Frankie Ballard – 03.05.2017, MTC, Köln – Konzertbericht

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Eine Fahrt zu Konzerten nach Köln mit ihren verkehrstechnischen Besonderheiten (an vielen Stellen darf man z. B. nicht links abbiegen, abenteuerlich anmutende Parkplatzsuche), ist doch immer wieder schön, besonders, wenn man sich zu den, in dichtbesiedelten Wohngebieten liegenden Clubs, wie in diesem Fall, dem MTC, im Studentenviertel der Stadt, begeben darf.

Man mag es eine glückliche Fügung des Schicksals nennen, als nach mehreren vergeblichen Runden durch das Gebiet, sich plötzlich zwei junge Burschen, direkt vor der Nase, in ihr Auto zur Wegfahrt setzten, und der mitgereiste Fotograf Jörg Schneider und meine Wenigkeit sich dann in die enge Parklücke quetschen konnten.

Es war unser/mein erster Besuch im schlauchförmigen MTC-Club, der mich dann irgendwie an eine etwas verengte und etwas düstere Variante des ebenfalls nicht weit weg liegenden Luxors erinnerte. Nach und nach füllte sich die Location und als um 21:00 Uhr etwas unverhofft eine junge hübsche Dame, namens Marla, sich mit ihrer Akustikgitarre auf den bereitstehenden Barhocker vors Publikum setzte, hatten sich für einen Mittwoch in der Woche, geschätzt, gute 150 Zuschauer, für den eigentlichen Hauptact, den New Country Rocker Frankie Ballard, eingefunden.

Das langhaarige Mädel aus dem schönen Heidelberg ‚melancholierte‘ dann eine knappe halbe Stunde englisch gesungene Songs, aber im Stile und mit der Nonchalance einer französischen Liedermacherin/Chanteuse. Da das Anliegen der Reise jedoch nicht ‚Verliebt in Paris‘, sondern eher ‚Hungrig auf Nashville‘ war, ist man dann doch irgendwann froh gewesen, als Frankie Ballard inklusive ’seiner Jungs‘ Eddie Robinson, Travis McNabb und Robbie Harrington, mit dem launigen Opener „Drinky Drink“ die Bude ordentlich in Schwung brachte. Die Stimmung war von Beginn an bis zum Ende prächtig.

Das lag nicht zuletzt an der instrumentellen Qualität der beteiligen Burschen, ihrem agilen Auftreten, dem tollen Songmaterial (plus sehr stark interpretierter Covernummern wie u. a. „Folsom Prison Blues“ – Johnny Cash, „L.A. Woman“ – The Doors, „Hound Dog“ – Elvis, „You’ll Accomp’ny Me“ – Bob Seger) und natürlich auch an der mitnehmenden, freundlichen und humorvollen Führungsqualität des immer noch lausbubig wirkenden Protagonisten samt seiner tollen Stimme.

Frankie präsentierte im weiteren Verlauf unterhaltsame, kurzweilige, immer melodische Stücke aus dem eigenen Fundus seiner drei bisherigen Werke wie „Young & Crazy“, „Little Bit Of Both“, „Tell Me You Get Lonely“, „Wasting Time“, „It All Started With A Beer“ (die beiden letztgenannten Lieder mit Frankie an der Akustikgitarre), „Cigarette“, „Helluva Life“, „Good As Gold“ und „El Camino“, wobei man an der Setlist deutlich sieht, dass man sich naturgemäß vordergründig auf sein aktuelles Album „El Rio“ konzentrierte.

Wie bereits erwähnt, ein tolles Kollektiv dieses Quartett. Ballard überzeugte mit seinem rauchigen Gesang, guter und variabler Gitarrenarbeit sowie seiner aufs Publikum eingehenden und kommunikativen Art. Das kam hervorragend an. Der schlaksige Eddie Robinson beeindruckte mit vielen filigranen Fills und Soli, besonders klasse war’s, wenn er mit seinem Glasröhrchen zum Sliden ansetzte. Herrlich auch immer, wenn sich die beiden Gitarrenkönner zu den Southern Rock-typischen Twins ‚vereinten‘. Die Rhythmusfraktion mit Kraftpaket McNabb und Harrington, polterte, pumpte und groovte, was das Zeug hielt.

Mit der fulminanten, southern-rockigen Version von „Sunshine & Whiskey“ von gleichnamiger CD (erneut grandiose E-Gitarren von Robinson und Ballard) zum Abschluss des Hauptteils und der tosend eingeforderten Zugabe „You Could’ve Loved Me“ (wunderbare semi-akustische Ballade) verabschiedeten sich Ballard & Co. nach tollem Gig, wobei der Protagonist es nicht versäumte, am Ende auch noch ausgiebig Autogramme am Bühnenrand zu verteilen. Insgesamt somit eine fantastische Gesamtleistung von Frankie Ballard und Band! Er hat an diesem Abend hier sicherlich viele Freunde gefunden. Und auch die gute alte Domstadt am Rhein war deshalb mal wieder ihre Reise wert…!

Line-up:
Frankie Ballard (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion)
Eddie Robinson (electric guitar, slide guitar, vocals)
Robbie Harington (bass, vocals)
Travis McNabb (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Trace Adkins – Something’s Going On – CD-Review

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Starkes 12. Album des vielseitigen Country-Raubeins, der jetzt schon seit über 20 Jahren in Nashville und darüber hinaus (auch als viel gebuchter Schauspieler) im Geschäft ist. „Something’s Going On“ heißt sein aktuelles Werk auf seinem neuen Label Wheelhouse Records und beweist, dass der alte Recke es, trotz einiger persönlicher Ups and Downs, immer noch drauf hat.

Trace Adkins zählt ja zu den Interpreten, die in der Regel fast  nie kompositorisch aktiv sind, um so mehr ist da ein gutes ‚Händchen‘ gefragt, passende Songs zu ergattern, und das hat er, ähnlich wie zum Beispiel Tim McGraw, auch diesmal überwiegend gut hinbekommen. Auf dieser Scheibe ist ihm wieder unter der Regie von Produzent Mickey Jack Cones (Joe Nichols, Randy Houser, Dustin Lynch) eine abwechslungsreiche und kurzweilige, auf ihn bestens gemünzte Auswahl zu attestieren.

Getragen wird er hier von einem Musikerteam, das man mit Leuten wie Lonnie Wilson, Nir Z, Mark Hill, Troy Lancester, Jeff King, Kenny Greenberg, B. James Lowry, Tony Harrell, Jim Brown, Mike Johnson, Dan Dugmore, Jenee Fleenor, Wes Hightower, Perry Coleman, Shelly Fairchild und Angela Primm zur Creme de la Creme der Nashville-Gilde zählen kann. Cones hat hier natürlich auch mitgewirkt (E-Gitarre, Keys, Background vocals).

Schon der swampige und coole Opener „Ain’t Just The Whiskey Talkin'“ (dezentes Jason Aldean-Flair) ist für Trace wie auf den Leib geschnitten. Mit Tracks wie „Jesus And Jones“, den humorvollen „I’m Gone“ und „Country Boy Problems“ sowie dem patriotisch gefärbten „“Still A Soldier“ wird er vielleicht nicht gerade bei Frauen- und Friedensbewegungen hoch im Kurs stehen, aber natürlich den großen überwiegenden Teil der amerikanischen Countrymusik-Klientel auf seiner Seite haben.

Richtig poppig und funkig, auch tanzbar,  geht es bei Stücken wie „Gonna Make You Miss Me“ und „Lit“ zu, bei erstgenanntem darf der alte Charmebolzen, rein textlich, auch Taylor Swift ein wenig anflirten.

Die besonderen Momente des Albums bieten ganz starke Tracks wie das atmosphärische „Watered Down“ (typischer Country-Erzählstil, Akustikgitarre, dazu weinende Steel), das überragende Titelstück „Something’s Going On“ (markante Bariton-E-Gitarre, Pianotupfer, Steel, E-Solo mit „Hotel California“-Touch)  und das dezent introvertiert performte „Whippoorwills And Freight Trains“, beide in Montgomery Gentry-Manier performt, sowie der melancholische Abschluss mit „Hang“ (schönes E-Solo). Besonders bei diesen Stücken kann sich Adkins‘ immer noch ausdrucksstarke Stimme bestens entfalten.

Mit seinem erneut richtig guten Album „Something’s Going On“ hat Trace Adkins gezeigt, dass er nach seinen vielen durchgestandenen Problemen (wie u. a. Alkoholsucht, Scheidung, Todesfälle im Umfeld) musikalisch wieder Morgenluft wittert und mit ihm auf diesem Terrain immer noch jeder Zeit zu rechnen ist. Ein starkes Werk, das durchaus mit dem einen oder anderen Hit belohnt werden wird.

Wheelhouse Records (2017)
Stil: New Country

01. Ain’t Just The Whiskey Talkin‘
02. Jesus And Jones
03. Watered Down
04. Something’s Going On
05. If Only You Were Lonely
06. Gonna Make You Miss Me
07. I’m Gone
08. Country Boy Problems
09. Lit
10. Still A Soldier
11. Whippoorwills And Freight Trains
12. Hang

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Bärchen Records

The Delta Saints – 31.03.2017, Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

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Dass die Bäume, zumindest hier im Kultur-umkämpften Rhein/Ruhrgebiet, vom Publikumszuspruch, noch nicht in den Himmel wachsen, mussten gestern Abend im Oberhausener Zentrum Altenberg, die talentierten Jungs der Delta Saints aus Nashville, Tennessee, leidvoll erfahren. Die an sich schöne Location war doch nur recht spärlich gefüllt, da hatte die Band zuvor auf ihrer Europa-Tournee, in anderen Ländern deutlich bessere Erlebnisse.

Irgendwie war es auch scheinbar nicht ihr Abend, da konnte auch Ben Ringels Charme-Offensive („it’s great to be here in Oberhausen“) wenig dran ändern. Zu spät angereist, zögerte sich der Umbau nach Josh Hoyers beeindruckendem Auftritt, durch einen noch vorzunehmenden Soundcheck ziemlich heraus, der dann bis in die ersten Stücke hinein sogar weitergeführt werden musste (die Musiker gaben immer wieder Zeichen in Richtung Mischpult), weil es ständig irgendwo anders haperte.

Die Burschen sahen rein äußerlich dazu auf der Bühne so aus, als wenn sie gerade unverhofft, bei einem gemütlichen Grillabend auf einem Campingplatz aus ihren Liegestühlen gerissen worden wären und noch mal eben schnell einen spontanen Gig abliefern sollten. Ich meine auch, irgendwie eine gewisse Enttäuschung über die schlechte Besucher-Resonanz verspürt zu haben.

Wie dem auch sei, die musikalische Leistung war insgesamt absolut in Ordnung. Mit dem starken slide-trächtigen Opener „Cigarettes“, Sachen wie „Bones“ und dem psychedelisch-umwehten „Berlin“ gelangte man mit „Are You?“ zur Vorstellung des neuen Albums „Monte Vista„, das auf dieser Tour natürlich beworben werden soll. Auf dem Fuße folgte mein Favorit des Werkes, das radiotaugliche „California“ und das stampfende „Space Man“ aus selbigem Tonträger.

Für mich persönlich waren die jammigen „Pray On“ (Ben Ringel mit Resonator-Gitarre) und das shufflige NOLA (Bass-Solo Intro von Davis Supica), nicht zuletzt wegen der gurgelnden Orgel-Solos von Nate Kremer, weitere Highlights. Kremer war ja letztes Jahr bei der Tour nicht zugegen und erwies sich jetzt als deutlich belebendes Element. Auch Drummer Vincent “Footz” Williams kam diesmal deutlich kraftvoller rüber. Bei diesen Stücken offenbarte das Quintett dann auch seine unbestrittene spielerische Qualität.

Über weitere Tracks wie „Sometimes I Worry“ (Slidegewitter von Fitch, Trommelwirbel von Williams), „In Your Head“, „Dust“, „Burning Wheels“, ebenfalls vom neuen Album, und dem Vogel namens Angola war das Ende des Gigs erreicht, der am Ende mit dem knackigen, mit schönen Tempowechseln versehenen „Deathletter Jubilee“ als einzige Zugabe, vervollständigt wurde.

Fazit: Unbestritten Ihres musikalischen Talents, sind die mittelgroßen Veranstaltungsorte hier bei uns, so scheint es zumindest, für die Delta Saints momentan noch eine Nummer zu groß. Ihre mutige, wenig kommerziell ausgerichtete, anspruchsvolle Musik ist in unseren Gefilden nicht massen-kompatibel genug. Ungeheures spielerisches Potential und Kreativität reichen ungerechter Weise nicht immer. Ein dickes Fell, in Sachen spürbarem Popularitätszuwachs bei uns, ist von daher weiter gefordert.

Line-up:
Ben Ringel (lead vocals, guitars, percussion)
Dylan Fitch (electric guitar)
David Supica (bass)
Vincent “Footz” Williams (drums)
Nate Kremer (keys, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Delta Saints
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Teenage Head Music
Zentrum Altenberg Oberhausen

Quinn Sullivan – Midnight Highway – CD-Review

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Ich musste am Anfang schon ein wenig schmunzeln. Wenn man die Einleitung des Beipackzettels zu Quinn Sullivans neuem Album „Midnight Highway“ liest, könnte man meinen, dass man es hier mit einem Künstler zu tun hat, der sich glatt schon so um die 30 Jahre im Geschäft befindet.

Er hat bereits mit Leuten wie u. a. Buddy Guy, Eric Clapton, Los Lobos, der Tedeschi Trucks Band, Joe Bonamassa und Albert King die Bühne geteilt, bei berühmten Festivals wie Montreaux oder Mahindra in Indien mitgewirkt, ist in der Jay Leno Show aufgetreten – ok, das wäre für die lange Zeit jetzt ein bisschen wenig – hat mit o. a. Werk, seinen dritten Longplayer veröffentlicht.

Aber dieser Bursche aus Massachusetts zählt gerade mal unglaubliche 17 Lenze! Und was hat der für ein Talent. Er ist ein Super-Gitarrist, das Songwriting kann sich sehen lassen (hat immerhin drei Tracks kreiert) und auch der Gesang passt für das junge Stadium schon ganz gut (man hört es aber doch ein wenig – klingt oft wie ein ganz ganz junger Robert Plant).

Wie vor kurzem auch Joe Bonamassa, hat Quinn sich in Sachen Produktion, unter die Fittiche vom uns bestens bekannten Tom Hambridge in den berühmten Blackbird Studios in Nashville begeben. Hambridge bearbeitete auch das Schlagzeug und stellte dem Jüngling erfahrene Musiker wie Michael Rhodes, Tom MacDonald, Rob McNelley und Keyboard-Legende Reese Wynans an die Seite.

Schon der Opener „Something For Me“ mit herrlicher E-Gitarre (tolli Soli) und klimpernden HT-Piano-Einlagen, lässt Led Zeppelin-, ZZ Top– und Skynyrd-Indegrienzien zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Melodische Stücke wie „Tell Me I’m Not Dreaming“ und  das funkige „Lifting Off“ haben einen gewissen Popfaktor“, mit letztgenanntem kann man  jede Party in Schwung bringen.

Quinn mit seinen unzähligen quirligen, energiegeladenen, aber auch voller Seele befindlichen E-Gitarren-Soli (hat scheinbar eine sehr große Vorliebe für das Spiel der Allman Brothers-Akteure) und Wynans (mit variablen Keys-Parts) setzen natürlich insgesamt die meisten Akzente.

Absolut klasse  das atmosphärische „She Gets Me„, grandios die im allmanesken Instrumental-Stil abgewickelten Songs wie  „Big Sky“ und der Rausschmeißer „Buffalo Nickel“, aber auch das besungene Titelstück „Midnight Highway„. Hier beweist der Bursche, dass er neben dem Blues auch beste Southern Rock-Gene im Körper hat. Und mit was für einem Gefühl!

Ein Schmankerl und Höhepunkt zugleich ist die gelungene Coverversion von George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“, das man so originalgetreu wie möglich, wie auf dem „White Album“ der Beatles, abzubilden versucht hat. Hambridge hat dafür sogar recherchiert, wie die Musiker und Mikrophone damals im Studio standen. Quinn setzt natürlich mit furiosen Gitarren-Soli noch hier einen drauf.

Mentor Buddy Guy gab seinem Sprössling einst den Rat, raus zugehen und allen zu zeigen, wer er ist, die Leute sollen sich an ihn erinnern. Mit seinem tollen neuen Album „Midnight Highway“ hat er jedenfalls beim Autor (und sicherlich auch allen, die sich mit diesem Teil beschäftigen werden), schon bleibende Spuren hinterlassen. Eine abwechslungsreiche, kurzweilige, jederzeit melodische und auch instrumentell anspruchsvolle CD, die von vorne bis hinten Spaß macht, nicht zuletzt auch wegen der vielen Southern Rock-Bezüge.

Da fällt mir eigentlich zu Jungspund Quinn Sullivan am Ende spontan nur noch ein altbekannter Schimanski-Spruch in abgewandelter Form ein: Noch keine Haare auf der Brust, aber schon im Blues Rock drängeln…

Mascot Label Group (2017)
Stil: Blues Rock

01. Something For Me
02. Tell Me I’m Not Dreaming
03. Midnight Highway
04. Crazy Into You
05. Eyes For You
06. Lifting Off
07. She Gets Me
08. Rocks (Bonus track)
09. Going
10. Graveyard Stone (Bonus track)
11. Big Sky (Bonus track)
12. While My Guitar Gently Weeps
13. Buffalo Nickel

Quinn Sullivan
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Mascot Records
Netinfect Promotion
Bärchen Records

The Delta Saints – Monte Vista – CD-Review

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Packe Red Hot Chili Peppers, die psychedelischen Sachen von Led Zeppelin und David Bowie in einen Mixer, schüttel diesen und nehme die Mischung, um den Sound der letzten Platten der Delta Saints zu würzen und es kommt „Monte Vista“ (tolles Coverbild übrigens) heraus. Der bluesige Charakter des letzten Longplayers „Bones“ ist dabei etwas auf der Strecke geblieben, dafür hat sich die Band verstärkt in eine Richtung entwickelt, die psychedelisch angehauchte Sachen der 70er mit Einflüssen aus Soul und Hip-Hop unterlegt, besonders durch die Rhythmus-Sektion (David Supica und Vincent Williams), in abwechslungsreiche und eigenständige Rockmusik umgesetzt.

Der Longplayer startet mit „California“, dem, beim ersten Hören, Radio-kompatibelsten Song, der in seiner rockig tanzbaren Manier, ein breites Hörerspektrum ansprechen müsste. Mit dem folgenden „Sun God“ ändert sich sofort der Stil und die psychedelischen Elemente treten stärker in den Vordergrund. „Burning Wheels“ erinnert mich vom mystischen Gesang her, an den indianisch anmutenden Beginn von Pottheads „Indians“. „Are You“ mit mehreren Tempowechseln, die aber bis auf das Gitarrensolo von Dylan Fitch, im mittleren Bereich liegen, erinnert ebenso wie das folgende „Crows“ an die psychedelischen Nummern von Led Zeppelin, wobei auch die Stimme von Ben Ringel in hohen Tonlagen, der von Robert Plant ähnelt, ohne  dabei den eigenen Charakter zu verlieren.

„Roses“ beginnt, insbesondere vom Bass und Drum-Part her, ähnlich wie Tracks der Red Hot Chili Peppers aus ihrer „Californication“-Zeit. Untermalt wird der Gesang immer wieder mit rockigen Gitarrensoli. Mit „Space Man“ geht die Zeitreise Richtung David Bowie zu Beginn seiner Karriere, ohne dabei verstaubt zu wirken. „Young And Crazy“ und „In Your Head“ mit groovender Rhythmussektion sind wieder sehr psychedelisch infiziert und dürften ebenfalls bei Fans der RHCP gut ankommen. Letzteres Stück wartet mit Gesangspassagen auf, die sich bei Live-Konzerten dazu eignen, in Interaktion mit dem Publikum zu treten. Das ruhige „Two Days“ mit epischen Gesangspassagen und einer Gitarre in der Songmitte, die mich in meine „alte“ Bowie-Zeit zurückversetzt, rundet diese Platte ab.

Mit „Monte Vista“ haben die Delta Saints die Wandlung von einer eher Blues-orientierten Formation zu einer wieder deutlich mehr psychedelisch angehauchten Band, mit den Einflüssen der legendären Led Zeppelin abgeschlossen, ohne sich selbst aufgegeben zu haben oder einem Abklatsch anderer Acts zu ähneln. Wer mit einem eventuellen Schwenk in Richtung mehr ‚Nashville‘ geliebäugelt hat (woher die Burschen ja stammen), dürfte von dem Album zunächst enttäuscht sein, was sich aber nach einem nochmaligen Hören und Freisetzen des Erwartungshorizonts ändern könnte/wird, da sich bei der Komplexität der Kreationen, vieles erst beim zweiten oder dritten Durchgang öffnet.

Insgesamt für mich ein gutes und interessantes Album, da die Band experimentierfreudig, altes und neues aus der Rock-Musik verknüpft und so ein abwechslungsreiches Werk hingelegt hat, welches nicht dem Mainstream (oder wir gehen auf ‚Nummer Sicher‘) zum Opfer gefallen ist. Wer Songs von „Monte Vista“ live erleben will, dem sei die anstehende Tournee wärmstens empfohlen, da die Delta Saints nicht nur versierte Studiomusiker sind, sondern auch live mit ihrem Charisma und ihrer dynamischen Spielweise schon im letzten Jahr, auch ohne ihren Keyboarder Nate Kremer, glänzen konnten.

Review: Gernot Mangold

Teenage Head Music (2017)
Stil: Roots Rock

01. California
02. Sun God
03. Burning Wheels
04. Are You
05. Crows
06. Roses
07. Space Man
08. Young And Crazy
09. In Your Head
10. Two Days

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Teenage Head Music

Southern Drawl Band – Elixir – CD-Review

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Die Southern Drawl Band, eine Mischung von Musikern aus Knoxville und Nashville, mit ihrem bereits 4. Album. Das mit diversen regionalen und nationalen Awards bedachte Quintett, das schon mit vielen prominenten Acts und Interpreten wie u. a. Lynyrd Skynyrd,  der Charlie Daniels Band, Jimmy Buffett, Brantley Gilbert, Blackberry Smoke und Justin Moore die Bühne geteilt hat, beschert uns mit „Elixir“ ein herrliches Gebräu aus Country- und Southern Rock-Zutaten vom Feinsten.

Der Fünfer um die beiden Köpfe Mike Nash (lead vocals, guitar) und Jo Edge (lead vocals, fiddle) sowie ihre Mitstreiter David Crow (lead guitar), Paul Wray (bass) und Larry Dunsmore (drums) spielt seit 2012 zusammen und hat mit seiner ‚Southern Rockin‘ Country music with a twist of lime distilled in the backwoods of Tennessee‘ ein Karriere-Highlight abgeliefert. Das Album überzeugt mit seiner variablen kurzweiligen Mischung von der ersten bis zur letzten Sekunde.

Tragischer Weise verstarb ihr brillanter Lead-Gitarrist David Crow nach Beendigung der Aufnahmen, als ein vom Sekundenschlaf übermannter Autofahrer frontal in sein Motorrad fuhr. Ihm ist auf der Innenseite der CD ein emotionales Gedicht („As The Crow Flies“) von einem der Mitkomponisten der Band, Mike Kuhl, gewidmet.

Der Auftakt mit dem Titel  „Damn Sure Comin‘ From Dixie“ lässt auch musikalisch keinen Zweifel an ihrer Herkunft. Ein typischer Stampfer an der Schnittstelle zwischen Montgomery Gentry, Travis Tritt sowie der Charlie Daniels Band und Lynyrd Skynyrd, wobei starke E-Gitarren und Jo Edges markantes Fiddle-Spiel auch im weiteren Verlauf  des Albums immer wieder als Trademarks herausstechen.

Stücke wie „Ghosts Of „New Orleans“, „Somewhere Down The Road“, „Tennessee Line“ oder das finale „You’ll Never Leave Harlan Alive“ (wie eine Bluegrass-Version vom Animals-Hit „Hose Of The Rising Sun“) dienen als Blaupause für die countryeske, rurale, ja grassige Seite der Musiker. Alles wunderbare hoch-melodische, mit viel Liebe zu instrumentellen Details  gestaltete, flockig ins Ohr gehende Songs, wie man sie von Acts wie der Pure Prairie League, Pirates Of The Mississippi oder SR-Bands a la Marshall Tucker Band, CDB oder den Outlaws kennt. Hier schlägt dann auch häufig die Stunde er einzelnen versierten Gäste wie Andy Wood (mandolin), Doyle Grisham (pedal steel) oder Travis Toy (Dobro).

Nash, der sich als Hauptsongwriter für den Großteil des Gesangs verantwortlich zeigt (seine Stimme ähnelt Leuten wie Eddie Montgomery, Travis Tritt oder Bruce Brookshire) und Jo Edge (klingt Eric Church zum Verwechseln ähnlich) ergänzen sich am Mikro vorzüglich (auch mit Harmoniegesängen).

Edges großer Moment ist auf der furios rockigen Cover-Darbietung von Skynyrds einstigem „Mississsippi Kid“, die Ronnie Van Zant sicherlich mit viel Freude und Stolz  im Southern Heaven vernehmen wird. Nash besingt dafür mit der  launigen Uptemponummer  „Rocky Top“ den ‚Hit‘ der Band, der als Video bei einem Football Match im ausverkauften Neyland Stadium in Knoxville vor 102.000 Zuschauern seine Premiere feierte und seitdem bei Spielen in dieser Sportart auch mit viel TV-Präsenz (u. a. bei NBC) gewürdigt wird.

Wenn sich schon Experten wie Lorren Cornelius (früherer Geffen Records Promotions-Chef) und Dermott McCormack (Sony/Viacom Programming) zu Statements wie „Southern Drawl Band is one of the Nation’s hottest emerging bands, ranking top among the best live performances to come along in decades“ und „a must see, swampy grit of modern country combined with a rockin‘ your face off stage performance reminiscent of the days when bands knew how to put on a show“ hinreißen lassen, weiß man, dass man es mit ganz besonderem Stoff zu tun hat.

Auch wir schließen uns dem, mit unserer Begeisterung in Sachen „Elixir“, restlos an und geben die uneingeschränkte Empfehlung: ‚Get’cha some great music‘ von der Southern Drawl Band! Herrliche Musik!

Down Home Records (2016)
Stil: Southern Rock

01. Damn Sure Comin‘ From Dixie
02. Ghosts Of New Orleans
03. Mississippi Kid
04. One Hell Of A Ride
05. Rocky Top
06. She’s My Angel
07. Somewhere Down The Road
08. Tattoo
09. Tennessee Line
10. When Did I Stop Growing Up
11. You’ll Never Leave Harlan Alive

Southern Drawl Band
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Bärchen Records

Little Big Town – The Breaker – CD-Review

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Nach der, wie ich meine, ziemlich daneben gegangenen Zusammenarbeit mit Pharrell Williams auf „Wanderlust“, kehren Little Big Town mit ihrem achten Album „The Breaker“ in die Spur ihrer ausnahmslos sonstigen schönen Veröffentlichungen zurück.

Jay Joyce hat wieder das Kommando übernommen und das ist auch gut so. Bei den zwölf neuen Stücken wurde in Sachen Songwriting neben eigenen Ideen schwerpunktmäßig auf die Dienste, von für Qualität bürgende Koryphäen wie Hillary Lindsay, Liz Rose und Lori McKenna (es sind natürlich auch noch andere namhafte Leute beteiligt), zurückgegriffen.

Der ganz besondere Moment dieses Werkes kam allerdings durch Megastar Taylor Swift zustande. Die schrieb nämlich das tolle „Better Man“ und hatte schon beim Komponieren des Stückes sofort die Intention, es nicht für sich selbst, sondern, der Harmoniegesänge wegen, an Little Big Town zu vergeben. Der Song ist dann auch wirklich wie für LBT auf den Leib geschnitten und natürlich zum Nr. 1-Hit avanciert. Absolut starke Nummer. Aber auch der Rest der Tracks kann sich natürlich absolut sehen lassen, inklusiv, wie gewohnt, toller Instrumentierung, wechselnder Leadgesänge und traumhaft sitzender Vokalharmonien.

Der im Stile einer Sheryl Crow groovende fröhliche Opener „Happy People“, das wie eine Mischung aus U2 und Fleetwood Mac klingende „Night On Our Side“ (mit schönem Slide-Solo), das atmosphärische, am Ende sogar fast hypnotische „Lost In California“ (starke E-Gitarre von Jedd Hughes), das beschwingte „We Went To The Beach“, ebenso wie das flower-poppige „Don’t Die Young, Don’t Get Old“ sowie die abschließenden „When Someone Stops Loving You“ (in Eagles-Manier gebrachter Schmachtfetzen) und „The Breaker“ (schöne zurückgenommene, folkige Instrumentierung), beide von Westbrook gesungen, stechen dabei besonders heraus.

Mein persönliches Highlight ist allerdings das von Nathalie Hemby, Philip Sweet und Jimi Westbrook kreierte, herrlich rockende und stampfende „Rollin‘“, das besonders live sicher gut abgehen wird. Little Big Town ist mit „The Breaker“, wie man im Tennis sagen würde, nach einem zwischenzeitlichen Durchhänger, ein entscheidendes Break geglückt. Das gemischte, Grammy-dekorierte (doppelte) Doppel um Kimberly Roads, Karen Fairchild, Jimi Westbrook und Philip Sweet hat zu alter Stärke zurückgefunden und wird für dieses gelungene Werk vermutlich wieder den gebührenden Lohn einheimsen. Tolle Platte! Am Ende somit Spiel, Satz und Sieg Little Big Town!

Capitol Nashville (2017)
Stil: New Country

01. Happy People
02. Night On Our Side
03. Lost In California
04. Free
05. Drivin‘ Around
06. We Went To The Beach
07. Better Man
08. Rollin‘
09. Don’t Die Young, Don’t Get Old
10. Beat Up The Bible
11. When Someone Stops Loving You
12. The Breaker

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Universal Music

Brett Young – Same – CD-Review

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Mit dem 35-jährigen, ursprünglich aus Anaheim, Orange County, stammenden Brett Young feiert ein weiterer talentierter Künstler Album-Premiere in Nashville. Dabei sah es eigentlich zunächst so aus, als ob ihm ein vielversprechende Baseball-Karriere bevor stünde. Eine Verletzung am Ellbogen beendete allerdings seine Träume in dieser Hinsicht und ließ den Burschen sich zurückbesinnen, dass er schon mal auf der High School für einen verhinderten Sänger  bei einer Band eingesprungen war.

Er begann Songs zu schreiben. Nach dem er längere Zeit in Los Angeles gelebt hatte, beschloss er letztendlich, sein Glück in Nashville zu versuchen. Der Mut wurde schließlich belohnt, Young ergatterte beim potenten Big Machine Records Label einen Vertrag und durfte jetzt unter der Regie von keinem geringeren als Star-Producer Dan Huff sein Album-Debüt veröffentlichen.

Brett ist in elf der insgesamt  zwölf Tracks kompositorisch involviert. Nicht nur von seiner Vita her sind Parallelen zu David Nail evident (der kam ja ebenfalls durch den Abbruch seiner Sportlerlaufbahn zum New Country). Auch Youngs Stücke werden mit einem wunderbarem Schmelz in der Stimme vorgetragen, die in erster Linie Frauenherzen zum Dahinfließen bringen wird. Er bildet hier einen deutlichen Kontrast zu den jungen Wilden a la Jason Aldean, Brantley Gilbert & Co.

Die melodische, sehr flockige Single und zugleich der Opener dieses Werkes, „Sleep Without You“, hat es direkt in die Top-3 der Country-Charts geschafft. Auch der toll instrumentierte melancholische Nachfolger „In Case You Didn’t Know“ befindet sich bereits auf dem Weg in höchste Regionen. Fast schon Hochzeitslied-tauglich!

Der Rest der Lieder ist ähnlich wie die angeführten strukturiert, wir bewegen uns im ausnahmslos hittauglichen Mainstream-Segment, die countrytypischen Akzente (z. B. Steel-, Slide-Gitarren – toll das Solo bei „Left Side Of Leavin'“) werden meist punktuell, aber durchaus effektiv gesetzt. Es wird sich nicht wie bei so manchen Kollegen in letzter Zeit  so aufdringlich dem Pop angebiedert, um möglichst zweigleisig fahren zu können. Der Star ist aber hier eindeutig die Stimme, eine, fast schon mit sowas, wie einem Alleinstellungsmerkmal.

Mit Brett Young hat ein weiterer hochtalentierter Typ die Bühne in Music City betreten. Die Szene darf dazu einen neuen Frauenschwarm in seinen Reihen begrüßen. Sehr angenehme Musik, bei der eine markante Stimme und schöne Melodien im Vordergrund stehen.

Leute, die auf Interpreten wie der bereits erwähnte David Nail, Kristian Bush, Charles Kelley oder auch Bands wie Rascal Flatts und die Eli Young Band stehen, werden ihre helle Freude haben. Brett Young hat zum Karrierestart ein echtes ‚Brett‘ in der Mainstream-Sparte hingelegt! Ideal für Männer, die ab und zu mal mit weicher Schale über ihrem harten Kern bei Frauen punkten möchten…

Big Machine Records (2017)
Stil: New Country

01. Sleep Without You
02. Close Enough
03. Like I Loved You
04. In Case You Didn’t Know
05. Olivia Mae
06. Left Side Of Leavin‘
07. You Ain’t Here To Kiss Me
08. Back On The Wagon
09. Makin‘ Me Say
10. Memory Won’t Let Me
11. Beautiful Believer
12. Mercy

Brett Young
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Universal Music

Brantley Gilbert – The Devil Don’t Sleep – Deluxe Version – CD-Review

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Mit Brantley Gilbert kommt im neuen Jahr der erste ‚Big Player‘ der Nashville-Szene aus den Startlöchern und das direkt mit einem Paukenschlag. Der 32-jährige lässt mit „The Devil Don’t Sleep“, einem 26 Stücke umfassenden Sahneteil, in der aus zwei Silberlingen bestehenden Deluxe-Version, die Messlatte für seine nachfolgenden Kollegen schon mal in eine beträchtliche Höhe legen.

Das beeindruckende vor allem ist, dass der aus Jefferson, Georgia, stammende Bursche auf seinem vierten Studio-Longplayer, bis auf einen Track, auch kompositorisch omnipräsent war (entweder alleine oder mit diversen namhaften Co-Writern), was man in der Zunft auf diesem Niveau, sicherlich nicht als gewöhnlich bezeichnen kann. Hut ab für diese kreative Leistung, auch angesichts der absolut beeindruckenden Ergebnisse seiner Schöpfungen!

Die ‚Haupt-CD‘ mit satten 16 Songs wurde wieder, wie schon beim Vorgänger, von Dann Huff produziert und auch Gitarren-mäßig begleitet. Als Musiker wurde eine Mixtur aus Brantleys Live-Band (Jess Franklin, Stephen Lewis, BJ Golden, etc.) und arrivierten Studio-Musikern wie u. a. Ilya Toshinsky (mit starkem Akustikgitarrenspiel), Chris McHugh oder Charlie Judge von Huff zusammengestellt, die dem Sänger einen kräftigen, aber sehr transparent abgemischten Soundteppich erzeugten.

Die Stücke beinhalten einen gelungene Melange aus Midtempo-Stücken (meist mit markanten Powerrefrains – hier direkt als bestes Beispiel der starke Opener „Rockin‘ Chairs“), einigen atmosphärischen Balladen („Smokin‘ Gun“, das herrlich mit Akustk- und E-Gitarren, sowie hallender Orgel instrumentierte „We’re Gonna Ride Again“ oder das kammermusikartige „Three Feet Of Water“ – mit Gordon Mote am Piano, Jonathan Yudkin am Cello), und ein paar swampigen Southern Rock-Krachern, wobei sich die, der Arbeiterklasse gewidmete Feier-Single „The Weekend„, mit Platz 14 bereits in Richtung Top Ten aufgemacht hat. Das Album, wird, da braucht man keine hellseherischen Kräfte zu entfachen, ebenfalls ganz oben anklopfen.

Amüsant wie Brantley bei „The Ones That Like Me“ seine echten Freunde charakterisiert und bei „You Could Be That Girl“ das Anforderungsprofil einer potentiellen weiblichen Partnerin skizziert. In bester Tradition von Brantleys Paradestück „Kick It In The Sticks“ kommen dann swampige Nummern wie „It’s About To Get Dirty“ und „Bullet in A Bonfire“ daher, die besonders durch die grandiosen weiblichen Background Vocals von einer echten ‚Röhre‘ wie Kim Keyes komplettiert werden. Ganz starker Tobak, besonders für die Southern Rock-Fraktion.

Die Bonus-CD enthält weiteres Demo-Material von Brantley, wobei man bei den fünf weiteren Studio-Songs kaum Unterschiede zu Vollversionen feststellen kann. Auch diese hätten problemlos in die Haupt-CD eingebunden werden können. Differenzen sind eher marginal in der etwas gedämpfteren Produktion (4x Brantley, 1 x Dann Huff) und am mehr Stratocaster-orientierten Spiel der anderen Gitarristen (u. a. Jedd Hughes, Jeff King, Adam Shoenveld) auszumachen. Klasse hier das melancholische „Closer That We’ve Ever Been“, bei dem als einzigem Track, eine von Bruce Bouton gespielte Steel Gitarre integriert wurde.

Dazu kommen noch fünf Lieder, die live im monumentalen Red Rocks Amphitheater in Denver, Colorado, aufgenommen wurden. Die offerieren die ganze spielerische Wucht seiner Begleit-Truppe. Kreischendes Publikum, Brantley als toller Sänger und redseliger Stimmungsmacher natürlich im Mittelpunkt, mit „Grown Ass Man“ eine mit Akustik-Slide begleitete Bühnen-Premiere, seine Hits „Hell On Wheels“ und „Kick It In The Sticks“, on top noch eine Pathos- und Patriotismus-getränkte Version von Hank Williams jrs. „Outlaw Woman“ (mit integriertem „Dixie“). Gänsehaut-Live-Atmosphäre pur, ideales Terrain für eine entsprechende DVD.

Fazit: Brantley Gilbert, glänzt auf „The Devil Don’t Sleep“ mit einer umfassenden Vorstellung, die seine Ambition, sich in den Spitzen-Positionen in der Riege junger wilder Kollegen wie Justin Moore, Eric Church, Jason Aldean & Co. zu manifestieren, deutlich untermauert. Schön, dass er sich hier, im Gegensatz zum Vorgänger „Just As I Am„, wieder etwas mehr in Richtung Country-/Southern Rock bewegt. Eine absolute Vollbedienung in Sachen starker Musik, sowie eine echte Ansage an seine Konkurrenz, die sich allerdings vermutlich nicht zur Ruhe betten wird…!

Valory Music (2017)
Stil: New Country

CD1:
01. Rockin‘ Chairs
02. The Ones That Like Me
03. The Weekend
04. You Could Be That Girl
05. Smokin‘ Gun
06. Bro Code
07. It’s About To Get Dirty
08. Tried To Tell Ya
09. In My Head
10. Way Back
11. Baby Be Crazy
12. Outlaw In Me
13. Bullet In A Bonfire
14. The Devil Don’t Sleep
15. We’re Gonna Ride Again
16. Three Feet Of Water

CD2:
01. At Least We Thought It Was (Demo)
02. I’ve Been There Before (Demo)
03. Against The World (Demo)
04. Closer Than We’ve Ever Been (Demo)
05. You Promised (Demo)
06. Read Me My Rights (Live at Red Rocks)
07. Hell On Wheels (Live at Red Rocks)
08. Grown Ass Man (Live at Red Rocks)
09. Outlaw Women (Live at Red Rocks)
10. Kick It In The Sticks (Live at Red Rocks)

Brantley Gilbert
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Universal Music Group

Saints Eleven – Coming Back Around – CD-Review

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Hat der Kollege Daus über die Jahreswende etwa zu viel Marihuana geraucht, wird vermutlich so mancher beim Blick auf das Cover der neuen Scheibe „Coming Back Around“ von den Saints Eleven denken. Aber keine Bange, hier handelt es sich beileibe nicht um eine Reggae-Platte, sondern um  bemerkenswert authentischen Country-Roots-Stoff eines texanischen Trios, bestehend aus Bandleader Jeff Grossman, Jeff Mosley und Alex Shepherd, produziert von keiner geringeren Ikone in diesem Bereich als Walt Wilkins (ebenfalls bekannt als Walt Wilkins & The Mystiqueros), zudem auch mit seiner Frau Tina im Background singend und noch Gitarren-und Percussion-Klänge beisteuernd.

Die Zusammenarbeit ist gezeichnet von gegenseitiger Anerkennung und Respekt vor dem bisher Geleisteten. So betituliert Grossman Wilkins als den ‚Texas Country Jesus‘, während dieser den Ball so zurückspielt: „Ich war direkt von Jeffs Stimme angezogen. Echt, rau und wild, mit einem breiten emotionalen Spektrum. Danach begann ich mich mit diesem toll verarbeiteten Liedgut über wahrhafte Leute in der realen Welt, mit ihrer Komplexität und ihren Ecken und Kanten zu beschäftigen. Seine Aussagen sind einzigartig, klar und direkt und die Band nimmt sie ernst. Solche Jungs musste ich fördern. Es war ein verdammtes Vergnügen, dieses Album mit den Saints Eleven zu produzieren.“

Vom starken Opener „My Heart“ (schöne Tempowechsel, klasse Backings von Tina Wilkins) bis zum relaxten Countryschwofer „The Same“ zum Abschluss trifft man en masse auf knarzige Akustikgitarren, klirrende Mandolinen, sirenenartige Fiddeln, leiernde Steels, raunzendes Dobro, gluckerndes E-Piano, gurgelnde Orgeln und immer wieder schön dosiert eingestreute E-Gitarre, die alle von Wilkins glasklar herausgearbeitet wurden.

Grossmans Stimme liegt nach meinem Empfinden irgendwo in der Mitte zwischen den Band Of Heathens-Frontern Ed Jurdi und Gordy Quist, sodass teilweise auch eine gewisse musikalische Verbindung aufflammt, wie zum Beispiel beim Titelstück „Coming Back Around“, wobei die Saints Eleven allerdings deutlich countryesker unterwegs sind, wie etwa beim Heuler „Cryin‘ Time“, ein ‚Cryin‘ In My Beer‘-Song der etwas flotteren Art.

Herrlich auch das sparsam instrumentierte bluesige „For Those That Came“ das zunächst von Piano und Akustikgitarre bestimmt wird, im zweiten Teil mit einsetzender Orgel und Harmoniegesängen einen dezenten Gospeltouch erfährt. Mein Highlight ist das atmosphärische Duett von Jeff mit der stark singenden Courtney Patton (erinnert hier an Kathy Mattea) bei „Let Them Go“, wie es derart fesselnd wohl nur in Texas dargeboten wird. Herrlich hier auch die swampig surrende E-Slide-Gitarre und die quietschende Fiddle. Man bekommt fast eine Gänsehaut. Grandiosl!

Mit den Saints Eleven begegnen wir einer texanischen Band, die sich auf „Coming Back Around“ ausschließlich musikalischer Qualität und Spielfreude verschrieben hat, ohne aber dabei das melodische Element aus den Augen zu verlieren. Toller authentischer Stoff für Freunde von Acts wie Band Of Heathens, Dustin Bentall, Randy Rogers und Wade Bowen (auf ihrer Countryschiene), J.P. Harris, Josh Abbott & Co.

Eigenproduktion(2016)
Stil: Country & More

01. My Heart
02. Coming Back Around
03. Heartbreak Songs
04. Shelter Me
05. For Those That Came
06. Sunday Drive
07. Cryin Time
08. Strange Round Here
09. Almost Home
10. Let Them Go (feat. Courtney Patton)
11. The Same

Saints Eleven
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