Mark Gillespie’s Kings Of Floyd – 13.09.2019, Musiktheater Piano Dortmund

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Schon vor 19:00 Uhr hatte sich eine längere Menschenschlange vor dem Piano gebildet und nach dem Einlass begann sich der Konzertsaal des Piano sehr schnell zu füllen, sodass dieser bereits um 19:30 pickepacke voll war. Schon beim Betreten konnten Veränderungen im normalen Bühnenbereich festgestellt werden. Eine für Pink Floyd typische runde Leinwand war vor der hinteren Wand angebracht, zahlreiche zusätzliche Lampen hingen an der eigentlichen Beleuchtungskonstruktion herunter. Zudem war auch die Lautsprecheranlage ausgetauscht.

Auf der Leinwand war eine Gitarre abgebildet, die sich um sich selbst drehte und das für Pink Floyd typische Prisma abgebildet. Im Hintergrund verkürzte Musik, u. a. von The Cure den Besuchern die Wartezeit.

Pünktlich um 8:00 Uhr wurde es im Saal dunkel, man sah im spärlichen Licht Schatten über die Bühne huschen und stakkato-artige Lichtblitze wiesen darauf hin, dass es gleich losgehen würde. Basslastige Töne erklungen im Intro, bis es auf der Bühne hell wurde und Gillespie mit „Breath“ startete. Schon hier war klar, dass ein besonderer Abend geboten wird: Eine bestens aufeinander abgestimmte Band, starker Sound und auch eine besondere Ausleuchtung des Piano.

Stimmlich passte Gillespie sehr gut zu den Floyd-Songs, wobei nicht auf Biegen und Brechen versucht wurde, eine Eins-zu Eins-Kopie herzustellen, sondern vielfach das Original von den Musikern, leicht verändert, interpretiert wurde.

„Mit Learning To Fly“ wurde dann ein Stück der späten Schaffensphase nachgelegt. Insgesamt lag aber der Schwerpunkt der Lieder in der Zeit von „Meddle“, „Dark Side Of The Moon“, „Wish You Were Here“ und „The Wall“.

Richtig psychedelisch wurde es dann zum ersten Mal mit dem sphärischen „Echoes“, das entsprechend von Jürgen Magdziak an den Keyboards eingeleitet wurde und mit dem typischen musikalischen Inferno endete, an dem insbesondre Maurus Fischer an der Lead-Gitarre und Magdziak den größten Anteil hatten.

Die folgenden Tracks „Welcome To The Machine“ und „Have A Cigar“, die von Pink Floyd in den letzten aktiven Jahren live eher wenig beachtet wurden, offerierten eindrucksvoll, welch starke Songs das Konzeptalbum „Wish You Were Here“ zu bieten hat.

Zum „Dark Side Of The Moon“ Klassiker „Money“, der auch heute vom Thema her aktuell wie damals war, wurden wie im Original auf der runden Leinwand Banknoten und Glückspiel eingeblendet. Danach wurde es mit „Us And Them“ leicht melancholisch. Hier hatte auch Bernd Winterschladen am Saxophon seinen ersten gefeierten Auftritt. Die folgenden „Any Colour You Like“ als instrumentales Intro, das eingebettete „Brain Damage“ und „Eclipse“ als Outro bildeten praktisch eine Einheit.

Insbesondere das sozialkritische „Brain Damage“ traf den Zahn der Zeit, wurde doch der amerikanische Präsident, ich möchte den Namen nicht in den Mund nehmen, neben anderen Politikern auf der Leinwand abgebildet, wodurch aufgezeigt wurde, was man mit dem Einsatz von Medien erreichen kann. Aber solch Gedankenzerstörer in der Politik gibt es ja leider auch bei uns in Deutschland. Ohnehin ließ Gillespie auch mehrfach erkennen, was er vom Bexit hält, und dass er auch deshalb seit kurzem die deutsche Staatsangehörigkeit hat.

Zum Ende des ersten Sets stand Hans Maahn im Vordergrund. Infernalisch leitete er am Bass „One Of This Days“ ein, bis dann Maurus Fischer, nun an der Steel Guitar einsetzte. Vermutlich in Anbetracht der hohen Temperaturen wurde der erste Part schon einen Song eher beendet als geplant und die Seitentür wurde geöffnet, um die Zuschauer mit frischer kühlerer Luft zu versorgen. Gillespie sprach davon, dass dieses Konzert für ihn eine absolute Premiere war. Er wäre zuvor nie in einer finnischen Dampfsauna aufgetreten.

Die knapp 20 Minuten Pause wurden von den Besuchern genutzt, um die Flüssigkeitsspeicher wieder aufzufüllen. Als es wieder dunkel im Piano wurde, erklang zunächst nur das Keyboard und mit „Shine On You Crazy Diamond“ wurde das zweite Set eingeläutet. Passend war auf der Leinwand der glänzende Diamant in Anspielung auf Syd Barrett abgebildet, dem damals der Song gewidmet war.

Auch hier wieder starkes Gitarrenspiel von Fischer und das Saxophonsolo von Winterschladen zum Ende hin. Neben dem musikalisch starken Auftritt spielte auch hier das Visuelle eine große Rolle und es wurde wie bei vielen anderen Stücken, regelrechte Laserstrahlteppiche über die Köpfe der Besucher gelegt.

Dass auch „Animals“ ein starkes Werk ist, wurde mit dem Antikriegssong „Dogs Of War“ angedeutet. Hier liefen im Hintergrund beklemmende Bilder von zähnefletschenden Hunden, Kriegsszenen und zum Abschluss das Ergebnis des Ganzen, ein riesiger Friedhof.

Sozialkritisch ging es mit dem fetzigen „Young Lust“ und „Mother“ von „The Wall“ weiter. Wunderschön dabei, das verträumt vorgetragene “Mother“, zu dessen Ende Gillespie vor der letzten Zeile innehielt, das Publikum jedoch applaudierte. Der Fronter merkte humorvoll an, dass es sich nicht gehöre, schon vor dem Ende des Songs zu applaudieren, und legte dann die letzte Zeile nach.

Mit dem Instrumental „Terminal Frost“ wurde es noch einmal sphärisch psychedelisch und das Publikum wurde mit Klangteppichen verzaubert. Glockengeräusche zu Beginn von „Time“ und der starke Soloauftritt der Backgroundsängerin Lucy Wende bei „The Great Gig In The Sky“ ließ das Publikum wieder hellwach werden.

Nach einem Ausflug ins Album „Division Bell“, mit „Take It Back“, bestimmte für den Rest des Konzerts vornehmlich „The Wall“ das Geschehen. Das fetzige „Run Like Hell“ war dabei der Auftakt, gefolgt von den ineinander verwobenen „Happiest Days“ und „Another Brick In The Wall“, die das Auditorium zum Toben brachten.

Die dann folgenden Rufe nach „Wish You Were“ Here“ konterte Gillespie damit, dass er einen Song spiele, der sehr ähnlich wäre. Es folgte das epische „Comfortably Numb“. Passend zu diesem Supersong, mit dem entsprechenden Solo von Fischer zum Ende verwandelte sich da Piano in ein Lichtermeer.

Die sich über der Bühne drehende Discokugel wurde mal mit weißen aber auch gelben Scheinwerfern angestrahlt, die sich dann drehend in den ganzen Saal reflektierten. Es hatte den Anschein, eine Sonne wäre im Piano aufgegangen. Durchbrochen wurden die Strahlen dann noch von den Lasern, dass sich ein fast irreal anmutendes Lichtspiel vollzog.

Eigentlich hätte man gedacht, dass nun nichts mehr geht. Gillespie und Band wollten aber niemanden unzufrieden gehen lassen und legten nun noch „Wish You Were Here“ nach. Wurde hier der Wunsch gehegt, Pink Floyd noch einmal zu sehen?

Dieser Wunsch wird vermutlich nie wieder erfüllt werden. Vielleicht ist es auch gut so. Zumindest hat es Gillespie mit seiner Band gelungen, die Zuschauer noch einmal mit knapp 2,5 Stunden Musik der Superband zu begeistern.

Erfreulich war dabei, dass es nicht der Versuch einer reinen Nachahmung war, sondern vielen Songs ein eigener Anstrich verliehen wurde. Wer noch einmal visuell und klanglich die Musik von Pink Floyd erleben möchte, kommt nicht umher, eine Show von Mark Gillespies Kings Of Floyd zu besuchen.

Line-up:
Mark Gillespie – Gitarre und Gesang
Hans Maahn – Bass
Maurus Fischer – Gitarre
Lucy Wende – Background Gesang
Bernd Winterschladen – Saxophon
Berni Bovens – Drums
Jürgen Magdziak – Keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

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