben und Ganzen mit kleinen Ausnahmen, der letztjährigen Darbietung. Tracks wie u. a. „California Turnarounds“ (Opener), „Badly Bent“, „Two For The Road“,  „South Oklahoma“, „I’ll Keep Calling“ oder „Home Is Where The Hurt Is“ traten aus dem Unterbewusstsein wieder hervor.

JP Harris verkörperte den erzählenden, oft witzelnden Fronter, Mark Sloan und Eaton ließen ihr filigranes Können an der Leadgitarre und Pedal Steel mit unzähligen quirligen Bariton-, bzw. weinenden, wimmernden und leiernden Soli reichhaltig aufblitzen. Besonders zu erwähnen vielleicht das starke Duett von JP mit Tess Reitz bei „Better Move It On Home“.

Harris outete seine Empathien für diverse, hier z. T. nicht so bekannte Countrymusiker wie Red Simpson („Happy Go Lucky Truck Driver“), Micky Newberry („Why Have You Been Gone So Long“), Jerry Reed (das bei uns durch die Version der Outlaws bestens geläufige „Free Born Man“ in einer fulminanten Darbietung), Terry Allen („Amarillo Highway“), aber auch für Altstars wie Waylon Jennings („Lonesome On’ry And Mean“) und Dave Dudley mit einigen Covernummern. Mit der einzigen Zugabe „Six Days On The Road“ von letzgenanntem Dave Dudley verabschiedeten sich Harris & Co nach intensiven, abwechslungsreichen und kurweiligen 20 Stücken von der begeisterten Audienz.

Somit hatten JP Harris & The Tough Choices am Ende einem die Wahl nicht schwer gemacht. Der Besuch hatte sich erneut absolut gelohnt. Eine tolle Werbung für mit viel Herz, Drive und Humor gespielten Live-Country, die in der Kulturrampe bestens angenommen wurde.

Line-up:
JP Harris (lead vocals, electric guitar)
Mark Sloan (electric guitar, vocals)
Miss Tess (bass, vocals)
Jon Whitlock (drums)
Thomas Bryan Eaton (pedal steel)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kulturrampe Krefeld

Nick Moss Band – 13.07.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Mit Nick Moss hatte sich ein echtes Schwergewicht der heute noch praktizierenden Vertreter des Chicago Blues in der Krefelder Kulturrampe angesagt.

Rampen-Chef Pille Peerlings sinnierte bei der Einleitung, bzw. Ansage, wie man wohl das Durchschnittsalter des Blues-Publikums in Zukunft senken könnte, und bot vermutlich den meist akademisch behafteten Anhängern und Philosophen des Genres, abendfüllenden Diskussionsstoff bezüglich dieser schier unlösbar erscheinenden Fragestellung. Denn in der Tat dominierte wieder mal die Ü-50 Generation im Saale. Schöner  Spruch eines Zuschauers daraufhin übrigens: „Pille du bist hier der Jüngste im Raum!“

Dem im wahrsten Sinne des Wortes mit wuchtigen Körpermaßen ausgestatteten Protagonisten, diesmal komplett auf einer Telecaster agierend, und seinen Mitstreitern Dennis Gruenling, Taylor Streiff, Nick Fane und Patrick Seals (Moss betitelte den backenbärtigen Drummer bei der Vorstellung der Band als Baby-Duane Allman) wohnten um die 100 Besucher an diesem Donnerstag Abend bei (also fast voll) und boten diesem äußerst stimmungsvollen Gig einen würdigen Rahmen.

Ja, ich muss tatsächlich schon überlegen, wann ich überhaupt mal, solch eine rasende Meute in der kleinen Kult-Location erlebt habe (auch wieder dabei, eine schon früher bei diversen Gigs zur Kenntnis genommene, ekstatisch vor der Bühne tanzende blonde Dame, die erneut voll in der Mossschen Musik aufging).

Das Instrumental zu Konzertbeginn um 20:45 Uhr diente zunächst mal der Abmischung des richtigen Sounds. Moss war mit der Einstellung seiner Gitarrentöne überhaupt nicht zufrieden und gestikulierte in Richtung Mischpult. Nach kurzen Instruktionen nach Ende des Openers war dann alles takko und die Band spielte sich mit „Someday“ quasi in den Gig ‚hinein‘.

Der Song hatte eigentlich auch schon wegweisende Wirkung auf die folgenden Tracks, meist durch Ricks Gesang, klimpernde Piano-, Harp- und quirlige intensive E-Gitarrensoli auf einem retrobehafteten swingendem Blues-Rhythmus-Teppich, in Szene gesetzt.

Vieles erinnerte mich, was meinen kleinen Horizont dieser recht Harp-lastigen Musikspielart angeht (ich hoffe, die Experten verzeihen mir hier ggfs. eine eventuelle zu einfache oder gar falsche Analyse), an Acts wie Muddy Waters, Paul Butterfield, Nick Gravenites oder ganz dezent auch an die J. Geils Band.

Mit dem herrlich schrill aussehenden Dennis Gruenling (Sonnenbrille, Schlangenleder-Sakko, schwarz lackierte Fingernägel, samt einer Unzahl von Ringen an den Greifern) wurde dieses Instrument natürlich per se dann zum echten Gesamtfarbtupfer. Der durfte dann auch bei zwei Stücken mal seine Gesangskünste als Fronter zum Besten geben.

Songs wie „Get Your Hand Out Of My Pockets“, das leicht Bakersfield-umwehte „Rockin‘ The Blues“, der überragende Schwofer „Woman You Must Be Crazy“ (mit ein wenig „Statesboro Blues“-Flair) und „Pretty Girls Everywhere“ (erste Zugabe) blieben bei mir im Gehör hängen. Zum krönenden Abschluss erzeugten dann Nick (am Schlagzeug sitzend, seichten Beckenrhythmus mit dem Fuß vorgebend, singend und E-Gitarre spielend) und Dennis an der Harp, im Duo bei der  zweiten (vehement) eingeforderten Zugabe, noch ein wenig Delta-Blues-Atmosphäre.

Somit lautet das knappe Fazit des launigen und umjubelten Abends in Abwandlung eines bekannten Sprichworts: Mit Nick Moss echt was los in der Krefelder Kulturrampe! Wer übrigens das Quintett in unseren Sphären nochmal sehen möchte, sollte dazu am morgigen Samstag (15.07.) die Gelegenheit im Kölner Yard Club nutzen.

Line-up:
Nick Moss (lead vocals, electric guitar)
Dennis Gruenling (harp, lead vocals)
Taylor Streiff (keys)
Nick Fane (bass)
Patrick Seals (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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