Matt Schofield – 27.07.2017, Blue Notez, Dortmund – Konzertbericht

Matt-Haupt

Da wir uns im Moment, zumindest was die von präferierte Live-Musik angeht, so ein wenig in einem kleinen Sommerloch befinden, passte es natürlich ganz hervorragend, dass es dem Blue Notez Club, der ja auch für sein ausgewogenes und anspruchsvolles Programm bekannt ist, gelungen war, den exzellenten britischen, Awards-dekorierten Gitarristen Matt Schofield wieder nach Dortmund zu locken.

Zudem habe ich mich gefreut, mal wieder mit unserem Fotografen Peter Schepers, der ja quasi im Blue Notez ‚zu Hause‘ ist, einen gemeinschaftlichen Konzertbericht zu erstellen. Matt und seine Mitstreiter Drummer Jamie Little, Bassist Carl Stanbridge sowie Tastenmann Dan Moore eröffneten um 20.15 Uhr ihren am Ende etwas über 100 Minuten dauernden Gig (inklusive einer Zugabe) mit dem groovigen Opener „What I Want Hear“, der Dank Moores Orgelspiel auch ein wenig Allman-Flair aufwies.

Matt, der übrigens vor fünf Jahren schon einmal an gleicher Stelle aufgetreten war, ließ die Organisatoren sich über eine prall gefüllte Location freuen. Ich habe bei meinen bisherigen Besuchen im Blue Notez auch noch nicht so viele Besucher schon zu Einlass-Beginn vor der Pforte stehen sehen. Die Band legte mit „Live Wire“ direkt ein starkes Stück nach, auch hier schwebte dezente Südstaaten-Luft mit, den Song könnte man sich durchaus auch im Warren Haynes-Umfeld vorstellen.

Als eines seiner persönlichen Lieblingsstücke in einem Greatest Hits-Programm, ohne wirklich je einen Greatest Hit gehabt zu haben, bezeichnete der Protagonist den Slowblues (sehr schön sperrig gespielt) „See Me Through“. Schofield zeigte natürlich nicht nur hier mit seinen vielen brillanten Soli, warum er etliche Male zum besten britischen Gitarristen ausgezeichnet wurde.

Aber auch ein harmonisch agierendes Kollektiv scheint ihm ungeheuer wichtig zu sein. So durften sich seine Mitspieler, die er auch immer wieder zwischendurch vorstellte, bei „Siftin‘ Thru Ashes“ zum ersten Mal mit integrierten Solo-Parts ihr Können präsentieren. Das im Stile der großen Blues-Meister wie Albert Collins & Co recht retro gebrachte „I Don’t Know What I’d Do“ und das knackige, claptoneske „Ship Wrecked“ waren die nächsten Stationen.

Was ein guter Sänger im Blues Genre wert ist, zeigte sich dann beim Gastauftritt von Jay Stollman, der dem Quartett bei zwei Tracks (u. a. „Don’t Take Advantage Of Me“) am Frontmikro assistierte. Toll sein energiegeladener und emotionaler Gesang (aus meiner Sicht eigentlich sogar fast mehr für’s Hard Rock-Genre prädestiniert), der mich ein wenig an Chris Ousey erinnerte. Stollman erwies sich als echter Zusatz-Farbtupfer.

„Where Do I Have To Stand“ war dann das absolute Highlight des Gigs. Matt brillierte in zwei intensiven filigranen E-Gitarren-Solo-Passagen auf seiner stark beanspruchten Stratocaster, wobei ich Klänge von David Gilmour bis hin sogar zu Ted Nugent zu entdecken glaubte. Toll, was der Mann alles auf seinem Arbeitsgerät abzuliefern weiß.

Zum Ende gab es noch ein Instrumental mit erneutem Solieren aller Beteiligten, wobei hier Jamie Littles percussion-artiges Agieren mit den Händen zu Beginn des Drum-Solos ordentlich Eindruck machte und eine retro-bluesige Zugabe, mit der Matt Schofield und seine Mannen die restlos begeisterte Audienz auf den Heimweg verabschiedete. Natürlich nicht, bevor am Merchandising-Stand, dann noch alle Autogramme und Fotografie–Wünsche erfüllt wurden. Insgesamt ein sehr starker Abend im Blue Notez, in der Matt tolle Werbung für den Blues Rock und nicht zuletzt auch in eigener Sache ablieferte. Klasse!

Line-up:
Matt Schofield (lead vocals, electric guitar)
Dan Moore (keys)
Carl Stanbridge (bass, vocals)
Jamie Little (drums)
Jay Stollman (guest lead vocals)

Bilder: Peter Schepers
Bericht: Daniel Daus

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Blue Notez Dortmund

Mark Gillespie & Band – 08.04.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Während 99,99% der Dortmunder vermutlich – angesichts der ergreifenden Tuchel-Klopp-Rührstücks vom Vorabend – noch damit beschäftigt waren, sich des nicht enden wollenden Tränenmeers ihrer zutiefst geröteten Augen zu entledigen, fanden ein paar Unentwegte, samt einiger Auswärtiger wie mir, den Weg in das schöne Jugendstil-verzierte Musiktheater Piano, um sich Kommerz-, Doping- und Wettbetrugs-freier Kultur hinzugeben.

Der Vollblut-Entertainer mit der eigenwilligen Straßenmusiker-Vita, Mark Gillespie, hatte sich angesagt. Ein Garant für lebensnahe, humorvolle und stilsichere Unterhaltung! Das Piano, war für einen Freitag Abend enttäuschender Weise somit nur halb belegt, durch die fast optimale Verteilung des untereinander auf Tuchfühlung bedachten Publikums, wirkte der Saal aber irgendwie trotzdem ganz gut gefüllt.

Ich selbst bin nicht der große Gillespie-Experte und habe ihn an diesem Freitag zum ersten Mal live erlebt. Ich kannte im Vorfeld einzig und allein nur seine starke Live-DVD, wo ich sofort von seiner Stimme, seinem Charisma und den versierten Mitmusikern fasziniert war. Auch die lässig und relaxt groovende melodische Mucke mit ihrem dezenten Southern Soul-Flair war mir auf den Leib geschnitten.

Der ‚Boy from Manchester‘ wie sich Mark am Ende des Gigs selbst bezeichnete, präsentierte auf seiner aktuellen ‚Circle Of Life‘-Tour ausschließlich Stücke aus seinem eigenen Fundus. Er selbst bewies naturgemäß mit Gesang, Gitarre, Percussion via Tambourine und mitgebrachtem ‚Spielzeug‘ (O-Ton Gillespie), einem Roland Handsonic Percussion Pad, seine variablen Fertigkeiten.

Als Unterstützung hatte er die Rhythmusfraktion, bestehend aus Drummer Klaus Tropp und Frank Höfliger am Bass, den Keyboarder Olaf Roth sowie den mit E-Gitarre und Trompete beeindruckenden Burghard Mayer, an seiner Seite stehen. Wie im Vorfeld bereits vermutet, fehlte leider der von mir, bei solcher Art von Musik so geliebte weibliche Background-Gesang, was der aber insgesamt guten Vorstellung nicht abträglich war.

Das Quintett eröffnete mit dem atmosphärisch groovenden „Take To The Skies“ und dem Trompeten-bestückten „Chasing The Moon“. Im folgenden Verlauf offerierten Gillespie & Co. eine bunte Mischung an Tracks wie „April Sun“, „I Believe“, „The Road“, dem jazzigen „I Miss My Mommy“ (inkl. Soli aller Beteiligten),“Whatever That Means“ (mit leichtem Bon Jovi „Dead Or Alive“-Touch) und Sachen wie „So Beautiful“ (schönes Piano-Solo), „Easy“, dem rockigen „Don’t Know What To Do“ (mit quirilgem E-Solo von Mayer) bis hin zum, den Hauptset abschließenden, wieder ein wenig jazzig servierten Paradestück „Supersonic Sunday“.

Zwischenzeitlich fand Gillespie immer wieder Gelegenheit, über Dinge wie u. a. die richtige Aussprache seines Namens, die Mühen und Nöte im digitalen Zeitalter, die Entwicklung seiner beiden Töchter von Engeln zu Teenager-Teufelinnen, zu witzeln. Schön war auch zu erfahren, wozu er so allem fähig wäre, wenn man ihm seine Arbeitsgrundlage entziehen würde.

Im üppigen Zugabenteil ließen die Protagonisten, auf Publikumswunsch hin, zwischen dem melodisch groovenden „Give It Time“, dem passend in rot-grün-gelb beleuchteten launigen Reggae-Schunkler „Don’t Mess Around“, wo Mark auf seinem ‚Spielzeug‘ solierte, und dem von ihm allein zelebrierten melancholischen „The Light At The End“, nochmals das Stimmungsbarometer in verschiedene Richtungen pendeln. Beim finalen letztgenannten Stück stellte Mark witziger Weise, seine Bandkollegen ausgiebig vor, ohne dass sie auf der Bühne anwesend waren.

Nach knapp 2 ¼ Stunden intensiver und authentischer Musik (erinnerte mich insgesamt so ein bisschen an Chris Rea) verabschiedete sich der britische Allroundmusiker, um mit seinen Mannen in der Nacht noch pünktlich das Hotel in Osnabrück zu erreichen, wo am folgenden Abend schon der nächste Auftritt ansteht. Für mich persönlich, der ja eigentlich anderen Musik-Präferenzen unterliegt (es hätte gern etwas Southern-angehauchter sein dürfen), war es eine schöne angenehme Unterhaltung zum Abschluss einer langen Arbeitswoche.

Achja, und ich habe übrigens für den Gillespie-Gig doch glatt einen so herausragenden Klassiker wie RW Ahlen gegen den einzig wahren Fußball-Verein dieser Welt, Rot-Weiss Essen, sausen lassen…

Mark Gillespie
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Musiktheater Piano