Kid Rock – Rebel Soul – CD-Review

»Not the greatest record ever made, but it’s pretty f****** good in my humble opinion« – ein nahezu voll vornehmer Zurückhaltung anmutendes Statement für die Verhältnisse eines Robert James Ritchie alias Kid Rock (von dem man ja normalerwiese gewohnt ist, dass er ganz gerne auf dicke Hose macht), das da als Aufkleber sein neues Werk „Rebel Soul“ ziert!

Ritchie hatte mit seinem Silberling davor, „Born Free„, in Zusammenarbeit mit Kultproduzent Rick Rubin so was wie ein Karriere-Album hingelegt, das nun als immens hohe Messlatte zurückblieb. Viele Künstler würden vermutlich versuchen, erst einmal das erfolgreiche Konzept mit marginalen Änderungen weiter fortzuführen, um auf der sicheren Seite zu bleiben. Das trifft in diesem Fall nicht so ganz zu.

In Nashville z. B. gestaltet sich für viele der führenden Interpreten mit Major-Vertrag die Sache relativ leicht, denn da werden die Songs dann von arrivierten Songschreibern maßgeschneidert ausgesucht und eingekauft. Robert James Ritchie stellt in der Regel aber weitestgehend den Anspruch an sich, seine Stücke selbst zu schreiben und ist dadurch in kreativer Hinsicht deutlich höher gefordert. Solch starke Tracks am Fließband wie auf „Born Free“ muss man erst einmal wieder hinbekommen.

Was die Quantität angeht, ließ er sich erneut nicht lumpen und präsentiert auf „Rebel Soul“ satte 14 neue Lieder. Ritchie hielt zwar den Kontakt zu Rubin (hier nur noch in beratender Funktion), produzierte aber das Werk diesmal in Eigenregie und griff zur Einspielung, statt wie zuvor auf Allstar-Studiomusiker und prominente Gäste, auf seine Tourbegleiter The Twisted Brown Trucker Band (Marlon Young, Jason Krause, Stefanie Eulinberg, Jimmie Bones, Freddie ‚Paradime‘ Beauregard, Jessica Wagner-Cowan, Dave McMurry, Shannon Curfman, Aaron Julison und Larry Fratangelo) zurück.

Die Qualität der Tracks kann mit dem Vorgänger allerdings nicht ganz auf diesem absolut hohen Niveau mithalten, es sind jedoch zu Genüge kleiner Songperlen vorhanden. Von daher liegt alles durchaus immer noch mehr als im grünen Bereich. Dass Ritchie, der ja aus Michigan stammt, sich mit der bröckelnden, einstigen Autometropole der Staaten, Detroit stark verbunden fühlt, hatte er ja bereits auf „Times Like These“ verkündet, hier mittels „Detroit Michigan“, und auch noch öfter in Texten von anderen Tracks („God Save Rock N Roll“, „Midnight Ferry“). Danke, Herr Ritchie, wir haben es jetzt verstanden!

Der eine oder andere Song lehnt sich auch wieder an das Bewährte in Form von leicht countryinfizierten / Memphis Soul-beeinflussten (Southern-) Rocknummern Richtung Stones, Quireboys, Bob Seger, Crowes etc. an (u. a. „Let’s Ride“, „Catt Boogie“, „Mr. Rock N Roll“, „Redneck Paradise“ – mit teilweise herrlichen weiblichen Backs), im Großen und Ganzen fährt Kid Rock aber wieder mehr die unstrukturiertere Linie der Anfangstage.

Da geht es auf „Chickens in The Pen“ und „Celebrate“ in der Manier eines Lenny Kravitz etwas frecher zugange und auf „Gucci Galore“ wird auch wieder rüpelhafter und härter gerappt. Der Titeltrack „Rebel Soul“ versucht in den Strophen noch ganz vereinzelt an die „All Summer Long“-Erfolgstage anzuknüpfen. Mit „Happy New Year“ gibt es dazu einen richtig launigen Song für die anstehende Silvester-Party zu verzeichnen. „The Mirror“ entpuppt sich dafür als atmosphärische Ballade mit toller Slide-/E-Gitarrenarbeit.

Insgesamt ist „Rebel Soul“ ein absolut hörenswertes Album mit satter Spielzeit geworden, das man sich unbedenklich zulegen kann. Der einstige Pamela Anderson-Gatte hat in kreativer Hinsicht erneut alles gegeben, Kompliment dafür. Aufgrund der etwas höheren Homogenität und der insgesamt besseren Songs bleibt „Born Free“ aus meiner Sicht allerdings zunächst einmal das Maß aller Dinge. So lautet mein bescheidenes Abschlussfazit in Richtung Kid Rock. »Not your greatest record ever made, but it’s pretty f****** good!«

Top Dog Records (Atlantic) (2012)
Stil: Rock

01. Chickens In The Pen
02. Let’s Ride
03. Catt Boogie
04. Detroit, Michigan
05. Rebel Soul
06. God Save Rock N Roll
07. Happy New Year
08. Celebrate
09. The Mirror
10. Mr. Rock N Roll
11. Cucci Galore
12. Redneck Paradise
13. Cocaine And Gin
14. Midnight Ferry

Kid Rock
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Jill King – Jillbilly – CD-Review

Jill

Das Wortspiel, das Jill King für den Titel ihrer ersten CD gewählt hat, also ihr Vorname in Kombination mit der Country-verwandten Stilrichtung Hillbilly, ist äußerst passend. Denn ihr Name steht ohne Zweifel für traditionelle Countrymusik.

Die aus Arab, Alabama stammende Dame hat den für viele Künstler des Genres üblichen Weg hinter sich. Als Kind schon im Gospelchor der Kirche auf Pfaden des Großvaters, mit zehn schon die ersten Songs geschrieben, später erste Erfahrungen auf Stadtfesten und kleineren Musikfestivals gesammelt. 1992 Gang nach Nashville und Konzentration zunächst aufs Songwriting mit über 200 Stücken. 2002 dann der Durchbruch. Ein Jahresengagement im historischen Club Tootsie’s und der Plattendeal mit Blue Diamond Records.

Herausgekommen ist eine Zusammenstellung sowohl eigener Lieder, als auch Stücke von Songwritern, denen Jill King im Laufe der Zeit immer schon große Bewunderung gezollt hat. Und die Liste kann sich sehen lassen. Craig Wiseman, Gary Nicholson, Leslie Satcher, Tony Martin oder Mark Nessler sind längst arrivierte Namen, die aus der Szene nicht mehr wegzudenken sind und von vielen Darstellern in Anspruch genommen werden. Aber auch mit ihren eigenen Kompositionen braucht sie sich nicht zu verstecken. Die Songs hören sich allesamt an, als wären sie live eingespielt, also kaum Overdubs, was das Werk an sich schon sympathisch macht.

Hier ein paar Highlights:
– „It’s Me Again“ mit schönem Piano-Intro, viel Western-Flair, herrlicher Akustikgitarre im Duell mit Steelgitarre und Fiddle, sehr druckvoll gespielt.
– „One Mississippi“, die erste Singleauskoppelung, das an einen Mix aus Mary Chapin Carpenters „Shut Up And Kiss Me“ und Wynonnas „Old Enough To Know Better“ erinnert.
– Das swingende „After All“ mit herrlichem Pianogeklimper und tollem Leadsolo. Beide letztgenannten Lieder könnte man problemlos auf die, für die in den USA beliebte Rennsportserie NASCAR produzierten Musiksampler packen. Die haben wirklich mächtig Drive.
– „Hand Me Down Heartache“ ist dann doch ein Stück , das relativ modern und peppig aufgemacht ist, würde auch Faith Hill gut zu Gesicht stehen.

Richtig bluesig wird es dann bei „Makes Perfect Sense To Me“. Jill King meets Eric Clapton, so könnte man diesen schönen Titel umschreiben. Die angenehme Ballade „Down The Fields To Hay“ lässt knappe vierzig Minuten guter Unterhaltung ausklingen.

Zwei oder drei Heuler möchte ich dennoch nicht verschweigen, nämlich wenn Jill im Stile von Reba McEntire bestimmte Wörter und Refrains mit dünner Stimme in Länge und Höhe zieht. Augenblicke, in denen meine Frau mir unweigerlich die rote Karte fürs Hören im Wohnzimmer zückt…
Trotzdem unterm Strich ein nettes Album, dass auch Verfechter moderner Töne wie mich überzeugt hat und für Traditionalisten ohnehin ein Muss ist.

Blue Diamaond Records (2003)
Stil: New Country

01. 98,6 Degrees And Fallin‘
02. It’s Me Again
03. One Mississippi
04. Not Knowing Anymore
05. Down’N’Out
06. Three Month, Two Weeks, One Day
07. After All
08. Hand Me Down Heartache
09. The Part I Don’t Understand
10. Makes Perfect Sense To Me
11. Down The Fields To Hay

Jill King
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Jana Kramer – Same – CD-Review

Die aus Detroit, Michigan, stammende Jana Kramer ist bis jetzt in erster Linie als Schauspielerin in Erscheinung getreten. Die Liste ihrer (Neben-) Rollen ist lang und führt von Serien wie ‚CSI‘ über ‚Grey’s Anatomy‘ bis hin zu ‚One Tree Hill‘, in der sie mittlerweile zu den Hauptdarstellern zählt. Dass Schauspielerei und Countrymucke ganz gut funktionieren können, haben u. a. Tim McGraw, John Corbett oder Christian Kane bereits bewiesen und auch die 28-jährige, hübsche Brünette zeigt bei ihrem Debüt, dass sie auf musikalischem Parkett durchaus ihre Reize zu bieten hat.

Angesichts des hohen Vermarktungspotenzials (nebenbei sorgte auch noch ihre nur einen Monat währende Ehe mit Schauspiel- und Serienkollege Jonathan Schaech für Gesprächsstoff) war mit Warner Music Nashville schnell ein gut situiertes und hier auch perfekt passendes Label zur Stelle, das mittels Department-Chef und Producer Scott Hendricks (Blake Shelton, Brooks & Dunn, Alan Jackson, Trace Adkins) für die perfekten Rahmenbedingungen eines erfolgreichen Albums sorgte.

Ihr Debüt kletterte dann auch ganz schnell auf Platz 5 der Billboard Countrycharts und ist das erste seit sehr langer Zeit, das es von einer Nicht-Blondine in die Top-Ten geschafft hat. Auch ihre Single „Why Ya Wanna“ (eine Powerballade mit etwas Rascal Flatts-Flair) hält sich momentan konstant unter den ersten Zwanzig.

Die elf Songs (zwei darunter von Jana mitkomponiert) bieten eigentlich alles, was das (New-) Countryherz begehrt, was im Prinzip, angesichts der arrivierten Songwriter (u.a. Jessi Alexander, Jim Beavers, Rachel Proctor, Katrina Elam, Troy Verges, Dean Maher, Jennifer Hanson) und der ganzen hochkarätigen Musikerschar wie Troy Lancaster, Tom Bukovac, Ilya Toshinsky, Bryan Sutton, Jimmie Sloas, Glenn Worf, Paul Franklin, Dan Dugmore, Shannon Forrest, Aubrey Haynie, Charlie Judge, Eric Darken, Gordon Mote & Co. (die sich spürbar für Jana ins Zeug legten), keine Überraschung ist.

Da gibt es einige richtig fröhlich abgehende Stücke, die dank ihrer noch sehr unverbraucht und jung klingenden Stimme absolut gute Laune verbreiten und auch immer mit einem gewissen Flirt-Faktor aufwarten („Good Time Comin‘ On“ – das Führungsriff erinnert ein wenig an „Listen To The Music“ von den Doobie Brothers; „I Hope It Rains“ – herrliches Mandolinengezirpe von Haynie; „Goodbye California“ – rhythmische Claps, Ooo-Ooh-Ooh-Gesänge Marke SHeDAISY; „One Of The Boys“ – mit Foot-Stompin‘-Refrain; „What I Love About Your Love“ – cooler Rhythmus, Fiddlefills) oder auch mal den einen oder anderen Seitenhieb in Richtung des Ex bei der Liederauswahl vermuten lassen („King Of Apology“).

Dass Jana es auch im langsamen Bereich drauf hat, offenbart sie bei emotional aufgemachten Tracks wie „Whiskey“ (Fiddle, Mandoline, weinende Steel, E-Fills, Harmoniegesänge), „Over You By Now“ (kammermusikartig mit Cello und Steel), „When You’re Lonely“ (atmosphärisch mit toller Bariton-E-Gitarre) und der entspannten Schlussnummer „Good As You Were Bad“ (steel-betont, Steel-Solo). Hier braucht sie sich bei Leibe nicht vor den bekannten Diven der Szene zu verstecken.

Das Debüt der hübschen Newcomerin Jana Kramer bietet somit über die gesamte Spieldauer angenehme Unterhaltung mit viel positiver Ausstrahlung und hat das Herz des (New-) Country-erfahrenen Rezensenten direkt gewonnen. Muntert bei unserem trüben Wetter dieser Tage richtig auf. Diese hübsche junge Dame ist nicht nur ein optischer Blickfang (sehr schöne Fotos im Booklet), sondern auch durchaus eine musikalisch ernstzunehmende Konkurrenz für Swift, Underwood, Pickler & Co. Keep it up, Jana!

Warner Music Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Good Time Comin‘ On
02. I Hope It Rains
03. Why Ya Wanna
04. Goodbye California
05. Whiskey
06. Over You By Now
07. One Of The Boys
08. What I Love About Your Love
09. When You’re Lonely
10. King Of Apology
11. Good As You Were Bad

Jana Kramer
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James Otto – Sunset Man – CD-Review

Bärenstarker Nachfolger des weitgereisten und vielseitigen Musikers/Songwriters/Schauspielers, nachdem er bereits schon 2004 mit seinem sehr guten Debüt „Days Of Our Lives“ auf sich aufmerksam machte. James Otto, mittlerweile Mitglied der Country Kreativ-Schmiede „Muzik-Mafia“ (u.a. Big & Rich, Gretchen Wilson, Kid Rock), war allerdings mit seinem Major-Erstwerk nicht so richtig glücklich, da ihm zu viele unterschiedliche Leute einen Stempel aufdrücken wollten. Die Songs wurden ihm seinerzeit teilweise vorgeschrieben und auch die Vermarktungsstrategie erwies sich als nicht allzu glücklich.

So war der Wechsel des passionierten Bob Seger-Fans zum Warner Brothers Nashville Unter-Label „Raybaw“ eigentlich nur konsequent und die Produktion durch John Rich von Big & Rich aus o.a. Gründen naheliegend. Drei Tracks auf seinem brandaktuellen Album „Sunset Man“ wurden dazu noch von Rascal Flatts-Bassist Jay DeMarcus betreut („For You“, „You Don’t Act Like My Woman“ und“The Man That I Am“). Die ganze, neu gewonnene Energie entläd sich direkt beim modernen, muskelstrotzenden, stampfenden Opener „Ain’t Gonna Stop“, der ibn allerbester, satter „Big & Rich“- Manier aus den Boxen „rockt“.

Kein Wunder, denn der Song ist eine Komposition von James und den beiden, wobei John Rich und Big Kenny ihre unverwechselbaren Background Gesänge mit einbrachten. Mit „Just Got Started Lovin’ You“ (bereits in den Top-5 der Billboard Country-Singles-Charts mit Pfeil nach oben) )bekommt man dann erstmalig den typischen James Otto geboten: Eine herrlich flockig, relaxt dahin groovende traditionell verwurzelte (New) Countrynummer mit einer frischen, unbefangenen, leicht souligen Note. „For You“, eine der zwei Fremdkompositionen (der gesamte Rest stammt aus der Feder von Otto mit diversen hochkarätigen Co-Autoren wie Monty Powell, John Rich, Big Kenny, Jay DeMarcus, Shannon Lawson, Monty Criswell) ist eine wunderschöne Ballade, bei der man den Einfluss von DeMarcus zwar spürt, die aber dann doch ohne den poppigen Bombast seiner Hausband Rascal Flatts auskommt.

Ein weiterer Höhepunkt einer tollen CD ohne jede Schwächen ist das ebenfalls dezent soulige, locker dahinwippende „These Are The Good Ole Days“, bei der Otto mit seiner warmen, dezent raspeligen Stimme sich ganz in seinen Element zu befinden scheint. Ganz toll auch das recht traurige „Where Angels Hang Around“, das in seiner Gestaltung wie ein countryintonierte Version des Marc Cohn-Klassikers „Walking In Memphis“ rüber kommt (tolle Pianobebleitung). Der prächtige, melodische, lockere Titelsong „Sunset Man“ steckt textlich voller witziger Selbstironie und gewinnt durch die flockige Instrumentierung mit einer herrlichen Baritone-E-Guitar (Troy Lancester), Mandoline (glänzend Jonathan Yudkin), Steel (Mike Johnson) und dem schönem Piano (Mike Rojas) eine unwiderstehliche, leicht Westcoast eingefärbte New Country-Frische.

Selbstredend wurde das Werk natürlich ausnahmslos von Klasse-Musikern aus der ersten Garde Nashvilles eingespielt (u.a. Tom Bukovac, Tommy Harden, GlennWorf, Russ Pahl, Tony Harrell, Eric Darken, Dan Dugmore). „You Don’t Act Like My Woman“ (dezentes Southern-Flair, klasse Bukovac-E-Gitarren-Solo), „When A Woman’s Not Watching“ (emotional, heulende Fiddle, leiernde Steel Gitarre) und „Damn Right“ (atmosphärisches Southern-Flair, soulig) sind weitere angenehme, höchst melodische Balladen, während bei „Drink & Dial“ noch mal launiges Big & Rich-Feuer (Refrain zum Mitsingen) entfacht wird. Mit dem Country-bluesigem „The Man That I Am“ gelingt James Otto dann am Ende noch einmal ein grandios instrumentierter Abschluss (besonders der psychedelisch-angehauchte Ausklang, genial dabei Bukovac an der E-Gitarre).

Das neue Werk von James Otto ist vergleichbar mit der Schönheit und Stimmung eines malerischen Sonnenuntergangs, kommt karrieretechnisch wohl aber eher einem Sonnenaufgang gleich. Dieser Musiker ist auf dem richtigen Weg ein ganz Großer seiner Zunft zu werden. So muss knackiger, auf den Punkt gebrachter Nashville-New Country heute klingen. Dicke Konkurrenz für Stars wie Tim McGraw, Travis Tritt, Montgomery Gentry, Big & Rich & Co. Von daher unser unumstößliches Urteil: (James) Otto – finden wir gut!

Warner Bros (2008)
Stil: New Country

01. Ain’t Gonna Stop
02. Just Got Started Lovin‘ You
03. For You
04. These Are The Good Ole Days
05. Where Angels Hang Around
06. Sunset Man
07. You Don’t Act Like My Woman
08. When A Woman’s Not Watching
09. Drink & Dial
10. Damn Right
11. The Man That I Am

James Otto
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Laidlaw – Same – CD-Review

Laid

Gute und schlechte Nachricht für Southern-Rock-Freunde. Die Gute: Nach ihrem schon tollem Debütwerk „First Big Picnic“ ist auch der zweite Ausflug von Laidlaw mit ihrem gleichnamig betitulierten Album in Südstaatengefilde wieder überaus gelungen.
Die Schlechte: Damit dürfte der Höhepunkt des Jahres schon erreicht sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine andere Band in 2004 dieses Schmuckstück toppen können wird.

Endlich mal wieder eine Truppe mit A-Qualitäten also, die sich selbstbewusst anschickt, in die Phalanx der ewig etablierten Bands des Genres einzubrechen, ja ihnen sogar den Rang abzulaufen. Wenn man das in letzter Zeit häufig gebrauchte Wort New-Southern-Rock in den Mund nimmt, kann im gleichen Atemzug eigentlich nur Laidlaw gebracht werden. Schade, dass sie wohl, trotz ihrer Klasse, nicht die große Kohle machen werden, da sind sie einfach zwanzig Jahre zu spät dran. Das Herz der Fan-Gemeinde dieser Stilart werden sie mit dieser CD aber im Sturm erobern, da bin ich mir relativ sicher.

Die raue Gangart des Vorgängers ist zwar ein wenig auf der Strecke geblieben, aber das gesunde Maß an Härte haben sich Joe Pantera, Craig DeFalco und Co. natürlich bewahrt. So haben sie diesmal gleich bei drei Stücken („Everything’s Gonna be Alright“, „Bag Full Of Pills“, „This Must Be Love“) versucht, Country- und Südstaatenrock harmonisch ineinander zu verschachteln, was meiner Ansicht nach auch bestens geklappt hat. Gerade erstgenanntes Lied zählt für mich schon jetzt zu den Top-Balladen des Jahres. Wunderbare Melodie, unaufdringliche Steelelemente, starke Akustik-, Slide- und E-Gitarren, hervorragender Gesang. Ein Song zum Dahinschmelzen.

Der Unterschied zu den ganzen B-Truppen. Die Lieder wirken leicht, haben Charakter und Wiedererkennungswert; ihre Liebe zum Genre ist in jeder Phase des Albums spürbar und nicht aufgesetzt. „5 Knuckle Shuffle“ und „Brings My Baby Down“, beide aus der Feder von Slide-Gitarrist Buzzy James, lassen keine Zweifel an seiner Sympathie für ZZ Top. Unnachahmlich, wie die Herren diesen cool-schwülen Slow-Boogies mit unerhörter Spielfreude Tribut zollen.

Auch vor Lynyrd Skynyrd wird sich nachhaltig verbeugt. Zum einen mit dem als Südstaaten-Blues gebrachten „Ode To Ronnie“. Lustigerweise setzt sich die erste Strophe ausnahmslos aus Titeln ihrer Heroes zusammen. Auch der Refrain ‚He was a simple man, they called him The Breeze, free as a bird, he made me believe‘ braucht wohl nicht weiter kommentiert werden.

Zum anderen wurde, ähnlich wie bei 38 Special damals auf „Rockin‘ Into The Night“ Dale Krantz, diesmal Skynyrd-Background-Dame Carol Chase im Duett bei „Never Been Any Reason“ die Chance gelassen, sich als Frontfrau darzustellen, was ihr auch prächtig gelingt. Alles in allem ein Werk, bei dem sich eine Perle an die andere reiht und das bei glasklarem und knackigem Sound. Also, Southern-Fans: Schnell zugreifen, solange diese CD noch vorrätig ist! Für mich stellt sich allerdings zum Schluss noch eine Frage. Jungs, wann taucht ihr eigentlich endlich mal in Deutschland auf?

Yessir Records(2003)
Stil: Southern Rock

01. Intro
02. Are You Living Your Dream
03. 5 Knuckle Shuffle
04. Everything’s Gonna Be Alright
05. Something To Say
06. Never Been Any Reason
07. Bag Full Of Pills
08. Fly Away
09. Ode To Ronnie (Lynyrd Skynyrd Tribute)
10. Brings My Baby Down
11. This Must Be Love

Bärchen Records

Laidlaw – The Foam Box Sessions – CD-Review

Lai

„Öfter mal was Neues“, nach diesem Motto scheint besonders Laidlaw-Führer Craig DeFalco sein musikalisches Leben zu bestreiten. „Revolution Is Coming“ heißt es auf Laidlaws drittem Album „The Foam Box Sessions“, dass unter der Regie von Joe Hardy (ZZ Top, Steve Earle) in Houston, Texas produziert wurde. Die bandinterne Revolution hatte aber wohl bereits im Vorfeld stattgefunden, mit dem Ergebnis, dass nicht wie beim letzten Mal nur der Sänger und Produzent, sowie Entdecker Nikki Six (übrigens Bassist von Mötley Crue) auf der Strecke blieben, sondern diesmal die gesamte restliche Truppe.

Übrig blieb Leader Craig DeFalco. Aber nicht nur personaltechnisch führt die DeFalco-Gefolgschaft ein bewegtes Leben, auch stilistisch hat man sich scheinbar einen ständigen Wandel auf die wehenden Fahnen geschrieben. Beim starken Debüt „First Big Picnic“ hieß noch 1999 die Maxime ‚Southern-orientierter Hard-Rock‘, die beim hervorragenden Nachfolger „Laidlaw“ von 2004 durch ‚Countryfizierten Southern-Rock‘ abgelöst wurde (sh. auch alten Artikel). Mittlerweile hat sich die Band wieder von den etwas ruhigeren Tönen abgewendet, und dem psychedelisch-southern-angehauchtem Retro-Rock zugewendet. So was muss man erst mal hinkriegen, aber hier wurden die stilistischen Übergänge dank hervorragender Musiker wirklich fließend gemeistert.

Das aktuelle Laidlaw-Line-Up gibt sich wie folgt. Robbie Locke – lead vocals; Brian Huffman – guitars, lap steel, mandolin, harp, bouzouki, background vocals; Eric Jarvis – bass, guitars, B-3 Organ, background vocals; Greg Hokanson – drums, background vocals. Ein Verdienst sicher auch von Sänger Robbie Locke, dessen Stimmlage sich von Ex-Frontmann Joey Pantera kaum unterscheidet, und der mit einer ebenso rotzig-dreckigen Röhre den recht aggressiv-kraftvollen Tönen seiner Mitstreiter bestens Paroli bietet. Ein merklicher Gewinn ist sicher Drummer Greg Hokanson, der mit teilweise maschinengewehrartigen Trommelwirbeln dem Sound der Band erheblich mehr Volumen und Power verleiht.

Die beiden Gitarristen setzen diesmal den Schwerpunkt weniger im Solo-Bereich (von denen es natürlich aber auch einige zu bewundern gibt), liefern sich jedoch in der wechselseitigen Untermalung mit psychedelischen-Retro-E-Riffs, wie einst Jimi Hendrix oder Jimmy Page ihre ständigen kleinen Duelle. Dafür präsentieren sie sich dann mal exklusiv an ihren Nebeninstrumenten wie DeFalco an der Dobro bei „Let Your Love Shine“ oder Huffman an der Harmonika beim texas-bluesigen Stomping-Rocker „Austin City Wendy“, beim Bouzouki-Intro von „Down So Long“ oder beim Mandolinen-Break von „Swan Song“. „Over the hills and far away there’s a whole lotta love…“ heißt es hier, und der Song ist wie schon beim letzten Mal bei „Ode To Ronnie (Lynyrd Skynyrd-Tribute)“ als titelbestückte Hommage an eine weitere Band gedacht, die als maßgeblicher Einflussgeber in ihrer Bio benannt ist, nämlich Led Zeppelin.

Weitere Bezugsgrößen gehen in Richtung Black Crowes, vielleicht ein wenig Lenny Kravitz beim recht überdrehten „War Machine“, und die zum Teil meditationsinspirierten Stücke wie „Open Up Your Mind“ und die abschließende sechs-minütige Ballade „A Little Time“ (starkes Mellotron-Intro und emotionale Streicherunterlegung von Joe Hardy), die im weitesten Sinne so ein wenig Flair von „Seagull“, dem Abschlussstück des einstigen Bad Company-Klassikers „Bad Company“ vermitteln.

Der Southern-Rock lebt dann vornehmlich in den melodischen, aber ebenfalls auf recht hohem Tempo beweglichen Songs wie „Sunshine Woman“ (schönes E-Break) oder „Nascar Superstar“ (klasse Slide-Gitarren). Nach einer wirklich sehr powervollen Dreiviertelstunde muss man selbst nach der oben erwähnten Abschluss-Ballade erst mal tief durchatmen, die Band ging wirklich ein enormes Tempo. Die Scheibe bietet höchstes Musikniveau und ist sowohl für die härtere Fraktion als auch für Anhänger klassischer, im Dunstkreis befindlicher o.a. (Retro-)Rock-Bands durchaus als antestenswerte Alternative zu empfehlen.

Der neben Southern Rock schwerpunktmäßig (New-) Country-liebende Autor des Artikels möchte allerdings nicht verheimlichen, dass ihm die zweite Scheibe aufgrund ihrer ruhigeren und insgesamt melodischeren Art nach seiner persönlichen Definition besser gefallen hat als „The Foam Box Sessions“, und er vor allem die bis dato immer verwendeten, tollen weiblichen Backs vermisst. Aber wer weiß, was Craig DeFalco, alias Laidlaw demnächst wieder für Überraschungen in petto hat, die nächste Revolution kommt bestimmt…

Yessir Records (2006)
Stil: Rock / Southern Rock

01. Intro
02. Revolution Is Coming
03. Let Your Love Shine
04. Open Up Your Mind
05. Swan Song (Tribute To Led Zeppelin)
06. War Machine
07. Sunshine Woman
08. Austin City Wendy
09. Nascar Superstar
10. Are You Living Your Dream
11. Down So Long
12. A Little Time

Bärchen Records

Stoney LaRue – Velvet – CD-Review

Weich und geschmeidig ist an Stoney LaRues neuem Album „Velvet“ eigentlich nur der rotfarbene Samtüberzug des Digipacks (von daher lohnt es sich in jedem Fall hier eine physikalische Version zu erwerben) und vielleicht noch der wunderschöne, entspannte Titeltrack am Ende des Albums. Ansonsten ist „Velvet“ keine leichte Kost (eher anspruchsvoller Roots-Stoff), Red Dirt–Anhänger werden sogar vermutlich damit ihre Schwierigkeiten haben, denn unter diesem ‚Label‘ hat der ursprünglich aus Taft, Texas stammende 34-jährige Stoney LaRue ja seinen musikalischen Weg vor sechs Jahren (sein Debütwerk hieß sogar „The Red Dirt Album“) angetreten.

Es folgte noch ein in dieser Szene quasi als Muss aufgenommenes Live-Dokument im Kulttempel Billy Bob’s Texas (DVD/CD), ansonsten tauchte LaRue in der Zwischenzeit eher als Co-Writer und Gastmusiker bei befreundeten Interpreten wie z.B. bei Brandon Jenkins grandiosem „Brothers Of The Dirt“-Longplayer auf (LaRue war irgendwann von Texas nach Stillwater, Oklahoma gezogen und traf sich meist im dortigen Yellow House mit besagtem Brandon Jenkins, Jason Boland, Cody Canada und Mike McClure zu regelmäßigen Sessions).

Sein neues Werk „Velvet“ beinhaltet nur noch Red Dirt-Fragmente. Lediglich das locker dahinfließende „Look At Me Fly“ (flockige Gitarrenuntermalung, Fiddleeinlagen, E-Slide-/Fiddle-Solo-Kombi), im Stile der Randy Rogers Band, kann man als klassischen Song dieser Sparte ‚identifizieren‘, ansonsten begibt sich LaRue deutlich in rootsige Americana-Gefilde, vermutlich auf eine beschränkte Kategorisierung seiner Person pfeifend.

Das ist mutig und risikoreich zugleich, zeugt in diesem Fall aber vom Anspruch des Künstlers, sich weiterzuentwickeln. Auf diesem Werk geht es spürbar darum, hochwertige Musik abzuliefern, als um irgendwelche Rücksichten im kommerziellen Sinne. Die Stücke stammen alle aus der gemeinsamen Feder von Stoney und Mando Saenz, lediglich an „Wiregrass“ war Adam Hood beteiligt. Beide Co-Writer sind ebenfalls eigenständige Singer/Songwriter aus dem Roots-/Americana-Dunstkreis.

Da zudem ein elitärer Musikerkreis wie bestehend aus u.a. Randy Scruggs (Sohn von Bluegrass-Legende Earl Scruggs), Glenn Worf, Chad Cromwell, Glen Duncan, Jim Hoke (alles bekannte Nashville-Studiomusiker), Fred Eltringham (mittlerweile Drummer bei den Wallflowers), Oran Thornton, Ian McLagan und Kevin Webb zur Einspielung des Werkes gewonnen werden konnte, war ein anspruchsvolles, filigranes musikalisches ‚Gebräu‘ eigentlich vorprogrammiert.
Stücke wie „Travellin‘ Kind“ (klasse Harmoniegesänge von Nashville-Diva Lee Ann Womack), „Has Been“ (steelbetont) und „Way Too Long“ (ein recht fröhlicher Song, mit einer kirmesartig gluckernden Orgel) könnten alle auch gut auf Neil Youngs akustisch motivierte und dominierte Alben passen.

Lieder der Marke „Wiregrass“ (ziemlich düster, swampig, mit markanten, an die frühe Marshall Tucker Band erinnernden Querflöteneinlagen von Jim Hoke), das recht monoton verlaufende „Scarecropper“ (rauer, recht bluesig stampfender Gitarrenrhythmus, quäkende Mundharmonika, filigrane Akustikgitarre) und das (wie der Titel schon andeutet) mit teilweise sirenenartigen Fiddlepassagen bestückte „Sireens“ sind auch für mich recht schwer verdaulicher, aber höchst anspruchsvoll instrumentierter Stoff. Man merkt den Musikern den Spaß beim Experimentieren richtig an. Etwas aus der Reihe fällt „Te Amo Mas Que La Vida“, ein recht euphorischer, mit Akkordeon unterlegter Tex-Mex-Schunkler, passend zum Tequila-Genuss in der Tapas-Bar.

Am Ende darf man sich aber dann aber doch beim längsten Track und Namensgeber der CD „Velvet“ in absoluter Wohlfühlatmosphäre laben. Eine wunderbare, sehr melodische und auch dezent melancholische Ballade. Klasse hier die vorzüglichen Backs von Aubrie Sellers und Sarah Buxton. Mein persönlicher Favorit eines Longplayers, den man nur an ganz bestimmten Tagen hören kann.

Stoney LaRue hat seine bisherige Klientel mit „Velvet“ zunächst erst mal auf eine harte Probe gestellt, dafür aber ein höchst anspruchsvolles und hochklassig instrumentiertes Album mit Ecken und Kanten abgeliefert. Der Bursche scheint auf Experimentierfreudigkeit und Weiterentwicklungsfähigkeit gepolt zu sein. Man darf auf sein nächstes Werk gespannt sein.

B Side Music Group (2011)
Stil: Red Dirt

01. Dresses
02. Wiregrass
03. Look At My Fly
04. Travelin‘ Kind
05. Sharecropper
06. Sirens
07. Te Amo Mas Que La Vida
08. Has Been
09. Way Too Long
10. Velvet

Stoney LaRue
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Tracy Lawrence – Strong – CD-Review

Law

Tracy Lawrence hat schon etliche CDs veröffentlicht und muss sicherlich mit zu den Urgesteinen der New-Country-Szene gezählt werden. Jede Menge Anerkennung hat er sich damit ohne Zweifel erarbeitet, zum Superstarstatus eines Garth Brooks oder Tim McGraw hat es bisher aber nicht gereicht.
Ein wichtigen Schritt in diese Richtung dürfte er allerdings jetzt mit seinem neuen Album „Strong“ gemacht haben. Das Werk hat kaum Aussetzer, dafür aber jede Menge hitverdächtige Songs. So hat sich auch die erste Singleauskoppelung „Paint Me A Birmingham“ bereits in den Country-Billboard-Charts (Platz 4) eingenistet.

Insgesamt gesehen drängt sich mir ein Vergleich mit Chris Cagles letzter Scheibe förmlich auf, auch wenn Tracy bei „Strong“ den Fokus komplett auf Fremdkompositionen gesetzt hat, dies aber mit sehr viel Bedacht. Ähnlich wie bei Cagle präsentiert er seinen Mix aus knackigen Mid- und Uptempo-Nummern und kraftvollen Balladen mit viel Herzblut und man spürt, wie er mit Leib und Seele bei der Sache ist.

Und so brennt dann auch direkt bei den beiden Eröffnungsstücken der Lawrence. „It’s All How You Look At It“ und „Strong“ haben alles, was ein guter New-Country-Song braucht: Rockiger Rhythmus, sparsame Fiddle-, Steel- und Pianoeinlagen, dezente Backgrounds und klasse E-Gitarren.
Die druckvollen Sachen wie „Everywhere But Hollywood“ und „What The Flames Feel Like“ (erinnert an „It’s All In Your Head“ von Diamond Rio) zählen zu meinen weiteren Favoriten. Toll auch die Hillbilly-Honkytonk-Tanznummer „Sawdust On Her Halo“, das mit seinen Steel-Passagen ein wenig Pirates Of The Mississippi-Charakter aufweist.

Nach dem locker flockigen „Think Of Me“ glaubt man sich schon bei der abschließenden Ballade „The Questionnaire“ in aller Ruhe entspannt zurücklehnen zu können, da durchrüttelt einen gegen Ende ein plötzlich einsetzender Schlagzeugwirbel und ein gigantisches Gitarrensolo, das im Genre seines Gleichen suchen dürfte.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Als Rezensent eines Musikmagazins und der damit verbundenen inflationären Hörtätigkeit von CDs ist man mangels Zeit zum Teil der Gefahr einer oberflächlichen Bewertung ausgesetzt (gerade im New-Country-Bereich), allerdings bemühe ich mich, dies in der Regel zu vermeiden. Deshalb erscheinen mir gerade die Anfangs- und Endstücke eines Werkes in kommerzieller Hinsicht die wichtigsten zu sein, weil diese doch am meisten im Ohr hängen bleiben. Und auch in diesem Punkt hat Mr. Lawrence somit alles richtig gemacht, das Spannungsbarometer erstreckt sich jedoch, wie bereits anfangs erwähnt, über die gesamte Spieldauer.

Eine tolle Scheibe, die ganz sicher zu den Highlights des Jahres 2004 zählen wird, oder wie der Amerikaner es einfach sagen würde: „Strong“!

DreamWorks Records Nashville (2004)
Stil: New Country

01. It’s All How You Look At It
02. Strong
03. Stones
04. Paint Me A Birmingham
05. Everywhere But Hollywood
06. A Far Cry From You
07. Bobby Darwin’s Daughter
08. What The Flames Feel Like
09. Sawdust On Her Halo
10. When Daddy Was A Strong Man
11. Think Of Me
12. The Questionnaire

Tracy Lawrence
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Danni Leigh – A Shot Of Whiskey & A Prayer – CD-Review

Dan

Wow! Was für eine heiße Frau, dachte ich, als sie mir das erste Mal mit ihrem Videoclip zu „Honey I Do“ in der Sendung Country Roads begegnete. Nicht nur ein knackiger Song, sondern auch das Äußere nicht minder ansprechend! Mein Interesse war geweckt, aber es sollte noch einiges an Zeit vergehen, bis diese Scheibe in meinem Besitz landen sollte.

Zunächst suchte ich die CD in den zwei, drei einschlägigen hiesigen Läden, die recht gut mit New-Country-Musik ausgestattet sind, jedoch Fehlanzeige. Auch bei Bärchen Records weit und breit nichts von Danni Leigh zu lesen. Die Gründe dafür sind allerdings in den recht unglücklichen Umständen zu suchen, unter denen das Werk entstanden war, denn es wurde mehrfach gecancelt oder verschoben, bis Sony sich letztendlich bereit erklärte, es im Rahmen ihres ‚Fan-Demand-Projekts‘ zu veröffentlichen.

Danni Leigh wurde in Strasburg, Virginia, einer kleinen Stadt in der Nachbarschaft ihres Idols Patsy Cline geboren. Mit drei Jahren singt sie schon zum ersten Mal solo in der heimatlichen Kirche. Ihren ersten Job nimmt sie mit sechzehn Jahren in einem Plattenshop an und endeckt ihre Vorliebe für Reiten und Motorradfahren. Gerade mal 19 geworden, führt sie ihr Weg nach Orlando, Florida und sie singt für gerade anbietende Countryband im Umkreis, mit mehr oder weniger Erfolg.

Erwähnenswert vielleicht Auftritte mit und der Artimus Pyle Band. Sie entschließt sich letztendlich nach Nashville zu gehen und nimmt dort einen Job als Kellnerin im legendären Bluebird Cafe an, in dem die ansässige Musikerszene ein und aus geht. Danni beginnt einige Songs zu schreiben, unter anderem „I Want To Feel That Way Again“, das mit ihr als Co-Writerin für Tracy Byrd zu einem Top-Five-Hit wird, und sich 28 Wochen in den Charts hält. Cafebesucher Michael Knox von Warner vermittelt ihr den ersten Plattendeal bei Decca Records. Die Firma wird kurze Zeit später im Rahmen heute üblicher Fusionen geschluckt und damit platzten auch zunächst Dannis Hoffnungen.

Ihr Kämpferherz wird aber dann doch noch belohnt und sie erhält bei Monumental Records eine weitere Chance unter der Regie von Emory Gordy jr. (Patty Loveless) und Richard Bennett. Nach zwei Singleauskoppelungen und recht mäßigem Erfolg in den Radiostationen wird das Werk erneut verschoben, bis Sony wie bereits erwähnt, den langersehnten Traum zur Realität werden ließ. Mittlerweile tauchte die Kurzkritik auch bei Jürgen Thomä auf, in der Mrs. Leigh als weiblicher Dwight Yoakam bezichtigt wird, was mich widerum eher abschreckte.

Vor einigen Wochen bei einem Einkaufsbummel im Oberhausener Centro hielt ich die CD dann doch noch in den Händen. Der riesige Laden total überfüllt, sämtliche Kopfhörer ebenso. Links und rechts Kids, die sich reichhaltig mit Techno- und Hip-Hop-Müll eingedeckt hatten und denen eine Scheiss-Egal-Haltung, was das Geschehen hinter ihnen anging, auf die Stirn geschrieben zu sein schien. So wählte ich die Position hinter einem Mann, ungefähr in meinem Alter, der schon gerade begonnen hatte, zwei, für die Zivilisation so wertvolle Dinge wie Bravo-Doppel-CDs zu hören, und dies dann aber auch mit stoischer Ruhe tat.

So verbrachte ich erstmal die Zeit mit dem wunderschön anzuschauenden Cover – die Frau ist echt unglaublich attraktiv – aber nach mehr als einer Viertelstunde und ersten mordlüsternen Blicken meinerseits, kam ich dann doch noch in den Genuss, mir einen kurze Kostprobe ihres Werkes zu verschaffen. Und so kamen Danni und Daniel dann doch noch zusammen.

Die Songs selber sind eine recht bunte Mixtur jenseits aller kommerziellen Pfade. Drohende, zur Introvertiertheit neigende Passagen, ala Dwight Yoakam, werden immer wieder durch plötzliche Tempowechsel oder peppige Country-Rock’N’Roller mit viel Drive abgelöst. Dazu nette Gitarrenparts, viel Steel und einiges an Fiddelei, das Übliche halt, was zu einer schönen New-Country-CD gehört.

Ihre Stimme erinnert mich teilweise, bei einigen Liedern, an die von Janis Joplin. Meine persönlichen Favoriten sind die absolute Killerballade „Can’t Build A Better Love, Honey I Do“ und die Barroomballade „Back In Your Arms Again“. Gerade bei den langsamen Stücken hält sie recht gut die Balance und driftet nicht in das mir so verhasste Geheule mancher anderer Country-Ladies.

Fazit: Ein Album, bei dem letztendlich auch die musikalische Qualität das hält, was die Optik von vorne herein eh schon verspricht. Manko die knappe halbe Stunde zum damaligen Preis von 36 DM.

Sony Music (2001)
Stil: New Country

01. Chain Gang
02. Longnecks, Cigarettes
03. Trying To Get Over You
04. Watcha Gonna Do
05. Shiver Of Lonesome
06. Honey I Do
07. Little Things
08. Can’t Build A Better Love
09. I Don’t Feel That Way Anymore
10. Back In Your Arms Again
11. Cruel Heart

Danni Leigh
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Aaron Lewis – The Road – CD-Review

Sowohl der YouTube-Clip des Songs „Forever“ aus Aarons Lewis‘ im letzten Jahr veröffentlichten Solo-Album „The Road“ als auch sein kontrovers diskutierter Gesang aufgrund seines Mitwirkens in einer Grunge Band namens Staind hatten mich neugierig gemacht. Glücklicherweise hatte Bärchen Records die Scheibe auch noch in seinem Programm, sodass die Motivation zu einem Review angeheizt war.

Jetzt liegt mir sein Werk vor und ich bin von diesem bis an den Hals tätowierten Redneck-Typen (so einen möchte man bei Handgreiflichkeiten sicher nicht auf der Gegenseite haben…) ziemlich positiv überrascht. Ich habe mir parallel natürlich auch diverse Beispielsongs mal von Staind angehört, wo Lewis sich vokal dann auch tatsächlich zum Teil in ganz anderen Sphären bewegt.

Bei normalem Gesang finde ich die Stimme für die Art von Musik durchaus okay und würde sie irgendwo zwischen Metallicas James Hetfield und Nickelbacks Chad Kroeger ansiedeln (also alles andere als schlechte Referenzen), das zwischenzeitliche Gebrülle gehört zum Genre und Stil der Band vermutlich mit dazu, empfinde ich auch als weniger gelungen. Auf dem Country-Album meint man dann tatsächlich, ein ganz anderer Mensch stünde da hinterm Mikro. Als stimmliche Vergleichsgrößen fallen einem hier spontan eher Leute wie Charlie Daniels, Billy Ray Cyrus, Bobby Pinson oder Bill McCorvey (Pirates Of The Mississippi) ein.

Lediglich einmal, ganz kurz bei der schönen, ansonsten sehr melancholisch gehaltenen Ballade „Anywhere But Here“, geht er im Staind-Stil (allerdings viel gemäßigter) aus sich heraus und lässt, so hat man den Eindruck, den im Text beschriebenen Frust lauthals heraus. Wirkt hier sogar richtig authentisch. Widersprechen muss ich dem Kollegen in meinem Gesamtfazit auf jeden Fall, dass dieser Mann eine stimmliche Fortbildung benötigt. All das bisher Formulierte weist eher auf eine recht hohe vokale Variabilität hin, und gerade für’s Country-Parkett ist der Mann fast wie geschaffen.

Die Songs von „The Road“ sind alle bis auf einen (nur das patriotische „Red White & Blue“ stammt nicht von ihm – ist aber nicht der Skynyrd-Song) von Ihm selbst komponiert (übrigens ist Lewis als Songwriter auch schon Grammy-nominiert gewesen) und überwiegend sehr traditionell angesiedelt. Im Vergleich zum Rest ist lediglich die Single „Endless Summer“ fast überschwänglich fröhlich gestaltet. Sie hat aufgrund ihrer eingängigen Art und dem schönen Refrain das Zeug zu einem New Country-Hit oder zumindest für gesteigerte Radio-Präsenz.

Ansonsten behandelt Aaron die typischen Country-Themen, wie die Straße, Erlebnisse aus dem Musikerleben, Einsamkeit, Trinken, verlorene Chancen, Probleme mit Frauen und sich selber, etc. Die Texte sind im eingesteckten Booklet des DigiPaks mitgeliefert. Und bei „Granddaddy’s Gun“ outet er sich beileibe nicht als potenzieller Unterstützer von Obamas Plänen, die Macht der Waffenlobby einzuschränken. So sind’se halt, die Amis – scheint irgendwie genetisch bei ihnen verankert zu sein – einfach unbelehrbar und bekloppt, was dieses Thema betrifft!

Ich bin zwar im Prinzip nicht der traditionelle Country-Typ, aber hier stimmt einfach das Gesamtpaket. Vor allem die beteiligten, durchgehend exzellenten Musiker, u. a. besonders zu erwähnen, Brent Mason an der Bariton-E-Gitarre, Ben Kitterman an der Dobro und Paul Franklin an der Steel-Gitarre zeigen bei glasklarer, moderner Produktion von Lewis und Veteran James Stroud (in den Achtzigern mal Mitglied der Marshall Tucker Band) ihr außergewöhnliches Können. Gerade Masons famoses Gitarrenspiel hat so etwas wie Lehrbuchcharakter. Wahnsinn, was der an Soli und Fill-Arbeit im Zusammenwirken mit Sol Littlefield leistet.

Nicht zu vergessen nochmals Lewis‘ perfekt zu den Songs passende Stimme zu erwähnen – 1a! Was seine Qualitäten im Country-Genre angeht, muss ich Aaron Lewis für „The Road“ somit eine Meisterleistung attestieren. Nachschlag hier in jedem Fall erwünscht, weiter rumgegrowlt darf dann ruhig bei seinem Staind-Projekt werden – und alle sind glücklich…!

Blaster Records, Warner Music Nashville (2012)
Stil: New Country

01. 75
02. The Road
03. Endless Summer
04. Red, White & Blue
05. Lessons Learned
06. Forever
07. Granddaddy’s Gun
08. State Lines
09. Anywhere But Here
10. Party In Hell

Aaron Lewis
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