Black Star Riders – Wrong Side Of Paradise – CD-Review

Review: Michael Segets

Heute wildere ich mal in fremden Regionen. Sonst für SoS meist in Sachen Roots Rock und Americana unterwegs, steht heute ein Ausflug in den Rock an der Grenze zum Hard Rock an. Im Herzen bin ich ja ein Rocker, für die härteren Gangarten konnte ich mich allerdings nie so richtig erwärmen. Als ich die erste Auskopplung „Better Than Saturday Night“ wahrnahm, dachte ich aber, dass die Black Star Riders ein genaueres Hinhören wert sind. Der Verdacht bestätigt sich bei der Sichtung von „Wrong Side Of Paradise“.

Seit etwas über zehn Jahre existiert die Band. Die Gründungsmitglieder spielten zu der Zeit alle bei Thin Lizzy und wollten mit eigenen Songs neue Wege beschreiten. Marco Mendoza und Damon Johnson verließen die Band 2014 beziehungsweise 2019. Scott Gorham spielte den aktuellen Longplayer ebenfalls nicht mit ein, begleitet aber die angekündigte UK-Tour in diesem Jahr. Letztlich bleibt nur noch Ricky Warwick (Gesang, Gitarre) von den ursprünglichen Musikern. Zur aktuellen und verjüngten Besetzung gehören Christian Martucci (Gitarre), Robbie Crane (Bass) und Zak St. John (Schlagzeug).

Die ersten vier Alben der Black Star Riders schossen in Deutschland allesamt kurzfristig in die Top-Thirty. In Großbritannien gelang „Heavy Fire“ (2017) sogar der Sprung in die Top-Ten. „Wrong Side Of Paradise“ weist auf alle Fälle das Potential auf, an diese Erfolge anzuknüpfen. Das Album geht insgesamt ein hohes Tempo, für Balladen nimmt sich die Band keine Zeit. Für den Hard Rock typische Gitarrenklänge tauchen häufig in den Songs auf.

Wie beim Opener „Wrong Side Of Paradise“ oder auch beim Rausschmeißer „Life Will Be The Death Of Me“ halten sich die Gitarrensoli aber insgesamt in Grenzen, sodass die Songs straight durch gespielt werden und melodisch bleiben. Bei „Pay Dirt“ und „Catch Yourself On“, welche sich noch in meinem Geltungsbereich bewegen, folgen die Black Star Riders ebenfalls deutlich Hardrock-Pfade. Der einzige Song, den ich nicht mitgehe, ist der zweieinhalbminütige „Crazy Horses“.

Das vom kräftigen Schlagzeug getriebene „Hustle“ punktet durch die Mundharmonikapassagen und die Backgroundsängerinnen. Die erdiger gehaltenen Stücke des Albums liegen eher auf meiner Linie. Vor allem „Green And Troubled Land“ und „Don’t Let The World Get In The Way“ – einschließlich eines Gitarrensolos, das nochmal kurz die Affinität der Black Star Riders zum Hardrock aufblitzen lässt – überzeugen durch die Refrains mit hohem Wiedererkennungswert.

Eingängig ist auch „Riding Out The Storm“, das daher mit gutem Grund als zweiter Track des Longplayers veröffentlicht wurde. Neben dem schon erwähnten Highlight „Better Than Saturday Night“, bei dem übrigens Joe Elliott (Def Leppard) mitsingt, glänzt „Burning Home“. An dem herausragenden Titel gibt es nichts auszusetzen: klare Struktur, erdige Gitarren und mehrstimmiger Background im Chorus, der zum mitsingen einlädt.

Die Songs der Black Star Riders auf „Wrong Side Of Paradise“ liegen zwischen Rock und Hard Rock. Für den SoS-Leser wird das Album vielleicht nicht in Gänze, aber zumindest in Auszügen interessant sein. Der gradlinige Rocker „Better Than Saturday Night“ oder das rootsige „Burning Home“ sind Anspieltipps. Um die Ohren durchzupusten, ohne dabei in Extreme zu verfallen, eignet sich der Longplayer sowieso.

Earache Records – Edel (2023)
Stil: Rock/Hard Rock

Tracks:
01. Wrong Side Of Paradise
02. Hustle
03. Better Than Saturday Night
04. Riding Out The Storm
05. Pay Dirt
06. Catch Yourself On
07. Crazy Horses
08. Burning Home
09. Don’t Let The World Get In The Way
10. Green And Troubled Land
11. Life Will Be The Death Of Me

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Oktober Promotion

Gary Moore – How Blue Can You Get – CD-Review

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Der nordirische und leider viel zu früh verstorbene Gary Moore, hatte zu Lebzeiten, so behaupte ich es einfach mal, auch in unseren präferierten Musikgeschmackskreisen, eine gewisse Relevanz.

Bei mir persönlich trat er mit seinem Einstieg für Brian Robertson bei Thin Lizzy auf dem auch heute noch gerne gehörten Werk „Black Rose“ erstmals in Erscheinung. Nach seinem kurzen Intermezzo dort, landeten dann diverse Alben aus seiner Hard Rock-Ära in meiner Sammlung und naja, sein wohl mit erfolgreichstes Album samt der Hinwendung wieder zum Blues mit „Still Got The Blues“ war damals 1990 quasi ein Pflichtkauf.

Live habe ich ihn einmal zwölf Jahre später gesehen, als er ziemlich aufgedunsen, den Support für ZZ Top in der ausverkauften Grugahalle in Essen gab. In 2011 erlitt Moore dann ja bekanntlich im Schlaf  einen für ihn tödlichen Herzinfarkt.

Zum 10-jährigen Gedenken hat man jetzt nochmal in seinen Archiven gekramt und einige bisher ungehörte und unveröffentlichte Deep Cuts und Alternative Versionen gefunden. Insgesamt sind dann acht Stücke unter dem Albumtitel „How Blue Can You Get“ zusammengekommen.

Die Gesamtspielzeit ist aufgrund der Tatsache, dass sich fünf Tracks im nahen 6-Minuten-Bereich und darüber hinaus befinden, trotzdem recht ordentlich. Den Einstieg bestreiten mit „I’m Tore Down“ und „Steppin‘ Out“ zwei Stücke, die im Prinzip für reflexartiges Losagieren von Blues Rock-Gitarrenfricklern der Marke King, Collins, Clapton, Bonamassa & Co. prädestiniert sind.

Ganz schön finde ich, wie hier der Unterschied, und das gleich an vier Beispielen, zwischen einer anmutenden Schmuse-Blues-Ballade und einem Slow Blues aufgezeigt wird.

Während sich „In My Dreams“ und „Love Can Make A Fool Of You“ mit ihren pathetisch-hymnischen E-Hooks und -Soli im klaren Fahrwasser des Megahits „Still Got The Blues“ bewegen, und eher auf die Emotionen des Hörers fokussiert sind, stehen beim Titelstück sowie dem abschließenden starken „Living With The Blues“ eher die Emotionen des Künstlers selbst im Vordergrund, die sich mittels besonders schmerzlichem Gesang und tiefgreifendem E-Gitarrenspiel ausdrücken.

Nicht zu vergessen noch die zwei Tracks, die für unsere Klientel besonders interessant erscheinen: zum einen das texas-bluesige „Looking At Your Picture“, bei dem dezente Reminiszenzen Richtung SRV, Arc Angels oder Storyville geweckt werden, zum anderen das in bester ABB-/Gregg Allman-Manier southern-bluesige „Done Somebody Wrong“, bei dem Moore auch seine Slide-Qualitäten auspackt.

Somit erweist sich „How Blue Can You Get“ ebenso als schöne Zugabe für Gary Moore-Fans und -Sammler wie auch für Liebhaber der klassischen Ikonen des Blues, beziehungsweise des Blues Rocks. Insgesamt eine wirklich schöne Erinnerung an den Nordiren.

Label: Mascot Label Group (2021)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. I’m Tore Down
02. Steppin‘ Out
03. In My Dreams
04. How Blue Can You Get
05. Looking At Your Picture
06. Love Can Make A Fool Of You
07. Done Somebody Wrong
08. Living With The Blues

Mascot Label Group
Another Dimension