Michael Lee Firkins – Yep – CD-Review

Ich glaub, ich steh im Wald! So oder so ähnlich geht es einem nicht nur nach Betrachten des Fantasy-Art-Covers von Michael Lee Firkins‘ neuer CD „Yep“. Da posiert er mit seinem Lieblingsgerät innerhalb eines solchen vor einem monumentalen Baumstamm. Nein, auch musikalisch fühlt man sich in eine sumpfige Waldlandschaft irgendwo im tiefen Süden der Staaten versetzt, aus der von irgendwo swampige Jam Rock-Töne erklingen. In einer auftauchenden Lichtung erblickt man eine alte Holzhütte, auf deren Veranda diverse Boxen, Verstärker, Kabel, eine mit Bierdosen gefüllte Kühltruhe sowie diverse herumstehende Whiskeyflaschen zu erkennen sind.

Inmitten dieses einsamen, ungestörten Ambientes haben sich vier langhaarige Typen etwas reiferen Alters mit ihren Instrumenten gemütlich im Kreis zusammengesetzt und erzeugen in entspannter Atmosphäre die vernommenen, in diesem suggerierten Zusammenhang schon fast ein wenig mystisch erscheinenden Klänge. Es handelt sich dabei um Herrn Michael Lee Firkins, den Hauptprotagonisten dieses Werkes, samt seiner Mitstreiter Chuck Leavell, Andy Hess und Matt Abts, unseren Lesern allseits bekannt durch ihr Mitwirken in diversen Superbands wie den Allman Brothers, Rolling Stones, Black Crowes oder Gov’t Mule, etc.

Michael Lee Firkins‘ bisherige musikalische Vita besteht, genau wie ihr recht unregelmäßiger Verlauf, aus einem Sammelsurium von ziemlich unterschiedlich gestalteten Werken. Einig ist man ist sich in der Kritikerschaft, dass er zu der Spezies der außergewöhnlich guten Gitarristen gezählt werden kann. Das bekannte Magazin ‚Guitar For The Practicing Musician‘ bezeichnete ihn mal als ‚One of the most influential Players of the next ten years‘. Aber auch sein Gesang (mit viel Southern-Soul in der Stimme) kann sich hören lassen, wie sein neues Album „Yep“ eindeutig beweist.

Die eingespielten Kollegen Abts und Hess bilden das gewohnt starke Rhythmus-Fundament für solche Art von Musik. Abts passt sein Drumming der jeweiligen Situation perfekt an, Hess muss mit seinem Tieftöner gegen die geballte Kraft der anderen natürlich im Hochleistungspumpmodus anzupfen. Aber wo er zugange ist, braucht man sich eigentlich nicht zu sorgen, dass da nicht was Vernünftiges zustande kommt.

Chuck Leavell bedient das Piano eher dezent und ist mehr auf das Betätigen der Orgel fixiert. Er bildet hier, gerade was das Solieren betrifft, das ergänzende Element zu Michaels Gitarrenvariationen. Heimlicher Star ist auf diesem Album eindeutig eine Telecaster, die zur Resonator-Gitarre modifiziert wurde, auf der Firkins vom Dobro-ähnlichen bis zum elektrischen Sliden herkömmliches E-Spiel bis zu seinen berühmten Schredder-Einlagen so einiges anstellt. Das ist teilweise richtig furios.

Im 7½-minütigen swampigen Opener „Golden Oldie Jam“ spiegelt sich dann sofort auch so ziemlich alles, was man in der Folgezeit an instrumentellen Finessen geboten bekommt, wider. Klasse bluesig-souliger Gesang, satter Rhythmusteppich durch Abts und Hess, Akustik- und E-Slides, schön gurgelnde Leavell-Orgel, markanter Refrain, Tempowechsel, E-Gitarren-/Orgel-Schlagabtausch im Gov’t Mule/Allman-angehauchten Jam-Teil, dazu durch Firkins eingestreute HT-Pianountermalungen. Klingt wie live im Studio eingespielt.

Ergänzende Einflüsse zu den aus der Vergangenheit der Musiker resultierenden Erfahrungen bei o. a. Bands, sind Southern Rock-Combos wie Lynyrd Skynyrd, Laidlaw („Cajun Boogie“) oder Outlaws („Standing Ovation“ – herrlich hier Michaels Hughie Thomasson-Gedächtnis-Strat-Solo) in ihren Anfangstagen anzuführen. Aber auch klassische Rockbands wie bluesige Whitesnake (zu ihrer „Ready An‘ Willin'“-Phase) bei „No More Angry Man 2“ oder Led Zeppelin mit ihrer psychedelischen Note bei „Out Of Season“ schimmern immer wieder durch. Trotzdem darf auch die jederzeit melodische Ausrichtung fast aller Tracks nicht unerwähnt bleiben.

Grandios die beiden in Slow Blues-Manier gebrachten, ebenfalls wieder über sieben Minuten währenden „Long Day“ und das, wie eine Hommage an den verstorbenen Jeff Healey klingende „Last Call“, bei denen sich die ganze Power der beteiligten Klassemusiker entlädt (toll immer wieder der Dialog zwischen Firkins‘ Gitarrenzaubereien und Leavells Tastenvariationen). Das Ende mittels „The Cane“ bestreitet Firkins dann im Alleingang. Sein Gesang klingt verzerrt wie durch ein Megaphon, er spielt sowohl Bass als auch Drums. Herrlich hier seine rasiermesserscharfen Slides.

Michael Lee Firkins‘ neues Werk „Yep“ hält, was die Konstellation der hochkarätigen Musiker an Erwartungshaltung mit sich bringt. Ein Freudenfest für Southern-, Jam- und Blues-Rockfreunde zugleich, die auf, von filigraner Gitarrenarbeit dominierte Musik der etwas ausgiebigeren Art stehen. Weit über eine Stunde Gesamtspielzeit sprechen zusätzlich für sich. Die Frage nach der Empfehlbarkeit der Scheibe kann von daher mit einem eindeutigen ‚Yep, We Can!‘ beantwortet werden.

Magnatude Records (2013)
Stil:  (Southern) Jam Rock

01. Golden Oldie Jam
02. Cajun Boogie
03. No More Angry Man
04. Standing Ovation
05. Long Day
06. Wearin‘ Black
07. Out Of Season
08. Take Me Back
09. Last Call
10. No More Angry Man (Part 2)
11. The Cane

Michael Lee Firkins
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Bärchen Records

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