Ryan McGarvey (und Manni Küsters) – Interview

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Nach dem Konzert ergab sich die Möglichkeit zu einem Interview mit Ryan McGarvey und Manni Küsters, im Backstagebereich des de Bosuil. Bemerkenswert war, mit welcher Gelassenheit und Ruhe, Ryan die Fragen beantwortete und auch Spaß an dem Gespräch hatte.

Sounds Of South: Hallo Ryan, schön dich hier in Weert zu sehen. Hinter dir liegen ereignisreiche Monate. Im Frühjahr sah ich dich auf zwei starken Konzerten im Schwarzen Adler/Rheinberg und im Musiktheater Piano/Dortmund, die beide für dich bekannte Locations waren. Vor etwa 2 Wochen gab es aber – glaube ich zumindest – ein Highlight in deiner Karriere. Schildere bitte deine Eindrücke von der Bluescruise und was du eventuell mit anderen Künstlern erlebt hast.
Ryan McGarvey: Das ist nicht ganz richtig. Schon 2010 war ich als ganz junger Künstler auf einer Bluescruise, damals von Miami ausgehend, dabei. Bei der diesjährigen Tour hatte ich aber einen anderen Status. Dennoch ist es schon beeindruckend neben so Topleuten wie Joe Bonamassa, Peter Frampton oder Kenny Wayne Sheperd über mehrere Tage praktisch, die Bühne zu teilen. Auch war es interessant bisher noch nicht so im Vordergrund stehende vielversprechende Bands zu erleben. Am Eindrucksvollsten für mich war allerdings der Auftritt und die Präsenz eines Peter Frampton. Mit seinen 71 Jahren hat er immer noch die Vitalität wie als junger Musiker auf seinen Platten und auch die Stimme ist wie damals. Es war schon ein tolles Gefühl einen Musiker zu erleben, der mich in meiner Jugend beeindruckt hat. Über die Qualitäten meiner Freunde Joe Bonamassa oder Kenny Wayne Sheperd braucht in diesem Zusammenhang praktisch nicht gesprochen zu werden. Es war großartig.

Sounds Of South: In deiner Band ist Logan Miles Nix an den Drums eine Art Konstante und begleitete dich auf den meisten Touren und Platten. Am Bass habe ich schon verschiedene Spieler gesehen. Erzähle etwas über die Zusammenarbeit und Besonderheiten. Ich denke da z. B. an Carmine Rojas der ja schon mit einigen Topstars gespielt hat. Ich erinnere mich an ein Konzert, wo Carmine aus dem Backstageraum durch die Kneipe ging, um dich für zwei Akustiksongs von hinten aus dem Publikum zu beobachten.
Ryan McGarvey: Zunächst zu Logan. Für mich ist er der perfekte Drummer, die absolute Nummer eins für die Band. Er spielt zu Hause noch in einer Band, die eher was in Richtung Heavy Metal macht. Er hat aber auch schon für andere Musiker Songs mit eingespielt. Am Bass gab es tatsächlich die meisten Veränderungen. Mit meinem alten Kumpel Artha Meadors habe ich glaube ich jetzt genau den passenden Mann für meine Art Musik zu machen gefunden. Die Arbeit mit Carmine hat mich mit Sicherheit sehr geprägt und er hat mir eine Menge Tipps gegeben. Er war ein ganz wichtiger Bestandteil der Band und hat mir auch menschlich sehr weitergeholfen.

Sounds Of South: Hast du je darüber nachgedacht, einen Keyboarder in deine Band einzubauen oder bleibst du konsequent bei deiner Dreierbesetzung?
Ryan McGarvey: Gedanken habe ich mir schon gemacht. Im Studio gab es schon den Einsatz eines Keyboarders. Mir persönlich gefällt es sehr gut, wenn bei bestimmten Songs auch das Keyboard als Instrument eingesetzt wird. Meiner Art. den Blues zu spielen, würde ein Keyboard aber eher Dynamik wegnehmen, weshalb ich eher weiter zu einem Powertrio tendiere. Für die nächste Platte plane ich aber einen mehr rockenden Einschlag. Da überlege ich, ob es nicht gut ist, einen zweiten Gitarristen zu integrieren, der mich unterstützt, dass ich mich auch auf die Gesangspassagen mehr konzentrieren kann.

Sounds Of South: Du hast schon mehrere Male im Schwarzen Adler in Rheinberg gespielt. Ich persönlich war seit der Eröffnung durch Ernst Barten sehr oft in der Kneipe, auf Partys und bei Konzerten. Nun hört Ernst auf und es ist fraglich, ob und wie es mit dem Adler weitergeht. Was gehst du mit solch einer Mitteilung um? Ich habe hier eine Tasse mit einem Konzertfoto und würde mich freuen, wenn du diese als Erinnerung für Ernst unterzeichnest.
Ryan McGarvey: (Nimmt die Tasse, begutachtet sie und meint dass es eine tolle Idee ist und zeichnet sie mit einer persönlichen Widmung) Es ist sehr schade, dass eine solche Kultstätte eventuell nicht mehr existieren wird. Ich persönlich spielte immer sehr gerne dort und mein Freund Joe Bonamassa hatte dort auch einige Male gespielt und sprach voller Begeisterung von einer Art Wohnzimmer für ihn. Ich würde mich freuen, wenn ein Weg gefunden wird, diese Location zu erhalten.

Sounds Of South: Nun aber zu deiner Zukunft. Gestern las ich, dass du beim Crossroads-Konzert von Eric Clapton dabei bist. Was hat das für dich für eine Bedeutung, neben zahlreichen ausgewählten Künstlern dabei zu sein.
Ryan McGarvey: Es ist für mich sogar das zweite Mal. Das erste Mal, gewann ich bei einem Kontest für Nachwuchsmusiker und ich dachte damals, es wäre das absolut Größte und nicht zu toppen. Diesmal macht es mich aber besonders stolz. Ich bin eingeladen, wegen dessen, was ich in meiner bisherigen Karriere geleistet habe. Es ist für mich etwas ganz Besonderes neben Topstars wie z. B. Doyle Bramhall II aufzutreten. Es ist für mich aber auch ein tolles Gefühl zu sehen, dass ich im Musiktheater Piano spiele und wenige Wochen später eben dieser große Musiker auch dort auftritt. Es ist schon phantastisch, wie sich alles in den letzten Jahren entwickelt hat.

Sounds Of South: In Deutschland haben Cover- und Tribute Bands viel Publikum. Wie denkst du über solche Bands oder Projekte?
Ryan McGarvey: (sehr nachdenklich) Gut, es schon machmal schwer nachvollziehbar, die Zuschauerzahlen zu vergleichen. Aber es gibt auch ein Publikum, dass gerne Party macht. Wichtig ist, dass die Musiker ihr Handwerk verstehen und sich dann eventuell mit eigenen Gedanken weiterentwickeln, wie es auch einige große Rockbands getan haben. Und manchmal ist es sogar so, dass das Cover sogar besser ist als das Original.

Sounds Of South:Was sind außer Musik deine Hobbies? Gibt es etwas was dich besonders entspannt?
Ryan McGarvey: (lacht) Musik ist für mich fast alles. Ich lebe für die Musik und mache auch so vieles drum herum wie Artworks. Musik zu machen ist für mich auch Entspannung. Meine Eltern wohnten in den Bergen New Mexikos; Angeln, Pferde und so, waren damals das, worum es sich drehte. Ich kann auch mal 1–2 Tage raus in die Natur, dann reicht es mir aber auch und ich muss zurück zur Musik.

Sounds Of South: Was hältst du von so kleinen Onlinemagazinen wie Sounds Of South, die weitgehend ohne kommerziellen Hintergrund arbeiten?
Ryan McGarvey: Ich persönlich halte die Arbeit für sehr wichtig, da die Leute alles mit Spaß machen und ohne Zwang ehrliche authentische Arbeit ablegen. Wenn ich vergleiche, wie vorbereitet du heute mit mir das Gespräch suchst, bin ich positiv überrascht. Ich erinnere mich an ein Interview mit einer größeren Zeitschrift, welches über Skype ablief und ich mich fragte, was diese Person überhaupt von mir will. Da wird man scheinbar manchmal nur als Nummer gesehen und das wars.

Sounds Of South:Danke Ryan für die Zeit die du dir genommen hast, ich hoffe der „Mystic Dream“ geht für dich weiter. Wir haben uns bestimmt nicht das letzte Mal gesehen und ich freue mich schon auf die nächste Tour und ein neues Album.

Nach dem Interview mit Ryan nahm sich auch Manny Küsters Zeit für ein sehr offenes und nettes Gespräch

Sounds Of South: Manny, was bedeutet dir die Zusammenarbeit mit Ryan?
Manni Küsters: Es hat sich über die Jahre, über das kommerzielle hinweg, eine wirklich freundschaftliche Beziehung entwickelt. Ryan ist ein besonderer Typ, sehr sympathisch, aber auch mit der einen oder anderen Ecke. Aber das gehört zum Mensch sein dazu. Er ist ein absolut begnadeter Gitarrist und wird weiter seinen Weg gehen, bei dem ich ihm gerne helfe. Vor einigen Jahren arbeitete ich auch mit einem gewissen Joe Bonamassa zusammen und habe ihn mit Sicherheit auch dazu angetrieben, was er jetzt erreicht hat.

Sounds Of South: Wie sehen jetzt die nächsten Schritte aus? Größere Locations auch durch die Präsenz auf der Bluescruise oder dem Crossroads Festival?
Manni Küsters: Das ist natürlich eine tolle Sache und erleichtert die Verhandlungen mit Veranstaltern. Ich erinnere mich, als damals zu Beginn der Karriere Ryans jemand auf mich zukam, Festivals in Europa zu suchen und Klubkonzerte zu planen. Damals war ich zunächst als Promoter zuständig und es hat mir einige Türen geöffnet, dass Ryan als Talent beim Crossroads Festival und einer Bluescruise auftrat. Heute sehe ich es ähnlich, dass sich daraus Chancen entwickeln, den nächsten Schritt zu machen. Für das nächste Jahr sind auf jeden Fall schon wieder Konzerte und Festivals in Europa fest eingeplant. Ich denke, dass auch das Musiktheater Piano in Dortmund wieder dabei sein wird.

Sounds Of South: Danke auch an dich Manni, dass du dir im engen Zeitplan die Muße für dieses sehr persönliche Gespräch genommen hast. Es war interessant, Hintergründe zu erfahren und ich freue mich schon auf das nächste Treffen.

Interview und Bilder: Gernot Mangold

Ryan McGarvey
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Musiekcentrum De Bosuil Weert

Rozedale – 27.09.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Nachdem mich Gernot unnachgiebig bearbeitet hatte, mal einem Live-Erlebnis des französischen Quintetts Rozedale beizuwohnen, ergab sich jetzt mit dem Gig im heimischen Schwarzen Adler, nun endlich die passende Gelegenheit dazu.

Der freute sich wie ein kleines Kind, als er bereits am Nachmittag einen kunstvollen Windfänger in Empfang nehmen konnte, den er beim Drummer der Band, Denis Palatin (der kann also nicht nur kräftig poltern, sondern sehr feinmotorisch mit den Händen arbeiten), bei einem früheren Auftritt, in Auftrag gegeben hatte. Zwei seiner Werke dienten auch links und rechts oben als Bühnendekoration.

Schade, dass sich im Gegensatz zum Auftritt in der Vorwoche von der Laura Cox Band das Verlangen bei einigen Stamm-Besuchern, handgemachten guten Blues Rock neuer junger aufstrebender Acts hautnah zu erleben, scheinbar anderen Interessen zum Opfer gefallen ist. Ein wenig mehr Resonanz hätte dem sich gerade im Umbruch befindlichen Adler-Geschehen (Übernahme durch eine potenzielle neu gegründete Genossenschaft), sicherlich einen weiteren positiven Schub geben können.

So hatten sich vielleicht gerade mal um die 50 Besucher zu Beginn des Wochenendes in Rheinbergs bekannter Musik-Kultstätte eingefunden. Die dürften sich allerdings über ihre gute Entscheidung innerlich selbst auf die imaginäre Schulter geklopft haben. Denn der Fünfer um seine beiden Leitfiguren Amandyn Roses (mich rein äußerlich und auch von ihrem Stimmvolumen an eine junge Wynonna erinnernd, passend zum Namen mit rosen-bedruckten Kleid auftretend) und Charlie Fabert, lieferte eine Gala-Vorstellung in Sachen Spielfreude, als auch gesanglichem und instrumentellem Können ab.

Während das erste Set mit Tracks wie „Racing At The Wheel“, „Smoking Gun“, „Fireplace“, der flotten „Nutbush City Limits“-Adaption, dem proggigen „Soul Posession“, dem Freddie King Instrumental-Standard “ Hideaway“, „The Sun Won’t Rise Today“ und der überragenden Akustik-Performance beim viel gecoverten „I’ll Take Of You“ (grandioser Gesang von Roses, Fabert in Manier eines Akustikgitarren-Wizards) noch einem Abtasten zwischen Band und Auditorium glich (das Adler-Publikum ging aber auch hier schon engagiert mit), war dann in Part 2 mit zunehmender Intensität der Stücke, das berühmte Eis, endgültig gebrochen.

Amadyn Roses kam zum Opener „Long Way To Go“ wie aufgedreht aus dem Backstage-Raum und brachte die von dem begeisterten Akustik-Intermezzo noch faszinierten Adler-Besucher stimmungsmäßig sofort wieder in die Spur.

Über Songs wie u. a. das slow-bluesige „Drifting“, „Dance With The Devil“ (schönes Bass-Intro von Pili Tempo, wieder proggig-angehaucht), einem tollen Boogie (klasse HT-Piano-Spiel von Séraphin Palmeri), begann quasi mit dem, sich in einen wüsten Trommel-Orkan steigernden Drum Solo von Denis Palatin innerhalb von „When The Evil Sets Its Sights On You“, eine furiose Schlussphase.

Der quirlige Lead-Gitarrist Charlie Fabert wechselte zum finalen Track des Hauptteils „The Kind Of Man You Are“ von der überwiegend gespielten Les Paul zu einem Stratocaster-Modell, und was er dann in einer lang währenden Solo-Passage an seinem Arbeitsgerät abließ (episches Spiel mit Leisephase und allen technischen Finessen) war schon als sensationell zu umschreiben. Das Adler-Publikum kam sichtlich nicht aus dem Staunen, angesichts dessen, was der Franzose mit seinen langen dünnen Griffeln an Tönen erzeugte.

Nach den lautstarken Zugaberufen bewiesen Rozedale am Ende, wie man einen alten Blues-Schunkler der Marke „Got My Mojo Workin'“ in eine wuchtige Blues Rock-Dampfwalze ummünzen kann. Hier hatten nochmals alle Beteiligten Bandmitglieder Gelegenheit, auf ihrem Terrain zu glänzen. Danach war dann endgültig Schluss und die beiden sympathischen Fronter nahmen sich noch ausgiebig Zeit, die Leute am Merchandising Stand mit Autogrammen auf den gekauften Tonträgern zu versorgen.

Fazit: Rozedale spielten sich mit einer engagierten Leistung in die Herzen der aufgeschlossenen Adler Blues-Fans. Dieser Gig hätte ganz klar ein volles Haus verdient gehabt. Liebe Leute, traut euch auch öfter mal was neues, damit solche Herzblut-Locations weitergeführt werden können…

Line Up:
Amandyn Roses: Lead vocals
Charlie Fabert: Guitars, vocals
Séraphin Palmeri: Keyboards, vocals
Denis Palatin: Drums, vocals
Pili Tempo: Bass, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Rozedale
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Schwarzer Adler Rheinberg
Genossenschaftsinitiative Adler Erhalten

Kris Barras Band – 25.09.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Kris Barras wird seit einigen Jahren vom, in Blues Rock-Kreisen namhaften Mascot/Provogue-Label, bei dem ja auch so prominente Interpreten wie Joe Bonamassa, Beth Hart, Walter Trout, etc. unter Vertrag stehen, behutsam aufgebaut.

Als Leadsänger der ebenfalls schillernd besetzten Supersonic Blues Machine (u.a. mit Fabrizio Grossi, Kenny Aronoff, Billy Gibbons), wurde er bei uns der breiteren Masse vorgestellt.

Beim Rockin The Blues Festival ist er als Anheizer für Walter Trout und Jonny Lang eindesetzt worden. In dieser Zeit hat er sich ohne Murren in den Dienst der Sache gestellt und sich mit den beiden starken Alben „The Divine And Dirty“ und dem brandaktuellen „Light It Up“ sukzessive weiterentwickelt.

Nun ist aber die Zeit gekommen, den Briten mit diesem aktuellen Werk, eigenständig durch Europa zu schicken. Für einen Debüt-Gig mitten in der Woche, war das Musiktheater Piano mit ca. 120 Leuten akzeptabel besucht. Dem Barras- Quartett, mit dem wieder breitwandig posierenden Bassisten Elliott Blackler(seinen Tieftöner meist mit Plektron bearbeitend), Keyboarder Josiah J. Manning und neu-Drummer Billy Hammett, wurde ein warmherziger Empfang beschert.

Zu pünktlichem Beginn um 20:00 Uhr legten Barras & Co. mit dem Titelstück „Ignite“ (Light It Up“) und „Counterfeit People“ direkt wie Rock-Feuerwehr los.

„Dass der mit seinen Tattoos archaisch anmutende Fronter Rock ’n‘ Roll im Blut hat, untermauerte dann der nächste Track „Rock ’n‘ Roll Is Running Through My Veins“ glaubwürdig. Aber auch dezente Southern Rock-Gene, wie es sein schönes E-Gitarren-Solo bei „What A Way To Go“ an den Tag legte.

Eines meiner Lieblingsstücke, das danach eigentlich geplant war, „Propnane“, klemmte sich die Band und legte mit der aktuellen Single „What You Get“ und „Vegas Son“ noch zwei Stücke vom neuen Silberling nach.

Der neue Drummer Billy Hammett durfte dann mit Klatsch-Unterstützung des Publikums kurz seine Trommel-Koordinationsfähigkeiten zur Schau stellen. Nach dem mit dezentem Texas-Flair rüberkommenden „I’m Gone“ wurde es dann persönlich.

Bei „Broken Teeth“ reflektierte Kris seine Zeit als Martial-Arts Kampfsportler, wo er sich vermutlich die eine oder andere Schramme zugezogen hatte, und mit „Watching Over Me“ wurde seinem, an Krebs viel zu früh gestorbenen Vater und Mentor im musikalischen Bereich gehuldigt, was besonders im emotional performten Gitarrensolo zum Ausdruck kam.

Nach dem krawalligen „Not Fading“ und dem dem leicht ZZ Top –angehauchten „Devil’s Done Alright“ war mit dem wohl bekanntesten Lied „Hail Mary“ in einer fulminanten Version (Mitwirkung Publikum, fulminantes E-Gitarrensolo, teilweise im Auditorium zwischen den Leuten) auch schon das Ende des Haupteils erreicht.

Am Ende wurde Barras und Band dann statt dem vorgesehenen „Lovers Or Losers“ noch der Freddie King-Klassiker „Going Down“ abgerungen. Starke Szenen hatte hier auch Keyboarder Josiah J. Manning, der mir insgesamt aber zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurde.

So war nach knapp 80 Minuten zur arbeitnehmerfreundlichen Zeit von 21:20 Uhr bereits Schluss., da hätte ich persönlich als Debütant im Hinblick auf die gute Stimmung an diesem Abend und in Sachen potentieller Folgeauftritte/Zuschauerakquise im Piano vielleicht noch zwei Stücke nachgelegt…

Line-up:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys, vocals)
Billy Hammett (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Kris Barras Band
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Laura Cox Band – 21.09.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Dass Ernst Barten, der ja gerade das siebzigste Lebensjahr vollzogen hat, zumindest was seine unternehmerische Verantwortung für den Schwarzen Adler betrifft, am Ende dieses Jahres in den wohl verdienten Ruhestand gehen wird, ist ja in der hiesigen Presse und auch durch uns ausgiebig thematisiert worden.

Demnach dürfte allseits bekannt sein, dass genossenschaftliche Bemühungen im Gange sind, den Adler, zweifellos über viele Dekaden einer der großen kulturellen Instanzen der Stadt Rheinberg und Umgebung, im Sinne seines langjährigen Besitzers weiterzuführen. Wer sich finanziell, ideenmäßig oder auch tatkräftig einbringen möchte und dies noch nicht getan hat, kann sch über den Link am Ende des Artikels genauer informieren.

Zwei gute Nachrichten gibt es im Rahmen des Laura Cox Band-Gigs für die potentiellen Genossenschaftler zu vermerken. Zum einen konnte die bauliche Substanz des historischen Gebäudes der ungemeinen Dezibel-Schallwellenwucht des französischen Hard Rock-Quartetts, in seinen Grundfesten nicht im Ansatz erschüttert werden, zum anderen scheint das Konzept, auch jüngere und eigenständig kreative Bands ergänzend zum bewährten Blues-Kerngeschäft einzubeziehen, durchaus überlegenswert zu sein. Der Adler war an diesem Abend für das Debüt eine Newcomer-Band aus einem Adler-untypischen Genre sehr gut besucht.

Die durch ihre Youtube-Clips einer breiteren Fanbasis bekannte Laura Cox und ihre Mitstreiter Mathieu Albiac (electric guitar, vocals), François C. Delacoudre (bass, vocals) und Antonin Guérin (drums) ließen vom zünftigen Opener „Hard Blues Shot“ an, keine Kompromisse gelten, es wurde brachial in harter Manier, aber durchaus auch mit Melodien im Blick, kräftig abgerockt.

Im Mittelpunkt stand hierbei natürlich das filigrane Gitarrenspiel, das die Bandleaderin auf unterschiedlichen Modellen (überwiegend Gison Les Paul und sporadisch Gibson-Firebird, Fender Telecaster, einmal mit Banjo bei „Barefoot In The Countryside“) ausgiebig präsentierte. Aber auch ihr Co-Gitarrist Mathieu Albiac trug mit sattem Rhythmuspiel und einigen Solo-Einlagen zum fetten Sound des Vierers bei.

Neben vereinzelten Covernummern („Foxy Lady“ von Hendrix, mit typisch psychedelischen Wah-Wah-Spiel und Skynyrds „Simple Man“ in einer Power-Version im Anschluss an meinen Favoriten des Abends „Good Ol Days“) gab es auch schon einen Ausblick auf das am 08.11.2019 erscheinende, neue Album „Burning Bright“, das uns bereits vorliegt und zu gegebener Zeit, kurz vor VÖ, besprochen werden wird.

Als Appetitanreger gab es hier aus dem Fundus straight rockende Stücke wie „Bad Luck Blues“, „Here’s To War“, „River“, „As I Am“ und „Fire Fire“. Bei letztgenanntem hatte man angesichts der lautstarken „Fire, Fire“-Rufe in einer von Cox initierten Interaktion des klasse mitgehenden Adler-Publikums kurzzeitig Befürchtungen, dass die heimischen Gessmänner samt ihrer Feuerwehr-Brigaden ausrücken könnten…

Den Unterschied zum Gig des Vorjahres, den wir in Köln besucht hatten, machte diesmal der Bassist François C. Delacoudre aus, der mich mit seinem wüsten Spiel an den Kollegen Barend Courbois erinnerte. Der machte ordentlich Dampf, was nicht zuletzt bei seinem Solo, als er seinen Viersaiter teilweise wie eine Leadgitarre behandelte (sogar kurz hinter dem Kopf spielend), überaus eindrucksvoll untermauert wurde. Dabei ergänzte er sich hervorragend mit dem fett polternden Drummer Antonin Guérin (der auch mit einer schönen Trommel-Solo-Einlage im Anschluss an Delacoudre).

Und so hieß es am Ende bei der letzten Zugabe dann auch passend „If You Wanna Get Loud Come To The Show“. Die anwesenden Adler-Besucher, die ihr Kommen sicherlich nicht bereut hatten, werden einem erneuten Besuch der Laura Cox Band (die würde jedenfalls gerne wieder im Adler spielen) positiv gesonnen sein, dann schon hoffentlich unter starker und kompetenter genossenschaftlicher Führung und gerne auch mit etwas mehr jüngeren Besuchern.

Line-up:
Laura Cox (lead vocals, guitars)
Mathieu Albiac (electric guitar, vocals)
François C. Delacoudre (bass, vocals)
Antonin Guérin (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Laura Cox Band
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Schwarzer Adler
Genossenschaftsinitiative Adler Erhalten

John Illsley – 19.09.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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John Illsley zum dritten Mal im schönen, und wieder sehr gut besuchten Musiktheater zu Dortmund! Selbst der alte Dire Straits-Recke (mit die treibende Kraft neben Mark Knopfler, mittlerweile ja ein hochcharismatischer Grand Senior der Rockmusikgeschichte) drückte angesichts der positiven Emotionen, die der Band entgegen gebracht wurden, seine Freude über die Wiederkehr in die wunderbare Location aus, als er zwischendurch sichtlich gerührt anmerkte, dass er gerne so einen Spielort in seiner Heimatstadt haben würde.

Um es vorwegzunehmen, im Prinzip tat sich beim Auftritt gegenüber dem Vorjahr nicht viel, es war ein ähnlich herrlicher Abend! Gute zwei Drittel des Gigs wurden dabei den unzähligen Dire Straits-Klassikern wie „Walk Of Life“ (Opener), „Expresso Love“ (neu), „Private Investigation“, „Lady Writer“, „Romeo And Juliet“ (in Set 1), „Calling Elvis“, „On Every Street“, „Tunnel Of Love“, Money For Nothing“ (in Set 2) und “Brothers In Arms”, “The Bug” sowie “Where Do You Think You’re Going” (im Zugabenteil), gewidmet.

Den Mehrwert, wenn man das Wort in diesem Kontext überhaupt gebrauchen darf, brachten allerdings die neu vorgestellten Stücke („Old Amsterdam“, „Coming Up For Air“, „So It Goes“, „Wild One“, „Double Time“ seines brandaktuellen Albums „Coming Up For Air“, die sich aber auch deutlich im Fahrwind seiner musikalischen Herkunft bewegten.

Neu im Line-up war diesmal Scott McKeon, der einen exzellenten Job erledigte und sich mit Robby McIntosh im überwiegend Dire Straits-typischen klirrenden Stratocasterspiel, sei es durch Fills oder Soli, blendend ergänzte und immer wieder bei Wechselspielereien mitglänzte.

Steve Smith erledigte seinen variablen Keyboards-Part mit stoischer Ruhe (hatte auch einige Harmoniegesangseinsätze), Drummer Stuart Ross trommelte in der ganzen Bandbreite von einfühlsam bis kräftig. Deutlich stärker eingebunden war die beim letzten Mal noch etwas schüchtern wirkende Hannah Robinson, die  sporadisch  mit der Akustikgitarre und diversen Percussion-Accesoires beschäftigt war, aber – gefühlt – deutlich mehr Gesangsanteile inne hatte. Klasse ihre Solo-Einlage am Ende des proggigen „Testing The Water“, bei der sie verdienten Szenenapplaus einheimste.

Meine persönlichen Favoriten waren die mit einem gewissen J.J. Cale-Flair bedachten „Calling Elvis“ (McIntosh auch mit Slidekünsten) und der herrlich swampige Groover „Double Time“ (fulminante E-Gitarren, klasse Orgel), der sicherlich auch unsere Southern Rock-Gemeinde begeistert hätte.

Nach der grandiosen Fassung von „Money For Nothing“ (beide Gitarristen mit knarzenden Les Pauls, tolle Kollektiv-Vokalperformance, Robinson wieder mit im Fokus), gab es im vehement erstrittenen Zugabenteil, mit den bereits o. a. Klassikern, kein Halten mehr, zumal mit dem grandiosen “Where Do You Think You’re Going?” als Rausschmeißer, nochmals ein absoluter Glanzpunkt (was für E-Gitarrenparts!) gesetzt wurde.

Was mir persönlich bei Illsley gefällt ist, dass er, trotz seiner charismatischen Erscheinung, nicht die Omnipräsenz wie sein ehemaliger Weggefährte Mark Knopfler auf der Bühne raus lässt, sondern wirklich seinen Mitspielern, genügend Platz zur Entfaltung ihres Könnens gewährt.

Die zahlen diesen Vertrauensvorschuss mit ungemeiner Spielfreude zurück, sodass aufkommender Wehmut nach einer Dire Straits-Reunion eigentlich schon direkt im Keim erstickt wird. Zudem tut sich Illsleys Gesang ja nun auch nicht sonderlich viel zu dem von Knopfler.

Insgesamt somit erneut ein lohnenswerter Besuch, bei dem musikalische Nostalgie und Aktualität wunderbar ineinander griffen. Bestnote für John Illsley und seine Band, auch von einem Southern Rock-Magazin!

Line-up:
John Illsley (lead vocals, bass)
Robbie McIntosh (electric guitars, vocals)
Scott McKeon (electric guitars)
Steve Smith (keys, vocals)
Stuart Ross (drums)
Hannah Robinson (vocals, acoustic guitar, percussion)

Bilder: Adam Zegarmistrz Glagla
Text: Daniel Daus

John Illsley
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Jimmy Carpenter – Soul Doctor – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Was es bedeutet, in verschiedenen Bands über 35 Jahre „On The Road“ das Musik-Business von der Pike auf zu erlernen, das kann der Blues-Musiker Jimmy Carpenter begeistert erzählen und musikalisch aufbereiten. Auf seinem vierten Solo-Album „Soul Doctor“ kommt der US-amerikanische Saxophonist, Singer-Songwriter und Arrangeur jedenfalls dermaßen in Fahrt, dass es den geneigten Hörer gerne mal komplett vom Hocker reißt – entsprechende Lautstärke vorausgesetzt.

Die 10 Tracks des Studio-Longplayers, davon sieben Eigenkompositionen – von Carpenter selbst arrangiert und produziert – verbreiten eben jenen virtuosen, klassischen Soul-Blues-Sound, der immer wieder für eine Überraschung gut ist. Bereits der Titeltrack „Soul Doctor“ verneigt sich zu Beginn vor den vielen Vorbildern des Soul-Blues im typischen Rhythmus und durch Carpenters ausgeprägte Vocals; E-Gitarre und Sax bringen den Aufreißer zusätzlich auf Touren. Das Songwriter-Talent wird auch beim stimmungsvollen Memphis-Soul-Stück „When I Met You“ nochmals deutlich, wenn die Horn-Section im 60er Soul-Sound einsetzt und ein Touch von Van Morrison überschwappt.

Mit dem anschließenden Blues-Shuffle „Wild Streak“ folgt ein weiteres Highlight – Carpenters herrliche Sax-Einlage und Mike Zitos rasantes Slide – Solo inklusive (ein 5-minütiger Muntermacher für das Frühstücksradio). Im gleichen Stil geht der Longplayer zum nächsten Track über: „Love It So Much“ ist eine perfekt arrangierte Nummer im New Orleans-Groove, dessen beeindruckender Bläser-Sound funky im Dr. John-Stil nachwirkt.

Der folgende Slow-Blues „Need Your Love So Bad“ wurde schon erfolgreich von Fleetwood Mac gecovert (Original-Titel von Little Willie John) und bekommt bei Carpenters Version ein wunderbar dynamisches Tenor-Sax-Solo obendrauf, wie auch der ungemein fröhliche Funk-Jazz-Track „Wanna Be Right“ im Anschluss.

Einen schönen Übergang bildet das Cover der alten Ray Charles Komposition „One Mint Julep“ als ebenso funkiges, Saxophon – getriebenes Instrumentalstück, das vom schnellen „Wrong Turn“ im Südstaaten-Blues-Rock und wilden Slide- und Harmonica-Solos abgelöst wird. Dabei kann man die Spielfreude der großen Begleitband förmlich spüren – ein unbedingter Anspieltipp des Albums.

Dieses kommt mit dem Instrumental „LoFi Roulette“ beinahe etwas zur „Ruhe“, wobei schöne Solos von Sax, E-Gitarre und Hammond B3 in Form einer „familiären“ Jam-Session im Ohr bleiben. Einen würdigen Abschluss findet der „Soul Doctor“ in einer umwerfend lässigen Cover-Version von Eddie Hintons „Yeah Man“, das mit seiner optimistischen Botschaft die mehr als gelungene Produktion abrundet.

Jimmy Carpenters kraftvoll-swingende Platte „Soul Doctor“ beweist, dass er ganz im Soul-Blues-Sektor „zu Hause“ ist und mit seinem musikalischen Charme und den spritzigen Arrangements begeistern kann. Es bleibt zu hoffen, dass die Blues-Community auch hier verstärkt auf ihn aufmerksam wird – dieses Album verdient Respekt!

Gulf Coast Records (2019)
Stil: Soul, Blues, Rock

Tracks:
01. Soul Doctor
02. When I Met You
03. Wild Streak
04. Love It So Much
05. Need Your Love So Bad
06. Wanna Be Right
07. One Mint Julep
08. Wrong Turn
09. LoFi Roulette
10. Yeah Man

Jimmy Carpenter
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Mark Gillespie’s Kings Of Floyd – 13.09.2019, Musiktheater Piano Dortmund

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Schon vor 19:00 Uhr hatte sich eine längere Menschenschlange vor dem Piano gebildet und nach dem Einlass begann sich der Konzertsaal des Piano sehr schnell zu füllen, sodass dieser bereits um 19:30 pickepacke voll war. Schon beim Betreten konnten Veränderungen im normalen Bühnenbereich festgestellt werden. Eine für Pink Floyd typische runde Leinwand war vor der hinteren Wand angebracht, zahlreiche zusätzliche Lampen hingen an der eigentlichen Beleuchtungskonstruktion herunter. Zudem war auch die Lautsprecheranlage ausgetauscht.

Auf der Leinwand war eine Gitarre abgebildet, die sich um sich selbst drehte und das für Pink Floyd typische Prisma abgebildet. Im Hintergrund verkürzte Musik, u. a. von The Cure den Besuchern die Wartezeit.

Pünktlich um 8:00 Uhr wurde es im Saal dunkel, man sah im spärlichen Licht Schatten über die Bühne huschen und stakkato-artige Lichtblitze wiesen darauf hin, dass es gleich losgehen würde. Basslastige Töne erklungen im Intro, bis es auf der Bühne hell wurde und Gillespie mit „Breath“ startete. Schon hier war klar, dass ein besonderer Abend geboten wird: Eine bestens aufeinander abgestimmte Band, starker Sound und auch eine besondere Ausleuchtung des Piano.

Stimmlich passte Gillespie sehr gut zu den Floyd-Songs, wobei nicht auf Biegen und Brechen versucht wurde, eine Eins-zu Eins-Kopie herzustellen, sondern vielfach das Original von den Musikern, leicht verändert, interpretiert wurde.

„Mit Learning To Fly“ wurde dann ein Stück der späten Schaffensphase nachgelegt. Insgesamt lag aber der Schwerpunkt der Lieder in der Zeit von „Meddle“, „Dark Side Of The Moon“, „Wish You Were Here“ und „The Wall“.

Richtig psychedelisch wurde es dann zum ersten Mal mit dem sphärischen „Echoes“, das entsprechend von Jürgen Magdziak an den Keyboards eingeleitet wurde und mit dem typischen musikalischen Inferno endete, an dem insbesondre Maurus Fischer an der Lead-Gitarre und Magdziak den größten Anteil hatten.

Die folgenden Tracks „Welcome To The Machine“ und „Have A Cigar“, die von Pink Floyd in den letzten aktiven Jahren live eher wenig beachtet wurden, offerierten eindrucksvoll, welch starke Songs das Konzeptalbum „Wish You Were Here“ zu bieten hat.

Zum „Dark Side Of The Moon“ Klassiker „Money“, der auch heute vom Thema her aktuell wie damals war, wurden wie im Original auf der runden Leinwand Banknoten und Glückspiel eingeblendet. Danach wurde es mit „Us And Them“ leicht melancholisch. Hier hatte auch Bernd Winterschladen am Saxophon seinen ersten gefeierten Auftritt. Die folgenden „Any Colour You Like“ als instrumentales Intro, das eingebettete „Brain Damage“ und „Eclipse“ als Outro bildeten praktisch eine Einheit.

Insbesondere das sozialkritische „Brain Damage“ traf den Zahn der Zeit, wurde doch der amerikanische Präsident, ich möchte den Namen nicht in den Mund nehmen, neben anderen Politikern auf der Leinwand abgebildet, wodurch aufgezeigt wurde, was man mit dem Einsatz von Medien erreichen kann. Aber solch Gedankenzerstörer in der Politik gibt es ja leider auch bei uns in Deutschland. Ohnehin ließ Gillespie auch mehrfach erkennen, was er vom Bexit hält, und dass er auch deshalb seit kurzem die deutsche Staatsangehörigkeit hat.

Zum Ende des ersten Sets stand Hans Maahn im Vordergrund. Infernalisch leitete er am Bass „One Of This Days“ ein, bis dann Maurus Fischer, nun an der Steel Guitar einsetzte. Vermutlich in Anbetracht der hohen Temperaturen wurde der erste Part schon einen Song eher beendet als geplant und die Seitentür wurde geöffnet, um die Zuschauer mit frischer kühlerer Luft zu versorgen. Gillespie sprach davon, dass dieses Konzert für ihn eine absolute Premiere war. Er wäre zuvor nie in einer finnischen Dampfsauna aufgetreten.

Die knapp 20 Minuten Pause wurden von den Besuchern genutzt, um die Flüssigkeitsspeicher wieder aufzufüllen. Als es wieder dunkel im Piano wurde, erklang zunächst nur das Keyboard und mit „Shine On You Crazy Diamond“ wurde das zweite Set eingeläutet. Passend war auf der Leinwand der glänzende Diamant in Anspielung auf Syd Barrett abgebildet, dem damals der Song gewidmet war.

Auch hier wieder starkes Gitarrenspiel von Fischer und das Saxophonsolo von Winterschladen zum Ende hin. Neben dem musikalisch starken Auftritt spielte auch hier das Visuelle eine große Rolle und es wurde wie bei vielen anderen Stücken, regelrechte Laserstrahlteppiche über die Köpfe der Besucher gelegt.

Dass auch „Animals“ ein starkes Werk ist, wurde mit dem Antikriegssong „Dogs Of War“ angedeutet. Hier liefen im Hintergrund beklemmende Bilder von zähnefletschenden Hunden, Kriegsszenen und zum Abschluss das Ergebnis des Ganzen, ein riesiger Friedhof.

Sozialkritisch ging es mit dem fetzigen „Young Lust“ und „Mother“ von „The Wall“ weiter. Wunderschön dabei, das verträumt vorgetragene “Mother“, zu dessen Ende Gillespie vor der letzten Zeile innehielt, das Publikum jedoch applaudierte. Der Fronter merkte humorvoll an, dass es sich nicht gehöre, schon vor dem Ende des Songs zu applaudieren, und legte dann die letzte Zeile nach.

Mit dem Instrumental „Terminal Frost“ wurde es noch einmal sphärisch psychedelisch und das Publikum wurde mit Klangteppichen verzaubert. Glockengeräusche zu Beginn von „Time“ und der starke Soloauftritt der Backgroundsängerin Lucy Wende bei „The Great Gig In The Sky“ ließ das Publikum wieder hellwach werden.

Nach einem Ausflug ins Album „Division Bell“, mit „Take It Back“, bestimmte für den Rest des Konzerts vornehmlich „The Wall“ das Geschehen. Das fetzige „Run Like Hell“ war dabei der Auftakt, gefolgt von den ineinander verwobenen „Happiest Days“ und „Another Brick In The Wall“, die das Auditorium zum Toben brachten.

Die dann folgenden Rufe nach „Wish You Were“ Here“ konterte Gillespie damit, dass er einen Song spiele, der sehr ähnlich wäre. Es folgte das epische „Comfortably Numb“. Passend zu diesem Supersong, mit dem entsprechenden Solo von Fischer zum Ende verwandelte sich da Piano in ein Lichtermeer.

Die sich über der Bühne drehende Discokugel wurde mal mit weißen aber auch gelben Scheinwerfern angestrahlt, die sich dann drehend in den ganzen Saal reflektierten. Es hatte den Anschein, eine Sonne wäre im Piano aufgegangen. Durchbrochen wurden die Strahlen dann noch von den Lasern, dass sich ein fast irreal anmutendes Lichtspiel vollzog.

Eigentlich hätte man gedacht, dass nun nichts mehr geht. Gillespie und Band wollten aber niemanden unzufrieden gehen lassen und legten nun noch „Wish You Were Here“ nach. Wurde hier der Wunsch gehegt, Pink Floyd noch einmal zu sehen?

Dieser Wunsch wird vermutlich nie wieder erfüllt werden. Vielleicht ist es auch gut so. Zumindest hat es Gillespie mit seiner Band gelungen, die Zuschauer noch einmal mit knapp 2,5 Stunden Musik der Superband zu begeistern.

Erfreulich war dabei, dass es nicht der Versuch einer reinen Nachahmung war, sondern vielen Songs ein eigener Anstrich verliehen wurde. Wer noch einmal visuell und klanglich die Musik von Pink Floyd erleben möchte, kommt nicht umher, eine Show von Mark Gillespies Kings Of Floyd zu besuchen.

Line-up:
Mark Gillespie – Gitarre und Gesang
Hans Maahn – Bass
Maurus Fischer – Gitarre
Lucy Wende – Background Gesang
Bernd Winterschladen – Saxophon
Berni Bovens – Drums
Jürgen Magdziak – Keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

Mark Gillespie’s Kings Of Floyd
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

The Glorious Sons – A War On Everything – CD-Review

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Review: Michael Segets

Hierzulande wohl noch weitgehend unbekannt sind The Glorious Sons in ihrer Heimat Kanada schon eine Hausnummer. Neun Singles konnte die Band seit 2014 in Spitzenpositionen der kanadischen Rock-Radio-Charts platzieren. Vor allem „S.O.S. (Sawed Off Shotgun)“ von ihrem Vorgängeralbum „Young Beauties And Fools“ (2017) war auch in den USA erfolgreich. Für den Longplayer heimsten The Glorious Sons einen JUNO-Award als bestes Rockalbum des Jahres ein.

Mit „A War On Everything“ treten die Jungs aus Ontario nun an, ihre Erfolgsgeschichte fortzuführen. Die erste Single „Panic Attack“ erreichte bereits die Poleposition im kanadischen Radio. Die Musikliebhaber aus dem Norden beweisen damit einen sehr guten Geschmack.

The Glorious Sons halten die Fahne des klassischen Gitarrenrocks hoch. Dabei versprühen die Titel eine rebellische Attitüde, die einer jungen Rockband angemessen ist. Von daher erinnern mich The Glorious Sons stellenweise an die Anfangszeit von Green Day. Obwohl The Glorious Sons gelegentlich eine härtere Gangart einlegen, bleiben alle Songs melodiös.

Neben Frontmann Brett Emmons greifen Jay Emmons und Chris Koster in die Saiten. Die Rhythmusarbeit erledigen Adam Paquett (Schlagzeug) und Chris Huot (Bass). Zusammen erzeugt das Quintett bei einigen Songs einen enormen Druck, so beim hervorragenden „One More Summer“ oder beim mit scheppernden Gitarrenriffs versehene „Wild Eyes“.

Sehr gelungen sind auch die stadiontaugliche Hymne „Kingdom In My Heart“ und „Kick Them Wicked Things“. Die Keys von Brett Emmons und der Refrain mit hohem Wiedererkennungswert fallen hier besonders auf. Das Stück besitzt ebenso wie „The Ongoing Speculation Into The Death Of Rock And Roll” Anleihen beim Britrock.

Neben den Songs, die sich durch ihre markanten Ecken und Kanten abheben, finden sich auf dem Longplayer mit „I’m On Your Side“, „Closer To The Sky“ sowie „Spirit To Break“ ebenso Tracks, die eingängig dem Rockmainstream folgen. „Lean On Me Love“ fällt tendenziell auch in diese Kategorie, hat aber eine interessante, fast gesprochene Bridge – zudem singt Brett Emmons den Titel ziemlich cool.

Das Songwriting orientiert sich am klassischen Gitarrenrock, wobei auf längere Soli verzichtet wird. Die Titel weisen eine klare und dennoch oftmals abwechslungsreiche Struktur auf, so wechseln sich beispielsweise bei „A Funny Thing Happend” krachende Passagen mit betont harmonischen ab.

Gleiches gilt für „Pink Motel“, das The Glorious Sons als zweite Single ausgewählt haben. Die sanft beginnende Ballade steigert sich zu einem fulminanten Höhepunkt, bei dem sich der Sänger seine Gefühle herausschreit. Desweiteren sind mit „A War On Everything“ und dem akustisch gehaltenen „The Laws Of Love And War” noch zwei langsamere Tracks vertreten, die für Rockalben ja quasi obligatorisch sind.

Die Kanadier verordnen dem Rock eine erfrischende Verjüngungskur. Mit „A War On Everything“ beweisen The Glorious Sons, dass der gitarrenorientierte Rock noch nicht tot ist und auch bei der nachwachsenden Generation von Musikern noch seinen Platz hat. Verdient hätte die Band mit ihrem neuen Album, dass sie über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus gehört wird. Eine Möglichkeit dazu bietet sich im November, wenn The Glorious Sons live in Deutschland unterwegs sind.

Black Box Music (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. Panic Attack
02. A War On Everything
03. Spirit To Break
04. Closer To The Sky
05. Wild Eyes
06. A Funny Thing Happend
07. The Laws Of Love And War
08. One More Summer
09. The Ongoing Speculation Into The Death Of Rock And Roll
10. Kick Them Wicked Things
11. I’m On Your Side
12. Kingdom In My Heart
13. Lean On Me Love
14. Pink Motel

The Glorious Sons
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Oktober Promotion

Sister Hazel – Earth – EP-Review

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Mit “Earth” beschließen Sister Hazel ihre vierteilige „Elements“-EP-Reihe, dem naturgemäß die Scheiben “Water”, „Wind“ und „Fire“ zuvor gegangen waren. Sie treffen damit auch, rein thematisch, im Rahmen der aktuellen Klimadiskussionen, absolut den Zahn der Zeit.

Wieder gibt es sechs wunderbar melodische Stücke (plus einem Kurz-Bonus-Track „Remember Me“), die an Eingängigkeit kaum zu überbieten sind.
Der Florida-Fünfer ist für seine Konstanz bekannt. Die Band spielt seit 1993 von Beginn an in unveränderter Besetzung mit Ken Block, Drew Copeland, Jett Beres , Ryan Newell und Mark Trojanowski.

Sicherlich ein Beweis dafür, dass die Chemie in diesem Kollektiv stimmen muss, was sich vermutlich auch im wunderbaren Songwriting niederzuschlagen scheint, das diesmal zum Teil in Kooperation mit bekannten Musikern wie Darius Rucker (solo, Hootie & The Blowfish), Randy Montana oder den Nashville -Hitkomponisten Jerry Flowers und Barry Dean veredelt wurde.

Als Produzent ist erneut Ben Jackson involviert, der auch schon bereits mit vielen uns bekannten Interpreten wie Joe Nichols, Frankie Ballard, Ty Herndon, Jana Kramer, Jimmy Wayne, Jon Pardi oder Steve Azar zusammengearbeitet hat.

Als prominente Gastmusiker sind Dave Lagrande (Keys), Steve Hinson (Steel guitar) und Billy Montana (Harmonica bei „Follow The River“) mit von der Partie.

Kaum sind die ersten Akustikgitarrenklänge ertönt und Ken Blocks berühmter, leicht näselnder Gesang beim Opener „Raising A Rookie“ erklungen, befindet man sich im obligatorischen Sister Hazel-Wohlfühlmodus, der dann auch erst mit Ausklingen der EP beendet ist.

Überwiegend er und zweimal Drew Copeland (der aber wieder beim Killertrack des Werkes „Follow The River“) stehen am Frontmikro, während der überragend spielende Ryan Newell mit seinen variablen Saiteneinlagen (viele Southern Rock-kompatible E-Soli, schöne Mandoline) für die markantesten instrumentellen Akzente sorgt.

Alle Tracks nisten sich sofort in die Gehörgänge ein, explizit eventuell noch herauszuheben sind vielleicht noch das  herrlich melodische „Memphis Rain“ und das launige, ebenfalls von Block gesungene „Good For You“ (mit HT-Geklimper) von dem Mitverfasser Drew Copeland zurecht sagt: It’s the kind of song you can crank up, roll down your windows, and drive down the beach with.”

Die symbolträchtige Darstellung auf dem Titelbild,  in Verbindung mit der Thematik des schön und umfangreich gestalteten Coverartworks, lässt viel Spielraum für Interpretationen oder Spekulationen des Betrachters, bzw. Konsumenten des Silberlings.

Fest steht, die Erde wird sich samt ihrer Elemente weiterdrehen und das hoffentlich, friedlich, human, nachhaltiger, bzw. umweltbewusster als bisher, sowie mit noch unzähligen weiteren Sister Hazel-Ohrwürmern und -Alben!

Trotz all meiner mantra-mäßig wiederholten Lobeshymnen bezüglich dieses Quintetts, befürchte ich allerdings, dass Sister Hazel bei uns weiterhin eines der best gehütesten musikalischen Geheimnisse bleiben werden.

Meine Empfehlung lautet, sich gleich alle vier EPs auf einmal als Einstieg zu besorgen, danach ist einer Suchtgefahr allerdings Tür und Angel geöffnet…

Croakin‘ Poet Records (2019)
Stil: Southern (Rock) Pop

01. Raising A Rookie
02. I Don’t Do Well Alone
03. Slow Lightning
04. Memphis Rain
05. Good For You
06. Follow The River
07. Elements Part IV (Remember Me)

Sister Hazel
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Kaylor Girl Promotion

Tennessee Redemption – Same – CD-Review

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Wenn zwei charismatische Musiker sich in einem Projekt zusammenfinden, kann das unter Umständen diverse Fallstricke mit sich bringen. Eitelkeiten sowie das Ego spielen ja sehr oft, gerade in künstlerischen Sphären, eine besondere Rolle.

Im Falle der beiden Akteure Jeff Jensen und Brandon Santini ist das nicht der Fall. Beide kennen sich schon seit vielen Jahren, Jensen hat sich eine lange zuvor in Santinis Band eingebracht, beide haben endlose Zeit zusammen getourt, bevor danach ihre eigenen Solo-Projekte erfolgreich in Angriff genommen wurden. Sie wissen, was sie tun.

Mittlerweile begegnen sich beide auf ‚Augenhöhe‘ und haben folgerichtig ihre Reunion unter einem allgemeinen Bandnamen gestartet. Tennessee Redemption hat sich das neue Quintett benannt, bestehend aus beiden Leadern sowie der Rhythmusformation aus Jensens Band , Bill Ruffino am Bass und David Green am Schlagzeug, sowie Timo Arthur aus dem Santini-Umfeld.

James Cunningham sorgte noch für zusätzliche Percussion und Jared Dover für ergänzende Harmoniegesänge. Diversität ist das Schlagwort, das mir im Zusammenhang dieses Albums, als erstes nach dem Hören in den Sinn kommt. Jensen und Santini haben völlig verschiedenartige Stimmen, und spielen unterschiedliche Instrumente.

Das Zusammenwirken von Harp und E-Gitarre ist, wie auch hier, letztendlich  natürlich für das Blues-Schema prädestiniert, aber dieser Erstling bietet viele Facetten weit darüber hinaus, die von Roots Rock, Soul, Gospel, Swing, Jazz bis sogar zum klassischen Southern Rock reichen, allerdings sehr schön dezent verwoben, sodass immer ein roter Faden gewährt bleibt.

Sämtliche Tracks sind sind instrumentell schön ausstaffiert und bewegen sich von daher immer im über vier-minütigen Bereich.

Acht der zehn Stücke stammen aus der Feder der Protagonisten. Mit „Come On Up To The House“ von Tom Waits (Jensens helle Stimme, im Kontrast zu Waits versoffenem Krächzorgan, lässt den Song in völlig anderem Licht erscheinen) und dem Santini auf den Leib geschnittenen „Watch Yourself“ von Ex-Harp-Spezialist Little Walter, gibt es zwei Coverversionen.

Stücke wie der Opener „Glad To Be“, „Souls In The Water“, „See About Me“ oder You Don’t Love Me“ stehen als Blaupause für eingängige Hooks und melodisches Songwriting, der Kracher des Albums ist natürlich im Rahmen unseres Magazins der im „Can’t You See“-Ambiente der Marshall Tucker Band konstruierte Southern Rocker „Back To Tennessee“, der allein schon das Album wert ist.

Sachen wie „“We Got A Thing Going On“ (unterschwellig ein wenig an „Miss You“ der Stones erinnernd, Santinis Gesang teilweise mit Hohepriester-Attitüden), der Schleicher „Leave My Body“, sowie das deltabluesige „I’m Going To Mexico“ wirken als abwechslungsreicher Spaß drum herum.

Und wie singt Jensen hier zu Santinis nöhlender Harp und blechernd klingender Akustikgitarre so schön „When all else fails I’m going to Mexico“. Ganz so krass würde ich es vielleicht nicht beschreiben (vor allem für Leute aus unseren geografischen Gefilden), das Hören dieser gelungenen Scheibe von Tennessee Redemption wäre da sicherlich eine eher empfehlenswerte und etwas weniger kostenintensive Alternative…

Endless Blues Records (2019)
Stil: Blues Rock

01. Glad To Be
02. We Got A Thing Going On
03. Souls In The Water
04. Back To Tennessee
05. Leave My Body
06. See About Me
07. Come On Up To The House
08. You Don’t LoveMe
09. Watch Yourself
10. I’m Going To Mexico

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