Elizabeth Lee’s Cozmic Mojo – 19.04.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Ein warmer, hochsommerlicher Donnerstag Abend in Krefeld und Bob Dylan spielt im Königspalast. Dennoch findet sich, trotz dieser legendären Konkurrenz, in der Kulturrampe ein Publikum, welches diese zu etwa einem Drittel füllt. Der Auftritt der Texanerin Elizabeth Lee, die durch ihren aus Braunschweig kommenden Mann, einen Bezug zu Deutschland aufweist, und ihrer, aus der Gegend von Brescia am Gardasee stammenden Cozmic Mojo-Begleitband, hätte selbst bei diesen drückenden Temperaturen, eine deutlich größere Resonanz verdient.  Dies wird vermutlich erst der Fall sein, wenn sich nach diesem starken Debüt, die Qualität der Band beim Konzert-verwöhnten Publikum herumgesprochen hat.

Pünktlich gegen 20:30 begann die Band , um ohne die Protagonistin, mit einem rein instrumentalen Intro den Gig einzuläuten. Elizabeth, die dem Treiben aus dem hinteren Bereich der Rampe folgte, betrat zunächst unter bedächtigen Applaus die Bühne, welche in Anlehnung zum aktuellen Album “Songs From The Basement“ mit einer Sechziger-Jahre-Stehlampe und einem Mikrofonständer, umschlungen mit einer Lichterkette und Blumen, dekoriert war.

Spätestens beim vierten Song, „She’s So Lonely“, von diesem o. a. Werk war die letzte Distanz des Publikums verschwunden und die Besucher gingen entsprechend mit. Man war fasziniert von diesem Soul-umwehten, Americana- und Southern-getränkten Bluesrock, mit zum Teil psychedelischen Einflüssen, insbesondere bei den Intros der Songs, welche auch in ein Led Zeppelin– oder Pink Floyd-Programm gepasst hätten.

Die Low Tempo-Version von „Rich Woman“, einem Song aus den 50er Jahren, der schon von Canned Heat und später auch von Robert Plant mit Alison Krauss gecovert wurde, zeigte die ganze Bandbreite der Stimme Elizabeth Lees. Sie kann es sowohl ruhig und bedächtig, aber je nach Bedarf auch als Bluesröhre a la Janis Joplin oder als rockendes „Southern Girl“. Aber auch die Band zeigte ihre Qualitäten und bekam bei zwei Tracks im ersten Set die Möglichkeit, ohne die Frontfrau ihr Können unter Beweis zu stellen.

Lucca Gallini bearbeitete seine Gitarren mal slidend, mal rockend, spielte einige furiose Soli, aber manchmal auch nur gefühlvoll, leichte Hintergrundakzente setzend. Matteo Mantovani am Bass und der Drummer Mattia Bertolassi sorgten für eine souveräne Rhythmusbasis, auch als Spielraum für Gallinis Soli. Bertolassi übernahm einige Gesangspassagen und gab mit seiner Stimme einen angenehmen Kontrast zu Lee.

Mit „Key Don’t Fit“, einem Buddy Guy-Cover, das sie eindrucksvoll darbot, bewies die Dame aus dem Lonestar-State, dass sie auch den Blues der damaligen „Größen“ beherrscht. Zum Ende des ersten Sets wurde es melancholisch und Elizabeth erzählte eine Geschichte von einem verstorbenen Tom, einem einfachen Menschen, welcher in einem alten Fischerhaus mit Traumfängern lebte und vor dessen Anwesen sie am Strand von Malibu gestanden hatte.

Dieser Tom, den sie mal bei einem Konzert getroffen hatte und der sich ohne jede Allüren mit ihr unterhielt, erwies sich als einer der größten Songwriter der neueren Musikgeschichte, Tom Petty. Ihm zu Ehren spielte sie eine wunderschöne Version von „Sawing Grace“.  Die Besucher hörten, ohne störende Nebengeräusche, einfach nur zu, welche heutzutage bei Konzerten ja leider oft Gang und Gebe sind. Das Krefelder Publikum zeigte hier einmal mehr seine Klasse und zollte Respekt für die Band, aber auch für den leider zu früh verstorbenen Petty.

In der Pause, aber auch nach dem Konzert, ergab sich noch die Möglichkeit, mit Elizabeth Lee über Musik, deren Größen aber auch Abgründe (hier sei nur der Neil Young Song „Girl Without A Song“ genannt, wo die Musikindustrie irgendwelche hübschen Mädels, die noch nie einen Song geschrieben haben, einsetzt), und anderes Triviales zu plaudern. Hier offenbarte sich auch ihre Beziehung zu den meist in Berlin lebenden Southern Rockern von Modern Earl, auf deren aktuellem Album „Ameriphonica“ (Review kommt in Kürze) sie bei einem Lied auch Gesangspassagen beisteuerte.

Nach der Pause wurde der zweite Set weitaus rockiger, mit einigen starken Southern-Akzenten. Die Vollgas-Show wurde eigentlich nur von dem Etta Jones-Klassiker „I’d Rather Go Blind“ (Elizabeth brauchte sich mit ihrer Coverversion wahrlich nicht hinter den vielen Größen, die den Song bereits coverten, verstecken) und einem Duo mit Matteo Mantovani, der den Bass gegen eine der E-Gitarren ausgetauscht hatte, unterbrochen.

Bei den im zweiten Set flott rockenden Songs, waren insbesondere das psychedelische „Everything’s Alright“ und das southern-umwobene „Queen Of The Water“, das einen würdigen Abschluß für das Konzert setzte und die Zugaben einläutete, besonders  hervorzuheben.

Elizabeth Lee & Cozmic Mojo dürften mit dem etwa zweistündigen Auftritt ihren Fankreis erweitert haben und werden vermutlich, sollten sie noch einmal in der Rampe auftreten, diese mit Sicherheit viel besser füllen. Wer auch auf Musik im Stile einer Beth Hart steht, kann getrost ein Konzert der Band besuchen. Mann/Frau, ich will politisch korrekt sein, wird mit Sicherheit nicht enttäuscht werden.

Line-up:
Elizabeth Lee (lead vocals, percussion)
Luca Gallina (guitars, vocals)
Matteo Mantovani (bass, vocals)
Mattia Bertolassi (drums, percussion, vocals)

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

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