Brent Cobb ist aufgefallen, dass er schon etwas länger nicht mehr als der typische (Southern) Rockmusiker wahrgenommen wird. Mir, der sich noch an seine grandiosen Alben „No Place Left To Be“ und „Providence Canyon“ gut erinnern kann und den Protagonisten aus dem Staate Georgia schonmal in einem kleinen Club in Köln live ungezwungen beiwohnen durfte, ist das in den letzten Jahren, besonders auf seinen letzten Werken, ebenfalls nicht verborgen geblieben.
Brent dazu: „Ich habe manchmal das Gefühl, dass es eine Kluft gibt, wenn die Leute zu unseren Shows kommen. Sie sehen mich vielleicht nur als Singer-Songwriter, der sich hinsetzt und ihnen eine nette kleine Geschichte aus dem Süden erzählt. Und dann singe ich ihnen ein Lied. Aber unsere Live-Shows rocken ziemlich. Manchmal sind die Leute davon überrascht. Ich möchte, dass die Leute ein Album haben, an dem sie sich orientieren können.“
Diese Selbstreflexion wird dann auch im Titel der neuen Scheibe und im Titeltrack an sich „Ain’t Rocked In A While“ deutlich proklamiert, wo der immer etwas introvertiert wirkende Musiker besonders im Schlussteil des wild rockenden Stücks auch vokal völlig aus sich herauszugehen scheint.
Und in der Tat überwiegt dann bei den meisten Songs im weiteren Verlauf, die mit seiner neuen Begleitband The Fixin’s, bestehend aus Ben Clark (Schlagzeug), Matt McDaniel (Gitarren) und Josh Williams (Bass), eingespielt wurden, der rockige Unterton.
„Ain’t Rocked In A While“ wurde von Cobb und Oran Thornton produziert und live im The Black Palace in Springfield, Missouri, aufgenommen.
„Beyond Measure“, das es gleich zweimal, einmal in einer Piano-Version am Anfang und einmal in der Band-Variante zum Ausklang, gibt, besteht eigentlich nur aus einem Refrain und umrahmt die anderen Songs als Intro und Outro.
Die zwei ruhigeren Lieder „In Our Hands“ und „Til Dawn“ erinnern in ihrer progressiven Art an die von Blackberry Smoke, ansonsten wird im klassischen Southern-Stil zünftig gerockt, Lynytd Skynyrds berühmtes „Gimme Back My Bullets“-Werk lässt grüßen. Da geht das Herz des geneigten Liebhabers dieser Zeit auf!
Am Ende bewahrheite sich auch bei Brent Cobb die alte Weisheit, dass Selbsterkenntnis immer der erste Schritt zur Besserung ist. Das Talent und Potential des Musikers war schon immer unverkennbar, seine Leistungen eigentlich bis dato konstant gut. Mit „“Ain’t Rocked In A While“ geht es, wie es sich schon auf dem Vorgänger „Southern Star“ andeutete, in jedem Fall weiter in der richtigen Spur!
Ob das nichtssagende Cover künstlerischen Wert hat oder nur einfach als scheußlich wahrgenommen wird, liegt wie immer im Auge des Betrachters.
Ol‘ Buddy Records (2025) Stil: Southern Rock
01. Beyond Measure (Piano) 02. Ain’t Rocked In A While 03. Bad Feelin‘ 04. Do It All The Time 05. Even If It’s Broke 06. In Our Hands 07. Powerman 08. Take Yer Meds 09. Til Dawn 10. Beyond Measure (Fixin’s)
Soweit ich weiß, dürfte jeder Southern Rock-Liebhaber meiner Generation und vermutlich darüber hinaus, auch einen Faible für die Musik von Thin Lizzy besitzen. Jeder davon wird sich vermutlich zumindest ihr legendäres Doppel-Live Album (und natürlich einige der tollen Studiowerke) zugelegt haben.
Ich hatte in der 9. und 10. Klasse des Rheinberger Amplonius Gymnasiums einen Englisch-Lehrer namens Paul Jenkins, der aus Dublin stammte und über ’sieben Ecken‘ mit der Familie Lynott verwandt gewesen ist. Er war es auch, der damals Songbesprechungen bei uns im Unterricht einführte.
Premiere feierte natürlich eine Single von Thin Lizzy aus der „Jailbreak“-Phase. Wir hielten auch nach seiner Rückkehr nach Irland bis zum heutigen Tage losen Kontakt. Vor gut einem Jahr berichtete er mir, dass er bei einem Umzug einer Lynott-Großnichte geholfen hatte und im Keller in einem Karton eine runde Metall-Schatulle mit der Beschriftung „N.T. ’82“ gesehen hatte.
Die Nichte Rosalie gab im zu verstehen, dass diese samt Inhalt schon viele Jahre lang unbeachtet vor sich hinschlummerte und dass er sie als Dank für seine Hilfe gerne mitnehmen könne. Paul schickte mir, wissend um meine Magazin-Tätigkeit, das inkludierte Tonband, mit dem Vermerk, dass ich es gerne behalten könne. Es war erstmal gar nicht so einfach für mich, überhaupt jemanden zu finden, der das Tape mit einem kompatiblen Gerät noch abspielen konnte.
Nach der ‚audiophilen Sichtung‘ blieb mir der Mund förmlich offen stehen. Es handelte sich zweifelsfrei um Countrysongs mit der Stimme von Dublins berühmten ‚Sohn‘ Philip Lynott, die sich auch von der musikalischen Qualität her überraschend gut anhörten. Um vermeintlichen rechtlichen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, nahm ich dann über Paul sicherheitshalber Kontakt zur Nichte auf und wir einigten uns auf einen Betrag von 1.500 Euro, mit dem sie mir sämtliche Übertragungsrechte schriftlich zusicherte (Bild-Credit: Danke an den werten Kollegen Jochen von Arnim, aufgenommen neben der Lynott-Statue in Dublin).
Parallel hatte ich Kontakt zu einem bekannten Lynott-Chronisten und auch zu Brian Downey aufgenommen, die mir beide unabhängig von einander bestätigten, dass Phil ein großer Countrymusikfan war und sich in der Zeit vor seinem Tod im Jahr 1986 immer wieder (meist unabgesprochen) für mehrere Wochen nach Nashville begeben hatte, was neben seinen Drogenproblemen zu weiteren Spannungen innerhalb seiner Stamm-Band beitrug.
Zudem hatte er dort wohl ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Johnny Cash (zwei Stücke sind hier von ihm mit Phil zusammen komponiert) samt Gattin June aufgebaut und war einige Male auf dessen Farm zu Gast gewesen (als Beleg kann man hier, den diesen beiden gewidmeten Track „Johnny The Cash Meets Junnie The Sweet“ hören).
Das Tape offenbarte letztendlich 13 Songs mit diversen Lynott-Kompositionen, inklusiv einiger Countryvariationen von bekannten Thin Lizzy-Klassikern wie „Southbound“, “ That Woman’s Gonna Break Your Heart“ und „Cowboy Song“ sowie eine furiose basslastige Version von Cashs „Folsom Prison Blues“, bei der Johnny gut erkennbar die Backgroundvocals singt.
Den Recherchen zufolge hatte dieser für Phil wohl auch den Kontakt zum legendären Nashville A-Team mit den Gitarristen Hank Garland, Ray Edenton (dazu hier Mandoline, Ukelele und Banjo), Fred Carter, Jr., Larrie Londin (Drums), den Keyboardern Floyd Cramer und Owen Bradley, den Fiddle- und Steel Guitar-Playern Johnny Gimble und Buddy Emmons hergestellt, das vermutlich, neben dem Protagonisten am Mikro (Phil versprüht auch hier, wie eh und je, sein energiegeladenes stimmliches Charisma) und Bass , für die musikalische Begleitung gesorgt hatte.
Speziell Owen Bradley, der als einer der frühen Architekten des Nashville-Sounds gilt, lieferte mit seinem berühmten Scheunen-Studio (Bradley’s Barn) die Räumlichkeiten und technischen Voraussetzungen zur Umsetzung des Projekts.
Ominös bleibt natürlich die „NT ’82“-Beschriftung der Schatulle (und auch der vergilbte Zettel innerhalb mit den Credits, aus denen man zumindest auf die Songtitel, besagte Musiker und Songwriter Rückschlüsse ziehen konnte), die meiner Ansicht nach als Abkürzung für „Nashville Tapes 1982“ stehen könnte. Ich habe das Band am Ende im Redroom Recording Studio des Rheinberger Musikers und Produzenten Heiko Dürr (u. a. Betontod) professionell digital ver- und nachbearbeiten lassen. Kompliment, was er letztendlich aus dem Band ‚herausgeholt‘ hat. Zu guter Letzt haben wir uns für den Album-Titel „I Am Just A Cowboy“, in Anlehnung an Phils Passion und den auch hier ganz am Ende vertretenen Thin-Lizzy-Klassiker „Cowboy Song“ entschieden.
Aus Kostengründen haben wir die CD in einem einfachen Pappschuber produzieren lassen (auf der Rückseite stehen lediglich die Songtitel), was dem Charme der damaligen Zeit aber eine durchaus gelungene Referenz erweist. Die CD mit einer Auflage von zunächst 1.000 Exemplaren, kann bei uns für 20 Euro (gegen Vorkasse) erworben werden. Bestellungen bitte an unsere SOS-Emailadresse (siehe auch unten beim Gewinnspiel erwähnt).
Ich habe jeweils vorab ein Exemplar an Rosalie und Paul als Dank versendet, die jedenfalls vom Ergebnis her hellauf begeistert waren!
Fazit: Wir meinen, herrlicher Outlaw Country Rock mit der typischen Power und dem Feeling von Phil Lynott – Hammer!
Wir verlosen natürlich drei Exemplare von „I Am Just A Cowboy“ wieder an unsere treuen Leserinnen und Leser.
Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:
Auch wenn der Name Phil Lynott immer mit der Stadt Dublin in Verbindung gebracht wird – in welcher englischen Grafschaft wurde er tatsächlich geboren?
a) Staffordshire b) Yorkshire c) Shepherdshire
Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 01.04.2025 (vor 24:00 Uhr) an dan@sounds-of-south.de. Wir losen unter allen richtigen Einsendern drei Gewinner/innen aus, die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert werden,
DanD. Records (2025) Stil: Outlaw Country (Rock)
Tracklist: 01. Whiskey In The Bar 02. Tailgate 03. Emalie 04. Southbound 05. Johnny The Cash Meets Junnie The Sweet 06. Singing In The Sunlight 07. The Shocker 08. That Woman’s Gonna Break Your Heart 09. Folsom Prison Blues 10. White Rose 11. Sad Situation 12. No More Love With You 13. Cowboy Song
Ich muss gestehen, dass ich lange Zeit mit traditioneller Country-Musik nur wenig anfangen konnte, besonders was die Zeiten betraf, bevor Garth Brooks So Glanzvoll in Erscheinung trat. Das hat sich mit fortschreitenden Jahren deutlich geändert, wobei ich mich frage, ob ich mittlerweile tatsächlich alt geworden bin.
In Wahrheit liegt es aber daran , dass viele Scheiben und Produktionen heute nicht mehr so altbacken klingen und die instrumentelle Umsetzung sowie die federführenden Interpreten deutlich eingängiger daherkommen. Ein gutes Beispiel dafür sind The Doohickeys. Hinter dem Namen verbirgt sich ein medienerprobtes Duo, bestehend aus Haley Spence Brown und Jack Hackett, das sich bei Arbeiten für das TV-Satire-Magazin der University Of California kennengelernt hatte und auf einer Halloween Party seine gemeinsamen musikalischen Interessen entdeckt hatte.
Mit “All Hat, No Cattle” bringen sie jetzt ihr Debütalbum heraus, nachdem sie mit Songs wie dem country-rockigen Opener “Rein It In Cowboy”, dem Titelsong und „This Town Sucks“ sowohl bei Auftritten, social media-mäßig, als auch in Kontest-Hinsichten, bereits großes Aufsehen erregt hatten.
Und auch meine Wenigkeit attestiert ihnen ein großartiges Erstwerk, das von Anfang bis Ende einen Hörgenuss mit viel Spaß (klasse Texte, schade, dass es nicht noch für ein kleines Steckfaltblatt im DigiPak gereicht hat), stimmlicher und musikalischer Abwechslung sowie instrumenteller Feinheiten bietet. Da sind zum einen der Wechsel von weiblichen und männlichen Leadgesang in allen Variationen (dazu in klasse Harmoniegesänge mündend), als auch die wunderbar satirischen, kritischen, oft auch mit sympathischer Selbstironie angelegten Texte, wie man es auch schon bei vielen Titeln wie „Too Ugly To HItchhike“, “All Hat, No Cattle” oder „I Wish My Truck Was Bigger“ direkt erahnen kann.
Letztgenannter Track beschreibt schön einen gewissen Neid, den man in unseren Sphären gewissen männlichen SUV-Fahrern zuschreibt, die beiden gehen hier sogar noch etwas weiter, was die Art des Fahrzeugs betrifft, in Amerika denkt man ja schon seit je her etwas größer… Klasse auch, wie im abschließenden „City Folk“, gemeine Städter humorvoll mit ihren Countrywurzeln in Einklang gebracht werden.
Ganz stark auf dem von Eric Corne produzierten Werk sind vor allem die vielen instrumentellen Feinheiten (Fiddle, viel weinende und leiernde Steel, klare Akustik- und E-Gitarren) der involvierten Musiker (u. a. Adam Arcos, Matt, Tecu, Jordan Bush, Aubrey Richmond, Eugen Edwars), die sehr modern und transparent zum Vorschein kommen. So erhält man am Ende einen sehr abwechslungsreichen Mix aus Country-rockigen, zum Teil mit dezenten Southern Rock-Anleihen, flotten Bakersfield- als auch typischem Storytelling-Country.
Am Ende ist es den Doohickeys mit ihrem Debüt „All Hat, No Cattle“ eindrucksvoll gelungen, mit traditionell gehaltenem Country, den reviewenden Stadtmenschen hier, der bis dato Rinder nur vom Sehen und auf dem Teller kennt, den imaginären (Cowboy-) Hut ehrfurchtsvoll ziehen zu lassen. Eine tolle Überraschungsscheibe am Ende des Jahres, die als klarer Kauftipp attestiert wird!
Forty Delow Records (2024) Stil: Country
01. Rein It In Cowboy 02. Can’t Beat My Ol‘ Beater 03. This Town Sucks 04. I Don’t Give A Damn About Football 05. I Wish My Truck Was Bigger 06. Farm Lawyer 07. Mr. Fix It 08. Too Ugly To HItchhike 09. All Hat, No Cattle 10. Please Tell Me You’re Sleepin‘ 11. You Can’t Dance 12. City Folk
Mit dem neuen Studiowerk “A Million Miles Later” feiert die US-Country Rock-Band Exile ihr 60-jähriges Bestehen. Exile? Ja, es ist wirklich die Band, die 1977 mit dem Titel “Kiss You All Over” einen Billboard Platz 1 belegte und die ebenfalls in Europa und insbesondere in Deutschland (u. a. 1978 mit “You Thrill Me”) erfolgreich war. Bei uns weniger bekannt sind allerdings die 10 Number-One-Hits von Exile in den US-Country-Charts, z. B. “Woke Up In Love” (1983), “Crazy For Your Love” (1984), “Hang On To Your Heart” (1985), “It’ll Be Me” (1986) – um nur einige zu nennen – sowie viele weitere, höhere Platzierungen in den Folgejahren bis 1991.
Die Single “Rough Around The Edges”, ein schneller Gitarren- und Piano- lastiger Country Rock spricht für die unveränderte Leidenschaft der Band, das “Geburtstagsalbum” mit 15 Eigenkompositionen und einer Cover-Version zu performen. Mit dem eigentlichen Opener “A Million Miles Later” beginnt der Mid-Tempo Country-Sound der Scheibe und variiert in schöner Abwechslung southern-gefärbte Klänge (“Too Far Gone”), lockere Refrain-Melodien (“Daydreamin’”) oder auch einfühlsame slow-acoustic Nummern (z. B. “Valentine Sky”).
Ganz wie in den besonders erfolgreichen Country-Charts-Zeiten prägen die lässig-entspannten Stücke (“Nothin’ But A Thang”), die unterschiedlichen Gute-Laune-Songs – vom Americana Country “Paint The Town” bis zum Sonnenschein-Reggae “This Ain’t Nothin’“ – die bleibenden Eindrücke der Produktion. Über den akustischen Gospel-Country-Track “Down In Cool Water” – in Begleitung der in Tennessee sehr bekannten Musikgruppe The Isaacs – findet der Longplayer abschließend relaxt den Weg zur Cover-Version von “Sixteen Tons”, dem legendären Tennessee Ernie Ford-Klassiker aus dem Jahre 1955.
Das Anniversary-Album “A Million Miles Later” der tatsächlich bereits 1963 in Richmond, Kentucky, formierten Band Exile verbindet ihren über lange Zeit beliebten Country-Rock-Sound mit neuen Einflüssen. Und so feiert Exile ein rundes Jubiläum mit einer äußerst erfreulichen Bilanz, die mit einem zwinkernden Blick vor allem auf die erfolgsverwöhnte Bandhistorie in den 80ern nostalgische Züge nicht verbergen kann.
Clearwater Records (2023) Stil: Country Rock / New Country
Tracks: 01. A Million Miles Later 02. Too Far Gone 03. After You 04. Daydreamin‘ 05. Keep On Pushin‘ 06. Valentine Sky 07. Nothin‘ But a Thang 08. Paint The Town 09. This Ain’t Nothin‘ 10. Rough Around The Edges 11. Nothing But Sunshine Now 12. Never Lets Go 13. Down In Cold Water 14. Just To Get Home 15. Sugar Free 16. Sixteen Tons
Die Texaner Mike And The Moonpies, die dieses Jahr ihr 15-jähriges Bandjubiläum feiern, hab ich bis dato nur mit einem CD-Review ihrer starken „Mockingbird„-Scheibe auf dem Radar gehabt. Das ist schon eine ordentliche Weile her, danach habe ich sie dann zu meiner eigenen Schande tatsächlich bis zu ihrem aktuellen Gig in unserer geliebten Kulturrampe aus den Augen (und den Ohren) verloren.
Das Schöne und Spannende bei solch vermeintlich hier unbekannten Bands bei einem Auftritt mitten in der Woche ist ja immer, was einen an einem solchen Abend von der Zuschauerresonanz, als auch natürlich vom musikalischen Aspekt her beschert wird. Um es vorwegzunehmen, es wurde ein herrlicher Gig in einer überaus gut gefüllten Rampe, in der sich offensichtlich viele Insiderfans des texanischen Quintetts aus Austin eingefunden hatten.
Bandleader Mike Harmeier hätte sich bei einem plötzlichen Stimmausfall jedenfalls keine Sorgen zu machen brauchen, einer der vielen begeisternd mitgehenden Fans direkt am Bühnenrand kannte so gut wie jeden Songtext auswendig und hätte vermutlich sofort das Mikro übernehmen können.
Die flotte Uptemponummer „Paycheck To Paycheck“ eröffnete den bunten Reigen der Songs, die sich von klassischem Country, Outlaw Country, New Country, Red Dirt, bis hin zum Southern Rock erstreckten. Mike (neben dem Gesang mit der Stratocaster im Rhythmusbereich und einigen Twinparts unterwegs) konnte sich dabei blind auf seine ‚Mondkuchen‘-Kumpels (Moon Pie ist übrigens ein Konfekt, das 1917 in Chattanooga erfunden wurde) verlassen.
Zum einen auf den wuchtigen Pedal Steel Player Zach Moulton (mit dem ‚Texas As Fuck‘-Schriftzug auf dem Rücken seines T-Shirts) mit vielen fiependen Einlagen, den quirligen Telecaster-Leadgitarristen Catlin Rutherford mit vielen filigran gespielten E-Soli, sowie die markante Rhythmusfraktion mit dem Angus Young-ähnlich aussehenden Drummer Taylor Englert, der an seinem Arbeitsgerät genau so wirbelte wie sein australisches Pendant und der wild-mähnige Bassist Omar Oyoque, der mit seinem Faible für Türkis-bestückte Ringe an den Fingern, ebenfalls durch seine mitnehmende und fröhliche Ausstrahlung, zu den Aktivposten auf der Bühne zählte.
Und so zogen die fünf Texaner ihr launiges Programm („Rainy Day“ mit ein wenig Marshall Tucker-Flair, der melodische Schwofer „Steak Night At The Prairie Rose“, das southern-rockige „Danger“ und der Red Dirt-Schunkler „You Look Good In Neon“ zählten dabei zu meinen Top-Favoriten) in einem durchgehenden Set bis zum abschließenden „Dance With Barbara“ gnadenlos durch. Fronter Mike Harmeier brauchte aus den genannten Gründen so gut wie gar keine Kommunikation zwischen den Stücken zu betreiben.
Am Ende ließ er sich eine Vorstellung der Band nach der ersten Zugabe „Cheap Silver“ natürlich nicht nehmen, die dann beim Rausschmeißer „We’ve Gone“ beim Outro (ohne Mike) nochmal instrumentell richtig Speed gab. Insgesamt ein stimmungsvoller Outlaw-Country-Gig mitten in der Woche, bei dem Mike And The Moonpies die Kulturrampe in eine echte Honkytonk-Hölle verwandelten.
Ein toller Abend, den man als Liebhaber solcher Musik nicht so schnell vergisst! Ich denke, auch die schönen und authentischen Bilder des Kollegen Mangold spiegeln die Stimmung und die Dynamik des Konzerts hervorragend wider.
Line-up: Mike Harmeier – lead vocals, electric guitar Catlin Rutherford – electric guitar, vocals Omar Oyoque – bass Taylor Englert – drums Zach Moulton – pedal steel, vocals
Wenn man wie ich bereits unzähligen Konzerten beigewohnt hat und diverse Künstler auch schon mehrfach gesehen hat, verfolgt man, gerade als Rezensent, bei einem erneuten Besuch gewisse Intentionen, man geht also nicht immer unbedingt um des reinen Musikvergnügens zu einem Gig.
Laura Cox war aufgrund ihres überragenden Albums „Head Above Water“ zu Anfang dieses Jahres, ein Quantensprung wie ich meine (vor allem beim Gesang), bei mir gesetzt, obwohl mir ihre bisherigen Live-Auftritte trotz ihres unbestrittenen Gitarrenspielkönnens eher ‚mittelprächig‘ in Erinnerung geblieben waren.
So war ich sehr gespannt, wie sie die neue, eher Country-rockige Fokussierung des Werks, auch auf ihre Live-Performance übertragen können wird. Die aufgebaute Lap Steel-Anlage ließ im Vorfeld da schon mal Gutes erhoffen. Netter Weise stellte sie sich vor Konzertbeginn noch für unser obligatorisches VIP-Bild zur Verfügung, obwohl sie, wie man es sofort bemerkte, doch gesundheitlich kränkelte, die Stimme bereitete Probleme.
Aufgrund der Tatsache aber, dass eine volle Hütte angesagt war, biss sie sich am Ende, um es vorwegzunehmen, vorbildlich professionell durch und begeisterte die dann auch zahlreich erschienene, gut mitgehende Audienz mit ihrer energiegeladenen Show.
Auch ich war zunächst vom Auftakt mit den drei Tracks der neuen CD „Wiser“, „Head Above Water“, „So Long“ und dem dazwischen positionierten ZZ-Top-umwehten „Bad Luck Blues“, richtig angetan, die Phase gehörte ganz klar dem heute modern gespielten Southern Rock, wo Laura besonders mit den typischen E-Soli zu punkten wusste.
Ab dem folgenden „Take The Broken Home“ verfiel sie dann aber, trotz sporadischer Lap Steel-Einlagen, zunehmend wieder fast bis zum Ende des Hauptteils hin, in die alte Hard Rock-Attitüde, was allerdings im Publikum überaus gut ankam. Mir persönlich fehlten allerdings das auf dem Album viele Akzente setzende Banjo, das garnicht zum Einsatz kam, als auch besonders die ruhigeren Tracks des aktuellen Silberlings wie „Old Soul“, „Before We Get Burned“, das hypnotische „Seaside“ oder „Glassy Days“.
Die Viererkonstellation mit ihr als einzige Gitarristin ließ die Umsetzung folgerichtig nicht zu, die sympathische US-Französin kann sich, anders als wie es die Studiotechniken zulassen, auf der Bühne natürlich nicht zweiteilen. Hier fehlte mir persönlich dann doch der ergänzende Saitenspieler. Die aufgestellte Lap Steel brachte dann zwar für die Fotografen mit ihr ein schönes Motiv, aber die sporadischen Einsätze hätten eigentlich auch mit dem Bottleneck auf ihrer E-Gitarre als Slide abgewickelt werden können.
Was mir, der über die vielen Jahre gelernt hat, bei einem Konzert etwas genauer zu beobachten, auch auffiel, war, dass ihre drei Mitstreiter bei ihrer One-Woman-Show, trotz jeweils eines Kurz-Solos (da verließ die Protagonistin dann die Bühne), ein paar zartgehauchten Harmoniegesängen und ein paar sporadisch sehr einstudiert wirkenden Posen zusammen mit Bassist Adrien Kah, quasi überwiegend zu einem Statistendasein verurteilt waren.
Das hatte schon was von einer imaginären Bühnendiktatur, wie man sie zum Beispiel von Bobby Ingram bei Molly Hatchet kennt, das natürlich völlig legitim und wahrscheinlich auch notwendig ist, wenn man in der heutig schnelllebigen Zeit im Musicbiz als Solokünstlerin seinen Lebensunterhalt dauerhaft verdienen möchte.
So musste ich dann bis zum gut performten Black Crowes-Cover „Hard To Handle“ und „Set Me Free“ (mit klirrendem Skynyrd-E-Solo) warten, bis zumindest mein Southern-Herz wieder zum Schlagen gebracht wurde. Mit „One Big Mess“, auch von „Head Above Water“, gab es aus den beschriebenen gesundheitlichen Gründen, trotz der hervorragenden Stimmung, nur noch eine Zugabe.
Fazit: Mademoiselle Cox‘ Entwicklung spricht Bände, was ihr Selbstbewusstsein, die Zuschauerzahlen als auch die damit verbundene Stimmung betrifft (darüber war sie auch offensichtlich erfreut und gerührt). Den Country-Spirit ihres aktuellen Albums, mit nur fünf, eher im Southern Hard Rock-Stil gespielten Tracks, konnte sie auf der Bühne allerdings noch nicht verbreiten. Trotzdem ein insgesamt lohnenswerter Besuch.
Line-up: Laura Cox (lead vocals, electric guitar, keys, percussion) Florian Robin: (keys, vocals) Adrien Kah (bass, vocals) Antonin Guérin (drums)
Klasse Abend im Kölner Carlswerk Victoria mit Kiefer Sutherland und seinem hochwertigen Begleit-Ensemble! Gut 1.200 Zuschauer sorgten für einen prächtigen und stimmungsvollen Rahmen für das Corona-bedingt verschobene Nachhol-Konzert in der Location auf dem Areal einer ehemaligen Wickelei-Fabrik im Stadteil Mülheim.
Als Support hatten die beiden Pete Seeger-Fans Marla, eine in Köln lebende junge Frau aus Heidelberg und der ebenfalls hier residierende Kanadier David Celia für 30 Minuten Gelegenheit, ihre Flower Power-umwehte Folkmusik im Duett, das maßgeblich auf ihren Akustikgitarren und den aufeinander abgestimmten Lead- und Harmoniegesängen basierte, einer größeren Audienz zu präsentieren und schon Werbung für ihre dann demnächst wieder im kleineren Rahmen stattfindenden Konzerte zu machen. Sie haben mit ihrem sympathischen Auftritt sicherlich den einen oder anderen Interessenten hinzugewonnen.
Nach einer halben Stunde Umbaupause betrat der Hauptact die gemütlich gestaltete Bühne und Kiefer stürmte als Letzter mit seiner knallroten Gibson ES-Gitarre ans Mikro, um mit „Ole‘ Lonely Life“ den Reigen seiner Eigenkreationen, gespickt mit einem Patty Loveless- (dem Countryheuler „Blame It On Your Heart“) und zwei starken Tom Petty-Covernummern („Ways To Be Wicked“ und „Honey Bee“) zu eröffnen.
Der ja zunächst hier eher als Schauspieler bekannte Protagonist (u. a. „Lost Boys“, „The Killing Time“, „Flatliners, „Flashback“, „24“ alias Jack Bauer) begeisterte vor allem mit seiner kommunikativen und glaubwürdigen Art (oder er ist halt ein guter Schauspieler, haha) vor den Songs, wo er zu einigen Tracks humorvoll (zum Beispiel vorm herrlichen „Going Home“, dem Schunkler „So Full Of Love“), aber auch authentisch („Bloor Street„), Anekdoten aus seinem bisherigen Leben zum Besten gab.
Gut gefiel mir der sich mit der clever zusammengestellten Trackliste, ständig erhöhende Intensitätsgrad des Gigs, der nach Americana-, Roots-, Country-lastigem Schwerpunkt, samt Springsteen-(„Something You Love“) und Bob Seger– Ingredienzien („County Jail Gate“), vor allem im letzten Drittel, als Kiefer von der Akustikklampfe wieder zu E-Gitarre überwechselte, in ein furioses Rockkonzert mündete.
Hier konnten dann die beiden starken Gitarristen Doug Pettibone (der auch mit klasse Lap- und Pedal Steel-Einlagen) und Ex-Black Crowes-Mitglied Marc Ford, den wir ja auch schon in kleinerem Rahmen mit seiner eigenen Band mal hautnah erlebt haben, sich ordentlich saitentechnisch austoben und den Stücken eine deutlich härtere Gangart auflegen. Klasse auch der sehr variabel agierende Phil Parlapiano (gibt es für einen Keyboarder eigentlich einen besser passenden Namen?), der mit Klimper- und E-Piano, als auch Synthie- und Orgel-Parts zu gefallen wusste.
Beim furiosen Abschluss des Haupteils, „Down In A Hole“, wurde auch die burschikose Drummerin Jess Calceterra bei ihrem fetzigen Polterfinish, mit einem parallelen Blitz-Spotlightgewitter visuell klasse in Szene gesetzt. Dass Sutherland die musikalischen Ideen noch lange nicht auszugehen scheinen, bewies die starke erste Zugabe „Friday Night“, ein brandneuer Song, der allerdings dann nochmals vom grandiosen Rausschmeißer „Agave“, einem Southern-Tex-Mex-Boogie, mit herrlichen Twins und Soli von Pettibone und Ford nochmals getoppt wurde.
Fazit: Kiefer Sutherland ließ bei seinem letzten Konzert der Tour in der Domstadt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er zu den wenigen guten Schauspielern gehört, deren Ausflug ins Musikgeschäft, eindeutig von Begeisterung und Können, anstatt von pekuniären Hintergedanken geprägt ist. Die Audienz konnte sich zufrieden auf den Heimweg begeben. Ein starker Gig des Kanadiers!
Line-up: Kiefer Sutherland (lead vocals, electric and acoustic guitar) Doug Pettibone (electric guitar, lap steel, pedal steel, vocals) Marc Ford (electric guitar, vocals) Joseph de la O (bass) Jess Calceterra (drums) Phil Parlapiano (keys, vocals)
Neues Album der Country-Singer/Songwriterin Kelsey Waldon! Die inzwischen 32-jährige Waldon war Kritikern bereits 2014 mit ihrem Debut “The Goldmine” aufgefallen und konnte 2019 den bei uns besprochenen Longplayer “White Noise/White Lives” auf verschiedenen Best of-Listen (z.B. Rolling Stone) platzieren. Ihre EP “They’ll Never Keep Us Down” (2020) mit Cover-Songs zur US-Bürgerrechtsbewegung war eine kämpferische Ansage und brachte ihre Intention, wieder ein selbstbewusstes und authentisches Album aufzunehmen, weiter voran.
Die neue Scheibe “No Regular Dog” ist Waldons viertes Studiowerk, das ihr kreatives Songwriting sorgfältig in den Mittelpunkt stellt; Kelseys Stimme verbreitet das typische Country-Flair einer traditionsreichen Stilrichtung ihrer Heimat Kentucky. Der Titeltrack eröffnet die Scheibe in harmonisch fließender und entspannter Coolness, mit überzeugenden Lyrics, die auch in der ersten Single des Albums (“Sweet Little Girl”) keine Randnotiz beschreiben, sondern die intensive Sehnsucht sich selbst zu finden und den richtigen Weg zu beschreiten.
Dieses ehrliche Story-Telling folgt in “Tall And Mighty”, im 70er Jahre Country-Rock-Sound, vielen legendären Vorbildern. Deutlich in der Tradition einer ganzen Reihe von Country-Ladies, die wie Kelsey Waldon ihre bewundernswerte Ausstrahlung einer tiefen musikalischen Verbundenheit verdanken, wirkt das Stück nicht zuletzt durch seine zeitlose Komposition.
Das Verdienst der maßgeblichen Mitgestaltung gebührt ohne Zweifel Shooter Jennings, der u.a. auch als Produzent von Brandi Carlile und Tanya Tucker, die 11 Aufnahmen von ”No Regular Dog” als erfahrener -Rocker wesentlich begleitet hat. Seine Erfahrungen zeigen sich in Songs, wie “You Can’t Ever Tell”, einer liebevollen Old-Time Country-Ballade, oder den wunderbaren “Season’s Ending”, einem John Prine Tribute-Song, der in seinem soulful Harmonies dem Mentor von Kesley Waldon gewidmet ist und einer Ehren-Hymne gleichkommt.
Mit bestechender Vocal-Eleganz und immer wieder auffallend feinen Text-Passagen, z.B. im “Backwater Blues” oder dem Liebeslied “Simple As Love”, findet Waldon einfühlsam Geschichten des ländlichen Amerika, die musikalisch ebendort angesiedelt sind – hauptsächlich interpretiert von Fiddle, Banjo, Pedalsteel und Guitar. Ein akustisches Country-Folk-Traditional-Album, das mit “Progress Again” (dem letzten Song) Waldons persönliche Story aufarbeitet.
Eine kleine Krönung der gesamten Produktion kommt von Country-Ikone Jim Lauderdale mit seiner Introduction zu “Sweet Little Girl”: “All the way from Monkeys Eyebrow, Kentucky, here’s Kelsey Waldon”, und “adelt” damit in höchst anerkennender Weise die junge Country Lady. Mit “No Regular Dog” wird ein auf Anhieb erfrischend herzlich wirkendes Country-Roots-Album einer sehr begabten und couragierten Interpretin veröffentlicht.
Oh Boy Records (2022) Stil: Country
Tracks: 01. No Regular Dog 02. Sweet Little Girl 03. Tall And Mighty 04. You Can’t Ever Tell 05. Season’s Ending 06. History Repeats Itself 07. Backwater Blues 08. Simple As Love 09. Peace Alone (Reap What You Sow) 10. Progress Again 11. The Dog (Outro)
Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich Whiskey Myers bis dato im Southern Rock-Genre nicht so gebührend auf dem Schirm hatte, wie es hätte sein sollte. Klar, wir haben hier über ihre CD „Mud“ berichtet und auch schon ein kurzes Interview gemacht und die meisten ihrer Werke besitze ich auch, aber so ist zum Beispiel ihr letztes Album in 2019, das immerhin Platz1 der Country Billboard Charts und Platz 6 der allgemeinen Charts erreicht hat, ein echter Durchbruch gewesen.
Fairerweise muss ich sagen, dass dieses auf den üblichen Kanälen, soweit ich mich erinnere, hier auch nicht angeboten worden war. Jetzt ist aber ihr neues Werk „Tornillo“ wieder in der Hand von unseren Freunden von Oktober Promotion gelandet und ich bin auch echt froh, dass es so gekommen ist. Eine Wahnsinnsscheibe!
Benannt ist sie nach der Stadt an der Grenze von Texas zu Mexico, die für ihr Auffanglager für minderjährige Mexikaner unrühmliche Schlagzeilen produziert hat. Whiskey Myers hatten den Longplayer, nur wenige Kilometer von dort entfernt, 21 Tage isoliert im 2.300 Hektar großen Sonic Ranch Studio, eingespielt.
Das Titelstück und der Opener zugleich, nur mit Trompeten gespielt, erinnert an Beerdigungsbegleitung und erscheint mir als Synonym für die dortigen bedrückenden Verhältnisse, mit kritischem Unterton behaftet zu sein. Apropos Bläser, die haben Whiskey Myers zum ersten Mal deutlich spürbar integriert. Allerdings ohne, dass es auf den Wecker geht, eher um sehr geschickt, ähnlich wie Lynyrd Skynyrd auch zum Teil sporadisch, den treibenden Groove der meisten Songs zu verstärken. Paradebespiel dafür ist das herrlich folgende „John Wayne“.
Gerade Skynyrd-Fans werden bei rassigen Songs wie „Feet’s“ (eine Art Mischung aus „MCA“, „T For Texas“ und „Smokestack Lightnin'“), „Mission To Mars“ (unterstützt vom Backgroundgesang der McCrary Sisters) und dem blues-rockigen „Bad Medicine“ (großartige E-Soli, starke BGVs wieder von den Schwestern) eine Träne im Auge verdrücken und sich fragen, ob ihre alten Helden, sich nochmals für ein letztes Album auf diesem Niveau aufraffen können.
Gegen Ende wird es besonders großartig. Bei „Heavy On Me“ klingt es wie eine Session zwischen den Stones und den Allman Brothers, „Other Side“ wirkt wie eine Southern Rock-Variante von „All Along The Watchtower“ und das schwermütige „Heart Of Stone“ setzt im Stile der ebenfalls für Furore sorgenden Kollegen von The Steel Woods, mit melancholischer Akustikgitarre, Mollpianotönen und grummelnden Streichern, ein weiteres eindrucksvolles Ausrufezeichen zum Abschluss der CD.
Mit „Tornillo“ ist Whiskey Myers ein echter Geniestreich gelungen. Man findet die Scheibe (ohne jeden kleinsten Durchhänger) mit jedem Hördurchgang immer noch ein Stückchen besser. Die Texaner um Sänger Cody Cannon setzen sich damit in diesem Jahr eindeutig an die Spitze des Southern Rock-Genres und sind bei mir persönlich ein ganz heißer Kandidat für das beste Album in 2022. Absoluter Kauftipp!
Label Wiggy Thump Records (2022)) Stil: Southern Rock
01. Tornillo 02. John Wayne 03. Antioch 04. Feet’s 05. Whole World Gone Crazy 06. For The Kid 07. The Wolf 08. Mission To Mars 09. Bad Medicine 10. Heavy On Me 11. Other Side 12. Heart Of Stone
Part 2 eines für uns arbeitsreichen Wochenendes. Nach dem wir am Tag zuvor bei den Hard Rock-Urgesteinen Europe und Whitesnake ‚fremdgegangen‘ waren, bewegten wir uns mit dem Besuch der beiden Lovell-Schwestern, alias Larkin Poe, am Samstag in der Live Music Hall zu Köln, wieder zurück in das von uns bevorzugte Terrain.
Die geplanten Larkin Poe-Konzerte zuvor, waren wegen der Corona-Pandemie jeweils zweimal verschoben worden. Diesmal konnte der Gig endlich stattfinden, die Location des (zurecht) ordentlich gehypten Duos (durch Bass und Schlagzeug ergänzt) in der mit 1.300 Besuchern rappelvollen Hütte, konnte nun endlich stattfinden.
Wie sooft bei Konzerten (auch am Abend zuvor) lief uns das uns nahestehende, musikbegeisterte Ehepaar Doreen und Mario Scholten über den Weg, das sich schon am Nachmittag im Rahmen eines ‚Meet And Greet‘ (der Göttergatte war von seiner Herzensdame zum Geburtstag damit beglückt worden) mit den beiden Protagonistinnen getroffen hatte. Die beiden berichteten von zwei sehr angenehmen und trotz ihres Erfolges, sehr natürlich und lebensnah gebliebenen Musikerinnen.
Als Support begannen pünktlich um 19:00 Uhr die beiden Briten Issy Ferris und Archie Sylvester (Ferris & Sylvester). Die hatten ihre knapp 2 Monate junge, erste CD „Superhuman“ mit im Gepäck, aus dem die beiden dann naturgemäß auch viele Stücke wie u. a. „The Party’s Over“, „Golden“ und „Flying Visit“, präsentierten.
Zu gefallen wussten auch die eigenwillig integrierte Cover-Version des Jimi Hendrix-Klassikers „Little Wing“ sowie der schnippische „London’s Blues“ zum Abschluss ihrer gesanglich als auch instrumental anspruchsvollen Performance. Ferris & Sylvester wurden begeistert mit durchgängig viel Applaus nach ca. 45 Minuten vom Publikum in den verdienten Feierabend verabschiedet.
Line-up Ferris & Sylvester: Issy Ferris: lead vocals, acoustic guitar, bass, percussion Archie Sylvester: guitars, lead vocals
15 Minuten später war schon die Bühne für den Hauptact Larkin Poe angerichtet. Der Name des Duos aus Atlanta, Georgia, stammt, wie ich recherchieren konnte, von ihrem Ur-Ur-Ur-Großvater, der übrigens wohl ein Cousin des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allen Poe war. Die beiden waren ziemliches Neuland für Fotograf Gernot und mich, da wir die bisherigen Reviews zu ihren letzten Scheiben (u. a. „Self Made Man“ und „Kindred Spirits“ immer unserem Benjamin im Magazin, Stephan Skolarski, überlassen hatten.
Die beiden Schwestern führten dann mit ihren beiden Mitstreitern, Tarka Layman und Kevin McGovan, die sich überwiegend mit ihrer Rhythmus-gebenden Arbeit im Hintergrund hielten, durch ein unterhaltsames. 15 Tracks (inklusive einer Zugabe) umfassendes Programm, das von südstaatlich umwobenen Traditional-Blues und Southern Rock geprägt war.
Fronterin Rebecca war dabei naturgemäß mit ihrer pfiffigen und kommunikativen Art die dominantere Persönlichkeit, Schwesterherz Megan, diejenige, die eher auf die instrumentelle Konzentration fokussiert war. Sie steuerte allerdings neben ihren klasse Slides auf ihrer Umhänge-Lap Steel, auch präzise sitzende Harmony-vocals bei. Aber auch Rebecca wusste mit einigen knarzigen Soli auf ihren beiden benutzten E-Gitarren zu gefallen. Begeistert hat mich vor allem ihrer wunderbar klarer Gesang, der mich irgendwie an eine Annie Lennox in einer Southern-Variante erinnert hat.
Als Freunde des Southern Rocks hatten wir natürlich an Songs wie „Keep Diggin'“, „Bleach Blonde Bottle Blues“, „Holy Ghost Fire“, „Back Down South“ (mit integrierten ABB-„Blue Sky“-Kurz-Intermezzo), „Summertime Sunset“, „Black Echo“ und „Blue Ridge Mountains“, besonderen Spaß.
Den zünftigen Abschluss bildet „Wanted Woman / AC/DC“, bevor in der vom Publikum heftig eingeforderten Zugabe mit „Come On In My Kitchen“ den alten Traditional-Blues-Größen der Marke Robert Johnson & Co. Tribut gezollt wurde.
Larkin Poe lieferten an diesem Abend ein überzeugendes Konzert ab. Schön zu wissen, dass sich der Southern Rock auch im weiblichen Nachwuchsbereich keine Sorgen zu machen braucht. Beim nächsten Besuch in der Domstadt, behaupte ich mal, wird eine Halle der größeren Kategorie für die mittlerweile in Nashville, Tennessee, ansässige Band gebucht werden müssen. Klasse Leistung der Mädels!
Line-up Larkin Poe: Rebecca Lovell: lead vocals, electric guitar Megan Lovell: lap steel guitar, bgv Tarka Layman: bass Kevin McGovan: drums
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