Doyle Bramhall II, 06.11.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Doyle Bramhall II zum zweiten Mal in diesem Jahr im Musiktheater Piano in Dortmund! Nachdem er bereits im Juni im schönen Club gespielt hatte, überraschte er Jenny Dore wohl mit dem Angebot, jetzt noch mal einen Zwischenstopp an der Lütgendortmunder Straße tätigen zu wollen.

An diesem nasskalten November-Abend musste allerdings auch der prominente Texaner, der ja immerhin von Leuten wie Roger Waters oder Eric Clapton als Gitarrist gebucht wird, zur Kenntnis nehmen, dass es mitten in der Woche, nur sehr schwer bei uns ist, richtig viele Leute vom heimischen Sofa wegzulocken. Die Zuschauerzahl hätte wie letzte Woche schon bei Laurence Jones, bei solch einer Qualität, doch gerne etwas höher ausfallen dürfen.

Mit 20-minütiger Verspätung kam das Trio auf die Bühne. Nach kurzem Warmspielen zum psychedelisch angehauchten Opener „Love & Pain“ ließ es der wieder recht egozentrisch, introvertiert und wortkarg rüberkommende Protagonist (so hatte ich ihn auch bei meinem ersten Besuch in Erinnerung), zunächst mit Tracks wie „Mama Can’t Help“, „November“, „Everthing You Need“ oder „Searching For Love“ recht melodisch angehen.

Der neue Drummer Tony Leone ist ja ähnliche Charaktere von der Chris Robinson Brotherhood gewohnt und auch Bramhalls konstanter Mitstreiter Adam Minkoff (mit Haaren wie Schafswolle auf dem Kopf), der wieder durch seine Vielseitigkeit glänzte (Keys und Bass, einmal sogar gleichzeitig) und diesmal stärker bei den Vocals eingebunden war, scheinen den Protagonisten bei seinem filigranen Gitarrenwirken ziemlich gelassen hinzunehmen.

Ab dem Hendrix-Cover „Izabella“ und spätestens mit dem Stooges-Song „I Wanna Be Your Dog“ wurde es ziemlich psychedelisch, jammig, teilweise punkig (auch bei „Green Light Girl“ als Abschluss des Hauptteils) und für meine Gehörgänge oft zu frickelig und technisch. End-60er-/Anfang-70er-Rock-affine Leute, die wohl auch die größte Gruppe unter den Anwesenden darstellten, werden demnach ganz gut auf ihre Kosten gekommen sein. Auch Doyle hatte in dieser Phase zumindest ab und zu Spass in den Backen und lächelte kurzzeitig in Richtung seiner Begleitmusiker. Er ließ sich sogar mal zu einer Ansage wie „What day is it?“ hinreißen.

Erst mit den Zugaben, dem weiteren Hendrix-Klassiker „Angel“, der allerdings mit zunehmender Dauer im Gitarrenpart auch sehr kräftig aufbrauste und dem atmosphärischen „So You Want It To Rain“ (Bramhall temporär mit dezentem Southern-Spiel), wurde der Gig wieder wieder etwas gemäßigter beendet. Ich persönlich hätte mir mal ein zwei Stücke aus seiner Arc Angels-Zeit gewünscht, aber es geht ja hier nicht um meine Befindlichkeiten.

Immerhin ließ der Meister sich dann am Merchandising-Stand sehen, und wirkte da eigentlich ganz herzlich, weniger unnahbar als auf der Bühne und erfüllte ganz gelassen Autogramm- und Fotowünsche (u. a. auch einen schönen großformatigen Schnappschuss des Kollegen Mangold). Insgesamt also ein qualitativ hochwertiger musikalischer Abend (Doyle spielt schon toll Gitarre), der aber eher dem Charakter einer ‚Vorlesung‘ für Musikstudenten von einem in sich gekehrten Lehrmeister glich. Für eine packendere Stimmung und mehr Begeisterung an einem nasskalten ungemütlichen Mittwoch-Abend in der Arbeitswoche muss man ein Publikum letztendlich doch deutlich mehr mitnehmen.

Line-up:
Doyle Bramhall II (lead vocals, electric guitar, vocals)
Tony Leone (drums, vocals)
Adam Minkoff (bass, keys, vocals, lead vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Doyle Bramhall II
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Laura Cox – Burning Bright – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Nach dem 2017 erschienenen „Hard Blues Shot“ gibt es jetzt das zweite Album der jungen Französin. „Burning Bright “ ist schwer in ein bestimmtes Genre zu kategorisieren, da sie mit ihrer Band mehrere Musikstile im neuen Material aufgreift. Was aber klar zu erkennen ist, dass sie ohne große Schnörkel in der Rockmusik der alten Hard Rock-Bands ihre stilistischen Mittel findet.

Im Songwriting findet sie dabei die Unterstützung ihres Gitarristen Mathieu Albiac, der spieltechnisch auch auf Konzerten in den letzten Jahren eben in der beschriebenen Sparte von Musikern zuzuordnen ist.

Wie schon auf der Tour erlebt, als Cox und Band weitaus härter zu Werke gingen, als vor etwa zwei Jahren, macht mit „Fire Fire“ ein stampfender Hard Rocksong den Auftakt, der bei Deep Purple-Fans, gemeint sind die aus den Anfangszeiten, mit Sicherheit für Entzücken sorgen wird. Ähnlich rockend geht es mit „Bad Luck Blues“ weiter.

Mit „Last Breakdown“ und „Looking Upside Down“ nehmen die Franzosen den Fuß vom Gaspedal und landen im Mainstream. Dass Laura Cox auch ein Herz für den Southern Rock hat (in Rheinberg spielte sie beispielsweise ja auch „Simple Man“), offeriert sie hier auch gesanglich im balladesken „Just Another Game“, wobei die Gitarren-Soloparts, z. T. slidend, nicht so ausufernd, sondern dezenter daherkommen, als bei manchen Southern-Vertretern.

„Here’s To War“ ist wieder ähnlich dem Stil der Rockladys in den 90er Jahren und mit „Freaking Out Loud“ lässt die Französin, wie es der Titel verspricht, wieder ordentlich krachen, was in „As I Am“ seine Fortsetzung findet.

Etwas ruhiger wird es mit den Südstaaten-umhauchten „River“, dem es vielleicht gut getan hätte, wenn sie und Albiac die Zügel von ihren Gitarren genommen hätten und, wie live in ihren Songs erlebt, ein Gitarrengewitter abgebrannt hätten.

Den Abschluss macht passend für das Album das balladeske „Letters To The Otherside“. Insgesamt ist Laura Cox mit Band ein ansprechendes Album gelungen, das sich gut durchhören lässt, aber innerhalb des Songmaterials sowohl klassische Härte aber auch Mainstream aufweist, wobei Mainstream nicht schlecht sei muss.

Wenn man im Nachgang das neue Album und das letzte Konzert, in dem Sie schon neues Material spielte, vergleicht, zeigt sich, dass Laura Cox mit ihren jetztigen Mitstreitern eher Livemusiker sind, wo dem Studiomaterial im Konzert noch etwas Würze beigegeben wird und der Mainstream aus den Songs geschossen wird.

Line Up:
Laura Cox – Vocals, Guitar, Lap Steel, Banjo
Mathieu Albiac – Guitar
Francois C. Delacoudre – Bass
Antonin Guerin – Drums

Earmusic (Edel) (2019)
Stil: Rock

Tracklist:
01. Fire Fire
02. Bad Luck Blues
03. Last Breakdown
04. Looking Upside Down
05. Just Another Game
06. Here’s To War
07. Freaking Out Loud
08. As I Am
09. River
10. Letters To The Otherside

Laura Cox Band
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Neil Young & Crazy Horse – Colorado – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass Neil Young mit seiner eigentlichen Stammband Crazy Horse ein Studioalbum aufnahm. In der Besetzung von Crazy Horse hat sich mittlerweile eine markanteVeränderung ergeben. Für den Gitarristen Sampedro ist nun Nils Lofgren wieder an Bord, der schon zu Beginn der Achtziger Jahre im Tour-Line-up der Band war.

Mit dem Opener „Thinking Of Me“ begibt sich Young stilistisch wieder in die countryeske Zeit der späten siebziger Jahre. Harmonischer Gesang, akustische Gitarren und begleitende Mundharmonika lassen wieder das Feeling dieser Ära aufkommen und wird insbesondere die Fans der Alben wie „Harvest“, „Zuma“ oder den ersten Teil von „Rust Never Sleeps“ hellhörig werden lassen.

Die Idylle des Country ist aber mit „She Showed Me Love“ erst einmal beendet. Der für das Ensemble typische Gitarrensound mit z. T. stampfenden Rhythmus knüpft nahtlos an damalige Glanzzeiten an und zeigt, dass Young mit den Jahren seiner mittlerweile über 50-jährigen Musikerkarriere nichts an Klasse eingebüßt hat. Schön in diesem Song auch der harmonische Background Gesang von Lofgren und die für Young typisch abgehakt wirkende Solospielart.

„Olden Days“ nimmt wieder etwas Dampf aus dem Kessel. Leicht balladesk vorgetragen, bringen Crazy Horse hier einen sehr melodischen Song.

„Help Me Lose My Mind“ offeriert einen scheinbar zerrissenen Young. Wütende Gesangspassagen wechseln mit melodischen Refrains und wilde Soli des Meisters unterstützen die Thematik des Songs, in dem Young scheinbar flehentlich um Hilfe für sich bittet, wenn er den Verstand verliert, was hoffentlich nicht so schnell passiert, wenn man dabei an die enorme Kreativität des gebürtigen Kanadiers denkt.

Dem eher düsteren Vorsong lässt Young mit „Green Is Blue“ ein sehr harmonisches Stück folgen, bei dem er sich in seiner typischen Art am Piano begleitet.

Wer Neil Young kennt, weiß, dass er immer zu aktuellen Weltgeschehen Stellung bezieht. Das hart vorgetragene „Shut It Down“ kommt fast wie das wütende Plädoyer eines Staatsanwalts her, der die anklagt, welche die Zerstörung der Umwelt mit zu verantworten haben.

Fast träumerisch kommt dagegen „Milky Way“ her, wo auch die elektrischen Gitarren eher reduziert eingesetzt werden und so ein sehr harmonischer, eher ruhiger Track entsteht. Thematisch geht es bei „Eternity“ ähnlich weiter. Neil Young am Piano, die anderen Instrumente sehr zurückhaltend eingesetzt, wird die Ewigkeit und den Zug der Liebe beschrieben.

In „Rainbow Of Colours“ mit getragene Gesangspassagen und melancholisch gespielte Harmonien beschreibt Young in der für ihn typischen Art kritisch die alten USA.

Im abschließenden „I Do“, einem sehr ruhiges Lied erscheint die Stimme des Kanadiers fast zerbrechlich und man könnte den Eindruck haben, er würde um das Resümee einer Beziehung gehen.

„Colorado“ ist ein insgesamt starkes Neil Young & Crazy Horse-Album, auf dem Young wieder einige seiner Facetten zeigt. Nicht so brachial wie zu Zeiten nach „Live Rust“, aber immer noch dynamisch, legt er mit Crazy Horse einen weniger psychedelischen Nachfolger zu „Psychedelic Pill“ hin, der aber beweist, dass Crazy Horse noch lange nicht gezähmt ist.

Ein Werk, dass in keiner Neil Young-Sammlung fehlen sollte. Dies nicht nicht nur der Vollständigkeit halber, sondern der erfrischenden Qualität der scheinbar unendlichen Ideen des Youngschen Songwritings geschuldet. Es bleibt zu hoffen, dass die Formation noch einmal den Weg über das große Wasser macht, um den Fans in Europa auch dieses neue Material live zu präsentieren.

Line Up Crazy Horse:
Neil Young – lead vocals, guitars, piano, vibraphone, harp
Nils Lofgren – guitars, vocals, harmonium
Ralph Molina – drums, vocals
Billy Talbot – bass, vocals

Reprise Records (Warner) (2019)
Stil:  Rock

Tracklist:
01. Thinking Of Me
02. She Showed Me Love
03. Olden Days
04. Help Me Lose My Mind
05. Green Is Blue
06. Shut It Down
07. Milky Way
08. Eternity
09. Rainbow Of Colors
10. I Do

Neil Young
Oktober Promotion

The Magpie Salute – High Water II – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Etwa ein Jahr nach „High Water I“, bringen Magpie Salute nun mit „High Water II“ den damals schon angekündigten Nachfolger. Die nahtlose Fortsetzung liegt auch daran, dass ein Teil der Songs schon damals mitproduziert wurden, aber Rich Robinson sich bewusst entschied, diese erst auf „High Water II“ zu veröffentlichen.

Mit „Sooner Or Later“ ist ein rasanter Eröffnungstrack ausgewählt worden, der der insbesondere im Mittelpart psychedelische Elemente aufweist, vom Songwriting aber durchaus eine Nähe zu den Black Crows erkennen lässt. Geschrieben ist das Stück, wie auch ein Großteil des Materials, von Robinson und John Hogg, die auch für das erfrischende groovende „Gimme Something“ verantwortlich sind.

Stilistisch ähnlich ist das folgende „Leave It All Behind“, welches nach der Tour für „High Water II“ komponiert wurde und zweideutig gesehen werden kann. Bisher ist noch keine weitere Tour der Magpie Salute geplant.

„In Here“ beginnt mit einem Intro, dass an die frühen Neil Young and Crazy Hourse-Phase erinnert. Mag es an der Begeisterung Robinsons für Gretsch Gitarren sein, die auch Young benutzte und, von der er eine Signature-Gitarre ‚Magpie‘ entwickelte?

Mit „You And I“ wird es sehr melodisch, leicht melancholisch und countresk. Diese Gangart setzt sich auch in „Mother Storm“ fort wobei Hoggs Stimme natürlich eine Abgrenzung darstellt.

Bei „A Mirror“ wird wieder leicht auf’s Gaspedal getreten, um den für mich stärksten, sehr emotionalen Track „Lost Boy“, geschrieben von Marc Ford und Robinson, nachzuschieben. Ein Countrysong mit Unterstützung durch Alison Krauss, die neben der Geige auch gesanglich der Band beiwohnt. Das folgende Stück könnte vom Songwriting und der Präsentation her eventuell dem verlorenen Sohn, dem zu früh verstorbenen David Bowie, gewidmet sein.

„Turn It Around“ hätte auch gut in die Zeit von „Lets Dance“ Phase gepasst. In „Life Is A Landslide“ sind auch Elemente des Vorgängers zu erkennen aber Robinson und Kumpanen bewegen sich in Richtung Southern Rock, um mit „Doesn`t Really Matter“ letztendlich wieder bei den Wurzeln Robinsons zu landen, die im psychedelischen umwobenen Bereich des Genres liegen. Das bluesige „Where Is This Place“ bildet den starken Abschluss eines insgesamt würdigen Nachfolgers von „High Water I“.

Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise der Band gehen wird. Anders als bei Part I, ist noch kein dritter Teil oder eine Tour zur Promotion angekündigt. In der Präsenz dieses Albums „High Water I“ wäre es auf jeden Fall schön, Magpie Salute auch wieder auf deutschen Bühnen zu sehen.

Mascot Records/Provogue (2019)
Stil: Jam Rock

01. Sooner Or Later
02. Gimme Something
03. Leave It All Behind
04. In Here
05. You And I
06. Mother Storm
07. A Mirror
08. Lost Boy
09. Turn It Around
10. Life Is A Landslide
11. Doesn’t Really Matter
12. Where Is This Place

The Magpie Salute
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Another Dimension

Mike Tramp & Band Of Brothers – 13.10.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Wir als Kinder der Endsiebziger/-achtziger Musikjahre sind auch als Southern Rock-Fans natürlich nicht an so mancher Poser-Rockband der damaligen Zeit vorbeigekommen. Und manche Interpreten haben bis heute ihre Sympathien hinterlassen, ich denke da an so Acts wie Little Caesar, Cinderella, Thunder & Co.

Auch der Fronter von White Lion, Mike Tramp, ist so ein Fall. Dessen Werdegang habe ich seitdem auch immer wieder sporadisch im Blick gehalten, seine Soloalben, die ich zur Kenntnis bekam, gefielen mir ausnahmslos gut.

Jetzt ergab sich die Gelegenheit, den gebürtigen Dänen, mal im schönen Musiktheater Piano, live unter die Lupe zu können. Er firmiert mittlerweile unter dem Namen Mike Tramp & Band Of Brothers und hat mit dem starken Lead-Gitarristen Henrik Berger, dem schlaksigen Bassisten Claus Langeskov und dem nicht nur wüst aussehenden Drummer Jakob Rønlov, tolle Mitmusiker um sich versammelt.

200 Zuschauer – für einen Sonntag Abend ein stattlicher Besuch  trotz parallelem Spiel der Frankfurter Fußballmafia – wollten sich den Auftritt des charismatischen Fronters nicht entgehen lassen.

Der punktete schon direkt bei der Begrüßung mit „Ein schönes guten Abend!“ und wusste mit vielen Anekdoten zu den Songs, die immer wieder in einem deutsch durchmischten Englisch dargeboten wurden, im Auditorium für Erheiterung zu sorgen.

Zum Piepen allein schon die Story zu „Broken Heart“, als Mike nach einer Rückkehr von Plattenaufnahmen (die, statt wie gewünscht, auf den Bahamas, in Frankfurt stattfanden – da geriet schon am Flughafen die Abholung, als man mit ‚White Tiger‘ begrüßt wurde, zur Farce) auch noch Yngwie Malmsteen, bei seiner Frau im eigenen Hause überrascht hatte, als dieser wohl gerade nicht an seiner Gitarre rumgefrickelt hatte…

Tramp betonte auch immer wieder, dass er heute mit sich im Reinen sei, und dass er sein Leben viel gelassener sehe. Er möchte einfach nur er selbst sein, statt irgendwelchen Ansprüchen, welcher Art auch immer, hinterherzuhecheln.

Da Mike mit „Stray From The Flock“ ein neues Album am Start hat, gab es dann einen gelungenen Mix mit Sachen aus diesem Werk („Best Days Of My Life“ als Opener, „Homesick“, „No Closure“ und „Dead End Ride“), weiteren früheren Stücken aus seinem Solo-Repertoire (dem großartigen „High Like A Mountain“, „Trust In Yourself“, „Give It All You Got“), einen sporadischen Freak Of Nature-Ausflug (mit dem starken „What Am I) und vielen White Lion-Evergreens wie „Little Fighter“, „Lady Of The Valley“, „Hungry“, „Living On The Edge“ und „When The Cildren Cry“.

Mit dem Abschluss des Hauptteils, dem Golden Earing-Klassiker „Radar Love“ (sehr schön interpretiert, war zu Anfang gar nicht so leicht zu erkennen), hatte die ohnehin schon gute Stimmung, dann ihren Siedepunkt erreicht.

Angetan von der einzigartigen Piano-Location (O-Ton Tramp: „That’s Rock and Roll!“) und den, ihm die Treue haltenden Leuten, zelebrierte das Quartett noch „Coming Home“ mit furios eingeschobenen „The Boys Are Back In Town“ (Thin Lizzy)- und „Whole Lotta Love“ (Led Zeppelin)-Intermezzi und verabschiedete sich emotional mit dem, der Dortmunder Audienz gewidmeten „Farewell To You“, nochmals aus der Schlussphase der White Lion-Zeit.

Dank der hervorragenden Leistung der Band (bei 2 1/2 Stunden Spielzeit!) gab es eine nicht enden wollende Schlange am Merchandising-Stand, wo Tramp sich dann noch ausgiebig Zeit für seine Fans nahm, um Autogramm und Bildwünsche zu erfüllen.

Insgesamt einer der stärksten und stimmigsten Live-Auftritte, die wir in diesem Jahr erlebt haben, ein großes Kompliment an Mike Tramp und seine Band Of Brothers! Stay as you are!

Line-up:
Mike Tramp (lead vocals, acoustic and electric guitar)
Henrik Berger (electric guitar, vocals)
Claus Langeskov (bass, vocals)
Jakob Rønlov (drums, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Mike Tramp
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Them Dirty Roses – 12.10.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Der zweite Auftritt in Krefeld von Them Dirty Roses bescherte der Kulturrampe erneut ein ausverkauftes Haus. Nach dem schweißtreibenden Auftritt des letzten Jahres hatte sich die Band aus Nashville ja auch wärmstens für einen weiteren Konzertabend empfohlen.

Viele Besucher des ersten Konzerts sind daher wieder in die Rampe gepilgert. Einhellige Meinung nach der Show war, dass die Band nochmal einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat.

Nach einem kurzen, von Rückkopplungen geprägten Intro, ließen die Jungs mit dem starken „Grew Up In The Country“ direkt zu Beginn des Abends keinen Zweifel daran, aus welcher Richtung der (Southern-)Wind weht. Das Publikum ließ sich sofort mittreiben, sodass bereits nach den ineinander gespielten „Molly“ und „Wiskey In My Cup“ der Saal kochte.

„A Bad Hand“, das sich auf der Deluxe-Ausgabe der beiden EPs von Them Dirty Roses findet, heizte weiter ein. Auch die folgenden, bislang unbekannten Stücke funktionierten unglaublich gut und taten der Stimmung keinen Abbruch. Nach „You Can’t“ und dem melodiösen, mit Riffs a la Lynyrd Skynyrd versehenen „Sunday Drunk“ streute die Band mit „Black Magic Lady“ ein langsameres Stück ein.

Die Rampe hatte sich in der Zwischenzeit temperaturmäßig ganz schön aufgeladen. Ein verständnisvoller Gast spendierte der schwitzenden Truppe eine Runde, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Die zeigte sich vom Altbier begeistert und Gitarrist Andrew Davis hatte sichtlich Spaß am Plöp des Bügelverschlusses. Hier erwies sich die Rampe erneut als Forum interkulturellen Austauschs.

Die Band interagierte untereinander sowie mit dem Publikum prima. Auf der Bühne wurde gescherzt, die Besucher zum Klatschen oder Mitsingen animiert. „What Your Daddy Doesn’t Know“ gefiel mir daher noch besser als die Studioversion und auch der einprägsame Gesangspart des noch unveröffentlichten „Hate Me“ war schnell einstudiert.

Die kurzen Ansagen von Frontmann James Ford vor den Titeln haben das hohe Tempo des Konzerts nicht gestört, sondern erhielten den Fluss nahtlos aufrecht. Im späteren Verlauf übernahm Bassist Ben Crain mehrmals die Moderation, so bei dem nicht ganz jugendfreien „Back Seat Virgin“.

Them Dirty Roses spielten ihre Songs durchgängig mit viel Druck. Besonders im Gedächtnis blieb dahingehend das kraftvolle Schlagzeug-Intro zu „Trouble“ von Frank Ford. Der jüngere Bruder von James leitete zudem das letzte Drittel des Hauptsets durch ein Solo an Fellen und Becken ein, das von den Anwesenden ausgiebig bejubelt wurde.

Daneben fanden aber auch filigranere Passagen ihren Platz, wenn beispielsweise Gitarrist Andrew Davis seine Soli performte. Davon gab es einige während der Show. Die hatten, wie etwa bei „Songs About you“, genau die richtige Länge. Das heißt für mich, dass sie nicht ausuferten, sondern sich in den erkennbar bleibenden Song integrierten.

Das einzige Cover war „Mississippi Queen“ von Mountain. Ansonsten setzten „Them Dirty Roses“ einen Schwerpunkt auf ihre neuen Stücke, die voraussichtlich im März veröffentlicht werden. „The Good Life“ ist ein Hammer-Song, aber auch „Holy Roller“ entwickelt einen tollen Spannungsbogen. Nach der Bandvorstellung endete das neunzigminütige Set erdig rockend mit „Hits And Pills“.

Die jungen Männer ließen sich nicht lange bitten und legten ihre Southern-Hymne „Cocaine And Wiskey“ sowie das mit gemeinsamen Headbanging versehene „Shake It“ als Zugabe obendrauf. Haare flogen sowieso den ganzen Abend, sowohl auf, als auch abseits der Bühne. Ben Crain und Andrew Davis traten in einen Wettstreit, wer die interessantere Performance bietet. Das ist schwer zu entscheiden, da beide unheimlich unterhaltsam sprangen, kreisten, posten.

Es war ein besonderer Abend mit „Them Dirty Roses“, an dem sich Band und Publikum hervorragend aufgelegt zeigten. Frank Ford lobte im Gespräch nach dem Auftritt dann auch den Spirit, der in der Location herrschte. Für mich gehört die Show zu den absoluten Highlights dieses Konzertjahres.

Der Auftritt schürte zudem die Neugier auf das neue Album. Mittlerweile spielt die Band in einer Liga mit Robert Jon & The Wreck oder Hogjaw, die alle bei Teenage Head Music unter Vertrag stehen. Bei der nächsten Tour gehört die Band auf alle Fälle zu den Pflichtterminen für Southern Rocker.

Line-up:
James Ford (lead vocals, electric guitar)
Andrew Davis (electric guitar, vocals)
Ben Crain (bass, vocals)
Frank Ford (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Them Dirty Roses
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Corky Laing’s Mountain – 03.10.2019 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Schon beim Betreten des Konzertsaals im Piano fiel das direkt am Bühnenrand stehende Schlagzeug auf. Dies war aber auch nicht verwunderlich, da Drummer Corky Laing als letztes Gründungsmitglied des kanadischen Powertrios, das Vermächtnis der Band weiterleben lässt.

Schon zu Beginn zeigte sich, dass Corky nichts von seiner Dynamik verloren hat und er legte mit seinen beiden Mitstreitern direkt los wie die Feuerwehr. Beim Gesang wechselte er sich mit Basser Mark Mikel ab, während Gitarrist Richi Scarlett mit einer Klasse Hardrock-Gitarre glänzte.

Neben dem Musikalischen könnte Corky Laing auch als Entertainer glänzen. Zwischen den Songs erzählte er immer wieder Anekdoten dazu. In einer der ersten Ansagen kündigte Laing an, dass er das Publikum auf eine Zeitreise in die Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts mitnehmen wolle.

Mit „Travelin‘ In The Dark“ und „Theme From An Imaginery Western“ wurden direkt zwei Klassiker präsentiert und nach „Don’t Look Around“, erzählte Corky etwas über Mississippi und die Entstehung eines Songs mit der einläutenden Kuhglocke, um eine hart rockende Version von „Mississippi Queen“ nachzulegen, in der Scarlet mit einem rauen Gitarrenspiel begeistern konnte. Mit „Never In My Life“ blieben Mountain weiter auf dem Gaspedal.

Nachdenklich war die Geschichte, die Laing zu „Nantucket Sleighride“ erzählte. In einer Metapher verglich er das Schicksal von Walfängern, die den dicksten Fisch fangen wollten, aber letztendlich der See Tribut zollen mussten, mit dem Musikbusiness, wo nach Künstler, die hoch hinaus wollten, nie wieder kamen.

Mit einem Schmunzeln erwähnte er, dass es ihm nicht so ergangen ist, er sei ja heute noch hier. Diesen musikalischen Höhepunkt leitete stilgemäß Mikel mit einem Keyboard-Intro ein.

Danach verließen seine Mitstreiter die Bühne, Laing philosophierte weiter über Musiker und legte dann eine Coverversion von Dylans „Like A Rolling Stone“ hin. Teils schreiend, begleitete er sich selbst dabei nur am Schlagzeug. Danach kamen seine Begleiter wieder zurück und beendeten mit „For Yasgur’s Farm“ und „Sittin‘ On A Rainbow“ zunächst das Konzert.

Die leider für den Auftritt zu wenigen Besucher forderten allerdings lautstark Zugaben und die drei Recken ließen es sich nicht nehmen, mit dem Ten Years After-Klassiker „Going Home“ den passenden Rausschmeißer nachzulegen. Seinen Bezug zu dem Song und auch zu Woodstock erklärte Corky zuvor dem andächtig lauschenden Publikum.

90 Minuten Hard Rock aus den Siebzigern waren wie im Fluge vergangen und es war zu erkennen, dass Mountain ein zufriedenes Publikum zurück ließ. Nach der Show nahmen sich alle drei Musiker noch Zeit für einen Plausch mit dem Fans am Merchandising-Stand.

Ein Dank an Jenny und Thomas, sowie Onstage Promotions, dass sie den Zuschauern mit dieser Band noch einmal einen Blick auf die Musik aus der Woodstock-Zeit gewährleistet haben.

Line Up:
Corky Laing – Drums & vocals
Mark Mikel – Bass, keyboards, & vocals
Richi Scarlet – Guitars

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Corky Laing’s Mountain
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Musiktheater Piano
Onstage Promtion

Ryan McGarvey (und Manni Küsters) – Interview

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Nach dem Konzert ergab sich die Möglichkeit zu einem Interview mit Ryan McGarvey und Manni Küsters, im Backstagebereich des de Bosuil. Bemerkenswert war, mit welcher Gelassenheit und Ruhe, Ryan die Fragen beantwortete und auch Spaß an dem Gespräch hatte.

Sounds Of South: Hallo Ryan, schön dich hier in Weert zu sehen. Hinter dir liegen ereignisreiche Monate. Im Frühjahr sah ich dich auf zwei starken Konzerten im Schwarzen Adler/Rheinberg und im Musiktheater Piano/Dortmund, die beide für dich bekannte Locations waren. Vor etwa 2 Wochen gab es aber – glaube ich zumindest – ein Highlight in deiner Karriere. Schildere bitte deine Eindrücke von der Bluescruise und was du eventuell mit anderen Künstlern erlebt hast.
Ryan McGarvey: Das ist nicht ganz richtig. Schon 2010 war ich als ganz junger Künstler auf einer Bluescruise, damals von Miami ausgehend, dabei. Bei der diesjährigen Tour hatte ich aber einen anderen Status. Dennoch ist es schon beeindruckend neben so Topleuten wie Joe Bonamassa, Peter Frampton oder Kenny Wayne Sheperd über mehrere Tage praktisch, die Bühne zu teilen. Auch war es interessant bisher noch nicht so im Vordergrund stehende vielversprechende Bands zu erleben. Am Eindrucksvollsten für mich war allerdings der Auftritt und die Präsenz eines Peter Frampton. Mit seinen 71 Jahren hat er immer noch die Vitalität wie als junger Musiker auf seinen Platten und auch die Stimme ist wie damals. Es war schon ein tolles Gefühl einen Musiker zu erleben, der mich in meiner Jugend beeindruckt hat. Über die Qualitäten meiner Freunde Joe Bonamassa oder Kenny Wayne Sheperd braucht in diesem Zusammenhang praktisch nicht gesprochen zu werden. Es war großartig.

Sounds Of South: In deiner Band ist Logan Miles Nix an den Drums eine Art Konstante und begleitete dich auf den meisten Touren und Platten. Am Bass habe ich schon verschiedene Spieler gesehen. Erzähle etwas über die Zusammenarbeit und Besonderheiten. Ich denke da z. B. an Carmine Rojas der ja schon mit einigen Topstars gespielt hat. Ich erinnere mich an ein Konzert, wo Carmine aus dem Backstageraum durch die Kneipe ging, um dich für zwei Akustiksongs von hinten aus dem Publikum zu beobachten.
Ryan McGarvey: Zunächst zu Logan. Für mich ist er der perfekte Drummer, die absolute Nummer eins für die Band. Er spielt zu Hause noch in einer Band, die eher was in Richtung Heavy Metal macht. Er hat aber auch schon für andere Musiker Songs mit eingespielt. Am Bass gab es tatsächlich die meisten Veränderungen. Mit meinem alten Kumpel Artha Meadors habe ich glaube ich jetzt genau den passenden Mann für meine Art Musik zu machen gefunden. Die Arbeit mit Carmine hat mich mit Sicherheit sehr geprägt und er hat mir eine Menge Tipps gegeben. Er war ein ganz wichtiger Bestandteil der Band und hat mir auch menschlich sehr weitergeholfen.

Sounds Of South: Hast du je darüber nachgedacht, einen Keyboarder in deine Band einzubauen oder bleibst du konsequent bei deiner Dreierbesetzung?
Ryan McGarvey: Gedanken habe ich mir schon gemacht. Im Studio gab es schon den Einsatz eines Keyboarders. Mir persönlich gefällt es sehr gut, wenn bei bestimmten Songs auch das Keyboard als Instrument eingesetzt wird. Meiner Art. den Blues zu spielen, würde ein Keyboard aber eher Dynamik wegnehmen, weshalb ich eher weiter zu einem Powertrio tendiere. Für die nächste Platte plane ich aber einen mehr rockenden Einschlag. Da überlege ich, ob es nicht gut ist, einen zweiten Gitarristen zu integrieren, der mich unterstützt, dass ich mich auch auf die Gesangspassagen mehr konzentrieren kann.

Sounds Of South: Du hast schon mehrere Male im Schwarzen Adler in Rheinberg gespielt. Ich persönlich war seit der Eröffnung durch Ernst Barten sehr oft in der Kneipe, auf Partys und bei Konzerten. Nun hört Ernst auf und es ist fraglich, ob und wie es mit dem Adler weitergeht. Was gehst du mit solch einer Mitteilung um? Ich habe hier eine Tasse mit einem Konzertfoto und würde mich freuen, wenn du diese als Erinnerung für Ernst unterzeichnest.
Ryan McGarvey: (Nimmt die Tasse, begutachtet sie und meint dass es eine tolle Idee ist und zeichnet sie mit einer persönlichen Widmung) Es ist sehr schade, dass eine solche Kultstätte eventuell nicht mehr existieren wird. Ich persönlich spielte immer sehr gerne dort und mein Freund Joe Bonamassa hatte dort auch einige Male gespielt und sprach voller Begeisterung von einer Art Wohnzimmer für ihn. Ich würde mich freuen, wenn ein Weg gefunden wird, diese Location zu erhalten.

Sounds Of South: Nun aber zu deiner Zukunft. Gestern las ich, dass du beim Crossroads-Konzert von Eric Clapton dabei bist. Was hat das für dich für eine Bedeutung, neben zahlreichen ausgewählten Künstlern dabei zu sein.
Ryan McGarvey: Es ist für mich sogar das zweite Mal. Das erste Mal, gewann ich bei einem Kontest für Nachwuchsmusiker und ich dachte damals, es wäre das absolut Größte und nicht zu toppen. Diesmal macht es mich aber besonders stolz. Ich bin eingeladen, wegen dessen, was ich in meiner bisherigen Karriere geleistet habe. Es ist für mich etwas ganz Besonderes neben Topstars wie z. B. Doyle Bramhall II aufzutreten. Es ist für mich aber auch ein tolles Gefühl zu sehen, dass ich im Musiktheater Piano spiele und wenige Wochen später eben dieser große Musiker auch dort auftritt. Es ist schon phantastisch, wie sich alles in den letzten Jahren entwickelt hat.

Sounds Of South: In Deutschland haben Cover- und Tribute Bands viel Publikum. Wie denkst du über solche Bands oder Projekte?
Ryan McGarvey: (sehr nachdenklich) Gut, es schon machmal schwer nachvollziehbar, die Zuschauerzahlen zu vergleichen. Aber es gibt auch ein Publikum, dass gerne Party macht. Wichtig ist, dass die Musiker ihr Handwerk verstehen und sich dann eventuell mit eigenen Gedanken weiterentwickeln, wie es auch einige große Rockbands getan haben. Und manchmal ist es sogar so, dass das Cover sogar besser ist als das Original.

Sounds Of South:Was sind außer Musik deine Hobbies? Gibt es etwas was dich besonders entspannt?
Ryan McGarvey: (lacht) Musik ist für mich fast alles. Ich lebe für die Musik und mache auch so vieles drum herum wie Artworks. Musik zu machen ist für mich auch Entspannung. Meine Eltern wohnten in den Bergen New Mexikos; Angeln, Pferde und so, waren damals das, worum es sich drehte. Ich kann auch mal 1–2 Tage raus in die Natur, dann reicht es mir aber auch und ich muss zurück zur Musik.

Sounds Of South: Was hältst du von so kleinen Onlinemagazinen wie Sounds Of South, die weitgehend ohne kommerziellen Hintergrund arbeiten?
Ryan McGarvey: Ich persönlich halte die Arbeit für sehr wichtig, da die Leute alles mit Spaß machen und ohne Zwang ehrliche authentische Arbeit ablegen. Wenn ich vergleiche, wie vorbereitet du heute mit mir das Gespräch suchst, bin ich positiv überrascht. Ich erinnere mich an ein Interview mit einer größeren Zeitschrift, welches über Skype ablief und ich mich fragte, was diese Person überhaupt von mir will. Da wird man scheinbar manchmal nur als Nummer gesehen und das wars.

Sounds Of South:Danke Ryan für die Zeit die du dir genommen hast, ich hoffe der „Mystic Dream“ geht für dich weiter. Wir haben uns bestimmt nicht das letzte Mal gesehen und ich freue mich schon auf die nächste Tour und ein neues Album.

Nach dem Interview mit Ryan nahm sich auch Manny Küsters Zeit für ein sehr offenes und nettes Gespräch

Sounds Of South: Manny, was bedeutet dir die Zusammenarbeit mit Ryan?
Manni Küsters: Es hat sich über die Jahre, über das kommerzielle hinweg, eine wirklich freundschaftliche Beziehung entwickelt. Ryan ist ein besonderer Typ, sehr sympathisch, aber auch mit der einen oder anderen Ecke. Aber das gehört zum Mensch sein dazu. Er ist ein absolut begnadeter Gitarrist und wird weiter seinen Weg gehen, bei dem ich ihm gerne helfe. Vor einigen Jahren arbeitete ich auch mit einem gewissen Joe Bonamassa zusammen und habe ihn mit Sicherheit auch dazu angetrieben, was er jetzt erreicht hat.

Sounds Of South: Wie sehen jetzt die nächsten Schritte aus? Größere Locations auch durch die Präsenz auf der Bluescruise oder dem Crossroads Festival?
Manni Küsters: Das ist natürlich eine tolle Sache und erleichtert die Verhandlungen mit Veranstaltern. Ich erinnere mich, als damals zu Beginn der Karriere Ryans jemand auf mich zukam, Festivals in Europa zu suchen und Klubkonzerte zu planen. Damals war ich zunächst als Promoter zuständig und es hat mir einige Türen geöffnet, dass Ryan als Talent beim Crossroads Festival und einer Bluescruise auftrat. Heute sehe ich es ähnlich, dass sich daraus Chancen entwickeln, den nächsten Schritt zu machen. Für das nächste Jahr sind auf jeden Fall schon wieder Konzerte und Festivals in Europa fest eingeplant. Ich denke, dass auch das Musiktheater Piano in Dortmund wieder dabei sein wird.

Sounds Of South: Danke auch an dich Manni, dass du dir im engen Zeitplan die Muße für dieses sehr persönliche Gespräch genommen hast. Es war interessant, Hintergründe zu erfahren und ich freue mich schon auf das nächste Treffen.

Interview und Bilder: Gernot Mangold

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Rozedale – 27.09.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

RD-haupt

Nachdem mich Gernot unnachgiebig bearbeitet hatte, mal einem Live-Erlebnis des französischen Quintetts Rozedale beizuwohnen, ergab sich jetzt mit dem Gig im heimischen Schwarzen Adler, nun endlich die passende Gelegenheit dazu.

Der freute sich wie ein kleines Kind, als er bereits am Nachmittag einen kunstvollen Windfänger in Empfang nehmen konnte, den er beim Drummer der Band, Denis Palatin (der kann also nicht nur kräftig poltern, sondern sehr feinmotorisch mit den Händen arbeiten), bei einem früheren Auftritt, in Auftrag gegeben hatte. Zwei seiner Werke dienten auch links und rechts oben als Bühnendekoration.

Schade, dass sich im Gegensatz zum Auftritt in der Vorwoche von der Laura Cox Band das Verlangen bei einigen Stamm-Besuchern, handgemachten guten Blues Rock neuer junger aufstrebender Acts hautnah zu erleben, scheinbar anderen Interessen zum Opfer gefallen ist. Ein wenig mehr Resonanz hätte dem sich gerade im Umbruch befindlichen Adler-Geschehen (Übernahme durch eine potenzielle neu gegründete Genossenschaft), sicherlich einen weiteren positiven Schub geben können.

So hatten sich vielleicht gerade mal um die 50 Besucher zu Beginn des Wochenendes in Rheinbergs bekannter Musik-Kultstätte eingefunden. Die dürften sich allerdings über ihre gute Entscheidung innerlich selbst auf die imaginäre Schulter geklopft haben. Denn der Fünfer um seine beiden Leitfiguren Amandyn Roses (mich rein äußerlich und auch von ihrem Stimmvolumen an eine junge Wynonna erinnernd, passend zum Namen mit rosen-bedruckten Kleid auftretend) und Charlie Fabert, lieferte eine Gala-Vorstellung in Sachen Spielfreude, als auch gesanglichem und instrumentellem Können ab.

Während das erste Set mit Tracks wie „Racing At The Wheel“, „Smoking Gun“, „Fireplace“, der flotten „Nutbush City Limits“-Adaption, dem proggigen „Soul Posession“, dem Freddie King Instrumental-Standard “ Hideaway“, „The Sun Won’t Rise Today“ und der überragenden Akustik-Performance beim viel gecoverten „I’ll Take Of You“ (grandioser Gesang von Roses, Fabert in Manier eines Akustikgitarren-Wizards) noch einem Abtasten zwischen Band und Auditorium glich (das Adler-Publikum ging aber auch hier schon engagiert mit), war dann in Part 2 mit zunehmender Intensität der Stücke, das berühmte Eis, endgültig gebrochen.

Amadyn Roses kam zum Opener „Long Way To Go“ wie aufgedreht aus dem Backstage-Raum und brachte die von dem begeisterten Akustik-Intermezzo noch faszinierten Adler-Besucher stimmungsmäßig sofort wieder in die Spur.

Über Songs wie u. a. das slow-bluesige „Drifting“, „Dance With The Devil“ (schönes Bass-Intro von Pili Tempo, wieder proggig-angehaucht), einem tollen Boogie (klasse HT-Piano-Spiel von Séraphin Palmeri), begann quasi mit dem, sich in einen wüsten Trommel-Orkan steigernden Drum Solo von Denis Palatin innerhalb von „When The Evil Sets Its Sights On You“, eine furiose Schlussphase.

Der quirlige Lead-Gitarrist Charlie Fabert wechselte zum finalen Track des Hauptteils „The Kind Of Man You Are“ von der überwiegend gespielten Les Paul zu einem Stratocaster-Modell, und was er dann in einer lang währenden Solo-Passage an seinem Arbeitsgerät abließ (episches Spiel mit Leisephase und allen technischen Finessen) war schon als sensationell zu umschreiben. Das Adler-Publikum kam sichtlich nicht aus dem Staunen, angesichts dessen, was der Franzose mit seinen langen dünnen Griffeln an Tönen erzeugte.

Nach den lautstarken Zugaberufen bewiesen Rozedale am Ende, wie man einen alten Blues-Schunkler der Marke „Got My Mojo Workin'“ in eine wuchtige Blues Rock-Dampfwalze ummünzen kann. Hier hatten nochmals alle Beteiligten Bandmitglieder Gelegenheit, auf ihrem Terrain zu glänzen. Danach war dann endgültig Schluss und die beiden sympathischen Fronter nahmen sich noch ausgiebig Zeit, die Leute am Merchandising Stand mit Autogrammen auf den gekauften Tonträgern zu versorgen.

Fazit: Rozedale spielten sich mit einer engagierten Leistung in die Herzen der aufgeschlossenen Adler Blues-Fans. Dieser Gig hätte ganz klar ein volles Haus verdient gehabt. Liebe Leute, traut euch auch öfter mal was neues, damit solche Herzblut-Locations weitergeführt werden können…

Line Up:
Amandyn Roses: Lead vocals
Charlie Fabert: Guitars, vocals
Séraphin Palmeri: Keyboards, vocals
Denis Palatin: Drums, vocals
Pili Tempo: Bass, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kris Barras Band – 25.09.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Barr-haupt

Kris Barras wird seit einigen Jahren vom, in Blues Rock-Kreisen namhaften Mascot/Provogue-Label, bei dem ja auch so prominente Interpreten wie Joe Bonamassa, Beth Hart, Walter Trout, etc. unter Vertrag stehen, behutsam aufgebaut.

Als Leadsänger der ebenfalls schillernd besetzten Supersonic Blues Machine (u.a. mit Fabrizio Grossi, Kenny Aronoff, Billy Gibbons), wurde er bei uns der breiteren Masse vorgestellt.

Beim Rockin The Blues Festival ist er als Anheizer für Walter Trout und Jonny Lang eindesetzt worden. In dieser Zeit hat er sich ohne Murren in den Dienst der Sache gestellt und sich mit den beiden starken Alben „The Divine And Dirty“ und dem brandaktuellen „Light It Up“ sukzessive weiterentwickelt.

Nun ist aber die Zeit gekommen, den Briten mit diesem aktuellen Werk, eigenständig durch Europa zu schicken. Für einen Debüt-Gig mitten in der Woche, war das Musiktheater Piano mit ca. 120 Leuten akzeptabel besucht. Dem Barras- Quartett, mit dem wieder breitwandig posierenden Bassisten Elliott Blackler(seinen Tieftöner meist mit Plektron bearbeitend), Keyboarder Josiah J. Manning und neu-Drummer Billy Hammett, wurde ein warmherziger Empfang beschert.

Zu pünktlichem Beginn um 20:00 Uhr legten Barras & Co. mit dem Titelstück „Ignite“ (Light It Up“) und „Counterfeit People“ direkt wie Rock-Feuerwehr los.

„Dass der mit seinen Tattoos archaisch anmutende Fronter Rock ’n‘ Roll im Blut hat, untermauerte dann der nächste Track „Rock ’n‘ Roll Is Running Through My Veins“ glaubwürdig. Aber auch dezente Southern Rock-Gene, wie es sein schönes E-Gitarren-Solo bei „What A Way To Go“ an den Tag legte.

Eines meiner Lieblingsstücke, das danach eigentlich geplant war, „Propnane“, klemmte sich die Band und legte mit der aktuellen Single „What You Get“ und „Vegas Son“ noch zwei Stücke vom neuen Silberling nach.

Der neue Drummer Billy Hammett durfte dann mit Klatsch-Unterstützung des Publikums kurz seine Trommel-Koordinationsfähigkeiten zur Schau stellen. Nach dem mit dezentem Texas-Flair rüberkommenden „I’m Gone“ wurde es dann persönlich.

Bei „Broken Teeth“ reflektierte Kris seine Zeit als Martial-Arts Kampfsportler, wo er sich vermutlich die eine oder andere Schramme zugezogen hatte, und mit „Watching Over Me“ wurde seinem, an Krebs viel zu früh gestorbenen Vater und Mentor im musikalischen Bereich gehuldigt, was besonders im emotional performten Gitarrensolo zum Ausdruck kam.

Nach dem krawalligen „Not Fading“ und dem dem leicht ZZ Top –angehauchten „Devil’s Done Alright“ war mit dem wohl bekanntesten Lied „Hail Mary“ in einer fulminanten Version (Mitwirkung Publikum, fulminantes E-Gitarrensolo, teilweise im Auditorium zwischen den Leuten) auch schon das Ende des Haupteils erreicht.

Am Ende wurde Barras und Band dann statt dem vorgesehenen „Lovers Or Losers“ noch der Freddie King-Klassiker „Going Down“ abgerungen. Starke Szenen hatte hier auch Keyboarder Josiah J. Manning, der mir insgesamt aber zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurde.

So war nach knapp 80 Minuten zur arbeitnehmerfreundlichen Zeit von 21:20 Uhr bereits Schluss., da hätte ich persönlich als Debütant im Hinblick auf die gute Stimmung an diesem Abend und in Sachen potentieller Folgeauftritte/Zuschauerakquise im Piano vielleicht noch zwei Stücke nachgelegt…

Line-up:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys, vocals)
Billy Hammett (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Kris Barras Band
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