Dead Bronco – 02.05.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Matt Horan, dem Frontmann von Dead Bronco, scheint es in Krefeld zu gefallen. Gerade zehn Monate waren seit seinem ersten Gastspiel im Großmarkt verstrichen, da stand er erneut auf der Bühne der Kulturrampe, allerdings mit komplett ausgetauschter Band. Einen Tag nach dem Tanz in den Mai war das Publikum wieder in Feierlaune und in etwa so zahlreich wie beim vorjährigen Auftritt – für einen Mittwochabend also ein ordentlicher Zuspruch.

Viertel vor Neun legte die neu formierte Band nach einer kurzen Begrüßung durch „Pille“ Peerlings mit dem Instrumentalstück „Death Of An Appalachian“ los. Atmosphärische Klänge des Keyboards von Rita Sainz untermalten Joel Bruñas anfangs dominierende Banjo. Nach dem Intro gab „Scumbag“ die Marschrichtung für den Abend vor.

Diese ging in Richtung Punk und rief bei Gernot Erinnerungen an die Ramones wach. Die Country-Einflüsse, die bei dem vorangegangenen Konzert noch deutlich hörbar waren, schienen nur noch gelegentlich durch, beispielsweise bei dem Twang von „Devil’s Road“ oder bei „Stupid Man“ und „Dead Bronco“.

Als Liebeslied kündigte Matt Horan „I Hate You“ an, wobei er einräumte, das mit der Liebe nicht so richtig erklären zu können. Insgesamt zeigte sich der Bandleader wieder sehr kommunikativ und leitete mehrere Songs mit Anekdoten oder kurzen Erklärungen ein. So erzählte der 36jährige über seine eher unappetitlichen Essgewohnheiten in der Jugend, die ihn zu „Life Of Leech“ inspirierten oder die geographisch unglückliche Lage seines Hauses, die er bei „Stuck In The Mud“ verarbeitete.

Nicht ganz ernstgemeinte Zwiegespräche mit Joel Bruña und die schon fast absurden Informationen, so zum Beispiel über die in Belgien gekauften Socken des Gitarristen Adan Roiz, waren unterhaltsam und machten Spaß.

Auch sonst passierte auf der Bühne sehr viel. Horan schwang seine Hüften, sprang herum und versuchte sich an artistischen Einlagen. In Sachen Körperbeherrschung war allerdings Adrian Lopez unübertroffen. Zweimal stieg er auf seinen Upright-Bass und spielte ihn frei balancierend und quasi schwebend weiter. Das hatte ich bislang noch nicht gesehen. Vielleicht nicht ganz so beeindruckend, aber auf alle Fälle überraschend, war das Kommando „Sexy Time“, mit dem die Bandmitglieder zugleich ihren Oberkörper frei machten.

Da gab es einige Tätowierungen und Brustwarzen-Piercings zu bestaunen. Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Das Publikum feierte die Aktion aber auf alle Fälle. Rita Sainz, die die Band nur gelegentlich mit dem Keyboard unterstützte, war zu dem Zeitpunkt nicht auf der Bühne und wollte sich später auch nicht an dem Einfall beteiligen.

Vollen Körpereinsatz zeigte hingegen Guille Peña am Schlagzeug, der nicht nur bei „Floating Down River“ sein gesamtes Gewicht in die Bearbeitung der Felle legte und richtig wütete. Der volle Klang des Schlagzeugs sowie der sehr gut ausgesteuerte Sound war das Verdienst von Malte an den Reglern. Horan würdigte den Rampentechniker überschwänglich – einer der ernst gemeinten und angemessenen Beiträge des Sängers.

Musikalisch stand das neue Album „Driven By Frustration“ im Vordergrund. Dead Bronco spielte alle Titel der Scheibe. Die Highlights waren dabei für mich „Miss Carriage“ und „Lord Call Me Home“. Mit „Penitent Man“, „Freight Train“ und „Keg Stand“ wurden zudem rockige Stücke früherer Veröffentlichungen ausgewählt. Auch „Vampiria“ wurde kurz und knackig durchgezogen. Das Konzert hatte daher richtig Fahrt.

Für zartere Einlagen sorgte Adan Roiz, wenn er seine elektrische Gitarre gegen eine Mandoline austauschte und so etwa bei „Driven By Frustration“ einen Gegenpol zu dem exzessiven Banjo-Spiel von Joel Bruña bildete. Oftmals gelang es der Band, die brachialen Kraft des Punks zu transportieren, ohne die Melodien der Songs aus den Augen zu verlieren.

Den theatralischen Abschluss des Hauptsets bildete „Funeral Inhibited“. Dead Bronco zelebrierte eine symbolische Beerdigung bis alle Bandmitglieder auf der Bühne lagen oder von ihr verschwunden waren. Bei der Zugabe begeisterte das mir bis dato unbekannte „Lucifer’s The Light“ mit seinem Country-Einschlag. Schließlich präsentierte Dead Bronco mit „The Sheperd“ noch die Weltpremiere eines Songs für die Umweltorganisation Sea Shepherd, zu dem es jetzt einen brandaktuellen Videoclip gibt.

Dead Bronco haben es musikalisch und mit ihrer Bühnenshow krachen lassen. Der gut aufgelegte Matt Horan sorgte für einen kurzweiligen, mit Humor gewürzten Abend.

Line-up:
Matt Horan (lead vocals, acoustic guitar)
Joel Bruña (banjo, vocals)
Adan Roiz (electric guitar, mandolin, vocals)
Rita Sainz (keyboard)
Adrian Lopez (upright bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Dead Bronco
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Kulturrampe Krefeld

Elizabeth Lee’s Cozmic Mojo – 19.04.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Ein warmer, hochsommerlicher Donnerstag Abend in Krefeld und Bob Dylan spielt im Königspalast. Dennoch findet sich, trotz dieser legendären Konkurrenz, in der Kulturrampe ein Publikum, welches diese zu etwa einem Drittel füllt. Der Auftritt der Texanerin Elizabeth Lee, die durch ihren aus Braunschweig kommenden Mann, einen Bezug zu Deutschland aufweist, und ihrer, aus der Gegend von Brescia am Gardasee stammenden Cozmic Mojo-Begleitband, hätte selbst bei diesen drückenden Temperaturen, eine deutlich größere Resonanz verdient.  Dies wird vermutlich erst der Fall sein, wenn sich nach diesem starken Debüt, die Qualität der Band beim Konzert-verwöhnten Publikum herumgesprochen hat.

Pünktlich gegen 20:30 begann die Band , um ohne die Protagonistin, mit einem rein instrumentalen Intro den Gig einzuläuten. Elizabeth, die dem Treiben aus dem hinteren Bereich der Rampe folgte, betrat zunächst unter bedächtigen Applaus die Bühne, welche in Anlehnung zum aktuellen Album “Songs From The Basement“ mit einer Sechziger-Jahre-Stehlampe und einem Mikrofonständer, umschlungen mit einer Lichterkette und Blumen, dekoriert war.

Spätestens beim vierten Song, „She’s So Lonely“, von diesem o. a. Werk war die letzte Distanz des Publikums verschwunden und die Besucher gingen entsprechend mit. Man war fasziniert von diesem Soul-umwehten, Americana- und Southern-getränkten Bluesrock, mit zum Teil psychedelischen Einflüssen, insbesondere bei den Intros der Songs, welche auch in ein Led Zeppelin– oder Pink Floyd-Programm gepasst hätten.

Die Low Tempo-Version von „Rich Woman“, einem Song aus den 50er Jahren, der schon von Canned Heat und später auch von Robert Plant mit Alison Krauss gecovert wurde, zeigte die ganze Bandbreite der Stimme Elizabeth Lees. Sie kann es sowohl ruhig und bedächtig, aber je nach Bedarf auch als Bluesröhre a la Janis Joplin oder als rockendes „Southern Girl“. Aber auch die Band zeigte ihre Qualitäten und bekam bei zwei Tracks im ersten Set die Möglichkeit, ohne die Frontfrau ihr Können unter Beweis zu stellen.

Lucca Gallini bearbeitete seine Gitarren mal slidend, mal rockend, spielte einige furiose Soli, aber manchmal auch nur gefühlvoll, leichte Hintergrundakzente setzend. Matteo Mantovani am Bass und der Drummer Mattia Bertolassi sorgten für eine souveräne Rhythmusbasis, auch als Spielraum für Gallinis Soli. Bertolassi übernahm einige Gesangspassagen und gab mit seiner Stimme einen angenehmen Kontrast zu Lee.

Mit „Key Don’t Fit“, einem Buddy Guy-Cover, das sie eindrucksvoll darbot, bewies die Dame aus dem Lonestar-State, dass sie auch den Blues der damaligen „Größen“ beherrscht. Zum Ende des ersten Sets wurde es melancholisch und Elizabeth erzählte eine Geschichte von einem verstorbenen Tom, einem einfachen Menschen, welcher in einem alten Fischerhaus mit Traumfängern lebte und vor dessen Anwesen sie am Strand von Malibu gestanden hatte.

Dieser Tom, den sie mal bei einem Konzert getroffen hatte und der sich ohne jede Allüren mit ihr unterhielt, erwies sich als einer der größten Songwriter der neueren Musikgeschichte, Tom Petty. Ihm zu Ehren spielte sie eine wunderschöne Version von „Sawing Grace“.  Die Besucher hörten, ohne störende Nebengeräusche, einfach nur zu, welche heutzutage bei Konzerten ja leider oft Gang und Gebe sind. Das Krefelder Publikum zeigte hier einmal mehr seine Klasse und zollte Respekt für die Band, aber auch für den leider zu früh verstorbenen Petty.

In der Pause, aber auch nach dem Konzert, ergab sich noch die Möglichkeit, mit Elizabeth Lee über Musik, deren Größen aber auch Abgründe (hier sei nur der Neil Young Song „Girl Without A Song“ genannt, wo die Musikindustrie irgendwelche hübschen Mädels, die noch nie einen Song geschrieben haben, einsetzt), und anderes Triviales zu plaudern. Hier offenbarte sich auch ihre Beziehung zu den meist in Berlin lebenden Southern Rockern von Modern Earl, auf deren aktuellem Album „Ameriphonica“ (Review kommt in Kürze) sie bei einem Lied auch Gesangspassagen beisteuerte.

Nach der Pause wurde der zweite Set weitaus rockiger, mit einigen starken Southern-Akzenten. Die Vollgas-Show wurde eigentlich nur von dem Etta Jones-Klassiker „I’d Rather Go Blind“ (Elizabeth brauchte sich mit ihrer Coverversion wahrlich nicht hinter den vielen Größen, die den Song bereits coverten, verstecken) und einem Duo mit Matteo Mantovani, der den Bass gegen eine der E-Gitarren ausgetauscht hatte, unterbrochen.

Bei den im zweiten Set flott rockenden Songs, waren insbesondere das psychedelische „Everything’s Alright“ und das southern-umwobene „Queen Of The Water“, das einen würdigen Abschluß für das Konzert setzte und die Zugaben einläutete, besonders  hervorzuheben.

Elizabeth Lee & Cozmic Mojo dürften mit dem etwa zweistündigen Auftritt ihren Fankreis erweitert haben und werden vermutlich, sollten sie noch einmal in der Rampe auftreten, diese mit Sicherheit viel besser füllen. Wer auch auf Musik im Stile einer Beth Hart steht, kann getrost ein Konzert der Band besuchen. Mann/Frau, ich will politisch korrekt sein, wird mit Sicherheit nicht enttäuscht werden.

Line-up:
Elizabeth Lee (lead vocals, percussion)
Luca Gallina (guitars, vocals)
Matteo Mantovani (bass, vocals)
Mattia Bertolassi (drums, percussion, vocals)

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

Elizabeth Lee’s Cozmic Mojo
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Kulturrampe Krefeld

Mason Rack Band – 11.04.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Nach einigen Jahren Pause kam der von Pille Peerlings angekündigte Rampenklassiker, die Mason Rack Band aus Australien, wieder nach Krefeld. Wie immer war es für die Besucher nicht vorhersehbar, was sie an diesem Abend erwarten würde, da selbst die Mannen um Mason Rack vor dem Konzert nicht wissen, wie der Ablauf sein wird. Die von Bands oft verwendete Setliste wird bei den Mannen aus Down Under ersetzt durch spontane Geistesblitze Masons, der entweder in einen Song einsetzt oder es mit den beiden anderen kurz abstimmt und los geht’s.

Gegen 20:30 wurde das Licht in der Rampe gedämpft und eine Glocke in der Kneipe der Rampe deutet an, dass das Konzert gleich beginnt. Wie fast immer, stellte Pille die Band vor, welche sich zuvor schon durch das Publikum der bestens gefüllten Rampe gekämpft hatte, zeigte augenzwinkernd auf zwei leere metallene Bierfässer, die er und Ton- und Lichttechniker Malte Menzer gestern noch schnell leer gemacht hatten, da diese hier später noch benötigt würden. Für diese „Tat“ am Vorabend hatte Malte wieder einmal einen tollen transparenten Sound und die entsprechende visuelle Untermalung in die Rampe gezaubert.

Direkt nach der Ansage ging es los, Bassist Jamie Roberts und Drummer Jules Keshan legten einen leicht psychedelischen Klangteppich in die Rampe und Mason Rack griff ein Didgeridoo, um, passend zur Herkunft der Band, ein gelungenes Intro zu setzen.

Nach dem Vorspiel nahm Herr Rack auf einer Transportbox Platz, von der er den Großteil des Konzertes seine Slideguitar sowie seine Ibanez sitzend bearbeitete. Insbesondere im ersten Act wurde eine Atmosphäre gezaubert, welche auch in die Kneipe vom Terrantino-Klassiker „From Dusk Till Dawn“ gepasst hätte. Für mich herausragend im ersten Teil des Konzertes waren die stilistisch schwer einzuordnenden Songs „Purple And Blue“ und „Naughty Girl“.

War es Roots, war es Blues, war es Punk, war es Rock? Alles in einen Sack gepackt, einmal durchgemischt und heraus kam der typische Stil der Mason Rack Band, an dem Liebhaber verschiedenster Musikgenres Spaß haben können. Die tiefe, ungehobelt kratzige Stimme erinnerte zum Teil an Joe Cocker, Roger Chapman, aber auch zum Teil an den Gesangsstil von Billy Idol. Interessant, war der Grundrhythmus von „Naughty Girl“, aus dem die Band jederzeit in den legendären Klassiker „Personal Jesus“ von Depeche Mode hätte überleiten können. Bei „Hard Goodbye“ zeigte die Band, dass sie auch langsame, melancholische Roots-/Bluessongs authentisch präsentieren kann.

Erfreulich war gerade bei diesen Tracks das respektvolle Verhalten der Besucher, die diese Atmosphäre nicht durch störendes Gelaber oder Kronkorkenknallen zerstörten, sondern einfach nur gebannt zuhörten.

Für Abwechselung sorgte auch ein Instrumental-Medley alter Rockklassiker,  in dem die Instrumente getauscht wurden. Mason an den Drums, Jules am Bass und Jamie an der Gitarr,e gaben so unter anderem Teile des Cream-Klassikers „Sunshine Of Your Love“ oder Deep Purples „Black Night“ zum Besten. Danach musste sich Jamie vom Bandleader Mason augenzwinkernd noch die Schelte abholen, das der ‚Hippie‘, mit dem schnellen und harten Spielen, seine schöne Gitarre kaputt mache.

Überhaupt muss man sagen, dass Mason Rack mit Humor und Selbstironie durch das etwa zweistündige Konzert moderierte und jedem Bandmitglied die Möglichkeit gab, in mehreren Soli, sein Können unter Beweis zu stellen, das die beiden anderen auch mit sichtbarer Freude annahmen.

Ein weiterer Höhepunkt des ersten Konzertteils war eine Drummeinlage aller Beteiligten, die mit einer Trommel sowie den beiden anfangs erwähnten Bierfässern gebracht wurde. Dabei umspielten die Musiker wie im Kreislauf die drei Instrumente und warfen sich am Ende, als jeder seinen Platz hinter einem Instrument gefunden hatte, über faste eine halbe Minute lang, die Drumsticks während der Performance zu. Die Zuschauer waren begeistert!

Nach einer etwa 20minütigen Pause ging es in den zweiten Teil des Konzertes, der auch von einigen gekonnt dargebotenen Coversongs geprägt war, die nicht einen Abklatsch, sondern eine andere Form der Darbietung darstellten. „Black Betty“ als punkiger Roots-Song war schon beeindruckend und war eine Initialzündung zum Abtanzen. Aber auch das zum Mitsingen animierende „La Grange“ zeigte, dass dieser alte Klassiker auch in anderer Form, an der Slideguitar mitreißen kann.

In einem anderen Coversong bewies Mason Rack seine Liebe zu Tom Waits, was sich stilistisch auch bei einigen eigenen Songs offenbarte, wie auch Einflüsse von Led Zeppelin.

Nach zwei frenetisch gefeierten Zugaben war dann Schluss, aber nur mit dem Konzert. Alle drei Bandmitglieder nahmen sich noch die Zeit für Gespräche mit den Fans in der Kneipe der Kulturrampe. Es war für alle Beteiligten ein gelungener Mittwochabend, an dem der Funke von beiden Seiten übergesprungen ist.

Line-up:
Mason Rack (lead vocals, guitars)
Jamie ‚Robo‘ Roberts (bass)
Jules Keshan (drums)

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

Mason Rack Band
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Kulturrampe Krefeld

Chris Keys – 10.04.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Was für ein Abend! Zunächst setzte strömender Regen ein und dann zog ein Gewitter auf. Wie sich herausstellte, hatte Rampenchef „Pille“ Peerlings das Wetter für Chris Keys bestellt, damit der Nordire sich in Krefeld heimisch fühlt. Das tat Keys dann auch, sodass nun Verhandlungen laufen, ob er im Sommer mit Band in den Konzertsaal einzieht.

Das Bluebird Cafe, quasi das Wohnzimmer der Kulturrampe, war gut gefüllt. Nachdem die letzten Sitze verteilt und einige Besucher ihren Stehplatz eingenommen hatten, ertönten pünktlich um 20.30 Uhr die ersten Klänge von Keys akustischer Gitarre. Der Ire unterhielt mit einem bunten Mix von seiner CD „Life In Motion“, neuen Songs und einigen Covern.

Er startete mit „Tonight“, einer schönen Ballade seines Longplayers, die von seiner warmen Stimme getragen wird. Im ersten Set spielte er das flotte „Fix It“, „Under The Streetlight“ und das hervorragend mit Mundharmonika begleitete „Broken World“. Im zweiten Set folgten „New Day“, „Shadows“ und „City Lights“, die sich alle auf „Life In Motion“ finden. Besonders atmosphärisch war „I’ll Be Home“, das von einem auf der See verlorenen Mann handelt. Passend dazu war tatsächlich das Donnern des Gewitters in der Rampe zu hören. Dies sorgte für ein Schmunzeln und einen launigen Kommentar des Musikers.

Als erste Zugabe gab Chris Keys „You“ zum Besten, sodass bis auf „Stronger“ alle Tracks seines Debüts dargeboten wurden. Die Stücke sind auf der CD mit Band eingespielt. Bei dem Solo-Auftritt erschienen sie natürlich in neuem Gewand. Keys kommt aber aus der Singer/Songwriter-Ecke, seine Songs sind sorgfältig entworfen und zauberten auch in den reduzierten akustischen Versionen gekonnt unterschiedliche Stimmungen.

Vor allem, wenn er die Mundharmonika auspackte, auf seiner Gitarre klopfte oder Passagen pfiff, sorgte dies für zusätzliche Abwechslung. Ebenfalls gut gefallen hat dem Publikum, dass der junge Musiker die einzelnen Titel oftmals mit kurzen Erläuterungen einführte und sowohl in der Pause als auch nach dem Konzert sehr kommunikativ mit ihm in Kontakt trat.

In den letzten Monaten arbeitete Keys intensiv an der Fertigstellung seines zweiten Albums, das in den Startlöchern steht. Einen Vorgeschmack gab „Open Road“, die erste Single, die im Mai mit Video veröffentlicht werden soll. Neu war auch „Summer Blue“, das einen gelungenen Spannungsbogen aufbaute. Während Keys hier hohe Töne anschlug, wirkte seine Stimme auf dem starken „Rest Your Head Next To Mine“ eher rau.

Für eine ganz „spezielle“ Frau hat der charismatische Musiker „All That’s Good“ geschrieben. Im Publikum waren überproportional viele Frauen vertreten, die bei dem Liebeslied vielleicht ins Schwelgen kamen. Wer weiß das schon? Eher (Cow-)Boys sprach wahrscheinlich „Silhouette Man“ an, bei dem Keys nach eigener Aussage „Western Vibes“ erzeugen wollte. Mich hat das Stück überzeugt und ich bin gespannt, wie es auf dem kommenden Album klingt.

Dass Chris Keys Fan von Johnny Cash ist, überrascht ein wenig, wenn man seinen Silberling hört. An dem Abend coverte er „Folsom Prison Blues“ und „Ring Of Fire“. Mit dem erdigen Kenny Rogers Titel „The Gambler“ bewies er weiterhin seine Affinität zum Country. Eher leichtere Töne schlug Keys bei „Sitting, Waiting, Wishing“ von Jack Johnson an, das in das erste Set eingestreut war. Zum Abschluss des Konzerts drehte Keys nochmal richtig auf und nahm das Publikum bei „I’m A Believer“ von The Monkees und „Little Lion Man“ von Mumford & Sons mit.

Während draußen das Unwetter tobte, bot das Bluebird Cafe wieder ein heimeliges Ambiente für einen gelungenen Live-Musikabend. Chris Keys schien nach der zweiten Zugabe und fast zwei Stunden Spielzeit ebenfalls sehr zufrieden und bedankte sich bei dem Gastgeber und der Technik, für den sehr guten Sound. Dem kann man sich nur anschließen.

Line-Up:
Chris Keys (vocals, guitar, harmonica)

Bilder und Text: Michael Segets

Chris Keys
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Kulturrampe Krefeld

Them Dirty Roses – 29.03.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Immer noch ganz beeindruckt vom immens starken Joe Bonamassa-Gig in der großen Lanxess-Arena zu Köln am Vorabend, galt es jetzt den Hebel wieder in Richtung Clubkonzerte umzulegen, die jungen Spunde Them Dirty Roses aus Nashville, Tennesssee, unter der Fahne von Teenage Head Music, hatten ihren Debütauftritt in unserer geliebten schnuckeligen Kulturrampe in Krefeld.

Für die sympathischen Jungs, aber auch besonders ganz für den engagierten Rampen-Chef Pille Peerlings hatte es mich gefreut, dass er, bei seiner Ansage der Band um 21:00 Uhr, eine ausverkaufte Hütte proklamieren durfte, was bei Erstauftritten solcher Insider-Acts eher ungewöhnlich ist. Ein verdienter Lohn für eine tolle kontinuierliche Arbeit, Pille!

Die Burschen robbten sich dann im Verlauf des, wie gewohnt, zweiteilig strukturierten Sets, durch ein sattes, 24 Stücke umfassendes Programm (inkl. zweier Zugaben). Da ich nur die vom Kollegen Jörg Schneider (der diesmal auch in Sachen Bildern federführend war) reviewte Deluxe-Version-Scheibe mit den beiden EPs „Same“ und „Trouble“ des Quartetts kannte, besaßen nach dem kraftvollen Opener „You Can’t“, natürlich Tracks wie „What Your Daddy Doesn’t Know“, „Whiskey In My Cup“, „A Bad Hand“ (vieles erinnerte mich dabei an Whiskey Myers) und das bereits inflationär gehörte „Whipping Post“ den höchsten Wiedererkennungswert.

Pechvogel des Abends war der quirlig spielende Leadgitarrist Andrew Davis, von dessen Gibson Les Paul sich eine Saite gelöst hatte, die er aber dank früherer Tätigkeit in einem Gitarrenladen, wie er berichtete, blitzschnell wieder ausgebessert hatte. Im zweiten Teil riss ihm auch noch seine um den Hals-dekorierte Holzperlen-Kette und die vielen kleinen Kügelchen kullerten zu Boden und verstreuten sich um seinen Aktionsradius. Hier hätte dann selbst eine frühere Arbeit in einer Boutique für Schmuck-Accessoires wohl kaum auf die Schnelle Abhilfe gebracht. Naja, Rosenkranz-Beten kann er sich auf jeden Fall erst mal knicken…

Der deutlich stärkere zweite Teil (sowohl vom Sound, Licht und auch Gehalt der Lieder) mit den beiden launigen Reißern „Songs About You“ und „Molly“ direkt zum Auftakt und tollen Stücken wie u. a.  „Head On“, dem gelungenen Mountain-Cover „Mississipi Queen“, dem Cadillac Three-umwehten „Grew Up In The Country“, dem mit Skynyrd– und Black-Crowes-Ingredienzien durchzogenen „Trouble“ sowie „Cocaine And Whiskey“, brachten die Rampe zum Kochen.

Auch Led Zeppelins „Rock And Roll“ und das zum Tanzen anregende „Shake It“, wieder aus dem eigenen Fundus, im Zugabenteil, erbrachte dem Quartett tosenden Applaus. Das anwesende Publikum wollte die völlig durchschwitzten Burschen erst gar nicht von der Bühne lassen, aber angesichts des stressigen Tour-Programms, wurde es aber am Ende doch respektvoll hingenommen.

Der dynamische junge Nashville-Vierer hatte wirklich alles gegeben und durfte sich nachher am Merchandising-Stand über regen Smalltalk mit den Zuschauern und intensives Interesse an seinen Tonträgern und T-Shirts freuen. Ein toller Einstand für Them Dirty Roses in der Krefelder Kulturrampe, da steckt schon jetzt viel Potential drin!

Line-up:
James Ford (lead vocals, electric guitar)
Andrew Davis (electric guitar, vocals)
Ben Crain (bass, vocals)
Frank Ford (drums, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Them Dirty Roses
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider Webseite

Patricia Vonne – Top Of The Mountain – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die multikulturellen Wurzeln Patricia Vonnes spiegeln sich abermals auf „Top Of The Mountain”, ihrem achten Album seit 2003, wider. Aufgewachsen in San Antonio und mittlerweile in Austin lebend integriert Vonne ein breites Spektrum an Musikstilen, die in der Grenzregion der Vereinigten Staaten und Mexikos lebendig sind.

Der Longplayer ist dementsprechend abwechslungsreich. Neben den unterschiedlichen Musikrichtungen tragen eine variable Instrumentalisierung und die Unterstützung – vor allem beim Songwriting – von prominenten Musikern zu einem kurzweiligen Ausflug nach Texas bei. Die überwiegende Anzahl der Titel ist dabei im Roots Rock zu verorten.

Patrica Vonne ist ihr bislang reifstes Album gelungen. Einen großen Anteil daran hat Rick Del Castillo, der mit zwei Ausnahmen alle Songs produzierte und Vonne dazu bewegte, in einer tieferen Stimmlage zu singen. Dies vermeidet den schrillen Cowgirl-Pop-Eindruck, der einigen Titeln ihrer bisherigen Veröffentlichungen anhaftete. In den drei spanischen Liedern zeigt Vonne ihre Verbundenheit mit dem lateinamerikanischen Erbe ihrer musikalischen Sozialisation.

Der Walzer „Cancion De La Boda” – mit Akkordeon und Geige begleitet sowie anfangs mit dem Knistern einer alten Schallplatte unterlegt – erweckt den Anschein, als stamme er aus einer früheren Zeit. „Madre De Perla” widmet Vonne ihrer Mutter. Passend zu dem Flamenco-Feeling klappert Vonne mit den Kastagnetten. Ihre bevorzugten Instrumente setzt sie auch auf „Illuminaria“ ein.

Michael Ramos produzierte das Tejano-Stück mit der Folge, dass Vonnes Gesang höher als auf den anderen Titeln ausfällt. Wenn man wenig mit den deutlichen mexikanisch-spanischen Stileinflüssen anfangen kann, bleiben immer noch zehn hörenswerte Tracks.

Allen voran steht das Duett mit Joe King Carrasco „Lil´ Lobo“. Vonne und ihr Partner heulen sich unterstützt von krachenden Gitarren die Seele aus dem Leib. Der Vergleich mit den anderen Wölfen von Los Lobos drängt sich bei dem Tex-Mex „Graceland Trip“ auf. Hier zeigt Vonne, dass sie auch ohne fremde Unterstützung treibende Rocksongs schreiben kann. Dennoch zahlt sich bei „City Is Alive“ die Zusammenarbeit mit der New Yorker Rockgröße Willie Nile aus. Neben der Nummer mit härteren Gitarren-Riffs findet sich mit „Lekker Ding“ ein lockerer Old-School-Rock-n-Roll auf der Scheibe.

Von den schnelleren Stücken fällt einzig der Opener „Citatel“ durch die Dramatik im Gesang etwas ab. Bei dem von Alejandro Escovedo mitgeschriebenen „Tidal Wave“ passt das Pathos hingegen besser.

Mit akustischen Gitarren und Geige widmet sich Vonne auf dem titelgebenden „Top Of The Mountain“ dem Country. Die windumwehte und staubige Landschaft eines Westernfilms kommt bei „Western Blood“ unwillkürlich in den Sinn. Patricia Vonne lässt ihre E-Gitarre auf dem mit Steven Medina Hufsteter von den Cruzados komponierten Instrumentalstück melodiös klirren.

Den regulären Abschluss des Albums bildet die kraft- und gefühlvolle Ballade „God´s Hand“. Vonnes Stimme wird hier nur von einem Klavier begleitet. Als Bonustrack gibt es noch die weitere Ballade „Stop The Madness“, die für eine texanische Organisation gegen häusliche Gewalt verfasst ist. Ihr soziales Engagement und ihr Einsatz für Frauenrechte brachte Vonne schon bei den früheren Titeln „Missing Women“ beziehungsweise „Mujeres Desaparecidas“ zum Ausdruck.

Auf ihrer neuen CD „Top Of The Mountain“ hat Patricia Vonne Pop-Elemente zugunsten eines erdigeren Sounds aufgegeben, was den Freunden von Sounds Of South gefallen wird. Vonne tourt in den nächsten Monaten ausgiebig durch Deutschland und präsentiert ihr neues Werk live. Da man den Berichten von Daniel Glauben schenken kann, lohnt ein Konzertbesuch auf alle Fälle.

MIG (2018)
Stil: Rock / Americana

01. Citadel
02. City Is Alive
03. Illuminaria
04. Top Of The Mountain
05. Lil‘ Lobo
06. Madre De Perla
07. Tidal Wave
08. Graceland Trip
09. Western Blood
10. Cancion De La Boda
11. Lekker Ding
12. God’s Hands
13. Stop The Madness

Patricia Vonne
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M. i. G.-Music
Indigo Musikproduktion + Vertrieb

Greasy Tree, 16.02.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Greasy-Haupt

Meine erste CD-Besprechung für Sounds Of South verfasste ich zu dem Debütalbum von Greasy Tree. Es ist daher Ehrensache auch von ihrem Konzert in meiner heimatlichen Lieblings-Location, der Krefelder Kulturrampe, zu berichten.

Das gut aufgelegte und perfekt eingespielte Trio aus Jonesboro, Arkansas, brachte mit ihrem Blues Rock die volle Rampe mühelos zum Kochen. Die Feierlaune des Publikums war am Freitag nach Karneval ungebrochen. Zudem hat sich Greasy Tree bereits eine treue Fanbasis erspielt. So haben einige auswärtige Besucher in Tour-T-Shirts den Weg zum kalten Niederrhein gefunden.

Mit dem fetzigen „She Wild“ von ihrer CD eröffnete die Band das Konzert. Mutig ist, dass danach direkt zwei unveröffentlichte Eigenkompositionen nachgeschoben wurden. Die beiden rockigen Stücke „Trouble With Trouble“ und das hervorragende „See The Light“ funktionierten aber sehr gut. Bassist Dustin „Red“ Dorton animierte zum Mitklatschen, sprang über die Bühne und ließ seine Mähne fliegen. Der Aktivposten riss das Publikum mit, das spätestens bei „Sweet Sugar“ in Bewegung geriet und das Tanzbein schwang.

Bei „Love That Lady“ übernahm Dorton die Lead Vocals, die ansonsten von Cameron Robert gesungen wurden. Der Song leitete zu einem eher Blues-orientierten Teil des Konzerts mit „Shame (Behind The Botle)“, „Goin‘  Home“ und „Time, Love And Space“ über. Roberts ausgedehnten Gitarrensoli wurden frenetisch von der Menge bejubelt. Die tolle Atmosphäre wurde zudem durch den Rauch auf der Bühne und die flackernde Lichtorgel unterstützt.

Eine besonders gelungene Version von „ Red House“, das von Jimi Hendrix stammt, war das erste Cover des Abends. Zum Abschluss des ersten Sets folgte „Whipping Post“ von den Allman Brothers.

Harte Gitarrenriffs beendeten die Pause. Band und Besucher rockten bei „Bright Lights“ und „Let Love Go“ drauflos, bis es beim Headbanging zum Led-Zeppelin-Medley kein Halten mehr gab. Robert stieg von der Bühne, um ein Bad in der Menge zu nehmen, die diese Aktion fast schon ekstatisch feierte. Die ausgelassene Stimmung hielt sich auch bei „Don’t Worry About Me“ und „Greasy“. Dorton teilte sich hier die Lead Vocals nochmal mit Robert.

Schlagzeuger Creed Slater steuerte harmonischen Background-Gesang zum rockigen „Gravy Train“ bei und sorgte während des gesamten Abends für den nötigen Druck der Songs. Mit „Whiskey“, dem letzten noch fehlenden Titel ihres Albums, endete das zweite Set.

Als Zugabe spielten die jungen Männer „I Put A Spell On You“ von Creedence Clearwater Revival und „Hard To Handle“ von The Black Crowes. Ich war mit der Auswahl und Performance der Cover sehr zufrieden, aber Gernot hätte sich als Pink Floyd-Fan noch „Have A Cigar” gewünscht, das Grasy Tree ebenfalls im Repertoire hat.

Die Eindrücke zu den Live-Qualitäten der Band, die Peter Schepers in Dortmund sammelte, bestätigen sich. Greasy Tree zündete auch in Krefeld ein Blues Rock-Feuerwerk. Die abwechslungsreiche Darbietung und das ausgelassene Publikum sorgten für einen durchweg gelungen Konzertabend.

Die sympathischen Musiker hätten vielleicht noch den ein oder anderen Kommentar zu den Songs einstreuen können, aber das haben die Anwesenden nicht wirklich vermisst. Verschwitzt und zufrieden konnten sie in die frostige Nacht und das bevorstehende Wochenende ziehen.

Line-up:
Cameron Roberts (guitar, vocals)
Dustin ‚Red‘ Dorton (bass, vocals)
Creed Slater (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Greasy Tree
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Charlie Parr – 06.02.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Parr-Haupt

‚Pille‘ Peerlings, der Chef der Krefelder Kulturrampe, hat 2018 die neue Konzertreihe „Caesar’s Pallets“ ins Leben gerufen. Im „Bluebird Cafe“ (BBC) werden dienstags akustisch gehaltene Liveauftritte präsentiert, bei denen vor allem Newcomern eine Bühne geboten wird. Nach dem Gastspiel des gut aufgelegten Dortmunders Edy Edwards lud das BBC zum ersten „Special“ mit dem alten Hasen Charlie Parr aus Minnesota ein.

Der im Qualitätsjahrgang 1967 geborene Singer/Songwriter hatte seine neue CD „Dog“ im Gepäck. Eine Auswahl der stärksten Stücke seines sechzehnten Album streute Parr in die beiden Sets des Abends ein. Neben dem eingängigen Titelsong „Dog“ durfte das grandiose „Hobo“ natürlich nicht fehlen. Ebenfalls begeistert vom Publikum aufgenommen wurden „I Ain’t Dead Yet“ und das swingende „Boiling Down Silas“. Den Geist New Orleans atmete die Liveversion von „LowDown“ – trotz der reduzierten Instrumentierung – ebenso deutlich wie auf dem Longplayer.

Parr beeindruckte mit den Klangvariationen, die er seiner akustischen 12-String-Guitar entlockte. Slide-Passagen, so bei „Remember Me If I Forget“, und feines Picking, wie bei „Last Day“ wechselten sich ab oder wurden bei „True Friends“ gekonnt kombiniert. Nicht nur hinsichtlich der Gitarrenarbeit zog Parr alle Register, auch mit den stilistischen Elementen zwischen Folk, Blues und Country zeigte er die Bandbreite seiner älteren Kompositionen.

Er spielte mit einem augenzwinkernden Kommentar zu Bob Dylan „Cheap Wine“, das Blues-getränkte „Too Much Liquor, Not Enough Gasoline“, seinen bislang größten Erfolg „1922 Blues“ und die stampfende Country-Nummer „Rocky Raccoon“. Seine besondere Vorliebe zu Hunden schien erneut bei „Old Dog Blue“ durch.

Neben den Eigenkompositionen unternahm Parr eine Zeitreise durch die Geschichte des Folks mit seinen unterschiedlichen Variationen. So spielte er „My Grandfathers Clock“ und „Ragged And Dirty“, das von William Brown stammt. Die Auswahl der Songs trifft Parr auf seinen Konzerten spontan. Er lässt sich von Stimmungen treiben oder wird getrieben. Wer kann das bei Künstlern schon sagen? Den krönenden Abschluss bildete eine A-Cappella-Zugabe von „Ain’t No Grave Gonna Hold My Body Down“. An Intensität übertraf Parr die bekannte Version von Johnny Cash bei weitem.

Das Publikum im vollen BBC verabschiedete Parr mit tosendem Applaus. Es erlebte einen introvertierten Musiker, dessen Humor in kurzen Anekdoten aufblitzte. In seinen Songs legt er hingegen seelische Abgründe offen. Manche sprachlichen Wendungen bleiben reduzierte Gedankensplitter, die zur Interpretation einladen. In bester Singer/Songwriter-Tradition erzählt Parr Geschichten, denen man gerne zuhört, da sie Situationen und Gefühle aufgreifen, die wohl jeder mal erlebt hat.

Vergänglichkeit und Tod, Freiheit und Einsamkeit sind in seinen Texten gegenwärtig. Aus seinen Lyrics spricht oftmals ein tiefes Mitgefühl für verlorene Seelen und eine rastlose, letztlich unvollendete, Sinnsuche. Charlie Parr stellt sich der Frage, welche Spuren man hinterlässt. Von dem Abend bleibt die Erinnerung an ein intimes Konzert und an die intensive Darbietung eines bescheiden auftretenden Menschen, der großartige Songs schreibt.

Das BBC ist eine tolle Idee und eine bessere Alternative zu einem Abend vor dem Fernseher, der schnell vergessen wird. Dass bei den Caesar’s-Pallets-Konzerten in der Regel auf einen festgesetzten Eintritt verzichtet wird und stattdessen ein Hut rumgeht, ist fair und lädt zu einem spontanen Besuch ein. Für den nächsten Termine im Februar sind das Duo Kassiopeia und Hello Luke angekündigt.

Line-Up:
Charlie Parr (vocals, guitar)

Bilder und Text: Michael Segets

Charlie Parr
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Kulturrampe Krefeld

Hot’n’Nasty, 19.01.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Hot’n’Nasty bewiesen mit ihrem Auftritt in der sehr gut gefüllten Kulturrampe, dass es auch hervorragende deutsche Blues-Rock-Bands gibt. Die in den 90er Jahren im Pott gegründete Band hat in den folgenden Jahren auch durch den Tod des 2014 zu früh verstorbenen Sängers Patrick Pfau mehrere Umbesetzungen erfahren, sodass von den Gründungsmitgliedern nur noch Gitarrist Malte Triebsch auf der Bühne steht, der sowohl in der Rhythmusarbeit, wie auch in den Soli unverkennbar das musikalische Gesicht der Band ist. Auf der Bühne selbst, steht aber der charismatische Sänger Robert Collins im Vordergrund und brilliert mit facettenreichen Gesangsparts und humorvoller Moderation durch die Show, die somit  das Publikum von Beginn an mitnahm.

Die ostdeutsche Rythmusfraktion um Drummer Dominique Ehlert und Jacob Müller, beides studierte Musiker aus Leipzig, tragen erheblich zu einem kompakten und klar definierten Sound bei. Die Bühnenpräsenz der beiden könnte aber kaum unterschiedlicher sein. Müller, bearbeitete seinen Bass meist scheinbar in sich gekehrt, mit geschlossenen Augen (mir fiel übrigens ein schöner Aufkleber am Bass auf, mit dem Müller auch ein politisches Statement zur Unpartei in Deutschland abgab, die wenig mit Integration und Gleichberechtigung verbindet).  Seine Qualitäten zeigte er auch in einem ausladenden Solo bei der Vorstellung der Band.

Ehlert dagegen suchte immer wieder Blickkontakt mit den Zuschauern, zog dabei die eine oder andere Grimasse zog und bearbeitet die Drums von gefühlvoll ruhig, bis zu brachial, dass man mit seinen Augen den Sticks kaum noch folgen konnten. Beide bewiesen, warum sie in anderen Projekten auch als Studiomusiker gern gesehen Gäste sind. Kompliment an dieser Stelle auch wieder an Malte Menzer, der es wieder schaffte, einen sehr guten Sound und stimmungsvolles Licht in die Rampe zu bringen.

Ziemlich pünktlich gegen 21:00 Uhr betraten die vier Musiker die Bühne und begannen mit „Damned To Ride“ vom 2012 Longplayer „Boost“, gefolgt von „Hard Working Band“ vom 2005 veröffentlichten Album „Electified“.  Vor „She Talks“ verkündete Robert Collins, dass mit „Dirt“ ein neues Album am Start ist, welches auch im Mittelpunkt des weit über zwei Stunden dauernden zweigeteilten Acts stand.

Besonders hervorzuheben aus dem ersten Set sind das ein klein wenig an „Little Wing“ (in der Version an Derek And The Dominos erinnernd, Collins‘ Stimme einem Joe Cocker gleichend) und das stampfende „It’s Only Money“ mit, wie in fast jedem Song, einem ausladenden Solo von Triebsch. Spätestens ab diesem Song hatte Hot’n’Nasty die Rampe im Griff und sorgte für zum Teil fast exstatische Tanzeinlagen im Publikum.

Das Ende des Sets bildete mit „Out Of The bBue (Hell To Pay)“ eine klassische starke Bluesnumer mit virtuosen Gitarrenspiel, bei der die Lautstärke bis zu einem Minimum gedrosselt wurde und die Zuschauer in den Bann zog. Hier gab es aber leider auch den einzigen negativen Aspekt des Abend, in dem Pille Peelings, der Betreiber der Rampe kompromisslos Stärke zeigte. Leider wurde diese Passage von lauten Flaschenöffnen und Unterhaltungen einiger weniger Zuschauer gestört, was in meinen Augen respektlos gegenüber den Künstlern und auch den anderen Zuschauern ist, da diese Stille im Spiel Bestandteil der Performance war. Hoffentlich nehmen die Betroffenen es Pille nicht übel, dass er sie bat zu gehen und sie nach Reflektion des Abends beim nächsten Mal wieder, aber diesmal aber nicht störend dabei sind.

Nach einer etwa 20-minütigen Pause ging es dann weiter und die Zuschauer konnten bei Triebsch und Collins neue T-Shirts bewundern. Triebsch nun mit psychedelischen Hendrix-T-Shirt, nachdem er zuvor das ZOJO-Shirt von Led Zeppelin trug, womit er seine musikalischen Wurzeln zeigte.  Collins mit trug ein Einhorn-Shirt. Triebsch berichtete, dass Collins eine Unmenge komischer Shirts habe, die er uns vielleicht noch präsentieren wird, was für Gelächter im Publikum sorgte. Collins roch unter seinen Achseln und konterte humorvoll,  dass es noch nicht nötig sei. Der noch rockigere und jammende zweite Teil der Show nahm jetzt Fahrt auf.

Einer der Höhepunkte war mit Sicherheit die Vorstellung der Band, in der jeder der Musiker über Minuten in ausladenden Soli sein musikalisches Können beweisen konnte, wobei sich  insbesondere die Rythmusfraktion in den Vordergrund spielte. Müller zeigte, dass der Bass auch als Soloinstrument nutzbar ist und Ehlert bewies, dass Hände schneller sind als Augen. Wie sagt man auf Neudeutsch so schön: „Großes Kino“! Collins überras chte bei „Can’t Get Your Love“, dass er auch Stimmlagen einer Donna Summer beherrscht und setzte kurz zu „Feel Yor Love?“ an.

Mit „Going Down“, einem starken Cover von Don Nix ging Part 2 zu Ende, was natürlich enthusiastische Zugabeforderungen zur Folge hatte. Die Vier brachten noch ein Medley alter Klassiker aus Blues, Rock und Hardrock, wobei sie „La Grange“ (Collins mit starkem Harp-Intro), „Whole Lotta Rosie“ und „Radar Love“ gekonnt, aber mit eigenen Nuancen miteinander verknüpften, um wieder bei „La Grange“ endend, das über zwei Stunden dauernde Konzert abzuschließen.

Fazit: Ein starker Auftritt von Hot’n’Nasty in der Kulturrampe, der bewiesen hat, dass die Zukunft des Quartetts mit Sicherheit noch einiges erwarten lässt. Die Band schaffte es fast alle Bandbreiten des Blues in die Show zu integrieren und sorgte somit  in einem langen Auftritt für einen kurzweiligen Abend, der nur zufriedene Besucher zurückließ, wenn man die Stimmung während und nach dem Konzert als Bewertungsfaktor sieht.

Vielen Dank auch noch einmal an Pille und sein Team, für die, wie immer, unproblematische Akkreditierung und den herzlichen Empfang.

Line-up:
Robert Collins (lead vocals, harp)
Malte Triebs (guitars)
Jacob Müller (bass)
Dominique Ehlert (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Hot’N’Nasty
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Kulturrampe Krefeld

Rhino Bucket, 05.01.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Kaum sind die ersten Tage von 2018 ins Land gezogen, startet auch die Konzertsaison am ersten Wochenende des Jahres direkt mit einem Paukenschlag. Die sich mittlerweile unter der Teenage Head Music-Familie befindlichen kalifornischen Kult Hard Rocker Rhino Bucket, bestritten den Deutschland-Auftakt ihrer Europa-Tournee, in Krefelds Konzert-Puppenstübchen, der Kulturrampe.

Klar, dass auch wir uns das Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Gastgeber Markus ‚Pille‘ Peerlings und sein Team hatten angesichts des Ansturms auf die Karten, die Fläche von sämtlichem sonstigen Mobilar (Stehtische) freigeräumt, die Rampe war picke-packe voll. Neu waren zwei aufgehangene Bildschirme, sodass man sowohl in den hinteren Rängen, als auch vorne im Foyer, jeder Zeit ein Blick auf das Geschehen der Bühne werfen konnte.

Das Quartett um die beiden Gründungsmitglieder Georg Dolivo und Reeve Downes, sowie den später, aber auch schon vor längerer Zeit, dazu gestoßenen Brian ‚Damage‘ Forsythe (Kix) und Dave DuCey (Warrior) stiegen pünktlich um 21:00 Uhr mit dem standesgemäßen Opener „One Night Stand“ in den Gig ein.

In den nächsten gut 90 Minuten war dann kompromisslos Vollgas der klassischen Hard Rock-Schule angesagt. Allein schon der Bon Scott-ähnlichen Stimmlage des Fronters Georg Dolivo wegen und dem rhythmisch-riffigen E-Gitarrensound fast aller Tracks, war die Nähe zum australischen Aushängeschild der Sparte natürlich unverkennbar.

Rhino Bucket repräsentierte die amerikanische Variante vor allem durch das E-Gitarrenspiel von Brian Forsythe, der mit einer doch eher im Country Rock verwurzelten Fender Telecaster, sein quirliges Spiel mit vielen integrierten filigranen Soli, zum Besten gab. Dieser war zudem noch mit einem Sweatshirt der berühmten Fame-Studios in Muscle Shoals, Alabama, bekleidet, eine der Wiegen, des von uns normaler Weise bevorzugten Southern Rocks.

Der Vierer spielte im Großen und Ganzen das gleiche Programm wie Abends zuvor im belgischen Verviers mit Stücken wie dem dezent ZZ Top-umwehten „Beat To Death Like a Dog“, „Who’s Got Mine“, „She Rides“, „She’s A Screamer“ bis zum launigen Schlussspurt mit u. a.  „I Was Told“.

Im Prinzip ein schöner Querschnitt durch ihre sieben bisherigen Studio-Alben. Eine dezente Tempo-/Lautstärken-Drosselung gab es – wenn überhaupt –  nur bei „Word“. Dolivo scherzte bei der Ansage, dass es jetzt vielleicht ‚die‘ Gelegenheit wäre, ein wichtiges Telefongespräch zu führen. Das aktuelle Album „The Last Real Rock N’Roll“ wurde durch Songs wie „Hello Citizens“, „Forgivness“ und „So Long“ gestreift.

Nach dem Gig gab es noch das mittlerweile obligatorische Bild der Band mit unserem Logo in den Katakomben der Rampe für unsere VIP-Galerie und das übliche Treiben am dicht belagerten Merchandise-Stand, an dem die vier Kultrocker gut gelaunt und lebensnah für Small-Talk, Unterschriften und Bilder, ihren Fans zur Verfügung standen.

Insgesamt ein toller, stimmungsvoller Konzertauftakt des Jahres 2018 mit Rhino Bucket in Krefelds kultiger proppevoller Kulturrampe. Direkt die richtige Band, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort – das müsste doch ein wahrlich gutes Omen für die laufende Saison sein!

Line-up:
Georg Dolivo (lead vocals, electric guitar)
Brian Forsythe (electric guitar, vocals)
Reeve Downes (bass, vocals)
Dave DuCey (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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