The Broadcast – 31.08.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Nach nicht ganz zwei Jahren kehrten The Broadcast aus der Teenage Head Music-Familie wieder in unsere geliebte Kulturrampe zurück. Obwohl die Band um ihre Masterminds Caitlin Krisko und Aaron Austin keinen ‚frischen‘ Tonträger mit am Start hatte, gab es jedoch einiges an interessanten Neuigkeiten im Rahmen dieses Gigs zu vermerken.

Zunächst durfte sich Rampen-Chef über ein so gut wie volles Haus freuen, was sich aber nach ordentlichem Vorverkauf und der starken Leistung beim letzten Mal, vermutlich auch schon abgezeichnet hatte.

Um 21:15 betrat das neu formierte Quintett die trapez-förmig verlaufende Bühne der Rampe zu ihrem letzten Deutschland-Auftritt der noch laufenden Europa-Tournee. Im Vergleich zum Konzert davor gab es mit William Seymour (bass, vocals), Michael W. Davis (drums) und Mike Runyon (keys) gleich drei Umbesetzungen zu vermelden, wobei besonders Letztgenannter mit seinen diversen Keyboard-Ingredienzien einen starken Anteil am viel progressiveren und jammigeren, aber auch in Teilen immer wieder dezent southern-rockig ausgerichteten Stil der Band beitrug.

Klar natürlich, dass das mich ein wenig an eine junge Wynonna erinnernde, charismatische Energiebündel Caitlin Krisko mit ihrer famosen Röhre und der spielfreudige Gitarrist Aaron Austin, hier immer noch eindeutig den Ton angeben, aber auch der herrlich trocken agierende, sympathische Drummer Michael W. Davis und sein agiler Rhythmus-Kollege William Seymour sorgten für viel frischen, angenehmen Wind im Bandgefüge.

Das in zwei Sets angelegte Konzert verflog im ersten Part mit Tracks wie „Eyes Of A Woman“, ihrem Paradelied „Battle Cry“, dem Instrumental „Tires“ und einer saustarken Allman Brothers-Adaption, „Try It One More Time“, wie im Fluge. Zur Überbrückung einer gerissenen Seite an Aaron Austins Stratocaster wurde mit „Today I Sing The Blues“ die kürzlich verstorbene ‚Queen of Soul‘, Aretha Franklin, gewürdigt.

Im zweiten Teil legte das immens dynamische Quintett nochmals an Intensität und Ausstaffierung ihrer Stücke wie u. a.  „Fighting The Feeling“, „Half Asleep“, „Loving You“, Led Blood“ bis zum finalen „Whipping Post“ zu. Apropos Allmans. Nach zwei Besuchen des Devon Allman Projects mit den damit verbundenen Jam-Schlachten kurz zuvor und starker beruflicher Belastung in Kombination mit recht wenig Schlaf, ging mir persönlich, der präferenzmäßig eigentlich eher auf 3-5 minütige Songs gepolt ist, ein wenig die Puste aus.

Nichtsdestotrotz, die versammelte Audienz, inklusive des wieder fleißig knipsenden SoS-Kollegen Gernot Mangold, äußerte ihre Begeisterung zurecht in frenetischen Zugabebekundungen, die mit dem knackigen, Black Crowes-umwehten Rocker „Don’t Waste It“ und der fulminanten Coverversion von „With A Little Help From My Friends“ erfüllt wurden.

Wie in der Rampe üblich, gab es anschließend im Bluebird Cafe der Location noch die fälligen Smalltalks, Verkäufe und Autogramme am Merchandising-Stand. The Broadcast ziehen jetzt weiter in Richtung Belgien, Spanien (schwerpunktmäßig) und Frankreich. Die Leute in Europa können sich glücklich schätzen, eine Band mit soviel anstehendem Potential, noch auf dieser recht persönlichen Ebene begleiten zu dürfen. Alles Gute liebe Broadcasts für den Rest der Tour und alles, was noch folgen wird…!

Line-up:
Caitlin Krisko (lead vocals, percussion)
Aaron Austin (guitar, vocals)
William Seymour (bass, vocals)
Michael W. Davis (drums)
Mike Runyon (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Josh Hoyer & Soul Colossal – 29.08.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Ein verregneter Mittwochabend lädt nicht gerade dazu ein, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Für den Gig von Josh Hoyer & Soul Colossal haben sich allerdings eine Menge Leute aufgerafft und den Weg in die Kulturrampe gefunden. Belohnt wurden sie mit einem fantastischen Soul-Feuerwerk.

Ich wollte zunächst nicht auf das Konzert, da aber Daniel von den Live-Qualitäten der Band schwärmte, Karl für die Fotos spontan Zeit hatte und sich die kurzfristige Akkreditierung durch „Pille“ Peerlings gewohnt unproblematisch erwies, ließ ich mich dann doch überzeugen und bereue es nicht. Josh Hoyer wurde dem ihm vorauseilenden Ruf, ein klasse Live-Act zu sein, gerecht.

Um viertel vor Neun begrüßte der Rampenchef die Band und den gut gefüllten Saal, in dem sich neben den üblichen Verdächtigen auch weit angereiste Zuhörer eingefunden hatten. Wie Gitarrist Benjamin Kushner nachrechnete, lag der erste Auftritt in der Rampe auf den Tag genau 17 Monate zurück. Nach Gesprächen mit Leuten, die den direkten Vergleich hatten, soll sich Hoyer und seine Band in diesem Jahr sogar noch gesteigert haben.

Entsprechend ihres Namens legten Josh Hoyer & Soul Colossal mit einer gehörigen Portion Soul bei „Liberator“ los. Zwischen den beiden mit Funk-Elementen angereicherten Stücken „Do It Now“ und „Enough For Everybody“ streuten sie die Ballade „Clara Jayne“ ein.

Bei „Make Time For Love” zeigte Hoyer, dass er auch den Blues im Repertoire hat. Die rockige Soulnummer „Let It Out” leitete dann zu „Misfit Children” über, das den ersten Teil des Konzerts beendete.

Josh Hoyer ist hinter seinen Keys in seinem Element. Manchmal hält es ihn nicht auf dem Hocker: Er springt auf und heizt dem Publikum ein. Selten habe ich so viele Konzertbesucher so ausgiebig mittanzen sehen. Da gab es kaum jemanden, der nicht zumindest gewippt hat. Er hat Soul im Blut und reißt die Menschen mit.

Hoyer beherrscht die Tasten ebenso wie seine Mitstreiter ihre Instrumente. Benjamin Kushner an der Gitarre und Blake DeForest an der Trompete erhielten zahlreiche Möglichkeiten, in längeren Instrumentalparts ihr Können zu zeigen. Belohnt wurden sie mit langem Szenenapplaus. Auch Bassist Mike Keeling fügte sich gut in das Gesamtbild der Band ein.

Der Anfang des zweiten Sets war insgesamt mit „Love Song”, „Running From Love”, „Just Call Me” und „Parts Of A Man” etwas langsamer angelegt. Danach lieferte Hoyer eine energiegeladene Cover-Version von „Strictly Reserved For You“, das von Charles Bradley stammt. „Illusion“ stieg mit Trommelwirbeln dramatisch ein und gab den Startschuss zu dem dynamischen Finale des Konzerts.

Ein Highlight war „Dirty World“ einschließlich eines umjubelten, mehrminütigen Solos des Schlagzeugers Larell Ware. Die anderen Bandmitglieder nutzten das Intermezzo ihres Drummers, um etwas Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich so vor dem abschließenden „Better Days“ vom neuen Album „Do It Now“ zu stärken.

Josh Hoyer und seine Band bewegten sich gekonnt zwischen Soul, Funk und Blues. Mit sichtlicher Freude nahmen die Musiker die Begeisterung des Krefelder Publikums für ihren stilistischen Mix auf.

Auch im Anschluss an den über zweistündigen Auftritt zeigten sich die sympathischen Männer aus Nebraska beziehungsweise Pennsylvania gut gelaunt und führten ausgiebige Gespräche mit den Fans. Dabei bat mich Josh Hoyer mit einem Augenzwinkern, in dem Bericht großzügig zu sein. Dafür bestand kein Grund: Die Band hat ein tolles Konzert hingelegt, für das die Besucher bestimmt gerne durch den Regen an- und abgereist sind.

Line-Up:
Josh Hoyer (vocals, keys)
Benjamin Kushner (guitar)
Larell Ware (drums)
Mike Keeling (bass)
Blake DeForest (trumpet, tambourine)

Bilder: Karl Bongartz
Text: Michael Segets

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Hackensaw Boys – Support: Susto – 09.07.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Pünktlich um 20:30 betrat Susto (Justin Osborne), Leader der gleichnamigen Band die Bühne der leider nur knapp zur Hälfte gefüllten Kulturrampe. Das, was Susto in dem knapp 40-minütigen Soloauftritt bot, war alles, nur nicht angsteinflößend, so wie es der Name Susto im medizinischen Sinne als ‚kulturgebundene Angststörung‘ suggeriert.

Im Gegenteil, Susto verbreitete mit seinen launigen Songs, auf denen er sich nur mit der akustischen Gitarre begleitete, eher Frohsinn im Publikum. Die in bester Singer/Songwriter-Manier gespielten Songs, eine Auswahl aus seinen zwei bisher erschienenen Alben, führten die Zuhörer eher vom Alltagsstress in eine ausgeglichene und relaxte Stimmung.

Einige Songs erinnerten im Gitarrenspiel an Neil Young in seiner folkigen Frühphase. Mit geschlossenen Augen zugehört, hätte jederzeit auch die prägnante Mundharmonika einsetzen können. Das Publikum zollte ihm zwischen den Songs den verdienten Applaus, wobei sich Susto mehrfach gerührt bei der Audienz bedankte.

Der Funke war schnell in beide Richtungen übergesprungen, was meist das schöne an den kleinen Clubkonzerten ist, sodass der Opening Act als gelungener Einstieg in den Abend gesehen werden kann.

Nach dem Konzert beschrieb Osborne noch einmal seine positiven Eindrücke vom Abend und besprach mit Pille Peerlings, dass ein Auftritt mit kompletter Band erstrebenswert wäre. Reizvoll wäre hier, dass der sympathische Künstler, aus der ganze Bandbreite seiner Songs schöpfen könnte und sich nicht nur auf den Teil beschränken muss, der solokompatibel und eher ruhig ist.

Nach einer kurzen Umbaupause legten dann die fünf Mannen von den Hackensaw Boys, wie schon von Susto vor dem letzten Stück angekündigt, direkt energiegeladen und schwungvoll los. Die aus Charlottesville, Virginia, stammende Band um David Sickman spielte eine Mischung aus Folk, Country, American Roots, mit einem gehörigen Einschlag vom Punk der legendären The Clash.

Bestens gelaunt, brachten das Quintett innerhalb kürzester Zeit, die Rampe zum Kochen. Mit Fiddle, Banjo, Kontrabass, Gitarre und einem, zu großen Teilen aus verschiedensten Dosen hergestellten Schlagzeug, welche der Drummer sich umgeschnallt hatte (er absolvierte das ganze Konzert im Stehen), wurde schnell für eine brodelnde Stimmung gesorgt.

Bei der Bandvorstellung wies Sickman darauf hin, dass sein Drummer gestern Geburtstag gehabt habe und dass dies beim Basser heute der Fall wäre, was im späteren Verlauf das Publikum dazu animierte, ein stimmgewaltiges Ständchen hinzulegen. Dieser zückte sofort sein Handy, um diesen emotionalen Moment festzuhalten.

Die Vocals steuerte bei den meisten Songs Sickman mit seiner leicht kratzigen, aber sehr angenehmen Whiskystimme bei. Dabei moderierte er humorvoll mit viel Selbstironie durch die Show. Auch eine gerissene Seite im Verlauf des Konzertes brachte ihn nicht aus der Ruhe, sondern er nutzte das Aufziehen fast schon als Showelement.

Bei mehreren Tracks konnte auch sein Fiddlespieler beweisen, dass er gesangstechnisch überzeugen kann, wobei er fast die ganze Zeit leicht tänzelnd sein Instrument bearbeitete. Auch der Akteur am Banjo durfte einen tragenden Gesangspart übernehmen. Mit einem Wolfsjaulen bei – nomen est omen – „Wolfs Howling“, leitete er seinen Part ein. Die Rhythmussektion samt Bass und dem Schlagzeuger, wenn man dem selbstgebauten umgehängten Instrument damit gerecht wird, sorgten für die nötige Fülle der Songs.

Nach etwa 90 rasanten Minuten wurde das letzte Lied angekündigt. Dabei verließen die Jungs die Rampe und boten an diesem lauen Sommerabend vor der Location inmitten der Besucher noch zwei Open Air-Songs dar.

Mit dabei, wie schon bei den letzten Stücken, auch wieder Susto. In bester Stimmung verabschiedeten sich dann die Musiker nach etwa 100 Minuten Gute-Laune-Musik zum Teil mit Handschlag von den Fans, um noch bis weit nach Mitternacht in der Kneipe der Rampe den Besuchern für den einen oder anderen Smalltalk zur Verfügung zu stehen.

Ein absolut gelungener Abend zu Beginn der Woche, der auch eine volle Rampe verdient gehabt hätte. Wer Spaß an handgemachter American Roots-Musik mit einer Prise Punk hat, dem sei ein Besuch der Hackensaw Boys zu empfehlen.

Text und Bilder: Gernot Mangold

Hackensaw Boys
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Captain Ivory- 22.06.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Am Tag der Mittsommerwende machten Captain Ivory Stop in der Kulturrampe in Krefeld. Im Gepäck hatten sie ihre neue, bisher nur auf der Tour erhältliche Platte „Hang Fire“, ihr mittlerweile drittes Werk. Um kurz nach Neun sagte Pille Peerlings, wie gewohnt, in der nun doch recht gut gefüllten Rampe, das Quartett aus Nashville an, das dann direkt mit dem Titelsong loslegte.

Die Vier starteten leicht psychedelisch, soulig, dazu mit Blueselementen, wobei das kraftvolle Gitarrenspiel von Jayson Traver und Robbie Bolog zunächst im Vordergrund stand und Bolog mit seinen energiegeladenen Soli begeistern konnte. Traver, der Fronter, war, neben dem Gesang, überwiegend für den Rhythmus zuständig, konnte jedoch aber auch sporadisch in den Soloparts, sein spielerisches Können unter Beweis stellen. Gesangstechnisch zeigte Jayson während des Konzertes alle Facetten: Von ruhig, fast melancholisch, bis hin zu kraftvollem, dem Blues verwandten, kehligen Gesang.

In manchen Passagen war auch eine gewisse Nähe zu den befreundeten Delta Saints zu erkennen, wobei Captain Ivory eine Spur härter rockend daherkommt. Neben den beiden genannten Protagonisten, seien aber auch Brett Smith am Bass und Russ Sternglass, der den eigentlichen Drummer Seth Maschari auf der Europatour ersetzt, zu erwähnen, die eine starke Rhythmusgrundlage bildeten, um so den beiden Gitarrenfreaks, genügend Freiraum für deren Aktionsradius zu geben. Dabei hatten beide auch eingestreute Soloparts, die vom Publikum mit dem verdienten Applaus, mehr als einmal, Anerkennung bekamen.

Traver moderierte schon ab dem ersten Stück, gut gelaunt durch die Stücke, sodass in Kombination mit der Spielfreude des Quartetts, der Funke auf das Krefelder Publikum, schnell übersprang. Es war bei den 15 gespielten Songs (aus allen Alben) keiner dabei, der ins Negative abfiel.

So rockten sich die vier jungen Musiker voller Energie durch Sachen wie u. a. „Curse Or Cure“, „Here You Are“ und „False Remedy“, um schließlich einen richtigen Kracher zu landen.

Der Billy Cobham-Covertrack „Stratus“, ein jazziger Fusion-Song, bei dem alle Musiker mit zum Teil ausladenden Soli das Publikum begeisterten, endete in einem infernalischen Ende, bei dem sich Traver und Bolog an den Gitarren, scheinbar von einem Solo zum nächsten jagten. Die Rampe bebte sprichwörtlich.

Nach dieser wilden Gitarrenschlacht, gab es mit „Six Minutes To Midnight“ von ihrem Debüt, ein, im Vergleich, eher ruhiges Lied, das aus mehrerlei Hinsicht, eines der Highlights des Abends war. Robbie Bolog hatte seine E-Gitarre gegen eine Slideguitar getauscht und es folgte ein Song mit leichtem Countryeinschlag, der vom Stil her, am ehesten dem klassischen ‚Nashville-Sound‘ verbunden war. Er begab sich währenddessen schließlich mitten in das begeisterte Publikum, um von dort weiter zuspielen.

Danach wurde noch einmal richtig Fahrt aufgenommen und nach etwa 100 Minuten schweißtreibenden Rocks, beendete Captain Ivory nach „Feelin‘ Allright“, (einem Titel, der nach dem Gig eindeutig mit ‚Ja‘ beantwortet werden konnte) und „Skinning The Hand“, den Hauptteil unter dem starken Applaus der Fans. Mit „Paper Town“ kam noch eine Zugabe, die sich das begeisterungsfähige Krefelder Publikum auch redlich verdient hatte.

Wie in der Rampe gewohnt, nahmen sich die Musiker nach dem Konzert wieder genügend Zeit zum Smalltalk mit den Fans, die eine großen Abend feiner Livemusik miterlebt hatten. Auch ein großer Dank an Pille und sein Team, für die freundliche Bewirtung und den wieder einmal tollen Sound in der Rampe.

An dieser Stelle sei auch ein Gespräch mit einem Kollegen erwähnt, der auf dem Guns ’n‘ Roses-Event letzte Woche war, das nach seiner Aussage wirklich gelungen war. Wenn man aber gut ausgesteuerte Musik haben will, ist das, was Malte Menzer in der Rampe zaubert, ‚gefühlt‘ eine Kategorie besser, als der Sound in einer Stahl-Beton-Arena mit geschlossenen Dach.

Auch die Nähe zur Band ist ein erheblicher Faktor, welcher immer wieder ein Highlight der ‚kleinen‘ Clubkonzerte ist. Es ist doch etwas anderes, einem Musiker quasi direkt auf die Hände zu schauen, als dies über Videoleinwände zu tun, wobei man die Akteure auf der Bühne von den meisten Plätzen mit bloßem Auge kaum erkennen kann.

Deshalb, wie immer, der Aufruf, die lokalen Liveclubs zu unterstützen, ohne die es viele der jetzt ‚großen‘ Bands niemals gegeben hätte.

Line-up:
Jayson Traver (lead vocals, electric guitar)
Robbie Bolog (electric guitar)
Brett Smith (bass)
Russ Sternglass (drums)

Bilder und Text: Gernot Mangold

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El Colosso – 15.06.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Premiere für El Colosso in der Kulturrampe. Der Vierer aus Melbourne präsentierte dabei seine erste LP. Ja, man kann wirklich von einer Langspielplatte sprechen, da die Besucher nach dem Konzert die Möglichkeit hatten, eine limitierte Auflage in rotem Vinyl zu erwerben. Trotz der für einen Erstauftritt eher erschwerenden Faktoren wie die Fußball-WM und Biergartenwetter, fanden sich genügend Rockbegeisterte, um die Rampe relativ gut zu füllen.

Relativ pünktlich gegen 20:15 Uhr, nach der obligatorischen Ansage vom Rampenmacher Pille Peerlings, begann ein furioser Ritt von El Colosso, der die Anwesenden durchweg begeisterte, was sich besonders an den Ovationen zwischen den Songs erkennbar war.

Die Jungs aus Down Under, welche vielfach dem Stoner Rock zugeordnet werden, eröffneten mit den Gig mit „Leather Head“, vom bisher einzigen Album „Pathways“. Schon hier traten die Einflüsse der Band zu Tage, von denen an dieser Stelle nur Led Zeppelin, Black Sabbath, Monster Magnet, Thin Lizzy oder Queens of the Stoneage genannt seien.

Im Vordergrund, nicht nur räumlich, standen Sänger Matt Cooper, der teils schreiend aber auch harmonisch singend, oft auf gesangliche Stilelemente des Heavy Metals zurückgriff und Gitarrist Benny James, ein Hüne von Mann, dessen Mikrofonständer so hoch war, dass Pille für seine Ansage eine leere Bierkiste als Hilfsmittel benötigte, um überhaupt ans Mikro zu gelangen.

James konnte in jedem Song mit mindestens einem zum Teil ausladenden Solo sein Können als Hard Rock-Gitarrist beweisen und lieferte dem Publikum auch die visuell dazugehörigen Posen. Craig Fryers am Bass, der sich meist im Hintergrund aufhielt, lieferte sich mit Peter Hayden, einem ‚Tier‘ an den Drums, der sichtbar bestens gelaunt, meist mit einem verschmitzten Lächeln energievoll sein Arbeitsgerät ‚beackerte‘, die rhythmische Basis für die Songs.

Besonders hevorzuheben waren das mit schweren Bässen tragend daherkommende „Limbo“, das stilistisch in die Ära der alten Black Sabbath-Klassiker mit einer Prise Monster Magnet einzuordnen ist, eine ausladende Version von „Moving Mountains, mit psychedelischen Gitarrensoli und die erste Zugabe „Doom Boogie“, ein krachender Heavy-Song.

Neben allen Tracks des aktuellen Albums bekamen die Besucher auch „Strung Out“ und „Cannon Ball“ von der ersten EP geboten. „Cannon Ball“, das letzte Lied des Abends, bildete mit harten Bassläufen, kraftvollen Drums, Hard/Heavy- Gitarensoli und einem sich voll verausgabenden Sänger Matt Cooper, noch einen Höhepunkt, der zeigte, dass El Colosso ein wirklich guter Liveact in der Szene ist.

Angenehm war nach dem Konzert der Umgang mit den Fans, wo sich alle vier Musiker direkt in der Kneipe der Rampe einfanden und Platten signierten, wobei sie sich die Mühe machten, die Namen der Fans herauszubekommen um so eine persönliche Widmung zu hinterlassen. Auch für einen längeren oder kürzeren Smalltalk nahmen sich die Vier aus Down Under genügend Zeit.

Als Fazit kann gesagt werden, dass es sich um einen gelungenen Abend für Fans der härteren Musik gehandelt hat und dass es Teenage Head Music mal wieder gelungen ist, eine starke, hier eher noch unbekannte Band nach Europa zu bringen. Ein Dank auch an Pille und sein Team, für die wie gewohnt gute Arbeit, die für einen tollen Konzertabend wie diesen unabdingbar ist.

Hervorzuheben ist auch, dass kleine Clubs, wie die Rampe, immer wieder das Risiko eingehen, hier noch nicht bekannten Musikern die Chance zu ermöglichen, sich hier zu präsentieren. Ohne solche Locations würde es viele heute berühmte Bands nicht geben. Deshalb an dieser Stelle noch einmal der Appell, insbesondere Clubs dieser Art zu besuchen, die für handgemachte Livemusik stehen!

Line-up:
Matt Cooper (lead vocals)
Benny James (electric guitar, vocals)
Craig Fryers (bass, vocals)
Peter Hayden (drums, vocals)

Text und Bilder: Gernot Mangold

El Colosso
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Bet Williams – 05.06.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Bet Williams tourt zurzeit sowohl mit Band als auch alleine durch Deutschland. Nur mit Gitarre und ihrer mehrere Oktaven umfassenden Stimme besuchte die gebürtige Amerikanerin das Bluebird Cafe, das gerne als das Wohnzimmer der Kulturrampe bezeichnet wird. In dessen gemütlicher Atmosphäre verzauberte Williams den vollen Raum mit einer Mischung von eigenen Songs und Covern.

Ihre erste CD produzierte Bet Williams in Nashville mit Brad Jones (Jill Sobule, Marshall Crenshaw) und Jim Rooney (John Prine, Nanci Griffith). Weitere Stationen machte sie in Philadelphia, New York und Kalifornien. Sie spielte u. a. zusammen mit Lucinda Williams, Arlo Guthrie, Taj Mahal, Joseph Parsons (US Rails) und Joan Osborne.

Derzeit lebt sie in Berlin und hat gemeinsam mit ihrem Mann John Hodian ein eigenes Label. Auf Epiphany Records brachte sie seit 2002 zwei Studio- und zwei Live-Alben heraus, die mit Band eingespielt wurden.

Auf ihren Alben bewegt sie sich zwischen Progressive Folk, Blues und Rock, wobei sie gelegentlich auch einige Pop-Elemente aufnimmt. In Krefeld stand, wie für ein akustisches Solo-Konzerte von Williams zu erwarten, der Folk im Zentrum. Nach eigener Aussage liebt sie es live zu spielen, und das stellte sie an dem Abend unter Beweis. Obwohl sie gerade eine lange Anreise aus Lyon hinter sich hatte, strotzte Williams vor Energie und Enthusiasmus. Mit „Sugar In The Water” startete sie in das erste Set.

Bei der Auswahl ihrer eigenen Songs konzentrierte sich Williams auf Titel ihres letzten Studioalbums „The 11th Hour“ (2014). So folgten das lockere und eingängige „We Geography“ und „Love Comes Knockin’“ mit hohen Gesangspassagen. Im Gegensatz zu den Versionen auf dem Silberling oder auf dem Live-Mitschnitt der Bet Williams Band (2015) wirkte bei dem Solo-Konzert ihre Stimme noch faszinierender.

Nicht die enorme Range ihrer Stimme, sondern die unglaubliche Varianz von sanft bis kratzig oder von klar und kräftig bis rauchig und zerbrechlich begeisterte das Publikum vollständig. Bet Williams entwirft in ihren Liedern Bilder, die sie mit den Klangfarben ihrer Stimme, die so variationsreich wie die Farben eines Regenbogens sind, modelliert.

Für Abwechslung sorgte zudem die Songauswahl, bei der flott gespielte Stücke und Balladen berücksichtigt wurden. Emotionaler Höhepunkt des ersten Durchgangs war „Oriental Drag“ von Mark Germino, das Williams mit unglaublicher Intensität performte. Der Song rührte meine Frau mit seinem Gänsehaut-Feeling beinahe zu Tränen. Vor der Pause heizte Williams mit dem Klassiker „I Can´t Stand The Rain“ und dem zum Wetter passenden „Super Summer“ ein.

Für die Unterbrechung hatte die Musikerin die nette Idee, eine CD-Verlosung zu initiieren und führte lebhafte Gespräche mit den Besuchern. Nachdem ‚Pille‘ Peerlings, der Hirte der Kulturrampe, mit seiner Kuhglocke das Publikum zum zweiten Set in das Bluebird Cafe zurückgetrieben hatte, legte Williams mit „Come Into My Kitchen“ einen Blues hin, mit dem sie alle direkt wieder in ihren Bann zog.

Im folgenden Teil des Konzerts war Williams ihre eigene Band und setzte ihre äußerst unterhaltsame ‚One-Woman-Show‘ fort. Anstatt Schlagzeug-Begleitung klopfte sie auf die Gitarre und imitierte Bläser oder E-Gitarren-Soli mit ihrer Stimme. Gesanglich holte sie sich Unterstützung beim Publikum, das sehr gekonnt und harmonisch die Vorstellung begleitete.

Die tolle Atmosphäre in der Location gab ihr die Sicherheit, neue Stücke auszuprobieren. Nach einer kleinen Anekdote über ihren pubertierenden Sohn stellte sie „Green Grass“ vor. Einen eingängigen Refrain hat das ebenfalls unveröffentlichte „Miracle Tonight”.

Daneben kamen auch bewährte Cover zu Gehör. Bei „Into The Mystic“ von Van Morrison zeigte Bet Williams wie tief sie singen kann. Für „Sitting On Top Of The World“ von Howlin‘ Wolf wechselte sie die Gitarre, um den Titel sanft und ’stripped down‘ rüber zu bringen. Weitere Facetten ihrer Stimme nutzte sie bei dem samtigen „Thunder And Stone“ oder dem experimentelleren „Falling Away“.

Bei den Besuchern kam „Tripping Down The Road“ und das mitreißende „Yeah Love“ zum Abschluss des Hauptsets sehr gut an. Den langen und tosenden Applaus belohnte die Sängerin mit einer Zugabe. „Redemption Song“ von Bob Marley, bei dem das Publikum nochmal gesanglich glänzte, war ein gefühlvoller Ausklang des Konzerts. Die temperament- und humorvolle Musikerin zeigte sich auch nach dem Konzert sehr kommunikativ und nahm sich viel Zeit für den Plausch mit den Gästen.

Akustische Solo-Auftritte stehen in dem Verdacht, schnell monoton werden zu können. „Pille“ bewies mit der bisherigen Auswahl der Musiker seiner Konzertreihe „Caesars Pallets“ das Gegenteil. Charlie Parr teilte mit dem Publikum intensive Einblicke in eine leidende Seele, Chris Keys lud zum Träumen an die Küste Irlands ein und Bet Williams beeindruckte mit ihrem Gesangsspektrum sowie mit ihrer aufgeschlossenen Persönlichkeit.

So unterschiedlich die Konzerte auch waren, hatten sie doch eins gemeinsam: Langweilig waren sie nicht. Die Akustik-Reihe im Bluebird Cafe macht jetzt Sommerpause, aber danach kann man auf die kommenden Künstler gespannt sein.

Line-Up:
Bet Williams (vocals, guitars)

Bilder und Text: Michael Segets

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Little Caesar, 23.05.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Nach den Delta Saints sorgte Little Caesar innerhalb von zehn Tagen wieder für eine frühzeitig ausverkaufte Kulturrampe. Die Band aus Los Angeles hat sich auf den letzten Touren durch Europa eine solide Fanbasis quer durch alle Altersgruppen erspielt. So freute sich Frontmann Ron Young, dass sehr viele Besucher an dem Abend mit Band-T-Shirt angereist waren.

Der jüngste Fan, der wohl gerade erst als Teenager durchgeht, wurde vom Bandleader standesgemäß mit der Ghetto-Faust begrüßt. Daneben konnten im Publikum sowohl mehrere jüngere Frauen als auch ältere Stammgäste der Rampe ausgemacht werden.

Aufgrund ihrer Auftritte in den vergangenen Jahren sind die Konzerte in Krefeld für Little Caesar fast schon Heimspiele. Mario Scholten kündigte die Band um 20.45 Uhr an und die legte dann richtig los. „Vegas“, „Rock-N-Roll State Of Mine“, „Hard Times“, „Sick And Tired” und „21 Again” wurden ohne Unterbrechung hintereinander weg gespielt. Die Rock-Kracher heizten unmittelbar die Stimmung auf und brachten die Leute in Wallung.

Nach dem rasanten Einstieg richtete Ron Young zur Einstimmung auf „In Your Arms“ einige Worte an den randvollen Saal. Die schöne Ballade wurde von einigen textsicheren Fans komplett mitgesungen. Das starke „Dirty Water“ folgte mit einem gehörigen Blues-Touch, den Youngs technisch verzerrte Stimme zum Einstieg in den Song verstärkte.

Danach ging es mit den von Chuck Berry und Johnny Thunders inspirierten Rock-N-Roll-Stücken „Stand Up“ und „Real Rock Drive“ druckvoll weiter. Dazwischen streute die Band ihren Klassiker „Down And Dirty“ ein. Young animierte die Besucher bei den Songs zum Klatschen und nicht wenige ließen ihre Haare kräftig fliegen oder legten sich mit der Luftgitarre ins Zeug.

Young zelebriert seine Bühnenauftritte und will gemeinsam mit dem Publikum einzigartige Momente erleben. Mit der Aufforderung, den Augenblick zu genießen, leitete der Bandleader die Ballade „Time Enough For That“ von der neuen Scheibe „Eight“ ein. Darauf folgte das obligatorische „Chain Of Fools“ mit mehrstimmigem Gesang. Mark Tremalgia steuerte hier ein ausgiebiges Gitarrensolo bei und wurde dafür frenetisch gefeiert.

Mit Country-Anleihen rockte anschließend „Mama Tried“ – mein Favorit des neuen Albums. Nach einem kurzen Exkurs über durchlebte Exzesse lieferten sich Loren Molinare und Mark Tremalgia ein mitreißendes Gitarrenduell bei „Rum And Coke“. Nach 75 Minuten endete mit „Drive It Home“ das Hauptset.

Der Applaus holte die Band für eine Viertelstunde zurück auf die Bühne. „Cajun Panther“, „Nobody Said“ und das Medley „Every Picture Tells A Story – Happy“ bildeten die Zugabe. Bei dem letztgenannten Titel übernahm Bassist Pharoah Barrett zeitweise die Lead Vocals. Der Hüne mit knallig rot gefärbtem Bart sorgte zusammen mit Tom Morris am Schlagzeugt für den Rhythmus. Mark Tremalgia glänzte bei einigen Gitarrensolos. Loren Molinare sorgte mit seinen Posen für Bewegung auf der Bühne.

Während Ron Young bei seinem letzten Besuch in Krefeld 2016 gesundheitlich angeschlagen war, präsentierte er sich nun wieder stimmlich in Topform und trug wie gewohnt Sonnenbrille und Schlägerkappe. Vielleicht erzählte Young während des Konzerts insgesamt weniger als bei den zuvor besuchten, aber er interagierte gewohnt charismatisch und mit seiner ihm eigenen Begeisterung packte er die Zuschauer auch diesmal.

Mit sieben Titeln ihres Debüt-Albums aus dem Jahr 1990 setzte Little Caesar auf bewährtes. Von dem aktuellen Longplayer wählte die Band die fünf richtigen Stücke aus. Lediglich „Good Times“ habe ich auf der Setlist vermisst. Live gespielt gefiel mir „Time Enough For That“ noch besser als auf der CD. Vielleicht lag das auch daran, dass die Ballade eine der Verschnaufpausen während des temporeichen und ziemlich lauten Auftritts darstellte.

Der gradlinige, ehrliche und erdige Rock-N-Roll von Little Caesar garantiert kurzweilige Konzerte. Teenage Head Music hat mit der Truppe eine klasse Band im Programm, die man mal auf der Bühne gesehen haben sollte.

Line-up:
Ron Young (lead vocals)
Mark Tremalgia (electric guitar, vocals)
Pharoah Barrett (bass, vocals)
Tom Morris Williams (drums)
Loren Moulinare (electric guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

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Altered Five Blues Band – 18.05.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Es ist in der Kulturrampe wirklich nicht oft so, dass ein Act, der dort seinen Debütauftritt feiert, sofort für eine volle Hütte sorgt. Gut, es ist meist sicherlich auch immer eine Frage der Rahmenbedingungen. Hier wurde vermutlich seitens der federführenden Promotionagentur zuvor gute Werbung gemacht (es waren sehr viele Besucher da, die man sonst bisher nicht gesehen hat), zum anderen passte der Termin als Auftakt des langen Pfingstwochenendes natürlich perfekt.

Rampenmacher ‚Pille‘ Peerlings durfte sich somit schon im Vorfeld über einen guten Kartenabsatz freuen, den Rest besorgten dann wohl die Kurzentschlossenen. Kommen wir nun zu den Debütanten, ein Quintett aus Milwaukee namens Altered Five Blues Band, bestehend aus offensichtlich gestandenen Musikern, das bisher, so muss ich im Nachhinein zu meiner Schande gestehen, in meinem Blues Rock-Wissensspektrum nicht vorhanden gewesen ist.

Die fünf Herren können dabei schon auf vier Longplayer zurückweisen, ihre letzte Veröffentlichung „Charmed & Dangerous“ stammt aus dem letzten Jahr. Fronter Jeff Taylor ist ist nicht nur aufgrund seiner bulligen korpulenten Statur, sondern auch aufgrund seiner tollen Soul-Stimme und der kommunikativen Präsenz, ein Stimmungsgarant.

Die beiden Hauptsolisten Jeff Schroedl mit seinen vielen quirligen Stratocaster-Soli und der kauzige, äußerst variabel klimpernde Raymond Tevich (holte aus seinem Korg-Keyboard mit Orgel-, E- und HT-Piano und Synthie-Klängen alles heraus) begeisterten die Audienz ebenso, wie das mit Mark Solveson am intensiv pumpenden Bass und dem agilen Drummer Alan Arber,  phänomenal agierende Rhythmus-Duo.

Der aus zwei Sets bestehende Gig, fand in Teil 1 mit dem groovigen „I’m In Deep“ eine gelungene Eröffnung, und hatte mit dem B.B. King-angelehnten „If Your Heart Went Public“, dem dank Tevichs furioser Orgel, schon fast Deep Purple-verdächtigen Blues Rocker „Gonna Loose My Baby“, dem herrlichen Slow Blues-Schwofer „Find My Wings“ und der eigenwilligen Interpretation des CCR-Klassikers „Fortunate Son“, sehr facettenreiche Blues (Rock) -, Funk- und Soul-Kost zu bieten.

Klasse auch das furiose „She’s Still Crazy“, während dessen Taylor zurecht auf eine wieder ekstatisch, ebenso ausdauernd,  in vorderster Bühnenfront, tanzende Rampen-Stammbesucherin, verwies. Immer wieder schön für mich festzustellen, was die Pädagogengilde (die Dame gehört dieser meines Wissens an, wie z. B. auch einige meiner SoS-Kollegen), abseits des Klassenzimmers, so alles an Höchstleistungen zu Erbringen im Stande ist…

Die zwanzig-minütige Pause wurde wieder schnell mit „Charmed & Dangerous“ und dem stampfenden „Love Sickness“ ad acta gelegt. Das famose „Angel Of Mercy“ (die Rampe glich mittlerweile einem brodelnden Hexenkessel – ein Besucher fühlte sich sogar bewogen, dem einsatzfreudigen Quintett eine Runde Bier zu spendieren), das Robert Johnson-lastige „Three Forks“ (demnach sehr „Crossroads“-ähnlich), die wunderbare, von Schroedl kreierte Southern Soul-Ballade „Eigth Wonder“, die Stevie Ray Vaughan-Hommage „Tightrope“ und das swampige „Small Talk“ (mit auf dem Punkt gespielten Drum-Solo von Arber) brachten derart Stimmung in die Rampe, wie ich sie bisher selten erlebt habe.

„Heavy Love“ (schön funkig) und das launige „On My List To Quit“ (schön schrammliges E-Gitarrenspiel von Schroedl) beendeten einen ganz starken zweiten Part. Klar, dass die fünf Männer erst gar nicht von der Bühne gelassen wurden. Mit dem krachenden Blues „Demon Woman“und der erneut grandios funkig modifizierten Version des immer mit Joe Cocker assozierten Beatles-Stückes „With A Little Help From My Friends“, beendete die Altered Five Blues Band ihre, vom Publikum zurecht frenetisch gefeierte Performance.

Die Besucher des an diesem Wochenende anstehenden Grolsch-Bluesfestivals dürfen sich freuen. Denn auch dort wird der Milwaukee-Fünfer sicherlich so manchen Besucher vom Hocker reißen. Und nebenbei: Ich habe wieder eine echte musikalische Bildungslücke schließen können. Auch Pille Peerlings hat wieder ein gutes Näschen bewiesen. Danke wie immer ebenfalls von Gernot und mir an ihn und sein tolles Mitarbeiter-Team!

Line-up:
Jeff Taylor (lead vocals, percussion)
Jeff Schroedl (electric guitar, vocals)
Raymond Tevich (keyboards)
Mark Solveson (bass, vocals)
Alan Arber (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Altered Five Blues Band
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Kulturrampe Krefeld

The Delta Saints – 13.05.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

DS_haupt

Schon einige Tage vor dem Konzert meldete Pille Peerlings, der Betreiber der Kulturrampe, wie schon bei den Konzerten der Vorjahre, ein ausverkauftes Haus. Heute gab es aber neben der vom Krefelder Publikum geschätzten Qualität der Band aus Nashville noch einen anderen Grund für den sehr frühen Run auf die Karten: Die ausgehängten Plakate verkündeten die Farewell Tour an, was für die meisten Fans eher überraschend und mit Wehmut aufgenommen wurde. Hoffnung gab allerdings der Zusatz, dass es ‚for now‘ ist, doch dazu später.

Zeitig gegen 20:30 Uhr betrat die Band nach einer kurzen Vorstellung durch Pille unter tosenden Applaus der rappelvollen Rampe die Bühne, legte mit „Are You“ vom letzten Studioalbum „Monte Vista“ los wie die Feuerwehr und nahm die Zuschauer mit auf eine Reise durch alle Schaffensphasen der Band, wobei das zuvor genannte Album sowie „Bones“ im Mittelpunkt standen. Das folgende „Burning Wheel“ konnte als Synonym für das Tempo und die Spielfreude der fünf Musiker gesehen werden, die zu jedem Zeitpunkt des Konzerts zu sehen und zu spüren war.

Benjamin Ringel moderierte gewohnt humorvoll durch die Songs, glänzte durch klaren facettenreichen Gesang und tobte bei seinem Gitarrenspiel über die für diese Dynamik eigentlich zu kleine Bühne der Kulturrampe. Dylan Fich bearbeitete seine Gitarren, mal slidend, mal fingerpickend, in einer beeindruckenden Art und Weise, mal in sich gekehrt, aber auch extrovertiert rockend. Immer mit einer Mimik, die dem Zuschauer zeigte, mit welcher Freude er dabei war.

Chris Jones hatte die ganze Zeit ein Lächeln im Gesicht, glänzte durch mehrere Bass-Soli voller Energie und stand nebenbei mit Vincent “Footz” Williams an den Drums für eine Rhythmusarbeit, die den Grundstock der voluminösen und sehr komplexen Darbietung der Band legte. Vincent “Footz” Williams saß diesmal eher ungewohnt ganz rechts vorne am Bühnenrand und führte die Band sicher und variantenreich, mal gefühlvoll, langsam und leise, mal abreißend rockend, durch die Show. Last but not least Nate Kremer an den Keys, der den Songs auch außerhalb seiner Soli viel Tiefe verlieh und sich und die Band nach fast jedem Song mit einem ‚Yeah‘ anfeuerte.

Mit „Bones“, „Death Letter Jubilee“, „Heavy Hammer“ und „Sometimes I Worry“ folgten einige Songs aus der eher bluesigen Phase der Band, bevor „Crows“,  „California“ und „Drink It Slow“ einen rockig, psychedelischen Teil des Konzertes einläuteten, der mit dem Pink Floyd-Cover „Breathe“ einen der Höhepunkte des Konzertes erreichte. Das anschließende „Berlin“, mit feinem Keyboard-Intro von Kremer in einer ‚Extended Version‘, stlistisch vergleichbar mit Jethro Tull, verpackt in eine moderne Hülle, war das letzte Stück dieser Phase und die Band präsentierte mit „The Devils Creek“, „Cigarette“, „Moma“ drei ältere Songs, um mit dem Kracher „Butte La Rose“ den letzten Song des Hauptacts hinzulegen.

Durch die direkt einsetzende Zugabevorderungen animiert, verließ die Band die Bühne erst gar nicht, sondern besprach sich nur kurz, wie es weitergehen sollte..
Ben Ringel ging ans Mikro bedankte sich noch einmal für die tolle Stimmung und gab dem Publikum die Wahl für noch zwei folgende Zugaben. Da es zu keinen eindeutigen Wortmeldungen kam, gab es zunächst eine rockende Version des Beatles Klassikers „Come Together“ mit einem furiosen, psychedelischen Zwischenpart, wo sich insbesondere Dylan Fitch an der Lead Guitar und Nate Kremer an den Keys hervor taten, um danach wieder nahtlos in den bekannten Rhythmus des Songs zu gelangen.

Der Rausschmeißer, eine hart rockende Version von „A Bird Called Angola“ wurde eingeleitet von einem kurzen Vincent “Footz” Williams-Drum-Solo, ehe der Rest der Band in den Song einstieg.

Knapp 100 Minuten abwechselungsreicher Musik waren wie im Flug vergangen und The Delta Saints sagten Krefeld würdevoll ‚Tschüß‘ oder vielleicht auf Wiedersehen? Wenn man die Spielfreude und die sichtliche Harmonie der fünf recht jungen Musiker an diesem Abend sah, kam es einem fast unwirklich vor, dass diese Tour, das Ende der Zusammenarbeit mit sich bringen soll.

Wie gewohnt nahmen sich alle Bandmitglieder die Zeit, in der Kneipe Autogrammwünschen nachzukommen oder Smalltalk mit den Fans zu halten. Dabei war heraus zu hören, dass es sich bei der Farewell Tour nicht um eine endgültige Auflösung der Band handelt, sondern es sehr gut möglich ist, in verschiedensten Projekten, an denen die Musiker arbeiten werden, wieder neue Kraft und Inspiration zu gewinnen, um gemeinsam mit den Delta Saints neue/alte Pfade einzuschlagen. Man darf gespannt sein, ob es irgendwann zu einer Reunion kommen wird und/oder, wie sich die Burschen in eigener Sache oder als Mitglieder anderer Bands entwickeln werden.

Wer noch die Möglichkeit hat, eines der Konzerte der restlichen Tour zu besuchen, dem sei dies angeraten. Es erwartet einen hochwertige, rockende Musik verschiedenster Einschläge, von absolut motivierten Musikern. Ebenso ist die in diesem Jahr erschienene Live-Scheibe von der 2017er-Tour, aufgenommen in Brüssel, zu empfehlen. Rock on Delta Saints! Vielen Dank an Pille und sein Team.

Line-up:
Ben Ringel (lead vocals, guitars, percussion)
Dylan Fitch (electric guitar)
Chris Jones (bass)
Vincent “Footz” Williams (drums)
Nate Kremer (keys, percussion)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws – 07.05.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Dede_Haupt

Die texanisch-niederländische Gruppe um Dede Priest und die Band Johnny Clark & The Outlaws konnten bereits mit ihrem Debütalbum „Flowers Under The Bridge“ überzeugen. Dem frischen und interessanten Blues-Country-Soul-Sound der Platte stand an diesem Abend die spannend erwartete Live-Bewährung bevor.

Das erste Stück „Superlovely“ wurde noch allein durch Johnny Clark & The Outlaws vorgetragen, ab dem zweiten Song „Did You Plan To Leave Me Now“ war dann auch Dede Priest mit von der Partie und eroberte die gesamte Location sofort mit ihrer souligen Stimme. Auf „Wade In The Water“ tauschte sie ihre Violine gegen die E-Gitarre und glänzte beim folgenden „You Are Love“ mit einem fulminanten Solo. Der nächste Track „Willie Mae“ stammt vom aktuellen Studioalbum und ist ihrer Blues-Heldin Big Mama Thornton gewidmet. Dabei besticht der Song durch eine wohltuende Kombination aus Wah-Wah Gitarre und Fiddle-Begleitung.

Das einzig wirklich langsame Stück dieses Konzertes ist der Slowblues „What It Is, Ain’t What It Ain’t“, der sich auf gut sieben Minuten ausdehnte.
Das Swamp Rock-artige „Drinking Again“ im typischen CCR-Rhythmus und der zum Chicago Blues arrangierte Slim Harpo-Song „Tee Na Nee Na Nu“ zeigten nochmal das perfekte Zusammenspiel von Dede Priest und Johnny Clark & The Outlaws.

Erfreulich war die offenkundige Bereitschaft von Dede und Johnny, dem Publikum immer wieder Hintergründe und Entstehungsgeschichten und die Inspiration für ihre Songs zu erzählen. So auch nach einer kurzen Pause bei „Helen’s Backyard“, das Dede für ihre Großmutter performte. Der Song „Alaska“ ist aus der Feder von Bandleader Johnny Clark und begeisterte auch live, wie alle Songs vom neuen Album, in Country-bluesiger Steve Earle-Manier.

Für die noch folgenden Stücke griff Johnny Clark zur Slide Gitarre, wobei Dede sich einen unkonventionellen Megafon-Einsatz beim hard-rockigen „Lynched At The Crossroad“ erlaubte und auf dem Titelsong des aktuellen Albums „Flowers Under The Bridge“ auch ihre Hard Rock-kompatible Stimme erklingen ließ. Das Repertoire dieses Abends wurde danach mit dem Country Bluegrass-Track „Strawberry Party“ harmonisch erweitert.

Seine beachtlichen Fähigkeiten an der Gitarre konnte Johnny Clark während „Cotton Candy“ mit einem ausgiebigen Solo à la Peter Green unter Beweis stellen, bevor das space-rockige „Won’t Last Long“ und das funkige „Jive Man“ die Hauptsetlist exzellent abrundeten. Ein besonderes Highlight wurde das Jimi Hendrix-Cover „Hey Joe“, das durch die Fiddle-Akzente einen neuen, stilistischen Pep erhielt und die Zugabe eindrucksvoll krönte!

Dede Priest ist eine imposante Bühnenerscheinung und durch ihre wandlungsfähige Stimme und ihre Präsenz und Ausstrahlung erkämpft sie sich die verdiente Aufmerksamkeit im Rampenlicht. Mit den Outlaws hat sie nicht nur eine Begleitband, sondern auch eine individuelle Bereicherung gefunden. Die variablen Spielarten aus Blues, Country und Soul der texanisch-niederländischen Formation haben einen mitreißenden Konzertabend hinterlassen und die Band hat sich als Geheimtipp „Live On Stage“ empfohlen.

Line-up:
Dede Priest (lead vocals, electric guitar, fiddle)
Johnny Clark (electric guitar, vocals, lead vocals)
Ray Oostenrijk (bass)
Leon Toonen (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Stephan Skolarski

Dede Priest
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Kulturrampe Krefeld