Michael Lee Firkins – 01.04.2016, Café Steinbruch, Duisburg – Konzertbericht

Historischer Moment! Gestern Abend durften ca. 60 Leute inkl. meiner Wenigkeit erleben, wie der Gitarrenkünstler Michael Lee Firkins im Café Steinbruch zu Duisburg, das erste Mal eine Bühne in Deutschland betrat. Der 1967 geborene, aus Omaha, Nebraska, stammende langmähnige Musiker offerierte dabei sein Können zusammen mit dem ebenfalls langhaarigen und vielbeschäftigten Bassisten Barend Courbois (u.a. Blind Guardian, Mike Tramp, Zakk Wylde), sowie dem Langbartträger (dafür keine Haare auf dem Kopf) Chris Siebken am Schlagzeug.

Das Trio eröffnete pünktlich um 20:30 Uhr mit dem von Gregg Allman komponierten „Dreams“, das sich in der Umsetzung auch an der atmosphärisch/psychedelischen Allman Brothers-Version anlehnte und nicht in der furiosen Hatchet-Abwandlung präsentiert wurde. Junge, Junge. Was man so aus einer Stratocaster oder einer Telecaster/Dobro-Kombi alles an Tönen und Klängen rausholen kann – unglaublich! Ob im Slideform, rockig, country-, southern-, fusion-, jazz-mäßig oder gar hawaianisch – Firkins‘ filigrane Fingerfertigkeit an seinem Arbeitsgerät war schon beeindruckend. Erst recht wenn man sie quasi in zwei Meter Abstand, direkt vor der Nase serviert bekommt, einfach toll.

Und so spielte sich das Trio durch einige Instrumentals wie „Big Red“ oder „Deja Blues“, weitere gelungene Cover-Versionen von ZZ Tops „Cheap Sunglasses“ und Hendrix‘ „Voodoo Child“ und Stücke wie „Golden Oldie Jam“ und das Southern-rockige „Cajun Boogie“ von Michaels letztem und aktuellen Album „Yep“.

Wie schon auf diesem Werk, bewies er auch live, dass er einen durchaus passablen Sänger abgibt. Der Tieftöner-Workaholic Barend Courbois (spielt laut Michaels Auskunft so ca. 300 Gigs pro Jahr) und der kraftvoll agierende Drummer Chris Siebken bereiteten dem sympathischen Protagonisten stilsicher den passenden Rhythmusteppich für seine vielen quirligen Soli.

Satte zwei Stunden Spielzeit, inklusiv zweier Zugaben, gingen wie im Fluge vorüber. Eine absolut gelungene Deutschland-Premiere von Michael Lee Firkins in der ‚Dunkelkammer‘ Café Steinbruch, der sich über den positiven Zuspruch seiner Audienz auch sichtlich freute. Wer noch nichts Besseres vor hat, sollte die Gelegenheit, bei einem, seiner noch bis zum 7. April währenden Konzerte in unseren Gefilden, am Schopfe packen und hingehen. Es lohnt sich! Michael Lee Firkins – um es mal im Facebook-Jargon auszudrücken – gefällt mir!

Michael Lee Firkins
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Café Steinbruch Duisburg

Michael Lee Firkins – Yep – CD-Review

Ich glaub, ich steh im Wald! So oder so ähnlich geht es einem nicht nur nach Betrachten des Fantasy-Art-Covers von Michael Lee Firkins‘ neuer CD „Yep“. Da posiert er mit seinem Lieblingsgerät innerhalb eines solchen vor einem monumentalen Baumstamm. Nein, auch musikalisch fühlt man sich in eine sumpfige Waldlandschaft irgendwo im tiefen Süden der Staaten versetzt, aus der von irgendwo swampige Jam Rock-Töne erklingen. In einer auftauchenden Lichtung erblickt man eine alte Holzhütte, auf deren Veranda diverse Boxen, Verstärker, Kabel, eine mit Bierdosen gefüllte Kühltruhe sowie diverse herumstehende Whiskeyflaschen zu erkennen sind.

Inmitten dieses einsamen, ungestörten Ambientes haben sich vier langhaarige Typen etwas reiferen Alters mit ihren Instrumenten gemütlich im Kreis zusammengesetzt und erzeugen in entspannter Atmosphäre die vernommenen, in diesem suggerierten Zusammenhang schon fast ein wenig mystisch erscheinenden Klänge. Es handelt sich dabei um Herrn Michael Lee Firkins, den Hauptprotagonisten dieses Werkes, samt seiner Mitstreiter Chuck Leavell, Andy Hess und Matt Abts, unseren Lesern allseits bekannt durch ihr Mitwirken in diversen Superbands wie den Allman Brothers, Rolling Stones, Black Crowes oder Gov’t Mule, etc.

Michael Lee Firkins‘ bisherige musikalische Vita besteht, genau wie ihr recht unregelmäßiger Verlauf, aus einem Sammelsurium von ziemlich unterschiedlich gestalteten Werken. Einig ist man ist sich in der Kritikerschaft, dass er zu der Spezies der außergewöhnlich guten Gitarristen gezählt werden kann. Das bekannte Magazin ‚Guitar For The Practicing Musician‘ bezeichnete ihn mal als ‚One of the most influential Players of the next ten years‘. Aber auch sein Gesang (mit viel Southern-Soul in der Stimme) kann sich hören lassen, wie sein neues Album „Yep“ eindeutig beweist.

Die eingespielten Kollegen Abts und Hess bilden das gewohnt starke Rhythmus-Fundament für solche Art von Musik. Abts passt sein Drumming der jeweiligen Situation perfekt an, Hess muss mit seinem Tieftöner gegen die geballte Kraft der anderen natürlich im Hochleistungspumpmodus anzupfen. Aber wo er zugange ist, braucht man sich eigentlich nicht zu sorgen, dass da nicht was Vernünftiges zustande kommt.

Chuck Leavell bedient das Piano eher dezent und ist mehr auf das Betätigen der Orgel fixiert. Er bildet hier, gerade was das Solieren betrifft, das ergänzende Element zu Michaels Gitarrenvariationen. Heimlicher Star ist auf diesem Album eindeutig eine Telecaster, die zur Resonator-Gitarre modifiziert wurde, auf der Firkins vom Dobro-ähnlichen bis zum elektrischen Sliden herkömmliches E-Spiel bis zu seinen berühmten Schredder-Einlagen so einiges anstellt. Das ist teilweise richtig furios.

Im 7½-minütigen swampigen Opener „Golden Oldie Jam“ spiegelt sich dann sofort auch so ziemlich alles, was man in der Folgezeit an instrumentellen Finessen geboten bekommt, wider. Klasse bluesig-souliger Gesang, satter Rhythmusteppich durch Abts und Hess, Akustik- und E-Slides, schön gurgelnde Leavell-Orgel, markanter Refrain, Tempowechsel, E-Gitarren-/Orgel-Schlagabtausch im Gov’t Mule/Allman-angehauchten Jam-Teil, dazu durch Firkins eingestreute HT-Pianountermalungen. Klingt wie live im Studio eingespielt.

Ergänzende Einflüsse zu den aus der Vergangenheit der Musiker resultierenden Erfahrungen bei o. a. Bands, sind Southern Rock-Combos wie Lynyrd Skynyrd, Laidlaw („Cajun Boogie“) oder Outlaws („Standing Ovation“ – herrlich hier Michaels Hughie Thomasson-Gedächtnis-Strat-Solo) in ihren Anfangstagen anzuführen. Aber auch klassische Rockbands wie bluesige Whitesnake (zu ihrer „Ready An‘ Willin'“-Phase) bei „No More Angry Man 2“ oder Led Zeppelin mit ihrer psychedelischen Note bei „Out Of Season“ schimmern immer wieder durch. Trotzdem darf auch die jederzeit melodische Ausrichtung fast aller Tracks nicht unerwähnt bleiben.

Grandios die beiden in Slow Blues-Manier gebrachten, ebenfalls wieder über sieben Minuten währenden „Long Day“ und das, wie eine Hommage an den verstorbenen Jeff Healey klingende „Last Call“, bei denen sich die ganze Power der beteiligten Klassemusiker entlädt (toll immer wieder der Dialog zwischen Firkins‘ Gitarrenzaubereien und Leavells Tastenvariationen). Das Ende mittels „The Cane“ bestreitet Firkins dann im Alleingang. Sein Gesang klingt verzerrt wie durch ein Megaphon, er spielt sowohl Bass als auch Drums. Herrlich hier seine rasiermesserscharfen Slides.

Michael Lee Firkins‘ neues Werk „Yep“ hält, was die Konstellation der hochkarätigen Musiker an Erwartungshaltung mit sich bringt. Ein Freudenfest für Southern-, Jam- und Blues-Rockfreunde zugleich, die auf, von filigraner Gitarrenarbeit dominierte Musik der etwas ausgiebigeren Art stehen. Weit über eine Stunde Gesamtspielzeit sprechen zusätzlich für sich. Die Frage nach der Empfehlbarkeit der Scheibe kann von daher mit einem eindeutigen ‚Yep, We Can!‘ beantwortet werden.

Magnatude Records (2013)
Stil:  (Southern) Jam Rock

01. Golden Oldie Jam
02. Cajun Boogie
03. No More Angry Man
04. Standing Ovation
05. Long Day
06. Wearin‘ Black
07. Out Of Season
08. Take Me Back
09. Last Call
10. No More Angry Man (Part 2)
11. The Cane

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