Kris Barras Band – 25.09.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Kris Barras wird seit einigen Jahren vom, in Blues Rock-Kreisen namhaften Mascot/Provogue-Label, bei dem ja auch so prominente Interpreten wie Joe Bonamassa, Beth Hart, Walter Trout, etc. unter Vertrag stehen, behutsam aufgebaut.

Als Leadsänger der ebenfalls schillernd besetzten Supersonic Blues Machine (u.a. mit Fabrizio Grossi, Kenny Aronoff, Billy Gibbons), wurde er bei uns der breiteren Masse vorgestellt.

Beim Rockin The Blues Festival ist er als Anheizer für Walter Trout und Jonny Lang eindesetzt worden. In dieser Zeit hat er sich ohne Murren in den Dienst der Sache gestellt und sich mit den beiden starken Alben „The Divine And Dirty“ und dem brandaktuellen „Light It Up“ sukzessive weiterentwickelt.

Nun ist aber die Zeit gekommen, den Briten mit diesem aktuellen Werk, eigenständig durch Europa zu schicken. Für einen Debüt-Gig mitten in der Woche, war das Musiktheater Piano mit ca. 120 Leuten akzeptabel besucht. Dem Barras- Quartett, mit dem wieder breitwandig posierenden Bassisten Elliott Blackler(seinen Tieftöner meist mit Plektron bearbeitend), Keyboarder Josiah J. Manning und neu-Drummer Billy Hammett, wurde ein warmherziger Empfang beschert.

Zu pünktlichem Beginn um 20:00 Uhr legten Barras & Co. mit dem Titelstück „Ignite“ (Light It Up“) und „Counterfeit People“ direkt wie Rock-Feuerwehr los.

„Dass der mit seinen Tattoos archaisch anmutende Fronter Rock ’n‘ Roll im Blut hat, untermauerte dann der nächste Track „Rock ’n‘ Roll Is Running Through My Veins“ glaubwürdig. Aber auch dezente Southern Rock-Gene, wie es sein schönes E-Gitarren-Solo bei „What A Way To Go“ an den Tag legte.

Eines meiner Lieblingsstücke, das danach eigentlich geplant war, „Propnane“, klemmte sich die Band und legte mit der aktuellen Single „What You Get“ und „Vegas Son“ noch zwei Stücke vom neuen Silberling nach.

Der neue Drummer Billy Hammett durfte dann mit Klatsch-Unterstützung des Publikums kurz seine Trommel-Koordinationsfähigkeiten zur Schau stellen. Nach dem mit dezentem Texas-Flair rüberkommenden „I’m Gone“ wurde es dann persönlich.

Bei „Broken Teeth“ reflektierte Kris seine Zeit als Martial-Arts Kampfsportler, wo er sich vermutlich die eine oder andere Schramme zugezogen hatte, und mit „Watching Over Me“ wurde seinem, an Krebs viel zu früh gestorbenen Vater und Mentor im musikalischen Bereich gehuldigt, was besonders im emotional performten Gitarrensolo zum Ausdruck kam.

Nach dem krawalligen „Not Fading“ und dem dem leicht ZZ Top –angehauchten „Devil’s Done Alright“ war mit dem wohl bekanntesten Lied „Hail Mary“ in einer fulminanten Version (Mitwirkung Publikum, fulminantes E-Gitarrensolo, teilweise im Auditorium zwischen den Leuten) auch schon das Ende des Haupteils erreicht.

Am Ende wurde Barras und Band dann statt dem vorgesehenen „Lovers Or Losers“ noch der Freddie King-Klassiker „Going Down“ abgerungen. Starke Szenen hatte hier auch Keyboarder Josiah J. Manning, der mir insgesamt aber zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurde.

So war nach knapp 80 Minuten zur arbeitnehmerfreundlichen Zeit von 21:20 Uhr bereits Schluss., da hätte ich persönlich als Debütant im Hinblick auf die gute Stimmung an diesem Abend und in Sachen potentieller Folgeauftritte/Zuschauerakquise im Piano vielleicht noch zwei Stücke nachgelegt…

Line-up:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys, vocals)
Billy Hammett (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kris Barras Band – Light It Up – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Nachdem Dudley Taft letzten Freitag (06.09.) bereits den Startschuss für eine tonangebende Blues-Rock-Woche meinerseits geliefert hat, übernimmt jetzt Kris Barras aus Devon, UK, sprichwörtlich den Staffelstab, um diese ausgelassen abzurunden. Seit einiger Zeit steht der 32-jährige Gitarrist und Sänger bei der großen Mascot Label Group unter Vertrag, bei der auch Genre-Kollegen wie Joe Bonamassa, Beth Hart, Black Stone Cherry und Kenny Wayne Shepherd sind und legt mit „Light It Up“ nun sein drittes Studioalbum vor.

Zu Beginn seiner Musikkarriere hatte er mit Schwierigkeiten zu kämpfen und somit schaffte er den eigentlichen Durchbruch erst vor drei Jahren. Aber dann ging alles ganz schnell: „Lucky 13“ (2016), „The Divine And Dirty“ (2018) heißen die Longplayer, die ihn in den Mittelpunkt der neuen britischen Blues-Szene gebracht haben. Auf der neuen Scheibe lässt er sich vom Erfolg der Vorgänger nicht blenden, sondern startet wild mit dem knackigen Opener „What You Get“ auf dem er zusätzlich von markanten Background-Sängerinnen im Refrain begleitet wird.

Bei „Vegas Son“ kann Barras nach eigener Aussage zu seinem Lieblings-Riff abrocken und auf dem folgenden „Ignite (Light It Up)“ glänzt er durch seine Gitarrenarbeit. Zu den Songs „Ignite (Light It Up)“, „What You Get“ und „Vegas Son“ wurden zusätzlich bildgewaltige Musikvideos aufgenommen, die auf YouTube zu sehen sind. Das Riff von „6AM“ geht unter die Haut und wechselt zu dem langsameren „Rain“ und das Barras angeblich in nur 20 Minuten geschrieben hat. Josiah J Manning, der Keyboard-Player und gleichzeitig auch Produzent des Albums, führt gefühlvoll durch den Song.

„Let The River Run Through You“ beweist die ganze Klasse der Kris Barras Band – begleitet von Barras Finger-picking-Style und der immer wieder als Duett aufgehenden Performance der einsetzenden Background-Sängerin. Die Dynamik verändert sich hingegen schlagartig mit der ausgefeilten und eingängigen Hook-Line von „Bullet“. Ein Stück härter geht es dann sogar noch mit dem hard-rockigen „Wound Up“ und Riff im Deep Purple-Sound.

Der Party-Rock-Song „What A Way To Go“ setzt neue Akzente für ein Blues-Album und auf „Not Fading“ besinnt er sich auf den englischen Electric-Blues-Roots der 1960er Jahre. Das hymnenartige „Pride Is Forever“ beendet das Werk. Aber auch Fans des Hard-Rock werden auf ihre Kosten kommen. Seit 2018 ist Barras auch als Frontmann der Supersonic Blues Machine aktiv und hat im Zuge dieser Formation u. a. auch zusammen mit Billy Gibbons ein Konzert in Essen absolviert (siehe in diesem Rahmen auch unser Interview mit Kris).

Kris Barras ist Teil einer jungen englischen Blues-Generation, an der wir uns in Sound-of-South immer wieder erfreuen. „Light It Up“ ist ein modernes Blues-Rock-Album, das neue Maßstäbe, insbesondere in der europäischen Blues-Szene, setzen wird. Kris Barras tourt mit seiner Band im September auf unserem Kontinent und wird seinen temperamentvollen Blues auch in Deutschland performen.

Mascot Label Group/Provogue (2019)
Stil: (Southern) Rock

01. What You Get
02. Broken Teeth
03. Vegas Son
04. Ignite (Light It Up)
05. 6AM
06. Rain
07. Counterfeit People
08. Let The River Run
09. Bullet
10. Wound Up
11. What A Way To Go
12. Not Fading
13. Pride Is Forever

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